Der dramatische Untergang Babylons
Ich war selbst überrascht, wie wichtig uns dieses Kapitel über die Hure Babylon doch ist. Es darf ein Leben lang nicht vergessen werden.
Nun wird noch einmal der Untergang Babylons beschrieben. Danach sah ich einen anderen Engel vom Himmel herniederfahren. Er hatte große Macht, und die Erde wurde von seinem Glanz erleuchtet. Mit mächtiger Stimme rief er: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die Große! Sie ist eine Behausung der Teufel geworden, ein Gefängnis aller unreinen Geister, ein Gefängnis aller unreinen Vögel und ein Gefängnis aller unreinen, verhassten Tiere.“
Denn von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken. Die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden durch ihre große Üppigkeit.
Ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: „Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen. Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel. Er wird ihr bezahlen, wie sie bezahlt hat, und ihr zweifach zurückgeben nach ihren Werken.
In den Kelch, in den sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr zweifach ein. So viel Herrlichkeit und Üppigkeit sie gehabt hat, so viel Qual und Leid schenkt ihr ein.“
Es folgt eine Äußerung, die schon drastisch zeigt, wie sicher sich die Hure Babylon fühlt. Sie spricht in ihrem Herzen: „Ich thron(e) hier und bin eine Königin und keine Witwe. Leid werde ich nicht sehen.“
Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod, Leid und Hunger. Mit Feuer wird sie verbrannt werden, denn stark ist Gott, der Herr, der sie richtet.
Die Könige auf Erden, die mit ihr Hurerei getrieben und gepasst haben, werden sie beweinen und beklagen, wenn sie den Rauch von ihrem Brand sehen, in dem sie verbrennt. Sie werden fernabstehen aus Furcht vor ihrer Qual und sprechen: „Weh, weh! Es ist ein Schreckensschrei, du große Stadt Babylon, du starke Stadt! In einer Stunde ist ein Gericht gekommen.“
Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenbruch Babylons
Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird. Gold und Silber und Edelsteine und Perlen und feines Leinen – es wird alles aufgezählt: Purpur und Seide und Scharlach und allerlei wohlriechende Hölzer sowie allerlei Geräte aus Elfenbein und allerlei Gerät aus kostbarem Holz.
Auch Erz und Eisen und Marmor, Zimt und Balsam, Räucherwerk und Myrrhe und Weihrauch, Wein und Öl, feinstes Mehl und Weizen, Vieh und Schafe und Pferde und Wagen sowie Leiber und Seelen von Menschen. Und das Obst, an dem deine Seele Lust hatte, ist dahin, und alles, was glänzend und herrlich war, ist für dich verloren. Man wird es nicht mehr finden.
Die Kaufleute, die durch diesen Handel mit ihr reich geworden sind, werden fernabstehen aus Furcht vor ihrer Qual. Sie werden weinen und klagen: „Weh, weh, du große Stadt, die begleitet war mit feinem Leinen, Purpur und Scharlach und geschmückt war mit Gold und Edelstein und Perlen! Denn in einer Stunde ist solcher Reichtum verwüstet!“
Alle Schiffsherren, alle Steuerleute und alle Seefahrer, die auf dem Meer arbeiteten, standen fernab und schrien, da sie den Rauch von ihrem Brand sahen: „Wer ist der großen Stadt gleich?“ Sie warfen Staub auf ihre Häupter, schrien, weinten und klagten: „Weh, weh, du große Stadt, von deren Überfluss reich geworden sind alle, die Schiffe auf dem Meer hatten! Denn in einer Stunde ist sie verwüstet.“ Früher dachte man, es dauere einen Tag, jetzt geht sie sogar in einer Stunde zugrunde.
Freut euch über sie, Himmel, und ihr Heiligen und Apostel und Propheten, denn Gott hat sie gerichtet um eures Willens.
Das endgültige Gericht und die Vernichtung Babylons
Und ein starker Engel hob einen Stein auf, groß wie ein Mühlstein. Er warf ihn ins Meer und sprach:
"So wird in einem Sturm die große Stadt Babylon niedergeworfen und nicht mehr gefunden werden.
Die Stimme der Sänger und Seitenspieler, der Flötenspieler und Posaunenbläser soll nicht mehr in dir gehört werden. Kein Handwerk irgendeines Handwerks soll mehr in dir gefunden werden.
Das Geräusch der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden, und das Licht der Lampe soll nicht mehr in dir leuchten. Die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehört werden.
Denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden, und durch deine Zauberei sind alle Völker verführt worden. In dir ist das Blut der Propheten und der Heiligen gefunden worden, ebenso das Blut aller, die auf Erden umgebracht worden sind."
Die Bedeutung von Babel und Babylon im biblischen Kontext
Es geht also immer um die Kernfrage: Was ist gemeint mit dem Wort Babel, Babylon?
Was hier beschrieben wird, ist bereits in den vorigen Kapiteln angedeutet. Babel wird nicht dreimal zerstört. Wir haben immer gesagt, man muss die Filmtechnik beachten. Das heißt, es wird angekündigt, und später sieht man im Text, wie sich das Ereignis vollzieht.
In Kapitel 14, Vers 8 wird bereits gezeigt, wie ein Engel kommt und ruft: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt, denn sie hat mit dem Zorneswein ihrer Hurerei alle Völker betrunken.“ Weil dies ein so wichtiges Ereignis ist, wird es in Kapitel 18 noch einmal ausführlich beschrieben. Es handelt sich dabei um dasselbe Geschehen.
Man hat immer gesagt, man muss aufpassen mit dem Zeitablauf, damit man ihn nicht chronologisch versteht. In der Offenbarung ist der Zeitablauf immer wieder unterbrochen, es gibt verschiedene Rückblenden.
Es geht um den Fall Babels, der in Kapitel 14, Vers 8 angekündigt wurde und auch in Kapitel 17 erwähnt wird. Dort wird dieses Bild noch einmal deutlich gezeigt. Das haben wir beim letzten Mal besprochen, diese Gestalt.
Deshalb kurz: Wer ist Babel? Babel ist eine Stadt im Zweistromland, im heutigen Irak. Sie war der Hauptfeind der Gottesgemeinde Israel. Im Alten Testament wird Babel häufig erwähnt, immer verbunden mit schweren Androhungen des Gerichts Gottes.
