Einführung in das Thema Brotbrechen und Gemeindeverhalten
Das war der kontroverse Teil. Jetzt machen wir etwas ganz Einfaches hinterher: Wir reden mal kurz über das Brotbrechen.
Das eine Zeichen war das bedeckte oder unbedeckte Haupt, das andere Zeichen war Brot und Kelch. Paulus hat beim ersten Zeichen gesagt: „Ich finde es toll, dass ihr das festhaltet.“ Ja, ihr macht da schon etwas, aber ihr braucht noch ein bisschen mehr Wissen darüber, warum ihr das eigentlich macht.
Und wenn ihr anfangt, es nicht mehr zu machen – jetzt brauche ich doch noch mal Vers sechzehn, 1. Korinther 11,16 – dann schiebt er einen Vers hinterher, um das Thema, die Argumente oder den ganzen Streit ein bisschen loszuwerden. Er sagt: „Wenn aber jemand es für gut hält, streitsüchtig zu sein, so soll er wissen, wir haben eine derartige Gewohnheit nicht.“
Damit ist nicht gemeint, dass sie nicht die Gewohnheit hätten zu streiten – denn die hatten sie sehr wohl – sondern eine Gewohnheit, dass dieses Zeichen in den Gemeinden nicht unter den Tisch fällt, dass die Leute es nicht einfach anders machen. „Wir haben aber eine derartige Gewohnheit nicht, auch die Gemeinde Gottes.“
Und wenn da steht „auch die Gemeinden Gottes“, dann wird klar: Die Korinther gehen immer ihren eigenen Weg, und das ist ihnen auch ganz wichtig. Paulus holt sie immer wieder ein Stück zurück und sagt: „Sorry, wir sind eins. Ja, dann macht nicht jede Gemeinde, wie sie es will, sondern es gibt bestimmte Dinge, die machen wir gleich.“
Sie mussten also zu einem bestimmten Verhalten noch etwas dazulernen. Sie mussten begreifen, warum wir das eigentlich machen.
Kritik und Ermahnung zum Brotbrechen
Jetzt geht es einen Schritt weiter mit einer zweiten Überlieferung zum Brotbrechen, zum Abendmahl, Vers 17.
Wenn ich aber Folgendes vorschreibe, so lobe ich euch nicht. Wir könnten auch sagen: Da muss ich euch tadeln, weil ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren kommt. Man könnte auch sagen, dass ihr nicht zusammenkommt und einen Nutzen daraus zieht, sondern dass ihr zusammenkommt und Schaden davonnehmt durch das, was ihr tut.
Wenn das Beten und Prophezeien von Männern und Frauen sowie die Symbolik, die damit einhergeht, ein Problem war, dann liegt das größere Problem hier bei euch an dieser Stelle. Eigentlich müsste er sein Lob, das er vorneweg ausgesprochen hatte – es ist gut, dass ihr es überhaupt macht – wieder etwas zurücknehmen. Er muss sagen: Na ja, wenn ich ehrlich bin und hinschaue, was ihr da macht, dann ist das eigentlich nicht gut. Dafür kann ich euch nicht loben. So, wie ihr das Abendmahl feiert, das geht eigentlich nicht.
Ich hoffe, ich kann euch ein bisschen erschrecken, wenn ihr seht, wie klein aus unserer Perspektive das Problem ist.
Spaltungen und ihre Bedeutung in der Gemeinde
Vers 18: Denn erstens höre ich, dass, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, Spaltungen unter euch sind.
Spaltungen sind bekanntlich schlecht. Das haben wir bereits ganz am Anfang im ersten Korintherbrief, Kapitel 1 gesehen. Der eine sagt: „Ich gehöre zu Paulus“, der andere: „Ich gehöre zu Petrus“, wieder ein anderer: „Ich gehöre zu Apollos.“ Man denkt sich: Spaltungen sind immer falsch in einer Gemeinde.
Paulus ergänzt diesen Gedanken und sagt: Na ja, fast immer. Natürlich gibt es Spaltungen, und es gibt ein Auseinanderdriften in der Gemeinde, das wirklich nicht sein darf. Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Art von Spaltung, eine Art von Gegeneinander, die eigentlich gut ist. Das klingt zunächst ungewöhnlich.
