Die Bedeutung eines eindeutigen Zeugnisses für Jesus
Es ist so schön, dass wir selbst das Wort Gottes einfach lesen und suchen dürfen, um zu verstehen, was das, was dort steht, meint. Einige haben mich darauf angesprochen. Es ist mir sehr wichtig, dass das Zeugnis von Jesus eindeutig ist – ganz eindeutig.
Es stimmt, dass auch die Jünger selbst nach der Himmelfahrt von Jesus manchmal zweifelten. Natürlich. Aber es ist schlimm, wenn wir trotz der vielen Beweise zweifeln. Der Zweifel schneidet uns letztlich von Jesus ab und lähmt uns.
Deshalb ist mir Johannes so wichtig. Entschuldigen Sie, ich sehe in der Bibel keinen, der wankt, sondern jemanden, der Jesus so eindeutig bezeichnet. Morgen früh werden wir noch hören, wie selbst Herodes im Kerker, kurz vor der Hinrichtung, mit Johannes redete. Da gab es nichts vom Wackeln.
Als Johannes tot war, meinte Herodes sogar, Johannes sei wieder lebendig geworden, als er Jesus sah. Er wurde ganz unruhig. So hatte Johannes etwas hinterlassen – den größten aller Propheten des Alten Bundes, größer als Elija, der vor Ahab stand, aber der nicht mehr am neu anbrechenden Jesusreich teilhat, sondern nur darauf hinwies.
Ich habe Ihnen das auch versucht zu erklären an dem herrlichen Lied, das zum dritten Advent in Königsberg gedichtet wurde. Es enthält viele Zeugnisse. Heute haben wir dieses Wort vor uns. Lassen wir uns noch einmal kurz vergegenwärtigen, wie das war: Tausende von Menschen wanderten jeden Tag diesen weiten Weg, was etwa fünfunddreißig Kilometer durch die Sonnenhitze zum Jordan bedeutete, um diesen merkwürdigen Prediger zu hören.
Das gibt es doch in unserer Welt nicht. Wenn dort ein Fußballstar auftritt oder ein Schlagersänger, dann kommen viele. Vielleicht gibt es dort unten Geld oder andere Anreize. Aber hier gab es keine Attraktion. Wir sagen immer, wir brauchen ein Event. Doch da war kein Event. Johannes kleidete sich wie die schwächsten Beduinenhirten und machte nichts aus seiner Person.
Die Stimme, die zur Umkehr ruft
Wir wissen doch: Wenn die Strahlemänner kommen und die Sonnyboys in der Reklame auftreten, spricht das die Menschen an. Johannes hat nichts aus seinem Leben gemacht. Er war nur die Stimme – die Stimme, die den Menschen zugerufen hat, dass das größte Problem ihres Lebens gelöst werden kann.
Heute ist es merkwürdig: In vielen Gottesdiensten spricht man nicht mehr über die Sünde. Das hat vor Jahren schon der Spiegel in einer Ausgabe geschrieben. Noch nie hat die Sünde so getobt wie heute – bei den Bankengehältern, in der Wohllust, in der Maßlosigkeit des Habenwollens und im Egoismus. Der Spiegel schrieb, dass das das größte Problem ist, das die Menschen belastet, auch in ihren zerbrechenden Ehen – Sünde gegen Gottes Ordnung.
Er hat von den sieben Todsünden geschrieben. Es ist erstaunlich, dass die Welt plötzlich etwas entdeckt, was Johannes bereits angeschnitten hat. Dieses Thema hat die Leute angezogen. Nicht, weil sie unbedingt etwas über Sünde hören wollten, sondern weil die schwere Last auf ihrem Gewissen einmal angesprochen wurde.
Wissen Sie, die meisten Menschen können gar nicht darüber reden, weil es sie so belastet und sie damit nicht fertig werden. Niemand bietet ihnen eine Lösung an, außer dass sie es verdrängen können.
Ich habe es immer wieder erlebt: Nach der Verkündigung kamen Menschen auf mich zu und sagten: „Ich brauche jetzt eine seelsorgerliche Aussprache. Ich muss in meinem Leben ganz viel in Ordnung bringen.“ Oder gerade kürzlich kam jemand auf mich zu, sprach von einer großen Operation und sagte: „Die Operation macht mir keine Angst, aber ich muss vorher mit Gott noch etwas in Ordnung bringen.“
Die Botschaft der Vergebung und der Heilsgewissheit
Und da gibt es Dinge in unserem Leben, die Johannes angesprochen hat. Er hat gesagt, dass unser ganzes Leben, so wie wir sind, nicht durch gute Taten aufgewogen wird. Vor Gott sind wir verlorene Menschen. Doch er brachte eine Freudenbotschaft. Johannes ist nicht der Finstere.
Wir hatten das aus dem Johannesbuch betrachtet. Er sagt, der Heiland kommt, und es gibt eine Lösung. Einer, der deine Sünde wegnimmt – so etwas gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Das Lamm, das die Sünde der Welt wegträgt.
In Nepal gab es bis zum Jahr 1950 keine Christen. Nepal ist ein hinduistisches Land. Doch die Nepalis erzählen gern, dass sich vor fast hundert Jahren etwas Merkwürdiges ereignet hat. Die Tochter des Königspriesters von Kathmandu, der hinduistischen Hauptstadt Nepals, wurde sehr früh verheiratet, wie es im Hinduismus üblich ist. Sie war elf Jahre alt, und ihr Mann starb in dieser Kinderehe.
Im Hinduismus gilt die Witwe als Schuldige am Tod des Mannes. Deshalb wurden Witwen verbrannt. Der Königspriester verhinderte jedoch, dass seine Tochter verbrannt wurde. Die Geschichte ist beeindruckend, und es gibt ein Buch darüber.
Bis zum Alter von einunddreißig Jahren reiste sie durch alle Heiligtümer Indiens und fragte sich: Wie bekomme ich meine Schuld weg? Sie setzte sich in die Sonne, bestäubte sich mit Asche und rasierte sich die Haare ab. Sie wollte Buße tun. Ihr Vater sagte ihr, sie solle schauen, ob sie irgendwo Erleichterung findet.
Dann geschah es: In den Händen eines indischen Mädchens fand sie ein paar Seiten des Neuen Testaments. Sie fand Frieden in Jesus, der ihre Schuld nimmt. Da wurde wieder deutlich, was das bedeutet. Die Religion des Hinduismus hat keine Antwort auf die Schuld.
