Einführung in den hohen Priester und das Bekenntnis
Wir haben noch einige Verse in Hebräer 4 vor uns, bevor wir zum fünften Kapitel übergehen. Jetzt betrachten wir Hebräer 4,14-16. Ich lese den Text vor:
„Da wir also einen großen, hohen Priester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitempfinden könnte mit unseren Schwachheiten. Er ist einer, der in allem versucht worden ist und auf gleiche Weise ausgenommen die Sünde. Lasst uns also mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden, für rechtzeitige Hilfe.“
Hier kehrt der Text wieder zum Thema des hohen Priesters zurück. Es folgt eine Aufforderung, das Bekenntnis festzuhalten und zum Thron der Gnade hinzutreten. Die erste Aufforderung lautet also: Lasst uns das Bekenntnis festhalten.
Was ist der Anlass dafür? Es heißt: „Da wir also einen großen Hohenpriester haben.“ Damit nimmt der Text Bezug auf das, was bereits in Kapitel 2 gesagt wurde. Dort wurde erklärt, dass der Herr Jesus, Gott, Mensch geworden ist in Jesus Christus. Er musste Mensch werden, um ein treuer und barmherziger hoher Priester zu werden. Dies hatten wir am Ende von Kapitel 2 gelesen. Nun wird dieses Thema erneut aufgegriffen.
Die Bedeutung des großen Hohen Priesters
Und was wird nun über diesen Hohen Priester ausgesagt? Hier finden wir eine ganze Reihe von Aussagen.
Das Erste, was hier steht, ist, dass er ein großer Hoher Priester ist – größer als die Engel und größer als Mose. Er ist wirklich sehr groß.
Es wird außerdem ausgesagt, dass er durch den Himmel gegangen ist. Das ist natürlich ein Bild. Denn wie kann man buchstäblich durch den Himmel gehen? Das ist nicht möglich. Im übertragenen Sinn hat er den Himmel durchschritten und ist sozusagen von diesseits ins Jenseits hinübergegangen.
Dieses Bild stammt aus dem Alten Testament. Dort geht der Hohe Priester einmal im Jahr in das Heiligtum hinein und dann in das Allerheiligste.
Vielleicht sollte ich das kurz erklären. Ich muss mir dazu aber die Folien heraussuchen, damit ich euch das ein bisschen zeigen kann. Viele von euch wissen das schon, aber ich habe hier ein paar Folien, die ich euch zeigen kann.
Die Stiftshütte und das Priestertum im Alten Testament
Im Alten Testament gab es die Stiftshütte während der Wüstenwanderung. Die Stiftshütte war ein Zelt, das aufgebaut wurde. Um die Stiftshütte herum war ein Zaun, der den Vorhof bildete.
Im Vorhof stand ein Altar, an dem das Feuer brannte. Dieser Altar war der Brandopferaltar. Dort brachten Priester und Sünder Sündopfer, Schuldopfer oder Friedensopfer dar. Das Tier wurde am Brandopferaltar verbrannt.
Hinter dem Altar befand sich eine Schüssel mit Wasser, die man auf der Abbildung nicht sehr deutlich erkennen kann, aber mit etwas Phantasie sieht man sie. Die Priester wuschen sich dort vor dem Betreten des Zeltes die Hände und Füße. Danach gingen sie ins Allerheiligste, das Heiligtum.
Wenn man von oben auf die Stiftshütte schaut – hier ist nur eine englische Abbildung, aber die englischen Bezeichnungen sind nicht wichtig, ich erkläre es – sieht man die äußere schwarze Linie und den roten Vorhang. Das ist der Vorhof. Dort ist das erste Quadrat, wenn man von rechts nach links schaut, wie die Pfeile zeigen.
Das erste Quadrat ist der Brandopferaltar. Danach folgt ein Kreis, das ist das Waschbecken. Dann kommt wieder ein roter Vorhang, und dahinter betritt man das Heiligtum.
Im Heiligtum steht zur linken Hand der siebenarmige Leuchter, zur rechten Hand der Schaubrot-Tisch. Ganz vorne, knapp vor dem zweiten Vorhang, steht der Rauchopferaltar. Dort wurde Räucherwerk dargebracht.
Einmal im Jahr ging der Hohepriester hinter dem zweiten Vorhang vor die Bundeslade.
Man kann das auch von oben besser zeigen: Hier sieht man den ersten Vorhang, den Zaun rundherum, den Brandopferaltar und das Waschbecken. Hinter dem Vorhang des Zeltes betritt man das Heiligtum. Dort befindet sich der siebenarmige Leuchter, der Schaubrot-Tisch und der Räucheraltar.
Der Hohepriester ging einmal im Jahr durch den zweiten Vorhang in das Allerheiligste. Dieses war ein quadratischer Raum, gleich hoch, gleich breit und gleich lang. Dort stand die Bundeslade.
Von oben betrachtet sieht man die zwei Teile des Zeltes ohne die Zeltdecke. Diese waren aus Akazienholz und mit Gold vergoldet.
Auf der Abbildung sieht man den Hohenpriester vor dem Rauchopferaltar. Hinter ihm sieht man den zweiten Vorhang, in den Cherubim eingewebt waren. Die Cherubim symbolisierten: Halt! Kein Schritt weiter! Hier wohnt der heilige Gott, und hier darf niemand hindurchgehen.
Die Bedeutung der Cherubim und der Bundeslade
Gott hat gesagt, er will unter euch wohnen, aber ihr dürft nicht zu ihm hinein.
Die Cherubim erinnern uns an etwas. Ganz am Anfang der Bibel gibt es ebenfalls Cherubim. Weiß jemand noch, was sie gemacht haben? Im Garten Eden haben sie den Eingang versperrt. Niemand durfte mehr in den Garten Eden hineingehen, weil die Menschen gesündigt hatten.
Hier ist der Leuchter, der siebenarmige – eigentlich sechsarmige plus ein Schaft in der Mitte. Dann gibt es den Schaubrot-Tisch mit den Broten. Diese Gegenstände stehen im Heiligtum vor dem Allerheiligsten, also im ersten Teil des Zeltes.