Denn erstens höre ich, dass, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, Spaltungen unter euch sind. Und zum Teil glaube ich das auch, denn es müssen Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährungen unter euch offenbar werden.
Im Reifeprozess einer Gemeinde reift nicht die Gemeinde selbst, sondern die einzelnen Geschwister. Dabei gibt es Menschen, die, wenn sie reifen und geistlich weiterkommen, auch mal mit anderen aneinandergeraten.
Obwohl Parteiungen am Anfang im ersten Korintherbrief etwas ganz Falsches sind, nämlich wenn sich Leute aus falschen Motiven zusammenrotten – gegeneinander oder gegen Paulus –, gibt es auch gesunde Spannungen in einer Gemeinde.
Diese entstehen, wenn Menschen geistlich weiter sind, etwas verstanden haben und das Richtige in die Gemeinde hineintragen wollen. Sie sagen: „Hier müssen wir anders sein, hier müssen wir uns ändern, hier brauchen wir eine neue Perspektive.“
Wenn das passiert, kann es auch mal zu einem gewissen Gegeneinander kommen. Und das ist, pauschal gesprochen, nicht immer verkehrt.
Das Problem beim gemeinsamen Herrenmahl
Vers 20: Wenn ihr nun zusammenkommt, ist es nicht möglich, das Herrenmahl zu essen.
Das Wort „Herrenmahl“ steht für das Brotbrechen, für das Abendmahl. Vielleicht ist das so, weil wir uns die Veranstaltung damals anders vorstellen müssen, als wir es heute gewohnt sind. Ich glaube, ihr habt auch noch eine erste Stunde und zieht das Abendmahl einmal im Monat in den Hauptgottesdienst, also in die zweite Stunde, ein.
Wir machen das auch so, dass wir es in den Kleingruppen feiern beziehungsweise einmal im Monat in den Gottesdienst einziehen lassen. Wie ein Abendmahl abzulaufen hat, steht in der Bibel nicht genau. Es gibt in Apostelgeschichte 20,7 den Hinweis, dass die gesamte Gemeinde sich trifft. In Apostelgeschichte 2 wird erwähnt, dass man das Brot in den Häusern gebrochen hat. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, wie man das gestalten kann.
Wichtig ist nur: Wenn man zusammenkommt und das Herrenmahl feiert – es ist ein gemeinsames Essen, also ein Stück Brot und ein Schluck aus dem Kelch – dann ist es ein Essen, bei dem wir uns bewusst an das erinnern, was Jesus getan hat. Es ist ein Mahl, das zum Herrn gehört.
Wenn Paulus hier sagt, dass es nicht möglich ist, das Herrenmahl zu essen, meint er nicht, dass logistische Gründe dem entgegenstanden. Sie haben miteinander Brot gebrochen und den Kelch geteilt. Nur hatten sie ein großes Problem: Sie taten die Symbolik zwar völlig richtig und alles korrekt, aber in ihrem Herzen stimmte etwas nicht.
Oder anders ausgedrückt: Sie feiern Abendmahl. Das Abendmahl ist ein Symbol dafür, dass wir zusammengehören, ein Team sind, dass ein Herr uns alle miteinander gerettet hat und dass wir alle Teil des neuen Bundes sind. Aber was ist, wenn ich das, was ich da feiere, nicht in meinem Leben wiederfinde? Was ist dann?
Paulus wird sagen: Dann ist das, was du da feierst, vom Ablauf her zwar genau das, was man beim Abendmahl oder beim Herrenmahl oder beim Brotbrechen tut – ich verwende die Begriffe hier einfach austauschbar –, du machst die richtigen Dinge. Aber ganz ehrlich: Solange dein Herz nicht dabei ist, feierst du nichts.
Es ist einfach nur eine leere Hülle. Es ist so, als ob jemand, dessen Frau gestorben ist, immer noch seinen Ring trägt. Es ist eine leere Hülle, es stimmt nicht mehr.
Soziale Spannungen beim Brotbrechen
Wenn ihr nun zusammenkommt, ist es nicht möglich, das Herrenmahl zu essen. Aber wo liegt das Problem?
