Einleitende Gedanken
Müssten wir jemandem erklären, welche Bedeutung das Christkind hat, das in Betlehem in der Krippe lag, würde sich der Abschnitt, den wir heute beim letzten Teil dieser Serie „Der Schöpfer besucht die Erde“ anschauen, sehr gut eignen. Ich lese zuerst diesen Abschnitt, den wir heute betrachten werden, im Johannesevangelium Kapitel eins, die Verse 14-18:
Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt. Auf ihn wies Johannes der Täufer die Menschen hin. »Er ist es!«, rief er. »Von ihm habe ich gesagt: Der, der nach mir kommt, ist grösser als ich, denn er war schon vor mir da.« Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen. Denn durch Mose wurde uns das Gesetz gegeben, aber durch Jesus Christus sind die Gnade und die Wahrheit zu uns gekommen. Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt. Joh.1,14-18.
Der Schöpfer lag in der Krippe. Der Schöpfer, der sichbaren und unsichtbaren Welt, der Schöpfer des Universums wurde Mensch! Gott besuchte die Erde. Das ist das grösste Geschenk aller Zeiten. Paulus sagt das so: „Jesus Christus, der reich war, wurde arm, damit ihr durch seine Armut reich werdet.“ 2.Kor.8,9. Jesus verliess sozusagen sein Schloss und verzichtete auf alle Anmehmlichkeiten und Sicherheiten, um in die Kälte und Dunkelheit dieser Welt zu kommen. Damit hat uns Jesus das grösste Geschenk aller Zeiten gemacht. Das ist das Geschenk aller Geschenke – das Geschenk an dich!
I. Ein richtiger Mensch!
Mit dem Besuch des Schöpfers auf der Erde wird das Geschenk für uns Menschen fassbar und begreifbar. Der Schöpfer wurde ein richtiger Mensch! Er war keine Erscheinung, die wie ein Mensch aussah, sondern er wurde von Gott gezeugt und von einer Frau geboren. „Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns.“ Joh.1,14. Das Wort, dieser LOGOS, mit dem wir uns im ersten Teil dieser Serie intensiv beschäftigten, wird ein richtiger Mensch. Bekannte Bibelübersetzungen wie z.B. die Lutherbibel halten sich in der Wortwahl eng an den griechischen Grundtext: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns!“ Joh 1,14. Johannes sagt also nicht, dass das Wort Mensch wurde, obwohl er das natürlich sagen will. Er betont aber ganz bewusst den körperlichen Aspekt der Menschwerdung Gottes. Modernere Übersetzungen bringen das, was Johannes betonen will, dadurch zum Ausdruck, dass sie schreiben: Das Wort wurde ein Mensch aus Fleisch und Blut. Für das 21. Jahrhundert ist das sicher eine treffende Übersetzung. Johannes will mit seiner poentierten Aussage jedem klar machen, dass Gott nicht eine Art Geistwesen war, kein Übermensch und kein Superheld. Nein – Gott wurde ein richtiger Mensch! Ein Theologieprofessor begleitete eine Gruppe auf einer Israelreise. Es waren fromme Leute, die meinten, sie spürten die Gegenwart Gottes in besonderer Weise, denn sie betraten ein Land, in dem Jesus lebte. Einige konnten Ihr Glück, so nahe bei Gott zu sein, fast nicht fassen. Es schien ihnen, dass sie wie von Engelsflügeln gestreift würden. Dem Professor war das alles ein bisschen zu abgehoben. In einem kleinen jüdischen Dorf packte er einen kleinen Jungen mit schmutziger Nase und zerlumpten Kleidern, der keinen appetitlichen Anblick bot. Der Professor sagt zu seinen Leuten: "So hat er ausgesehen!" - Er! Jesus! Das war ein Schock für diese Leute. Die erhabene Stimmung war plötzlich dahin. Unbeeindruckt sagt der Professor: "So hat er ausgesehen – wie dieser zerlumpte, verdreckte Junge. Ganz ohne Heiligenschein. Ein wirklicher Mensch! – Hätte man Jesus von einem Arzt röntgen lassen, dann hätte man festgestellt: derselbe Knochenbau, dasselbe Nervensystem, derselbe Kreislauf, dasselbe Herz, dieselben Lungenflügel und Nieren, derselbe Darm. Ein Mensch wie wir; da ist nichts, was ihn von uns unterscheidet.“ Jesus war ein richtiger Mensch!
