Einführung in den praktischen Teil des Epheserbriefs
Ja, wir sind angekommen im vierten Kapitel des Epheserbriefs. Mit diesem Kapitel beginnen auch die Abschnitte, die einen sehr starken Praxisbezug haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die ersten Kapitel rein theoretisch waren. Vielmehr bilden die ersten Kapitel die Grundlage für das, was dann folgt. Sie erklären uns, wie wir zu Gott stehen, wie wir zu Jesus Christus stehen, und sind daher ganz, ganz wichtig.
Im zweiten Teil finden sich dann einige ganz konkrete Handlungsanweisungen für uns als Christen. Dabei gibt es auch Punkte, die vielleicht noch stärker als das, was wir bisher gelesen haben, herausfordern oder zur Diskussion anregen. Das beginnt schon gleich mit dem ersten Absatz.
Ich lese im Kapitel vier die Verse eins bis sechs:
"So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt. Und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid, zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, über alle und durch alle und in euch allen."
Die Hauptaussage dieses Abschnittes wird sofort deutlich, wenn wir ihn lesen. Gerade in den letzten Versen wird immer wieder betont: "eins, eins, eins". Warum wird das so stark hervorgehoben? Es ist ganz klar: Weil wir als Christen dazu neigen, die Einheit, in die Gott uns positiv gestellt hat, in Frage zu stellen oder sogar zu zerstören.
Das ist schädlich für den Leib Christi selbst. Aber es ist auch schädlich für diejenigen, die draußen stehen, das Ganze mitbekommen und merken, dass hier ein großes Durcheinander herrscht. Sie sehen, dass sich die Christen genauso streiten wie alle anderen Ungläubigen auch.
Die Bedeutung der Einheit unter Christen
Hier liegt die Einheit untereinander vor. Und wie gesagt, damit niemand das falsch versteht: Hier geht es nicht um Werbung für die Ökumene. Manche haben sofort Angst, jetzt kommt Ökumene, wir gehen mit allen Kirchen zusammen. Darum geht es aber gar nicht.
Es geht nicht um eine organisatorische Einheit. Es geht auch nicht darum, dass wir plötzlich Einheit haben mit Leuten, die gar keine Christen sind. Sondern es geht nur darum, die, die wahrhaftig Christen sind – denn nur sie gehören ja zum Leib Christi –, dass wir uns nicht zerspalten. Und zwar nicht aus Gründen, die biblisch nicht legitim sind. Das ist der Hintergrund.
Das soll vor Augen gemalt werden: Denkt doch mal daran, ihr seid getrennt von den anderen, obwohl ihr ja im Geist miteinander verbunden seid. Denn da steht, ihr gehört doch zu einem Leib. Wir haben heute Morgen gehört, dass das in einem Bild beschrieben wird: des Tempels. Ihr seid in einem Tempel aufgebaut.
Ein noch schöneres Bild hat Paulus im ersten Korintherbrief Kapitel zwölf: Dort sagt er, ihr als Christen seid wie ein Leib, wie ein Körper. Dann sagt er, manche wollen vom Körper weggehen. Da sagt das Auge: „Ich habe mit dir nichts zu tun.“ Der Fuß sagt: „Geh weg, ich brauche dich nicht.“ Paulus macht damit fast Humor, denn uns ist ja allen klar, das funktioniert ja gar nicht.
Aber er sagt genau so ist das. Und da merken wir, auch die Urgemeinde war nicht nur große Freude, alle sind sich einig, alle fallen sich um den Hals. Manchmal erwähne ich das, wenn einige Christen zu begeistert dafür werben, doch wieder an der Urgemeinde anzuknüpfen. Denn meistens bleiben sie ja beim ersten Pfingstfest stehen. Aber schon 14 Tage später war die große Freude vorbei.
Das lesen wir ja auch: Dann gingen sie aufeinander los. Was, ihr bekommt mehr Juden-Christen, Heiden-Christen, und hin und her. Dann hörte das schon auf. Und noch ein paar Wochen später gab es noch viel größere Streitpunkte. Und wir haben so gut wie keine Gemeinde im Neuen Testament erwähnt, die wirklich vorbildlich und harmonisch miteinander lebte.
Bei manchen Gemeinden denke ich schon: Seid mal froh, wahrscheinlich geht es in eurer Gemeinde viel besser. Zum Beispiel in Korinth. Oder würdet ihr solche Irrlehre auf die Kanzel lassen wie in Korinth? Oder gibt es bei euch, dass einer mit der Frau seines Vaters zusammenlebt? Bei uns in der Gemeinde würde so jemand unter Gemeindezucht gestellt.
Damit will ich nicht sagen, die waren alle böse. Nein, das war das normale Leben. Und wenn Paulus dann im Korintherbrief schreibt, dass Ehebrecher, Unzüchtige, Mörder, Säufer das Reich Gottes nicht sehen werden – und solche sind viele von euch gewesen –, dann waren das nicht alles Leute aus der sozialen Mittelschicht, gebildete Akademiker. Nein, das waren Leute, die hatten ihren ganzen Ballast von all der Sünde und dem Leben mitgenommen in die Gemeinde.
Und nachdem sie zum Glauben gekommen sind, fing plötzlich die Auseinandersetzung, der Streit an. Warum muss Paulus denn schreiben: Die einen sagen, ich laufe dem Apollos nach, und die anderen sagen, ich laufe dem Petrus nach, und so weiter? Nein, nein, nein, wir laufen doch alle Jesus nach. Und das sollte so sein.
Da merken wir, dass das, was damals schon in der ersten Gemeinde gewesen ist, auch heute wieder passieren kann. Und wie gesagt, ich rede nur von den wahrhaft Gläubigen. Ich rede nicht von irgendwelchen Organisationen als Kirchen oder so etwas.
Dann sagt Paulus: Ihr seid doch ein Leib, ihr gehört doch zusammen. Und da steht, ihr habt doch einen Geist. Der Heilige Geist, der in dir ist, ist doch derselbe Heilige Geist, der auch in mir ist. Wie kannst du dich dann streiten? Das soll eigentlich gar nicht sein.
Und dann sagt er, ihr seid auch zu einer Hoffnung berufen. Also, was ist unsere Hoffnung? Dass wir in der Ewigkeit bei Jesus Christus, bei seinem himmlischen Vater leben. Das heißt, spätestens da müssen wir uns daran gewöhnt haben, dass wir alle in einer Wohnung sind.
Da hat wahrscheinlich nicht jeder sein Einzelzimmer und sagt: „Okay, hier die Baptisten, hier die Brüdergemeinde ganz rechts, hier die halbrechts, hier die ganz exklusiv und weniger exklusiv, und noch etwas weniger exklusiv.“ Die Brüder brauchen schon ein ganzes Siedlungsappartement, damit sie sich einig werden.
In den Jahren, in denen ich selbst mit viel Sympathie zu den Brüdern gehöre, merke ich, dass es so viel Zersplitterung von der einen zur anderen Gruppe gibt. Manchmal versteht man es an den Stellen, wo genau der Unterschied ist. Aber man weiß in keinem Fall, mit welchem Bruder man zusammensteht.
Es gibt sehr viel Positives bei Brüdergemeinden, aber manchmal auch Schwächen. Eine der Schwächen ist viel Frustration, die manchmal gar nicht nötig wäre. Es geht nicht immer um das wahre Heil. Wenn es wirklich darum geht, dann müssen wir vielleicht auch mal sagen, da ist eine Grenze.
Wir sind zu einer Hoffnung berufen, denn da werden wir einmal landen, da werden wir hinkommen. Wir haben einen Herrn. Und wir gestehen hoffentlich dem Bruder auch so, dass er sagt: „Herr Jesus“, und er an denselben Herrn Jesus denkt wie ich. Und ich habe keinen Zweifel daran.
Wenn wir einen Herrn haben, dann sollten wir doch dem einen Herrn auch gehorchen. Ein Glaube, eine Taufe, ein Gott, an den wir glauben. Paulus betont viel, dass er sagt: Hey, das verbindet euch doch! Das verbindet euch! Das verbindet euch! Vergesst über dem, was euch alles verbindet, nicht nur die Dinge, die euch trennen oder warum ihr euch von dem anderen trennt.
Hier in diesen Versen steht ganz stark der Hinweis: Achtet darauf, denkt daran, ihr gehört als Geschwister zusammen.
Geistlich über diesen Text hinausgenommen glaube ich, es ist eine Verführungsstrategie des Teufels, dass er die Christen untereinander uneinig macht. Denn dadurch verlieren wir so viel Kraft, Glaubwürdigkeit und Energie nach außen. Die könnten wir viel besser einsetzen, um die vielen Menschen, die von Jesus Christus nichts wissen wollen, zu erreichen.
Aber wenn ich merke, wie viel Energie und Kraft dafür aufgewendet wird – und ich meine jetzt wirklich nur von denen, die Jesus nachfolgen wollen –, ich rede nicht von Bibelkritikern oder anderen, die wir nicht ernst nehmen müssen. Ich rede nur von den wirklich Fragenden.
Warum müssen wir uns da noch um irgendwelche Kleinlichkeiten streiten? Manchmal sind es bei genauerem Hinsehen geistliche Verkleisterungen. Es geht im Grunde genommen oft nur um Egoismus, Macht und Einfluss. Ich möchte, dass ihr alle auf mich hört und euch mir anstellt. Ich möchte der oberste Chef sein. Dann finden wir schon ein paar Punkte.
Falls ihr mal in der Gemeinde Probleme habt mit wirklich geistlichen Streitpunkten, könnt ihr euch an mich wenden. Ich kann euch gleich zehn nennen, die alle geeignet sind für eine Gemeindespaltung. Ihr müsst nur konsequent dem nachgehen.
Es gibt wirklich wichtige theologische Fragen, an denen man sich festfahren kann. Neulich war ich in einer Gemeinde, die gerade dabei ist, sich zu zerspalten. Dort denken ein paar jüngere Brüder radikal calvinistisch: Wenn du nicht an die doppelte Prädestination glaubst, bist du nicht richtig gläubig, nicht richtig bibeltreu, und ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein.
Da würde ich sagen: Hey, meine lieben Brüder, es steht etwas von Erwählung in der Bibel, haben wir auch im Epheserbrief gelesen. Aber es steht genauso, dass du dich entscheiden musst. Bitte sei der ganzen Bibel ernst!
Wenn du das meinst, ist das dein Ding. Aber du kannst doch nicht alle als ungläubig erklären, nur weil sie eine theologische Sicht nicht teilen, die du teilst.
Solche Dinge gibt es leider auch bei denen, die ernsthaft Jesus nachfolgen. Manchmal sind es äußere Sachen, manchmal theologische Spitzfindigkeiten, über die man diskutieren kann.
An der Bibelschule diskutieren wir über viele verschiedene Meinungen. Manchmal müssen die Schüler lernen: Da ist ein Bruder in der Gemeinde, der diese Frage anders sieht, und oh Wunder, er ist trotzdem gläubig.
Vor ein paar Jahren habe ich im Fach Konfessionskunde die Aufgabe gestellt, die Heimatgemeinde zu beschreiben – unter anderem Geschichte, Glauben. Einer der Punkte war: Zähle die Sonderlehren deiner Gemeinde auf.
Was meint ihr, was alle Schüler geschrieben haben, egal woher sie kamen? Genau: Bei uns in der Gemeinde gibt es keine Sonderlehren, wir halten uns nur an die Bibel.
Das fand ich immer einen schönen Ausgangspunkt. Dann habe ich sie gefragt: Du bist Baptist, du bist Mennonit, du bist Brüdergemeinde von der Fraktion, du bist FEG-Mitglied, ihr haltet euch alle an die Bibel und keine einzige Sonderlehre. Wieso habt ihr dann unterschiedliche Auffassungen?
Dann merken wir ganz schnell: Natürlich hat jede Gemeinde ihre spezifische Prägung. Und jede Gemeinde hat Sonderlehren. Das ist erst einmal keine Katastrophe.
Eine Katastrophe entsteht erst, wenn wir diese Sonderlehren zu verpflichtendem Glaubensgut erklären und jeden, der sie nicht vertritt, in die Hölle wünschen.
Dann ist das ein Problem. Manche Gemeinden tun das, und das ist ein echtes Problem.
Wir müssen unterscheiden, was unbedingt biblisch ist und was der Zusatz ist, den wir dazu haben, der vielleicht auch in Ordnung ist.
Manche sagen: Wir müssen ja nur tun, was in der Bibel steht. Da sage ich oft, das geht gar nicht, weil viele Dinge in der Bibel gar nicht erwähnt werden.
Zum Beispiel, dass ihr Sonntag morgens um zehn Uhr Gottesdienst habt. Ist das jetzt biblisch oder nicht? Nennt mir mal den Bibelvers, wo steht: „Und sie kam morgens um zehn Uhr zum Gottesdienst.“ Den gibt es nicht.
Ich kann euch sogar garantieren: Die ersten Gottesdienste waren nicht am Sonntagmorgen um zehn.
Die Antwort ist einfach: Sonntagmorgen um zehn war Arbeitstag. Erst seit Karl dem Großen ist der Sonntag frei. Davor war es ein ganz normaler Arbeitstag.
Im Judentum hat man am Sabbat frei gehabt. Das heißt, die Christen mussten morgens früh zur Arbeit. Sie konnten nicht sagen: „Jetzt zehn Uhr Gottesdienst, jetzt arbeite ich nicht.“
Deshalb lesen wir auch die Geschichte, da kippt einer aus dem Fenster raus. Warum? Weil er so müde war. Sie hatten sich abends nach dem ganzen Arbeitstag zusammengesetzt und dann ihren Gottesdienst gefeiert, nachdem alle fertig waren. Dann war er müde und kippte raus.
Aber nicht, dass ihr jetzt meint, weil wir biblisch sind, verlegen wir den Gottesdienst ab nächster Woche abends um zwanzig Uhr, möglichst so, dass alle ganz müde sind. Das müssen wir nicht.