Babel war der Inbegriff der Weltmacht. Zum Beispiel finden wir Babel bei Daniel: Daniel wird nach Babel gebracht. Wir erinnern uns, wie er die Speise dort nicht isst und wie er sich weigert, das Bild anzubeten. Wir haben das Gastmahl von Belsazar in Babel, wo die Flammenschrift an der Wand erscheint, und Daniel in der Löwengrube – all das spielt in Babel.
Die Stadtmauern von Babel waren so breit, dass mehrere Pferdefuhrwerke nebeneinander fahren konnten. Man muss sich das einmal vorstellen, wie klein Israel dagegen war. Die Drohungen von Babel gegen Jerusalem sind immer wieder zu finden. Babel war eine Weltmacht, ähnlich wie Ägypten, und war oft an der Belagerung und Zerstörung Jerusalems beteiligt.
Wir erinnern uns auch an den Turmbau zu Babel. In 1. Mose 11 heißt es: „Lasst uns eine Stadt bauen.“ Außerdem denken wir an den Tempel, der dort ausgegraben wurde.
Alexander der Große wollte Babel wieder als Hauptstadt seines Reiches errichten. Er starb jedoch in jungen Jahren, in seinen Dreißigern. Nach Alexander dem Großen wurde Babel zerstört.
Wenn man heute nach Babel kommt, ist dort nichts mehr als eine Wüste. Es gibt nur eine Holztafel, auf der „Babel“ steht. Züge fahren nur nach Voranmeldung oder zu besonderen Anlässen. Es ist ein völlig verlassener Wüstenort, an dem interessante Ausgrabungen stattfinden.
Mich interessieren Steine in der Wüste eigentlich nicht so sehr, aber man kann in vielen Büchern nachlesen, wie groß diese gewaltige Stadt einst war.
Es handelt sich also nicht nur um die geografische Stadt Babel, sondern um mehr.
Die Deutung Babylons in der heutigen Zeit und die Gefahr der Vermischung
Ich wurde beim letzten Mal nach der Bibelstunde angesprochen, weil jemand sagte, es gehe doch um Rom. Dabei dachten wir an die Hügel. Dann meinte jemand, es gehe um die römische Kirche, die katholisch-römische Kirche.
Wir haben uns beim letzten Mal bemüht zu sagen: Machen wir es uns nicht zu einfach. Es ist immer schön, wenn ich sage: „Oh, das ist toll, das Wort Gottes! Es wäre gut, wenn mein Feind das jetzt hören würde.“ Das ist immer gut.
Wenn das mein Feind hören würde – das sind jetzt harte Worte aus der Bibel: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“ Soll ich das meinem Feind sagen? Nein. Es ist immer gut, wenn man das Wort Gottes auf sich selbst bezieht.
Ich bin überzeugt, dass sich jeder Christ fragen muss, wie viel vom Geist Babels an uns haftet. Wenn jemand oder eine christliche Gruppe meint, sie könne sich davon freisprechen, dann wird es kritisch. Das ist ernst.
Wir müssen den Geist der Buße und der Bereitschaft haben, uns immer wieder im Wort Gottes zu fragen: Herr, bin ich’s? War das der Geist, den Du wolltest? Bußbereitschaft – und zwar immer.
Ich bin überzeugt, dass Fritz Grünzweck Recht hatte, wenn er in vielen Artikeln davon sprach: In jeder christlichen Gruppe, egal wie rigoros sie ist, steckt viel von diesem Geist Babels drin. Denn wir wollen in der Welt groß werden. Wir wollen in der Welt etwas gelten, das ist ja ganz klar.
Jede Gruppe, die sich sammelt, hat das in sich. Das liegt in unserem menschlichen Wesen. Schon das, was in 1. Mose 11 steht, vom Turmbau zu Babel: „Lasst uns einen Namen machen.“ Dann kann er sich ja gleich einschließen und das Licht ausmachen.
Er will ja irgendwo Leute erreichen, er will auch bauen. Schon bei jeder Evangelisation ist ein falscher Zungenschlag drin. Das kann ich gar nicht vermeiden, wenn ich sage: „Ich möchte Leute sammeln, wir wollen etwas Größeres machen, wir wollen uns selbst ins rechte Licht rücken.“ Da ist immer ein falscher Zungenschlag drin.
Man muss aufpassen, dass man sich selbst vor dem Wort Gottes korrigiert. Darum ist es gut, dass uns die Offenbarung gegeben ist. Sie hat natürlich viele andere Aspekte. Zum Beispiel, dass wir die Angst vor der Zukunft verlieren, so wie Jesus immer sagt: „Seid wach und bereit für die Zukunft!“
„Hebt eure Häupter auf, da eure Erlösung naht!“ Alles, was uns heute an Falschem oder Bösem bewegt, wird Gott richten, verurteilen und wegräumen.
Wir können das Böse nicht selbst überwinden oder beseitigen. Gott wird die Weltgeschichte durchziehen und seine Gemeinde bewahren. Deshalb ist es so wichtig, auf ihn zu blicken.
Die Offenbarung ist nicht nur ein schönes Zukunftsschreiben, sondern fordert uns auf: „Rüstet euch und lebt heute so, dass euch all die Dinge, die kommen, nicht berühren können.“
Nun wollen wir dem ein wenig nachgehen.
Verschiedene Deutungen und die Gefahr der Anpassung an die Welt
Ich darf noch einmal daran erinnern, dass es verschiedene Deutungsmöglichkeiten gibt. Manche Ausleger sehen in der Hure Babel vor allem die gesamte Kulturmacht der Welt – all das, was der Mensch in dieser Welt schafft.
Es kann jedoch auch schnell pharisäisch klingen, wenn man sagt: „Schaut doch mal, die Literatur ist so schmutzig und gottfeindlich, ebenso die Welt, die uns umgibt, und die Wirtschaftswelt.“ Heute ist in vielen Bereichen viel davon zu finden, was wir gelesen haben, wenn Gott das alles richtet.
Ich habe einfach immer wieder Sorge, dass man sich zu sehr bequem macht, sich zurücklehnt und sagt: „Ja, jetzt zeigen wir mal mit dem Finger auf die Missstände in der Welt.“ Das entspricht aber nicht der Art der Christen. Wir beugen uns unter die Missstände und suchen nach einer Lösung.
