Einführung und organisatorische Hinweise
Für diesen Nachmittag ist das Thema „Jesus ähnlich werden“ vorgesehen. Wir haben es so geplant: Ich habe mit Manfred gesprochen und werde in etwa 40 Minuten darüber sprechen. Danach haben wir noch ungefähr eine halbe Stunde Zeit für Fragen und Antworten, falls es welche gibt. Wenn das Thema niemanden interessiert, kann man auch gleich gehen. Aber falls jemand Fragen hat, ist das natürlich völlig in Ordnung.
Bis sechs Uhr haben wir Zeit, dann gibt es um sechs Uhr das Abendessen.
Übrigens haben mich einige nach dem Dauernhof gefragt – was wir dort tun und was das genau ist. Der Mann von „Ab mir erlaubt“ hat hinten links am Tisch Informationsmaterial zum Dauernhof ausgelegt. Falls das jemanden interessiert, kann es gerne helfen.
Ich möchte noch gemeinsam beten, und dann schlagen wir die Bibel auf.
Lieber Vater, danke für die Zeit, die wir wieder zusammen verbringen dürfen, für deine Gnade. Danke für diesen Tag und diesen Ort, Vater – für diesen Ort der Ruhe und Besinnung. Danke, dass wir hier das Wesentliche im Leben neu entdecken können.
Ich bete, dass wir eine Disziplin entwickeln, dieses Wesentliche regelmäßig zu suchen. So werden wir fit für ein Leben mit dir und für die Menschen um uns herum.
Vergib uns, wenn wir immer wieder meinen, klüger zu sein, und nicht genug Eifer aufbringen, um in die Ruhe mit dir einzutreten. Wenn wir faul sind und uns treiben lassen.
Herr, lass uns verstehen, was dein Wille ist. Hilf uns zu erkennen, wer du bist und wer wir in deinem Licht sind.
Herr, danke für diese Zeit und diesen Ort. Segne die Menschen hier und die Dienste, die hier geschehen.
Amen.
Das Ziel der Christen: Jesus ähnlich werden
Schlagt bei mir bitte Römer 8,29 auf; das wird unser Sprungbrett sein. In diesem Vers schreibt der Apostel Paulus: „Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“
Jeder Christ, jeder Mensch ist dazu vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein – so sagt es die Bibel. Ich glaube an die Vorherbestimmung. Jeder Mensch ist vorherbestimmt, und zwar dazu, so zu sein wie Jesus, in dem Bilde seines Sohnes ähnlich zu werden.
Der englische Theologe Selvin Hughes ist vor zwei Jahren gestorben. Er hat mir sehr gut gefallen und auch gute Bücher geschrieben. Er sagte: Gott möchte, dass du und ich Jesus ähnlich werden. Gottes höchstes Ziel besteht nicht darin, uns zu Missionaren, Ärzten, Predigern oder Pfarrern zu machen. Vielmehr sollten wir seinem Sohn ähnlich werden.
Alles andere muss diesem vorrangigen Ziel untergeordnet werden. Weil dies das Hauptziel ist, müssen wir uns ernstlich damit befassen. Ein guter Satz – es ist das Hauptziel.
Die Herausforderung und die Hoffnung des Zieles
Wenn man darüber nachdenkt, Jesus ähnlich zu werden, gibt es einen bedrohlichen und einen sehr erbaulichen Aspekt.
Zuerst der bedrohliche: Ich habe bisher nicht allzu viele Predigten zu diesem Thema gehört, um ehrlich zu sein. Wenn du die letzte Predigt gehört hast, ging es darum, dass es darauf ankommt, Jesus ähnlich zu werden. Aber persönlich habe ich nicht viel dazu gehört. Und ich glaube, das hat einen guten Grund. Der Gedanke, so zu sein wie Jesus, erscheint unmöglich – ein unerreichbares Ziel, das nur im Versagen und Frust enden kann. Ich könnte genauso gut versuchen, auf den Mond zu klettern. Es wird mir nicht gelingen. Es ist zwar ein schönes Vorhaben, aber ich werde es nie schaffen.
Der französische Theologe und Philosoph Blaise Pascal hat es einmal treffend formuliert: Das Christentum ist befremdlich. Es fordert vom Menschen, dass er sich selbst als erbärmlich, ja verächtlich erkennt, und gleichzeitig fordert es von ihm, dass er sich wünscht, Gott ähnlich zu sein. Das stimmt und ist interessant. Das ist der bedrohliche Aspekt: Es scheint so unmöglich, dass man sich fragt, ob man sich überhaupt damit beschäftigen soll.
Dann gibt es aber den erbaulichen Aspekt: Wenn uns bewusst wird, dass wir vorherbestimmt sind, so zu sein wie Jesus, ist das eigentlich eine noble Bestimmung – eine unheimlich noble Bestimmung. Eigentlich ist das eine Last, irgendwo. Keine Lawine, aber ich bin da immer ein bisschen vorsichtig. Doch wenn man darüber nachdenkt: Ich bin vorherbestimmt, so zu sein wie Jesus. Diese Bestimmung ist enorm.
Das Ermutigende daran ist, dass alle anderen Ziele im Leben im Vergleich dazu klein und minderwertig erscheinen. So zu sein wie Jesus steht über allem. Zum Beispiel gesund zu sein. Ja, ich bin froh, dass ich mit 46 Jahren noch relativ gesund bin. Das ist eine schöne Sache. Aber was ist das Ziel: gesund zu sein oder so zu sein wie Gott? Das kann man gar nicht vergleichen.
Oder das Ziel, erfolgreich zu sein. Es ist schön, erfolgreich zu sein, ich habe nichts dagegen. Aber was ist der Vergleich: erfolgreich zu sein oder so zu leben wie Gott? Alle anderen Ziele nehmen ihren richtigen Platz ein – neben dem Ziel, moralisch und charakterlich so zu leben wie Jesus.
Das Vorbild Jesu in Lukas 6
Nun, wie ist Jesus eigentlich, und in was sollten wir verwandelt werden? Lesen wir einmal Lukas Kapitel 6. Das ist mein Lieblingskapitel. Meistens hat man ja so ein Kapitel, das einen besonders anspricht, mal für ein Jahr, im letzten Jahr war es Lukas Kapitel 6.
Ich möchte ein paar Verse mit euch lesen, nämlich ab Vers 27, weil dieser Abschnitt zeigt, wie Jesus ist. Lukas 6,27: „Aber euch, die ihr hört, sage ich...“ Übrigens gefällt mir das auch an Jesus: Er hat nie manipuliert und niemals etwas aufgezwungen. Er sagt: „Euch, die ihr hört, sage ich Folgendes.“ Die, die nicht hören wollen, müssen nicht hören. Aber die, die hören, dem sagt er etwas.
Und dann sagt er Folgendes: „Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen, betet für die, die euch beleidigen. Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar, und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Untergewand nicht. Gib jedem, der dich bittet, und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, tut ihnen ebenso.“
Gehen wir weiter zu Vers 35: „Doch liebt eure Feinde, tut Gutes und leidet, ohne etwas wieder zu erhoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und die Bösen. Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist, und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden. Gebt, und es wird euch gegeben werden.“
Hier haben wir 18 Dinge gelesen: Liebt eure Feinde – das sagt Jesus zu uns –, tut wohl denen, die euch hassen, segnet die, die euch fluchen, betet für die, die euch beleidigen, gebt jedem, der euch darum bittet, wenn jemand nimmt, fordere es nicht zurück, verurteile nicht, richte nicht.
Die Motivation hinter Jesu Forderungen
Jetzt kommt der Schlüssel: Wisst ihr, warum Jesus diese scheinbar unmöglichen Dinge von uns fordert? Warum verlangt er von uns, so zu handeln? Die Antwort ist ganz einfach: Weil er genau so handelt.
Jesus würde nie etwas von dir oder mir fordern, was er selbst nicht tut. Warum sagt Jesus, wir sollten unsere Feinde lieben? Weil er seine Feinde liebt. Warum sollten wir jene segnen, die uns verfluchen? Weil Jesus jene segnet, die ihn fluchen. Warum sollten wir geben, ohne etwas zu verlangen? Weil Gott gibt, ohne etwas zu verlangen.