Im ersten Zelt befinden sich diese Dinge. Man kann das von oben sehen. Von unten kommt der Priester in das erste Zelt hinein. Dort steht der Schaubrot-Tisch mit Stangen, damit man ihn tragen kann. Zur linken Seite steht der Leuchter, und vorne steht der Rauchopferaltar vor dem zweiten Vorhang, der zum Allerheiligsten führt.
Hier ist nochmals der Rauchopferaltar mit der Räucherpfanne. Dort wird Weihrauch dargebracht. Im Allerheiligsten selbst befand sich die Bundeslade. Die Lade hatte einen Deckel, und in der Bundeslade war etwas drin.
Wer weiß, was in der Bundeslade war? Ja, die zwei Steintafeln, dann der Stab, der angefangen hat zu blühen, und ein Gefäß mit Manna. Genau! Die zwei Steintafeln des Gesetzes, das Gesetz Mose, die zehn Gebote – fünf auf jeder Tafel. Dann der Stab Aarons, der geblüht hatte, und der Krug mit dem Manna.
Wir sehen sie jetzt aufgestellt, mit dem Deckel darauf. Auf dem Deckel waren die Cherubim. Die zwei Engel schauten hinunter auf den Deckel. Aber das brauchen wir nicht weiter zu vertiefen, wir haben schon alles besprochen. Ich glaube, wir sind da schon durch.
Rückkehr zum Bild des Hohen Priesters in Hebräer 4
Jedenfalls gehen wir jetzt wieder zurück zu dem Bild, das in Hebräer 4 verwendet wird. Sobald ich die Folie gefunden habe, können wir fortfahren.
Lasst uns das Bekenntnis festhalten: Es wird über diesen Hohenpriester gesagt, dass wir einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel geschritten ist. Das bedeutet, er ist durch den Vorhang hindurch in das Jenseits eingetreten. Dieser Hohepriester ist der Sohn Gottes.
Das ist das Nächste, was in diesem Text ausgesagt wird. In Vers 14 heißt es: Jesus, der Sohn Gottes.
Und dann steht in Vers 15: Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwachheiten. Im Gegenteil, er kann mitfühlen, weil er selbst ein Mensch geworden ist. Er kann uns genau verstehen, denn er wurde genauso wie wir versucht und geprüft. Dennoch blieb er ohne Sünde, während wir gesündigt haben.
Das Festhalten am Bekenntnis und das Hinzutreten zum Thron der Gnade
Und jetzt also zurück zu dem Aufruf: Lasst uns das Bekenntnis festhalten! Was bedeutet es nun, das Bekenntnis festzuhalten? Was heißt das Bekenntnis?
Sie haben ja bekannt, dass Jesus die Wahrheit ist, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Und diese Wahrheit sollten sie nicht verlassen. Das ist das Bekenntnis der Wahrheit. Sie sollten es festhalten. Das heißt, sie sollten bei der Wahrheit bleiben. Sie sollten es weiterhin so sagen: Ich halte mich an Jesus Christus, er ist der einzige Weg, er ist die Wahrheit, er ist der Sohn Gottes, er ist in den Himmel aufgefahren und so weiter.
Das sollten sie festhalten. Sie sollten nicht zum Judentum zurückkehren.
Und zweitens sagt er in Vers 16: So lasst uns also mit Freimütigkeit hinzutreten. Wohin sollen sie denn hinzutreten? Zum Thron der Gnade. Diese Bundeslade, von der ich vorher gesprochen habe, wurde im Alten Testament als ein Thron, ein Gnadenthron bezeichnet. Dort hat Gott sozusagen gethront, gewohnt und regiert. Dort war Gott gegenwärtig.
Und jetzt meint er, dass die Hebräer-Christen dort hinzutreten sollen. Sie sollen ins Allerheiligste hineingehen dürfen. Das, was im Alten Testament für die Juden sonst verboten war, sollen sie jetzt tun. Das, was der Hohepriester nur einmal im Jahr tun durfte, sollen die Hebräer-Christen jetzt tun: Sie sollen in die Gegenwart Gottes hinzutreten, hinzutreten zu dem Thron der Gnade.
Wie sollen sie denn hinzutreten? Was steht hier? Mit Freimütigkeit. Das heißt nicht zaghaft, sondern mutig. Sie sollten nicht sagen: Nein, wir sind nicht würdig und so weiter. Nein, wir dürfen, weil er uns den Weg bereitet hat. Wir dürfen jetzt hinzutreten.
Und wir haben ständig Zugang zu dem himmlischen Vater. Gott hat uns dazu gerettet, Gott hat uns das Blut gegeben, Jesus Christus hat sein Blut vergossen, damit wir jetzt hinzutreten können.
Und wie tun wir das? Mit Gebet. Wir gehen geistlich in seine Gegenwart, wir treten vor ihn hin. Früher gab es immer einen Zaun, eine Abgrenzung. Wir haben heute keinen Zaun. Wir brauchen keinen Zaun. Wir dürfen direkt in die Gegenwart des himmlischen Vaters treten. In die innerste Gegenwart Gottes.
Weiter, mit welchem Ziel sollen sie hinzutreten? Was sagt der Text? Damit wir Barmherzigkeit empfangen.
Was bedeutet eigentlich Barmherzigkeit? Barmherzigkeit braucht jemand, der hilflos ist, jemand, über den man sich erbarmen muss. Und wir sind die Hilflosen. Wir brauchen von Gott Barmherzigkeit. Das heißt, wir kommen zu einem Vater, der Erbarmen mit uns hat, der uns gerne helfen möchte, der mitfühlt mit unserer Not. Wir brauchen einen mitfühlenden, barmherzigen Helfer.
Also, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden. Gnade heißt eine geschenkte Hilfe. Gnade hängt mit dem Geschenk zusammen. Wenn man sagt: Ich bekomme etwas aus Gnaden, dann habe ich es nicht verdient.
Wenn ich einen Monat lang gearbeitet habe und zum Chef gehe und sage: Bitte geben Sie mir jetzt meinen Lohn, dann kann der Chef nicht sagen: Ja, ich schenke Ihnen heute den Lohn. Nein, den schenkt er mir nicht, den habe ich mir verdient, den muss er mir geben. Das ist keine Gnade, das ist ein Verdienst.