Was jedoch ganz entscheidend war, ist die Auslegung von Karl Hardenstein, dem württembergischen Prälaten. Er sagt ganz deutlich: Es ist das verweltlichte Christentum, die Hure Babel – eine Kirche, die zur Welt geworden ist und sich überall an die Welt angepasst hat.
Im Volk Gottes war es immer eine Not. Wir haben letztes Mal viel darüber gesprochen: Schon im alten Bundesvolk war es so, dass Gott nicht wollte, dass sich sein Volk mit den kanaanäischen Heiden vermischt. Warum eigentlich nicht? Wir haben gefragt, ob das nicht eine missionarische Sache wäre.
Es ist eine weitere missionarische Frage: Wenn alle Christen nur noch unter Nichtchristen leben, warum ist dann der Unglaube oft stärker als der Glaube? In Israel war es so, dass nach kurzer Zeit die Treue zu Gott aufgegeben wurde. Die Völker, also Israel und die Gläubigen, lebten mit den Heiden zusammen und übernahmen ihre gottlosen Praktiken.
Darum ist es so wichtig, dass es jetzt nicht um Flucht aus der Welt geht, etwa indem wir uns in ein Kloster zurückziehen. Ich finde das zwar schön, doch ich halte zum Beispiel eine Bibelstunde, eine richtige Bibelstunde, in der man am Wort Gottes hört und sich korrigieren lässt, für das Zentrum der Gemeindearbeit. Das brauchen wir einfach.
Morgen stehen wir ja wieder unter lauter Ungläubigen. Deshalb brauchen wir die Korrektur, die Gemeinschaft mit Gläubigen und Beter um uns herum. Ich halte es auch für sehr wichtig, Gebetsgruppen zu haben. Dort können wir uns sammeln, zusammen sein und miteinander beten.
Haben Sie jemanden, der für Sie betet oder mit Ihnen betet? Ich finde, das ist ein wertvolles Angebot, das wir hier vor der Bibelstunde haben. Ich habe oft schon darüber nachgedacht, die Bibelstunde so abzuschließen, dass wir einfach am Tisch in kleinen Gruppen miteinander beten. Aber ich will niemanden drängen.
Vielleicht sind wir zu vorsichtig, denn viele sagen: „Es würde mir gut tun, wenn man mich ein bisschen hineinstößt.“ Doch das ist eine große Bereicherung, wenn wir unsere Nöte miteinander ganz natürlich und auch nicht lang teilen. Das ist so wichtig – wir brauchen die Stärkung der Gemeinschaft.
In den Worten Jesu steht viel darüber, wie wichtig Gemeinschaft ist, damit wir uns rüsten können. Deshalb ist es eine große Not, dass sich Christen in allen Jahrhunderten mit der Welt vermischt haben.
Die widergöttliche Welt und die Herausforderung für Christen
Und jetzt müssen Sie daran denken, wie Jesus diese Welt bezeichnet. Wir haben gestern einen schönen Ausflug gemacht. Es war so wunderschön, wenn man die Landschaft sieht – den Schwarzwald und die Schwäbische Alb. Die Welt ist doch wunderbar, wenn man jetzt hinausschaut, die Blüte im Frühling sieht und die Menschen wahrnimmt. Alles ist schön.
Doch das meint Jesus nicht. Jesus hat uns in seinen Worten sehr klar den widergöttlichen Geist der Welt gezeigt. Dem können Sie nie entfliehen. Dieser Geist liegt in Ihrem eigenen Leben. Die Welt steckt schon in Ihnen. Und wenn jemand sagt: „Ich gehe ins Kloster und ziehe mich in eine Einmannszelle zurück“, nimmt er die Welt mit. Die widergöttliche Versuchung trägt er mit sich. Sie steckt in jedem Menschen.
Prüfen Sie Ihre Fantasie, Ihre Gedanken und Ihr Herz. Die Welt steckt in Ihnen. Und das Schlimme ist nun, dass Christen in ganz besonderer Weise gefährdet sind. Sie vermischen immer wieder das Wesen der Gemeinde Gottes mit dieser Welt. Doch das hat Gott nicht gewollt. Er wollte eine Trennung – eine Sammlung derer, die durch das Blut Jesu geheiligt und gereinigt sind.
Diese Gemeinde hat sich immer wieder an die Welt angepasst. Das kennen Sie ja aus dem Mittelalter: Thron und Altar, wie die Könige plötzlich die Herrscher waren. Über Jahrhunderte hinweg war der erste Bischof unserer württembergischen Kirche der König oder Herzog. Und was das für liederliche Burschen waren – das war ein untragbarer Zustand.
Dieser ganze Missstand, den auch die Reformation nicht beseitigen konnte – das sage ich noch einmal – ist nicht bloß ein Problem der Landeskirchen. Ich kenne keine Freikirche, die nicht nach wenigen Jahrzehnten nach der Gründung schon mit diesen Problemen ganz handfest zu kämpfen hat. Plötzlich werden Geister lebendig, und mit jeder nachrückenden Generation kommt es automatisch wieder dazu, dass sie sich an die Welt anpasst.
Und das sieht man zum Beispiel jetzt in Afrika sehr häufig. Ganz lebendige Missionskirchen fallen in der nächsten Generation plötzlich wieder ans Heidentum zurück. Billy Graham hat einmal gesagt: Es braucht zehn Prozent der Aktivität, um einen Menschen zum Glauben zu führen, und neunzig Prozent, um ihn beim Glauben zu halten.
Deshalb bin ich auch dagegen, dass man immer bloß Evangelisation macht. Es ist eine ganz wichtige Sache, auch gläubige Leute im Gehorsam Gottes zu halten, sie weiterzuführen und sie im Glauben zu stärken. Denn wir passen uns immer wieder an allen gottlosen Unsinn an.
Die Herausforderungen der heutigen Kirchenlandschaft
Ich möchte jetzt ganz bewusst nicht über Fehlentwicklungen unserer Zeit sprechen, die uns gerade vielleicht bedrängen.
Wenn beim Kirchentag in Leipzig bei 120 Besuchern in einer Halle mit 2000 Plätzen bei Doktor Theolehmann mit seinen unvergleichlich klaren Botschaften pro Abend gerade 150 Leute zusammenkommen, liegt das nicht an der Verkündigung von Theolehmann. Es ist auch kein Zeichen für Wahrheit, wenn bei feministischer Theologie, Homosexualität, lesbischer Liebe und Segnung die Hallen überfüllt sind. Die Wahrheit zählt in jedem Fußtritt.