Jesus würde nie etwas von dir fordern, was er selbst nicht tut, denn Christus wohnt in uns. Alles, was er fordert, ist das, was er ist – in und durch uns.
Ein Vers aus diesem Abschnitt ist mein Lieblingsvers geworden: Vers 35, der zweite Teil: „Ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er, Gott der Höchste, ist gütig gegen die Undankbaren und die Bösen.“
Hast du das gewusst? Hast du gewusst, dass Gott gütig ist gegen die Undankbaren und gegen die Bösen? Ich habe immer gewusst, dass Gott gütig ist gegen die Dankbaren und die Guten. Aber ich wusste nicht, dass Gott auch gegenüber den Undankbaren und dem Bösen gütig ist.
Der nächste Satz lautet: „Darum seid barmherzig.“ Warum? „Wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ Warum sollen wir barmherzig sein? Weil Gott barmherzig ist. Das ist der Charakter von Jesus Christus.
Es gibt einen Satz, der sagt: „Du musst die Schrift immer mit Schrift auslegen.“ Das ist nicht schlecht, aber es gibt noch einen besseren: Du musst die Schrift mit Jesus auslegen. Die Schrift musst du im Licht des Charakters des Herrn Jesus auslegen. Sonst hast du eine falsche Auslegung.
Gott ist nicht nur gut, Gott ist exzellent. Jesus ist nicht nur in Ordnung, er ist der Beste.
Persönliche Erfahrungen und die Bedeutung von Jesus als Vorbild
Wir haben bei mir zu Hause eine Frühstückspension. Dort kommen ganz unterschiedliche Leute vorbei, das ist kein speziell christliches Haus, sondern es sind ganz normale Menschen, wer immer gerade kommt. Manchmal sitzen wir zusammen, trinken ein Glas Wein oder so.
Vor Kurzem hatten wir ein paar Gäste aus Wien, Österreich. Sie fingen an, über die Kirche zu schimpfen, was ja nicht ungewöhnlich ist. Daraufhin habe ich ihnen erklärt, dass Jesus Christus nicht unbedingt die Organisation Kirche repräsentiert – und umgekehrt.
Einer von ihnen sagte dann: „Ja, ich glaube, Jesus war ja ganz in Ordnung.“ Ich antwortete: „Jesus war nicht einfach nur in Ordnung, er ist der Beste, er ist exzellent.“ Alles, was Gott der Vater tut, tut sein Sohn ebenfalls. Und alles, was der Sohn tut, sollten auch wir tun.
Warum? Weil wir im Ebenbild Gottes geschaffen sind. Moralisch zu handeln, so wie Jesus es tat, wäre eigentlich die Norm gewesen, wenn nicht der Sündenfall dazwischengekommen wäre.
Wisst ihr, warum Jesus gekommen ist? Er kam, um in uns zu leben und dieses Leben wiederherzustellen – um uns Jesus ähnlich zu machen. Deshalb sind wir vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleich zu werden.
Jesus als Mensch und das Ebenbild Gottes
Als Jesus Christus als Menschensohn 33 Jahre gelebt hat, lebte er als ganz normaler Mensch. Jesus war kein Superman, sondern vollständig Mensch, so wie Gott den Menschen von Anfang an gedacht hatte.
Jesus hat uns das vorgelebt, wie Adam und Eva im Garten Eden geschaffen wurden. Gott schuf sie im Bilde Gottes, moralisch ähnlich wie er selbst. Deshalb konnte Jesus sagen: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Er betonte: „Ich und der Vater sind eins“, weil er genau den Charakter seines Vaters repräsentierte. Wenn man wissen will, wie Gott im Himmel ist, soll man auf Jesus schauen, denn sie sind eins.
Wisst ihr, was Wahrheit ist? Es gibt mehrere Definitionen von Wahrheit, aber Wahrheit ist immer das, was dem Original entspricht. Ein Beispiel: Ich sage, diese Flasche enthält genau einen Liter Wasser. Nun sagt Manfred: „Das ist Blödsinn, du bist Österreicher, keine Ahnung. Das sind nur ein halber Liter Wasser.“ Wer von uns beiden hat Recht? Vielleicht weißt du es nicht. Doch ihr habt Recht. Aber wisst ihr, wie wir es wirklich herausfinden könnten, wenn niemand es wüsste?
Wir müssten zur europäischen Eichstelle für Maße und Gewichte fahren. Die ist, glaube ich, in der Nähe von Paris. Dort könnten wir den Inhalt dieser Flasche in das Originalgefäß für einen Liter Wasser gießen. Wenn der Inhalt genau dem des Originalgefäßes entspricht, dann habe ich die Wahrheit gesagt. Denn Wahrheit ist das, was dem Original entspricht.
Jesus sagte von sich selbst: „Ich bin die Wahrheit“, weil er genau dem Original entspricht. Deshalb konnte er sagen: „Ich und der Vater sind eins.“ Der Mensch wurde von Anfang an geschaffen, um das Original, das Ebenbild Gottes, widerzuspiegeln. Seitdem sich der Mensch abgewandt hat, entspricht er nicht mehr dem Original. Wir haben uns entfernt und sind nicht mehr hundertprozentig Mensch.
Jesus war der einzige nach Adam, der hundertprozentig Mensch war, so wie Gott ihn gedacht hatte. Alle anderen Menschen sind gefallen und entsprechen nicht mehr dem Bild, das Gott geschaffen hat. Deshalb heißt das Buch von Major Thomas auf Deutsch: „Wir brauchen Gott, um Mensch zu sein.“ Major Thomas prägte den Satz: Jesus kam nicht, um Menschen aus der Hölle in den Himmel zu bringen, sondern um Gott aus dem Himmel wieder in den Menschen hineinzubringen. Damit der Mensch wieder so leben kann, wie er von Anfang an gedacht war.
Der Weg zur Christusähnlichkeit: Gehorsam und Praxis
Nun, wie können wir Menschen wieder zum Original zurückfinden, also Jesus ähnlich werden? Im Lukas Kapitel 6 lesen wir im selben Kapitel bitte die Verse 46 bis 48.
Jesus hat gerade gesagt: Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, betet für die, die euch fluchen usw. Dann sagt er im Vers 46: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und ihr tut nicht, was ich sage?“
Jeder, der zu mir kommt, meine Worte hört und sie tut, dem will ich sagen, wem er gleicht. Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baut, grub und vertiefte und den Grund auf dem Felsen legte. Als aber eine Flut kam, stieß der Strom an jenes Haus und konnte es nicht erschüttern, denn es war auf Felsen gegründet.
Wer aber hört und nicht tut, ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf der Erde baut, ohne Grundmauer. Der Strom stieß daran, und sogleich fiel vieles ein. Der Einsturz jenes Hauses war groß.
Übrigens, der Fels hier ist nicht Christus, sondern Gehorsam. Wer hört und tut, was Jesus sagt, ist wie ein Mann, der sein Haus auf Fels baut. Wer hört und nicht tut, ist wie ein Mann, der sein Haus auf Sand baut.
Übrigens ist es ja auch auf Sand gebaut, das merkt man ja, man sieht es nicht gut aus hier. Zuhause haben wir es auf Fels, gell.
Wie werden wir Jesus ähnlich? Indem wir tun, was er sagt. Manchmal bekomme ich oft die Frage oder das Anliegen von Menschen, die sagen, sie sind Christ, aber das Leben als Christ funktioniert nicht. Sie hinterfragen dann immer: Vielleicht war meine Bekehrung nicht ehrlich genug, vielleicht nicht echt genug und so weiter.
Wisst ihr, was ich diesen Menschen sage? Es ist gar nicht so wichtig, ob deine erste Hinwendung zu Gott jetzt spektakulär war oder was Gott sonst getan hat. Wisst ihr, was ausschlaggebend ist für dich und mich heute? Ob Jesus heute unser Herr ist. Darum geht es.