Ich will nur sagen: Manche Regeln sind in der Bibel nicht erwähnt und deshalb frei. Das können wir gestalten, so oder so. Ob der Gottesdienst eine Stunde oder anderthalb Stunden dauert, ist nicht biblisch oder unbiblisch. Oder wie viele Lieder man singt. Oder ob es eine Ansage gibt, wenn keine Fragen da sind.
Das sind Dinge, die wir regeln können und sollen. Ich finde es gut, wenn man sich Gedanken macht. Aber wir müssen unterscheiden zwischen den Regeln, die wir für die Gemeinde entwerfen, und den allgemein gültigen, absolut verpflichtenden Aussagen Gottes.
Das sind zwei verschiedene Stufen.
Zum Beispiel an der Bibelschule: Wir haben die Regel, dass bei allen Schülern striktes Verbot von Rauchen und Trinken gilt. Das unterschreiben sie vorher.
Wer bei uns mit alkoholischen Getränken erwischt wird, wird verwarnt. Wenn er öfter verwarnt wird, muss er gehen.
Aber wir sagen: Das ist unsere Hausordnung. Wir begründen das auch. Wir sagen: Ihr seid Zeugnis nach außen. Die Nachbarn unterscheiden nicht, ob ihr eine Bierflasche habt oder euch betrinkt. Für die ist Alkohol Alkohol. Also geht nicht. Bei uns gibt es keinen Alkohol.
Wenn ihr das nicht wollt, müsst ihr woanders hingehen. Und wir erwarten, dass man sich daran hält.
Aber wir sagen nicht, das ist Gottes Gebot. Gottes Gebot kenne ich nicht, was das sagt. Da steht zwar, ihr solltet euch nicht betrinken, nicht berauschen – das ja –, aber das steht nicht gegen Alkoholkonsum generell in der Bibel.
Beim Abendmahl nehmen wir ja auch Alkohol zu uns. Das ist sogar Auftrag Jesu. Ohne uns zu betrinken.
Meine Schwiegerfamilie, die Familie meiner Frau, empfindet es als Beleidigung, wenn du beim Mittagessen in Frankreich kein Gläschen Rotwein trinkst. Das gehört dazu, jeder trinkt das. Sie denken, du bist ein komischer Kerl, wenn du das nicht machst.
Aber ich habe nie erlebt, dass sich irgendeiner meiner Verwandten beim Mittagessen betrunken hätte. Der Wein war einfach so mit dabei, ein Gläschen, das war es.
Ich will nicht sagen, ihr müsst alle Wein trinken. Ich hoffe, ihr versteht mich richtig.
Ich will nur sagen: Unsere Hausordnung an der Bibelschule ist absolutes Alkoholverbot. Aber das ist nicht die biblische Regel, sondern unsere Hausordnung aus gutem Grund. Und das machen wir auch deutlich.
Es gibt auch ein paar andere Hausregeln, bei denen wir sagen: Wir wollen, dass du das so tust aus diesem und jenem Grund.
Gemeindespaltungen: Ursachen und Lösungen
Jetzt gibt es eine erste kleine Aufgabe für euch, bevor ich mit dem Text weitermache. Diese Aufgabe sollt ihr jetzt einmal gemeinsam mit eurem Nachbarn oder eurer Nachbarin lösen, also mit jemandem, der neben euch sitzt. Sucht euch eine Person aus.
Die Aufgabe besteht darin, ein paar Punkte aufzuschreiben – vielleicht vier oder fünf – auf den Zetteln, die ihr habt. Dabei sollt ihr überlegen: Warum kommt es manchmal in Gemeinden zu Spaltungen und Spannungen? Welche konkreten Punkte führen zu Spaltungen oder Spannungen? Falls ihr so etwas noch nie im eigenen Umfeld erlebt habt, könnt ihr auch darüber nachdenken, was eventuell dazu beitragen könnte. Wenn ihr solche Erfahrungen schon gemacht habt, könnt ihr praktische Beispiele aufschreiben.
Ich gebe euch dafür nur fünf Minuten. Das muss keine ausführliche Sache sein, aber schreibt doch mal ein paar Punkte auf, aus eurer Sicht: Was kann dazu beitragen, dass sich Christen und Gemeinden zerstreiten? Was sind die Hintergründe?
Nach den fünf Minuten möchte ich gerne hören, was ihr herausbekommen habt. Ihr merkt ja, das entwickelt sich fast zu einer Schulung „Wie spalte ich eine Gemeinde“. Man könnte ja sogar ein Buch darüber schreiben. Manchmal würde es ja reizen, das einfach mal so darzustellen, wie man es nicht tun soll. Louis hat ja auch mal so ein Buch geschrieben mit Anweisungen von einem „Unterteufel“. Das war bewusst so formuliert, was man gerade nicht tun sollte. Man könnte das hier vielleicht auch mit ein bisschen Humor so machen.
Also, wir machen das jetzt so: Ich gehe hier die Reihen durch. Ihr könnt das Mikrofon auch weiterreichen, und jeder nennt mal einen der Gründe. Wenn wir dann beim fünften oder sechsten sind und uns keine neuen Punkte mehr auf euren Zetteln einfallen, dann lassen wir es dabei. Damit nicht einer alle fünf nennt, nennt bitte jeweils nur einen Punkt.
Hier vorne fangen wir an, und wir hören einfach nur mal zu, was ihr dazu zu sagen habt.
Erfahrungen, die ich mache, müssen andere auch machen.
Traditionen, das Festhalten an Traditionen.
Intransparenz, die nicht erklärt wird. Also Intransparenzen, die einfach da sind oder entstehen können, wenn man nicht erklärt – nicht erklärt im Sinne von Gemeindepraxis, im Sinne von „Was ist Bibel und was ist gelebte Gemeindepraxis“. Deswegen: erklären, erklären, erklären und keine Intransparenzen lassen.
Vielleicht ist es hilfreich, wenn ihr bei eurer Aussage einen Satz dazu sagt, damit auch alle anderen verstehen, wo das Problem liegt.
Wir haben hier mangelnde Unterordnung. Das heißt, wenn Beschlüsse bestehen oder die Gemeinde sich zu bestimmten Themen durchgerungen hat, gibt es immer einige Personen, die sich dem nicht unterordnen.
Lieblosigkeit?
Falsche Prioritäten, also zum Beispiel, dass Sachen, die eigentlich unwichtig sind, zu Spaltungen führen.
Bist du die Schwester aus Weiden? Ah, das habe ich mir gedacht, das klingt danach.
Wir haben ja ein paar klassische Themen, und eines davon wäre wahrscheinlich die Rolle der Frau in der Gemeinde. Das Abendmahlsdeckchen könnte auch manchmal zu Diskussionen führen: Muss es weiß sein oder grün oder was auch immer? Das wäre ein konkreter theologischer Inhalt.
Unversöhnlichkeit.
Generationenprobleme.
So haben wir jetzt alle mal durch. Das soll keine vollständige Liste von Risikofaktoren sein, die zu Streit und Auseinandersetzungen in der Gemeinde führen. Es soll nur stellvertretend vor Augen führen, wo überall Probleme lauern können.
Ihr wisst ja, bei der Lösung ist es immer wichtig, erst einmal zu erkennen, wo das Problem liegt. Wenn du das Problem identifizieren kannst, kannst du etwas unternehmen. Wenn du nur merkst, „Oh, das fliegt jetzt alles auseinander und der eine redet nicht mehr mit dem anderen“, du aber nicht weißt, woran es liegt, dann ist es sehr schwer, irgendetwas zu tun.
Paulus nennt hier gar nicht so viele Punkte, aber das, was er tut, finde ich an dieser Stelle noch viel hilfreicher: Er gibt uns einige Tipps, was wir tun können. Wenn wir danach leben und das auf die konkrete Gemeindesituation anwenden, sind wir schon ein Stück weit immun gegen zu schnelle Streitpunkte und Spaltungen.
Wo tut er das? Er sagt: Wir sollen unserer Berufung entsprechend leben. Und dann heißt es: „Indem ihr mit aller Demut, Sanftmut und Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid um die Einigkeit.“ Das steht in Epheser 4,2-3: „Indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit im Geist zu bewahren.“
Das heißt, das ganze Ziel ist, die Einheit im Geist zu bewahren. Ich sage bewusst „im Geist“. Das meint nicht etwas Ominöses oder Ungreifbares, und es meint auch nicht eine Organisation. Wir müssen also nicht alle in derselben Organisation sein, aber die Einheit im Geist bedeutet, dass wir uns bewusst sind, dass wir zusammengehören. Wir sind Geschwister, wir machen uns nicht alle nur schlecht und kämpfen gegeneinander – das ist gemeint.
Paulus nennt drei Dinge, die dazu dienen können: Demut, Sanftmut und Langmut.
Demut ist das Erste. Für uns heute ist das ein Begriff, der oft schwammig ist. Demut bedeutet im griechischen Hintergrund, wenn ich es in einem Satz sagen würde, sich seiner eigenen Niedrigkeit und Begrenztheit bewusst zu sein.
Das ist genau das, was Paulus die ganze Zeit vorher beschreibt. Er sagt: „Denk daran, du warst tot, du hast nichts getan, dass du gerettet worden bist.“ Das ist Demut. Ich bin mir meiner eigenen Niedrigkeit bewusst.
Ihr merkt jetzt bei vielen der Punkte, die ihr genannt habt: Wenn ein Mensch demütig lebt, können viele dieser Dinge nicht zum Sprengstoff für die Gemeinde werden. Denn wenn ich mir immer wieder meiner Begrenztheit bewusst bin, werde ich nicht meine eigene Tradition so hochheben, dass ich sage: Wer das nicht tut, wird ausgeschlossen. Ich werde auch nicht meine theologische Erkenntnis absolut setzen, sondern wie Paulus sagen: Ich bin mir meiner Niedrigkeit bewusst.
Was haben wir heute Morgen gelesen? Die Erkenntnis ist unendlich bei Gott. Wir haben immer nur ein kleines Stückchen. Wenn ich in dieser Demut bleibe, ist die Gefahr einer Explosion in der Gemeinde gering. Wenn der andere etwas anderes sagt, denke ich nicht gleich: „Du bist dumm“, sondern ich denke: „Jetzt muss ich mal nachdenken. Vielleicht hast du einen Teil der Wahrheit. Vielleicht liege ich im Irrtum.“ Das ist Demut.
Demut ist nicht Unsicherheit oder Gleichgültigkeit, sondern, wie Paulus sagt: „Ich bin mir ganz bewusst, so ist es, aber ich bin mir auch bewusst über die Begrenztheit meiner Erkenntnisfähigkeit, meines Wissens, meines Lebens und meiner eigenen Unwürdigkeit.“
Gerade wenn wir das vergessen, ist die Gefahr für Spaltung und Auseinandersetzung extrem hoch, weil wir uns absolut setzen. Deshalb ist Demut, sich seiner eigenen Begrenztheit und Niedrigkeit bewusst zu sein, so wichtig.
Interessant ist, dass es den Begriff „Demut“ in der Antike so gut wie gar nicht gab. Er ist eigentlich von Paulus geprägt worden und deshalb ganz neuchristlich gefüllt. Die griechische Antike hielt von Demut wenig. Das war eher so wie unsere heutige Gesellschaft: Setz dich durch, du bist was, denk an dich.
Demut, also sich zu begrenzen und sich unterzuordnen, ist typisch christlich – im Gegensatz zur Welt, in der die Menschen damals lebten. Das sehen wir auch im weiteren Verlauf des Epheserbriefs.
Das Zweite ist die Sanftmut. In manchen Bibelübersetzungen wird Sanftmut auch mit „mild“ übersetzt. Das bedeutet in erster Linie Selbstbeherrschung.
Was heißt das? Wenn ein Bruder etwas sagt und du ärgerst dich darüber, platzt jemand ohne Selbstbeherrschung sofort heraus und sagt: „Du Dummkopf, was fällt dir eigentlich ein? Du hast ja keine Ahnung.“ Der Selbstbeherrscher schweigt erst einmal. Nicht, weil er keine Meinung hat, sondern weil er erst analysieren und darüber nachdenken muss: Was stimmt da? Wie begegne ich dem anderen? Wenn er dann etwas sagt, ist es gut überlegt. Das ist der Sanftmütige.
Im Gegensatz dazu ist der Unbeherrschte sehr schnell beim Wort und löst Verletzungen aus. Dann muss man nicht nur das Problem regeln, sondern auch die Verletzungen heilen – das ist viel komplizierter.
Also erstens nicht zu hoch von sich denken, zweitens selbstbeherrscht sein beim Äußern und Reagieren.
Als Drittes nennt Paulus die Langmut. Langmut heißt, ich erwarte keine sofortige Veränderung, sondern bin bereit, längere Zeit an einer Sache dranzubleiben. Ich habe Geduld mit jemandem, der anders denkt.
Das bedeutet, ich sage nicht: „Diese Sache muss spätestens übermorgen oder in einem Monat gelöst sein.“ Manchmal begleite ich eine Person und sehe, dass die Entwicklung vielleicht erst in fünf Jahren möglich ist.
Das ist schwierig und erfordert viel Disziplin, sich zurückzunehmen. Warum? Weil das Ganze, die Gemeinde, viel wichtiger ist als mein persönliches Interesse und meine eigene Einsicht.
Genau das verlieren wir manchmal. Wir haben den Eindruck: So, wie ich es sehe und wie ich es meine, muss es sich durchsetzen. Aber im Grunde geht es doch nicht darum. Wir nehmen uns oft zu wichtig und sehen nicht, dass wir nur ein Baustein im ganzen Tempel sind.
Was ist mit dem Rest des Tempels? Der Rest muss sich nicht nach uns richten, sondern wir müssen uns nach dem Gesamttempel richten.
Jetzt siehst du deine Brüder und Schwestern ringsherum: Wer hat mehr Heiliggeist? Du oder der, der neben dir oder hinter dir sitzt?
Ihr könnt ja gar nicht antworten: „Ich habe mehr.“ Dann wäre ich ein stolzer, eingebildeter Christ. Das geht nicht. Wenn du aber realisierst, dass auch der andere den Heiligen Geist hat, wie kann ich dann immer davon ausgehen, dass ich Recht habe und der andere Unrecht?
