Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Christian, und heute ist Siegfried Lefering mit dabei.
Lieber Siegfried, herzlich willkommen bei uns.
Zur Information für euch: Siegfried ist Chefredakteur des Seniorenmagazins Leben plus. Über das Magazin sprechen wir später noch.
Aber Siegfried, zunächst sprechen wir über Menschen, die dir am Herzen liegen: die Generation der Senioren, die ich hier mal mit sechzig plus bezeichnet habe.
Diese Zielgruppe hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Nicht nur, dass sie ständig wächst – sie ist die am schnellsten wachsende Altersgruppe. Wenn man im Marketing davon spricht, wird die Gruppe 60 plus oft so eingeordnet. Sie sind auch kaufstärker geworden. Sie leben ihren Renten- oder Seniorenstand bewusster und selbstbewusster als ihre Elterngeneration.
Demografisch ist diese Gruppe ebenfalls immer wichtiger geworden. Mit etwa 25 Millionen Menschen in Deutschland ist sie die größte Zielgruppe. Komischerweise ist sie aber auch die Gruppe, die in unserer Gesellschaft am wenigsten auf dem Schirm ist und oft schnell vergessen wird.
Bei Heukebach gibt es seit einiger Zeit das Magazin Leben plus, das ich gerade schon für die 60 plus erwähnt habe. Siegfried, du bist dort der Chefredakteur. Du bist selbst im Ruhestand, warst 40 Jahre lang Pastor, zuletzt in Heilbronn. Du bist verheiratet, hast drei Kinder und acht Enkelkinder, richtig?
Richtig. Ist das noch aktuell?
Ja, das wüsste ich nicht, dass sich da etwas verändert hat.
Siegfried, wenn du auf dein Leben zurückblickst, welche Sache würdest du mit 25 Jahren anders machen? Was bedeutet „anders“ für dich?
Ich würde mich noch intensiver weiterbilden. Gerade mit 25 Jahren – ich habe jetzt einfach mal dieses Alter als Beispiel genommen – hatte ich meinen ersten Wechsel von der ersten Stelle in der Gemeinde zur nächsten. Ich habe sehr früh angefangen. Du hast gerade von 40 Jahren als Pastor gesprochen, aber eigentlich sind es eher 45 Jahre, denn ich habe schon mit 19 Jahren begonnen.
Du hast also mit 19 Jahren schon als Pastor gearbeitet?
Ja, frag mich nicht, wie es dazu gekommen ist. Moment mal, du hast doch vorher eine theologische Ausbildung gemacht?
Ja, aber die war sehr kurz, nur zwei Jahre. Und ich würde sagen, das ist zu wenig, um diese Aufgabe wirklich ausführen zu können. Ich kann nur sagen, dass ich durch Gottes Gnade da trotzdem gut durchgekommen bin.
Mit 25 Jahren habe ich eigentlich erst so richtig angefangen, mich durch Selbststudium intensiv weiterzubilden. Das ging bis hin zu Sprachen und anderen theologischen Fragen. So intensiv, dass ich sogar vom Bibelseminar, in dem ich selbst ausgebildet wurde – damals in Wuppertal –, gefragt wurde, ob ich nicht auch unterrichten könnte.
Dann habe ich Bibelkunde und Neues Testament unterrichtet. So hatte ich jedes Jahr die Möglichkeit, das ganze Neue Testament noch einmal gründlich durchzuarbeiten. Das war eine super Erfahrung. Ich würde sagen, das war eines der prägenden Dinge, die mich weitergebracht haben.
Aber warst du mit 25 Jahren nicht schon sechs Jahre an einer Pastoratsstelle? Hast du dich dann erst weitergebildet oder bist du gleich zur nächsten Stelle gewechselt?
Ich bin gleich zur nächsten Stelle gewechselt. Die Weiterbildung lief praktisch parallel, war aber sehr autodidaktisch.
Dann hattest du sicher einen strengen Plan, wann du deinen Studientag hattest?
Ja, genau. Als ich die zweite Stelle angenommen habe, habe ich mich auch sehr stark mit Arbeitstechniken beschäftigt. Das heißt, ich habe überlegt, wie ich meine Zeit und meine Arbeit gut organisieren kann. Disziplin ist dabei sehr wichtig.
Ich glaube, meine Frau würde sagen, die habe ich auch.
Ja.
Siegfried, wenn wir in dieser Folge über die Zielgruppe der Senioren sprechen, wen meinen wir eigentlich damit? Wer gehört zu dieser Gruppe? Kannst du sie etwas konkreter beschreiben? Gibt es wesentliche Unterschiede innerhalb dieser Gruppe?