Ist Jesus heute dein Herr? Das ist der Schlüssel. Nicht, ob das Erlebnis damals so oder so war, sondern wie ich heute mit ihm lebe.
Jesus sagt: „Was nennt ihr mich dauernd Herr, Herr, aber ihr tut nie, was ich sage.“ Das ist für uns entscheidend.
Bitte hört das: Es genügt nicht, wenn Jesus sagt, liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet die, die euch fluchen, betet für die, die euch beleidigen. Es genügt nicht, diese Gebote gut oder sehr gut zu nennen. Es genügt auch nicht, diese Worte Jesu zu studieren und im Bibelkreis zu besprechen. Wir müssen es tun.
Was heißt das praktisch? Wenn du am Montag zur Arbeit gehst und dein Chef oder dein Mitarbeiter in der Früh etwas sagt, das dich beleidigt, was sollst du tun? Sollst du ihn segnen?
Eine Frage: Tun wir das? Jesus sagt: „Was nennt ihr mich da Herr, Herr, aber ihr tut nie, was ich sage.“
Das heißt: Wenn du jemanden nicht leiden kannst oder wenn dich jemand nicht leiden kann, vielleicht weil du Christ bist und er schlecht über dich redet oder dir aus dem Weg geht, was tust du mit ihm? Du sollst ihn segnen.
Gerade im letzten Winter habe ich das vorbereitet. Da ging ich mit einem Freund auf die Planei rauf, machte ein Foto von ihm und stellte mich so hin. Dann kam von hinten ein Snowboarder, fuhr mir rein und riss mich um, die Kamera flog weg. Aber der Snowboarder blieb nicht stehen, sondern fuhr einfach weiter.
Die erste Reaktion ist: „Dieser Vollhaini, dem nehme ich die Skikarte weg oder so.“ Aber ich hatte gerade das vorbereitet. Und Gott hat zu mir gesagt: „Na, du sollst diesen Menschen segnen.“
Ich sagte: „Ja Herr, segne diesen Menschen, der dich braucht.“ Und wisst ihr, was das Interessante ist? Sobald du das tust, kannst du den Menschen wieder anschauen und ihn lieben.
Es genügt nicht, darüber zu reden, Freunde, wir müssen es tun.
Wenn dich dein Verwandter einmal ausgenutzt hat, weißt du, was du tun sollst? Lass dich wieder mal ausnutzen. Genau das steht hier.
Denn das Interessante ist: Wenn du das tust, erkennen die Leute, dass du anders bist. Dann kann es sein, dass jemand fragt: „Warum bist du eigentlich so anders?“ Und dann hast du vielleicht eine Chance, ihm von Jesus zu erzählen.
Man muss direkt einen Schalter im Gehirn umlegen, um zu erkennen, dass Jesus tatsächlich meint, was er sagt. Nicht nur schöne christliche Floskeln, die wir uns jeden Sonntag aufsagen und dann genau das Gegenteil tun.
Voraussetzungen für ein Leben nach Jesu Vorbild
Nun, es braucht einige Voraussetzungen, um das tun zu können, und ich habe jetzt vier Punkte.
Weißt du, es ist nämlich so: Wenn jemand nur sagt, „Ja, tun wir es“, dann kann ich dir jetzt schon gratulieren – es wird nicht gelingen. Es braucht Voraussetzungen, um Jesus ähnlich werden zu können und so zu leben, wie Jesus lebt.
Erstens: Ich muss Jesus persönlich kennen.
Zweitens: Ich muss Jesus hundertprozentig vertrauen. Hier sind wir wieder bei unserem Thema.
Drittens: Ich muss aus der Kraft des Heiligen Geistes leben, nicht aus meiner eigenen Kraft.
Und viertens: Ich muss mich auf geistliche Disziplinen einlassen.
Das sind kurz zusammengefasst alle diese vier Punkte.
Jesus persönlich kennen
Erstens: Ich muss Jesus Christus persönlich kennen. Die erste Voraussetzung dafür, dass ein Mensch Jesus ähnlich werden kann, ist, dass er ihn kennt.
Die Bibel vergleicht die Beziehung zwischen einem Gläubigen und Christus sowie die Beziehung zwischen der Gemeinde und Christus oft mit der zwischen Ehemann und Ehefrau. Das ist ein hilfreicher Vergleich.
Wenn du zum Beispiel an deiner Ehe arbeiten möchtest, brauchst du zuerst eine Frau. Wenn du keine Frau hast, brauchst du nicht an deiner Ehe arbeiten, denn das ist ziemlich logisch.
Genauso ist es im Christenleben: Wenn du an deinem Glauben arbeiten möchtest, brauchst du zuerst Christus. Ohne Christus kannst du dein Christenleben nicht verbessern.
Dieser erste Schritt ist nicht nur biblisch, sondern auch so logisch, dass wir eigentlich nicht lange darüber reden müssen. Ohne Ehepartner kannst du nicht an der Ehe arbeiten, und ohne Christus kannst du nicht Christus ähnlich werden.
Darum, wenn du Christus noch nicht kennst – und ich kenne dich ja nicht persönlich – möchte ich dich ermutigen: Öffne ihm heute die Tür und sage: Herr Jesus, komm in mein Leben, ich brauche dich. Sonst wird es nie etwas mit der Christusähnlichkeit.
Jesus vertrauen
Nun, es mag sein, dass du Jesus persönlich schon lange kennst – Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Dennoch fällt es dir schwer, ihm zu vertrauen.
Darum Punkt zwei: Damit ich tun kann, was Jesus sagt, muss ich ihm vertrauen. Ich muss, wie ich bereits gesagt habe, glauben, dass Gott ein liebender und barmherziger Gott ist, der mich persönlich kennt und liebt. Ich muss glauben, dass Jesus nicht nur gut, sondern der Beste ist. Dostojewski hat einen schönen Satz gesagt: „Ich glaube, dass es nichts gibt, was lieblicher, tiefer, sympathischer, rationaler, stärker und vollkommener ist als der Erlöser.“ Das ist ein schöner Satz.
Ein Franziskaner hat einmal gesagt: „Wenn du wirklich weißt, dass Jesus dich liebt, dann gibt es nichts mehr in dieser Welt, was noch schöner oder begehrenswerter wäre als er.“ Wenn wir glauben und erkennen, wie gut Jesus ist, dann gibt es niemanden, den wir mehr begehren als ihn. Das muss die treibende Kraft in unserem Leben sein. Sonst können wir ihm nicht vertrauen.
Ich möchte hier etwas anmerken, das auf den ersten Blick vielleicht nebensächlich erscheint, aber direkt damit zu tun hat. Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, bis ich ein Buch von Dallas Willard gelesen habe: The Divine Conspiracy. Darin steht: Um Gott vertrauen zu können, musst du das vierte Gebot halten.
Interessant ist, dass Paulus dieses Gebot im Epheserbrief, Kapitel 6, wiederholt. Ich lese es euch vor: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Das ist das erste Gebot mit einer Verheißung, damit es dir wohl ergehe und du lange lebst auf Erden (Epheser 6,2-3). Paulus weist darauf hin, dass es das erste Gebot mit einer Verheißung ist.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir wohlergeht. Das heißt, wenn du deinen Vater und deine Mutter nicht ehrst, wird es dir nicht wohlergehen.
Warum ist dieses Gebot so ausschlaggebend? Es ist völlig egal, wie alt du bist. Selbst wenn du achtzig bist und deine Eltern schon lange tot sind, kannst du umkehren und dich selbst dadurch frei machen. Das funktioniert unabhängig vom Alter.
Wir können uns selbst nicht dankbar annehmen für das, wer wir sind, wenn wir nicht für unsere Eltern danken können, von denen wir kommen. Das ist der Schlüssel. Natürlich müssen wir nicht für alles fröhlich danken, was sie getan haben. Manche Eltern haben ihren Kindern Schreckliches angetan. In solchen Fällen musst du vielleicht erst an den Punkt kommen, an dem dir deine Eltern Leid tun, bevor du für sie danken kannst.