Das ist ein Teil von Demut, ein Teil von Sanftmut und ein Teil von Langmut.
Und genau das nennt Paulus hier. Er sagt, wenn ihr das praktiziert – und das gehört zur Frucht des Heiligen Geistes –, dann seid ihr auf dem richtigen Weg.
Die Frucht des Heiligen Geistes umfasst auch Geduld, Freundlichkeit, Friede und so weiter. Das ist es, was der Heilige Geist in uns bewirken will. Das macht uns Christus ähnlicher – und nicht die richtige Meinung oder die richtige Kleidung.
Das ist alles durchaus relevant, aber nicht das Entscheidende. Darauf müssen wir achten.
Damit will ich nicht sagen, dass alles gleichgültig ist. Manche Fragen können wir eben nicht einfach so mal eben regeln. Dann brauchen wir bis zu einer Lösung genau diese Eigenschaften: Liebe untereinander, Demut, Sanftmut und Langmut.
Ich glaube, fast alle Punkte, die ihr genannt habt und die zum Streit führen, würden mit diesen drei Aspekten der Frucht des Geistes nicht zu einer Spaltung führen, obwohl Differenzen da sind. Denn dann kann man anders mit den Differenzen umgehen.
Hat man diese Eigenschaften nicht, ist die Gefahr extrem hoch, dass solche Dinge zum Sprengsatz werden. Zahlreiche Gemeinden sind dadurch kaputtgegangen und gehen bis heute kaputt.
Deshalb hier der geistliche Tipp: Achtet darauf! Das ist das, was Gott in eurem Leben erreichen will.
Und das schreibt eine Gemeinde, die mit Irrlehren und Zerspaltungen zu tun gehabt hat.
Die Gabe Christi und die Einheit der Gemeinde
Wir lesen das gleich noch, wenn wir im Kapitel ein bisschen weitergekommen sind. Ich lese jetzt den nächsten Absatz ab, Vers 7:
Jedem einzelnen von uns ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe des Christus. Darum heißt es: Er ist emporgestiegen zur Höhe, hat Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben gegeben. Das Wort „er ist hinaufgestiegen“ – was bedeutet das anderes, als dass er auch zuvor hinabgestiegen ist zu den Niederungen der Erde? Der, der hinabgestiegen ist, ist der, der auch hinaufgestiegen ist, über alle Himmel, damit er alles erfülle.
Und er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus. Bis wir alle zur Einigkeit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus.
Damit wir nicht mehr Unmündige sind, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jeglichem Wind der Lehre, durch das betrügerische Spiel der Menschen und durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, sondern wahrhaftig in der Liebe herangewachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus.
Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, untereinander Handreichungen, die einander tun, nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jenes einzelnen Gliedes das Wachstum des Leibes zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.
Der Grundgedanke Paulus ist hier immer noch bei der Frage Gemeinde, Gemeinschaft. Das merken wir auch gerade am Ende dieses Abschnitts. Dann geht es wiederum darum, dass das eigentliche Ziel ist, dass wir alle zusammengefügt sind in einem Leib. Dann kommt wieder die Liebe, die eine ganz wichtige Rolle spielt: aufgebaut, den Leib in Liebe.
Also der Grundgedanke ist noch derselbe. Hier formuliert er nur noch eine Nebenargumentation, und zwar eine Nebenargumentation, bei der er jetzt wieder auf Jesus Christus zu sprechen kommt.
Wie gesagt, manchmal beschleicht mich der Eindruck, Paulus, irgendwie könntest du deine Argumentation etwas stimmiger, systematischer formulieren. Man merkt, er kommt auf einen Bibelvers aus dem Psalm, und da denkt er: Ah, das heißt ja noch das, und das ist noch das, und das passt auch noch dazu. Aber das sage ich jetzt mal nur als Kommentator.
Dann muss ich mir immer wieder sagen: Ja gut, Michael, aber der war inspiriert, du nicht. Also da muss ich sagen: Gut, das klingt mir zwar etwas unsystematisch, aber warum bleibst du nicht bei dem Punkt und handelst den erst mal ab? Aber ja, was soll man gegen jemanden sagen, der inspiriert ist? Inspiriert ist inspiriert, also Gottes Wort.
So ist das dann zum Beispiel in dieser Argumentation. Er zitiert hier aus Psalm 68, Vers 19: „Er ist emporgestiegen zur Höhe und hat die Gefangenen weggeführt und den Menschen Gaben gegeben.“ Und dann argumentiert er: Er ist hinaufgestiegen – was bedeutet das anderes, als dass er zuvor hinabgestiegen ist in die Niedrungen?
Da würde ich jetzt denken: Das ist für mich gar nicht logisch. Jemand kann doch auch heraufsteigen, ohne dass er vorher herabgestiegen ist. Es könnte ja genau umgekehrt sein. Wenn ich einen Berg besteige, gehe ich nicht erst runter, sondern ich gehe erst hoch und dann wieder runter.
Aber wie gesagt, das ist jetzt mein Gedanke, den ich dabei habe. Und dann muss ich sagen: Okay, inspirierter Paulus, der hat mehr gesehen als ich. Denn er führt es als Argumentation an. Er bezieht sich hier auf Jesus, und zwar auf Jesus, der in der Himmelfahrt in den Himmel entrückt worden ist.
Und dann sagt er: Naja, wenn er in den Himmel entrückt worden ist, dann heißt das doch nach diesem Psalm 68, dass er vorher auch mal auf die Erde heruntergekommen ist. Und das stimmt ja auch, das ist ja biblisch vollkommen klar.
Wir sehen ja, Jesus hatte sich selbst erniedrigt, kam auf die Erde, ist aus dem Himmel auf die Erde gekommen. Das ist ja zweifellos vollkommen wahr und biblisch. Und dann verknüpft er das eben auch damit, dass hier steht: Er ist hinabgestiegen zu den Niederungen der Erde.
Hier wird uns doch mal ganz deutlich gemacht, welcher Verlust das für Jesus bedeutete und wie er bereit war, die himmlische Herrlichkeit zu verlassen. Wir lesen es ja auch in der Bibel: Er erachtete es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und wurde gleich wie wir.
Das ist genau das, was damit gemeint ist. Die himmlische Herrlichkeit ist kein Vergleich zu dem Leben im Stall von Bethlehem oder hinterher in dem einfachen Haus in Nazaret. Und dann ist er hinaufgestiegen zum Himmel, da steht: Damit er alles erfüllt.
Und jetzt kommt er wieder zurück zu seiner Argumentation. Wir werden zwischendurch sagen: Alle eure Begabungen in der Gemeinde gehen ja auf Jesus zurück. Und dieser Jesus ist vom Himmel heruntergekommen und ist hinterher wieder zum Himmel entrückt worden. Und das ist der, der euch eure Begabungen gegeben hat.
Das ist das, was er damit sagen will. Und jetzt kommt er zu diesen Begabungen wieder. Da sagt er: Einige sind als Apostel, andere als Evangelisten, andere als Propheten, andere als Hirten eingesetzt.
Der wesentliche Gedanke ist nicht die Aufzählung dieser verschiedenen Gaben, denn die sind auch nur exemplarisch, sie sind nicht vollständig. Und sie beziehen sich sehr stark auf die damalige Gemeinde. Zum Beispiel wissen wir, dass die Apostel nur die waren, die Jesus leibhaftig gesehen und begleitet haben.
Deshalb haben wir das heute nicht mehr, zumindest nicht aktuell in unserer Gemeinde. Aber das, was er dann weitermachen will, sagt er: Zur Zurüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes. Das ist der Kerngedanke.
Der Kerngedanke ist hier immer noch die Einheit der Christen. Er will sagen: Gott hat euch unterschiedliche Gaben gegeben, die habt ihr alle von Jesus bekommen. Aber diese ganzen Gaben sollen dienen der Zurüstung der Heiligen, und da hat jeder seinen Teil dazu beizutragen.
Wenn ihr euch aber zerspaltet und zerstreitet, dann kann dieser Leib gar nicht zugerüstet werden. Das ist ja auch das, was er dann hinter in den Versen schreibt, wo er in Vers 16 und folgenden schreibt: Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch Gelenke, die einander Handreichungen geben nach dem Maß ihrer Leistungsfähigkeit.
Hier beschreibt er genau die Gemeinde und vergleicht sie wieder mit einem Körper. Hier ist genau das Bild aus 1. Korinther 12. Da sagt er: Ihr habt verschiedene Gaben bekommen, und jetzt wollt ihr euch zerspalten. Aber ihr merkt ja gar nicht, dann funktioniert der Leib gar nicht mehr.
Die einzelnen Teile sind durch Bänder und Sehnen miteinander verbunden, und nur in der Gesamtkonzeption funktioniert das Ganze. Auch nur in der Gesamtkonzeption funktioniert die Gemeinde so, wie Gott sie sich eigentlich gedacht hat.
Und dann steht hier: Jeder nach seiner Leistungsfähigkeit. Das führt uns wieder deutlich vor Augen: Nicht alle können dasselbe machen. Manchmal treten wir in der Gemeinde mit ungeistlichen Forderungen auf, jeder müsse dasselbe machen, jeder hätte dieselben Anforderungen in seinem Leben.
Das geht ja gar nicht, genauso wie im Körper nicht. Wir erwarten von der Hand nicht dieselbe Leistung wie von der Zunge und von der Zunge nicht dieselbe wie von den Augen. Da müssen wir uns nur darauf achten.
Manche denken, weil sie selbst leistungsfähig sind, sagt einer: Ich komme mit fünf Stunden Schlaf aus und mache morgen drei Stunden stille Zeit, und wenn das nicht so ist, dann ist es nicht geistlich. Und dann merken wir: Das ist ja toll, wenn du das tust. Und dann nutze doch noch mehr Zeit, bete für die Geschwister, damit es ihnen besser geht, unterstütze sie und hilf ihnen, statt die anderen unter Druck zu setzen, obwohl die das vielleicht gar nicht können.
Ich erinnere mich auch ungünstig, wo ich manchmal in der Vergangenheit versagt habe. Ich bin eher so jemand, der sagt: Das schaffen wir auch noch, das geht auch noch. Wir hatten immer wieder Praktikumswochen mit unseren Schülern, gerade war auch eine.
Als ich junger Lehrer an der Bibelschule war, habe ich manchmal meine Schüler überfordert. Ich bin davon ausgegangen, was ich leisten kann, und habe gedacht, das müssen die anderen auch schaffen.
Meistens so in der Mitte der Woche gab es die ersten Zusammenbrüche. Alle fingen an zu weinen und sagten: Ich schaffe es nicht mehr, ich will nach Hause. Da habe ich ihnen gesagt: Nein, das schaffst du, wir schaffen das zusammen.
Im Nachhinein denke ich: Oh, peinlich, das war gut gemeint. Ich habe wirklich gedacht, die schaffen das. Ich habe gedacht, wenn ich das schaffe, ich arbeite mehr als ihr alle, dann müssen wir das auch schaffen.
Aber ich habe zu wenig den Blick darauf gehabt, dass es Menschen gibt, die nicht in der Lage sind, es wirklich zu schaffen. Es sind nicht nur faule Leute, sondern es gibt Menschen, die es wirklich nicht können.
Das musste ich erst mit der Zeit lernen: zu sehen, dass es so nicht geht. Es tut mir leid im Nachhinein für diejenigen, die Anstoß genommen haben oder frustriert waren, weil sie gemerkt haben, sie entsprechen meinen Anforderungen nicht.
Das waren gar keine bösen oder unbiblischen Anforderungen. Ich habe bewusst gedacht, ich fördere sie jetzt und brauche auch ein bisschen Forderung, und ich begleite sie auch.
Mit jedem habe ich durchgesprochen, was sie gemacht haben: jede Kinderstunde, jede Bibelarbeit, alles durchgesprochen, damit sie nicht alleine dastehen. Jedem habe ich gesagt: Wenn du nicht mehr weiterweißt, ich bin da, ich mache es weiter.
Trotzdem habe ich gemerkt, manche sind überfordert. Der eine schafft eben nur eine Bibelstunde am Tag vorzubereiten, manche auch nur eine in der Woche. Dann ist das Ende, dann sind die Leistungsfähigkeiten nicht mehr da.
Und genau das steht hier: Nach unserer Leistungsfähigkeit. Darauf müssen wir achten. Wenn wir mehr leisten können, sollen wir das auch tun. Wir sollen uns nicht zurückziehen und sagen: Jetzt werde ich faul.
Nein, wenn du es kannst, dann musst du mehr tun. Mach das. Sei auch nicht zu bequem.
Aber eben gerade diese Unterschiedlichkeit. Nur dann funktioniert der Organismus, wenn wir darauf achten, wo Gott mir Begabungen gegeben hat. Und diese nicht einsetzen, um mich selbst zu verwirklichen oder besser dazustehen, sondern zum Wohl des gesamten Leibes.
Das wird uns hier ganz deutlich gemacht.
Natürlich ist das eine sehr subjektive Einschätzung, die Leistungsfähigkeit. Das ist es ja. Deshalb können wir das von außen immer ganz schlecht sagen.
Deshalb würde ich davor warnen, zu schnell einem anderen aufzuerlegen, was seine Leistungsfähigkeit ist oder was er tun kann oder nicht.
Das macht es schwierig, gerade wenn ich als Lehrer eine Gruppe anleite oder in der Gemeinde eine Gruppe leite. Wenn ich genau in den Kopf und das Leben hineinschauen könnte, wäre die Sache viel einfacher.
Ich bin auf die Führung des Heiligen Geistes angewiesen und auf die Rückmeldung, die ich vom Einzelnen bekomme.
Aber leider ist es so, dass mancher sagt: Ich kann nicht, und in Wirklichkeit will er nicht. Und mancher will, aber er kann nicht.
Jetzt ist die große Herausforderung für die Verantwortlichen, das zu erkennen, den einen zu beruhigen und zu sagen: Komm, du willst immer, komm, du brauchst eine Pause, geh nach Hause, du musst dich ausruhen, das geht jetzt nicht.