Stellt euch eine Gemeinde vor, die sich nicht in einem Gemeindehaus trifft, sondern privat. Kirchen und ähnliche Gebäude gab es in der damaligen Zeit noch nicht. Das heißt, ein reicher Christ lädt ein und sagt: „Wir feiern Gottesdienst bei mir zuhause.“ So fängt das an.
In einer solchen Gemeinde sind Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten versammelt. Es gibt reiche Leute, die zum Beispiel ein großes Haus besitzen. Die Reichen mussten damals oft nicht arbeiten, da sie Menschen hatten, die für sie arbeiteten. Ein Reicher hat also Zeit. Er sagt: „Wollen wir heute Brotbrechen feiern?“ Und wenn jemand fragt: „Wann wollen wir das machen? Um sechs?“ Dann sagt er: „Ich komme schon um vier!“
Dabei geht es nicht nur darum, die Stühle hinzustellen, sondern gemütlich im Atrium zu sitzen, schon den ersten Wein zu trinken. Er bringt seinen großen Picknickkorb mit und macht dort sozusagen eine kleine Siesta von etwa zwei Stunden.
Am anderen Ende der sozialen Leiter stehen die Sklaven. Wenn sie hören, dass das Treffen um 18 Uhr beginnt, denken sie: „Hoffentlich schaffe ich es bis halb sieben.“ Während der eine sehr früh kommen kann, weil er Zeit hat, ist der andere knapp dran.
Der Reiche sagt: „Wenn wir zusammen sind, wollen wir dann nicht auch etwas miteinander essen?“ In der damaligen Zeit war das Brotbrechen tatsächlich eingebunden in ein gemeinsames Essen. Vielleicht brachte jeder etwas mit, vielleicht nur die Reichen.
Der eine kommt um vier, packt seinen Picknickkorb aus und stellt alles auf ein gemeinsames Buffet. Dann fangen sie an zu essen und zu trinken. Wenn man zwei Stunden isst und trinkt, bis der Letzte kommt, ist der Erste schon betrunken. Wenn der Letzte kommt, ist die Schlacht ums kalte Buffet verloren.
Nun die Frage: Wenn das passiert und der Letzte mit knurrendem Magen hereinkommt und sieht, dass der Erste schon ein bisschen nicht mehr geradeaus gucken kann, weil er zwei Stunden länger da ist, und dann sagt einer: „Lasst uns Brot brechen!“ – geht das oder geht das nicht?
Paulus sagt: Wenn du als Reicher, der Zeit hat und sich etwas leisten kann, mit dem umgehst, der nichts hat und zu spät kommt, weil es nicht anders geht, und du ihm nichts übrig lässt, wenn du ihm damit zeigst, wer du bist und was du kannst, und ihr dann Abendmahl feiert, dann geht das nicht. Das ist ein Widerspruch in sich.
Vers 21: Denn jeder nimmt beim Essen – das ist das Mahl, in das das Abendmahl eingebettet wird – sein eigenes Mahl vorweg. Das Wort „vorweg“ kann zeitlich gemeint sein, also jemand bringt etwas mit und fängt an, fleißig zu essen, oder es kann die Intensität ausdrücken. Wer zuerst kommt, isst zuerst und nimmt sich den größten Teil.
Wichtig ist der Gedanke: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Am Ende ist der eine hungrig – nämlich der, der zu spät kommt – und der andere ist betrunken. Das ist vielleicht eine übertriebene Sprache. Wir müssen uns nicht vorstellen, dass der erste völlig betrunken ist, aber vielleicht doch ein bisschen.
Das heißt: Der eine bekommt nichts mehr ab, sein Magen bleibt leer, und der andere ist satt und denkt: „Super, gut gelaufen!“
Jetzt fragt Paulus die Reichen, die Immobilienbesitzer: Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn du Hunger hast und ein schönes Mahl möchtest. Dann mach das bitte zu Hause.
