Einführung: Das Zeugnis Gottes und der Sieg des Glaubens
Epistel aus 1. Johannes 5,9-12
Ich lese noch einen Vers vorher, den Vers 4:
Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Jetzt kommt unser Abschnitt, Vers 9 bis 12 oder bis 13:
Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, so ist Gottes Zeugnis größer, denn das ist Gottes Zeugnis, das er gegeben hat von seinem Sohn.
Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat solches Zeugnis in sich.
Wer Gott nicht glaubt, der macht Gott zum Lügner, denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott von seinem Sohn gegeben hat.
Und das ist das Zeugnis: Gott hat uns das ewige Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn.
Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.
Solches habe ich euch geschrieben, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt.
Herr, mach uns jetzt ganz gewiss, wo das Leben liegt. Amen!
Die Hingabe in der Mission als Ausdruck des Lebens
Das ist eine bewegende Arbeit, in der Bruder Schöttlendreier steht. Liebe Gemeinde, allein 3.500 hauptamtliche Mitarbeiter sind nur in diesem Missionswerk, den Wycliffe-Bibelübersetzern, tätig. Und das ist eine ungeheure Zahl. Jeder dieser einzelnen Mitarbeiter bringt große Hingabe, Einsatz, Entbehrungen, Verzicht und Leiden ein. Man kann nur fragen, wie das eigentlich möglich ist, heute überhaupt Mitarbeiter für so ein Werk zu finden.
Ein anderer denkt vielleicht mehr an die Finanzen und fragt sich, was das nur für eine Sache ist, wenn man überschlägt, wie viel Geld zusammenkommt. Es sind enorme Summen, die heute weltweit von Menschen freiwillig und ohne Zwang für dieses Werk der Mission gegeben werden.
Da würden sich eigentlich die Werbefachleute danach ausstrecken und sagen: Wie muss man das machen? Mit einer Werbeaktion allein kann man das nicht erreichen. Wir erleben ja auch hier und da, wenn uns irgendwo ein Werbeblatt einer Mission in die Hand gedrückt wird, dass man es gelangweilt liest und dann wieder zur Seite legt. Es steht viel drin und doch nicht viel. Man weiß eigentlich nicht, was man damit anfangen soll. Oder man bekommt eine dicke Broschüre. Das kann man nicht mit Aufrufen, Papier und Reklame bewirken.
Was ist das? Menschen haben in ihrem Leben eine Entdeckung gemacht. Sie sind einmal in ihrem Leben auf etwas gestoßen, das sie gefesselt hat. Und das lässt sie nicht mehr los. Dieses eine, was sie gefunden haben, ist größer als alles andere. Sie können nicht einfach sagen, dass sie in den Dienst der Mission gehen. Nein, sie haben vorher eine Entdeckung gemacht.
Dann war das der nächste Schritt, als sie sagten: Jetzt müssen alle Menschen die Möglichkeit haben, das gleiche Glück zu erfahren wie ich, die gleiche Freude zu empfinden, die gleiche Geborgenheit zu erkennen wie ich.
Die persönliche Begegnung mit dem Evangelium
Sie sind in Ihrem Leben auf das Evangelium Jesu gestoßen. Man kann das Evangelium ein ganzes Leben lang kennen, von Kindheit an. Doch plötzlich zu erkennen: Nein, Jesus ist der Herr, und er lebt – das ist etwas anderes. Dieser Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat, interessiert sich persönlich für mich, eine kleine Person. Mein Leben, mein Tagesablauf, meine Probleme gehen ihn direkt an.
Dieser große Herr will mich haben, mit mir einen Bund schließen und sich fest mit meinem Leben verbinden. Es geht nicht nur darum, dass wir gelegentlich in unserem Gottesdienst an die Mission denken. Das wäre eine Qual. Wirklich lebendig sind wir erst, wenn wir entdecken, dass es hier um unsere Sache geht, die verhandelt wird.
Wir stehen alle im gleichen Erkennen. Wir haben denselben Fund gemacht. Das ist es, was uns verbindet – egal, ob jemand in Nepal, in Südtansania, in Uganda, in Lima oder anderswo im Dienst steht oder ob ich hier mitten in Stuttgart unter meinen Freunden und in meiner Familie etwas weitergeben und von der Größe meiner Entdeckung erzählen möchte.
Ich habe in meinem Leben das Leben gefunden. Ich bin auf die Spur gekommen. Seitdem bereue ich keinen Tag. Wenn ich verzweifelte Menschen um mich sehe, Menschen, die keinen Mut mehr zum Leben haben, sage ich: Ich weiß, dass auch bei Ihnen heute das lohnende, reiche Leben beginnen kann. Davon möchte ich sprechen.