Aber unsere Eltern sind Teil unserer Identität. Sie abzulehnen bedeutet, mich selbst abzulehnen. Die Geschichte wiederholt sich dann immer wieder und führt zu Bitterkeit und Misstrauen. Wir können uns nicht selbst verachten und gleichzeitig Gott lieben. Das funktioniert nie.
Wenn du eine niedrige Selbstachtung hast, weiß ich etwas: Du kannst Gott nicht wirklich lieben. Du kannst ihm nicht verzeihen, warum du so bist, wie du bist.
Übrigens bedeutet Eltern zu ehren nicht, alles gutzuheißen, was sie getan haben. Im Gegenteil: Wir müssen nicht so sein und werden wie unsere Eltern. Wir können aus ihren Fehlern lernen und es besser machen.
Ein Pfarrer in England, Paul Scanlon, von dem ich manchmal Predigten höre, hat eine Predigt mit dem Titel „I am not my father“ – „Ich bin nicht mein Vater“. Er sagt: „Mein Vater war zornig, ja zornig, aber ich bin nicht mein Vater. Mein Vater war Alkoholiker, aber ich bin nicht mein Vater. Mein Vater hat Menschen verachtet, aber ich bin nicht mein Vater.“
Wir sind nicht hilflos unseren Genen ausgeliefert, sondern können durch die Gnade Gottes neu beginnen. Wenn wir das nicht tun, Freunde, wiederholt sich die Geschichte immer und immer wieder.
Nur wenn Christus in unser Leben kommt und wir sein Gebot ernst nehmen, wird dieser Kreis durchbrochen.
Wenn jemand damit kämpft, seine Eltern zu ehren, dann muss er Folgendes tun: Erstens, er muss eingestehen, wer seine Eltern sind und was sie getan haben, und ehrlich bekennen, wie es ihm dabei ging. Zweitens, er muss seine eigene falsche Haltung gegenüber den Eltern bekennen und auch das, was die Eltern ihm angetan haben. Drittens, er muss sie annehmen, wie sie sind, und ihnen vergeben.
Wenn wir das nicht tun, wiederholt sich die Geschichte deiner Eltern in dir.
Es ist ein interessanter Zusammenhang, dass wir Gott nicht vertrauen können, wenn wir Vater und Mutter nicht ehren. Darauf wäre ich nie gekommen. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich: Es stimmt. Gott hat nichts umsonst gesagt. Seine Gebote stimmen, sie funktionieren im Alltag.
Aus der Kraft des Heiligen Geistes leben
Also, erstens: Du musst Jesus kennen. Zweitens: Du musst darauf vertrauen, dass Gott es gut mit dir meint. Drittens: Damit ich tun kann, was Jesus sagt, muss ich lernen, aus seiner Kraft zu leben und nicht aus meiner eigenen.
Es gibt ja diese Armbänder, die jetzt nicht mehr so angesagt sind, aber vielleicht kennt ihr sie noch: „What would Jesus do?“ – WWJD. Vielleicht hatten eure Kinder solche Armbänder, meine hatten ziemlich viele davon. Jetzt sind sie wieder etwas out. Ich finde diese Armbänder gut, weil sie ein super Anlass sind, um Gespräche zu führen. Leute fragen: „Was heißt das? Was würde Jesus tun?“ Das sind tolle Armbänder, aber die Theologie dahinter ist nicht sehr gut. Ich möchte euch zeigen, warum.
Skifahren ist mein Beruf gewesen oder zumindest war es das früher, jetzt nur noch nebenbei ein bisschen. Ich bin auch früher mal Rennen gefahren, war aber nie gut, nur so Bauernrennen. Und beim nächsten Bauernrennen könnte ich mir ein Armband kaufen mit der Aufschrift: „Was würde Bode Miller tun?“ Bode Miller ist Amerikaner, ich nehme immer einen Amerikaner, keine Österreicher. Ich könnte mir also so ein Armband kaufen und mich daran erinnern, was Bode Miller tun würde, um in meinem Rennen erfolgreich zu sein.
Ich glaube allerdings nicht, dass mir das im Rennen viel helfen würde. Denn beim fünften Tor weiß ich genau, was Bode Miller tun würde. Aber ich habe weder die Kraft, noch die Balance, noch das Können von Bode Miller. Darum nützt es mir nicht, zu wissen, was Bode Miller tun würde, weil ich es einfach nicht kann. Es ist genau dasselbe mit „Was würde Jesus tun?“ Ich kann vielleicht annehmen, zu wissen, was Jesus tun würde, aber das Problem ist: Ich kann es nicht tun.
Seht ihr, das ist so ähnlich wie zuhause. Wie gesagt, wir haben relativ viel Schnee, je nachdem, wie der Winter ist. Bei mir zuhause gibt es einen großen Parkplatz. Wenn wenig Schnee liegt, schaufle ich ihn einfach weg, das dauert eine oder zwei Stunden. Wenn viel Schnee liegt, hole ich mir den Traktor von meinem Schwager. Ich habe nämlich eine Bauersdochter geheiratet, und da ist ein Traktor dabei, das ist praktisch. Mit dem großen Traktor, der hundert PS hat, brauche ich ungefähr eine halbe bis eine Stunde, um alles zu räumen, auch wenn der Schnee einen Meter hoch liegt. Wunderbar.
Angenommen, ich sage zu meinem Sohn Lukas, der jetzt siebzehn ist: „Lukas, schau mir genau zu, wie ich das mache. Du stellst dich da hin und schaust genau zu, wie das funktioniert, denn ich bin jetzt drei Wochen weg und dann ist das dein Job.“ Er schaut mir zu, wie ich den Parkplatz räume, alles schön, weit ausgeräumt. Dann gebe ich den Traktor zurück an meinen Schwager, nehme eine kleine Holzschaufel, drücke sie Lukas in die Hand und sage: „Lukas, wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du die nächsten drei Wochen den Parkplatz genauso räumen, wie ich es getan habe.“ Ich gebe ihm einen Kuss, motiviere ihn mit Liebe und gehe.
Wisst ihr, was das ist? Das ist eine riesengroße Gemeinheit. Besonders, wenn ich mit Liebe arbeite. Denn es hat mit Liebe überhaupt nichts zu tun, es ist eine Gemeinheit. Wenn ich von Lukas verlange, dass er dasselbe tun soll wie ich, dann muss ich ihm dieselben Ressourcen zur Verfügung stellen, die ich hatte.
Und wisst ihr, wenn Jesus sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben“ (Johannes 13), damit ihr genau das tut, was ich getan habe – mit welcher Kraft hat Jesus die Dinge getan? Ausschließlich mit der Kraft seines Vaters. Viele Christen sind der Annahme: „Ja, und jetzt ich, armer Schlucker, muss halt mit der kleinen Holzschaufel versuchen, dasselbe zu tun“, obwohl wir genau wissen, dass wir es nie schaffen.
Jesus, glaube ich, ist kein gemeiner Typ. Er würde von dir nie etwas verlangen, ohne dir auch die Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die du brauchst, um es zu tun.
Freunde, das habe ich für mindestens zehn Jahre meines Christenlebens nicht kapiert. Ein Satz hat mein Leben wirklich verändert. Er hat mich so zum Nachdenken gebracht, dass es eine Wende in meinem Christsein war. Er hat mich viel mehr verändert als meine Wiedergeburt.
Auch Major Thomas hat diesen Satz geprägt. Er sagte: „Christsein ist nicht leicht.“ Da habe ich gedacht: „Ja, das stimmt.“ Dann sagte er: „Christsein ist auch nicht schwierig.“ Da dachte ich: „Du hast keine Ahnung.“ Und dann sagte er: „Christsein ist unmöglich.“ Das hat eine Wende in meinem Leben bewirkt, als ich erkannte: Christsein ist unmöglich.
Denn da habe ich erkannt, dass es etwas geben muss, das ich noch nicht weiß. Und was gibt es? Christus selbst. Wir müssen lernen, aus seiner Kraft zu leben, nicht aus unserer.
