Einführung in die Person und Zeit des Propheten Jona
Jona Kapitel 1: Wir werden gleich einige Abschnitte daraus lesen. Zuvor möchte ich noch ein paar Vorbemerkungen machen.
Was wissen wir über den Propheten Jona? Zunächst kennen wir seine Herkunft. Er war ein Prophet aus Gath-Hepher, nahe bei Nazaret in Galiläa im Norden Israels.
Aus einer weiteren Stelle im Alten Testament, nämlich 2. Könige 14,25, erfahren wir auch, wann er lebte. Jona war ein Zeitgenosse König Jerobeams II., der ungefähr von 800 bis 750 v. Chr. regierte. Das bedeutet, Jona lebte ungefähr in der gleichen Zeit wie die Propheten Amos und Hosea, also etwa zwischen 800 und 750 v. Chr. in dieser Region.
Noch etwas zur Geschichtlichkeit von Jona: Vielleicht habt ihr schon gehört, dass manche Jona für eine Märchenfigur halten. Sogar Theologen machen sich über die Geschichte lustig, dass ein Mensch von einem Fisch verschluckt wurde und nach drei Tagen und drei Nächten wieder lebendig ausgespuckt wurde.
Doch hier sollten wir uns bewusst machen, dass kein Geringerer als unser Herr Jesus Christus selbst im Matthäusevangelium Kapitel 12 Aussagen über die Geschichtlichkeit von Jona macht.
Jesu Bestätigung der Geschichtlichkeit Jonas
Wenn ihr den Finger bei Jona lasst und jetzt Matthäus 12,39-41 mit mir lest, heißt es:
Matthäus 12,38: Dann antworteten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: „Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen.“ Die Juden waren ja immer darauf aus, Zeichen und Wunder zu sehen.
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als nur das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.
Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas. Und siehe, mehr als Jona ist hier.“
Jesus Christus verbindet hier sowohl das Ereignis im Bauch des Fisches als auch die folgende Predigttätigkeit Jonas in Ninive miteinander. Er sagt, so geschichtlich wie das eine war, so geschichtlich war auch das andere.
Jona hat im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte verbracht, und er hat auch gepredigt.
Widerlegung der Anpassungstheorie an die damalige Zeit
Nun gibt es noch klügere Leute, die sagen: Das bedeutet nicht viel, dass Jesus Christus, wie in Matthäus 12, den Propheten Jona bestätigt hat und seine Geschichte. Das sei doch nur eine Anpassung Jesu an den Geist seiner Zeit damals. Man sagt, Jesus war ein Kind seiner Zeit und wusste es nicht besser. Er hat nicht studiert, war ein einfacher Zimmermannssohn und glaubte das, was alle anderen damals auch glaubten. Er passte sich an die damalige landläufige Meinung an.
Ein Bekannter von mir, der schon in der Ewigkeit ist, Ernst Meyer, einer der Mitbegründer der Kfg, hat die Anpassungstheorie folgendermaßen widerlegt: Er sagt, diese Theorie hat keinerlei biblische Grundlage. Keine Schriftstelle gibt uns irgendeinen Anlass zu glauben, Jesus Christus hätte sich den Irrtümern seiner Zeit angepasst. Keine Bibelstelle gibt uns dazu irgendeinen konkreten Anlass.
Die Bibel zeigt uns jedoch Beispiele, in denen der Herr Jesus die Irrtümer seiner Zeitgenossen eindeutig korrigiert hat und sich nicht deren Irrtümern angepasst hat. Zum Beispiel in Matthäus 15. Dort korrigiert er die Praxis, dass für Eltern, die betagt und pflegebedürftig sind, einfach eine große Spende gegeben wurde, sodass man sie nicht mehr pflegen musste. So war das bei den Pharisäern üblich, und Jesus korrigiert diese Praxis.
Oder in Matthäus 23, einem ganzen Kapitel, in dem er die Frömmigkeit der Pharisäer und ihre Lehren korrigiert. Er hat sich nicht angepasst, sondern korrigiert.
Diese Theorie von der Anpassung widerspricht letztlich dem Charakter Jesu. Wie könnte Jesus, der selbst die Wahrheit in Person ist – „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ –, sich den Irrtümern seiner Zeit gegen besseres Wissen anpassen und sie unterstützen? Das geht nicht, das passt nicht zusammen.
