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Warum Gleichnisse?

Jesu Leben und Lehre, Teil 277/653
25.06.2023Matthäus 13,11-17
SERIE - Teil 277 / 653Jesu Leben und Lehre

Einführung in die Predigt und Kontext der Gleichnisse

Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 276
Warum Gleichnisse?

Steigen wir diesmal direkt in den Text ein. Markus Kapitel 4, die Verse 1 und 2:
„Und wieder fing er an, am See zu lehren, und es versammelte sich eine sehr große Volksmenge zu ihm, so dass er in ein Boot stieg und auf dem See saß. Die ganze Volksmenge war am Seeufer auf dem Land, und er lehrte sie vieles in Gleichnissen und sprach zu ihnen in seiner Lehre.“

Bevor wir uns mit dem Gleichnis selbst, das der Herr Jesus jetzt erzählt, auseinandersetzen, geht es mir um das Warum hinter den Gleichnissen.

Diese Frage stellt sich uns vielleicht nicht so sehr, weil wir den Herrn Jesus genau so kennen – als jemanden, der Gleichnisse erzählt. Für seine Zuhörer und auch für seine Jünger war das jedoch eine eher neue Erfahrung.

Die Frage nach dem Zweck der Gleichnisse

 Matthäus 13,10: Die Jünger traten zu Jesus und fragten ihn: „Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?“

Die Antwort des Herrn Jesus lautet nicht, dass Gleichnisse besser zu merken seien, abstrakte theologische Konzepte leichter veranschaulichen oder didaktisch geschickt seien, um die Zuhörer zum Mitdenken und Nachfragen zu bewegen. Diese Dinge mögen zwar wahr sein, aber Jesus nennt sie hier nicht als Grund.

In Matthäus 13,11-12 antwortete er: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen, ihnen aber nicht. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, sodass er Überfluss hat; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen werden, was er zu haben meint.“

Versteht ihr, was hier steht? Es gibt ein „Euch“ und ein „Ihnen“ – zwei Gruppen von Menschen. Die einen sollen die Geheimnisse des Reiches Gottes kennenlernen, die anderen nicht. Die einen besitzen bereits Wissen und sollen noch mehr erhalten. Die anderen wissen nichts oder meinen, etwas zu wissen, doch selbst dieses geringe Wissen wird ihnen genommen.

Die Funktion der Gleichnisse: Trennung der Zuhörerschaft

Gleichnisse dienen dazu, Menschen in zwei Gruppen einzuteilen: die Wissenden und die Unwissenden.

Vielleicht sollten wir jetzt kurz innehalten und uns die Frage stellen, wer eigentlich die Zuhörer Jesu sind. Handelt es sich dabei um gläubige Menschen mit einem brennenden Interesse an Jesus, an seiner Lehre und am Reich Gottes? Oder ist es eine sehr gemischte Gruppe, in der viele zwar anwesend sind und zuhören, denen es aber eher darum geht, einfach dabei zu sein, sich im Glanz Jesu zu sonnen und vielleicht ein Wunder zu erleben?

Die Antwort kennen wir bereits: Die meisten Zuhörer zeigen nur sehr wenig Interesse an dem, was Jesus sagt. Deshalb spricht Jesus in Gleichnissen. Denn es gibt ein Drinnen und ein Draußen.

In Markus 4,10-11 heißt es: „Und als er allein war, fragten ihn die, die um ihn waren, samt den Zwölfen, nach den Gleichnissen. Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; jenen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil.“

Es gibt also die Interessierten und die, die draußen sind.

Charakterisierung derjenigen, die "draußen" sind

Die Frage lautet: Was zeichnet diejenigen aus, die draußen sind?

In Matthäus 13, Verse 13-15 heißt es: Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen und nicht hören noch verstehen. Und es wird an ihnen die Weissagung Jesajas erfüllt, die lautet: „Mit Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und doch nicht wahrnehmen.“ Denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen. Damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.

Die Frage war: Was zeichnet die Menschen aus, zu denen Jesus hier nicht vom Reich der Himmel reden möchte, für die seine Lehren nicht bestimmt sind?