Diese Tochter des Königspriesters in Kathmandu war die einzige Christin. Nach ihr hörte es wieder auf in Nepal, bis heute, wo eine Erweckung in diesem Land begonnen hat und das Evangelium sich ausbreitet.
Ich habe heute Morgen vom Islam gesprochen, der keine Sündenvergebung kennt. Es gibt keine Vergebung im Islam, das ist undenkbar. Es gibt auch keine Heilsgewissheit.
Doch in Jesus gibt es Heilsgewissheit. Jesus hat es so klar gesagt: Unsere Sünden werden vergeben. Das Blut von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, macht uns rein von aller Sünde.
Die Notwendigkeit des Bekenntnisses und der Vergebung im Evangelium
Wenn Sie den Bericht lesen, erfahren Sie, dass die Evangelistenkonferenz stattgefunden hat. Dort hat ein Theologe selbst auf der Konferenz ein Wort gesagt: Man dürfe nicht mehr vom Zorn Gottes reden. Das sei überhaupt schwierig, wenn man darüber nachdenkt, wie wir Frieden finden.
Ich verstehe das nicht mehr. Im Evangelium ist doch bezeugt, dass Jesus meine Sünde getragen hat. Manche sagen zwar, das sei nicht nötig gewesen, Gott hätte ja auch so vergeben können. Aber was wissen Sie denn darüber, wo Gott diese Versöhnung geschaffen hat, damit ich frei werde?
Sie wissen doch manchmal, wie es ist, wenn in einer Ehe eine schreckliche Verfehlung passiert. Dann sagt die Frau: „Ich kann nicht mehr mit diesem Mann zusammenleben, das ist so schwer. Das kann ich ihm nicht vergeben.“ Solche Situationen gibt es oft. Auch zwischen Völkern passiert das. Da sagt man: „Ich kann das nie vergessen, das ist viel zu schwer, was da passiert ist.“
Wenn Sie einmal an das grauenhafte Elend denken, das das deutsche Volk den Juden angetan hat – wie soll man das je wegwischen können? Doch Gott hat in seinem Sohn Jesus eine Sühne geschaffen.
Wenn Sie das Alte Testament lesen, diese für uns manchmal etwas trockenen Bücher Mose über die Opfer, dann ist das alles so aktuell, wenn Sie es plötzlich begreifen. Dort ist schon alles vorgezeichnet, wie rein das Opfer sein muss, denn nur das vollkommen Reine kann überhaupt ein solches Opfer bringen. Das Opfer der Tiere kann das nicht lösen.
Was Christus für mich geschaffen hat, ist großartig. Auch ich hatte Zeiten, in denen ich dachte, man müsse nicht vom Blut reden. Doch man muss vom Blut reden, weil das Blut von Jesus die Kraft hat, meine Sünde zu tilgen. Davon spricht Johannes: das Blut, dieses Opfer des Lammes, des Geschlachteten.
Damals hatten sie, so wie wir heute den Weihnachtsbaum an Weihnachten, im Passah das geschlachtete Lamm. Schon die Kinder litten mit und fragten sich: „Warum musste dieses arme Schäflein sterben?“ Wenn der Hausvater das Blut nahm und den Türrahmen bestrich, zeichnete dieses Blut unsere Tür. Vor dem Todesengel wurden wir durch das Opfer gerettet.
Aber das war noch kein Opfer, das uns wirklich entsühnen konnte – bis Christus dieses herrliche Opfer vollbrachte. Darum ist Johannes ein Prediger der Freude.
Johannes als Prediger der Freude und des Glaubens
Wir haben viele Prediger, die immer nur das Gewissen ansprechen wollen – ähnlich wie Abraham aus Santa Clara im Mittelalter, der den Leuten ihre Bosheiten vorhielt. Busprediger Johannes hingegen ist ein Freudenprediger. Er spricht nicht nur die Größe der Schuld an, sondern sagt auch, dass es eine Lösung gibt. Diese Lösung wird weggetragen, weggenommen, ausgelöscht – und das ist das Wunderbare.
Er verurteilt nicht, er straft nicht, er fällt auch kein abschließendes Urteil, sondern kündigt die herrliche Vergebung an. Das wird bereits ab Vers 29 deutlich, wie klar Johannes das gesagt hat. Woher wusste Johannes das? Denken Sie mal nach: Sie haben sicher noch nie erlebt, dass eine Stimme vom Himmel bei der Taufe von Jesus sagt: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Für Johannes war das völlig klar: Dieser Jesus ist es.
Obwohl Jesus in Armut dastand, aus Nazareth kam und Sohn eines Zimmermanns war – wie die anderen später skeptisch fragten: Was ist da dran? Er hatte keine Gestalt noch Schönheit, aber das braucht Jesus nicht. Johannes hat es begriffen, weil es ihm vom Vater offenbart wurde. Er sagte schon, dass mit diesem neuen, von Gott gesandten Messias das Reich Gottes anbricht. Dieser wird das neue Gottesreich herbeiführen, indem er Menschen durch die Kraft seines Geistes verwandelt.
Das ist herrlich, wie wir schon heute Morgen gehört haben, wie deutlich Johannes das sagt: „Wer ist er?“ Das war kein Zweifel oder eine Umschreibung, das war sein Zeugnis – bis ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Dafür hat er gestanden.
Johannes hatte viele Anhänger, Tausende Menschen kamen zu ihm. Wie wir heute Morgen auch gesagt haben, wollten sie nur in diesem Licht von Johannes ein bisschen Religion feiern, aber sie haben Jesus nicht ergriffen. Das wird man immer wieder feststellen: In der Christenheit gibt es viele, die Weihnachten feiern, aber Jesus nicht annehmen wollen. Sie wollen nicht seine Jünger sein und ihn nicht als Herrn ihres Lebens anerkennen. Das bleibt das große Problem – auch schon damals.
Darum wird uns erzählt, wie es einigen gelungen ist, Jesus zu ergreifen. Wenn Sie die Stelle noch einmal nachlesen möchten: Apostelgeschichte 19, Vers 3 berichtet, dass es in Ephesus sogar Jünger von Johannes gab, die nichts davon wussten, dass Jesus der von Gott gesandte Messias ist. Sie hatten das einfach überhört.