Es ist immer wieder die Frage: Es gibt einfach eine Atmosphäre, oft wenn Sie in Stuttgart eine Abstimmung machen. Das ist ja bei Umfragen immer schwierig – was wollen die Leute hören? Würden sie sich nicht für das Evangelium entscheiden? Es ist oft nur eine kleine Minderheit, aber so war es ja schon bei Jesus, als viele wegliefen. Die Wahrheit kann man nicht durch Abstimmungen demokratisch erheben, weil diese Welt einen widergöttlichen Drang hat.
Deshalb ist es jetzt so wichtig zu sehen, dass dieses Wesen, diese Vermischung – ob Sie es als Kulturwandel sehen oder wie Hardenstein, der von der verweltlichten Christenheit spricht, die sich durch alle Kirchen hindurchzieht – diese Verbindung mit allen möglichen Gedanken unserer Zeit ist dramatisch geworden. Man muss schon sagen, wie in unserer Zeit heute die Vermischung von Christentum und widergöttlichen Mächten auf eine unheimliche Weise Wirklichkeit geworden ist.
Ich erlebe das immer wieder, wie Leute fast entsetzt sagen: „Ja, aber die Gebote Gottes gelten doch für uns nicht mehr, und als Christ kann man doch sowieso alles tun, und Gott hat uns dennoch lieb.“ Das ist eine völlige Verkehrung. Wenn eine amerikanische Zigarettenindustrie 600 Milliarden zahlt, weil sie nicht deutlich auf den Tabakschachteln gewarnt hat, dass man krank werden kann – das kann ja jeder wissen. Wer ein Auto kauft, muss wissen, dass er damit gegen eine Wand fahren kann oder einen Abhang hinunterstürzen kann. Aber beim Zigarettenrauchen hat jeder gewusst, was los ist. Trotzdem sagen wir heute, die Hersteller hätten noch deutlicher warnen müssen.
Welche Schuld tragen da alle Christen, dass sie nicht deutlicher ihre Mitmenschen gewarnt haben! Es ist nämlich noch viel mehr als nur die Gefahr, beim Zigarettenrauchen krank zu werden. Wenn man Gott nicht die Ehre gibt, ist man verloren. Das ist in der ganzen Schrift so eindeutig, wie Jesus es gesagt hat, wie Jesus vor Jerusalem geweint hat. Da geht es um ganz andere Summen als 600 Milliarden.
Ich denke manchmal, ich würde auch gern ein paar Witze mehr machen, aber das, was Gott sagt, hast du klar und deutlich gesagt, sodass sich keiner entschuldigen kann. Das ist nach allem, was die Schrift sagt, eindeutig. Oder die ganze Schrift wäre Lug und Trug. Nach allem, was die Schrift sagt – zum Beispiel Hesekiel, wo Gott sagt: „Ich will es von dir fordern, Prophet, hast du es dem Gottlosen gesagt?“ – wo Bekehrung nötig ist. Wie eindeutig die Worte Jesu sind, nicht nur in der Bergpredigt, sondern überall.
Die Vermengung der Kirche heute und der Christenheit heute mit der Welt ist unentschuldbar. Und das macht dann gar nichts aus, ob ein paar sagen, die sind ein bisschen radikal, und andere sagen, sie wollen nach der Bibel leben – ganz simpel. Wollen wir gar nichts anderes. Wir wollen gar nichts anderes als nach dem Wort Jesu leben. Christus, unser Held, spricht zu uns, und dem wollen wir nachgehen, wie wir am Sonntag gesungen haben. Keinen anderen Weg wollen wir einschlagen. Wir wollen niemand richten und niemanden bevorzugen, sondern sagen: Einen anderen Weg kann ich niemandem raten.
Ich kann mir nie vorstellen, dass man auf einem anderen Weg zum Heil kommt als auf dem, der mit den Worten Jesu übereinstimmt und ihm gehorsam nachfolgt. Und da gibt es auch in der Bibel keine Alternative. Auch in der Offenbarung gibt es keine Alternative.
Die Rolle der Engel und die göttliche Macht im Gericht
Und jetzt kommt ein Engel. Gehen wir einfach in der höchsten Zeit zur detaillierten Auslegung über. Vielleicht war das noch einmal eine Hilfe: ein Engel.
Engel sind in der Bibel Boten Gottes, Gerichtsboten. Sie haben nichts Süßes und nichts Sanftes an sich, sondern sind diejenigen, die die Weltgeschichte tragen. Man braucht sich kein Bild davon zu machen. Der Glanz, wie auf dem Hirtenfeld, leuchtet. Der Glanz, die Klarheit des Herrn, umleuchtet sie. Das ist der Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes, etwas Überirdisches, das man gar nicht beschreiben kann. Selbst in den Strafgerichten Gottes über diese Welt leuchtet noch dieser herrliche Lichtglanz Gottes.
Es ist unheimlich: Selbst im Verderben ist die Größe Gottes unantastbar. Der Engel ruft mit einer gewaltigen Stimme. Es ist bei Gott nie etwas Kümmerliches, wie wir meinen, die Sache Gottes sei am Kippen oder so schwach. So wie es dann eine gottlose Literatur darstellt, als wüsste der alte Mann Gott sich nicht mehr zu helfen.
Nein, Gott ist der, der der Herr ist. Dass Jesus Sieg bleibt ewig ausgemacht. Die Offenbarung redet vom großen Sieg. Und diese – jetzt nehmen sie Kulturmacht oder diese Christenheit, diese verweltlichte Christenheit. Es ist ja interessant: Die Welt wird nie religionslos sein. Ich glaube auch nicht, dass der Atheismus die Frage ist. Das Allerschlimmste ist ein Christentum, das sich der Welt angepasst hat, das die Schärfe des Anspruchs Jesu geleugnet hat. Und das gehört zum Allerschlimmsten.
Ich will darüber gar nicht mehr reden, was in unseren Tagen so scheußlich ist. Ich kenne niemanden wie unseren Altlandesbischof Theosorg, der sich so vehement dagegen stemmt, wie das Kreuz Jesu verballhornt wird in unseren Tagen, das Blut Jesu. Es ist immer wieder die Frage. Ich habe die Seiten wieder gelesen, wo von Menstruationsblut, ganzen Hallen mit Tausenden von Menschen die Rede ist. Das ist heute ein Renner: dass das das Pendant zum Blut Jesu wäre und dass der Zugang dazu bestünde. Ich will dazu nicht mehr sagen.