Viertens zerstört diese Theorie letztlich die Botschaft der ganzen Bibel. Wenn Jesus bewusst gegen besseres Wissen Unwahrheiten bestätigt hätte, wie könnten wir ihm dann in irgendeiner Sache glauben? Es geht ums Ganze, es geht um das Fundament.
So schließe ich diesen Teil mit folgendem Fazit ab: Die Anpassungstheorie ist meiner Meinung nach eine satanische Lüge. Satan will den Herrn Jesus und die Botschaft der Bibel unglaubwürdig machen. Das hat er schon immer versucht, und ich glaube nicht, dass er sich inzwischen bekehrt hat. Er ist immer noch auf demselben Kurs und will die Unglaubwürdigkeit der Bibel fördern und Zweifel säen.
Der Auftrag an Jona und seine Flucht
Gut, ich habe das ganz bewusst vorangestellt, weil wir, wenn wir das jetzt immer im Hinterkopf hätten – na ja, wer weiß, ob Jona überhaupt gelebt hat und so –, die Botschaft des Jona-Buches ganz gewaltig abschwächen würden.
Jetzt sind wir aber bei Jona Kapitel 1. Ihr, die das Buch Jona kennt, wisst, dass Jona einen Auftrag von Gott bekam: Er sollte in die große Stadt Ninive gehen und dieser Stadt Gericht predigen. War dieser Auftrag etwa leicht? Keineswegs.
Ninive war immerhin die Hauptstadt des Assyrischen Reiches. Die Assyrer waren zu jener Zeit die Todfeinde Israels. Einige Jahrzehnte später eroberten sie tatsächlich zehn Stämme des Nordreichs und führten sie 722 v. Chr. in die Gefangenschaft.
Also, das war wirklich kein Honigschlecken für Jona, sondern eher ein Gang nach Canossa, wie bei Heinrich IV. Canossa liegt in Italien, ja. Ist es da nicht ganz verständlich, dass wir hier im Jona-Buch lesen?
In Vers 2 heißt es: „Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und verkündige gegen sie, denn ihre Bosheit ist vor mich aufgestiegen.“
Vers 3: „Aber Jona machte sich auf, um nach Tarsis zu fliehen, weg vom Angesicht des Herrn. Er ging nach Jaffo hinab, fand ein Schiff, das nach Tarsis fuhr, gab den Fahrpreis dafür, stieg hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weg vom Angesicht des Herrn.“
Fluchtwege in der Menschheitsgeschichte und im persönlichen Leben
Jonah auf dem Fluchtweg. Als ich darüber nachdachte, musste ich erkennen, dass Menschen immer wieder Fluchtwege einschlagen. Wenn ich auf mein eigenes Leben zurückblicke, sehe ich, dass auch ich schon Fluchtwege gegangen bin.
Als Adam und Eva damals im Garten von der verbotenen Frucht gegessen hatten, mussten sie fliehen – weg von Gottes Angesicht. Sie versteckten sich hinter den Bäumen. Seit dieser Stunde ist die Geschichte der Menschheit durchzogen von Fluchtwegen.
Manchmal fliehen Menschen zum Beispiel vor anderen Menschen oder vor schwierigen Umständen. Hagar, die Magd Abrahams, wollte nicht länger von Sarah gedemütigt werden. Deshalb floh sie in die Wüste. Doch der Engel des Herrn stellte sie und befahl ihr, zurückzugehen und sich unter die Hand Sarahs zu demütigen.
Ich habe bemerkt, dass in unserer heutigen Zeit eine eigenartige Tendenz besteht: Wenn es Schwierigkeiten gibt – sei es mit Nachbarn, Arbeitskollegen, Vorgesetzten oder Menschen in der Gemeinde – suchen viele ganz schnell einen Fluchtweg, einen Ort, wo sie anderswo hingehen können.
Gestern habe ich bei einem Umzug geholfen. Dabei wurde deutlich, dass es im Grunde ein Fluchtweg ist. Die Leute ziehen aus, weil sie sich nicht mehr mit den Menschen verstehen, die über oder unter ihnen wohnen – selbst wenn es die eigenen Verwandten sind.
Verschiedene Arten von Flucht
Fluchtwege
Manchmal fliehen Menschen vor ihrer Vergangenheit. Jakob floh vor seinem Bruder und vor den Folgen seiner bösen Taten nach Haran. Zwanzig Jahre dauerte sein Fluchtweg. Doch Gott kämpfte mit ihm in jener Nacht am Jabbok. Jakob stellte sich seiner Vergangenheit und versöhnte sich mit seinem Bruder Esau. Damit war der Fluchtweg vorbei.