Und das ist keine hohe geistliche Ausbildung. Das funktioniert ganz einfach so: Ich stehe morgens auf und sage: „Herr Jesus, ein neuer Tag liegt vor uns. Ich kann diesen Tag nicht zu deiner Ehre leben. Ich kann keinen einzigen Menschen retten. Ich kann nicht das tun, was du tust, Herr Jesus. Das musst du tun. Aber hier bin ich, hier ist mein Leib, das Stück Fleisch und alles, was dazugehört. Bedien dich, Herr Jesus. Ich möchte dir zur Verfügung stehen. Ich bin gespannt, was du tust. Es gehört dir.“
Dann lebe ich den Tag so, wie man ihn lebt: mit Plan, mit Verantwortungen, mit den Dingen, die ich tun soll. Und abends gehe ich ins Bett und sage: „Herr Jesus, danke, dass du dein Leben in mir gelebt hast. Keine Ahnung, was geschehen ist, aber das ist nicht mein Problem, es ist dein Problem. Jetzt gehe ich schlafen, danke, dass du wachst.“
Es ist nicht kompliziert, wir müssen nur mit Jesus rechnen.
Geistliche Disziplinen einlassen
Und eins müssen wir lernen, das ist Punkt Nummer vier: geistliche Disziplinen. Auch wenn ein Mensch erkennt – ein Christ erkennt –, dass es Christus ist, der das Leben lebt, müssen wir Disziplinen lernen, um mit ihm zu leben.
Ich habe vor Jahren einen Freund von mir, Charles Price, gefragt. Er war früher Bibelschulleiter und ist jetzt Pastor in Toronto. Ich habe ihn gefragt: „How does it work, this Christ in you?“ – Wie funktioniert das mit dem Christus in dir? Ich weiß, ich war drei Monate auf einer Bibelschule in England, Capernry Hall. Jeder kam rein und sagte: „Christus in dir tut alles, du kannst gar nichts tun, nur er tut es.“ Nach vier Wochen dachten wir: Wenn noch einer kommt, der sagt, es ist Christus in dir, und mir nicht erklärt, wie, dann bringe ich den um.
Ich bin zu Charles gegangen und sagte: „Jeder sagt es, es klingt ja irgendwie richtig, aber wie funktioniert es denn?“ Er antwortete: „Eine Frage ist falsch.“ Ich sagte: „Ja, logisch, ich bin immer falsch.“ Dann sagte er: „Es ist nicht ‚Wie funktioniert es?‘, die Frage ist: ‚Wer macht, dass es funktioniert?‘ Nicht wie, sondern wer.“ Da habe ich gesagt: „Okay, wie macht der, wer, dass es funktioniert?“ Dann wusste er auch nicht mehr, was er sagen sollte. Keine Ahnung.
Aber wisst ihr was? Meine Frage war gar nicht mal so schlecht. Denn seht ihr: Wenn du mich fragst, was es braucht, um in einer Ehe zu leben, wie lebe ich in einer Ehe, dann ist die Frage falsch. Die richtige Frage ist: Wer ist in deiner Ehe? Um in einer Ehe zu leben, brauchst du eine Frau. Das ist die Grundvoraussetzung, das Wichtigste, das Einzige. Stimmen wir überein, oder?
Aber obwohl ich jetzt eine Frau habe, soll ich trotzdem wissen, wie ich mit dieser Frau lebe. Und es stimmt, es ist nur Christus in dir, der das Leben bewirkt, das stimmt! Die Frage bleibt trotzdem: Wie kann ich jetzt mit diesem Christusleben auf eine alltägliche Art und Weise für dieses Leben hier auf Erden leben?
Dazu hat uns die Bibel einige geistliche Disziplinen gegeben. In der Bibel nennt man das Heiligung oder so alte Worte, die heute kaum noch jemand versteht. Und ich nehme nur zwei Dinge heraus. Von wem könnten wir besser lernen als von Jesus? Wie hat er gelebt?
Wenn ich die Evangelien studiere, fallen mir zwei Dinge auf: Erstens, Jesus hat in völliger Abhängigkeit von seinem Vater gelebt. Das ist herausragend. Er war völlig abhängig. Jesus hat oft gesagt: „Ich tue nichts von mir selbst. Ich tue nur das, was ich meinen Vater tun sehe. Ich rede nur, was ich meinen Vater reden höre. Ich tue nichts von mir selbst. Ich lebe in völliger Abhängigkeit von meinem Vater.“
Und zweitens: Jesus hat seinem Vater absolut vertraut und blieb deshalb gehorsam – sogar bis zum Kreuz.
Heute übrigens, das war eine gute Frage von jemandem von euch: „Wie kann ich für etwas Böses danken?“ Aber eigentlich hast du für das Kreuz schon mal gedankt, oder? War das Kreuz etwas Gutes? Ja, für dich schon, aber für ihn nicht. Am Kreuz war etwas Böses; die Sünde der Welt wurde dort getragen. Aber wir danken dafür, weil es die Menschheit erlöst hat.
Und darum dürfen wir auch für böse Dinge danken, die in unserem Leben geschehen, weil sie uns zur Heiligung dienen.
Seht ihr die zwei Dinge? Jesus lebte völlig abhängig von seinem Vater, und er vertraute seinem Vater und blieb deshalb gehorsam bis zum Kreuz.
Nun, welche Disziplinen hat er deshalb gepflegt? Erstens, Jesus – und das lesen wir in den Evangelien öfter – zog sich regelmäßig alleine zurück, auf einen Berg, redete mit und hörte auf seinen Vater. Er kannte und studierte die Heiligen Schriften. Er hat sehr oft gesagt: „Denn es steht geschrieben.“ Er verteidigte die Schwachen, war hart gegenüber den Selbstgerechten, erzählte Menschen von seinem Vater, hat geliebt, vergeben und war barmherzig. Das hat er getan.
Nun, wie sollten wir leben? Wir sollten in völliger Abhängigkeit zu ihm leben und lernen, diesem Gott ganz und gar zu vertrauen.
Was sind deshalb unsere Disziplinen, die wir lernen müssen? Erstens: Zeit verbringen in der Stille mit Gott, auf ihn hören, mit ihm reden – das sind geistliche Disziplinen.
Zweitens: Wir sollten auf Jesus hören – durch sein Wort, durch den Heiligen Geist, durch andere Menschen. Übrigens spricht Jesus nicht nur zu dir, Jesus spricht auch durch dich. Jesus hat immer durch Menschen geredet, auch heute. Und in manchen persönlichen Gesprächen hier redet Gott zu dir, auch wenn der andere das nicht weiß. Manches, was ich sage, wirst du vielleicht denken: „Da hat Gott mir etwas gesagt, obwohl es nur ich bin, ein kleiner Österreicher.“ Das hat nichts damit zu tun. Denn Gott kann durch jeden reden, auch durch einen Esel, das wissen wir.
Welche Disziplinen sollten wir lernen? Wir sollten Gott danken. Das ist der Ausdruck unseres Vertrauens. Das ist eine Disziplin, die man lernen muss, und die muss man jeden Tag neu lernen.
Danken ist nicht etwas, das du einmal tust und dann hast du es. Nein, jeden Tag neu drückst du dein Verhalten, dein Vertrauen Gott gegenüber aus, indem du ihm dankst.
Anderen Menschen von Jesus erzählen, weil er mein Herr ist, der mich liebt. Jene segnen, die uns Böses tun, für jene beten, die uns beleidigen.
Seht ihr, damit schließen wir den Kreis: Jesus ähnlich werden. Und diese Lektion dauert ein ganzes Leben, und dann geht es eine Ewigkeit weiter.
Aber ich finde es so wunderbar, in diesem Prozess zu stehen.
Die Verwandlung im Prozess des Glaubens
Ein Vers aus dem 2. Korintherbrief Kapitel 3 spricht mich besonders an. Manchmal denken wir: „Ach, es wäre doch so wunderbar, wenn wir einmal ein großes Erlebnis hätten, und dann wäre alles in Ordnung.“ So ein besonderes Erlebnis, und dann wäre ich Christus ähnlich und könnte Menschen gewinnen. Doch diesen Moment gibt es nicht. Er ist schon längst da, denn Christus lebt in uns.