Es gibt Leute, die wollen wirklich, sind ganz motiviert, schaffen es aber nicht und schädigen sich und andere.
Aber es gibt leider auch die Faulen in der Gemeinde, die immer sagen: Nein, ich kann nicht, ich habe keine Zeit, und in Wirklichkeit haben sie Zeit und könnten es tun.
Das zu erkennen ist ganz, ganz schwierig. Da würde ich sehr zurückhaltend sein, das zu beurteilen.
Es gibt Organisationen, die machen das. Gerade dieser Text ist eine Kernstelle, die zum Beispiel bei Ivo Sasek benutzt wird. Ich weiß nicht, ob ihr ihn kennt, organische Christusgeneration.
Das hier ist ein Kernvers, der das sogenannte „Einrenken“ bewirkt, so sagt er. Er findet heraus, wo dein Platz in dieser Organisation der Gemeinde ist, und das macht er per übernatürlicher Führung.
Dann gibt es bei seiner Autorität nichts dagegen zu sagen, das, was er sagt, gilt, weil er der von Gott eingesetzte Prophet der Endzeit ist, so sagt er das.
Das ist natürlich ganz problematisch, und er bezieht sich genau auf diese Stelle hier. Da merken wir, das kann schnell zu Irrlehre führen.
Deshalb ist dein Einwand gut: Wir müssen immer vorsichtig sein, zu schnell einem anderen zuschreiben zu wollen, was er leisten kann und was nicht.
Das, was ich bei mir genannt habe, war mangelnde Sensibilität zu erkennen, was dran ist und was nicht.
Wir werden nie hundertprozentig richtig liegen. Manchmal erkennen wir im Nachhinein, dass wir jemanden mehr hätten motivieren müssen, und bei einem anderen merken wir, wir haben zu viel gefordert.
Das braucht Weisheit, und da kommen wir an unsere Grenzen. Es gibt kein System dafür. Wir können nicht mit Blutproben messen, wie viel jemand leisten kann.
Es gibt keinen Test dafür. Es geht nur durch die ständige Verbindung zu Jesus Christus, die wir haben, und immer wieder genau zuzuhören.
Wir dürfen nicht zu schnell unsere eigenen Maßstäbe für alle anderen anwenden.
Es ist aber die Verantwortung da. Es geht leider nicht anders, denn in der Gemeinde muss jemand die Verantwortung übernehmen.
Wenn ich in so einer Praktikumswoche bin, kann ich nicht sagen: Jeder macht, was er will. Das geht nicht.
Ich habe Verantwortung, muss Aufgaben verteilen, begleiten und dabei im Wachstum meines Glaubens und in Verbindung zu Jesus Christus immer stärker die Fähigkeit entwickeln, zu erkennen, was ich fordern kann und was nicht.
Ich glaube, wir werden nie fehlerfrei dabei sein, aber wir können Stück für Stück lernen.
Wenn wir es nicht lernen, ist das ein großes Problem in der Gemeinde, weil wir Dinge von anderen verlangen, durch die wir sie kaputtmachen.
Das sind nicht mal geistliche Dinge, die vielleicht für den einen Bruder dran sind, aber nicht für den anderen.
Jesus hat auch nicht zu jedem gesagt: Verkaufe alles, was du hast, und folge mir nach. Das hat er dem reichen Jüngling gesagt, weil das sein Problem war.
Anderen sagte er ganz andere Dinge. Anderen sagte er: Deine Sünden sind vergeben, geh und sündige nicht mehr.
Das war aber wieder etwas anderes. Das sagte er nicht jemandem, der leichtfertig sündigen wollte, sondern einer Frau, die ihre Sünde einsah, bereit zur Buße war und einen Neuanfang machte.
Da merken wir: Es gelten dieselben Maßstäbe für alle, aber nicht jeder ist in derselben Weise gleich leistungsfähig, auch nicht auf der gleichen Stufe des geistlichen Wachstums.
Wir können in der Gemeinde nicht alle über einen Leisten schlagen. Das ist der Gedanke, den wir hier erkennen müssen.
War das eine Meldung? Oder nein, ich habe jetzt irritationsweise gedacht. Dann komme ich mal zum nächsten Abschnitt.
Ab Vers – nein, einen Moment, ich bleibe noch hier. Genau das war eine Sache, die ich hier noch erwähnen wollte.
Da werden wir ja in Vers 14 genannt: Damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie uns zum Irrtum verführen.
Wenn ich jetzt die Brüdergemeinde positiv verstehe, was ich überwiegend tue, dann würde ich sagen: Das ist eine der Kernaussagen des Anliegens von Brüdergemeinde.
Ich hoffe, dass ich das richtig bei euch so verstehe.
Wir wollen unsere Gemeinde wieder fähig machen, nicht von jedem Wind der Lehre hin- und hergetrieben zu werden, stabil zu werden in dem Erkennen, was wahr und was falsch ist.
Das ist noch ein anderer Aspekt. Hier geht es noch nicht um Leistungsfähigkeit, sondern um Erkenntnis, Stabilität im Glauben.
Genau das ist etwas, woran Gemeinden heute in Deutschland ganz stark kranken.
Ich erlebe das immer wieder, wenn ich irgendwo in einer Jugendgruppe eingeladen bin, und zwar von frommen Gemeinden.
Manchmal denke ich mir: Was stellen die mir für Fragen? Das ist doch eigentlich etwas, was ziemlich am Anfang des Glaubens mal besprochen werden sollte und klar sein sollte.
Manche sagen mir: Das steht doch in der Bibel gar nicht drin. So einfach ist das aber nicht. Es steht schon in der Bibel.
Da frage ich mich: Warum habt ihr das nie so gelesen?
Das sind relativ einfache Glaubensfragen.
Ich merke immer stärker, gerade bei jüngeren Menschen, dass viele nicht ausreichend biblisch und geistlich angeleitet und befähigt sind, Dinge zu unterscheiden.
Ich merke das auch bei vielen jungen Leuten, die irgendein YouTube-Video sehen und gar nicht erkennen, wo die absolut unbiblische Argumentation ist, einfach weil ein Mann gut reden kann.
Vor ungefähr einem Jahr habe ich zahlreiche Anfragen bekommen wegen Professor Zimmer. Er ist Professor in Ludwigsburg und macht Veranstaltungen im Internet, auch unter dem Namen Worthaus.
Viele junge Leute schauen sich das an. Vor einem Jahr hat er ein Video veröffentlicht, auch öffentliche Veranstaltungen, über Homosexualität.
Normalerweise redet er darüber nicht so gerne, aber manchmal denke ich mir: Jetzt muss ich etwas sagen, weil sonst keiner etwas sagt.
Was hat er gesagt? Er hat nicht nur gesagt, das sei okay, sondern er sagte: Alle Evangelikalen müssen sich jetzt bei den Homosexuellen entschuldigen, weil sie sie verurteilt haben. Denn Gott ist eigentlich für Homosexualität.
Das begründet er ausführlich.
Dann treffe ich junge Leute, die in bibeltreuen Gemeinden sind, und die kommen zu mir und sagen: Michael, das war so überzeugend, das stimmt doch genau, wir sind vollkommen falsch.
Was mache ich dann? Ich setze mich mit ihnen hin, höre den Vortrag genau an und sage: Da hat er diese Argumentation, da hat er jene, schau dir den Bibeltext an, den er zitiert.
Am Ende merken sie: Das stimmt ja gar nicht.
Aber ich frage mich: Warum sind sie nicht selbst in der Lage, das zu lesen und zu erkennen?
Ich habe auch eine öffentliche Stellungnahme dazu geschrieben, die unter anderem beim Bibelbund veröffentlicht wurde.
Ich wollte nicht rechthaberisch sein, sondern zeigen, dass hier jemand mit der Bibel umgeht, sie aber vergewaltigt.
Er sagt häufig sogar genau das Gegenteil von dem, was im Text steht.
Das ist erschreckend.
Manchmal merke ich, da ist eine gewisse Unfähigkeit, diese Dinge zu erkennen.
Oder eine junge Frau in der Gemeinde in der Jugendstunde sagt: Michael, ich habe jetzt einen Freund.
Ich frage nach Interesse: Wer ist das? Sie sagt: Er ist auch gläubig.
Ich frage: Ist er bei euch in der Gemeinde?
Sie sagt: Nein, er ist in der Neuapostolischen Kirche.
Da sage ich: Du weißt aber, das ist eine Sekte, oder?
Sie sagt: Nein, ich war da, das war fast wie bei uns.
Der ist jahrelang in einer christlichen Gemeinde gewesen und merkt nicht, dass er in einer Gruppe mit krass sektiererischen Lehren ist.
Da denke ich: Irgendetwas ist da nicht ganz richtig gelaufen.
Ich will die Gemeinde nicht verurteilen, sondern sagen: Umso mehr müssen wir darum ringen, was hier genannt wird.
Wir müssen Menschen befähigen, nicht von jedem Wind der Lehre hin- und hergetrieben zu werden.
„Ach, jetzt sehe ich das YouTube-Video, das ist toll, das mache ich jetzt auch.“ Oder: „Jetzt habe ich das Buch gelesen, und das ist toll.“
Vor ein paar Jahren sprach ich mit jemandem, der sagte: Ich habe ein neues Buch gelesen, eigentlich ein sehr problematisches, esoterisches Buch aus einem Esoterik-Verlag.
Die Person sagte: Jetzt habe ich einen vollkommen neuen Blick auf Gott.
Ich fragte: Welchen Blick hattest du vorher?
Am Ende kam heraus: Vorher hatte sie sich an biblischen Sachen orientiert, aber der esoterische Entwurf von Gott klang viel besser.
Zum Beispiel: Gott vergibt allen Menschen, egal ob du umkehrst oder nicht. Klingt doch viel besser.
Ich sagte: Das ist aber nicht mehr im Einklang mit dem, was Gott von sich selbst sagt.
In der Esoterik kann alles Mögliche geschrieben werden, aber woher weiß man, ob das wahr ist?
Das sind nur einige Beispiele.
Ich rede hier nur von bibeltreuen Gemeinden und Leuten, die es ernst nehmen.
Ich rede von Leuten, bei denen ich manchmal denke, da fehlt die Fähigkeit, nicht von jedem Wind der Lehre hin- und hergetrieben zu werden.
Ihr müsst ganz klar davon ausgehen: Wir leben in einer Zeit, in der es massenhaft geistliche Verführung gibt.
Nicht jeder, der fromm redet, ist auch fromm.
Leider muss ich mich mit manchen immer wieder herumschlagen.
Einer meiner weiteren Gratis-Nebenjobs ist der Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen.
Dort geht es um Auseinandersetzungen mit Sekten und so weiter.
Falls jemand die Arbeit gerne machen möchte, ich gebe sie gerne ab.
Leider tun das nur wenige.
Es gibt viele Dinge, in die Christen sich leichtfertig einlassen.
In der Nähe von Frankfurt tritt plötzlich jemand auf und sagt, er sei Prophet Gottes.
Dann sagt er alle möglichen Sachen, die Hälfte davon ist fromm, die andere Hälfte nicht so.
Er zerspaltet die Gemeinde, und dann wird eine neue Gemeinde gegründet.
Dann wenden sich Christen an mich und fragen: Michael, was sagen wir denn dazu?
Ich höre mir an, was er sagt, und gebe Hilfestellung.
Aber eigentlich denke ich: Ihr seid Christen seit Jahrzehnten, ihr müsstet erkennen, was da falsch läuft.
Das ist eine Sache.
Hier steht ganz deutlich: Die verschiedenen Dienste in der Gemeinde dienen dazu, dass wir im Glauben weiterkommen.
Dass wir irgendwann selbst in der Lage sind, zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist.
Ich rede nicht von Haarspalterei oder davon, bei jedem Detail eine Meinung zu haben.
Ich rede von wirklich ziemlich klaren, offensichtlichen Dingen.
Zum Beispiel, wenn jemand sagt: Jesus ist nicht Gott.
Dann solltest du begründen können, warum er Gott ist.
Oder wenn jemand sagt: Muslime sind auch gerettet.
Dann solltest du sagen können, warum das biblisch problematisch ist.
Solche Fragen werden heute in bibeltreuen Gemeinden gestellt.
Da sage ich: Kannst du das mit der Bibel vereinbaren?
Wenn in der Bibel steht, es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den sie selig werden sollen, als der Name Jesus Christus (Apostelgeschichte 4,12).
Oder wenn wir in Johannes 14 lesen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Das sollte man auf konkrete Situationen anwenden können.
Ich rede nicht von Haarspalterei.
Ich will nicht sagen: Ihr macht den Gottesdienst so oder so.
Aber bei Dingen, die biblisch als heilsrelevant erklärt werden, wird hier sehr deutlich gesagt, wer nicht bekennt, dass Jesus ins Fleisch gekommen ist, und so weiter.
Da wird ziemlich deutlich gesagt, das geht nicht irgendwie.
Es gibt eine Bandbreite, das ist offen.
Aber es gibt Grenzen, und die sollten wir erkennen.
Dafür sollen wir alle mit beitragen.
Wir können das nicht alle aus uns herausholen.
Wir sollen anderen helfen, zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, damit sie selbst beurteilen können, was wahr und was falsch ist.
Sie sollen nicht immer nur auf uns hören, sondern die Lage versetzt werden, selbst zu überprüfen, was wahr und was nicht.
Nicht nur, weil wir sagen: Wir sind generell immer gegen die oder immer gegen die.
Das hilft nicht.
Wir müssen genau hinschauen.
Dann merken wir: Es gibt gesegnete Menschen in der evangelischen Kirche.
Und darf man das sagen? Es gab auch in der Vergangenheit in der Brüdergemeinde manche Irrlehrer.
Man kann das erkennen und unterscheiden.
Ich will nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern.
Ich kenne Beispiele, wo man sagen muss: Ziemlich schlimm, auch in der Brüderbewegung.
Aber darüber will ich lieber nicht reden, denn das ist schädlich für die Gemeinden und hilft nicht.