Es ist mehr, als die Welt bieten kann.
Die Begrenztheit der Weltlichen Angebote
Mein erster Punkt ist: Die Welt kann nichts Gleichwertiges anbieten.
Es gibt immer wieder solche Sätze, in denen Leute auf ihre rührende, mitfühlende Art zu einem Missionar sagen: „Ja, sagen Sie mal, es ist ja enorm, was Sie da leisten und entbehren.“ Mir ging es gestern Abend selbst so, als wir noch ein wenig mit Familie Schüttlendreier zusammensaßen. Ich fragte, wie das denn ist, wenn dort jemand schwer krank wird. Er erzählte, dass es keine Funkverbindung und kein Telefon gibt und dass man sechs Tage zu Fuß gehen muss, um ein Flugzeug zu benachrichtigen, das den Patienten überhaupt abholt.
Dann denken wir aus unserer Kultur und bester Versorgung heraus, dass Menschen so viele Entbehrungen auf sich nehmen. Wir denken immer wieder: Das ist doch ein Verzicht. Doch die Missionare sagen uns: „Nein, wir sind in der Versorgung Gottes.“
„Ja, aber ihr könnt doch viel nicht mehr tun, oder? Ihr habt kein warmes Wasser, ihr lebt unter schwierigen hygienischen Verhältnissen, ihr müsst so viel entbehren mit euren Kindern, mit euren Familien.“
Da machen wir eine interessante Entdeckung: Menschen, die das Leben in seinem wirklichen Gehalt entdeckt haben – das wirklich lohnende Leben – finden die Angebote dieser Welt nicht mehr attraktiv genug.
Diese Welt ist ja eine wunderbare Schöpfung unseres Herrn. Wenn wir später ein paar Bilder von der Bergwelt des Himalaya sehen oder selbst im Urlaub hinausgehen und uns an der einmalig großen Schöpfung freuen, dann wissen wir, wie schön die Welt sein kann.
Aber schon wenn ein kleines Kind – denken wir an unsere Taufkinder – in diese Welt hineingeboren wird, dann wird die Welt nicht nur von der beglückenden Schönheit dieser Kinder umgeben. Es beginnt lange vorher, bevor sie in die Schule gehen, und mit dem Schulleben fängt der Ernst des Lebens an.
Plötzlich wird dieses Leben in dieser Welt für uns alle zu einer furchtbaren Fessel. Es ist, als würde man auf eine Rennbahn treten und mit vielen anderen diesen Lauf mitrennen. Man muss sehen, dass man vorne bleibt. Wer kann es sich leisten, schon in der Schule hinten zu bleiben und abzuhängen? Man muss mit, man muss mit – diese Welt hat ihre Gesetze.
Dann muss man vorwärtskommen, einen Beruf haben, in der Welt etwas leisten. Das ist ja schön, aber wir kennen auch, wie das uns belastet. Wie manche nachts nicht mehr schlafen können vor Spannung. Die Abiturienten unter uns, die bald ihre erste Prüfungsarbeit schreiben, wissen, wie es ist, wenn man in dieser Welt gefordert wird.
Dann spüren wir auch noch, dass die Welt eine Faszination auf uns ausübt. Diese wunderbare Schöpfung Gottes hat uns im Griff, indem sie uns alles anbieten kann, was das Genießen betrifft. Viele Dinge bräuchten wir eigentlich gar nicht, und doch wollen wir sie haben – nur in der Hoffnung, dass wir dabei die Befriedigung unserer Gefühle finden.
Das, was man heute gemeinhin mit „Befriedigung der Lust“ nennt und umschreibt mit: „Wir brauchen das doch, wir sind doch darauf angelegt, dass es uns wohl ist in der Welt, und deshalb brauchen wir doch so viel, nach dem wir uns sehnen.“
Wir wissen, welche furchtbaren Wunden das schon in unserem Leben geschlagen hat, wo wir einfach sagen: „Ich muss diesen Weg gehen, weil ich das brauche zu meiner Lüfterfüllung.“ Obwohl ich weiß, dass Gott mir diesen Weg verwehrt hat.
Und dann brechen wir über alles hinweg und durch alles hindurch, nur um das zu haben: Leben, Leben haben.