Die Antwort lautet: Es sind Leute mit einem dicken Herzen, mit Ohren, die schwer hören, und mit geschlossenen Augen. Diese Bilder stehen für ein schwerfälliges Denken, für Desinteresse und Ignoranz.

Die bewusste Entscheidung der Zuhörer und Gottes Rolle

Der Herr Jesus kennt seine Zuhörer. Er weiß, wie sie sind, und passt sich ihnen an. Hier stehen Leute, die meinen, sie könnten sehen, aber tatsächlich sehen sie nicht. Sie hören irgendwie zu, aber sie verstehen nicht.

Dabei liegt es nicht daran, dass sie nur noch nicht genug wüssten. Es liegt an ihrer Einstellung. Nicht Gott hat ihnen das Herz verstockt und die Augen verschlossen – das haben sie selbst getan. Jesus wirft diesen Menschen vor, dass sie ganz bewusst ihre Augen verschlossen haben, damit sie, Zitat, „nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören, und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile“.

Es ist also nicht Gott, der ihnen die Heilung vorenthält. Es sind sie selbst. Sie schauen nicht hin, hören nicht zu, denken nicht nach, bekehren sich nicht – und finden deshalb keine Heilung von ihren Sünden.

Lasst uns diesen Aspekt bitte gut verstehen: Gott ist nicht parteiisch. Er schließt nicht willkürlich Menschen von der Errettung aus, indem er ihnen Gleichnisse präsentiert und sie dadurch intellektuell überfordert. Das wäre ziemlich fies, und genau so ist der Herr Jesus nicht.

Vielmehr ist es so: Erst entscheiden sich Menschen gegen ihn. Dann fängt er an, so zu predigen, dass genau diese Menschen, die sich gegen ihn entschieden haben, nichts mehr verstehen.

Die Rolle der Jünger und das Zeichen echten Interesses

Und noch etwas ist interessant: Die Jünger sind dabei nämlich nicht diejenigen, die sofort alles verstehen. Auch ihnen fällt es schwer, die Gleichnisse richtig zu deuten.

Aber woran erkennt man, dass sie anders sind als die, die draußen sind? Woran erkennt man bei ihnen, dass sie wirklich sehen, hören und verstehen wollen? Dass sie wirklich Bekehrung und Heilung suchen?

Man erkennt es nicht an ihrem übergroßen Auffassungsvermögen oder ihrer Intelligenz. Man erkennt es daran, dass sie nachfragen.

Das ist also die Funktion von Gleichnissen: Sie lassen alle Zuhörer mit Fragen zurück. Aber nur die ehrlich Interessierten bleiben dran, fragen nach und bemühen sich darum, ein kleines bisschen mehr zu verstehen.

Deshalb kann Jesus davon sprechen, dass es ihnen gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen. (Matthäus 13,11) Sie interessieren sich, gehen hin und stellen Fragen. Sie stellen sich gegen den Zeitgeist und die damit verbundene Anti-Rabbi-aus-Nazaret-Polemik. Denn sie wissen, dass es nur einen gibt, der Worte vom ewigen Leben spricht.

Die besondere Stellung der Jünger und der Segen des Verstehens

Und indem sie an Jesus festhalten, auch wenn alle anderen vielleicht kopfschüttelnd weggehen, dürfen diese einfachen Menschen etwas erleben, was große Propheten des Alten Bundes gerne erfahren hätten.

 Matthäus 13,16-17:
Glückselig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören. Denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr jetzt seht, und haben es nicht gesehen. Sie haben begehrt, zu hören, was ihr jetzt hört, und haben es nicht gehört.

Persönliche Reflexion und Abschluss

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich fragen, was für ein Typ Zuhörer du bist. Interessiert es dich, Jesus wirklich zu verstehen? Stellst du gerne Fragen zur Bibel, um immer tiefer in die Geheimnisse des Reiches Gottes einzutauchen?

Das war es für heute. Zusammen mit meinem Minijobber arbeite ich an einem spannenden YouTube-Shorts-Projekt. Ihr könnt gern dafür beten.

Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lass dich in seinem Frieden leben. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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