Das ist das Fantastische: Christus wirkt durch uns, die wir oft als Versager gelten. Schaut euch die Jünger an – sie waren keine Helden. Jesus hat sie gebraucht. Und Jesus kann jeden von uns gebrauchen, egal welche Vergangenheit wir haben.
Mir gefällt besonders der Vers aus 2. Korinther 3, Vers 16: „Wir alle aber, alle – nicht nur einige, sondern alle – schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an, und wir werden verwandelt in dasselbe Bild, von einer Herrlichkeit zur anderen, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“
Dieser Satz gefällt mir sehr. Er unterstreicht etwas Wichtiges. Das ist 2. Korinther 3, Vers 18. Dort steht: „Denn wir werden verwandelt.“ In das Angesicht Jesu. Und das Wort „werden“ ist entscheidend. Es heißt nicht: „Wir sind verwandelt worden am Tag der Wiedergeburt.“ Es steht auch nicht: „Wir werden einmal verwandelt werden, wenn wir in den Himmel kommen.“ Nein, es ist die Gegenwart: Wir werden verwandelt.
Es ist ein Prozess, in dem wir stehen – von einer Herrlichkeit zur anderen. Und Herrlichkeit bedeutet hier Charakter. Wisst ihr, was schöne Menschen sind? Schöne Menschen sind alte Menschen, die ihr Leben lang dankbar waren. Das sind die Juwelen.
Sie werden verwandelt von einer Herrlichkeit zur anderen, und man sieht immer mehr den Herrn Jesus in ihnen. Und das geschieht vom Herrn, nicht von uns. Wie es vom Geist geschieht, nicht von uns – er macht es.
Das ist das Spannende am Christsein, und dazu sind wir eingeladen.
Schlussgebet und Einladung zum Austausch
Lieber Vater, ich möchte dir danken, dass dein Hauptziel mit deiner Menschheit ist, dass jeder einzelne Mensch dir ähnlich wird, so wie Jesus.
Danke, Herr Jesus, dass du das Abbild, die exakte Wiedergabe deines Vaters bist. Ich danke dir für dein Wort, die Bibel, in der wir festgehalten haben, wie du bist, wie du handelst, wie du denkst und was du sagst. So können wir erkennen, wie Gott ist.
Danke, Herr Jesus, dass du deine Feinde liebst und jene segnest, die dich fluchen. Weil du in uns lebst, ist das auch dein Ziel mit und für uns.
Danke, Jesus, dass du gütig bist mit dem Undankbaren und dem Bösen. Darum willst du auch in und durch uns gütig sein mit undankbaren Menschen und mit bösen Menschen. Denn das ist dein Ziel mit uns Menschen, die du in deinem Ebenbild geschaffen hast.
Und danke, Jesus, dass du durch den Heiligen Geist in unser Leben gekommen bist, um genau diesen Charakter Gottes wiederherzustellen – von einer Herrlichkeit zur anderen, so wie es vom Geist geschieht. Amen.
Es ist jetzt halb, wir haben die Zeit gut eingehalten und noch eine halbe Stunde übrig. Wenn jetzt jemand sagt: „Nein, ich gehe lieber ein Bier trinken oder spazieren“, ist das super, kein Problem.
Ihr könnt auch sitzen bleiben, falls es Fragen gibt. Hat jemand Erfahrung oder fühlt sich frei, zu fragen? Vielleicht zu dem, was ich gesagt habe, oder ganz allgemein – das ist egal.
Wenn ich es nicht beantworten kann, fragt Manfred. Und wenn ich es beantworten kann, mache ich das gerne. Es muss auch nicht dialogisch sein, es kann ruhig persönlich sein, völlig egal. Bitte.
Fragen und Antworten: Glaube, Belohnung und Herausforderungen
Frage zur Hierarchie im Himmel und Belohnung
Ich habe eine Frage, die eher eine Bekannte betrifft. Ich habe schon öfter gehört, dass gesagt wird: „Alles ist wunderbar, Gnade kann man sich nicht verdienen, sie wird geschenkt.“ Aber im Himmel soll es eine Hierarchie geben. Da gibt es diejenigen, die auf dem Thron sitzen, und andere, die nur so gerettet werden, als ob sie durch das Feuer hindurchgehen, weil sie nichts getan haben.
Das kommt bei mir so an, als ob es doch auf Werke ankommt, um im Himmel eine gute Position zu haben. Wie siehst du das?
Diese Frage ist eine von zwanzig, die ich beantworten kann. In der Bibel liest man von zwei Gerichten: dem großen Gericht und dem Richterstuhl Christi. Der Richterstuhl Christi, so wie wir ihn verstehen – die Bibel sagt nicht allzu viel darüber –, hat, so wie man es am leichtesten verstehen kann, nichts mit Erlösung zu tun, sondern mit Belohnung.
Das Neue Testament spricht relativ klar darüber. Es gibt eigentlich kaum Debatten darüber, ob das biblisch ist oder nicht. Es geht dabei um Belohnung, die man bekommen oder verlieren kann, auch um Kronen – so werden die Belohnungen genannt. Ich glaube nicht, dass wir im Himmel mit Kronen herumlaufen oder ohne Kronen. Das ist natürlich ein Bild.
Die Bibel sagt auch in Offenbarung 21, dass Jesus alle Tränen von unseren Augen abwischen wird. Es wird kein Leid, keinen Streit, keinen Neid und nichts mehr im Himmel geben. Wenn es also Hierarchien gäbe, ist die nächste logische Frage: Gibt es dann wieder Neid und so weiter? Diese Frage hängt damit zusammen.
Ich möchte das mit einem Bild beschreiben, das zwar nicht in der Bibel steht, aber meiner Meinung nach der biblischen Wahrheit am nächsten kommt. Angenommen, ich bin mit Eggy, den ich aus dem Hinterland kenne. Dort war ich auch schon mal, und das Hinterland gefällt mir so gut, dass ich mir das gemerkt habe.
Eggy und ich gehen in eine Kunstausstellung. Eggy ist ein begeisterter Künstler, ein voller Experte, der Malerei liebt. Ich hingegen bin ein Kunstbanause. Ich mag zwar schöne Bilder, aber das war es auch schon. Ich frage ihn: „Was habt ihr draußen da für Statuen? Was ist das? Ein Unfall oder was?“ Er erklärt, dass es ein zusammengeschweißter Opel ist.
Zurück zur Kunstausstellung: Eggy, der Experte, ist voll drin, beschäftigt sich sein Leben lang mit Kunst. Wir kommen rein, und da ist eine Malerei – das Original seines Lieblingsmalers. Eggy steht davor und ist wie in Trance. Er sieht jedes Detail und steht nach fünf Stunden immer noch da, mit einem Lachen auf dem Gesicht, völlig erfüllt.
Ich stehe neben Eggy, und mir gefällt das Bild auch. Ich sage: „Wow, das war ganz schön viel Arbeit, echt schöne Farben.“ Nach fünf Minuten denke ich mir: „Wo ist die Cafeteria? Ich gehe jetzt einen Kaffee trinken.“
Beide von uns erfreuen sich an dem Bild, aber Eggy kennt nicht das Maß meiner Freude, und ich kenne nicht das Maß seiner Freude. Ich stelle nur fest, dass er ein bisschen länger stehen bleibt.
Ich glaube, mit Belohnung ist es ähnlich: Wenn wir in den Himmel kommen, werden jene, die Jesus Freiraum gegeben haben, in ihrem Leben zu wirken, vor Jesus stehen und vielleicht zweitausend Jahre nur vor ihm stehen, überwältigt von seiner Schönheit, seiner Liebe und seinem Wesen.
Der andere kommt ebenfalls zu Jesus, steht auch da und sagt: „Danke, Herr Jesus, für deine Erlösung. Es ist echt super, dass ich hier sein kann. Wo ist die Cafeteria?“
Ich glaube, dass die Belohnung mit Wertschätzung zu tun hat. In der Bibel lesen wir, dass wir im Himmel Gott anbeten werden. Was ist Anbetung? Anbetung ist nichts anderes als Gott wertzuschätzen.