Aber wenn ich es nicht verdient habe und trotzdem etwas Großartiges bekomme, dann ist das Gnade.
Gnade heißt jede geschenkte Hilfe von Gott, jede Kraft, jede Ausrüstung, jede Zuwendung, die ich nicht verdient habe.
Also, dass wir Gnade bekommen, Gnade finden für rechtzeitige Hilfe.
Die Hilfe ist rechtzeitig. Die Hilfe ist immer rechtzeitig, denn die Hilfe kommt immer zum rechten Zeitpunkt. Die Hilfe Gottes kommt zur rechten Zeit.
Wir sollen hinzutreten, damit wir Gnade finden, sobald der Zeitpunkt da ist, dass wir Hilfe brauchen.
Manchmal wissen wir genau: Ja, jetzt wird es heute schwer, und ich brauche heute Hilfe Gottes. Dann muss man sich im Gebet vorbereiten und sagen: Herr, ich brauche heute besonders deine Hilfe.
Dann betet man zum Herrn und fleht zu ihm. Und der Herr gibt uns genau zur rechten Zeit die Hilfe.
Wir beten schon im Voraus, und wir beten dann, während wir die Hilfe brauchen. Und da kommt die Hilfe.
Der Herr möchte uns gerne reichlich geben. Also, die Hilfe Gottes ist immer rechtzeitig. Manchmal kommt sie, bevor die Not kommt, und manchmal kommt sie mitten in der Not selbst. Aber sie kommt.
Weiter,
Die Grundlage für das Hinzutreten zum Thron der Gnade
Viertens: Warum und auf welcher Grundlage sollen wir hinzutreten?
Weil wir einen großen, hohen Priester haben, heißt es ganz am Anfang in Hebräer Kapitel 4, Vers 14: „Weil wir einen großen, hohen Priester haben, lasst uns zu ihm hinzutreten.“
Die Grundlage dafür, warum wir in die Gegenwart Gottes treten dürfen, ist also nicht, weil wir viel geleistet haben, nicht weil wir so gute Christen sind oder viele gute Werke getan haben. Nein, es ist, weil Christus alles getan hat.
Die Basis dafür, dass wir heute hinzutreten dürfen, ist das, was der Herr Jesus getan hat – nicht das, was wir getan haben.
Dann weiter: Seid ihr fertig? Nein? Dann machen wir es noch einmal, damit ihr das noch fertig schreiben könnt.
Einführung in Kapitel 5: Der Hohe Priester und seine Voraussetzungen
Wir lesen nun in Kapitel 5, wo ein neuer Abschnitt beginnt. Der Autor spricht weiterhin über den Hohenpriester. Jetzt erklärt er jedoch, warum der Herr Jesus genau der richtige Hohepriester sein darf und sein kann.
Im Kapitel 5, Verse 1 bis 10, erläutert er zunächst, was ein Hoherpriester bei den Juden war und welche Bedingungen erfüllt sein mussten, um Hoherpriester zu werden. Danach erklärt er, wie der Herr Jesus all diese Bedingungen erfüllt hat, um Hoherpriester zu werden.
Lesen wir zunächst die Verse 1 bis 4. Kann das jemand vorlesen?
„Damit der Darbringe beides, Werben und Opfer, versünden, dass einer, der in rechtem Maße nach sich zu haben vermagte, den Unwissen und umstritten, da auch er selbst in Schwachheit eingetragen und verhaftet ist. Wege dieser muss er, wie für das Volk, so auch für sich selbst, Opfer darbringen, hier versünden, dass nun einer nicht sich selbst die Ehre, sondern Wer von Gott berühmt wird, erhält sich ganz wie die Opfer.“
Jetzt erklärt er kurz, wie das aussieht, wenn jemand Hoherpriester wird. Wir brauchen hier nicht lange zu verweilen. Der israelitische Hohepriester ist ein Vorbild, ein Typus. Es gibt einige Bedingungen, die erfüllt sein müssen.
Voraussetzungen des israelitischen Hohen Priesters
Erstens muss er aus der Reihe der Menschen kommen, denn jeder hohe Priester wird aus der Reihe der Menschen genommen. Das heißt, er muss ein Mensch sein. Es kann nicht irgendein Engel, zum Beispiel Gabriel, kommen und sagen: „So, lieber Engel Gabriel, du bist jetzt hoher Priester.“ Das geht nicht. Der hohe Priester muss ein Mensch sein.
Zweitens muss er für die Menschen ein Opfer darbringen. Um noch einmal zu verdeutlichen, wo wir stehen: In Kapitel 5 spricht er weiterhin von diesem Hohen Priester. Jetzt geht es richtig ins Thema hinein. Er wird zeigen, warum der Herr Jesus Christus der rechte Hohe Priester ist, der wirklich vermitteln kann.
Zuerst zeigt er, welche Bedingungen der israelitische Hohe Priester erfüllen musste, um ein Hoher Priester zu werden. Er muss erstens aus der Reihe der Menschen kommen. Zweitens muss er für die Menschen ein Opfer bringen, ein Sündopfer.
Drittens muss er mitfühlen können mit den Menschen, für die er eintritt. Das kann er, wenn er selbst ein Mensch ist, der Schwachheit hat. Dann kann er mitfühlen mit den anderen Menschen, die auch Schwachheit haben. Das heißt hier, er wird einer sein, der im rechten Maße Nachsicht zu haben vermag mit den Unwissenden und Irrenden. Die Unwissenden und Irrenden sind die Israeliten, die manchmal Sünden tun aus Unwissenheit und manchmal aus Irrtum. Er braucht seinen Hohen Priester, der für sie eintritt.
Er muss Nachsicht haben können, das heißt, er muss ihre Schwachheiten verstehen können. Und das kann er, weil er selbst mit Schwachheit behaftet ist, weil er selbst schwach ist.
Viertens muss er aber auch für sich selbst ein Opfer darbringen, weil er selbst ein Sünder ist. Hier in Vers 3 steht, dass er wegen der Sünden sowohl für das Volk als auch für sich selbst Opfer darbringen muss. Er muss also zwei Opfer darbringen. Das muss man wissen: Der Hohepriester muss an dem einen Tag, wenn er in das Heiligtum eingeht, zwei Stiere darbringen – einen für sich, für die eigenen Sünden, und einen für die Sünden des Volkes.