Aber leider gibt es das.
Deshalb achtet genau darauf.
Aufforderung zum Wandel im Geist
Gut, dann also zum nächsten Abschnitt, Vers 17: Das sage und bezeuge ich nun im Herrn, dass ihr nicht mehr so wandeln sollt wie die übrigen Heiden, die in der Nichtigkeit ihres Sinnes wandeln. Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind dem Leben Gottes entfremdet wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens. Nachdem sie alles Empfangene verloren haben, haben sie sich der Zügellosigkeit ergeben, um jede Art von Unzucht zu verüben, mit unersättlicher Gier.
Ihr habt aber Christus nicht so kennengelernt. Wenn ihr wirklich auf ihn gehört habt und von ihm gelehrt worden seid, wie es auch Wahrheit ist in Jesus, dann habt ihr den alten Menschen abgelegt, der sich wegen der betrügerischen Begierde verderbte. Stattdessen werdet ihr erneuert im Geist eurer Gesinnung und habt den neuen Menschen angezogen, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Hier wird deutlich, dass Menschen, die Gott nicht kennen, einen verfinsterten Verstand haben, dem Leben Gottes entfremdet sind und verhärtet im Herzen sind. Das wird uns hier beschrieben. Ich finde es bedenklich, wenn Christen dazu tendieren, das, was normal und richtig ist, in erster Linie an der Erkenntnis der Ungläubigen festzumachen. Das ist problematisch, denn hier steht eindeutig: Die Nichtgläubigen sind verfinstert, sie können es gar nicht erkennen, sie sind verhärtet.
Das bedeutet, dass wir uns bei der Beurteilung von richtig und falsch nicht nach den sogenannten Erkenntnissen derjenigen richten können, die nicht gläubig sind. Das heißt nicht, dass diese Erkenntnisse immer falsch sind, aber wir müssen genau hinschauen. Wenn es einen Widerspruch gibt zwischen der biblischen Aussage und der momentanen Erkenntnis der Welt, dann müssen wir sagen: Wahrscheinlich stimmt die Aussage, die Gott macht. Denn die Bibel ist ja gerade dafür da, der Welt, in der wir leben, nicht einfach die Weihe zu geben. Wenn die Welt immer richtig wäre, bräuchten wir die Bibel nicht.
Wofür bräuchte man die Bibel noch? Dann müsste man nur die neuesten Studien lesen, um zu wissen, wie es läuft. Nein, gerade nicht. Wir müssen die Perspektiven, die es in der Welt gibt, kritisch betrachten, wenn es eine Gegenüberstellung gibt. Am Ende steht die Frage: Wem vertraust du mehr – der neuesten Studie aus dem Bereich Anthropologie und Medizin oder der Aussage der Bibel? Natürlich ist das platt formuliert, aber letztendlich ist das die entscheidende Frage.
Wenn du der Bibel nur dann vertraust, wenn die neueste Studie der Medizin mit ihr übereinstimmt, dann kannst du das Bibellesen auch weglassen und gleich die neueste Studie lesen. Dann weißt du ja viel besser, was wahr ist, und musst nicht lange diskutieren, warum das, was in der Bibel steht, so nicht mehr gilt und umgedeutet werden muss. Dann verpasst du dir den ganzen Ärger. Dann würde ich sagen: Abonniert ein paar wissenschaftliche Zeitschriften, lest, was da drinsteht über Psychologie oder Religionswissenschaft, Theologie oder sonst etwas, und dann habt ihr die Antwort. Dann ist die Bibel nur noch ein ärgerliches Überbleibsel.
Übrigens ist das, was ich jetzt sage, in der universitären Theologie lange gegangen. Wenn du an der Uni Theologie studierst, musst du die Bibel kaum noch kennen. Am Anfang des Studiums machst du ein Biblikum, so einen kurzen Kurs. Ich fand das fast lächerlich, das war ungefähr das, was ich aus der Kinderstunde gelernt habe, was du dafür wissen musst. Danach machst du nur noch die richtige Theologie. Das heißt, du musst wissen, was Professor XY gesagt hat, was der dagegen gesagt hat, was man dafür gesagt hat, was der Philosoph gesagt hat, was in der Bibel steht. Das ist unwichtig, wird höchstens noch am Rande zitiert.
Schaut euch Bücher an, systematische Theologie, da geht es ja gerade darum, was wir als Christen vertreten. In neuerer systematischer Theologie wird so gut wie gar nicht mehr auf die Bibel Bezug genommen, höchstens noch am Rand, in Fußnoten, da, wo es passt. Im Grunde genommen geht es viel wichtiger darum, was Drewermann, Lüdemann, Kunzelmann, Lindemann und andere sagen. Das musst du wissen.
Das ist ja auch nicht schlecht. Was diese Männer sagen, kenne ich auch. Manche akademische Theologen kommen dann zu mir und tun so: „Ah, du armer Kerl, du hast ja gar keine Ahnung.“ Da sage ich: Bitte sehr, ich habe auch studiert und kenne die ganzen Typen. Nur letztendlich ist für mich nicht entscheidend, was sie alle gesagt haben. Wenn sie alle lange tot und verstaubt sind, wird das, was in der Bibel steht, immer noch gelten.
Deshalb höre ich sie mir an, aber ich glaube nicht alles, was sie sagen. Manche von denen sind heute schon lange wieder vergessen, zu Recht. Denn sie waren vor 30 Jahren die große Mode, und da musstest du alles glauben, was sie gesagt haben. Heute sagt man: „Ah, gut, die hatten nicht ganz Recht.“ In 30 Jahren wird man von den heutigen sagen: „Ja, die hatten auch nicht ganz Recht.“ Deshalb ist es gut, sie zu kennen. Ich bin gar nicht gegen akademische Sachen, nur die Relation muss stimmen.
Mein Weltbild ist in erster Linie geprägt von dem, was Gott mir weitergegeben hat, weil darauf vertraue ich, das ist dauerhaft gültig. Das war damals im Widerstand zum Zeitgeist. Manche missverstehen und denken, alles, was Paulus damals gesagt hat, war nur Zeitgeist. Wenn das so wäre, warum haben nicht alle Paulus zugejubelt? Gar nicht! Das war genau krass entgegengesetzt zum Zeitgeist.
In der ersten Gemeinde saßen Sklaven neben Freien. Sklaverei war damals gesellschaftlich anerkannt. Das war jeder dagegen. In der Bibel lesen wir eindeutig: Paulus ist gegen Ehescheidung. Ehescheidung war im Römischen Reich total an der Tagesordnung, vollkommen normal, kein Mensch hatte ein Problem damit, aber die Christen haben es nicht gemacht. Das heißt, Paulus hat nicht das gemacht, was alle gemacht haben. Sonst wäre es unsinnig, warum er Briefe schreiben musste. Nein, er schrieb, weil es im Gegensatz zum Zeitgeist war.
Manchmal wird uns heute vermittelt: „Das war ja der Zeitgeist von vor zweitausend Jahren, heute sind wir anders.“ Nein, das ist nicht der Zeitgeist von vor zweitausend Jahren. Paulus will gerade, dass euer Leben verändert wird. Deshalb sagt er: Das habt ihr von Christus nicht gelernt, so zu leben. Ihr sollt anders leben, nicht wie die Heiden um euch herum. Das sagte er damals schon, und das gilt für uns heute genauso.
Diese Herausforderung haben wir also. Natürlich müssen wir erkennen, was wirklich in der Bibel steht. Ich habe ja auch davor gewarnt, dass wir nicht irgendwelche Ideen in die Bibel hineininterpretieren, die nicht drinstehen. Aber wenn welche da stehen, mit denen unser Zeitgeist nicht einverstanden ist, dann würde ich euch in jedem Fall raten, besser an der Bibel festzuhalten als den momentanen Zeitgeist zu vertreten.
Ich glaube, das ist genau das, was hier steht. Woher kommt der Zeitgeist? Er kommt von Leuten, von denen Paulus hier ziemlich deutlich sagt, dass sie in Unwissenheit sind, Verhärtung des Herzens haben, entfremdet von Gott sind und deren Verstand verfinstert ist. Das heißt nicht, dass sie nicht erklären können, wie ein Auto funktioniert, aber sie können uns nicht erklären, wie Gott ist, wie man zu Gott kommt oder was gut und böse ist. Dafür brauchen sie die Offenbarung Gottes.
Für die Erklärung, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert, braucht man keine Offenbarung Gottes, das kann man auch so verstehen. Das heißt, wir müssen sehen, in welchem Bereich wir unser Vertrauen darauf setzen.
An dieser Stelle möchte ich euch nur zwei, drei Minuten Zeit geben, jedem einzelnen. Achtet darauf, wo in eurem eigenen Leben es darum geht, dem Wort Gottes Vertrauen zu schenken im Gegensatz zu dem, womit ihr im Alltag konfrontiert werdet. Ich mache das nicht im großen Kreis, weil das eine persönliche Frage ist und jeder von euch ein anderes Umfeld hat.
Wenn du Erzieherin bist, hast du andere Herausforderungen als jemand, der in der Bank arbeitet, Lehrer oder Hausfrau ist. Die Herausforderung ist: Wo in deinem Umfeld gibt es Herausforderungen durch die Zeit, durch die Menschen, mit denen du zu tun hast, bei denen du deutlich sagen musst: Nein, damit will ich Abstand nehmen, damit will ich nicht einverstanden sein.
Machen wir jetzt keinen Scherz, wir kommen zurück zum Bibeltext. Wir waren stehen geblieben bei Epheser 4,25, und meine Aufgabe war an euch, die ich jetzt nicht überprüfe, die Aufgabe: Macht euch Gedanken, wo in eurem Alltag ihr erkennt, dass dort Maßstäbe der Welt gelten, zu denen wir Nein sagen müssen, weil wir uns unterscheiden.
Wo wir sagen müssen: Hier sind wir ganz bewusst anders, nicht um jemanden zu ärgern, sondern weil wir Menschen begegnen, die Maßstäbe vertreten, weil sie für Gott blind sind und nicht die Weisheit Gottes haben.
Praktisch angewandt: Vielleicht muss ich das noch mal anders sagen. Wenn ich mein Auto zur Reparatur gebe, schaue ich nicht in erster Linie, ob der Automechaniker Christ ist, sondern ob er gut Autos repariert. Wenn er zusätzlich Christ ist, umso besser.
Wenn ich seelsorgerliche Maßstäbe suche, gehe ich natürlich zuerst zu demjenigen, der Gott kennt, nicht zu irgendjemandem mit hohem akademischen Grad. Wenn sich das nicht ausschließt, wenn jemand akademisch gebildet und an der Bibel orientiert ist, umso besser. Aber wenn es ein Entweder-oder ist, dann bin ich lieber bei dem, der die Bibel ernst nimmt und Gott ernst nimmt als bei dem, der einfach widerspiegelt, was gerade in der Seelsorge modern ist.
Das müssen wir erkennen. Die Welt ist, wie hier ganz deutlich gesagt wird, in Unwissenheit, in Verhärtung des Herzens, verfinstert im Verstand. Wenn euch das ärgert, ärgert euch über die Bibel. Das sind nicht meine Worte, ihr müsst euch nicht über mich ärgern, das steht hier wörtlich drin: Die Welt ist so.
Wenn sie so ist, können wir ihr in diesen Dingen nicht vertrauen. Wir können ihr nicht vertrauen, was Gott angeht, was das Leben nach dem Tod angeht, was richtiges ethisches Verhalten angeht. Das sagt Paulus, geleitet durch Gott.
Dann nennt er hier einige konkrete Beispiele, Vers 25: Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder.
Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebt auch nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben hat.
Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist und zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringt. Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung.
Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Hier sind am Ende dieses Kapitels viele praktische, konkrete Anweisungen, wie du als Christ handeln sollst. Bei vielen dieser Sachen sagen wir hoffentlich innerlich und äußerlich: Das ist doch klar. Die große Herausforderung ist nicht, das zu verstehen, sondern es zu tun.
Das, was hier drinsteht, sind Maßstäbe, die in der Welt nicht normal vorausgesetzt werden. Zum Beispiel: Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten.
Ich habe vor einiger Zeit ein Buch gelesen, geschrieben von einem Psychologen, der sagt, wir müssen uns gegen die pauschale Verurteilung der Lüge stellen. Lüge gehört zum Leben dazu, wer nicht lügt, ist ungesund und unnatürlich. Da wird uns klar gesagt: Lügen ist gut, und es werden Beispiele genannt.
Wenn wir rational daran gehen, würden wir dem manchmal zustimmen. Zum Beispiel: Wenn du in der Pflege von Demenzkranken bist, sagen sie dir vielleicht: „Gehen wir jetzt gleich nach Hause“, und du wirst sagen: „Ja, wir gehen gleich nach Hause“, obwohl ihr nie nach Hause geht.
Wenn der Patient fragt: „Wo ist mein Mann?“, sollst du nicht sagen: „Er ist tot“, sondern: „Er kommt daher.“ Das ist schwierig, ist das richtig oder falsch? Es ist offensichtlich eine Lüge.
Ich will keinen großen Maßstab geben, aber ich möchte euch zumindest bewusst machen, wie relevant das ist. Oder: Am Sonntagmorgen kommt eine Schwester in den Gottesdienst und fragt dich, wie du ihr Kleid findest. Wenn du das Kleid gut findest, ist alles in Ordnung.
Aber was ist, wenn du denkst, das Kleid ist daneben, und sagst es? Dann ist der Gemeindefrieden gestört. Dann kommt die Gemeindespaltung!
Das kann man so sehen, aber ich würde nachbohren. Meine Antwort wäre manchmal: „Das Kleid sieht interessant aus, aber das könnte auch missverstanden werden.“ Ihr habt jetzt alle eure speziellen Antworten, aber ihr merkt hoffentlich, worauf das hinausläuft.
Häufig im Alltag lügen Menschen ungefähr sechzig Mal am Tag, sagen Psychologen. Die meisten Lügen fallen gar nicht auf. Zum Beispiel: Beim Mittagessen sagt jemand, er habe ein tolles Video gesehen, und du sagst „Ja“, obwohl du es nicht gesehen hast, um nicht dumm dazustehen.