Ich will nur noch sagen: Ausgerechnet die größte Liebestat Gottes wird heute noch am schlimmsten in den Dreck getreten. Und wir müssen wissen, wo für uns irgendwo die Grenze ist, wo wir sagen: Da wollen wir nicht mehr mitreden, und da wollen wir auch gar nicht mehr zur Diskussion einladen.
Gott wird auch diese Macht überwinden. Ich glaube, dass Hartenstein Recht hat. Aber wahrscheinlich ist es so, dass diese Kirchenmacht, die sich dann vielleicht sogar interreligiös noch gibt – so wie man den Anschein hat – durch alle Religionen hindurch sich zieht, die die Menschen mit ihrem Kulturschaffen erfüllt.
Wir sind heute im Lindenmuseum. Der erste Satz oben im Muslimraum lautet: „Durch das Christentum ist Mohammed, durch die christliche Propaganda, großes Unrecht widerfahren.“ Der erste Satz. Ich weiß nicht, wem da Unrecht widerfahren ist. Wir haben eine sehr neutrale, sachliche Forschung in allem.
Vielleicht wird die Welt eine interreligiöse Welt werden, aber sie wird den Anspruch Jesu, seines Wortes und seiner Person leugnen. Das war immer in der Offenbarung auffallend: Die Scheidung wird am Lamm, am gekreuzigten Jesus, erfolgen. Und Babel hat nichts mehr von diesem Lamm an sich. Sie steht auf der Macht des Tieres, des Antichrists, der ihr die Macht gibt. Von dessen Gunst lebt sie.
Gott wird sie zerstören. Am Anfang wird noch mehr gesagt: Sie wird eine Behausung der Teufel, der Dämonen sein. Und dann: „Die Völker sind von dem Zorneswein ihrer Hurerei getrunken.“ Das ist ja gerade ihre Triebhaftigkeit, ihre Wildheit. Sie haben sich bezaubern lassen von dieser Macht.
Es war ja für alle schon erschütternd, wie stark das Dritte Reich war. Es hat ja nicht gesagt, wir wollen gottlos sein, sondern sie haben sich als gottgläubig bezeichnet. Sie wollten eine Religion haben – was für eine! Es war nicht mehr die Religion, es war nicht mehr das Alte Testament, es war nicht mehr das Judenbuch und die christlichen Worte.
Wir müssen immer wieder sehen: Die Mächte dieser Welt wollen irgendwo noch Christentum, aber ein solches, das nicht richtet. Und das ist in unserer Zeit am allerschlimmsten.
Sie kennen das auch, wie schwer es ist, da durchzukommen im Gespräch: Dieses „Ach, wir sind doch alle irgendwo christlich, und wir meinen es doch alle irgendwo recht.“ Dieser Geist, den die Bibel mit „Hurerei“ bezeichnet, ganz im Gefolge der Propheten, die es hineinlassen in die heidnischen Religionen und überall mitmachen. Und es hat sogar den Handel durchdrungen, die Kaufleute auf Erden.
Es ist eine Kapitalfrage gewesen, eine Geldfrage. Sie sind reich geworden mit ihrer großen Üppigkeit. Lassen Sie mal das Mittelalter beiseite – und das Mittelalter liegt nicht bloß hinter uns –, wie sich die Kirche gegeben hat, da muss man nichts mehr dazu sagen.
Was ich finde: Wir müssen es heute sehen und heute sagen, haben wir noch den Mut, wieder Gemeinde Jesu zu sein? Auch den Spott zu tragen. Warum? Bloß weil man Jesus in die Fußstapfen tritt: Arme, kleine, schwache Gemeinde zu sein, verfolgte Gemeinde zu sein. So wie heute vielleicht Christen sich in Persien oder in Libyen sammeln, die gar nicht aus ihren Häusern hinausgucken dürfen.
Gemeinde Jesu – wie war die Urchristenheit? War der Kreis, der sie um Jesus gesammelt hat. Und dann kommt der Ruf, der gilt uns heute: „Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen.“
Die Aufforderung zur Trennung und die Problematik der Kirchenspaltung
Es hat viele immer wieder bewogen, gerade wegen dieses Wortes zur Kirchenspaltung. Es gibt auch bei Paulus ein Wort im 2. Korinther 6, das genau so heißt. Daraus ergibt sich immer wieder die Frage: Wo ist der Punkt?
Ich kenne eine ganze Reihe Christen, die sich vorgenommen haben zu sagen: Wenn die Segnung homosexueller Paare kommt, werde ich austreten. Doch sie werden immer wieder die Erfahrung machen, dass sie die Punkte setzen können, wie sie wollen. Die Frage ist immer, wo man hintritt. Denn man tritt immer wieder in die Welt hinein. Deshalb muss man darauf achten, dass man gläubige Gemeinschaft um sich hat. Das ist ganz wichtig.
Aber es war bei allen Spaltungen so, wie ich schon vorher sagte: Die Kirchen werden über kurz oder lang immer wieder dasselbe Problem haben. Das sieht man auch ganz genau in Amerika, wo nach hundert Jahren plötzlich das alte Übel wieder auftaucht.
Viel wichtiger ist, dass wir uns innerlich trennen. Deshalb geht es nie um die äußeren Formen. Darum wissen Sie, wie wenig wichtig mir die Fragen sind, wo Sie Ihre organisatorische Zugehörigkeit haben. Mir ist ganz besonders wichtig, dass wir uns nicht mit dem vermischen, was heute an Lästerungen Christi umläuft und an Ungehorsam gegenüber dem Wort salonfähig geworden ist. Wir sollen nicht teilhaben an ihren Sünden und nichts empfangen von ihren Plagen.
Das war eigentlich immer etwas Wunderbares. Mich hat es beglückt, wie Gottes Güte auch in sehr wüsten Kirchen Erweckung geschaffen hat. Ich habe in dem Buch "Jenseits der endlosen Meere" vorne beschrieben, wie die Missstände in England waren. Dort hat ein Rechtsanwalt namens Blackstone Predigten analysiert. Er sagte, man hätte nicht gewusst, ob im Hinduismus oder im Buddhismus mehr christliche Botschaft enthalten sei als in dem, was er gehört hat. Das war um 1700 in England.