Die Überwindung der Welt durch den Glauben
Der Johannes schreibt in seinem Brief an die Gemeinde, dass man die Welt überwinden kann. Man kann diese Welt überwinden – die Welt in ihrer ganzen Faszination, in all dem, was uns prägt und beeinflusst.
Man kann die Welt jedoch nicht überwinden, indem man sich von ihr abschließt und absondert. Wie oft haben Christengemeinden versucht, die Rollläden an ihren Häusern herunterzulassen und zu sagen: „Wir machen nicht mit bei der modernen Technik, wir machen nicht mit bei den modernen Errungenschaften, wir bleiben beim Stand von vorgestern.“ So wollten sie sich von der Welt freihalten.
Doch das stimmt nicht. Die Welt ist ja in mir drin. In dem Moment, in dem ich geboren werde, bin ich ein Teil dieser Welt. Ich werde von Versuchungen geplagt, von meiner Lust getrieben, ich werde mitgerissen. Ich streite um meiner Leidenschaft willen und lasse mich treiben dorthin, wo ich gar nicht hinwill.
Ganz gleich, ob ich nun an den modernen Errungenschaften teilhabe oder nicht – so kann ich der Welt nicht entfliehen. So kann ich die Welt nicht überwinden.
Das wahre Leben in Gottes Zeugnis
Deshalb mein zweiter Punkt: Leben ist mehr, Leben ist mehr.
Gott hat sein Zeugnis gegeben. Das steht hier, als ob es vor Gericht wäre. Wenn ein Richter schließlich die Wahrheit ergründen muss, sucht er seine Zeugen.
Wir hatten ja in den letzten Tagen die erschütternden Berichte über eine Fußballmannschaft, bei der es um einen Meineid ging. Wir haben diesen Fußballspielern leid getan, wie sie in eine ganz unglückliche Sache hineingeraten sind. Aus Kameradschaft sagten sie, wir halten dicht und nehmen auch noch den Meineid auf uns. Doch nun sagt plötzlich die Öffentlichkeit: Ja, liebe Leute, das geht doch nicht.
Das Ende ist noch nicht erreicht, und unsere Welt ist sehr kritisch. Meineid gibt es nicht. Wer ein Zeugnis abgibt, muss ein wahres Zeugnis sagen. Deshalb sagt Johannes hier am Anfang unseres Abschnitts: Wenn Menschen ein Zeugnis geben, dann nehmen wir das Zeugnis doch ernst. Wir müssen doch davon ausgehen, dass das wahr ist, was uns einer sagt. So leben wir ja. Wir nehmen das ernst, was uns mitgeteilt wird, was in der Zeitung steht oder was uns ein Freund ernsthaft versichert. Das muss man doch glauben können.
Und Johannes fragt: Warum seid ihr denn so zweifelnd, wenn Gott sein Zeugnis abgegeben hat vor der Welt und bezeugt hat, worin das Leben liegt? Gott hat bezeugt, dass das Leben nicht darin liegt, alle Güter zu besitzen. Sein Zeugnis war das Leben seines Sohnes.
Jesus hat dieses Leben als Zeugnis in der Armut gelebt. Er hat nie ein Haus besessen, nie Hausrat gehabt, nie eine Wohnung eingerichtet. Aber das war nicht alles. Die Menschen haben ihn verlacht und verspottet, sie haben übel über ihn geredet. Keiner hat ihn unterstützt oder öffentlich rehabilitiert. Er war ganz allein gestellt.
Jesus hat seinen Körper, das, was uns so wichtig ist, nicht gepflegt oder verschönt. Stattdessen wurde sein Körper zerschlagen und geschunden. Er war am Ende der Ausgestoßene. Wir vergessen nicht, wie uns Bruder Damaris aus Indonesien dieses „Hacham“ ausgerufen hat, dieses „Unrein“, das über diesem Leben stand.
Doch dieser Jesus hatte etwas, was keiner von uns hatte: Er war ein scheinendes Licht. Er konnte Licht geben, wohin er auch kam. Ob jemand traurig war, verzagt oder keinen Mut mehr zum Leben hatte – Jesus konnte aufrichten, ermutigen und Liebe geben.
Was war das bloß? Wovon lebte er? Woher hatte er seine Quelle? Woher kam das?
Deshalb, als es im Leben Jesu ganz dunkel wurde, in der Nacht vor seiner Hinrichtung, da war es in ihm nicht dunkel. Er hatte das Leben.