Weiterhin muss er von Gott eingesetzt sein. Es steht hier in Vers 4: „Und es nimmt einer nicht sich selbst die Ehre, sondern der von Gott Gerufene erhält sie, so wie auch Aaron.“ Das heißt, Priester kann man nicht einfach werden, indem man sagt: „Ah, das wäre ein guter Job, ich werde jetzt mal Priester in Israel.“ Das geht nicht. Stattdessen wird man Priester, wenn man von Gott eingesetzt wird, so wie Aaron von Gott eingesetzt wurde. Er ist nicht durch sich selbst Priester geworden, sondern durch Gott.
Die Erfüllung der Voraussetzungen durch Jesus Christus
In den Versen fünf bis zehn erklärt der Autor, dass der Herr Jesus die Anforderungen an den Hohen Priester erfüllt hat. Er geht diese Punkte noch einmal gemeinsam durch.
Vers 5: Christus wurde direkt von Gott eingesetzt.
So verherrlichte auch der Christus nicht sich selbst, um Hoher Priester zu werden, sondern der verherrlichte ihn, der zu ihm sagte: „Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeugt.“ Ebenso heißt es an anderer Stelle: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedecks.“
Hier haben wir zwei Zitate aus dem Alten Testament, beide stammen aus den Psalmen. Welche Psalmen sind das? Es sind Psalm 2 und Psalm 110. Diese beiden Psalmen sind besonders wichtig im Hebräerbrief, da der Autor immer wieder auf sie zurückkommt. Sie sprechen vom Messias, der König wird.
Psalm 2, Vers 6: „Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg.“
Dann heißt es: „Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeugt“ – zum König geboren, nämlich.
Psalm 110: „Der Herr Jahwe sprach zu meinem Herrn“, sagt David, „Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Und: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedecks.“ Beide Aussagen stehen in Psalm 110, Vers 1 und Vers 4.
Dieser König, der im Himmel eingesetzt wurde, ist nicht nur König, sondern auch Priester. „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedecks.“ Er ist also nicht nur König in Ewigkeit, sondern auch Priester in Ewigkeit.
Er wurde direkt von Gott eingesetzt. Er verherrlichte sich nicht selbst, sondern Gott bestimmte ihn zum Hohen Priester. Von dem himmlischen Vater wurde er so bestimmt und erhielt dieses Amt auf ewig – ein ewiges Priestertum.
Weiterhin ist er ganz Mensch. Wir haben bereits gesagt, dass der Hohe Priester ganz Mensch sein muss. Ein Engel darf nicht Hoher Priester werden. Und ein Gott, der nur Gott ist und nicht zugleich Mensch, kann ebenfalls nicht Hoher Priester sein. Es muss ein Mensch sein. Und der Herr Jesus ist ganz Mensch geworden.
Das Gebet und der Gehorsam Jesu im Fleisch
Das wird uns in den Versen sieben und acht erklärt. Wir lesen die Verse sieben und acht:
Der, indem er in den Tagen seines Fleisches sowohl flehen als auch bitten mit starkem Rufen und Tränen dem darbrachte, der ihn von dem Tode zu retten vermochte und erhört wurde wegen seiner gewissenhaften Einstellung, der, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte und zum Ziele gebracht wurde, allen, die ihm gehorchen, ein Urheber eines ewigen Heils, feierlich angeredet von Gott als hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.
Hier in Vers sieben wird uns gesagt, dass der Herr Jesus ganz Mensch wurde. Er musste beten, denn er kam im Fleisch, das heißt, er bekam einen Leib. In den Tagen seines Fleisches hat er gebetet. Manchmal betete er mit lautem Rufen. Es ist manchmal gut, laut zu rufen. Man geht in den Wald oder an einen anderen Ort und ruft mit lauter Stimme zu Gott. Das ist auch manchmal nötig.
Mit lauten Rufen, mit Bitten und Flehen hat er seine Gebete dargebracht, zusammen mit Tränen. Wir denken dabei besonders an eine Gelegenheit, wo das ganz deutlich wurde, wo er intensiv mit Tränen gebetet hat. Wo? In Gethsemane.
„Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Wenn es möglich ist, wenn es einen anderen Weg gebe als das Kreuz, dann lass den anderen Weg geschehen.“ Doch Gott sagte: Es gibt keinen anderen Weg, es gibt nur diesen Weg. Der Herr ist mit Grauen diesem Kreuz entgegengegangen. Er hatte an diesem Tag keine schönen Gefühle, aber er war gehorsam. Er hat Gehorsam gelernt.
Was heißt das, er hat Gehorsam gelernt? Er hat gelernt, was es heißt, gehorsam zu sein. Früher, als er Gott war in der Ewigkeit – er war alle Ewigkeit lang Gott – da brauchte er nicht zu gehorchen. Wieso? Weil er Gott war. Gott braucht nicht zu gehorchen. Gott ist Gott, und er bestimmt; er gehorcht nicht, er bestimmt.
Aber als er Mensch wurde, machte er die Erfahrung, was es heißt, gehorsam zu sein. Das hat er gelernt. Man kann zweierlei lernen: Man kann lernen, indem man Fehler macht, oder man kann lernen, indem man sofort gehorcht. Der Herr Jesus hat nie Fehler gemacht. Er hat immer sofort gehorcht. Lernen heißt hier, dass er die Erfahrung des Gehorsams gemacht hat. Er lernte den Gehorsam, er machte die Erfahrung, was es heißt, gehorsam zu sein.
Also, er war ganz Mensch. Übrigens steht hier in Vers sieben, dass er erhört wurde. Sein Beten wurde erhört wegen seiner gewissenhaften Einstellung. Das Wort, das hier verwendet wird, bedeutet, dass er es ganz genau genommen hat, eine gewissenhafte Einstellung. Er hat den Willen Gottes sehr, sehr ernst genommen. Er war nicht oberflächlich.