Trotz dieser schrecklichen Missstände hat Gott immer wieder dort Erweckung geschehen lassen, wo ein paar Christen Jesus gehorsam waren und ihm gefolgt sind. Das möchte ich jungen Leuten immer wieder sagen: Mit der Trennung der Organisation war es noch nie anders.
Oder wie in Württemberg in den dunkelsten Zeiten der Geschichte, als die Herzöge so liederlich herrschten und die ganze Kirche durchtränkt war. Da stand plötzlich im alten Schloss auf der Kanzel ein Hofprediger, der sich zuerst selbst bekehrt hatte. Zuvor hatte er nur von den Sternen gepredigt. Dann wünschte er dem Herzog die Bekehrung. Natürlich löste das Aufregung aus, aber daraus entstand Erweckung.
Ein Beispiel ist Ludwig Hofacker, der gepredigt hat. Das müssten wir mal ausführlich erzählen. Das war in einer Zeit, als wir einen König hatten, einen ganz problematischen König, Wilhelm I., gerade was seine Moral anbelangt.
Wenn man von den sittlichen Missständen unserer Zeit redet, waren das Leute, die einfach gemerkt haben, dass das Wort Gottes uns zu einem alternativen Lebensstil auffordert. Sie wollten ernsthaft mitmachen. Dieses Wort hat plötzlich durchgeklungen, obwohl es nur von Rieningshausen oder von der Leonhardskirche kam. Denn das Wort wurde durch die Realität des auferstandenen Christus bekräftigt.
Dazu mache ich jedem Mut: Ich würde immer wieder behaupten, es kann alles noch so zerstört sein. Fangt an, macht einen Hauskreis, bleibt beim Wort, seid Zeugen Jesu und lebt es in eurem Leben konkret und praktisch. Dann entsteht plötzlich eine Revolution.
Ich habe sogar erlebt, dass das in der katholischen Kirche auch passiert. Trotz aller Missstände wurde plötzlich nicht mehr von Reliquien gesprochen, wenn Bibelkreise entstanden sind. Zum Beispiel bei der ersten Evangelisation in Stuttgart, damals auf dem Schülerplatz. Dort hatten wir eine Mitarbeiterschulung und freuten uns sehr, als aus der Pfalz ein katholischer Priester teilnahm. Er sagte: „Nichts anderes machen wir in unserer Gemeinde, alles andere ist mir unwichtig.“ Er wollte an der Mitarbeiterschulung teilnehmen und sagte zu Parzani: „Das ist für mich ganz wichtig.“ Er war katholischer Priester.
Wunderbar, wenn Erweckung geschieht – und nicht, weil jemand evangelisch wird. Es geht nicht um die Gruppe, sondern um die Bibel, um Jesus Christus und um seine Gemeinde.
Deshalb kann ich dieses Hinausgehen nie so verstehen, als ob etwas erreicht wäre, indem man die oder jene Mitgliedschaft wählt. Entscheidend ist, dass man nicht teilhat an den Sünden dieser schrecklichen Vermischung.
Dann kommt eine Aufforderung Gottes an diese Mächte: „Zahlt ihr heim, was sie gegeben hat!“
Das endgültige Gericht über Babylon und die Notwendigkeit klarer Stellung
Das Erschütternde daran, dass dieses Babel zertreten wird, hat mich immer wieder tief bewegt. Es gibt ja den Spruch: Wer für alles offen ist, der kann nicht ganz dicht sein. So ist es ein bisschen. Wenn Christen heute für jeden reden wollen, dann werden sie von niemandem mehr ernst genommen.
Es ist interessant, dass selbst eine gottlose Welt einen Menschen ernst nimmt, der klar sagt, wofür er steht – und nicht jemanden, der ständig sagt: „Du hast recht, und du hast recht, und du kannst auch nur“, und der seine Situation oder sein Reden an andere anpasst. Diese große Babel wird zertreten, weil sie keine Salzkraft mehr hat. So viel Herrlichkeit und Üppigkeit sie auch gehabt hat, so viel Qual und Leid konnte sie schenken. Sie war stolz und sagte: „Mir kann niemand etwas anhaben.“
Zinzendorf hat einmal gesagt: Alle evangelischen Christen sind sich einig, dass sie keinen Papst brauchen, aber dann setzen sie wieder hundert andere als Despoten und Tyrannen ein – und nicht ihren Herrn Jesus Christus. Es wird immer eine Not sein, ob wir Gemeinde sind und ob es in unserem Leben so ist, dass Jesus Christus unser Herr ist, der uns allein durch sein Wort bestimmt.
Wir brauchen keine falsche Sicherheit und wollen auch nicht auf Geldreserven vertrauen. Die Missstände unserer landeskirchlichen Ordnung wollen wir gar nicht verharmlosen. Eine Kirche, die vom reichen Gott redet, aber auf das Finanzamt baut, da stimmt etwas nicht – das ist keine Frage. Das ist ein Missstand.
Doch was mich immer wieder freut, ist, dass diese Kirche ein so klares Bekenntnis hat, auf das wir verpflichtet sind und auf nichts anderes. Wenn sie ihr Gesangbuch zur Hand nehmen, wenn es in der Landesverfassung heißt: „Allein die Schrift“ – ein reformatorisches Bekenntnis –, dann ist es wunderbar, dass wir diesen Raum ausnutzen und sagen: So wollen wir Gemeinde bauen. Darauf soll unser Schwerpunkt liegen, und das wollen wir ganz offen sagen, auch in dieser Spannung.
Im Moment können wir es nicht ändern. Das möchte ich auch allen sagen, die fragen: „Warum bist du noch nicht ausgetreten?“ Ich kenne viele Leute, die das sagen. Ich antworte: Ich kenne kein Haus in diesem ganzen Gemeindebezirk, in dem die Menschen nicht bewegt und dankbar sind, wenn ich sie besuche, ihnen das Evangelium sage und mit ihnen bete.
Ich kenne keine Tür, hinter der die Menschen nicht darauf warten, dass man sich ihrer annimmt und ihnen das volle, unverkürzte Evangelium bringt. Solange ist es mein Wunsch, hier nicht zu fliehen und nichts umzustürzen. Ich möchte einer Volkskirche nicht das Lebenslicht ausblasen. Das wird Gott wissen, wann er es tut.