Oder deine Frau fragt deinen Mann, wo er gewesen ist, und er sagt, es war Stau, obwohl er mit dem Kollegen gequatscht hat. Statt zu erklären, schiebt er den Verkehr vor.
Das sind die ganz normalen Lügen des Alltags, bei denen wir immer wieder erwischt werden können. Aber eigentlich steht hier: Der Christ zeichnet sich durch Wahrheit und Wahrhaftigkeit aus, nicht durch eine brutale, rücksichtslos ausgesprochene Wahrheit, aber auch nicht durch Lügen oder Halbwahrheiten.
Das ist eine konkrete Herausforderung. Warum sollen wir nicht lügen? Weil wir untereinander Glieder sind. Du belügst dich selbst und schadest deinem Nächsten, der zu deiner Familie gehört.
Manchmal ist Wahrheit schmerzhaft. Das ist kein Wort an diejenigen, die sagen, sie sagen immer die Wahrheit und deswegen mögen sie niemand. Das bedeutet eher, dass sie einfach alles sagen, was ihnen in den Kopf kommt, ohne zu überlegen, ob es angebracht ist.
Wahrheit sagen heißt auch, zu schweigen, still zu sein und erst nachzudenken. Manche Menschen sagen eine Wahrheit nicht, aus Angst, dass Missstimmungen entstehen. Gerade Menschen, die sehr harmoniebedürftig sind.
Ich erlebe das selbst. Manchmal muss ich Schüler ermahnen, und mir fällt das schwer. Ich denke, wie wird er das aufnehmen? Wird er verärgert sein? Manchmal denke ich Tage vorher darüber nach, wie ich es formuliere, damit er versteht, worum es geht, ohne sich angegriffen zu fühlen.
Die Herausforderung ist nicht, die Wahrheit gesagt zu haben, sondern sie so zu sagen, dass der andere sie annehmen kann und dass sie Veränderung bewirkt. Das Ziel der Wahrheit ist Veränderung, nicht nur gesagt zu werden.
So geht Gott auch mit uns um. Er haut uns nicht die Wahrheit einfach um die Ohren, sondern führt uns Stück für Stück, dass wir sie erkennen. Manchmal nennt er uns bestimmte Wahrheiten erst, nachdem wir viele Jahre Christ sind.
Wenn wir die ganze Fülle der Wahrheit im Moment der Bekehrung erkennen würden, würden wir wahrscheinlich zusammenbrechen und depressiv werden. Das wäre uns klar.
Wir lesen in der Bibel, dass wir, wenn wir als sündige Menschen in die Gegenwart Gottes treten würden, vergehen würden, weil wir in der Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes nicht bestehen könnten.
Das ist auch Teil davon. Gott sagt Wahrheit, aber mit Weisheit.
Als Nächstes steht: Zürnt ihr, so sündigt nicht. Das ist ermutigend. Paulus fordert nicht, nie zornig zu sein. Er sagt: Zürnt ihr, sündigt nicht.
Manchmal ist Zorn berechtigt. Wenn jemand in der Gemeinde Unsinn macht, ist es nicht falsch, zornig zu sein. Paulus war zornig, als er in Athen viele Götterstatuen sah, aber er sprach dann ruhig mit den Leuten.
Zorn für Dinge, die es wert sind, ist nicht schlimm. Aber wir müssen unseren Zorn unter Kontrolle haben. Langmütig zu sein bedeutet, unsere Emotionen und Gefühle zu kontrollieren.
Manchmal ist Ärger gerechtfertigt, aber wir sollen nicht sündigen. Es steht hier auch: Lass die Sonne nicht untergehen über deinem Zorn. Das bedeutet, versuche, Ärger möglichst bald zu klären.
Das ist ein guter Tipp. Wenn wir das nicht tun, sammelt sich Ärger an, Vorurteile verfestigen sich, und wir interpretieren alles als böse, obwohl es nicht so gemeint ist.
Ich war schon in Gemeinden, wo Streit entstand und die Gemeinde den Streit nicht selbst beilegen konnte, sondern Hilfe von außen brauchte. Das ist oft eine undankbare, langwierige Aufgabe.
Häufig beginnt es mit Kleinigkeiten. Irgendwann sagt jemand: „Der hat mir am Ostermorgen nicht guten Tag gesagt.“ Und dann achtet man darauf, dass der andere einen immer meidet und alles negativ interpretiert.
Manchmal liegt es einfach daran, dass jemand den anderen nicht gesehen hat. Bei mir ist das so, weil ich kurzsichtig bin und grünen Star habe. Dann erkenne ich manche Leute einfach nicht.
Manchmal interpretiert jemand das als böse Absicht, obwohl es nicht so ist. Das ist dann ganz einfach aus der Welt zu schaffen.
Manche räumen das nicht aus, dann wächst der Ärger und vergiftet die Atmosphäre und Gemeinschaft. Deshalb sollte man Zorn möglichst bald ausräumen.
Gibt dem Teufel keinen Raum. Wenn wir Sünde nicht ausräumen und nicht umkehren, kann der Teufel Ansatzpunkte finden.
Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite, damit er dem Bedürftigen etwas geben kann. Das ist ein interessanter Hinweis.
Wir würden wahrscheinlich jeden, der faul ist, ermahnen: „Mach mal was!“ Meistens pragmatisch: „Du musst selbst für dein Auskommen sorgen, leb nicht auf Kosten anderer, arbeite!“
Paulus geht noch weiter: Arbeite, damit du anderen Gutes tun kannst. Das ist eine gesteigerte Funktion. Wir arbeiten nicht nur für uns, sondern auch für andere.
Gott hat uns die Fähigkeit gegeben, etwas zu tun, nicht nur für uns, sondern auch für andere. In erster Linie ist die Gemeinde gemeint, aber auch darüber hinaus.
Dann kein schlechtes Wort. Das wird später noch mal wiederholt: Zorn, Geschrei, Lästerung, Bosheit gehören fast zum normalen Sprachgebrauch vieler Leute.
Seit Jahren haben wir den Fernseher abgemeldet, aus verschiedenen Gründen. Nicht weil jeder Christ keinen Fernseher haben darf, heute gibt es schlimmere Dinge wie das Internet. Im Internet gibt es noch mehr Blödsinn als im Fernsehen.
Internet kann man nicht abmelden, ich brauche es ja, und wirke dadurch auch, indem ich Sachen weitergebe. Aber wenn ich Ausschnitte aus Shows sehe, wie sehr dort gelästert und geschimpft wird, das kann doch nicht wahr sein.
Eine unserer Töchter war fasziniert von dieser Bohlenshow, „Deutschland sucht den Superstar“. Ich habe gesehen, wie schlimm der Kandidaten fertig gemacht werden. Das kann doch nicht sein.
Das wird als normal angesehen. Leute lachen darüber, wenn jemand sagt: „Was bist du für eine komische Kröte?“ und alle lachen mit. Das soll normal sein? Nein, das erniedrigt jemanden.
Ich habe Christen erlebt, auch an der Bibelschule, wo gesagt wurde: „So sollst du nicht über deine Geschwister reden.“ Und dann sagt jemand: „Das ist doch nur Spaß.“ Ich fragte: „Hast du mal nachgefragt?“ Er sagte: „Er lächelt ja immer.“ Was ist, wenn er nicht lächelt? Dann machst du ihn noch mehr fertig.
Das geht nicht. Klar, wenn jemand einen Spaß macht und du nicht lächelst, bist du der Spielverderber. Aber wir müssen darauf achten, ob wir jemanden verletzen.
Ein Beispiel, das mir in Erinnerung blieb: Ein neuer Schüler an der Bibelschule hatte ein Foto, das aussah wie ein Verbrecherfoto. Ich sagte es ihm, und er schaute mit versteinertem Gesicht.
Drei Jahre später bei der Absolvierungsfeier sagte er: „Michael, ich habe dir vergeben.“ Ich fragte: „Warum vergeben?“ Er erinnerte mich an das Verbrecherfoto. Ich erklärte, es war nur ein Scherz, um uns kennenzulernen.
Das hatte ihn verletzt. Da dachte ich, ich muss noch sensibler mit meinen Worten umgehen. Natürlich könnte ich sagen: „Warum lässt du dich so leicht verletzen?“ Aber das wäre menschlich und nicht christlich.
Er wurde verletzt, und ich hätte das nicht sagen sollen. Früher hätte man das klären sollen. Das war falsch. Wir sollen auf unsere Worte achten.
Was in der Welt normal ist, ist bei Gott nicht normal. Hier steht, dass Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei, Lästerung weggetan werden sollen. Stattdessen sollen wir freundlich, barmherzig und vergebend sein, wie Gott uns vergibt.
Manche Christen sagen: „Wenn ich das immer tue, bin ich der Dumme.“ Ich sage: Ja, und wenn das so ist, dann ist das so. Jesus wurde auch oft als der Dumme angesehen und ausgelacht, weil er Liebe gezeigt hat.
Wenn wir verspottet werden, ist das eben so. Lieber einen Menschen einmal zu viel ernst nehmen, auch wenn er nur Spaß meint, als zu wenig ernst nehmen und über etwas lachen, das er todernst meint.
Manchmal erzählt jemand ernst seine Probleme, und du lachst. Ich überlege dann, ob er es als Scherz meint oder ernst. Ich entscheide mich erst mal, es ernst zu nehmen, egal wie absurd es klingt.
Wir können nur helfen, wenn wir ernst nehmen und uns nicht schnell lustig machen. Das heißt nicht, leichtgläubig sein, sondern nachfragen und nachbohren, um zu sehen, ob es wirklich so gemeint ist.
Wie bin ich mit dem Schüler umgegangen? Er hat drei Jahre gewartet, bis er mir sagte, dass er verletzt ist. Er bräuchte eigentlich Hilfe, denn auch bei ihm ist das eine Sünde.
Er hätte zu mir gehen und die Sache klären sollen. Ich habe es nicht angesprochen, weil das wie Selbstrechtfertigung wirken würde. Es wäre besser gewesen, wenn er sich geöffnet hätte.
Was er macht, ist Sünde. Hier steht: Lass die Sonne nicht untergehen über deinem Zorn. Nicht neunhundert Nächte oder tausend Nächte, das ist nicht richtig. Aber das ist sein Problem.
Meine Aufgabe ist, das anzusprechen. Drei Jahre können zu vielen Jahren werden, ohne dass darüber gesprochen wird. Es ist eine unsichere Situation, die den Frieden beeinträchtigt.
Deshalb sage ich: Das, was der Schüler gemacht hat, ist nicht richtig geistlich. In solchen Situationen ist es besser, mit anderen zu sprechen, sonst entsteht der Eindruck, ich wolle mich drücken.
Um das aus der Welt zu schaffen, sollte man sagen: Du bist verletzt worden, ich hätte das nicht so sagen sollen, das war nicht okay. Wenn euch das trifft, gilt: Lass die Sonne nicht untergehen über deinem Zorn, klärt es bald, damit es nicht wie eine Entzündung eitert und die Gemeinde darunter leidet.
Ich komme zum nächsten Kapitel, auch wenn wir nicht alles besprochen haben. Hoffentlich ist klar geworden: Hier sind konkrete Aufforderungen, die nicht nur theoretisch sind, sondern jeden herausfordern.
Wie sieht es bei uns aus, wenn wir uns über andere ärgern oder andere verärgern? Wie gehen wir mit der Wahrheit um? Wie mit Bitterkeit, Zorn, Geschrei? Wie geht es mit unserer Zunge um?
Nun zu Kapitel 5, ich lese den ersten Abschnitt: Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus uns geliebt hat und sich selbst für uns gegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer zu einem lieblichen Geruch für Gott.
Unzucht aber und alle Unreinigkeit oder Habgier soll nicht einmal unter euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt. Auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagungen.
Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habgieriger oder Götzendiener ein Erbteil im Reich Christi und Gottes hat. Lasst euch von niemandem mit leeren Worten verführen.
Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. Werdet nicht ihre Mitteilhaber.
Ihr wart einst Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Ich lese gleich noch ein Stück weiter, bleibe aber bei den ersten neun Versen. Der Gedankengang wird hier nicht unterbrochen, sondern es geht weiter darum, wie ein vom Heiligen Geist gekennzeichnetes Leben aussieht.
Deshalb wird am Ende gesagt: Die Frucht des Geistes besteht aus Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Das ist der Schlüssel.
Vorher wird erklärt, was das bedeutet. Die Frucht des Geistes soll jeder von uns in seinem Leben haben. Frucht des Geistes bedeutet, du hast den Heiligen Geist bekommen, als du gläubig wurdest. Er wohnt jetzt in dir.
Wenn du dem Heiligen Geist Raum gibst, wird er dein Denken, Verhalten und Empfinden verändern. Dein Leben wird von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit geprägt.
Wichtig ist, dass alle drei zusammen genannt werden. Manche beharren nur auf die Wahrheit, egal wie viele Opfer es gibt, Kollateralschäden, die Sterbenden, aber das ist nicht richtig.
Du musst immer überlegen, wo, in welchem Rahmen und in welchem Maß du die Wahrheit sagst. Das heißt nicht, dass du Unwahrheit sagst, aber du kannst nicht die ganze Wahrheit auf einmal sagen.
Die Wahrheit umfasst so viel, dass du zehn Stunden reden müsstest. Auch Jesus sagte manchmal nur einen Teil der Wahrheit.
Die vollständige Wahrheit können wir gar nicht erfassen. Es ist nicht gemeint, dass du alles, was du für wahr hältst, sofort sagen musst, sondern du musst überlegen, welcher Teil der Wahrheit in dieser Situation und für diesen Menschen angemessen ist.
Nicht lügen, vollkommen klar. Und deshalb die Güte. Die Wahrheit gehört auch zur Güte.
Das heißt, wie viel Wahrheit der andere verkraftet, musst du einschätzen. Nicht lügen, also nicht Unwahrheit sagen, aber vielleicht einen Teil sagen und morgen den nächsten, übermorgen den nächsten.