Das Maß deiner Wertschätzung ist die Qualität des Lebens und der Verlust oder Gewinn der Belohnung. Aber niemand weiß vom anderen, wie viel oder wie wenig er Gott wertschätzt. Versteht ihr, was ich meine?
Ich denke, das ist die Belohnung. Das ist für mich am ehesten das, was man vom biblischen Bild her darüber sagen kann.
Frage zu Grenzen bei der Nachfolge
Nur eine Frage noch. Ich probiere, ich mache, ich tue. Wenn ich in Lukas die 26 Dinge, die wir vorhin genannt haben, versuche umzusetzen, also wenn ich morgens bete und dann auf der Autobahn zum Kunden fahre, und die Erste schneidet mich, denke ich mir zunächst: Okay, sei ruhig und sag nichts.
Wenn mir eine Stunde später jemand meinen Parkplatz wegnimmt, sage ich mir auch noch, bleib ruhig, und so weiter. Aber wenn ich daran denke, dass viele Menschen in Amerika durch windige Betrüger ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, und ich dann hingehe und sage: „Okay, ich habe durch Betrüger alles verloren, was ich hatte, aber ich bete trotzdem für sie und gebe ihnen das letzte bisschen, das ich habe“, dann stoße ich bei manchen Punkten an Grenzen.
Ich weiß überhaupt nicht, wie ich da hinkommen soll, um ihm ähnlicher zu werden. Da hätte ich vielleicht gerne Hilfe. Es gibt Punkte, die sind leichter in den Griff zu bekommen, aber wie ist das mit diesen unmöglichen Dingen? Meine Grenzen sind viel enger gesteckt, glaube ich. Aber genau das ist der Punkt: Christsein ist nicht leicht, es ist auch nicht schwer, es ist unmöglich.
Wenn wir das nicht erkennen, verstehen wir Christsein nicht. Darum brauche ich ja Christus. Wenn mich jemand schneidet, bist du vielleicht ein toleranter, gütiger Mensch und sagst: „Mir egal, nicht so tragisch.“ In manchen Bereichen ist der eine toleranter, der andere weniger. Das ist Persönlichkeit, das ist nicht geistlich.
Aber wenn wir an Grenzen stoßen, zum Beispiel bei solchen Sachen, dann muss ich sagen: „Herr Jesus, für diesen Typen kann ich nicht danken, das ist ja ein Wahnsinn, dazu brauche ich Dich.“ Und Jesus sagt: „Dafür bin ich da.“ Dieses Unmögliche, an die Grenze zu stoßen, ist das Beste, was uns passieren kann. Denn jedes Mal, wenn ich an die Grenze stoße, sage ich: „Jesus, ich brauche dich.“
Wie der Pastor gesagt hat: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, nicht zu denen, die tolerant und super sind, sondern zu denen, die mühselig und beladen sind, und ich will euch Ruhe für eure Seelen geben.“ Der geistlichste Mensch ist der, der immer Jesus braucht, nicht der, der eine gelassene, ruhige Persönlichkeit hat. Das verwechseln wir oft.
Ein Pfarrer in Deutschland hat einmal gesagt: „Des Menschen größte Perfektion ist, Jesus nötig zu haben.“ Wenn du perfekt sein möchtest, musst du am Tag hundertmal Jesus brauchen. Das ist Christsein. Christus einzuladen, in alle möglichen und unmöglichen Dinge des Lebens zu sagen: „Herr, ich schaffe das nicht.“ Und er sagt: „Gratuliere, jetzt hast du es kapiert, du brauchst mich.“
Darum, wenn Christen ganz unten sind und sagen: „Ich habe versucht, Christ zu sein, es hat fünf Jahre geklappt, aber jetzt kann ich nicht mehr“, dann sage ich: „Gratuliere, jetzt bist du da, wo du hingehörst.“ Und wenn ein Christ sagt: „Ich bin am Ende, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr“, wisst ihr, was Gott sagt? „Halleluja, jetzt kann ich endlich beginnen.“
Das ist der Schlüssel: Christus. Das ist die einzige Antwort. Es ist Christus, nicht wir. Diese Unfähigkeit unsererseits soll uns in die ständige Gemeinschaft zu Jesus treiben. Darum muss Gott manchmal auch Leid schicken. Denn wenn es uns gut geht, wenn wir ehrlich sind, dann haben wir nette Floskeln wie „Danke“ und so weiter.
Aber manchmal muss Gott mit dem Seil ein bisschen ziehen und sagen: „Hey, du brauchst eigentlich mich.“ Und manchmal braucht es Leid, damit wir wieder zurückfinden zu Christus. Gerade gestern hat jemand erzählt, dass es im Geschäft gut läuft, aber es gab ein paar Jahre, in denen es schlecht war. Er sagte: „Das waren die besten Jahre, da war ich am nächsten bei Jesus.“
Das ist es. Ich kann dir leider nichts anderes sagen. Über das Wie könnte man lange reden, aber das Wesentliche ist: zu Jesus kommen.
Frage zum Baum des Lebens
Da hinten war noch ihr „Bitte“: Danken und Denken. Die Antwort darauf kann ich dir erst geben, wenn du im Gehorsam sagst: Herr, ich lasse mich jetzt darauf ein, ich beginne, dir zu danken. Dann können wir in einem halben Jahr wieder weiterreden. Anders geht es nicht.
Was nennt ihr mich Herr, Herr, und tut nicht, was ich sage? Wenn du es nicht tust, wirst du kein Ergebnis haben. Ich kann dir nichts anderes sagen. Es ist wie wenn mein Sohn sagt, er lerne Autofahren. Ja, aber es kann doch nicht sein, dass ich nur auf das mittlere Pedal steige und das Auto soll anhalten. Das kann doch nicht so einfach sein. Das kann ich nicht glauben.
Wir sagen: Ja, es nützt nicht, du musst es halt mal tun. Und wenn du das nicht tun willst, dann wird das Auto nicht stehenbleiben. Es ist wirklich so: Die tiefsten Wahrheiten sind die einfachsten. Wenn wir uns darauf nicht einlassen, dürfen wir uns nicht beschweren, dass es nicht funktioniert.
Da hinten war noch zuerst ein „Ja, bitte“. Das hat mit dem Baum des Lebens zu tun. Weißt du, ich glaube eher nicht, ich glaube, er war unsterblich. Aber es ist interessant: Nach dem Sündenfall hat Gott den Weg ins Paradies versperrt. Er hat Cherubim davor gestellt, um den Menschen den Zugang zum Baum des Lebens zu verwehren. Das ist der Grund, Genesis 3.
Und das war ein Akt der Barmherzigkeit, weil vom Baum des Lebens liest du nichts mehr in der ganzen Bibel bis zum letzten Kapitel, Offenbarung 22. Im neuen Himmel und der neuen Erde essen wir vom Baum des Lebens. Hätte Adam in seinem gefallenen Zustand vom Baum des Lebens gegessen, wäre er für ewig in der sündhaften Natur gefangen gewesen.
Darum hat Gott den Zugang versperrt, damit wir dem alten Leben absterben können und das neue, das Auferstehungsleben empfangen. Dann essen wir vom Baum des Lebens. Darum sagt Jesus: Wer sein Leben gewinnt, behält es; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es empfangen.
Das heißt, wir müssen das alte Leben verlieren, wir müssen sterben. Der alte Adam muss sterben, so nennt es die Bibel, damit der neue Adam aufstehen kann. Dann essen wir von diesem Baum. Darum würde ich sagen: Adam war zwar unsterblich, aber er hatte nicht vom Baum des Lebens gegessen.
Es gab eine Lösung, aber nicht mehr nach dem Sündenfall. Der Zugang war versperrt. Ja, wie meinst du das jetzt? Wobei, den Adam werden wir wiedersehen, der war ja los. Natürlich, ja, darum die Tierfelle. Er hat sich ja mit Feigenblättern bedeckt. Feigenblätter sind ein Bild für Religion: Ich decke zu, was mir nicht gefällt.