Das passierte manchmal, obwohl Johannes so klar vom kommenden Jesus gesprochen hatte. Diese Menschen hatten sich in einem frommen Grübeln als Anhänger der Bußtaufe des Johannes versammelt und nichts von Jesus akzeptiert – bis Paulus kam. Apostelgeschichte 19, Vers 4 und folgende erzählen, wie Paulus ihnen die Augen öffnete.
Wahrscheinlich gab es noch viel mehr dieser Johanniskreise. Hier wird von zwei Männern erzählt, die damals auch Fans von Johannes waren. Nur der eine wird namentlich erwähnt: Andreas. Der andere heißt Johannes, die beiden Brüder.
Der Johannes, in einer Bescheidenheit, die für den Evangelisten typisch ist, erwähnt seinen eigenen Namen nicht. Er will gar nicht ins Blickfeld treten. Aber hier wird wunderbar erzählt, wie zwei dieser Jünger – ich nenne sie Fans, so sagt man heute in der Jugendsprache – Johannes bewunderten mit seiner Bußtaufe.
Die Bußtaufe war eine Reinigungstaufe, die das Alte abwusch. Aber das Neue kommt erst, wenn ich Jesus in mein Leben aufnehme und er mein Herr wird. Als Jesus gerade vorüberging, sagte Johannes wieder das, was ihm wichtig war: „Der ist!“ Jetzt verstehen Sie, warum mir das so wichtig ist: „Der ist!“
Das ist so wichtig, dass wir das begreifen: In Jesus ist alles gegeben, was Gott der Vater uns geben wird. Es gibt nichts darüber hinaus und keinen anderen mehr. „Der ist!“ Die zwei Jünger hörten das Zeugnis von Johannes, dem Täufer, und folgten Jesus nach.
Das war die Sensation: Zwei. Und die anderen haben es nicht begriffen. Zwei waren es, die es begriffen haben.
Der Beginn des Glaubens und die Rolle des Heiligen Geistes
Und darum ist das Wichtige: So fängt Glauben an, mit dem Hören des Zeugnisses von Jesus.
Wir können das Glauben nicht leichter machen. Wir können den Menschen immer nur sagen – und das dürfen sie genauso tun: Jesus ist der Heiland, der dich lieb hat. Sagen Sie den Menschen, dass er deine Schuld ausgelöst hat, dass er dir Frieden gebracht hat. Dann muss der Geist, der Heilige Geist, das im Herzen der Menschen bekräftigen.
Das kann nur der Heilige Geist tun. Er zündet ein Licht an, denn es ist der Geist Gottes, der uns Glauben lehrt. Glauben kann ich nicht machen. Sie haben ganz Recht, auch in ihren Zweifeln. Aber Sie dürfen ringen, wie es Philipp Friedrich Hiller, unser Liederdichter aus Württemberg, gesagt hat: „Gib mir einen starken Glauben, der dein Wort mit Freuden fasst, so kann mir der Tod nicht rauben, was du mir geschenkt hast.“
Herr, du gibst mir diesen festen Glauben, und ich möchte doch diesen Glauben haben, denn sonst gehe ich doch unter in meinen Zweifeln.
Wir müssen auch wieder in unserer Zeit, wo alles um unser Ich kreist, weghören und auf das Zeugnis der ganzen Generationen hören, der Jahrhunderte, in denen es uns so viele zugerufen haben. Dann die Liederdichter, die Prediger, die Erweckungsleute – wer auch immer das war – die Missionare und alle, die immer dieses eine Zeugnis haben: Jesus ist es!
Es war immer das größte Missionszeugnis, von Jesus zu reden. Ich leide darunter, dass heute so viele vom guten Gott reden, und ich weiß nicht, was das ist – ein guter Gott in der Welt der Religion.
Gott hat sich geoffenbart in seinem Wort, und dieses Wort wurde Fleisch in Jesus. Alle Gottesverheißungen sind erfüllt in Jesus. Johannes hat das begriffen.
Und dazu hat ihn Gott gesandt, den Prediger in der Wüste, um den Menschen dieses herrliche Evangelium zu sagen: in der Vergebung der Sünden.
Die Botschaft der Vergebung in der Adventszeit
Dann geschieht dieses große Wunder. In unseren Johannesbetrachtungen haben wir viele Abschnitte aus dem Evangelium des Johannes gar nicht behandelt. Dazu gehört ja auch der Lobgesang des Zacharias, des Vaters von Johannes.
Schon dort sieht man, dass in der Vergebung der Sünden das geschieht, was der Heiland bewirkt. Zacharias hat das noch verstanden, als Johannes noch ein Baby war – etwa achtundvierzig Zentimeter groß. Da spricht er bereits vom Heil für die Welt und davon, dass alle Nationen an dieser herrlichen Botschaft teilhaben würden. Das ist unsere Adventsfreude: dass wir diese Botschaft erfassen dürfen.
Diese beiden jungen Männer haben sie gehört. Ja, so ist es eben, wenn man die ersten Schritte des Glaubens geht. Man hört, man möchte den Weg gehen, ist aber noch ungetrieben von Zweifeln. Zweifel hat noch nie ein Mensch nicht gehabt.
Gehen Sie einmal in eine Klinik. Dort liegen Menschen in den Betten, oft nach schrecklichen Operationen. Auch gläubige Christen fragen sich: Hat Gott mein Schicksal wirklich in meiner Hand?
Und dann müssen wir sagen: Jesus ist der, der dich nicht enttäuscht. Er hat noch niemanden enttäuscht und vergisst dich nicht. Keiner wird zugrunde gehen, der zu ihm gehört.
Das ist doch das Evangelium, das wir sagen dürfen – und wie schön ist es, das zu verkünden!
Johannes’ selbstlose Sendung und der Ruf zur Nachfolge
Der Johannes wollte gar keine Gemeinde sammeln. Schon heute Morgen haben wir gesagt: Die große Gefahr bei all unseren Gemeinden ist immer wieder, dass wir Menschen um uns herum sammeln.
„Meine Gemeinde ist die beste“, „Meine Gemeinde hat am meisten junge Leute“, „Zu mir kommen die meisten Akademiker“ oder „Wir sind die vorwärtsgewandte Gemeinde“ – solche Gedanken begegnen uns oft.
Der Johannes war jedoch so selbstlos, dass es ihm gar nicht darum ging, Andreas und Johannes bei sich zu behalten. Ihm ging es nur darum, Jesus und sein Licht zu suchen. Alles andere hilft dir nicht.