Wenn du alles auf einmal sagst, macht der andere zu, das Ziel ist Veränderung, nicht nur gesagt zu haben.
Deshalb nicht lügen, aber immer die Wahrheit mit Güte und Gerechtigkeit weitergeben.
Hier haben wir einen guten Ausgleich. Die einen tendieren zur Güte, wollen Fünfe gerade sein lassen, alles okay. Die anderen tendieren zur Gerechtigkeit und sind schnell mit Urteil und Gericht dabei.
Die Wahrheit ist für beides da, für Gerechtigkeit und Güte. Wir brauchen den Ausgleich. Der Heilige Geist will uns beides bewirken: die Güte, aber nicht Sentimentalität, sondern die Güte, die die Belastungsfähigkeit des anderen einschätzt und ihm die Wahrheit so gibt, wie er sie im Moment verkraften kann, damit er weiterkommt.
Das ist die Grundlage.
Wenn wir von Güte, Wahrheit und Gerechtigkeit geprägt sind, dann ist das, was ich als Beispiel genannt habe, Schändlichkeiten, albernes Geschwätz, Witzeleien, nicht Hauptinhalt unserer Gespräche.
In der Welt ist das heute gang und gäbe, egal auf welcher Ebene. Politiker machen das, ziehen andere herab, polemisieren, egal welcher Partei.
Das sollte unsere Sprache nicht sein. Das heißt nicht, dass wir nicht lachen können, aber nicht auf Kosten anderer und nicht mit übler Nachrede.
Das wäre hier Schändlichkeit.
Das betrifft auch, was wir konsumieren. Heute sind viele Filme auf Schlüpfrigkeiten und Sünde aufgebaut. Manchmal merken wir das gar nicht mehr, weil wir uns daran gewöhnt haben.
Gott sagt: So geht das nicht. Du solltest ein schlechtes Gewissen haben. Du kannst dich daran nicht freuen, wenn du von Wahrheit, Gerechtigkeit und Güte geprägt bist.
Das heißt nicht, dass wir keine Freude oder Unterhaltung haben können. Es gibt Unterhaltung, die nicht auf Schändlichkeiten, Witzeleien und Geschwätz aufgebaut ist.
Danach sollten wir uns richten, weil der Heilige Geist uns das bewirkt, weil das der Charakter Gottes ist und Menschen die Unterschiede in unserem Leben sehen sollen.
Das ist die Herausforderung, wie wir reden.
Am Anfang steht: Werdet Nachahmer Gottes, geliebte Kinder. Gott ist so.
Zum Glück würde Gott keine üble Nachrede betreiben. Wie viel hätte er über uns zu reden? Wie sehr könnte er sich mit den Engeln über uns lustig machen?
Aber Gott leidet daran, wenn es uns schlecht geht. So sollten auch wir sein: nicht auslachen, nicht spotten, sondern mitleiden, das Gute suchen und weiterführen.
Dann steht, dass seine Liebe so groß war, dass er sich selbst als Schlachtopfer dargebracht hat.
Ich lese weiter, Vers 10: Prüft also, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, deckt sie vielmehr auf.
Denn was heimlich von ihnen getan wird, ist schändlich nur zu sagen. Das alles wird offenbar, wenn es vom Licht aufgedeckt wird, denn alles, was offenbar wird, ist Licht.
Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird Christus dich erleuchten.
Seht nun darauf, dass ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unwissende, sondern als Weise, und kauft die Zeit auf, denn es sind böse Tage.
Darum seid nicht unverständig, sondern verständig, was der Wille des Herrn ist, und berauscht euch nicht mit Wein, was Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geistes.
Redet zueinander mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen.
Sagt allezeit Gott dem Vater Dank für alles in dem Namen unseres Herrn Jesus, und ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes.
Hier sind viele Herausforderungen, auch für unsere Zunge. Wir sollen nicht billige Witzeleien, oberflächliche Spottereien oder üble Nachrede sagen, sondern unser Reden soll von Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern geprägt sein.
Gottdank sollen wir allezeit sagen. Das ist eine ziemliche Herausforderung.
Das bedeutet auch, dass wir unser Denken verändern müssen. Nicht nur Gott fragen, warum etwas schiefgelaufen ist, sondern vielleicht erst einmal Danke sagen: Danke für diesen Tag, für mein Leben, meinen Nachbarn, meinen Arbeitsplatz.
Psychologisch gesehen verändert das unser Leben. Wenn du immer nur an das Negative denkst, wirst du mit der Zeit immer negativer.
Wenn du auf das Positive schaust, merkst du, dass Gott dir auch Schwierigkeiten gibt, um dir etwas beizubringen.
Vielleicht ist ein Unfall eine Gelegenheit, zu sehen, wie sehr du von Gott abhängig bist und wie er dich bewahrt hat.
Das ist eine Perspektive, statt sich zu ärgern: Gott, ich folge dir, auch wenn ein Unfall kommt. Danke sagen, für alles.
Nicht sagen: Danke, dass es mir schlecht geht, sondern danke, dass du mich bewahrst und in der Situation dabei bist.
Wir leben in der Gewissheit, dass nichts außerhalb des Willens Gottes geschieht. Wenn wir sterben, dann, weil Gott es zulässt, nicht wegen einer Krankheit.
Diese Gewissheit gibt uns Zufriedenheit und bestimmt unser Denken.
Das steht hier auch: Wir sollen geistliche Loblieder und Lobgesänge in unserem Herzen singen und spielen.
Du musst das nicht offen tun, wenn dein Nachbar deine Stimme nicht mag. Es geht um das innere Singen und Spielen.
Wenn du das tust, prägt es dein Denken und deinen Umgang mit anderen.
Wenn du immer geistliche Dinge denkst, kannst du nicht so schnell böse sein.
Es geht nicht darum, alles hundertprozentig umzusetzen, sondern sich in diese Richtung zu bewegen.
Zum Beispiel alte Psalmen immer wieder auswendig lernen. Die alten Mönche hatten sich zum Ziel gesetzt, jeden Tag 50 Psalmen zu beten.
Das ist viel, aber machbar. Mit der Zeit können sie auswendig gelernt werden.
Sie wollten sich vom Wort Gottes prägen lassen und wiederholten es immer wieder.
Nicht runterleiern, sondern sich prägen lassen.
Vielleicht kann man mit einem Psalm am Tag anfangen. Bei 150 Psalmen hat man sie zweimal im Jahr durch.
Man kann auch Psalmen auswendig lernen oder wiederholen, zum Beispiel Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte...“
Das Wort Gottes prägt uns innerlich, unser Denken und unsere Beziehung zu Gott.
Das ist, was Paulus uns auffordert.
Statt es zu machen wie alle anderen, als Kontrastprogramm bewusst anders leben.
Ihr müsst nicht so heilig werden, dass ihr gar keinen Ärger mehr empfindet oder nicht mehr merkt, wie die Welt läuft.
Wenn das so ist, machen wir die nächste Bibelarbeit, wo ich sage: Ab und zu solltet ihr auch mal Nachrichten schauen und wissen, wie die Welt läuft.
Denkt daran, es gibt auch Leute, die lügen. Aber im Allgemeinen ist das nicht unser Problem.
Unser Problem ist, dass wir zu viel darin leben und zu wenig den Unterschied haben.
Dann heißt es, wir sollen uns nicht berauschen am Wein. Das ist hoffentlich klar.
Biblisch streng genommen heißt das nicht gar kein Alkohol, aber aus Rücksicht auf andere wollen wir das vermeiden.
Interessanterweise steht hier auch: Kauft die Zeit auf, denn es sind böse Tage.
Das heißt: Sei dir bewusst, deine Lebenszeit ist begrenzt, und investiere sie möglichst für gute, zielführende Sachen.
Nicht die Zeit an sich ist böse, sondern die Zeit, die wir hier auf der Erde haben, ist begrenzt.
Die Ewigkeit haben wir erst bei Gott.
Wir sollen die begrenzte Zeit in diesem irdischen, von der Sünde gekennzeichneten Körper so gut wie möglich für Gottes Sache nutzen.
Es gibt Menschen, die jede Minute ausnutzen wollen. Die müssen auch mal hören: Mach Pause!
Andere denken nur an Pausen und hoffen, irgendwann etwas zu tun. Die müssen hören: Jetzt ist genug Pause, jetzt musst du etwas tun.
Jeder muss hören, was sein Defizit ist.
Wer dauernd arbeitet, soll Pause machen. Wer nie arbeitet, soll die Zeit nutzen.
Wenn du ein begeisterter Computerspieler bist, wie unser Sohn gerade, diskutiere ich oft mit ihm.
Ich würde diesen Vers zitieren. Wenn du eine Stunde am Tag spielst, ist das okay, jeder braucht Entspannung.
Aber ab wie vielen Stunden ist es nicht mehr nur Entspannung? Nach meinem Maßstab fängt das schon früher an.
Computerspielen ist reine Freizeitbeschäftigung, die kaum Positives bewirkt.
Selbst wenn du es missionarisch nutzt, um Leute zu bekehren, solltest du ehrlich prüfen, wie sehr es dir ums Spiel und wie sehr um Evangelisation geht.
Die meisten werden sagen: Es geht nicht so sehr um Evangelisation.
Das gilt auch für andere Dinge. Wir sollten darauf achten, wie wir unsere Zeit füllen.
Manche von euch sind in meinem Alter oder älter. Eure Lebenszeit ist bald abgelaufen.
Die meisten von euch werde ich in 30 Jahren nicht mehr sehen, wenn ich wiederkomme.
Ich rechne emotional nicht damit, in 30 Jahren noch zu leben. Wenn Gott will, ja. Aber bisher hat er mir schon Krankheiten geschickt.
Ich denke, ich werde nicht so alt. Aber wenn ihr fleißig betet, vielleicht schon.
Unsere Zeit ist begrenzt, egal wie lang sie ist, und wird immer weniger.
Darum sollten wir sie ausnutzen.
Wach auf, der du schläfst. Das heißt: Lass dich nicht davon bestimmen.
Wir sind Kinder des Lichts, also seid auch Licht!
Ich lese den nächsten Abschnitt, der bekannt ist aus dem Epheserbrief.
Wahrscheinlich denkt jeder zuerst an die Stellen über Gemeinde, Mann und Frau und geistliche Waffenrüstung.
Jetzt kommen wir zu den Stellen, die jeder kennt.
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter als dem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist.
Er ist ihr Retter des Leibes.
Wie nun die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so ordnet euch auch ihr Frauen euren Männern in allem unter.
Das Wichtigste ist gesagt, das können wir zuklappen, oder was sagen die Frauen dazu?
Es geht noch weiter, ja wirklich. Du sollst dich unterordnen, hier steht es.
Es gibt strenge Gemeinden, die meinen, nur das hier stimmt, und das war es.
Das ist falsch.
Es gibt Gemeinden, die versuchen, diesen Text zu relativieren.
Ich höre oft: „Da steht doch vorher: Ordnet euch einander unter.“
Das klingt so ähnlich wie ein Sketch von Mr. Bean, wo zwei sich streiten, wer zuerst durch eine Tür geht.
Hier steht nicht: Ihr Männer ordnet euch Frauen unter, auch wenn manche das gerne so lesen wollen.
Die Bibel setzt dem Zeitgeist etwas Kritisches entgegen.
Sie sagt: Nein, du als Frau sollst dich deinem Mann unterordnen, so wie der Mann es Christus tut und Christus Gott.
Das ist nach dem Zeitgeist heute unmöglich, absurd und unmenschlich.
So wird es interpretiert.
Generell wird Frauen seit 50 Jahren gesagt: Männer sind deine Feinde, sie wollen dich unterdrücken, also denk an dich und setz dich durch.
Das schafft Misstrauen gegenüber dem Ehepartner.
Manche Männer tun das auch, das ist Realität.
Aber dieser Missbrauch zeigt nicht, dass das, was die Bibel fordert, falsch ist.
Die Bibel sagt: Du als Frau sollst dich dem Mann unterordnen.
Gott nennt hier keine Begründung, er sagt einfach: Vertrau mir, mach es so.
Hier steht nicht, dass der Mann dafür sorgen soll, dass die Frau sich unterordnet.
Das steht auch nicht da.
Nicht, dass ein Mann, der zu Hause trinkt, seine Hauptaufgabe erfüllt.
Hier steht: Du Frau, tu das.
Eine Frau, die das nicht tut, ist Gott ungehorsam.
Unterordnung heißt nicht, nie sagen zu dürfen, was man denkt.
Das steht hier nicht.
Unterordnung heißt, wie beim Staat: Du darfst sagen, dass du nicht einverstanden bist.
Wenn es hart auf hart kommt, gilt die letzte Entscheidung.
Beim Staat gelten Verkehrsregeln, die gelten oder nicht.
Wir können Gott sagen, was uns auf dem Herzen liegt, aber letztlich müssen wir sagen: Gott, du sagst es, egal ob ich es verstehe oder nicht.
Hier steht, Frauen sollen sich ihren eigenen Männern unterordnen.
Zu Recht geht es noch weiter.
Wenn ich aussuchen dürfte, wäre ich lieber Frau, denn die Aufgabe der Männer ist ungleich schwerer.
Was Gott von den Männern erwartet, ist menschlich unmöglich.
Das wirst du nie erfüllen können.
Wenn hier steht: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat,“ wüssten wir schon, das ist unmöglich.
Wie können Männer ihre Frauen lieben wie Christus die Gemeinde?
Junge Verliebte sagen manchmal: „Ich bin bereit, für meine Freundin zu sterben.“
Große Worte!
Meine Antwort ist: Das ist der viel einfachere Job.
Es ist manchmal viel schwerer, für seine Frau zu leben, als für sie zu sterben.
Das Sterben ist in zwei Minuten vorbei.
Aber was ist, wenn du eine nervige Frau hast und sie 50 Jahre am Hals hast?
Das ist die echte Herausforderung.
Nicht alle Frauen sind nervig, aber manche sehen das zu einfach.
Wenn es darauf ankommt, glaube ich nicht, dass sie wirklich sterben würden. Das ist nur die Emotion im Moment.