Aber ich möchte nicht teilhaben an einer Vermischung, bei der es um die Wahrheitsfrage geht.
Die Klage der Mächte und der Zerfall des Systems Babylon
Und jetzt kommt es: wie das verbrannt wird usw. Ab Vers 9 beginnt die bestürzende Sache – die Wehe, die Klage der Mächte der Welt, der Mächtigen. Sie haben sich nur halten können durch diese Vermischung, weil Thron und Altar sich gegenseitig gestützt haben. Es war immer so, dass die Stimme des Evangeliums kräftig genug war, durchzudringen und sich wieder Raum zu schaffen.
Auch in der Kritik, wo die Stimme des Evangeliums verwässert war, etwa in der Reformation oder bei Bewegungen wie den Waldensern und den Hugenotten, war das Evangelium eine korrigierende Kraft, die vor niemandem gekuscht hat. Doch hier stehen sie da und sind erschüttert.
Gott wird zuerst diese vermischte Hurengröße Babel vernichten und dann vor seiner Wiederkunft. Die Kaufleute werden weinen, das ganze System bricht auseinander, niemand wird mehr kaufen können. Nach Vers 12 ist nun alles aufgezählt, der ganze Plunder.
Ich kann schon gar nicht mehr hören, wie die Leute heute ihre D-Mark vergöttern. Und wegen des Euro – ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich habe einfach als Volkswirt von meinem Vater noch viel mitbekommen. Er war ein leidenschaftlicher Währungstheoretiker und hat auch viele Zeitungsartikel geschrieben. Mein Vater war immer ein Anhänger der reinen Goldwährung, natürlich ist das das Beste.
Aber ich glaube, dass sowieso das alles Ordnung in unserer Welt ist. Sie werden einmal sehen, wo Sie Ihre Sicherheit gehabt haben. Das reden wir ja ganz offen. Es kann ja Ihr Leben auch nicht ausmachen, aber der Grundbesitz auch nicht. Wenn Sie vor dem heiligen Gott in seinem Gericht stehen, wird sowieso nur Blunder sein – wie hier aufgezählt von Weihrauch und Gerät, das Schnitzwerk aus Elfenbein, was durch die Kunst der Menschen aus Eisen und durch Technik geformt ist.
Was ist das vor dem ewigen und heiligen Gott? Alles, was die Menschen an Leistung vollbracht haben – da werden alle großen Werke, ob Computer, Internet, Atombomben und alles, zurückfallen. Und dann steht man da und fragt sich: Was war es eigentlich, was der menschliche Geist in seiner Größe vor dem heiligen Gott geschaffen hat? Der moderne Mensch am Ende des zweiten Jahrtausends fühlt sich so stolz, was er alles gemacht hat.
Wenn man die Offenbarung immer wieder liest, denke ich immer wieder: Sind wir eigentlich sehr weit davon entfernt, dass wir schon merken, es ist nur Plunder in unserer Hand und alles schon wertlos geworden? Und wenn wir sagen: Ohne Gott ist doch alles sowieso sinnlos. Wie lange ist mein Leben überhaupt noch? Ich bin ja bald sechzig. Wie viel Zeit hat man denn noch? Worauf wollen wir denn noch warten?
Die große Zukunft gibt uns doch Gott. Und es kann mir doch nichts Irdisches etwas geben. Ein Haus mit hunderttausend Zimmern oder ein Auto mit hunderttausend PS – wo will ich es denn fahren? Wo will ich die Lebenserfüllung finden? Was ist denn mein Leben? Was kann mir all das geben, was Fortschritt noch ist? Was ist das alles, wenn ich mein Leben nicht begreife, dass ich still sein darf vor Gott und mein Leben heute Abend in seinen Frieden hineinstellen darf?
Ich weiß: Ich bin sein Kind, und er sucht mich. Und es kommt vielleicht ganz kurz, dass er mich ruft, der gute Hirte, dem ich gehöre, der mich durchs finstere Tal führt. Das ist Christenhoffnung und christlicher Glaube, der Schatz, den wir haben.
Und dass alles zerfällt, wer siebzehn in einer Stunde ist, ist das alles verwüstet. Unsere Städte, so wie wir es im Krieg erlebt haben – das hat mein Leben geprägt. Man konnte in der Calwerstraße noch auf so einem kleinen Gänglein laufen, mal hinne pfädeln. Überall Trümmer, rechts und links. Wie da die Lokomotive gefahren ist und die Trümmer am Wagen gefahren wurden, wie man die Scherben errichtet hat auf dem Flieger – unsere Stadt!
Wie da oben noch die großen Steine liegen, das zeigen so gern die Enkel: Das war mal eine große Bank, muss der Vorsitzende gewesen sein, alles zusammengefallen. Wo sind die Leute? Ja, die waren drunter, wie alles zerfallen ist im Nu. Was ist das, was wir haben? Wie das Geld nichts mehr wert war, unsere Reichsmark, wie das bloß Papierscheine waren.
Wir haben als Kinder immer Monopoly gespielt mit alten Inflationsscheinen. War es so toll, dass man da hundert Millionen in einem Geldschein hatte? So als tolles Kindererlebnis, wie Monopoly ein unsittliches Spiel mit diesen Riesenmieten, die da eingetrieben werden und so wieder gewuchert wird. Aber dann noch mit diesen Geldscheinen echt zu spielen – wir haben es dann selber noch gemalt. Aber man merkt: Das zerfällt alles.
Und die Schiffsherren und Steuerleute – wir sind da, denn die wissen eigentlich noch: Die Christen müssen uns den Weg weisen. Die Anklage würde mal viel schlimmer kommen als bei der Zigarettenindustrie. Das ist einfach lächerlich. Ich nehme die Leute nicht ernst. In Amerika sagen sie, sie hätten nicht gewusst, wie gefährlich das Rauchen ist.
Aber das ist schlimm: Die Leute, die das Evangelium nicht gekannt haben und heute in einen Gottesdienst kommen, und denen dann irgendwie ein Senf von der Politik erzählt wird, die im Grunde nicht das hören, was zum Leben und Sterben für sie zu wissen nötig ist. Die im Religionsunterricht bloß mit irgendwelchen Menschenmeinungen verführt werden – da wird man so bitter.