Aber wenn du das nicht machst, wenn du deinen Reichtum zur Schau stellen musst, machst du das oder verachtest du die Gemeinde Gottes? Willst du dem anderen zeigen, was du dir leisten kannst und wie gut es dir geht, um ihm Verachtung zu zeigen? Willst du zeigen, wie klein und unbedeutend der andere ist und beschämst diejenigen, die nichts haben?
Das ist das Problem. Ein lustiges Problem, oder? Brotbrechen – und der eine ist schon satt, der andere noch hungrig, der eine halb betrunken, der andere bekommt nichts mehr ab.
Ist das ein großes Problem für eine Gemeinde? Ich glaube, wenn mich jemand gefragt hätte und ich hätte den Text nicht gekannt, hätte ich gesagt: Na ja, so groß kann das Problem nicht sein. Paulus sagt aber: Das ist ein Riesenproblem.
Es ist ein großes Problem, wenn wir mit unserem Leben Geschwister beschämen, besonders die, die weniger haben.
Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.
Das wahre Verständnis des Brotbrechens
Warum lobt er nicht denn, Vers 23, und beschreibt uns, worum es beim Brotbrechen eigentlich geht?
Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe: Dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm und, als er gedankt hatte, es brach und sprach: "Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis." Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis."
Denn so oft ihr dieses Brot esst und den Kelch des Herrn trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Das ist das Zentrum, der zentrale Gedanke vom Brotbrechen. Der zentrale Gedanke hat damit zu tun, dass Jesus in der Nacht, als er überliefert wurde, gesagt hat: "Ich gebe euch zwei Zeichen mit. Hier ist ein Stück Brot, nehmt davon; hier ist ein Kelch, trinkt daraus."
Und wenn ihr von dem Brot esst, dann denkt an den Leib, an mich, an meinen Leib, an meinen Körper, den ich für euch gegeben habe. Und wenn ihr aus dem Kelch trinkt, dann denkt daran, dass ich mit meinem Blut einen neuen Bund geschlossen habe zwischen Gott im Himmel und der Menschheit auf der Erde.
Wenn ihr daraus trinkt, dann denkt daran, dass ihr Teil dieses neuen Bundes seid. Dieser Kelch steht sinnbildlich dafür.
Denkt daran, dass ihr, wenn ihr das tut, den Tod des Herrn verkündigt.
Was heißt das jetzt, dass wir den Tod des Herrn verkündigen, bis er kommt?
Es heißt, dass wir in dem Moment, wo wir an dem Symbol Brot und Kelch teilnehmen, hinstellen und etwas sagen, das ungefähr so klingt: "Ich stehe hier, weil ich verstanden habe, dass ich ein Sünder bin. Weil ich verstanden habe, dass Jesus für meine Schuld gestorben ist. Und weil ich im Glauben an das, was am Kreuz von Golgatha passiert ist, gerettet bin."
Ich nehme einen Schluck aus diesem Kelch, und es ist so, als würde ich einen Schluck trinken, der dafür steht, dass ich Teil bin von etwas Neuem. Dieses Neue ist gestiftet worden durch Blut – Blut, das vergossen wurde – durch einen Leib, der kaputtgemacht wurde.
Wenn du Brot und Kelch nimmst, dann sagst du: "Ich bin Teil einer größeren Gemeinschaft, die es nur gibt, weil Jesus dafür gestorben ist."
Und niemand hier im Raum, egal welche Vorgeschichte er hat – ob jung, alt, arm, reich, sozial oben oder sozial unten – spielt eine Rolle. Niemand hat etwas, was ihn in besonderer Weise in dieser Gemeinschaft auszeichnet.
Wir begegnen uns alle hundertprozentig auf Augenhöhe, egal was du hast, wie du begabt bist, welche Stellung du hast. Augenhöhe – das ist das, worum es geht.
Und deswegen, weil dieses Zeichen so sehr für das steht, was Jesus gemacht hat – dass Jesus eine neue Gemeinschaft, ein neues Volk ins Leben gerufen hat – ist es so verheerend, wenn jemand das nicht kapiert.
Warnung vor unwürdigem Teilnehmen
Vers 27: Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein.
Und bitte, das einzige Mal heute Abend zur Grammatik: „unwürdig“ ist ein Adverb. Es beschreibt, wie du trinkst, nicht, wie du gerade vor Gott stehst.