Er war auch nicht einfach nur furchtsam oder ängstlich. Nein, er war extrem gehorsam bis zum Schluss und hat es extrem genau genommen. Wenn wir dem Herrn Jesus in seinen Fußstapfen nachfolgen wollen, müssen wir auch extrem genau sein mit der Bibel. Wir müssen ganz genau sein und genau schauen: Was steht denn da? Gott ist sehr ernst in Bezug auf die Bibel. Wir dürfen nicht sagen: „Ah, das ist alles nur halb so schlimm.“
Er hat es sehr ernst genommen, und er wurde erhört wegen seiner gewissenhaften Einstellung. Gott hat ihn aus den Toten auferweckt. Die Erhörung war die Auferweckung aus dem Tode. Die Erhörung war, dass Gott ihn wieder zu sich genommen hat. Das kommt übrigens aus Psalm 22, Vers 23: „Du hast mich erhört“ – das heißt hier die Auferstehung.
Weiter: Er ist ganz Mensch, haben wir gesagt. Er kann mitfühlen. Auch in Vers 7 steht, dass er ein Fleisch hatte, wie wir alle Fleisch haben. Der, der in den Tagen seines Fleisches Flehen und Bitten zu Gott darbrachte, kann ganz mitfühlen mit uns Menschen. Er weiß, was es heißt, zu beten. Er weiß, was es heißt, schwach zu sein. Er weiß, was es heißt, vor einer Entscheidung zu stehen: Soll ich jetzt diesen Weg gehen?
Es war grauenhaft für ihn, diesen Weg zu gehen, und er sagte: Ja, ich entscheide mich für den Gehorsam. Er kann wirklich mitfühlen.
Weiter: Er war vollkommen gehorsam, das habe ich schon betont. Er hat nicht gesündigt. Der Hohepriester musste ein Opfer für sich selbst darbringen, für die eigenen Sünden. Der Herr Jesus nicht. Er brauchte kein eigenes Opfer für sich selbst, denn er war vollkommen gehorsam und hat nie gesündigt – kein einziges Mal, nicht in Gedanken, nicht in Worten und nicht in Taten.
Er bewährte sich, und als einer, der sich wirklich bewährt hat, das heißt, der bis zum Schluss durchgehalten hat, kann er wirklich helfen.
Lesen wir die Verse neun und zehn:
Und zum Ziele gebracht wurde er allen, die ihm gehorchen, der Urheber eines ewigen Heils, feierlich angeredet von Gott als hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.
Also, so ein Hoherpriester wie er ist selbst am Ziel angekommen. Er war vollkommen gehorsam, wurde von Gott aus den Toten auferweckt und ist in den Himmel aufgefahren. Er hat das Ziel erreicht, den Thron, und hat sich dort hingesetzt. Er ist am Ziel angekommen und zur Ruhe gekommen von seinen Werken.
So wurde er allen, die ihm gehorchen, der Urheber eines ewigen Heils. Merken Sie: allen, die ihm gehorchen. Es geht um Gehorsam. Er selbst ist den Weg des Gehorsams gegangen und erwartet nun, dass die, die ihn lieben, denselben Weg gehen.
Der Herr Jesus ist den Weg des Gehorsams aus Liebe gegangen, weil er den Vater liebte. Deshalb ging er ans Kreuz. Johannes 14, am Schluss steht das: „Damit ihr seht, dass ich den Vater liebe, lasst uns von hier weggehen.“ Und er ging ans Kreuz, damit alle erkennen, dass er den Vater liebt.
Seine Liebe zu Gott führte ihn in den Gehorsam. Und bei uns auch: Damit er allen, die ihm gehorchen, der Urheber eines ewigen Heils wird. Wenn wir ihm gehorchen aus Liebe, weil wir ihn lieben und ihm an die erste Stelle stellen, dann dürfen wir uns echte Christen nennen. Ansonsten sind wir keine echten Christen.
Nur einfach dabei zu sein, wo die anderen sind, macht niemanden zu einem Christen. Eine Maus, die in eine Keksdose hineinfällt, wird kein Keks, oder? Und ein Mensch, der einfach bei den Christen mittut, wird dadurch nicht Christ.
Er ist ans Ziel gekommen, er hat den Plan Gottes vollends, völlig und restlos erfüllt. So wurde er von Gott feierlich angeredet als der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“ (Psalm 110,4)
Die Unterbrechung und die geistliche Trägheit der Empfänger
Jetzt haben wir wirklich eine Ermutigung, jetzt haben wir wirklich einen Hohenpriester. Und er würde gerne noch viel mehr über diesen Hohenpriester erklären, doch jetzt macht er erst einmal eine Pause.
In Vers 11 unterbricht er sich selbst. Er sagt, dass er nicht weitermachen kann, es geht nicht. Er kann nicht weitermachen mit diesem gewaltigen Thema. Warum nicht? Lesen wir nach.
Vers 11: Ja, bitte. Ganz kurze Frage: Was ist das für eine Ordnung Melchisedecks? Über diese Ordnung Melchisedecks hat er noch viel zu sagen. In Kapitel 7 wird er das ganz eindrücklich und deutlich erklären. Wer ist Melchisedek? Was soll das für eine Ordnung sein? Und was hat sie mit den israelitischen, aronitischen Priestern zu tun?
Da muss ich euch jetzt auf die Folter spannen und euch warten lassen. Es kommt in Kapitel 7. Also müssen wir warten.
Inzwischen lesen wir noch Kapitel 5 und 6. Nicht heute alles, aber einen Teil davon, nämlich Kapitel 5, Verse 11 bis 14. Das lesen wir jetzt noch.
Er muss sich unterbrechen, obwohl er noch so viel zu sagen hätte über Melchisedek und über diese ganze Sache mit dem Priester. Aber er traut sich nicht.
In Vers 11 heißt es: Über Melchisedek und über diesen Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks haben wir noch ein reichhaltiges Wort, das heißt, wir haben noch viel zu sagen. Darüber zu sprechen und es zu erklären ist schwer.
Warum? Weil ihr zum Hören und Verstehen träge geworden seid. Denn nach der Zeit solltet ihr Lehrer sein, und ihr habt es wieder nötig, dass euch gelehrt wird, was die anfänglichen Elemente der Worte Gottes sind. Ihr seid solche geworden, die Milch brauchen und nicht feste Speise – Babymilch und nicht feste Speise.