Ja, ich möchte noch einen kleinen Nachtrag machen. Du hast von 25 Millionen Senioren in Deutschland gesprochen. Das bedeutet, mehr als jeder Vierte, dem wir begegnen, ist über sechzig Jahre alt. Ein wichtiger Gedanke dabei ist, dass diese Zahl für den Einzelnen keine bloße Prozentzahl ist. Jeder Einzelne zählt für sich genommen hundert Prozent.
Wenn man die Sache spezifisch betrachtet, haben wir uns in unserer Gruppe vor Beginn der Überlegungen gefragt: Was brauchen Senioren eigentlich? Wir haben Personas erstellt, also fiktive Personen, die stellvertretend für diese Gruppe stehen. Anfangs hatten wir drei Personas: das frühe Seniorenalter, das mittlere Seniorenalter und das hohe Seniorenalter.
Diese Einteilung haben wir dann noch einmal überdacht. Für das hohe Seniorenalter, also Menschen, die vielleicht schon bettlägerig sind oder nicht mehr in jeder Hinsicht ansprechbar, etwa wegen Demenz, ist es wahrscheinlich sehr schwierig, seitens der Stiftung etwas anzubieten. Das ist eine sehr persönliche Situation. Das heißt nicht, dass diese Menschen nicht angesprochen werden sollen, aber es wird schwierig. Deshalb haben wir uns auf die ersten beiden Altersgruppen beschränkt und dort eine weitere Persona hinzugefügt.
Ich könnte diese Personas gerne kurz beschreiben, wenn du möchtest.
Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück. Du würdest sagen, Senioren beginnen ab sechzig, richtig?
Ja, ich würde sagen, ab sechzig. Aus meiner eigenen Erfahrung, die ich mittlerweile über zehn Jahre gesammelt habe – ich bin seit einigen Monaten sieben Jahre älter – reicht es nicht, erst mit 65 oder bald 67 Jahren anzufangen, über das Alter nachzudenken. Man muss sich schon vorher damit beschäftigen. Einige grundsätzliche Fragen sollten geklärt werden. Das Gefühl, älter zu werden, beginnt nicht erst mit 65.
Ich weiß nicht, ob du das schon manchmal gespürt hast, aber mit sechzig merkt man es definitiv. Man kann sich nicht mehr davor drücken. Ich habe das viele Jahre, Jahrzehnte lang so gehandhabt. Ich hatte natürlich auch mit Senioren in den Gemeinden zu tun, aber ich darf ehrlich sagen, dass das nicht meine primäre Lieblingsbeschäftigung war. Nicht, dass ich nicht mit ihnen konnte oder es mir gleichgültig war – das meine ich nicht. Aber ich habe mich eher auf die jüngere oder junge Generation konzentriert, in der ich mich selbst befand.
Außerdem fühlt man sich selbst ein bisschen jünger, wenn man sich mit jüngeren Menschen umgibt. Ich erlebe das so: Ich habe noch Kinder im Jugendalter. Da bekommt man einfach viel mehr mit, und wenn man sich gut mit ihnen versteht, fühlt man sich auch irgendwie jünger.
In dieses Alter zu kommen, vielleicht in dieser Übergangsphase, ist sicherlich nicht leicht. Man ist noch nicht in Rente, aber geht bald in Rente. Es ist eine Herausforderung, sich darüber Gedanken zu machen und sich dem zu stellen, denn es beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
In einem Podcast hast du einmal etwas sehr Spannendes gesagt: Du definierst dich nicht als Rentner, sondern als Freigestalter. Was meinst du damit?
Mich hat immer gestört, dass man sich als Rentner vom Wort her über die Rente definiert – also über die Bezüge, die man bekommt. Und da habe ich gedacht: Wenn es nur darum geht, dass ich jetzt weiß, da kommt monatlich etwas Geld, dann muss man erst einmal den Schock verkraften, dass es nicht mehr so viel ist wie zuvor.
Muss man da eigentlich Steuern darauf zahlen?
Ja, auch, je nachdem, wie hoch die Rente ist. Man zahlt sozusagen zweimal: Steuern, Krankenkassen und so weiter. Das hatte ich mir als junger Mensch ganz anders ausgerechnet oder vorgestellt. Ich dachte, es wäre einfach so, dass danach nichts mehr kommt. Das ist noch einmal ein eigenes Thema.
Aber das Wort „Rente“ und „Rentner“ – ich habe vorher ein Gehalt bezogen. Auch das Wort Gehalt passt nicht wirklich, ich würde ja auch nie sagen, ich bin ein Gehalter. Das ist ein seltsamer Begriff, „Rentner“.
Dann fand ich das Wort „Gestalten“ sehr gut. Vielleicht kommen wir gleich noch einmal darauf zurück, denn ich glaube, es ist ein ganz wichtiges Wort für die Rentenzeit: diese Zeit zu gestalten. Und da habe ich gedacht, ja, dann nennst du dich eben „Freigestalter“ oder „Gestellter“ oder „Freigestellter“, weil du ja nicht mehr arbeiten musst.