Seine Sendung war nicht, Menschen zu sammeln, sondern Menschen zu Jesus zu führen. Wenn wir dieses Ziel wieder in unseren Jugendgruppen, in unseren Frauenkreisen und in unseren 55-Kreisen verfolgen, wo wir zusammenkommen, dann ist das entscheidend: Dass Menschen durch Jesus ergriffen werden.
Das ist das Allerwichtigste. Es ist schön, wenn sie sich bei uns anschließen. Aber wenn sie sich woanders anschließen, ist das auch in Ordnung. Hauptsache, sie sind zu Jesus gekommen und haben begriffen: Das ist das Lamm Gottes.
Die Sehnsucht junger Menschen nach Vergebung
Warum haben die beiden jungen Leute das angenommen?
Jetzt können wir ein wenig darüber rätseln. Das ist ja unsere Phantasie, und das dürfen wir hineinlesen. Ich behaupte, junge Leute leiden mehr unter der Sünde, als wir ahnen.
Ich erinnere mich an mein Jugendleben und daran, wie schrecklich ich als junger Mensch gelitten habe. Ich wollte Jesus dienen und ihm Ehre machen, bin aber dauernd über meine eigenen Sünden gestolpert und habe darunter gelitten.
Ich habe einmal angefangen, ein Tagebuch zu schreiben. Dann habe ich bemerkt, dass ein Bruder es in die Hände bekommen hatte, und ich habe mich geschämt, weil darin ja die intimsten Dinge standen. Junge Leute leiden darunter, und das hat sie zu Johannes gezogen, weil er darüber sprach: Es gibt ein Lamm Gottes, ein Opfer, das heilt.
Dieses Lamm heilt alle großen Sünden meines Lebens, alle meine Verfehlungen – die bewussten Sünden und die unbewussten, die willentlichen und die aus Versehen. Alles heilt dieses Lamm, und das hat sie angezogen.
Darum behaupte ich immer noch: Wenn man heute in der Verkündigung die Vergebung der Schuld verschweigt, werden wir schuldig an den jungen Menschen. Es wundert mich nicht, dass die Leute weglaufen und die Kirchen leer sind, wo das Wort von der Sündenvergebung nicht mehr verkündet wird.
Die Bedeutung des Abendmahls und des Sündenbekenntnisses
Ich war 40 Jahre Gemeindepfarrer, und ich darf Ihnen sagen: Ich weiß, es gibt auch hier alle möglichen Theorien. Manche Leute sagen, es müsse beim Abendmahl nicht unbedingt die Sündenvergebung verbunden sein. Natürlich haben sie damit völlig Recht. Man kann das Mahl auch so feiern wie in der Urchristenheit.
Aber ich bin so glücklich, dass in unseren erstarrten Kirchen wenigstens noch beim Abendmahl ein Bußgebet vorkommt. Ich kann Ihnen sagen, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie viele Leute dabei Tränen in den Augen hatten – das ahnen Sie gar nicht. Man sagt oft: „Die sind doch gar nicht gläubig.“ Aber gerade diese Menschen wurden tief bewegt, weil sie spürten, dass die Sünde ihres Lebens weggenommen wird.
In unserer Gemeinde haben wir das immer so gehandhabt, dass wir dieses Sündenbekenntnis noch einmal bejaht haben. Wir haben gesagt: Ja, ich möchte diese Buße tun. Für das Bußgebet haben wir gern das Gebet von David aus Psalm 51 genommen: „Entsündige mich, mach mich rein, Herr!“ Danach haben wir das gemeinsam gesprochen, um Missverständnisse zu vermeiden. Es sollte nicht so verstanden werden, als ob ein Amtsträger die Vergebung aussprechen würde.
Das Blut von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, macht uns rein. Das ist der Grund, warum es Vergebung gibt. Jesus hat uns als gläubige Christen ermächtigt, den Menschen im Namen von Jesus Sünden zu vergeben, wenn sie bekennen, bereuen, hassen und loslassen wollen. Wer seine Sünde loswerden möchte, darf einem bedrängten Menschen – sei es am Krankenbett oder anderswo – die Vergebung im Namen von Jesus zusprechen.
Das ist das Priestertum aller Gläubigen nach dem Neuen Testament. Diese Aufgabe ist sehr wichtig, besonders bei unseren Kranken. Darauf verweist auch Jakobus 5. Dort steht nicht, dass der Heilungswirt besser wird, sondern dass er seine Sünden bekennt. In solchen kritischen Augenblicken unseres Lebens hat das eine ganz große Bedeutung für uns.
Die Last der Schuld und die Gefahr der Unbusfertigkeit
Und die Not im Gewissen liegt so schwer auf den Menschen. Sie können ihr Gewissen gar nicht betäuben. Das ist der Grund für viel Schlaflosigkeit und für viele zerbrochene innere, psychische Verhältnisse – verursacht durch die Schuld des Lebens.
Ich bin nie an einem Grab gestanden, auch nicht bei Menschen, die ich nur ganz am Rand gekannt habe, ohne mein Versagen und ohne das Gefühl, dass ich mich nicht mehr um diese Menschen gekümmert habe. Wie sehr leidet man erst bei den nächsten Familienangehörigen darunter, was man alles versäumt hat, wenn ein Mensch abgerufen wird.
Aber das Schlimmste war für Johannes nicht die Sünde. Und das müssen wir auch lernen: Die Sünde ist nicht das Schlimmste. Vielmehr ist das Schlimmste die Unbußfertigkeit und die Glaubenslosigkeit, also dass ich in der Sünde beharre.
Die schlimmste Sünde ist, wenn man Jesus wegstößt und sagt: „Ich brauche Ihn nicht, ich will schon selbst mit meiner Schuld fertigwerden.“ Wie viele Menschen habe ich getroffen, die in frevelhafter Überheblichkeit genau das gesagt haben! Auch Menschen im Raum unserer Gemeinde. „Ich brauche das nicht, ich brauche nicht den Sünder-Heiland, so schlimm ist es bei mir wirklich nicht.“
Da sind junge Leute ehrlicher. Und das sehe ich auch als Erklärung für meine Beobachtung bei Andreas und Johannes: Warum sie so nah bei Johannes bleiben wollten und warum sie ihm nachgelaufen sind, wie es sich gehört. Das ist das Lamm, das meine Sünde trägt.