Das Leben inmitten von Leid und Verzweiflung
Wenn ich zu vielen Krankenbetten komme und mit Menschen spreche, höre ich immer wieder, wie sie sagen: „Ich will nicht mehr leben.“
Wenn jemand dort sitzt, dessen Fuß amputiert wurde, und sagt: „Ich will jetzt nicht mehr leben, ich will kein behinderter Mensch sein. Was soll ich denn noch in dieser Welt?“, dann wird deutlich, wie schwer das Leben für manche ist.
Von Jesus her, von diesem Zeugnis Gottes, wissen wir, dass man alles, wirklich alles, abstreichen und wegtun kann. Die Welt kann uns nichts Gleichwertiges mehr bieten, wenn man das Leben dort gefunden hat, wo es sich lohnt.
Wenn jemand nur in der Trauer versinkt, weil ein geliebter Mann gestorben ist, und sagt: „Es lohnt sich nicht mehr zu leben. Ich will nicht mehr leben, was kann das Leben mir noch bieten?“, dann ist dieses Zeugnis Jesu da.
Es geht nicht nur darum, einen Mann zu haben oder in der Familie eingebettet zu sein. Selbst wenn man schwer leidet, hat uns Jesus gezeigt, dass er ein durchlittenes Zeugnis abgelegt hat. Er hat alle Armut, jeden Verzicht und alle Entbehrungen durchlebt. Er hat alles erfahren, was man in dieser Welt nur erleiden kann. Alle Menschen haben ihm das Nein entgegengeschrien, er war isoliert von allen anderen.
Und doch hat er das reichste und größte irdische Leben gelebt – größer als der Kaiser von Rom. Ein Leben, das sich gelohnt hat. Warum? Weil er in seinem Leben die Liebe des Vaters hatte. Er wusste: Der Vater hat mich lieb. Das ist Leben.
Wenn Sie das heute nicht wissen, dass Gott Sie lieb hat, suchen Sie danach! Solange Sie das nicht wissen, haben Sie kein Leben, sondern vegetieren nur. Das kann durch nichts ersetzt werden. Keine menschliche Liebe kann das ersetzen, keine Ehe, nichts kann die Liebe Gottes ersetzen – diese überquellende Liebe.
Wenn Sie dann wissen, was Jesus wusste – der Vater trägt mich mit seiner großen Macht –, dann ändert sich alles. Viele sagen: „Ich möchte in die Kirche gehen, ich möchte Kraft von Gott haben.“ Aber es geht nicht nur darum, Kraft zu haben, sondern Gott selbst zu haben und an seinen Kraftfluss angeschlossen zu sein.
Man möchte sein ganzes Leben in seine Kraft hineinstellen. „Ich kann nicht wirken, ich weiß nicht, was richtig ist, aber wenn er der Herr ist...“ Und dann hat Jesus gesprochen. Es waren schlichte Worte. Ich wollte so schlicht predigen wie Jesus, und doch war die Kraft Gottes darin.
Wenn das über Ihrem ganzen Leben liegt, wenn Mütter ihre Kinder in der Kraft Gottes erziehen können, dann haben sie Leben. Dann kommt aus ihrem Leben Frucht hervor.
Das Leben in der Vergebung und Hoffnung über den Tod hinaus
Ich möchte noch einen Punkt erwähnen, was Leben bedeutet. Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich weiß, dass in meinem Leben alles in Ordnung ist, auch wenn Menschen gegen mich reden und mich anklagen. Ich weiß dann, dass ich unschuldig bin – das ist wunderbar.
Das Schlimme ist, dass Menschen mich ständig angreifen können und sagen, ich sei schuldig. Sie holen immer wieder Dinge hervor und treffen mich an der empfindlichsten Stelle. Dann muss ich lügen und behaupten, das stimme nicht, obwohl es tatsächlich so ist, wie sie sagen.
Deshalb ist ein Leben unter der Vergebung Gottes das wahre Leben. Wenn ich weiß, dass Gott mir alles in meinem Leben, alles Unrecht und alle Schuld, durchgestrichen hat, dann bin ich ganz frei. Dann kann ich in dieser Welt stehen, selbst wenn Menschen mich anklagen, und ich weiß, es ist alles gut zwischen mir und Gott.
Wenn wir auf Gräber ein Kreuz pflanzen, tun wir das als Zeichen dafür, dass das, was mit dem Tod endet, noch nicht zu Ende ist. Ich kann in dieser Welt ein großes Leben haben, reich sein und mir Ehre erwerben. Am Tod aber sind all diese Dinge plötzlich nur noch Lumpen.
