Einführung in die Mission und ihre Herausforderungen
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 310: Mission als Herausforderung – Teil zwei
Jesus sendet also seine Jünger aus, wie wir in der letzten Episode gesehen haben, wie Schafe mitten unter Wölfe. Was folgt daraus?
Matthäus 10,17: Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch an Gerichte überliefern und in ihren Synagogen euch geißeln.
Ich denke, für uns klingt dieser Vers erst einmal ganz weit weg. Wir sollen uns vor Menschen hüten, weil sie uns den Gerichten, wörtlich den Sanhedrinen, überliefern. Es geht also um jüdische Gerichte. Und wenn jemand uns diesem Gericht, das in der Synagoge tagte, überliefert, uns also dafür anklagt, dass wir Anhänger Jesu sind, dann müssen wir mit einer Verurteilung rechnen – womöglich mit einer Geißelung.
Ja, genau darum geht es Jesus hier. Wer Jesus nachfolgt, wird ein Fall für die jüdische Justiz.
Wie gesagt, für uns ist das ein fremder Gedanke: dass man uns dafür verurteilt, dass wir Christen sind oder uns mit anderen Christen zum Gottesdienst getroffen haben oder anderen Menschen vom Evangelium erzählt haben. Für uns ist das ein fremder Gedanke. Für viele Christen weltweit ist das völlige Normalität!
Sie müssen sich ganz real vor den Menschen hüten, zum Teil verstecken, ihren Glauben geheim halten. Sie müssen aufpassen, wem sie vertrauen, weil andere Menschen für sie gefährlich werden können – so gefährlich, wie es für Paulus gefährlich war, der den Korinthern schreibt:
2. Korinther 11,24: Von den Juden habe ich fünfmal vierzig Schläge weniger einen bekommen.
Die Bedeutung der Strafe und die Realität der Verfolgung
Diese Formulierung „vierzig Schläge weniger einen“ hängt damit zusammen, dass die Anzahl der Schläge, mit denen man nach dem mosaischen Gesetz bestraft werden durfte, auf vierzig begrenzt war.
In 5. Mose 25,2-3 heißt es: „Und es soll geschehen, wenn der Schuldige Schläge verdient hat, dann soll der Richter ihn hinlegen und ihm in seiner Gegenwart nach der festgesetzten Zahl Schläge geben lassen, seiner Schuld entsprechend. Vierzig Schläge darf er ihm geben lassen, nicht mehr, damit nicht, wenn er fortfährt, ihn über diese hinaus mit vielen Schlägen zu schlagen, dein Bruder in deinen Augen entehrt wird.“
Um dieses Gebot auf keinen Fall zu übertreten und als Richter selbst nicht schuldig zu werden, gab es die Regel, nur maximal vierzig Schläge minus einen, also neununddreißig Schläge zu verabreichen.
Aber merkt ihr, was hier steht? Paulus wurde fünfmal in der Synagoge für seinen Predigtdienst verurteilt und bestraft. Und immer hat er die Höchststrafe erhalten. Das ist das, was Jünger Jesu zu erwarten haben.
Deshalb die nüchterne Mahnung: „Hütet euch aber vor den Menschen.“ Seid bloß nicht naiv, nicht zu vertrauensselig und seid nicht überrascht, wenn man euch verrät oder hintergeht.
Ausweitung der Verfolgung und Zeugnis vor weltlichen Mächten
Matthäus Kapitel 10, Vers 18: „Und auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden, um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis.“
Wir befinden uns thematisch längst nicht mehr beim ersten Missionsausflug der zwölf Jünger. Jesus beschreibt hier, was in der Zeit der Apostelgeschichte und darüber hinaus geschehen wird. Die Verfolgung der Jünger Jesu beginnt in Israel, doch sie wird sich ausbreiten.
Jüdische Gerichte sind dabei nur der erste Schritt; heidnische Gerichte werden folgen. Die Jünger Jesu müssen sich vor obersten Verwaltungsbeamten, den Statthaltern – wie Pilatus einer war – und vor Königen verantworten. Sie werden „Juden und Heiden zum Zeugnis“ sein.
Und wisst ihr was? Genau das ist geschehen. Die Kirchengeschichte ist voll von solchen Momenten, in denen einfache Christen sich plötzlich vor dem höchsten Gericht ihres Landes wiederfinden. Einfach nur, weil sie Jesus treu sein wollen.
Sie werden für ihren Glauben an Jesus angeklagt. Das ist alles. Alles, was sie in den Augen ihrer Verfolger falsch gemacht haben, ist ihr Glaube an Jesus.