Manchmal fliehen Menschen sogar vor Gott. Sie wenden sich zu Philosophen, die sagen, es gebe keinen Gott, oder zu anderen, die lehren, man könne nichts Genaues über Gott wissen. Sie fliehen in die Unmoral, in Alkohol und Vergnügen, in die Lustigkeiten dieser Welt.
Manchmal fliehen sie auch vor einem gläubigen Elternhaus. So ging es mir mit 14, 15, 16 Jahren. Vor einem Elternhaus, in dem sie die angeblichen oder tatsächlichen Fehler ihrer Eltern entdeckt haben und vorgeben, aber in Wirklichkeit fliehen sie vor dem Angesicht des Herrn.
Die allermeisten fliehen vor Gott, indem sie sich einfach in die Nichtigkeiten eines rein diesseits orientierten Lebens stürzen. Wenn abends das Bier auf dem Tisch steht und der Fernseher läuft, dann sind sie zufrieden wie ein Stück Vieh, dem man den Drog vollgeschüttet hat. Darf ich das mal so drastisch sagen? Mehr ist es dann nicht mehr. Da ist nicht mehr drin: Essen, Trinken, Sex, Schlafen – weg vom Angesicht des Herrn.
Ob wir heute Morgen jemanden unter uns haben, der sich in irgendeiner Form auf der Flucht befindet?
Flucht vor der göttlichen Platzanweisung
Es gibt noch eine weitere Form der Flucht, die uns Gläubige betrifft. Jetzt wird es etwas persönlicher.
Jonah war ein Knecht Gottes, doch er floh vor seiner Platzanweisung. Gott hatte ihm gesagt, er solle nach Ninive gehen. Aber Jonah machte sich auf den Weg nach Tarsis. Gott wollte ihn in Ninive haben, doch Jonah wollte nach Tarsis, das wahrscheinlich im heutigen Spanien liegt.
Doch in Jonas Leben gab es ein „Aber“. Darf ich das mal übertragen? Wie schnell geraten wir als Christen in die Gefahr, vor unserer Platzanweisung zu fliehen?
Wie viele Männer und Väter fliehen heute zum Beispiel vor der göttlich gegebenen Aufgabe, dass wir als Männer das Haupt, also die Leitenden in der Ehe sein sollen? Wir tragen die Hauptverantwortung in der Erziehung und christlichen Unterweisung unserer Kinder.
Zwar verbringen vielleicht unsere Frauen die meiste Zeit mit den Kindern, doch vor dem Herrn haben wir die Verantwortung. Wir sollten uns dafür interessieren, welche Kinderbibel die Kleinen gerade lesen und was in der christlichen Unterweisung ansteht. Wenn wir diese Verantwortung auf unsere Frauen abschieben, fliehen wir. Wohin? Meistens in den Beruf oder in irgendwelche Hobbys oder Vereine.
Liebe Brüder, ich möchte euch daran erinnern, dass man wohl kaum je von einem Mann auf dem Sterbebett gehört hat, der gesagt hätte: „Ich wünschte, ich hätte noch mehr Zeit im Büro verbracht.“
Wie viele Frauen fliehen heute vor ihrer von Gott gegebenen Platzanweisung in Ehe und Familie? Kaum sind die Kinder aus dem Gröbsten heraus, drängt es viele Mütter mit Macht zurück in den Beruf. Das sind oft Fluchtwege.
Warum eigentlich, wenn das Einkommen des Mannes ausreichend ist? Warum, wenn das Neue Testament die Platzanweisung für junge Frauen so beschreibt: Sie sollen ihre Männer lieben, ihre Kinder lieben, besonnen und keusch mit häuslichen Arbeiten beschäftigt sein und sich den eigenen Männern unterordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird? (Titus 2,4-5)
Es gibt viele weitere Fluchtwege. Manche wollen sogar aus der Ehe fliehen, andere vor ihrer Aufgabe in der Gemeinde und so weiter.
Darf ich euch wirklich von Herzen bitten: Flieht nicht vor eurer Platzanweisung! Wenn Gott sagt: „Geh nach Osten“, dann sage nicht „Ich gehe nach Westen“. Ein Kind Gottes auf der Flucht ist nichts anderes als ein christlicher Desserteur.
Und das ging bei Jonah nicht gut – und es wird auch bei uns nicht gut gehen.