Ja, wir sind Freigestellte.
Aber dann meinte jemand aus meinem Bekanntenkreis zu Recht, dass das natürlich einen negativen Beigeschmack hat. Wenn Leute freigestellt werden, ist das oft ein Euphemismus für Kündigung. Das passt also auch nicht wirklich.
Deshalb sind wir auf „Gestalter“ gekommen, beziehungsweise „Freigestalter“. Und das finde ich super, weil man einfach frei ist, Dinge zu machen und viel mehr Freiräume hat.
Jetzt bist du also Freigestalter und gestaltest unter anderem inhaltlich das Leben-Plus Magazin mit. Warum gerade diese Zielgruppe? Warum liegen dir die Senioren so am Herzen?
Zunächst einmal hat mich die Leitung des Missionswerkes gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, diese Aufgabe zu übernehmen. Im ersten Heft habe ich im Editorial auch geschrieben, dass ich zunächst innerlich Nein gesagt habe. Ich weiß gar nicht, ob ich das euch schon erzählt habe. Doch, habe ich, oder? Ja, du hast Nein gesagt. Du wolltest nicht so gerne wegen der Zielgruppe. Ja, ja, ja, okay, dann habe ich es doch gesagt.
Dann bin ich noch einmal in mich gegangen. Das war ein ganz entscheidender Prozess – nicht nur für die Frage, ob ich das mache, sondern auch für mich persönlich. Die Frage war: Siegfried, bist du bereit, dich dem Thema im eigenen Leben zu stellen?
Bald kam ich zu der Erkenntnis, dass ich mir gesagt habe: Siegfried, wenn du dich dem nicht positiv stellst, im Sinne des Freigestalters – das Wort hatte ich ja schon – wenn du das nicht machst, dann werden dich viele Dinge überraschen. Vor allem, wenn du eine negative Haltung einnimmst, also das bedienst, was landläufig bei manchen Jüngeren verbreitet ist: diese negativen Altersstereotypen. Die hatte ich auch in mir. Von denen musste ich mich verabschieden und mir sagen: So, Siegfried, du willst, solange es dir möglich ist, das, was jetzt auf dich zukommt, positiv gestalten und nicht denken: „Oh ja, das muss ich ja auch noch.“
Danke für die Einblicke. Wie bei dir ist es sicher auch bei anderen so, dass sie sich mit dem Älterwerden die Frage der eigenen Identität noch einmal stellen. Man fühlt sich so: Ich bin jetzt Freigestalter, ich möchte das positiv angehen. Es gibt ja ganz viele Aspekte dabei.
Welche Herausforderungen birgt das, und wie können wir Jüngeren – wozu ich mich hier auch zähle, ebenso wie die, die noch jünger sind als ich – Unterstützer sein? Gerade wenn es um die eigenen Eltern oder Großeltern geht: Wie kann man in diesem Prozess der Identität und des Auseinandersetzens mit dem beginnenden Lebensabschnitt helfen?
Es ist eine Frage der Würde. Auf der einen Seite kann man sagen: Würde hat kein Verfallsdatum und kann nicht an Leistungen festgemacht werden. Das ist oft das Problem. Wer in Rente geht, hat sich bisher oft über seine Leistung definiert und damit auch seine Identität. Dann bricht das plötzlich weg.
Wenn man darüber hinaus denkt, an den Zeitpunkt, an dem man wirklich so alt wird, dass man gebrechlich und sehr hilfsbedürftig ist und vielleicht ganz auf andere angewiesen, muss man sich fragen: Worin besteht dann die Identität und Würde des Menschen?
Mir hat folgender Gedanke geholfen, auf den ich gestoßen bin: Ein Baby, das geboren wird, ist völlig hilflos, kann nichts leisten, überhaupt nichts. Trotzdem würden wir nie in Frage stellen, ob dieses Baby Würde hat. Natürlich sind wir begeistert, aber sollte das aufhören, wenn es am Ende des Lebens wieder so ist, wie es am Anfang war – hilfsbedürftig und schwach?
Natürlich kann das Kind uns seine eigene Identität noch nicht erklären. Aber irgendwann spricht man sich selbst nicht mehr in der dritten Person an, sondern sagt „ich“. Die Frage ist jetzt wirklich: Wer werde ich sein? Diese Frage muss ich beantworten. Oder kann ich schon sagen, ich weiß, wer ich bin – auch unabhängig von meiner Arbeit?