Denn jeder, der Milch einnimmt, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein unmündiges Kind.
Aber für die Reifen, für die Erwachsenen, ist die feste Speise bestimmt. Diese feste Speise setzt voraus, dass sie aufgrund von Gewöhnung ernsthaft geübte Sinne haben, um sowohl das Edle, das Gute, als auch das Schlechte, das Böse, zu unterscheiden.
Die geistliche Trägheit und ihre Folgen
Was ist jetzt? Jetzt hört er auf zu schreiben! Er hört auf, über dieses herrliche Thema zu schreiben. Er muss stoppen. Und was lässt ihn stoppen, was lässt ihn unterbrechen? Ich zeige hier diese Folie.
Wir haben es hier also mit einer Unterbrechung im Blick auf den geistlichen Stand der Empfänger zu tun. Er muss sich unterbrechen. Und er wird auch noch einige Aufforderungen anschließen sowie eine Warnung aussprechen, das werden wir morgen noch lesen.
Aber jetzt schauen wir uns das hier erst einmal an. Er spricht über geistliche Trägheit und wie man sie überwinden kann.
Über diesen Hohen Priester könnten wir noch viel sagen. Darüber zu sprechen und es zu erklären, ist jedoch schwer. Und warum ist es schwer? Weil sie träge geworden sind, weil ihr zum Hören und Verstehen träge geworden seid.
Hier können wir etwas ganz, ganz Wichtiges für unser Leben lernen. Es gibt Christen, die gewisse Dinge der Bibel einfach nicht verstehen. Warum? Was sagt er? Ja, weil sie Kinder geblieben sind – geistlich Babys geblieben.
Das ist ernst. Wenn ein kleines Kind geboren wird, freut man sich. Aber wenn das Baby nach einem Jahr immer noch ein Baby ist, nach zwei Jahren auch und nach drei Jahren immer noch, dann denkt man sich: Hilfe, was ist hier los? Das ist sehr beunruhigend, wenn ein Baby immer Baby bleibt.
Das ist doch nicht normal. Das Kind fängt an zu krabbeln, dann zu laufen und zu reden. Was ist denn los mit dem Kind? Und er sagt: Ihr seid Babys geblieben. Das ist eine ernste Sache.
Ihr braucht dringend einen – ja was? Einen Arzt? Nein, einen Wachstumsschub. Einen Wachstumsschub, und es muss jetzt etwas mit eurem geistlichen Wachstum geschehen.
Was ist der Grund, warum sie Babys geblieben sind? Was steht hier? Warum kann er nicht weiter erklären, sprechen und lehren? Er sagt: Weil ihr zum Hören träge geworden seid. Zum Hören träge geworden.
Im Griechischen heißt das, an den Ohren stumpf zu sein. Man weiß ja, was spitze Ohren sind – spitz mal die Ohren! Aber wenn die Ohren stumpf sind, was heißt das? Da geht nichts mehr rein, sie hören nichts. Stumpfe Ohren – das heißt empfindungslos, bildlich gesprochen. Sie waren geistlich schwerhörig.
Manchmal denke ich mir: Ich rede nicht von euch, ihr seid ja wunderbare Christen, überhaupt kein Problem. Ich rede von irgendwelchen Christen, die weit, weit weg sind. Da kommt man hin, predigt, lehrt das Wort Gottes, und die Leute sagen: „Ich verstehe nur Bahnhof, ich verstehe das nicht. Kannst du es nicht ein bisschen mehr erklären? Vielleicht fünf Geschichten erzählen und zehn Bilder zeigen? Kann es nicht ein bisschen einfacher sein?“
Dann frage ich mich: Haben diese Leute die Bibel gelesen? Wenn sie die Bibel gelesen hätten, würden sie nicht sagen: „Ich verstehe das nicht, das ist alles so fremd für mich, so theoretisch.“ Sie würden nicht sagen: „Könnte es nicht praktischer werden?“ Die ganze Bibel ist praktisch. Die ganze Bibel spricht unser Leben an, unser praktisches Leben.
Und wenn ich das, was hier steht, nicht verstehe, was ist dann der Grund? Dann bin ich träge geworden. Das heißt, ich hätte vorher mehr lesen sollen. Wenn ich fleißig bin im Lesen, werde ich mehr verstehen. Wenn ich den Herrn bitte und flehe: „Herr, lass mich das Wort Gottes verstehen“ und mich bemühe, dann werde ich mehr verstehen.
Aber diese Christen hier, die Hebräer-Christen, die waren träge geworden. Und was brauchen sie? Sie brauchen Babymilch. Kein Wiener Schnitzel. Sie können Wiener Schnitzel nicht vertragen, sie spucken es aus, aber Babymilch brauchen sie wieder.
Sie sind gleichgültig geworden, schlaff, nicht mehr so begierig wie am Anfang. Es gibt Menschen, die kommen zum Glauben, dann sind sie sehr begierig. Sie wollen alles wissen, sie sagen: „Ich möchte die ganze Zeit nur hören, die Lehre und die Bibel lesen und darüber nachdenken.“ Und irgendwann werden sie träge.
Ich habe auch Christen kennengelernt, die sind verpredigt. Kennt ihr das? Verpredigte Christen. Die bekommen ganz viel Predigten, lauter Predigten, Predigten, Predigten. Aber die Christen lesen die Bibel nicht. Sie nehmen nicht mal die Bibel mit in die Versammlung.
Kennt ihr das schon? Ich war in einer Gemeinde, weit, weit weg, 5000 Kilometer von hier. Ich bin hingegangen, wollte anfangen zu predigen, und dann sehe ich, die Leute haben gar keine Bibel dabei. Warum haben sie keine Bibel dabei? Sie sagen: „Wir vertrauen dem Prediger so, dass er uns die Wahrheit schon sagt.“
Das ist schön, dass sie dem Prediger vertrauen, aber sie müssen ja mitlesen. Sie müssen sich zuhause weiter damit beschäftigen. Sie müssen wissen, wo der Prediger gelesen hat, welche Bibelverse er gebracht hat und wie das im Zusammenhang steht.