Die Kraft des Evangeliums am Beispiel des verlorenen Sohnes
In der Predigt von Jesus war das Gewaltigste wirklich das, was alle Leser des Neuen Testaments verstehen, wenn Jesus uns die Geschichte vom verlorenen Sohn erzählt. Gibt es denn so etwas? So einen Vater gibt es nirgendwo auf der Welt. Da können Sie reden, was Sie wollen – den gibt es nicht. Ein Vater, der seinem verlorenen Sohn nachschaut und wartet, wann er endlich zurückkommt. Und der, sobald der Sohn seine Sünde bekennt – das gehört dazu: „Vater, ich habe gesündigt“ –, ihn in die Arme schließt und ihm ein neues Gewand anlegt.
Das ist die herrlichste Freudenbotschaft des Neuen Testaments. Wo dieses Bekenntnis fehlt, geht die Tür auch nicht auf. „Vater, ich habe gesündigt“ – das ist das Wichtigste, dass ich das ausspreche und sage: Für mich steht der Vater auf dem Dach und wartet auf mich.
Ich darf das für mein Leben begreifen: Kein Tag vergeht, an dem ich diese herrliche Vergebung von Jesus nicht brauche. Das ist für uns etwas Wunderbares. Die Sünden sind vergeben – das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist. Wie Philipp Friedrich Hiller es in seinen Liedern herrlich fasst, das ist unsere Freudenbotschaft. Sie gibt uns Mut, weil wir doch wissen, wie oft wir etwas versäumen und Fehltritte tun. Aber ich kann fröhlich weitergehen, weil die Vergebung da ist.
Sünde ist nicht das Schlimmste. Glaubenslosigkeit ist das Schlimmste – wenn ich den Heiland Jesus nicht brauche und meine, damit allein fertig zu werden.
Persönliche Erfahrungen mit dem Zeugnis der Vergebung
Im Alter von 14 Jahren waren wir im Schullandheim im Kniwis. Dort hat mich ein Klassenkamerad plötzlich gebeten, mit ihm zu sprechen. Wir wussten, dass wir junge Christen sind. Er war im Schülerbibelkreis und wir gehörten zur Gemeindejugend. In der Klasse gab es sonst keine bekennenden Christen.
Er sagte: „Ich habe eine große Not. Hast du Zeit für mich?“ Sie wissen sicher, wie schwer es uns allen fällt, ein solches Gespräch anzunehmen. Ich wusste damals gar nicht, wie man damit umgehen sollte. Ich kannte nur die Worte von Jesus, dass wir einander Sünden vergeben dürfen.
Wir saßen am Waldrand auf einer Bank, und er erzählte von seiner bedrängenden Not. Ich sprach ihm die Vergebung der Sünden zu. Das habe ich nicht im Studium gelernt, sondern es steht im Evangelium.
Ich sehe noch genau vor mir, wie dieser Klassenkamerad die Wiese, den Wiesenhang hinuntergesprungen ist, als ob eine Last von ihm gefallen wäre. Wissen Sie, dass wir Freudenboten sind? Johannes weist uns darauf hin. Seine Botschaft ist die Vergebung von Schuld und Sünde.
Die Entwicklung des Glaubens und die Suche nach Jesus
Aber jetzt kommt das Nächste: Wie kommt denn die Klarheit zustande – für Andreas zunächst und für Johannes? Nach Simon kommt das später von Andreas und für den Herrn: Wie kommt die Klarheit über Jesus zustande? Die hat man nicht gleich. Manche haben sofort einen Durchblick, das gibt es auch. Ich habe Leute erlebt, die sagen: Jetzt ist mir alles klar, von der Schöpfung der Welt bis zur Wiederkunft von Jesus – mit einem Schlag, als sie Jesus erkannt haben. Das geht aber nicht allen so.
Deshalb ist es interessant, was Andreas sagt: "Rabbi, wo wohnst du?" Was soll das bedeuten? "Rabbi, wo wohnst du?" Sie wollen Jesus näher kennenlernen. Und das ist das Herrliche, was wir tun dürfen: Wir dürfen Jesus näher kennenlernen. Jesus, wie sieht der Alltag mit dir aus? Und das ist doch schön: Wie sieht das Leben mit dir aus? Was sind deine Worte?
Wir haben das ja alles im Evangelium. Wir nennen das Jüngerschaftsschulung. Wie verhält man sich im täglichen Leben? Wie macht man das mit der Wahrheit? Wie geht man mit seinen Eltern um? Wie ist das mit dem Wort Gottes? Und wie betet man? Die Jünger haben ja später gesagt: Herr, lehre uns beten. Da muss man immer Schüler bleiben. Sie wollten das ihr ganzes Leben lang.
Und da fängt es an: "Wo wohnst du?" und "Wie sieht das bei dir aus?" Nun, bei Jesus gab es nicht viel mit Wohnung. Jesus hat gelebt ohne viele Dinge. Das war schon das Erste, was sie gelernt haben: Bei Jesus sind die Dinge dieser Welt gar nicht wichtig. Welches Sofa man hat und welcher Herd in der Küche stehen – das sind alles unwichtige Dinge.
Aber wie Jesus gelebt hat und was im Gehorsam gegenüber dem Vater war – das war das Erste, was sie kennengelernt haben. "Was sucht ihr?" Es ging ihnen um die Lebensgemeinschaft mit Jesus. Und das ist ja so schön, dass man in die Fußstapfen von Jesus hineintreten darf. Das heißt ja: nachfolgen, ihm nachgehen, Schritt für Schritt, wo Jesus uns vorangegangen ist.
Und das ist so schön, dass man dann Nägel mit Köpfen macht und sagt: Wir wollen dort bei Jesus bleiben. Das ist uns ja wichtig, die wir uns Bibeltristen nennen oder Jesusleute. Es ist wichtig, dass man Nägel mit Köpfen macht. Das ist ja auch ein großer Streitpunkt.
Kann man das denn wirklich immer auf die Minute genau wissen? Natürlich nicht. Daraus wird auch kein Gesetz gemacht. Aber die beiden haben es gesagt, als sie ihren Bruder Simon trafen: "Wir haben gefunden." Und das ist unser Thema heute – herrlich, wenn einer durchbricht und sagt: Das, was Johannes mir verkündigt hat, das habe ich entdeckt. Und jetzt weiß ich es selbst, weil ich Jesus nachfolge.
Sie sind bei Jesus geblieben. Und sie haben das Zeugnis des Johannes angenommen, was viele andere Johannesjünger offenbar nicht gemacht haben.