Die echte Herausforderung ist das Leben für die Frau.
Nicht das Sterben.
Das verlangt Gott in den seltensten Fällen.
Wo müssen wir von unserem Ehepartner sterben? Sehr selten.
Wir sollen sie so lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.
Das ist eine unerfüllbare Forderung.
Vielleicht ist sie so formuliert, weil Gott weiß, dass der, der die Leitung hat, sich schnell zum Diktator entwickeln kann.
Er setzt seine eigenen Interessen durch, nicht das Wohl der Frau und Familie.
Deshalb braucht er hier eine Zurechtweisung: Denk daran, du hast Macht von Gott bekommen, aber du hast sie, um deine Frau und Kinder zu lieben und das Beste für sie zu tun.
Das soll die Macht regulieren, damit sie nicht missbraucht wird.
Wenn ein Mann das tut, ist die Frau glücklich und hat keine Probleme, sich einzuordnen.
Das Problem ist, wenn die Frau den Eindruck hat, der Mann nutzt sie aus oder will nur seine Vorteile.
Dann ist es schwer für sie, sich unterzuordnen.
Das ist eine revolutionäre Herausforderung.
Nach diesem Maßstab lebt kein Ungläubiger, der will das auch nicht.
Da ist Ehe oft eine Wohngemeinschaft von zwei Egoisten.
Jeder kämpft, wer Recht hat, wo Kompromisse gemacht werden.
Der eine ordnet sich unter, der andere liebt mehr als sich selbst.
Das ist unmenschlich, nur mit Gottes Kraft möglich.
Nur so kann Ehe gelingen.
Man sollte ständig danach streben.
Weiter heißt es: Damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst gleich darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, ohne Flecken oder Runzeln oder Ähnliches, sondern heilig und untadelig.
Das tut Jesus an der Gemeinde.
Ebenso ihr Männer, seid verpflichtet, eure Frauen so zu lieben wie eure eigenen Leiber.
Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
Niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern ernährt und pflegt es, wie der Herr die Gemeinde.
Für Männer, die sagen: So große Aufgabe, ich gebe auf, sagt Paulus: Wenn du nicht schaffst, deine Frau zu lieben wie die Gemeinde, dann lieb sie wenigstens wie dich selbst.
Das ist der niedrigere Maßstab.
Du liebst dein eigenes Fleisch.
Mann und Frau werden ein Fleisch sein, gehören zusammen lebenslang.
Pragmatisch: Wenn du zu deiner Frau unfreundlich bist, wie ist sie zu dir?
Wenn du dauernd meckerst, darfst du dich nicht wundern, dass sie unzufrieden ist.
Bist du lieb und nett, ist sie manchmal auch nett.
Das ist Paulus’ Argumentation.
Wenn du egoistischer Mann bist, lieb deine Frau wenigstens, weil sie zu dir gehört und weil du egoistisch willst, dass es besser läuft.
Willst du, dass sie dich umarmt und küsst, sei nett zu ihr.
Wenn du dauernd meckerst, darfst du nicht erwarten, dass sie nett ist.
Das mögen doch alle Männer?
Ich mag es, wenn meine Frau mich umarmt und küsst.
Das tut sie, wenn ich nett bin.
Das kann auch egoistisch sein.
Dann kommt die Aufforderung: Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.
Das wird sich im Leben bewähren.
Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und Gebein.
Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.
Dieses Geheimnis ist groß.
Ich deute es auf Christus und die Gemeinde.
Doch auch ihr, jeder von euch, liebe seine Frau wie sich selbst.
Die Frau aber erweise dem Mann Ehrfurcht.
Die Ordnung der Familie wird klar erklärt.
Beide haben eine Herausforderung.
Der Mann hat die größere Aufgabe.
Wir dürfen uns etwas bemitleiden, aber nicht aufgeben, sondern weiter kämpfen.
Nur so kann Ehe gelingen, wenn jeder seine Position annimmt und von Vergebungsbereitschaft und Umkehr geprägt ist.
Kinder, von denen hier auch einige sind, seid gehorsam euren Eltern im Herrn.
Das ist recht.
Du sollst Vater und Mutter ehren, das ist das erste Gebot mit Verheißung, damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden.
Das ist auch unpopulär in der Gesellschaft.
Kinder sollen nicht gehorchen, heißt es oft, sondern sich durchsetzen, Rechte einklagen, verhandeln, diskutieren.
Das steht hier nicht.
Wenn du Kinder hast, die gut argumentieren, ist das zwar nett, aber auch mühsam.
Unsere Kinder haben das gut gelernt.
Wenn ich meinem Sohn sage, er soll Holz reinholen, kommt erst eine halbe Stunde Diskussion.
Er hofft, ich gebe auf und mache es selbst.
Manchmal gehorchen sie einfach, am Ende gehorchen sie sowieso, aber es dauert länger.
Hier sind Kinder aufgefordert, ihren Eltern zu gehorchen.
Natürlich in dem Sinne, dass die Eltern es gut meinen, auch wenn man es nicht sieht.
Wenn Eltern ermahnen, Englisch zu lernen, sollte man nicht sagen: „Ich brauche kein Englisch,“ sondern vielleicht doch lernen.
Manche sagen: Das ist klar, aber hier steht es so.
Eltern sehen meist weiter.
Es geht um christliche Eltern, die geistlich gut sehen.
Deshalb vertraue ihnen wie Gott.
Manchmal sieht man erst später, dass Eltern Recht hatten.
Ihr Älteren wisst das vielleicht.
Egal was ihr sagt, das entscheidet nicht der Mensch, sondern das Wort Gottes.
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern.
Dann heißt es: Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.
Zucht heißt, ihnen Ordnung beibringen.
Sie sollen lernen, sich Gott zu unterordnen.
Das ist das Ziel.
Zucht heißt, das Leben zu organisieren, nicht nur dem Gefühl nachzugehen.
Du sollst sie nicht zum Zorn reizen, nicht drangsalieren, sondern zum Wohl des Kindes denken.
So wie der Mann seine Macht bei der Frau nicht ausnutzen soll, so bei den Kindern auch nicht.
Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern in Einfalt des Herzens als dem Christus.
Nicht mit Augendienerei, um Menschen zu gefallen.
Sondern als Knechte des Christus, die den Willen Gottes von Herzen tun.
Dient mit gutem Herzen dem Herrn, nicht dem Menschen.
Denn ihr wisst, dass ein jeder Gutes tun wird, das wird er vom Herrn empfangen, sei er Sklave oder Freier.
Der Herr tut dasselbe ihnen gegenüber.
Und lasst das Drohen, denn ihr wisst, dass euer eigener Herr im Himmel ist und bei ihm kein Ansehen der Person gilt.
Hier sind Knechte übertragen auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Erfüllt euren Job nicht nur mit Minimum, sondern denkt, als ob Christus euer Chef ist und tut es ihm zuliebe.
Das ist auch die Geschichte mit Luther, der den Job als Berufung sah, um Gott zu verherrlichen.
Wenn man das auslegt, gibt es den Unterschied zwischen einem Knecht, der Dreck unter den Teppich kehrt, und einem, der sauber macht.
Wir sollen so handeln, als ob Jesus dabei ist und unsere Pflicht erfüllen, nicht nur das Minimum.
Umgekehrt wird der Chef ermahnt: Sei gnädig mit deinem Angestellten, denn du stehst auch unter Gott, der dich beurteilt, wie du mit deinem Angestellten umgehst.
Hier werden alle ermahnt.
Gott wendet sich immer an den, den es betrifft.
Er sagt nie: Du Chef, mach, dass dein Angestellter kuscht.
Oder: Du Angestellter, mach Revolution.
Sondern: Du hast Verantwortung für dein Handeln.
Was andere tun, ist ihre Verantwortung vor Gott.
Du kannst es ansprechen, aber dein Haupteinfluss ist dein Leben.
Das wird hier deutlich: Du als Angestellter, du als Chef, du als Mann, du als Frau, du als Kind, du als Ehemann, du als Ehefrau.
Alle sollen Vorbild sein im Alltag.
Dann kommen wir zur geistlichen Waffenrüstung, dem Ende des Epheserbriefes.
Im Übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.
Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels.
Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, die Gewalten, die Weltherrscher in der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in allen himmlischen Regionen.
Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und euch behaupten könnt, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt.
Steht fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft zum Zeugnis des Evangeliums des Friedens.
Vor allem aber greift den Schild des Glaubens, damit ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt.
Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist.
Indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist.
Wacht dafür in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen, auch für mich.
Damit mir das Wort gegeben werde, so oft ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums bekannt zu machen, für das ich ein Botschafter in Ketten bin.
Damit ich darin freimütig rede, wie ich reden soll.
Hier wird deutlich, dass unser geistlicher Kampf nicht gegen irdische Dinge gerichtet ist.
Manche Christen verstricken sich zu sehr in irdische Dinge, etwa im Rahmen der sogenannten emergenten Theologie.
Die sagt: Wir müssen kämpfen für eine gerechte Weltordnung, für Schuldenerlass der Dritten Welt.
Ich sage: Das Hauptproblem ist nicht Schuldenerlass, sondern die Sünde im Leben der Menschen.
Wenn die Schulden erlassen werden, werden in 50 Jahren neue Schulden da sein.
Das ändert sich nicht, wenn sich das Herz nicht ändert.
Das Äußere ist nicht schlecht, wir können darauf achten, aber das Wesentliche ist, dass es von Herzen geschieht.
Das steht hier auch.
Wogegen kämpfen wir? Gegen die Mächte und Kräfte der Finsternis.
Hinter all der Ungerechtigkeit, Krieg, Vergewaltigung, Mord, Raub steht der Teufel.
Den werden wir nicht durch gesellschaftliche Veränderungen verändern.
Menschen werden Gott fern bleiben, sie werden vielleicht äußerlich gezwungen, aber nicht besser.
Besser wird ein Mensch nur, wenn der Heilige Geist in ihm wohnt und ihn verändert.
Deshalb ist der eigentliche Kampf nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen geistliche Kräfte und Finsternis.
Unsere Hauptaufgabe ist, diesen Kampf zu bestehen.
Wenn wir ihn bestehen, sehen wir das in der Kirchengeschichte.
Lest Biografien und Beispiele aus der Erweckungsbewegung.
In Deutschland im 19. Jahrhundert entstanden Abstinenzvereine, Waisenhäuser, Kneipen machten Pleite.
Das kam nicht durch politische Veränderung, sondern durch geistliche Veränderung im Menschen.
Wenn geistliche Veränderung da ist, setzt der Mensch Grenzen und wird anders, wenn er sich von Gott gebrauchen lässt.
Umgekehrt funktioniert es nicht.
Wir sollen Veränderung bewirken, aber die intensivste Veränderung bewirken wir durch geistlichen Kampf.
Das dürfen wir nicht vergessen.
Dazu steht hier alles, was die Waffenrüstung eines römischen Soldaten beschreibt.
Im Grunde genommen heißt das: Lebe konsequent als Christ.
Das umfasst Glauben, Heil – die Gewissheit, gerettet zu sein, die Kraft und Zuversicht gibt, dass du nicht aufgibst.
Der Glaube ist das Vertrauen auf Gott.
Das Schwert des Geistes ist das Wort Gottes.
Jesus hielt dem Teufel damit entgegen: „Nein, Gott hat gesagt...“
Jeder Verführung musst du so widerstehen können.
Interessant ist, dass auch die Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums erwähnt wird.
Zum geistlichen Kampf gehört, das Evangelium weiterzugeben.
Gib das Evangelium so weit und so viel wie möglich weiter.
Dadurch kämpfen wir gegen die finsteren Mächte.
Das ist eine klare Herausforderung.
Halte am Glauben fest, lerne das Wort Gottes kennen, sei dir sicher, dass du erlöst bist, vertraue Gott, gib das Evangelium weiter.
Das ist unser geistlicher Kampf in Gemeinde und Alltag.
Die letzten Verse: Damit auch ihr wisst, wie es mir geht und was ich tue, wird euch Tychikus alles mitteilen, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn.
Ich habe ihn zu euch gesandt, damit ihr erfahrt, wie es uns steht, und er eure Herzen tröstet.
Friede werde mit den Brüdern und Liebe samt Glaube von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieb haben mit unvergänglicher Liebe. Amen.
Am Ende hat Paulus die Gemeinde vor Augen. Ihm geht es mehr darum, dass die Gemeinde getröstet wird als um sich selbst, obwohl er im Gefängnis sitzt und die anderen frei sind.
Das zeigt totale Selbstlosigkeit.
Ich habe am Ende etwas beschleunigt. Ihr habt vielleicht gemerkt, ich bin nicht auf alle Einzelheiten eingegangen.
Mein größeres Ziel war, den Epheserbrief zu Ende zu bringen.
Das haben wir jetzt geschafft.
Ich vermute, ihr habt schon mehr über die Waffenrüstung nachgedacht, deshalb bin ich nicht intensiv auf die Einzelheiten eingegangen.
Ich hoffe, ihr habt einen Überblick über den Epheserbrief und einige Herausforderungen, Anregungen und Ermutigungen für euer geistliches Leben und euren Platz in Gemeinde und Alltag bekommen.
Das ist das Ziel.
Aus diesem Grund habe ich einige der kleinen Übungen, die ich noch gedacht hatte, fallen gelassen, damit ihr nicht um fünf Uhr noch sitzt und sagt: „Warum hat er das versprochen?“
Deshalb habe ich das etwas gestrafft.
Ich freue mich, hier bei euch gewesen zu sein, wünsche euch Gottes Segen, dass er euch in Mettmann gebraucht, dass viele Leute auf ihn aufmerksam werden und geistliches Wachstum entsteht.
Dasselbe wünsche ich mir natürlich auch.
Dann bitte ich zwei Brüder, stellvertretend für alle anderen, noch einmal zu beten.
Wir werden mitbeten, ihr dürft gerne aufstehen.
Ich möchte zwei Brüder bitten, mit uns zu beten, und dann schließen wir diesen Teil ab.