Wer unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, ist nicht einfach jemand, der in seinem Leben noch Sünde hat. Es geht hier nicht darum, wie du dein christliches Leben in der letzten Woche gelebt hast. Das spielt überhaupt keine Rolle.
Es geht vielmehr um die Frage, ob du dir im Moment des Trinkens bewusst bist, was du eigentlich zum Ausdruck bringst. Und ob dein Leben das widerspiegelt, was die Symbole bedeuten. Diese Symbole zeigen: Ich bin Teil einer Gemeinschaft, in der sich unwürdige Sünder auf Augenhöhe begegnen. Sie werden zu Kindern Gottes, zu Brüdern und Schwestern, die bereit sind, füreinander das zu tun, was Jesus für sie getan hat – nämlich füreinander zu sterben.
Es geht also darum, ob das, was in diesem Symbol steckt, sich auch in meinem Leben zeigt. Wenn ja, dann nehme ich würdig daran teil.
Das Problem der Korinther war nicht, dass sie nicht an der Feier teilgenommen oder ihre Sünden nicht untersucht hätten. Das Problem war ihre falsche Einstellung zueinander. Dadurch wurden sie tatsächlich des Leibes und Blutes des Herrn schuldig. In ihrem Verhalten stellten sie sich auf die Seite der Christusmörder.
Die Formulierung ist hier sehr eindrücklich: Eigentlich verkündige ich damit nicht mehr den neuen Bund als eine Gemeinschaft von geheiligten Sündern. Stattdessen sage ich durch mein Leben, wenn ich unwürdig daran teilnehme und nicht begreife, was Jesus getan hat, dass es auch nach der Bekehrung so bleibt wie vorher. Es gibt dann ein Oben und ein Unten, die Guten und die Bösen, die, die Zeit haben, und die, die ihr immer hinterherlaufen. Und das stimmt nicht.
Deshalb die Warnung und die Bitte in Vers 28: „Der Mensch aber prüfe sich selbst.“ Denk nach, bevor du teilnimmst. Du sollst teilnehmen, das habe ich ja vorgelesen. Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal das Abendmahl gefeiert hast, aber es sollte eine regelmäßige Veranstaltung in unserem Leben sein. Wenn das bei dir nicht so ist, dann tu es. Einfach deshalb, weil Jesus möchte, dass du es tust.
Aber wenn du es tust, dann prüfe dich selbst. Überlege, wie du zu deinen Geschwistern stehst. Hast du deine Geschwister wirklich lieb? Wenn du dich geprüft hast, dann esse von dem Brot und trinke von dem Kelch. Nimm bitte daran teil.
Denn wer isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht. Das ist der Grund, warum wir uns prüfen sollen.
Inhaltlich geht es darum, wer unwürdig isst und trinkt. Nicht grundsätzlich, sondern wer es auf die falsche Weise tut. Wer vielleicht meint, es reicht, nur daran teilzunehmen. Nein, das reicht eben gerade nicht. Dahinter steht eine Realität: Wir sind diese Gemeinschaft.
Denn es heißt hier: Wer isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, wenn er den Leib – hier steht im Grundtext „nicht des Herrn“, deswegen ist das in Klammern – und das sollte man an dieser Stelle auch streichen, denn darum geht es nicht – wenn er den Leib meint, ist die Gemeinde gemeint, wie in 1. Korinther 10 schon eingeführt wurde.
Es geht also nicht um den Leib Christi am Kreuz, sondern um den Leib Christi auf der Erde, also die Gemeinde. Wenn wir diese nicht richtig beurteilen, dann gibt es ein Problem.
Die Frage, die im Raum steht, ist: Bevor wir am Brotbrechen teilnehmen, wie gehen wir mit anderen Geschwistern um? Achten wir sie gering? Verachten wir sie durch unseren Lebensstil? Verachten wir sie vielleicht wegen ihres Aussehens oder wegen der Sünde in ihrem Leben?
Gehen wir wirklich unparteiisch miteinander um? Gibt es Geschwister in deinem Leben, die du nicht magst? Und wo du sagst: „Ich bin nicht bereit zu vergeben, ich bin nicht bereit zu segnen.“ Bist du eigentlich nur dazu bereit, ihnen zu zeigen, dass du sie nicht magst – durch Missachtung, durch schlechtes Gerede, durch Desinteresse an ihrem Wohl?