Gott hat das erste Tier geschlachtet, das erste Blut ist geflossen, und damit waren Adam und Eva bedeckt. Denn ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung der Sünde, Hebräer 9.
Da hinten war noch: Nein, das spielt keine Rolle. Das spielt keine Rolle. Du kannst sagen: Gott hat es gemacht, oder: Gott hat es zugelassen. Übrigens, „Gott hat es zugelassen“ kommt in der Bibel nie vor. Aber ist ja okay, verwenden wir es halt mal. Weil das Wort „Gott hat es gemacht“ uns nicht gefällt, und ich glaube, er macht es auch nicht.
Gott vergewaltigt keine Kinder und keine Frauen. Gott lügt nicht. Übrigens sagt die Bibel, Gott kann nicht lügen. Die Bibel sagt nicht nur, Gott lügt nicht, sondern er kann es nicht. Es geht nicht. All das kann Gott nicht.
Aber wir leben in einer gefallenen Welt, nicht in der Welt, die Gott geschaffen hat. Der Fürst dieser Welt ist nicht Gott, sondern Satan. Wer nicht an Satan glaubt, der kann das Geschehen dieser Welt nicht verstehen.
Satan wird dreimal von Jesus Christus im Johannes-Evangelium genannt, der Fürst dieser Welt. Satan ist der Fürst dieser Welt, und das siehst du – du musst blind sein, um das nicht zu sehen.
Aber wenn du dein Leben Jesus verkauft hast: Mein Prinz, mein Fürst ist nicht Satan, mein Fürst ist Jesus Christus, der Friedefürst. Und ich weiß, dass alles, was mir geschieht, zu meinem Besten dient, ob gut oder böse. Darum kann ich Gott für alles danken. Das ist der Schlüssel.
So wie Hiob gesagt hat: Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen, gepriesen sei der Name des Herrn. So wie Paulus im 2. Korinther 11 sagt: Paulus, ich habe einen Stachel. Wisst ihr, was der Stachel war? Doch, wir wissen es: ein Botschafter Satans, das nennt man einen Dämon.
Was es genau war, wissen wir nicht. Aber was es war, wissen wir: ein Botschafter Satans. Dreimal hat Paulus gebeten: Herr, nimm ihn weg von mir. Und Gott hat gesagt: Nein, er ist gut für dich, Paulus.
So konnte Paulus dafür danken. Es ist egal, wo etwas herkommt, das ist nicht die Frage. Die Frage ist: Vertraue ich Gott, dass alles, was in meinem Leben geschieht, gut ist? Und Gott ist viel stärker als Satan.
Satan ist nur ein geschaffenes Wesen. Interessant, Offenbarung 19: Da schickt Gott einen Engel und sagt: Engel, binde den Satan und hau ihn runter. Und er geht und haut ihn runter.
Satan ist nicht sehr mächtig, er ist nur mächtig in seiner Verführung. Darum existiert Satan, und wir müssen uns dessen bewusst sein. Aber ich habe keine Angst vor Satan, kein bisschen, weil Jesus hat Satan besiegt. Das ist so.
Frage zur Vollmacht der Christen
Gestern habe ich im Auto eine Kassette gehört, als ich unterwegs war. Sie hat mir sehr gut gefallen. Darin geht es um einen Vater und seinen Sohn. Der Sohn ist extrem allergisch gegen Bienenstiche. Der Arzt hat gesagt, wenn eine Biene ihn sticht, bevor der Stachel entfernt wird, ist das lebensgefährlich für ihn. Er ist also wirklich sehr allergisch.
Eines Tages fuhren sie mit dem Auto, und plötzlich summte eine Biene im Wagen herum. Der Junge geriet fast in Panik, auch der Vater war sehr beunruhigt. Die Biene flog vorbei und stach den Vater in die Hand. Der Vater öffnete die Stelle, an der die Biene gestochen hatte. Ihr Stachel blieb in der Haut stecken. Die Biene flog weiter und war danach nicht mehr gefährlich.
Trotzdem hatte der Sohn weiterhin große Angst. Der Vater beruhigte ihn und sagte, dass die Biene zwar viel Lärm mache, aber jetzt nicht mehr stechen könne. Genau dieses Bild verwendet Jesus Christus, wenn er sagt: „Wo, o Tod, ist dein Stachel? Wo, Satan, ist dein Stachel?“ Er ist weg. Satan macht zwar noch viel Lärm, aber er kann uns nicht mehr schaden.
Du hast gesagt, wir sollen Christus ähnlicher werden. Wie ist das dann mit der Vollmacht, die Christus hatte? Wenn wir Markus 16,17 lesen, heißt es: „Die Zeichen aber, die folgen denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden böse Geister ausgetrieben; mit neuen Zungen werden sie reden; Schlangen mit den Händen aufnehmen; und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, und sie werden gesund werden.“
Haben wir diese Vollmacht auch heute, wenn wir hier sind? Das ist eine schwierige Frage, die ich nicht so einfach beantworten kann. Aber ich möchte dir trotzdem etwas Hilfreiches sagen. Gott ähnlich zu sein, im Ebenbild Gottes geschaffen zu sein, bezieht sich ausschließlich auf das moralische Ebenbild Gottes.
Adam und Eva waren nie im Ebenbild Gottes im Sinne von Allmacht. Auch Adam als Mensch hatte nicht die Macht, die Gott besitzt. Er war auch nicht allwissend, sonst hätte er nicht gesündigt. Viele Eigenschaften sind rein göttlich. Wenn die Bibel sagt, wir sollen Gott ähnlich sein, dann bezieht sich das auf den Charakter des Menschen. Wir sollen charakterlich Gott widerspiegeln.
Das ist gemeint, wenn es heißt, wir seien im Ebenbild Jesu Christi und im Ebenbild Gottes. Dass Christus in uns Dinge bewirken kann, die zu seiner Ehre sind, daran glaube ich nach wie vor. Ich glaube an Heilung und bin selbst geheilt worden. Wir haben schon für Menschen gebetet, die Heilung erfahren haben, aber auch für viele, die nicht geheilt wurden.
Dann müssen wir sagen, wie im Vaterunser: „Dein Wille geschehe, nicht mein Wille.“ Denn Gott weiß viel besser, was richtig ist. Zurück zu meiner Hautallergie: Ich wusste damals, wenn Gott es will, braucht er nur zu handeln, und die Allergie ist weg. Für Gott ist das kein Problem. Aber aus irgendeinem Grund hat er sie nicht weggenommen. Und dafür haben wir ihm gedankt.
Was diese Passage konkret angeht, muss ich ehrlich sagen, dass ich sie nicht ganz verstehe. Was genau gemeint ist mit „auf Skorpione treten“ – ob das immer wörtlich zu verstehen ist, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass es mir gut tun würde, einfach so auf einen Skorpion zu steigen, nur weil es in der Bibel steht.
Vielleicht hat das eine geistliche Bedeutung, aber ich weiß nicht genau, wie man das auslegt. Das ist noch eine offene Frage. Wenn du keine weiteren Fragen hast, können wir gerne abschließen. Hast du noch eine Frage?
Frage zur Schöpfung von Licht und Sonne
Biblisch gesehen ist die Frage leicht zu beantworten. Am ersten Tag schuf Gott nur Licht und Finsternis, aber nicht die Sonne. Die Gestirne schuf er erst am vierten Tag.
Jesus sagt über sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt.“ Er bezeichnet sich also als Licht, aber nicht als Sonne. Wenn jemand eine Taschenlampe anmacht, erzeugt sie auch Licht, ist aber nicht die Sonne. Ja, das stimmt. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob das die Frage vollständig beantwortet.
Okay, meine Lieben, dann haben wir jetzt noch Manfred. Willst du noch etwas ansagen? Wir haben noch acht Minuten bis zum Abendessen. Danke für eure Zeit und eure Fragen. Es war super. Bis später!