Die Gründe für die Flucht vor Gottes Auftrag
Ich möchte an dieser Stelle gerne noch etwas tiefer gehen. Mich hat wirklich beschäftigt, warum wir manchmal vor Gottes Platzanweisung fliehen. Warum ist das so? Was steckt dahinter?
Das Buch Jona, denke ich, gibt uns eine Antwort. Wenn ihr mit mir in Kapitel 3, Vers 10 schaut, lesen wir: „Und Gott sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Weg umkehrten.“ Jona hatte inzwischen in Ninive gepredigt, und die Menschen kehrten von ihren bösen Taten um. Daraufhin ließ sich Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, gereuen und führte es nicht aus. Es kam also kein Gericht über Ninive.
Nun schauen wir uns Kapitel 4 an, die Reaktion von Jona: „Und es missfiel Jona sehr, und er wurde zornig. Und er betete zum Herrn und sagte: Ach Herr, war das nicht meine Rede, als ich noch in meinem Land war?“ Das war also, bevor er nach Tarsis floh. Er floh deshalb schnell nach Tarsis, weil er wusste, dass Gott ein gnädiger und barmherziger Gott ist, langsam zum Zorn, groß an Güte und einer, der sich das Unheil gereuen lässt.
Jona wusste das. Er wusste: Wenn ich hingehe und Gericht predige, und die Menschen hören meine Predigt, kehren um, dann wird Gott sein Unheil nicht ausführen. Und dann stehe ich da wie der Depp der Nation, wie der Obertrottel. Ich habe Gericht gepredigt, und es passiert nichts. Das wollte Jona nicht. Deshalb floh er nach Tarsis.
Mit anderen Worten: Jona war schlicht und einfach zu hochmütig und zu stolz. Er wollte auf keinen Fall so dastehen. Er hatte etwas gesagt, und nun passiert es nicht. Dazu war er zu stolz.
Ihr Lieben, ist das nicht oft die Wurzel des bösen Gewächses? Wenn wir vor Gottes Platzanweisung fliehen, sind es manchmal genau die gleichen Gründe wie bei Jona: Hochmut und Stolz. Wir machen unsere Vorstellungen und unseren Willen zum Gott – vielmehr zum Götzen unseres Lebens. Und das kann nicht gutgehen. Wir sagen: „Ich will aber das, und ich will so.“ Das steckt in uns Menschen drin.
Ich hatte mal einen Chef, Peter kennt ihn auch, das war Bernd Wetzel. Er erzählte mal, dass er vier Töchter hat, ähnlich wie der Evangelist Philippus. Nur dass seine Töchter nicht weissagten. Die kleinste Tochter, Raffaela, war schon ein aufgewecktes Kind. Im Alter von ein paar Jahren sagte sie zu ihren Eltern: „Ich will nicht immer wollen, was ihr wollt. Ich will wollen, was ich will.“ So sind Kinder. Und manchmal sind wir Erwachsenen auch so.
Wir wollen nicht das wollen, was Gott will. Wir wollen das wollen, was wir wollen. Wisst ihr, was da fehlt? Da fehlt manchmal die Blanko-Unterschrift unter das weiße Blatt unseres Lebens. Dass wir Gott in einer heiligen Stunde wirklich diese Blanko-Unterschrift gegeben haben und gesagt haben: Herr, ich habe dich angenommen als meinen Retter, und du bist mein Erlöser. Aber du sollst auch wirklich der Herr sein über mein ganzes Leben – grundsätzlich.
Hier hast du mein Leben, mein zukünftiges Leben. Führe mich nach deinem Willen. Ich will wirklich nach deinem Willen leben. Hilf mir! Hier hast du meine Unterschrift – mein Leben gehört dir, nicht mehr mir. Nicht ich, sondern du!
Wann werden wir so weit sein, dass wir diese Blanko-Unterschrift unter das weiße Blatt unseres Lebens geben, falls das noch nicht geschehen ist?
Jonas Flucht und die Konsequenzen
Jonah geht nach Jaffo, heute Jaffa genannt. Dort findet er ein Schiff, das Richtung Westen fährt, und er bezahlt den Fahrpreis. Nebenbei bemerkt: Auf Fluchtwegen, auf eigenen Wegen, muss man immer selbst bezahlen – bis die Taschen leer sind, wie beim verlorenen Sohn. Man zahlt Geld, man zahlt Kraft, oft auch Gesundheit. Manche, die nicht umkehren wollen, bezahlen ihren Fluchtweg mit der ewigen Seligkeit, wenn sie vor Gott fliehen.