Johannes musste sich von einer verbreiteten Irrlehre jener Zeit distanzieren, die man als Doketismus bezeichnen kann. Eine Irrlehre, die auch heute noch verbreiteter ist, als wir denken. Gut möglich, dass sich die Leute dessen nicht bewusst sind, dass sie wie Doketisten denken. Nun, ich will euch diese Denkweise kurz erklären. In Israel gab es viele Männer, die Jesus hiessen, so wie das heute in Spanien noch der Fall ist. Jesus war also ein ganz normaler und verbreiteter Name. Christus war die Bezeichnung für den Messias, den Erlöser, auf den das Volk Israel wartete. Man kann also von zwei Gestalten sprechen: von einer Person namens Jesus und von Christus, dem Messias. So war es eine wesentliche Aufgabe in der Verkündigung des Evangeliums, den Israeliten klarzumachen, dass Jesus, der Christus ist. So lesen wir in der Apostelgeschichte: „Apollos widerlegte die Juden kräftig und erwies öffentlich durch die Schriften, dass Jesus der Christus ist.“ Apg.18,28. Der Doketismus bestreitet, dass der Mensch namens Jesus der Christus ist, denn die Vorstellung, dass Gott als Säugling auf die Erde kommt und später hingerichtet wird und stirbt, ist in ihren Augen absurd. Gott kann doch nicht sterben. Für sie ist Jesus ein ganz normaler Mensch, der nichts göttliches an sich und in sich hat. Gott hat diesen Mann namens Jesus aus Nazaret erwählt, um durch ihn zu wirken. Es ist wie eine gute Variante von Besessenheit. Eines Tages, als sich der Mann Jesus von Johannes taufen liess, kam der Christus auf ihn herab. Von diesem Tag an lebte Christus durch Jesus. So wurde der Mann mit Namen Jesus zum Gefäss für Christus. Als Jesus gekreuzigt wurde, hätte Christus ihn wieder verlassen und somit sei nicht Gott am Kreuz gestorben, sondern nur dieser Mann mit dem Namen Jesus. Johannes lehnt diese Sicht komplett ab, denn wenn Christus, der Messias, den Menschen mit Namen Jesus verlassen hätte, dann wäre Gott nicht für unsere Schuld gestorben und es gäbe keine Vergebung und keine Erlösung. Deshalb betont Johannes, dass das Wort Fleisch geworden ist. Man könnte auch sagen, dass das Wort einen Körper bekommen hat. Der Mensch Jesus lässt sich nicht von Christus trennen. Jesus von Nazaret war der Christus! Gott war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Diesen Menschen konnte man wie jeden anderen Menschen berühren. Johannes betont das in seinem ersten Brief: „Was von allem Anfang da war; wir haben es gehört und mit eigenen Augen gesehen, wir haben es angeschaut und mit unseren Händen berührt – das Wort des Lebens.“ 1.Joh.1,1. Vor allem, was geschaffen wurde, war das Wort, der LOGOS. Und Johannes sagt hier, dass er diesem Wort zugehört, es mit eigenen Augen gesehen und mit seinen Händen berührt hatte. Er ist also Zeuge des menschgewordenen Gottes, ein Zeuge von Jesus dem Christus. Später in seinem Brief erklärt er den Christen, wie sie erkennen können, wer ein wahrer Christ ist: „Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von Gott.“ 1.Joh.4,2. Wer glaubt, dass Gott ganz und gar Mensch geworden war, in dem lebt der Heilige Geist. Wer das nicht glaubt, sondern dem Doketismus anhängt, der ist wohl religiös, aber er ist kein Kind Gottes. Er ist ein Irrlehrer oder zumindest ein Anhänger dieser Irrlehre. Der Heilige Geist wohnt nicht in ihm. Gott lebte als Mensch auf dieser Erde und nicht als ein Geistwesen. Johannes schreibt: „Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“ Joh.1,14. Die Herrlichkeit Gottes, seine Gnade und die Wahrheit, wurden im Leben von Jesus sichtbar. Man erkannte das alles nicht an seiner Erscheinung. Jesus leuchtete nicht, er hatte keinen Heiligenschein und er wird auch nicht von herausragender Schönheit gewesen sein. Sichtbar wurde seine Herrlichkeit durch seine ausserordentlichen Taten. Später schreibt Johannes, nachdem Jesus Wasser in Wein verwandelte: „Durch das, was Jesus in Kana in Galiläa tat, bewies er zum ersten Mal seine Macht. Er offenbarte mit diesem Wunder seine Herrlichkeit.