Wir müssen die Gemeinde Jesu erziehen zum Bibellesen. Wenn wir das nicht tun, machen wir einen riesengroßen Fehler. Sie müssen zuhause ihre Bibel lesen, und sie müssen sie dann mitnehmen. Sie müssen Menschen des Wortes Gottes werden.
Sonst wird die Gemeinde Jesu im Babyzustand bleiben, und sie werden vieles nicht verstehen. Dann werden sie auch nicht auf die Gefahren vorbereitet sein. Denn diese Hebräer-Christen waren in sehr großer Gefahr, und er ist besorgt.
Er sagt: Jetzt hättet ihr euch so viel noch zu sagen, so etwas Wichtiges über das Priestertum, aber ich fürchte, ihr könnt das alles gar nicht verstehen.
Was sagt er hier? Vers 12: „Denn der Zeit nach solltet ihr Lehrer sein.“ Also, wenn ich die Jahre zähle, die ihr schon Christen seid, dann müsstet ihr schon längst Lehrer sein. Nicht nur die Männer, auch die Frauen – alle sollten Lehrer sein. Jeder Christ soll ein Lehrer sein.
Die einen lernen zu Hause, die Kinder, die anderen lernen woanders. Aber man lehrt. Wir müssen in der Lage sein, Gottes Wort weitergeben zu können.
Und er sagt: „Der Zeit nach solltet ihr Lehrer sein, und ihr habt wieder nötig, dass euch gelehrt wird, was die anfänglichen Elemente der Worte Gottes sind, und seid solche geworden, die Milch brauchen und nicht feste Speise.“
Sie hatten einen guten Start gemacht, aber einen schlechten Lauf. Keine vertiefte Erkenntnis, oberflächlich gewesen.
Ebenso haben wir heute verpredigte Christen. Wir bekommen lauter Predigten, aber sie lesen ihre Bibel nicht. Das gibt es heute auch.
Nur Predigt allein – ich kenne Leute, die holen sich jeden Sonntag ihre Predigt aus dem Internet und meinen, das sei ihre geistliche Speise. Sie lesen aber die Bibel nicht.
So etwas ist sehr gefährlich. Wir müssen direkt vom Wort Gottes leben. Das Wort Gottes hat Gott uns schriftlich gegeben.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht. Von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht – und das ist nicht das Wort von der Kanzel, sondern das Wort, das geschrieben ist.
Bitte, das ist das Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht, nicht das, was der Prediger sagt. Das, was die Bibel sagt, das ist das, was gilt.
Und hoffentlich sagt der Prediger das, was die Bibel sagt, und hoffentlich weist er immer wieder darauf hin.
Wir müssen die Nase der Leute in die Bibel hineinbringen. Versteht ihr das? Die Nase in die Bibel.
Das sieht so aus: Die Nase in die Bibel. Aber nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich – wirklich lesen.
Gut, Vers 12 haben wir gelesen, Vers 13: „Denn jeder, der Milch einnimmt, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit.“ Also, wenn einer noch Babymilch braucht, dann heißt das, er ist noch nicht weit, er ist noch unerfahren, denn er ist ein unmündiges Kind.
Vers 14: „Aber für Reife“ – das griechische Wort heißt für Erwachsene, für Reife, für Erwachsene – „ist die feste Speise, die aufgrund von Gewöhnung ernsthaft geübte Sinne hat zur Unterscheidung des Guten und des Bösen.“
Lektionen für das geistliche Wachstum
Feste Speise ist nur für Erwachsene. Man kann einem einjährigen oder halbjährigen Baby keinen Wienerschnitzel vorsetzen – das funktioniert nicht. Nun, was ist der nächste Schritt? Was ist die Lösung? Welche Schritte müssen wir gehen?
Ich möchte hier einige ganz lebensnahe Lektionen wiederholen, die wir aus diesem Text lernen können.
Das erste ist: Junge Christen brauchen viel Belehrung. Das ist ganz klar, und das sagt der Text hier. Im Glauben braucht man Belehrung, und zwar Milch, also einfache Belehrung. Junge Christen brauchen viel Belehrung.
Zweitens: Jungbekehrte können noch keine Lehrer sein. Es wird nicht gesagt, dass jemand, der erst einen Tag zum Glauben gekommen ist, sofort Lehrer sein soll. Nach so vielen Jahren kann man Lehrer werden, aber Jungbekehrte können noch nicht in einem Lehrdienst stehen – das geht nicht.
Drittens: Nach einiger Zeit aber sollten sie fähig sein, andere zu lehren. Sie sollten dann in der Lage sein, andere zu unterweisen.
Viertens: Christen sollen nicht ständig auf Lehrer angewiesen sein. Wir brauchen keinen Guru, der uns bei jedem Schritt sagt, was wir zu tun haben. Wieso nicht? Weil wir den Heiligen Geist haben. Wir dürfen nicht Babys bleiben, die von einem Guru geleitet werden, der ihnen alles sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Das ist ein falsch verstandenes Christentum.
Christen müssen lernen, mit der Zeit selbständig zu werden. Das heißt, sie sollen nicht auf Lehrer angewiesen sein. Das bedeutet nicht, dass wir Lehrer nicht schätzen. Wir sind dankbar für Lehrer, die uns helfen, die Bibel zu verstehen. Aber wir sind nicht abhängig von ihnen. Wir können auch ohne sie leben.
1. Johannes 2,20 sagt: "Ihr habt die Salbung von dem Heiligen, die Salbung ist der Heilige Geist, und so wie die Salbung euch lehrt, so ist es die Wahrheit." Vielleicht lesen wir den Vers. Es sind zwei Verse: 1. Johannes 2,20 und 1. Johannes 2,27.
Vers 20: "Ihr habt eine Salbung von dem Heiligen und ihr wisst alles."
Vers 27: "Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht stets nötig, dass jemand euch lehre, sondern wie ihm die Salbung euch über alles lehrt und wahr ist und nicht Lüge ist, und so wie sie euch lehrte, werdet ihr in ihm bleiben."