Manche empfinden es vielleicht als hart, wenn ich „Lumpen“ sage, aber die meisten Grabreden sind doch ein bisschen hohl. Man sagt, eine Leichenrede sei verlogen, weil das, was man sagt, oft leer ist. Vor dem Gericht Gottes und angesichts der Vergänglichkeit meines Lebens erkenne ich, dass das kein echtes Leben ist.
Dann pflanzen wir auf diese Gräber das Zeichen des Kreuzes und sagen: Das ist Leben! Was soll das für ein Leben sein, wo Jesus starb? Dieses Bild, diese Erinnerung an den Gekreuzigten – was habe ich da für Leben? Doch er ging in den Tod und hat bewiesen, dass man selbst in der Sterbestunde Leben haben kann.
Was bleibt, wenn der Atem ausgeht? Die Liebe des Vaters, aufgenommen in seine Kraft, die mich zur Auferstehung führen wird. Hineingenommen in seine Vergebung, alles ist rein zwischen ihm und mir. Das ist Leben – sogar in der Todesstunde, der die Auferstehung folgen wird.
Leben ist mehr, Leben ist mehr! Es geht nicht nur um Kultur oder westliche Technik. Diese werden wir mitbringen, ob wir wollen oder nicht. Aber was wir heute den Menschen bringen müssen, ist Leben in einer Welt des Todes. Wir sagen: Es lohnt sich zu leben, ja, weil Jesus mir diese Vergebung schenkt, weil er mir seine Kraft gibt, weil er mir zuspricht, dass er bei mir ist und dass seine Liebe mir gilt.
Die Gewissheit des Glaubens auf Gottes Zeugnis
Noch das Letzte: Wem soll man denn glauben? Ich hoffe, dass Sie merken, dass ich über den Text predige. Ich möchte nichts weiter sagen als dieses Textwort. Dennoch versuche ich immer wieder, es auch von der Seite unseres Lebens her einzufangen, damit es so zu uns spricht.
Johannes hat hier mit seiner Gemeinde darüber gesprochen: Wem soll man denn eigentlich glauben? Es gibt so viele Menschen, die so reden und anders reden. Nun, das war eine Situation, die wir heute auch haben. Es gibt Irrlehre. Gibt es das? Ja, es gibt Irrlehre seitdem es Christengemeinde gibt. Da gibt es Menschen, die so reden über Christus, über Gott und über die Bibel. Sie legen so aus, dass man von Kirche zu Kirche marschieren kann und sagt: Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.
Dann gibt es so viele Konfessionen, Gruppen und Freikirchen. Wir hatten eigentlich Recht: katholisch, evangelisch, orthodox, armenisch – ich weiß gar nicht, wie viele es sind. Wem soll man denn glauben mit seinem Zeugnis? Da sagt Johannes: Euer Glaube darf immer nur auf dem Zeugnis Gottes ruhen.
Ich habe Sie immer gebeten: Nehmen Sie die Bibel mit! Und ich bitte Sie, kommen Sie in den Gottesdienst mit der Bibel in der Hand. Wenn Sie nur so eine große haben, dass Sie einen Lastwagen brauchen, dann kaufen Sie eine handliche Bibel. Johannes sagt: Unser Glaube ruht auf dem Zeugnis Gottes allein.
Gott hat sein Zeugnis abgegeben in Jesus. Jesus hat diese Welt überwunden. Jesus hat dieses Leben des Verzichts und der Entbehrung gelebt – nicht als der Arme, der verzichtet und mit der Bittermine sagt: Ich enthalte mich der schönen Dinge dieser Welt. Das müssen Sie gar nicht tun. Sondern als der, der es gar nicht brauchte, dem es nur Ballast in der Hand war, weil er das eine suchte: das Leben bei Gott.
Es ist mir gleich, welche Konfession und welche Gruppe Sie haben und wie und wo Sie sich organisieren. Suchen Sie dieses Zeugnis Gottes zu verstehen! Ich möchte Ihnen nie etwas anderes und Eigenes reden. Wenn Sie das nicht annehmen wollen, dann stehen Sie auf und protestieren Sie dagegen – das ist Ihre Pflicht.
Es geht nicht um unsere Menschenmeinung. Das, was ich hier predige, ist nicht die Predigt einer Gruppe oder einer Partei oder einer Konfession, sondern das Zeugnis Gottes in Jesus. Das möchte ich predigen. Darauf ruht der Glaube. Gott hat in Jesus einmal gesagt: Du kannst mir glauben. Wer diesen Jesus mit seinem Anspruch wegschiebt, der macht Gott zum Lügner.