Denn was tun denn die Leute, die irgendwo in eine Schule gehen? Wo hören die denn das Wort, für das es sich zu leben lohnt? Darum ist es so ernst, wie dieses Gericht hinweggeht. Sie schreien die Schiffsherren, und es tut ihnen natürlich nur leid, wie die Welt zuerst darin auseinanderbricht. Denn irgendwo muss die Christenheit noch das Ferment gewesen sein.
Aber ich kann genauso sagen, so wie Helmut Freilegt es ja so auslegt: Das vom christlichen Geist durchdrängte Kultur schaffen – ja, was bleibt denn noch übrig, wenn letztlich die letzte Sinngebung wegfällt? Manche Kultur hält sich ja nur noch über Wasser, indem sie das Christentum lästert und mit Spott darüber.
Aber sie schreien, weinen und klagen, und sie sind verzweifelt. Erst dann werden sie selbst zerfallen, und die Welt wird untergehen.
Die Ermutigung für die Gemeinde Gottes
Vers 20: Noch einmal ein Vers: Freue dich, Gemeinde! Dein Weg hat der Herr anders vorgesehen. Der Herr führt seine Gemeinde hindurch. Es ist einfach schön, wenn man dann die Bibelworte nimmt: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Ich wache manchmal nachts auf und habe einen wirren Traum gehabt. Dann bin ich fast schwermütig oder erschrocken. Ich denke immer wieder: Wenn mich beim Sterben nur schwere Gedanken erwarten würden, das wäre schon eine Last. Doch ich bin immer wieder froh. Da liegt meine Frau neben mir, und das ist etwas ganz anderes. Da ist wieder Friede da.
Es ist doch schön: Woher nehmen sie die Gewissheit? In welches Licht drehen sie das? Ich kann es nur aus dem konkreten Wort Jesu nehmen, auf den ich blicke, der mir zugesprochen hat. Und das ist so fest: Entweder ist Jesus der gerissenste Betrüger aller Zeiten oder er ist der Heiland der Welt, wie es sonst keinen gibt.
Darf ich mich als Gemeinde freuen? Freue dich, Himmel, und die heiligen Apostel und Propheten! Gott wird das Richten übernehmen, auch alle Verirrungen. Wir können das nicht richten in dieser Welt. Wir können die Lüge und diese Verirrung nicht richten. Es kommt ja nachher noch einmal vom Blut der Heiligen und der Märtyrer.
Wie viele treue Prediger haben ihr Leben verloren! In der Bartholomäusnacht sind zwanzigtausend Zeugen des Evangeliums allein umgebracht worden. Sie haben nichts weiter getan, als das reine Evangelium in einer Zeit der machtbesessenen Kirche verkündet.
Ich habe Ihnen von Salzburg erzählt: Wie viele treue Zeugen sind vertrieben worden und haben ihr Amt verloren. Wenn man das sieht, auch in der kommunistischen Verfolgung – übrigens in China sind jetzt wieder einige schlimme Verhaftungen bei der Hausgemeinde passiert. Es bedrückt uns sehr, immer wieder.
Wo es auch im Namen Jesu gestellt wird – im Kommunismus in China nicht, aber auch in anderen Ländern –, gibt es eine Machtkirche, die nie Widerspruch erduldet hat. Es ist ganz interessant: In unserer Kirche schreit niemand auf, wenn Jesu Name gelästert wird. Niemand schreit auf, selbst wenn jemand Jesus als alles Mögliche darstellt. Doch man ist ganz empfindlich, wenn Menschen nicht die nötige Ehre gegeben wird.
Das geht fast einher. Und daran können Sie immer merken, wie falsch alles ist. Dabei würde ich immer sagen: Wenn jemand über eine irdische Obrigkeit, über den Oberkirchenrat oder über einen Bischof etwas Böses sagt, müsste man das ja sagen dürfen. Aber über Christus darf man nichts Böses sagen. Ja, eigentlich ist das der Test.
Noch einmal das Bild: Ein Mühlstein wird hineingeworfen. Wenn wir das noch schön fertig machen – es ist ein bisschen länger geworden, aber vielleicht war es ganz wichtig, mal so Klarheit zu schaffen, weil ich ja aus Kapitel 22 wieder darauf komme.
Der Sturm, der Babylon niederwirft, und der nicht mehr gefunden wird. Die Stimme der Seitenspieler, der Flötenspieler und der Posaunenbläser wird nicht mehr gehört werden. Kein Handwerker irgendwo fehlt der Lebenssinn. Es ist ganz erschütternd, was noch als Zeichen kommt, in dem Augenblick, wenn Babel fällt.
Da merkt man erst, was die Welt doch gehabt hat: die Stimme des Bräutigams und der Braut wird nicht mehr gehört werden. In einem alten Kommentar steht von Hagdorn, ich glaube, es war im letzten Jahrhundert, da steht drin: „In der letzten Zeit wird es so sein, es werden keine Ehen mehr geschlossen, die Leute werden bloß noch wild zusammenleben. Die Stimme des Bräutigams und der Braut wird nicht mehr gehört werden.“
Ich weiß nicht, ich will nicht zu viel hineinlegen. Sie wissen, ich habe immer ein bisschen Angst, dass wir so einengen. Aber hören Sie die Schrift und sagen Sie: Es ist ein gefährliches Zeichen, wenn das, was das Schönste war – das Bündnis der Liebe und der Treue und der Wahrhaftigkeit – nicht mehr da ist.
Und das Licht der Lampe soll nicht mehr leuchten, und der Welt ist der Lichtschein genommen. Denn das war so: Das Evangelium hat auch unserem Volk ein helles Licht gegeben. Und das hat fast jeder einmal begriffen in unserer Volksgeschichte, was ein Matthias Claudius ist und was auch ein Volkschristentum war, mit der ganzen Dürftigkeit, dass Gott helfen kann.
Mit dem Schulgottesdienst – und man hat es vielleicht gerade gesehen in ganz verwirrten Zeiten, bis hin in Kriegszeiten und in Zeiten der Diktatur –, wie Leute noch eine Ahnung gehabt haben, dass das Leben von Gott kommt. Und wenn es nur ein Liedvers und ein Bibelwort war, das man behandelt hat.
Wenn alles zerstört ist, dann wird das Licht ausgehen in der Welt. Und da steht noch einmal Vers 24.