Wenn das der Fall ist, dann kann ich an dieser Stelle nur sagen: Vorsicht, einfach Vorsicht.
Folgen falschen Verhaltens und Ermahnung zur Gemeinschaft
In Korinth war es so, dass die Menschen nicht aufeinander gewartet haben. Paulus sagt: Wenn ihr verstanden hättet, worum es im Christsein geht, dann hättet ihr Reichen euren Picknickkorb mitgebracht und ihn stehen lassen, bis der letzte Sklave, der eine Viertelstunde zu spät und mit hängender Zunge angekommen ist, es gerade noch schafft. Erst dann hättet ihr angefangen und diese neue Gemeinschaft des Leibes Christi miteinander gefeiert.
Weil ihr das aber nicht tut und dem anderen zeigt, dass ihr ihn verachtet, heißt es in Vers 30: Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein Gutteil sind entschlafen, das heißt, an den Krankheiten gestorben.
Das kann doch nicht sein, dass Gott das so ernst nimmt mit dieser ganzen Theologie, mit dem Christsein und dem neuen Bund. Doch, genau so ist es.
Ich weiß nicht, wie viele kranke und schwache Christen heute in Deutschland leben, deren Grund einfach darin liegt, dass sie mit anderen Christen verkracht sind und nicht bereit sind, das zu klären. Trotzdem tun sie so, als sei eigentlich alles zwischen ihnen und Gott in Ordnung. Und das stimmt nie, einfach nie. Gott lässt sich an dieser Stelle nicht veralbern.
Wenn wir uns aber selbst beurteilen, so würden wir nicht gerichtet. Klar, Gott sagt: Denkt selber nach! Wenn wir aber vom Herrn gerichtet werden, warum macht Gott das so? Weil wir gezüchtigt werden, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.
Gott hat immer ein Ziel im Blick: Er möchte so gerne, dass seine Gemeinde heilig ist. Es ist ein Vorrecht, dass Gott in unser Leben züchtigend eingreift und uns Stoppschilder hinsetzt. Es ist ein Vorrecht, wenn Gott dir als einem Vater begegnet, der sagt: Schluss! An der Stelle muss ich dir einfach mal sagen, dass es so nicht geht.
Das ist ein absolutes Vorrecht. Gott möchte nämlich, dass wir nicht mit der Welt verurteilt werden, dass wir nicht Verdammung erfahren. Das ist sein Ziel. Wir sind ihm einfach mehr wert.
Aufruf zur Rücksichtnahme und gegenseitigem Warten
Daher Vers 33: Meine Brüder, ihr wisst, meine Geschwister, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen – und das ist jetzt das Problem – dann wartet aufeinander. Herrlich, oder? Ein ganz simples, kleines Ding: wartet einfach aufeinander. Das wäre die Lösung gewesen, und sie sind nicht darauf gekommen.
Wenn jemand hungert, der esse daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das Übrige aber will ich anordnen, sobald ich komme. Es ging darum, der Gemeinde zu sagen, dass sie beim Teilen von Brot und Kelch darauf achten sollen, dass das, was sie durch das Symbol zum Ausdruck bringen – wir sind eine Gemeinschaft, zusammengebunden durch das Sterben Christi am Kreuz und durch unseren gemeinsamen Glauben an seinen Tod – sich auch in unserem Alltag, in unserem Christsein, widerspiegelt.
Wenn das der Fall ist, ist alles gut. Und wenn das nicht der Fall ist, dann sollten wir an dieser Stelle schleunigst und einfach umdenken.
Ich merke das bei mir persönlich. Ich hatte am Wochenende ein sehr kritisches Gespräch, ich war sehr erregt, und es wirkt immer noch nach. Ich merke, wenn man selbst meint, ungerecht behandelt zu werden, wie schwer es fällt, an den Punkt zu kommen, an dem man die Augen schließt und sagt: Okay, ich habe es verstanden. Ich soll segnen, ich soll nicht nur bitter sein, mich nicht nur angeklagt fühlen – ich soll segnen.