Jesus fragt: Was sucht ihr?
Und darum ist es so schön, dass man wissen darf: Jesus dreht sich um und fragt die beiden: Was sucht ihr?
Das ist im Johannes-Evangelium so beeindruckend, weil diese Details so genau und exakt festgehalten sind. Warum fragt Jesus? War es eine dumme Frage? Gar nicht dumm.
Viele, die zu unseren Gottesdiensten kommen, suchen Feierlichkeit. Was sucht ihr bei mir? Sucht ihr Unterhaltung? Oder sucht ihr Religion? Entschuldigung, da kann Jesus nicht dienen.
Was sucht ihr? Und sie antworten dann: Wir wollen bei dir bleiben, wir wollen dich erkennen und dich erleben. Wir wollen Erfahrungen mit dir machen, mit Jesus.
Und das ist das Wunderbarste: Wenn man diesen Weg geht, gibt der Herr Gewissheit. Dort, wo man sein Wort hört, wird man auf einmal gewiss.
Fang an zu beten, lies das Wort, gehe im Gehorsam mit Jesus, und du wirst erkennen.
Wissen Sie, dann kommt all das nach, von dem Jesus gesprochen hat: die Freude, der Frieden, die Furchtlosigkeit, die Gewissheit. Das sind alles Dinge, die nachfolgen.
Zunächst war es immer so, dass Menschen, die von Jesus in die Nachfolge gerufen wurden, im Vertrauen auf dieses Zeugnis aufgebrochen sind: Nein, wir suchen dich!
Die Haltung Jesu zur Nachfolge und zum Zeugnis
Und das ist auch sehr wichtig: Jesus drängt niemanden.
In unserer heutigen Gesellschaft kursiert leider ein ganz schreckliches Wort, das ich nie wieder benutzen möchte – das Wort „missionieren“. Die Menschen stellen sich darunter vor, dass irgendwo in der Dritten Welt jemand mit einem Eisenhammer herumläuft und alle Leute totschlägt, die nicht sofort auf die Knie fallen und sich bekehren.
Ich habe jedoch noch nie einen Missionar erlebt, der tatsächlich missioniert hat. Deshalb sagen unsere asiatischen Freunde immer: Wenn der Staat, zum Beispiel in Nordkorea, sagt, ihr dürft nicht missionieren, antworten sie: Nein, machen wir auch nicht. Was tun sie stattdessen? Sie geben ein Zeugnis von Jesus, wenn sie gefragt werden, und beantworten die Fragen.
Auch bei den Muslimen ist es natürlich strikt verboten zu missionieren. Dennoch sagen sie immer wieder, dass sie es so geschickt machen, dass die Leute fragen: „Was tust du eigentlich?“ Dann antworten sie: „Ich habe einen reichen Herrn, dem ich diene.“ Die Frage lautet dann: „Wer ist das?“ Die Antwort: „Dem gehört alles auf der Welt.“ So wecken sie die Neugier der Muslime, und dann beginnen sie, von Jesus zu erzählen. Sie beantworten nur Fragen – und das kann niemandem verboten werden, denn Fragen zu beantworten ist kein Verbrechen.
Jesus hat niemanden geknebelt, niemanden gedrängt und niemanden vergewaltigt. Das meinen ja viele Heiden immer: Mission sei eine Vergewaltigung der Seelen. Aber das hat es überhaupt nie gegeben. Erzählen Sie mir, wo das gewesen sein soll! Im Mittelalter, natürlich, bei der Papstkirche, da gab es allerlei Unfug, weil Staat und Kirche vermengt waren. Aber in den 300 Jahren Missionsgeschichte hat es so etwas nie gegeben.
Es gab nur Menschen, die aus Liebe einfach weitererzählt haben: „Wir haben es gefunden.“ Genau das machen die beiden Brüder bei ihrem Bruder Simon.
Das Zeugnis in der Familie und die Bedeutung der Gewissheit
Es ist ganz schwierig, in der Familie Zeugnis weiterzugeben. Sie wissen, es ist gar nicht leicht, das zu tun, aber sie tun es dennoch. Es war um die zehnte Stunde, also halten Sie sich auch nicht zu sehr daran fest. Es kann auch sein, dass sich das bei Ihnen über einen längeren Zeitraum erstreckt hat. Ich kenne viele, die unmittelbar mit mir verbunden sind, sogar meine eigenen Kinder, und sie können die genaue Stunde nicht angeben.
In all den Jahren miteinander ist mir jedoch die Gewissheit geschenkt worden – durch unsere Hausandachten, durch unser Leben in der Pfarrfamilie und in der Gemeinde. Wir sind in eine Gewissheit hineingekommen. Nirgendwo steht, dass man immer die genaue Stunde wissen muss, aber man muss wissen, ob man zu Jesus gehört oder nicht. Man muss wissen, ob Jesus der Heiland ist oder ob er ein Betrüger ist, ob es wahr ist, dass er das Licht der Welt ist, ob er Sünden tilgt und der einzige Heiland ist, und dass es keinen anderen Weg zu Gott gibt als nur Jesus.
Keine andere Religion schafft das in der Welt, allein Jesus. Und es gibt keinen anderen Zugang zu Gott als durch ihn. Das wurde denen plötzlich in der zehnten Stunde klar. Das nächste ist dann das Weitersagen.
So schön: Billy Graham hat ja den Andreasdienst erfunden. Erinnern Sie sich noch? Wenn Sie bei der Großevangelisation von Billy Graham mitgearbeitet haben, hat er schon vorher immer eingehämmert, dass wir es machen müssen wie Andreas. Es ging ihm nicht nur um seine Predigt, sondern darum, dass wir das zum Anlass nehmen, allen Leuten, die wir treffen, zu sagen: „Ich habe es gefunden.“
In Amerika gab es damals eine ganz große Bewegung, die Campus für Christus-Leute, die diese Aktion gemacht haben. Sie haben sich eine Plakette umgehängt mit der Aufschrift: „Ich habe es gefunden.“ Und dann wurden sie angesprochen: „Was hast du gefunden?“ Und sie antworteten: „Ich habe Jesus gefunden. Und ich bin gewiss, er ist der Heiland der Welt.“
Das ist so schön, das ist Zeugnis. Ich kann nichts anderes machen, als Menschen zu sagen: „Ich habe ihn.“ Wir wollen niemanden drücken oder drängen, aber dieses Zeugnis fehlt heute. Ich bin überzeugt, viele Leute gehen in unsere Gottesdienste und begreifen nicht, dass wir etwas gefunden haben, was allen anderen fehlt. Sie dürfen das immer wieder weitersagen.