Ihr habt also nicht ständig nötig, dass jemand euch sagt, was zu tun ist. Einen Menschen, der euch ständig leitet, brauchen wir letztlich nicht. Wir haben den Heiligen Geist und das Wort Gottes.
Wir sind dankbar, dass wir Gläubige haben, die eifrig sind und uns helfen. Das leugnet Johannes nicht, er selbst war ja ein Lehrer. Aber was er hier sagen will, ist: Ihr braucht keinen Guru, der euch an sich bindet. Das dürfen wir nicht zulassen. Wenn wir uns an Menschen binden lassen, sind wir nicht reif.
Christen sollen nicht ständig auf Lehrer angewiesen sein.
Fünftens: Es liegt nicht immer am Lehrer, wenn Christen nicht wachsen. Manchmal liegt es auch am Christen selbst, wenn er nicht wächst.
Ich habe einen Sohn, der heißt Luca, den einige von euch kennen. Was ist mit Luca? Plötzlich hört er auf zu wachsen und bleibt bei 1,50 Meter stehen. Wir denken uns: komisch. Andere sagen: Er wartet, er kommt schon noch, er wird schon noch größer. Wir warten und warten, aber er bleibt bei 1,50 Meter.
Wir fragten eine Ärztin, und sie sagte: "Ja, ich würde zum Arzt gehen." Wir ließen ihn untersuchen. Wisst ihr, was es war? Wachstumsstörung. Sofort bekam er Spritzen. Ohne diese Spritzen würde er sein Leben lang 1,50 Meter bleiben.
Was haben wir gemacht? Wir haben ihm Spritzen gegeben. Und siehe da: Ein Jahr später war er 1,60 Meter. Jetzt wächst er wieder.
Wachstumsstörung liegt nicht immer am Lehrer. Es kann auch am Christen selbst liegen. Hier war die Wachstumsstörung da, es gab keine andere Ursache. Aber manchmal können wir etwas dafür, wenn wir uns nicht gut ernähren. Wenn wir nicht wachsen, brauchen wir sozusagen Spritzen – das Wort Gottes als Spritzen.
Reife ist feste Speise. Reife bedeutet, dass man aufgrund von Gewöhnung ernsthaft geübte Sinne hat, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden.
Was hier im Text interessant ist: Es wird gesagt, dass man mit der Zeit geübte Sinne bekommt. Man entwickelt ein Gespür für das, was gut ist, und für das, was nicht gut ist. Wenn man das Wort Gottes viel liest, merkt man, wo etwas falsch ist.
Was machen die, die eine Lehre machen, um Bankkaufmann oder Bankfachmann zu werden? Ein Teil der Ausbildung ist Geld zählen. Wieso Geld zählen? Sie bekommen einen Stapel Geld in die Hand und zählen es. Dabei müssen sie spüren, wie sich ein echter Hunderter anfühlt.
Dann mischt man ihnen einen gefälschten Hunderter unter, und sie müssen erkennen, dass es ein falscher Schein ist. Durch das viele Zählen des richtigen Hunderters kann man den falschen erkennen. Durch viel Beschäftigung mit dem Richtigen lernt man, das Falsche zu erkennen.
Gewöhnung ist wichtig. Durch Gewöhnung bekommt man ein Gespür für das Richtige und Gute und für das Falsche und Schlechte.
Christen müssen sich an das Wort Gottes gewöhnen. Sie müssen sich an die gesunde Lehre gewöhnen. Sie müssen sich daran gewöhnen, wie ein christliches Leben aussieht. Was ist Liebe? Wie sieht Liebe aus? Was bedeutet Nichtliebe? Was ist Heuchelei? Wie kann ich das erkennen?
Gewöhnung braucht Zeit. Aber man gewöhnt sich daran und merkt es.
Fragen und Ausblick
So, jetzt habe ich viel gesprochen. Gibt es Fragen von euch zu dieser ganzen Thematik?
Eigentlich hatte ich noch die Frage zum Rufen unter Tränen, wie Jesus gebetet hat. Ist damit auch das Gebet im Dezember gemeint? Ja, ich habe mich das auch gefragt. Er meint sicher unter anderem auch das Gebet von Gethsemane. Ob er nur das Gebet von Gethsemane meint, kann ich nicht sagen, das weiß ich nicht.
Aber eins ist sicher: Als der Herr Jesus Mensch war, hat er intensiv gebetet. Die Jünger haben ihm manchmal zugehört und manchmal gesehen, wie er gebetet hat. Im Garten Gethsemane hat ihnen jetzt niemand zugeschaut, aber trotzdem haben sie erfahren, was er dort gemacht hat. Sonst hätten sie Markus nicht aufschreiben können, und Matthäus, Lukas und Johannes ebenfalls nicht.
Ich denke, dass es beides ist: allgemein sein Gebet, aber auch ganz besonders sein Beten in Gethsemane. Denn es geht hier um den Gott, der ihn von dem Tode zu retten vermochte. Das spricht hier wohl dieses an, dass er betet: „Ja, Herr, gibt es eine Möglichkeit, dass ich dem Tode entrinnen kann, diesem Kreuzestod?“ Und er wurde erhört – nicht so, dass Gott gesagt hätte, es gibt einen anderen Weg. Er wurde erhört, indem Gott ihn aus dem Tode heraus gerettet hat und zur Auferstehung gebracht hat am dritten Tag.
So denke ich.
Sind noch Fragen von eurer Seite?
Dieser Abschnitt geht ja noch weiter in Kapitel 6. Wir werden uns morgen Kapitel 6 sehr gründlich anschauen. Diese Unterbrechung geht bis zum Ende von Kapitel 6. Erst in Kapitel 7 wird er dann mit dem Thema fortsetzen.
Das ganze Kapitel 6 ist ein Einschub in seine Lehre. In diesem Kapitel drückt er seine Sorge aus und ruft die Christen auf, dass sie fleißig sind. Wie heißt es dort in Vers 11? 6,11: „Wir begehren, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende.“ Dass sie also fleißig sind und das festhalten bis ans Ende.
Dann würden wir hier schließen. Wir beten, machen wieder eine kurze Gebetsgemeinschaft am Schluss und stehen dazu auf.