“ Joh.2,11. Seine Wunder und seine Botschaften machten seine Herrlichkeit erkennbar. Nochmals weist Johannes auf die Aussage des Täufers hin, damit wir alle erkennen, dass es wirklich um diesen menschgewordenen Gott geht. Der Täufer sagte: „Der, der nach mir kommt, ist grösser als ich, denn er war schon vor mir da.“ Joh.1,15. Jesus kommt aus der Ewigkeit in die Endlichkeit und Jesus wusste um seine Herkunft. In einem Gebet sagt er seinem himmlischen Vater: „Vater, gib mir, wenn ich wieder bei dir bin, von neuem die Herrlichkeit, die ich schon vor der Erschaffung der Welt bei dir hatte.“ Joh.17,5. Gott wurde ein Mensch von Fleisch und Blut. Jesus Christus ist Gott, der Mensch geworden war und der wieder in die Herrlichkeit zurückkehrte. Er kehrte in eine Herrlichkeit zurück, die alle Kinder Gottes einmal kennenlernen werden.
II. Eine unerschöpfliche Quelle!
Wenn Gott Mensch wird, ist davon auszugehen, dass Gott damit etwas ganz Wichtiges beabsichtigt. Ja – Gott hatte damit tatsächlich eine wichtige Absicht, denn mit der Geburt des Sohnes Gottes, bricht eine neue Zeit an. Johannes schreibt: „Denn durch Mose wurde uns das Gesetz gegeben, aber durch Jesus Christus sind die Gnade und die Wahrheit zu uns gekommen.“ Joh.1,17. Jesus bringt etwas Besseres als das Gesetz des Mose, denn dieses Gesetz brachte den Menschen keine Erlösung. Paulus meint sogar: „Das Gesetz des Mose scheiterte am Widerstand des Fleisches (der menschlichen Natur).“ Röm.8,3. Der Egoismus und die Selbstsucht des Menschen führten dazu, dass das gute Gesetz des Mose nicht eingehalten wurde. Es scheiterte am sündigen Menschen. Mit Jesus bricht nun eine neue Zeit an. „Durch Jesus Christus sind die Gnade und die Wahrheit zu uns gekommen.“ Joh.1,17. Jesus ist gekommen, dass sich der Mensch im Kern seines Wesens verändert, damit er ein Leben führen kann, das Gott gefällt. Dazu musste die Macht der Sünde, die unser Leben zerstört, gebrochen werden. Und genau das tat Jesus. Paulus schreibt: „Gott sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches (als Mensch von Fleisch und Blut) und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch (durch den Tod am Kreuz).“ Rö.8,3. Die Gnade und Wahrheit wurde sichbar, indem Jesus die Strafe, die wir verdient hätten, auf sich genommen hatte. Er wurde für uns bestraft, damit wir der gerechtfertigten Strafe entgehen können. Diese Gnade übertrifft alles, was es bis dahin gab. Sie übertrifft das Gesetz des Mose um Welten. Paulus sagt den Juden: „Ihr sollt wissen, dass es durch Jesus Vergebung der Sünden gibt. Wozu das Gesetz des Mose nie imstande war, das hat Jesus möglich gemacht: Jeder, der an ihn glaubt, wird von aller Schuld freigesprochen.“ Apg.13,38-39. Von aller Schuld freigesprochen! Das ist die Wahrheit und das ist die Gnade! Jesus vergibt alle Sünden! Damit ermöglicht er uns ein Leben zu führen, das nicht durch die Sünde bestimmt wird, sondern ein Leben, das von Gott bestimmt ist und das Gott gefällt. Jesus ermöglicht uns damit, dass wir in den Himmel kommen werden. Das ist der Reichtum, den wir Tag für Tag erfahren, denn Jesus ist für die Kinder Gottes eine unerschöpfliche Quelle des Lebens. „Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen.“ Joh.1,16. Jesus ist die Quelle unseres Lebens. Sein Reichtum an Gnade ist unerschöpflich. Paulus schrieb den Christen in Kolossä: „In Christus sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen.“ Kol.2,2-3. Sind wir uns dieses Reichtums bewusst, oder nehmen wir das vielleicht nicht einmal zur Kenntnis? Es könnte uns wie jenem Schiffspassagier gehen. Dieser Mann hatte nicht viel Geld und die Reise war recht teuer. Er entschloss sich, einfach nur die Fahrt zu bezahlen. Zum Essen würde er selber etwas mitnehmen. In den ersten Tagen ging das sehr gut. Er hatte Früchte und Nüsse dabei. Doch mit der Zeit reagierte er empfindlich auf die guten Gerüche aus der Bordküche. Er bekam gewaltigen Appetit auf ein warmes Essen. Als er es nicht mehr aushielt, fragte er einen Mitreisenden, was es kostet, wenn er einmal im Restaurant essen würde. Der schaute ihn ganz erstaunt an und sagte ihm, er soll ihm das Ticket zeigen. Auf diesem Ticket stand deutlich: 'Überfahrt mit voller Verpflegung!' Der Arme, hätte jeden Tag fein essen können. Wissen wir welchen Reichtum wir in Christus haben? Vielleicht haben wir gar nicht genau gelesen, was uns Gott alles schenkt. Wir können heute in diesem Reichtum Leben, denn Jesus ist auferstanden, er lebt und ist beim Vater. Johannes sagt: „Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt.“ Joh.1,18. Jesus wirkt immer noch in diese Welt hinein und vor allem in das Leben derer, die ihm nachfolgen. Jesus hat es uns ermöglicht, dass wir mit allen unseren Fragen, Nöten und unserer Dankbarkeit zu Gott kommen können. Im Hebräer werden wir an dieses grossartige Privileg erinnert: „Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit unserer Schwachheit mitleiden, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.“ Hebr.4,15–16. Vor dem Thron der Gnade, empfangen wir immer wieder neue Gnade! „Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen.“ Joh.1,16.
Schlussgedanke
Jesus existierte bevor irgendetwas erschaffen wurde. Er, als Schöpfer des Universums, besuchte uns Menschen auf dieser Erde. Aus Liebe zu uns starb er am Kreuz für unsere Schuld. Schauen wir in die Krippe, sehen wir nicht nur ein kleines Baby, sondern wir sehen Gott, der am Kreuz für uns starb. Die Krippe ohne das Kreuz ist bedeutungslos. Wie Johannes es in seinem Brief sagte, ist die Geburt und der Tod von Jesus der Liebensbeweis Gottes schlechthin: „Das ist das Fundament der Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühneopfer für unsere Sünden zu uns gesandt hat.“ 1.Joh.4,10. Das ist das Geschenk der Geschenke! Ein Geschenk von Gott persönlich! Ein grösseres Geschenk gibt es nicht. Paulus sagte das einmal so: „Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle hergegeben. Wird uns dann zusammen mit seinem Sohn nicht auch alles andere geschenkt werden?“ Röm.8,32. Ja – es wird uns mit Jesus alles geschenkt werden, was uns in den Himmel bringen wird. Jesus ist das Geschenk aller Geschenke für dich! Falls du dieses Geschenk noch nicht angenommen hast, dann musst du dich nun entscheiden, ob du das jetzt nicht endlich tun willst. Johannes sagt: „All denen jedoch, die Jesus aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“ Joh.1,12. Was spricht eigentlich dagegen ein Kind Gottes zu werden?