Wenn man erst einmal in die falsche Richtung unterwegs ist, geht es immer weiter bergab. Achtet mal darauf, wie die Bibel uns das hier schildert. Ich war richtig erschüttert, als ich das sah.
Schaut mal in Vers 3: Dort heißt es: „Und er ging nach Jaffo hinab.“ In Vers 5 lesen wir: „Da fürchteten sich die Seeleute, schrien um Hilfe, jeder zu seinem Gott. Sie warfen die Geräte, die im Schiff waren, ins Meer, um ihre schwierige Lage zu erleichtern.“ Jonah aber war in den untersten Schiffsraum hinabgestiegen – wieder das Wort „hinab“: hinab nach Jaffo, hinab in den untersten Schiffsraum. Aber das reicht noch nicht.
In Vers 15 heißt es: „Sie nahmen Jonah, als der Sturm gewesen war und sie beinahe alle umgekommen wären, und warfen ihn ins Meer hinab.“ Noch eine Stufe tiefer: Jonah wird ins Meer geworfen.
In Kapitel 2, Vers 7 beschreibt Jonah seine Erfahrung: „Zu den Gründen der Berge sank ich hinab, unter Wasser noch tiefer hinab, hinab, hinab, hinab, hinab.“
Mensch, wenn wir merken, dass wir in irgendeinem Abwärtstrend in unserem Leben sind, dass da so ein Sog nach unten wirkt, dass es irgendwie bergab geht, dann sollten wir ein Stoppzeichen setzen, die Notbremse ziehen und umkehren.
Die Betäubung durch Sünde und das Erwachen
Noch ein Gedankengang, bevor ich zum Schluss komme:
Als der Sturm kommt, schläft Jona fest (Vers 5). Er liegt im untersten Schiffsraum und schläft wie ein Murmeltier. Das hebräische Wort, das hier verwendet wird, habe ich nachgeschlagen. Es bedeutet „wie betäubt“ und ist derselbe Ausdruck, der in 1. Mose 2 steht, als Gott Adam in einen tiefen Schlaf fallen ließ. Es handelt sich also um einen fast narkoseartigen Schlaf. So betäubt war Jona.
Seht ihr die Wirkung der Sünden? Fluchtwege sind Sündenwege, und sie führen immer weiter weg von Gott. Hier muss der heidnische Kapitän den schlafenden Jona wecken. Jona selbst hatte Gottes Reden im Sturm schon nicht mehr gehört, so betäubt war er.
So ist es heute auch: Die Welt droht aus den Fugen zu geraten, und viele Christen schlafen. Wir haben die besten Möglichkeiten, die es je für Evangelisation und Mission gab. Keine Generation vor uns hatte solche Chancen wie wir. Wir können über das Internet Live-Sendungen ausstrahlen, Flugzeuge an jeden Ort der Erde schicken sowie Bibeln und Radiosendungen überall verbreiten.
Doch die meisten Christen schlafen und nehmen nicht aktiv an der Evangelisation und Weltmission teil.
Die Konfrontation Jonas mit seinen Mitreisenden
Und schaut mal, hier werden dem Jona acht Fragen gestellt, und zwar in diesem Kapitel. Einige davon sind für ihn sehr beschämend.
In Vers 6 wird er im Schiff gefragt: „Was ist mit dir, du Schläfer?“ Das ist bemerkenswert, denn selbst Nichtchristen erkennen hier, dass da ein Frommer an Bord ist – und er schläft. Die Frage lautet also: „Was ist mit dir, du Schläfer?“
In Vers 8 folgt die Frage: „Durch wessen Schuld trifft uns dieses Unglück?“ Dann wird er nach seinem Beruf gefragt. Jona muss antworten: „Ich bin ein Prophet, ein von Gott Berufener.“ Er soll eigentlich Gottes Wahrheiten verkündigen und seine Botschaft überbringen. Doch was tut er hier auf dem Schiff, und dann auch noch in die falsche Richtung?