Ich weiß, wie schwer das ist. Aber das ist Gottes Auftrag an uns: dass wir miteinander anders umgehen.
Da, wo wir mit anderen nicht können, wo wir andere nicht so schätzen, sollten wir uns auch wirklich selbst prüfen und sagen: Wer bin ich denn, dass ich so mit anderen Geschwistern umgehe? Habe ich wirklich verstanden, dass wir alle im selben Boot sitzen, dass wir alle eins sind, ein Team?
Ich hoffe das sehr. Ich hoffe, dass es in unserem Leben niemanden gibt, den wir wirklich verachten. Aber wenn das so ist, dann lasst so ein Text Anlass sein, um das einfach wirklich ein für alle Mal zu klären.
Persönliche Reflexion und Abschlussgebet
Und ich bete darum. Vielleicht soll ich noch abschließend beten? Also, ich habe gerade überlegt: Soll ich noch zum Abschluss beten? Oder wollt ihr das übernehmen? Sonst würde ich jetzt noch zum Abschluss beten.
Ja, dann komm hoch, und ich bete nach dir.
Wie Ihnen Jürgen gerade gesagt hat: Klar, das war auch mein Thema. Aber es gibt einen Gedanken, der mir sehr geholfen hat, komplett umzudenken.
Der Form nach bin ich ein Intellektueller, ich habe einen Titel. Aber eigentlich bin ich das gar nicht. Ich habe den Titel bekommen, ich weiß auch nicht genau warum. Fast keine Prüfung musste ich dafür machen. Ich könnte mir etwas darauf einbilden, weil ich einen Titel habe, aber eigentlich kann ich gar nicht so viel.
Und wenn ich mir überlege, dass das, was ich kann, was ich manchmal besser weiß oder besser kann als andere – meinetwegen Musik – dann ist das doch nicht meine Leistung. Das hat Gott mir geschenkt. Er hat mich so gemacht. Was bilde ich mir also ein, dass ich besser bin als jemand anders?
Dieser Gedanke hat mir geholfen, an dieser Stelle umzudenken. Mir nichts darauf einzubilden, dass ich ein bisschen mehr weiß als jemand anders, der gerade nur nicht die Universität besuchen konnte. Inzwischen ist es wirklich so, dass ich mir da auch nichts mehr darauf einbilde. Ich erwähne ja auch sonst nie den Titel. Warum sollte ich?
Aber vielleicht hilft euch das, über euren Schatten zu springen, wenn ihr von dem Problem betroffen seid, euch anderen gegenüber ein bisschen verachtend zu fühlen. Denn das ist nicht eure Leistung, sondern Gott hat euch das eigentlich geschenkt. Und ihr bildet euch etwas ein, was ihr geschenkt bekommen habt.
Mir hat es sehr geholfen. Es könnte sein, dass es jemand anderem auch eine Hilfe ist. Das war es eigentlich schon.
Dann lasst uns noch zum Abschluss beten.
Vater im Himmel, wir wollen dir danken, dass du uns als Gemeinschaft zusammengestellt hast. Wir danken dir dafür, dass wir dein Wort haben. Wir danken dir, dass du ein lebendiger Gott bist, der heute noch wirkt und spricht, der uns führen und leiten will, der uns aufmerksam machen möchte auf Dinge, die in unserem Leben nicht in Ordnung sind.
Ich bete einfach darum, dass wir diese herzliche Liebe füreinander entwickeln, die es braucht, um in einer Gemeinde zusammenzustehen. Und dass wir diese herzliche Liebe auch leben – dass das nicht nur etwas ist, was wir mit dem Mund sagen, sondern dass es sich im Alltag zeigt.
Hilf uns zu verstehen, wie die Schwester und der Bruder ticken und wie wir ihnen helfen können. Wie wir ihnen in ihrem eigenen geistlichen Leben nicht im Wege stehen.
Hilf uns, zu deiner Ehre zu leben, Herr, damit du am Ende des Tages durch unser Leben verherrlicht wirst. Das wünschen wir uns, Herr, und darum bitten wir dich. Amen.