Sie können lange sagen: „Ich kann eben nicht glauben.“ Ihnen sieht das so aus, als wäre das eine ganz unbeteiligte Haltung. Dabei ist es ein sehr kühner Kraftakt. Ich habe schon manchmal solchen Menschen gesagt, die sagen: „Ich kann nicht glauben“, dass sie so erhaben und stolz sein können, dass sie dem lebendigen Gott ins Gesicht spucken.
Das ist es, ihm zu sagen: Ich nehme dich nicht an, ich glaube dir nicht. Dieser Gott hat seinen Sohn sterben lassen zum Zeugnis dafür, was Leben ist, und angeboten: Du kannst dieses Leben heute haben. Ob du als Missionar hinausziehst oder ob du hier in deiner Welt bleibst – dieses Leben, das dir Gott gibt, seine Liebe hineingenommen in seine Kraft, in seiner Vergebung, ein neues, reines Leben führen – und dann sehen, welche Aufgaben hat er für mich.
Mir ist es so groß, wenn man da vorher den Kindern die Hand auflegt. Ich wollte das so ihm jetzt tun: Wenn dieser Gott Ihnen die Hand auflegen will, fürchte dich nicht! Ich bin mit dir, weiche nicht! Ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Das will Gott uns zusprechen für unser ganzes Leben. Das will er mir sagen, je enttäuschter ich bin. Sie brauchen mir nichts erzählen, wie schwer Sie es haben und was Sie alles durchgemacht haben in dieser Welt.
Unser Gott hat dieses andere, neue Leben, wo Sie verzichten können, loslassen können. Aber an dem Leben leben Sie, an dem Leben überwinden Sie die Welt, an dem Leben haben Sie die Fülle.
Schlusslied und Gebet: Das Leben, das sich lohnt
Einer aus unserer Mitte hat dieses Lied gedichtet:
Du gibst das Leben, das sich wirklich lohnt.
Für dieses Versprechen hast du dich nicht geschont,
und du gibst nicht nur ein wenig, Herr.
Die Fülle ist bei dir, du das Leben,
du gibst das Leben, das sich lohnt. Amen.
Wollen beten.
Herr Jesus, du kannst uns auch durch die schweren Erfahrungen unseres Lebens ansprechen: durch die Enttäuschungen, an denen wir oft mürrisch werden, durch die schweren Widerfahrnisse, bei denen wir ein Stück des Wesens dieser Welt entdecken und nüchtern werden, durch Unglücke und Leiden, durch Böses, das uns Menschen antun, und durch Katastrophen.
Dabei entdecken wir, dass das Leben nicht in dieser Welt liegt.
Sie ist eine zerbrochene und gefallene Welt.
In ihrer ganzen Schönheit ist sie deiner Hand entglitten, sie steht unter deinem Fluch.
Aber, Herr, du willst uns mitten in dieser Welt Leben geben.
Du willst uns eine Liebe spüren lassen, die uns eines Tages nicht traurig macht.
Du willst uns Befriedigung geben, die uns nicht reut.
Du willst uns in unserem Leben so ein Glück und so eine Freude schenken,
ohne dass andere darunter leiden, ohne dass Schuld dabei gemengt ist.
Herr, wir bitten dich, öffne uns die Augen für deine Gaben.
Öffne uns dein Wort, dass wir es verstehen, wenn wir es jeden Tag lesen.
Dass wir immer mehr bei dir das Leben finden
und fröhliche und erfüllte Menschen werden,
so dass wir von unserem Überfluss weitergeben können in eine leidende und darbende Welt.
Dass wir zu Menschen hingehen, die traurig und verzagt sind und keinen Mut mehr zum Leben haben,
und ihnen Zeugnis geben von dir, von deinem Leben.
Herr, gebrauche uns dazu, gib uns geschickte Worte.
Und wir bitten dich auch für all die, die in deinem Missionsdienst draußen in der Welt stehen – für uns!
Lass sie nicht müde werden, sondern lass sie aus deiner Fülle nehmen und weitergeben!
Wir danken dir für alle Zeugnisse, die wir auch von draußen empfangen zur Stärkung unseres Glaubens,
wie wir entdecken, wie dort Gemeinde erwacht und wie du Leben gibst mitten in großer Not.
Herr, lass uns entdecken, wie wir heute in dieser Welt Lichter sein können für dich
und Zeugen deines Evangeliums, auch für unsere Stadt, auch für all die Menschen in unserer Umgebung.
Herr, gebrauche uns dazu!
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.