Zeugnisse aus dem Alltag und die Kraft des einfachen Glaubens
Ich freue mich über einen Patenonkel von mir, der im Baugewerbe arbeitet. Er ist bei einer Berufsgenossenschaft tätig und hat dort die Abteilungsleitung für die große Abrechnung übernommen.
An Weihnachten hat er dem Chef gesagt, dass er ein Wort sagen möchte. Als er so dastand, sprach er zu den Kollegen: „Ihr seht ganz blöd aus der Wäsche. Jesus ist nicht bloß so ein Baby, sondern der Weltenherrscher. Er hat mein Leben so reich gemacht, und ich will keinen Tag ohne Jesus leben.“
Dieses schlichte Zeugnis freut mich sehr. Ich bewundere den Mut, in einer gottlosen Umgebung einfach den Punkt klarzumachen: Es ist doch gar nicht wichtig, ob du Mitglied in einer Kirche bist. Es ist nicht wichtig, wie du dich kleidest oder welche Musik du magst. Du brauchst Jesus und sein Licht – alles andere hilft nicht.
Es ist so herrlich, dass im Evangelium nach Johannes gleich klar wird, worum es geht. Ich weiß, das haben wir heute Morgen schon besprochen, wie schwer es uns oft fällt, den Namen Jesus auszusprechen. Viel lieber sagen wir: „Ich glaube an Gott.“ Doch das bedeutet oft gar nichts. Sogar die Nazi-Größen, wie Alfred Rosenberg, sagten heute Morgen, sie glauben an Gott. Aber wir glauben an Jesus, und da gibt es keine Missverständnisse.
Viele ziehen dabei eine Schnute und wenden sich ab. Doch lassen Sie sich nicht erschüttern, selbst in der Christenheit! Wie oft habe ich das schon gehört, wenn ich predige: „Man kann doch nicht dauernd Jesus, Jesus, Jesus sagen!“ Ja, ich habe es hoffentlich etwas geschickter gesagt in meiner Bibelarbeit, aber ich habe auch Widerspruch bis in meine Gemeinde hinein gehört. Das gibt es eben.
Manche sagen: „Da kann man nicht mehr in die Kirche gehen, der hat immer nur von Jesus die Rede.“ Doch umso mehr kamen andere Menschen, die genau das gesucht haben.
Das ist unser Motto: So wie Andreas und Johannes weitersagen, als sie ihren Bruder Simon finden und zu ihm sprechen: „Wir haben den Messias gefunden, den König, den Verheißenen, den Gesalbten, den Davidsohn, den Retter der Welt.“ Und das ist wunderbar – dieses schlichte Zeugnis weiterzugeben: Der König der Welt, der Herrscher, ich habe ihn gefunden.
Es ist eine Kettenreaktion, so läuft es immer in der Erweckungsgeschichte. Wissen Sie, wo das anfängt, dass Menschen Jesus wieder groß machen? Darum bete ich, dass unsere Zeit heute wieder so wird. Nicht durch neue Gemeindemodelle – ich glaube immer, wir sind auf dem falschen Dampfer. Die Formen sind gar nicht entscheidend. Es geht um eine neue Erfahrung: Jesus ist der herrliche Heiland.
Ein Weitersagen, danach lechzen die Menschen. Wir müssen das in einer Lebendigkeit weitersagen.
Zeugnisse aus Verfolgung und weltweiter Erweckung
So ist es heute im Iran, so war es auch unter Khomeini: Dort steht die Todesstrafe auf dem Übertritt vom Islam zum Christentum. Trotzdem kommen viele Muslime zum Glauben an Jesus. Sie sprechen ihren Glauben trotz der großen, tödlichen Bedrohung offen aus, weil sie überzeugt sind, dass Jesus der Weg ist.
Beim großen Verfolgungskongress, der kürzlich auf dem Schönblick stattfand, erzählten Freunde aus Pakistan am ersten Montag erschütternd von ihren Erfahrungen. Sie berichteten, wie Christen im Polizeigewahrsam getötet werden. Dabei zeigten sie Dias von ganzen Familien, die ermordet wurden, nur weil sie Jesus angehören.
Trotzdem sagen sie: „Wir hören deshalb nicht auf. Wir veranstalten Freiluftveranstaltungen auf den Straßen mit tausend Zuhörern und sagen vor den Muslimen: Niemand kommt zu Gott als allein durch Jesus.“
Zuhörer fragten: „Greifen die Behörden nicht ein, wenn sie wegen einer angeblichen Lästerung des Propheten verfolgt werden? Sind sie nicht unter Gottes Schutz?“ Die Antwort war: „Noch nie wurden wir wegen unseres eindeutigen Zeugnisses geschädigt.“ Obwohl viele schon gelitten haben, haben sie den Mut nicht aufgegeben. Unerschrocken sagen sie weiterhin, dass Jesus das Heil ist.
Das ist wichtig: Es gibt eine Kettenreaktion. Wir kennen das im Winter nur vom Schnupfen und von Erkältungen. Einer hustet, kurz darauf husten alle. So kann man mit einer Infektion viele anstecken. In unserer Welt gibt es eine Infektion der Sünde. Unsere Gesellschaft ist erschreckend davon betroffen, wie sie heute grassiert. Ich will keine Beispiele nennen, Sie wissen, wie das weitergeht: wie eine Epidemie, die alle unsere jungen Leute befällt.
Doch es gibt auch eine Kettenreaktion des Glaubens und des Reiches Gottes, die das Zeugnis von Jesus weiterträgt. Heute gibt es in Nepal eine Million Jesusgläubige Nepalesen. Wir haben in China das enorme Wachstum erlebt, wie das Zeugnis trotz Verfolgung weiterging – das einzige Zeugnis von Jesus, die Bibel und das Bekenntnis zu Jesus.
Dabei war es egal, wie sie sich versammelten – ob Methodisten, Anglikaner oder Baptisten. Das war nicht wichtig. Wichtig war Jesus. Ich nenne sie immer „Jesusleute“ – Menschen, die brennen dafür, anderen von Jesus zu erzählen. Das gehört zwangsläufig dazu. Es ist faul, wenn es einen nicht drängt, von Jesus weiterzusagen.