Verheißung göttlicher Hilfe in der Verfolgung
Und nun zu einer wunderbaren Verheißung: Matthäus Kapitel zehn, die Verse neunzehn und zwanzig.
„Wenn sie euch aber überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt. Denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.“
Stellen Sie sich vor, was es für ganz einfache Menschen ohne viel Schulbildung bedeutet, vor Statthaltern und Königen zu stehen. Wie verängstigend und überfordernd kann eine solche Situation sein, wenn ich plötzlich als Angeklagter Rede und Antwort stehen muss. Vielleicht bin ich noch gar nicht so lange Christ und weiß noch nicht auf alle Fragen eine Antwort. Doch ich weiß, dass die falsche Antwort mich womöglich mein Leben kosten kann.
Soll ich mich dann auf so eine Situation vorbereiten und mir schon mal eine Verteidigungsstrategie bereitlegen? Die Antwort lautet: Nein, sollst du nicht.
Es gibt genau eine Sache, die du tun sollst: Sei nicht besorgt. Sei nicht besorgt, wie und was du redest. Denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden – das ist die Verheißung – in jener Stunde, also nicht vorher.
Der Geist Gottes selbst wird durch ganz einfache Menschen reden. Sie werden Zeugen für das Evangelium sein, aber nicht aus eigener Kraft.
Matthäus 10,20: „Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch ist.“
Die Herausforderung der Verfolgung in einer freien Gesellschaft
Ich hatte am Anfang gesagt, dass sich dieser ganze Abschnitt für uns fremd anhört. Warum ist das so?
Weil wir in einem Land leben, das Religionsfreiheit hat. Diese Freiheit, sich seine Religion wählen zu dürfen, ist natürlich ein Privileg. Es ist ein im weltweiten Vergleich unerhörtes Privileg, das mir jeden Monat neu bewusst wird, wenn ich für verfolgte Christen bete.
Doch dieses Privileg hat auch eine Kehrseite. Wir als Christen in Deutschland sind nicht mehr richtig auf Verfolgung vorbereitet. Trägheit und ein Mangel an Überzeugung machen sich breit.
Wichtig: Das ist meine Meinung und mein Eindruck, vielleicht etwas pauschal. Aber mir fallen drei Dinge auf, die mir für eine vor uns liegende Zeit der Verfolgung wirklich große Sorgen machen.
Drei Sorgen für die Zukunft der Christen
Erstens fehlt weitgehend eine gesunde Theologie des Leids. Für viele Christen ist Leid etwas Fremdes, das nicht sein darf. Doch ist Leid in der Bibel nicht das Normale, auf das wir vorbereitet sein müssen? Wenn ich sehe, wie schwer es vielen Christen fällt, im Leid Gott zu vertrauen, sich von ihm trösten und erziehen zu lassen, kluge Entscheidungen zu treffen und auszuharren, macht mir das wirklich Angst.
Zweitens gibt es die Liebe zu den Dingen, die Jesus im Sämansgleichnis mit den Worten „Reichtum“ und „Vergnügungen des Lebens“ beschreibt und die für Johannes die Liebe zur Welt ausmachen. Diese Dinge ersticken das geistliche Leben. Wisst ihr, was dabei auf der Strecke bleibt? Dinge wie intelligentes Gebet, eine tiefe Liebe zum Wort Gottes, reife Bruderliebe oder ein gelebtes Verständnis vom Wert geistlicher Gemeinschaft. Gemeinschaft, in der einer dem anderen mit den Gaben dient, die er von Gott bekommen hat.
Diese Dinge sind im Leben vieler Christen, die durchaus Zeit für Hobbys, Serien oder ein Häuschen haben, Mangelware. Und das Schlimme daran ist: Sie merken es häufig nicht einmal.
Drittens vermisse ich, dass Christen die Ewigkeit mehr schätzen als die Gegenwart. Wo bleibt bitteschön die Hoffnung auf das ewige Leben, die den Alltag prägt? Stattdessen erlebe ich eine völlig unsinnige Verwurzelung im Hier und Jetzt, als ob das Leben hier auf der Erde unser eigentliches Leben wäre. Was für ein Unsinn – aber eben auch was für eine Versuchung.
Einladung zur Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, ob und wie deine Hoffnung auf das ewige Leben dein Leben ganz konkret prägt und fokussiert.
Das war's für heute. Wenn du den Podcast etwas bekannter machen möchtest, leite ihn doch an gute Freunde weiter.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.