Weiterhin wird er gefragt: „Woher kommst du?“ Er antwortet: „Ich komme aus Israel, dem Land Gottes.“ Die nächste Frage lautet: „Was ist dein Land?“ Die Antwort ist erneut: „Israel.“ Schließlich wird er gefragt: „Von welchem Volk bist du?“ Er antwortet: „Israel, Gottes auserwähltes Volk.“
In Vers 10 wird die Frage gestellt: „Was hast du getan?“ Und in Vers 11 schließlich: „Was sollen wir mit dir tun, damit das Meer uns in Ruhe lässt?“
Insgesamt werden Jona acht Fragen gestellt. Daraufhin sagt er in Vers 12: „Nehmt mich und werft mich ins Meer.“ Und genau das tun sie dann auch. In Vers 15 heißt es: „Sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer, und da ließ das Meer ab von seinem Wüten.“
Abschlussgedanken und christologische Deutung
Ich will zum Schluss kommen. Heute Morgen haben wir gemeinsam ein wenig über Fluchtwege nachgedacht. Vielleicht hatten wir dabei bestimmte Personen vor Augen oder haben uns in dem einen oder anderen Stück sogar selbst wiedererkannt.
Was ist nun die Lösung des Problems? Wie kommen wir wieder auf die richtige Spur, wenn wir merken, dass wir wirklich auf dem falschen Dampfer sind?
Die Ausleger der vergangenen Jahrhunderte haben die Lebensgeschichte des Jona immer wieder christologisch verstanden und gedeutet. Was heißt das? Das bedeutet, sie haben Christus in dieser Geschichte gesehen. Sie haben erkannt, dass diese Geschichte auch etwas mit Christus zu tun hat.
Gott wusste schon vor Grundlegung der Welt, was passieren würde, wenn er den Menschen die freie Wahl lässt, mit ihm oder ohne ihn zu leben. Gott wurde durch den Ungehorsam von Adam und Eva nicht überrascht. Schon vor der Erschaffung des Menschen hatte Gott im Himmel gefragt: Wenn meine geliebten Geschöpfe fallen und von mir davonlaufen, wer ist bereit, zu gehen und sie an mein Vaterherz zurückzuholen?
Das steht nicht ausdrücklich in der Bibel, aber ich kann mir vorstellen, dass Gott so gefragt hat, und ich kann mir vorstellen, dass es eine atemlose Stille gab. Millionen von Engeln standen da, doch keiner trat vor und sagte: „Vater, sende mich!“ Nicht einmal Michael oder Gabriel.
Dann kam der Herr Jesus und sagte: „Nehmt mich und werft mich ins Meer. Nimm mich, Vater, ich bin bereit zu gehen zu den Völkern, zu deinen geliebten Geschöpfen. Ich möchte sie zurückholen an dein Herz.“ Und so wurde Christus Mensch.
Auf dieser Erde erfüllte er das Gesetz, starb an jenem Kreuz, an das wir heute Morgen schon gedacht haben, wie ein Verbrecher. Doch am dritten Tag ist er auferstanden und lebt.
Jetzt können wir unsere Fluchtwege beenden. Wisst ihr wie? Es geht wie bei Jona: Jona musste über Bord und ins Meer. Jona musste sterben – im Bild gesprochen. So ist es auch bei uns: Unser Ich, unser altes, dickes Ich mit Hochmut, Stolz, eigenen Plänen und Lebensvorstellungen, unseren Empfindlichkeiten und Animositäten – all das muss sterben!
Wir selbst müssen mit Jesus Christus sterben und auferstehen zu einem neuen Leben. Ich denke, dass das bei jedem Kind Gottes im Augenblick seiner Bekehrung und Wiedergeburt geschieht.
Unsere praktische Lebenserfahrung zeigt jedoch, dass nicht immer alles sofort in der Praxis umgesetzt ist. Deshalb müssen wir dieses Sterben an dem einen oder anderen Punkt in unserem Leben ganz konkret durchbuchstabieren und durchexerzieren. Dort, wo wir sagen: „Herr, hier hast du meine Blanko-Unterschrift. Ich will bereit sein, deinen Weg zu gehen, deinen Willen zu tun. Christus soll auch an diesem Stück meines Lebens wirklich der Herr sein.“
Dazu möchte ich Mut machen – falls irgendjemand von uns, ohne dass ich das beabsichtigt habe, an einem Punkt seines Lebens persönlich betroffen ist. Ich sehe keinen anderen Lösungsweg, als an diesem Punkt mit Christus zu sterben. Indem wir im Gebet zu ihm kommen und sagen: „Herr Jesus, hier lege ich dir diese Sache hin. Ich will sie loslassen. Ich will bereit sein, deinen Weg zu gehen. Die Flucht soll zu Ende sein. Hier hast du mich wieder neu.“
Das wäre großartig, wenn wir auch zu diesem Schritt bereit wären.