Natürlich braucht man Geschick. Man muss nicht sofort beim Bäcker sagen, dass man Jesus braucht, bevor man Brot oder drei Brezeln bestellt. Trotzdem kann es einmal so sein. Ich habe schon Geschichten gehört, in denen Wunderbares geschah, weil Menschen plötzlich den Mut hatten, anderen von der Liebe Jesu zu erzählen.
Sie werden Gelegenheiten haben. Am schönsten ist es, wenn sie es mit ihrem Mund tun. Das will ich immer wieder betonen: Am allerschönsten ist es, wenn man mit dem eigenen Mund, in einem schlichten, originalen, ehrlichen Zeugniswort spricht – so, wie Gott es einem schenkt, ganz kurz und knapp. Herrlich, wie das weitergeht!
Die Verwandlung durch Jesus und die Kraft der Schwachheit
Simon kommt zu Jesus, und er führt ihn zu Jesus, dem Schönsten. Jesus spricht: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du sollst Käfer ausscheiden – ausgerechnet diese Wackelpersönlichkeit! Was war Käfer? Denn für einen Zoodroch, Simon, wird er zu einem Felsen.“ Das macht Jesus aus unserem labilen Charakter, und das hat er schon alles gefunden.
Der Heiland verwandelt mein Leben. In wenigen Schritten geschieht das Wichtigste. Für uns ist es auch so schön, dass uns Johannes zeigt, wie Jesus unser Leben verändern will. Hier noch einmal die Jahreslosung des nächsten Jahres: „Seine Kraft vollendet sich in meiner Schwachheit.“
Heute ist es eine große Welle, dass man dauernd von unseren Gaben spricht. Nein, der Herr reicht die Gaben dar. Er schenkt sie den Glaubenden und macht uns fähig und tüchtig. Das ist so herrlich, denn er gebraucht uns gerade in unserer Schwachheit.
Neulich hat mich jemand gefragt, wie das bei den Predigten so geht. Das weiß Rainer Wörter auch, und alle wissen es. Es geht jedes Mal durch Schwächen hindurch, und jedes Mal muss der Herr es neu schenken. Ohne den Herrn, der es reicht, bleibt alles leer.
So ist auch Ihr Zeugnis, wenn Sie sagen: „Ich weiß gar nicht, was ich beim Krankenbesuch sagen soll. Aber Herr, gebrauche mich! Ich will Dein Zeuge sein, und ich will viele noch zu Dir führen.“ Das ist herrlich, dass der Herr Sie dazu gebraucht.
Johannes durfte schon diese Kettenreaktion anstoßen – diese Kettenreaktion des Reiches Gottes, der Erweckung.
Erweckung und Zeugnis in verschiedenen Gemeinschaften
Wir leben heute in einer Zeit, in der das Wunderbare geschieht – besonders unter den Indianern. Davon wird Jürgen Sachs berichten. An den Hecken und Zäunen, bei der Indianermission, die jahrhundertelang vergessen war, geht es heute weiter.
Neulich waren wir in einer russlanddeutschen Gemeinde in Bad Berleburg. Dort trafen wir Zigeunerbarone aus der Karpato-Ukraine. Einer von ihnen sagte: „Wir sind das kriminellste Volk der Welt. Alle haben Angst vor uns. In Russland dürfen wir nur außerhalb der Städte, in den Wäldern wohnen.“ Doch sie ziehen von Ort zu Ort, und die Zigeuner bekehren sich.
Er sprach so leidenschaftlich davon, dass ich in Deutschland schon lange keinen Menschen mehr erlebt habe, der so ergriffen von Jesus war. Er berichtete, wie selbst die dämonischen Gebundenheiten seines Volkes aufgebrochen werden.
In Deutschland sind die Zigeunergemeinden überfüllt. Gertrud Wehl erzählt in ihren Briefen von der Osteuropa-Mission in Hamburg, dass die beiden Zigeunergemeinden, ähnlich wie bei den Brüderversammlungen, plötzlich überfüllt sind. Es ist, als hätte Gott etwas angestoßen.
Wir leben in der letzten Zeit, in der Gott an den Hecken und Säumen wirkt – an Orten, wo viele in den traditionellen Gemeinden nicht mehr wissen, wer Jesus ist und was unser Auftrag ist. Darum wollen wir dieses Wirken ergreifen.
Ich hoffe, ich habe Sie nicht durcheinandergebracht. Ich brenne dafür, dass Johannes ein herrlicher Jesuszeuge war, und das müssen Sie mir einfach lassen. Sie dürfen es auch anders sehen – diese Freiheit haben wir. Für mich war Johannes bis zu seinem letzten Atemzug voll davon, ein Bote zu sein. Möge er uns mit dieser Gewissheit anstecken.
Wo Sie selbst noch Zweifel haben, bitten Sie um den Heiligen Geist, dass er Ihnen die Augen öffnet und Gewissheit schenkt. Das ist ganz wichtig: Heilsgewissheit ist die Krone des evangelischen Glaubens, des Bibelglaubens. Das Schönste daran ist, dass man darin gewiss werden darf, dass niemand mich aus der Hand von Jesus reißen kann.
Es kann geschehen, was es will, ich bin fest bei ihm geborgen – nicht weil ich nie zweifle, denn das gibt es immer wieder –, sondern weil Jesus mich nicht loslässt. Seine Hand ist stark, und nichts kann mich aus dieser Hand reißen. So viel hat er schon an mich gewandt, um mich wieder loszulassen. Das ist meine Freude, und daran glaube ich.
Herr, wir wollen dir danken für das Zeugnis des Johannes, das uns immer wieder mahnt. Oft versäumen wir so viel. Doch wir wollen nicht beim Klagen stehenbleiben. Wir wollen ganz neu mit deinen Wundern rechnen, dass du auch unser schlichtes Zeugnis gebrauchen kannst – unsere Gespräche, unser Wort, das wir sprechen, auch in den nächsten Tagen –, damit daraus Frucht wächst.
Vielleicht sehen wir den Erfolg dieses Zeugnisses gar nicht. Aber wir wissen, dass jeder Dienst für dich nicht vergebens ist. Du brauchst ihn wie ein Samenkorn, das einmal aufgeht. Wann und wie, wissen wir nicht.
So beten wir auch für unsere Kinder und Enkel, für unsere Verwandten und für die Gemeinden, aus denen wir kommen. Möge dort die Freude an dir und das brennende Zeugnis wieder durchbrechen. Amen.