Da bin ich bei dem Punkt, dass ich mich in meiner Identität sehr stark über Christus definiere, der mir diese Identität verliehen und zugesprochen hat. Und diese Identität bleibt – ganz unabhängig. Aber das muss man auch lernen: Das als eine umfassende Antwort zu sehen und nicht noch hinzuzufügen: „Ja, das stimmt zwar, aber jetzt nehme ich doch meine bedeutungsvolle Aufgabe, die ich mache, auch noch dazu.“ Das muss man trennen, ohne das andere geringzuschätzen.
Das ist sehr gut, dass du das so auf den Punkt bringst. Ich frage mich nur: Es ist etwas, das ich vielleicht rational weiß, also vom Verstand her, aber das Emotionale kommt oft nicht mit. Wie bekommt man das besser zusammen? Du weißt ja, irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sich, gerade wenn man sich über Leistung definiert hat, schnell auf dem Abstellgleis fühlt. Man blickt dem mit Furcht oder mulmigem Gefühl entgegen.
Ich weiß, wer ich in Christus bin, aber wie komme ich da emotional hin?
Gut, ich habe ja die Möglichkeit, das auch zu füllen im Sinne von: Ich weiß, wer ich in Christus bin, und daraus kann ich jetzt handeln. Damit bestätige ich, dass das so ist, und gebe dem auch proaktiv eine Gestaltung. So kann ich das emotional nachvollziehen.
Wenn ich ein Beispiel nehme: Jesus sagt, ihr seid das Licht der Welt. In zwei, drei Versen weiter, in Matthäus, fordert er: „Lasst euer Licht leuchten, damit die Leute es sehen.“ Man könnte sagen: „Okay, ich bin das Licht der Welt – was soll ich tun?“ Aber dann sagt er: „Und jetzt gestalte das!“
Du hast proaktiv gesagt: „Jetzt leuchte auch, tu das ganz bewusst durch gute Werke.“ Da gibt es eine Handlungsanweisung. Wenn es mir nicht gelingt, dem einen praktischen Ausdruck zu geben, werde ich emotional dahinterhinken.
Wenn ich also einfach sage: „Ich bin Rentner, habe genug gearbeitet, bekomme jetzt mein Geld ohne zu arbeiten, lege die Hände in den Schoß und weiß um meine Identität in Christus“, dann würde ich sagen: Na ja, mal gucken.
Wir sagen ja nicht mehr „Rentner“, sondern „Freigestalter“. Ja, Freigestalter, genau. Ja, ja, ja. Aber ich habe ja auch dieses Negativbild jetzt gezeichnet. Sehr gut.
Ihr habt euch als Team intensiv mit der Zielgruppe beschäftigt. Du hast es am Anfang schon angedeutet. Welche wesentlichen Erkenntnisse sind dir dabei im Gedächtnis geblieben?
Eine Erkenntnis ist, dass der Renteneintritt, also die Zeit zwischen sechzig und siebensieben, eigentlich eine sehr spannende Phase ist. Wir hatten eine Person, die wir Manfred genannt haben. Er hatte beruflich leitende Positionen inne und war gesellschaftlich sowie weltpolitisch interessiert. Gleichzeitig wollte er mit seiner Frau noch etwas unternehmen, obwohl es bereits Einschränkungen gab.
Wir haben versucht, uns diese Person so konkret wie möglich vorzustellen. Was mich beeindruckt hat, ist die Überzeugung, dass diese Personengruppe am ehesten angesprochen werden kann. Ich weiß nicht genau, wie Leute dazu kommen, aber dieser Übergang kann, wie wir bereits angedeutet haben, eine gewisse Krise darstellen.
Krisen sind immer Momente, in denen Fragen auftauchen, die man sich vorher nicht gestellt hat – vorausgesetzt, es läuft nicht alles gut. Wenn solche existenziellen Fragen aufkommen, haben wir vom Evangelium her eine Antwort darauf. Das war für uns eine sehr wichtige Erkenntnis.
Wenn wir nun auf das Evangelium zu sprechen kommen, stellt sich natürlich auch die Frage – und hier richte ich sie an dich – wie herausfordernd es ist, gerade die Zielgruppe der Senioren mit dem Evangelium zu erreichen. Was sind die Herausforderungen? Was sind die Hoffnungen? Was sind ihre Sehnsüchte?
Ich würde gerne eine einfache Antwort geben können. Im Grunde genommen ist die zweite Erkenntnis, dass alles über Beziehungen läuft. Es läuft alles über Beziehungen. Wenn ich also vorher keinen Kontakt zu diesen Personen hatte, kann ich in kurzer Zeit keinen künstlichen Kontakt herstellen, nur um zu sagen, ich würde ihnen gerne etwas vom Evangelium erzählen. Das funktioniert nicht.
Warum? Weil diese Zielgruppe, also Senioren, tendenziell eher nicht mehr so offen ist für neue Beziehungen. Neue Beziehung? Schon schwierig. Aber aus der Beziehung muss Vertrauen entstehen, das sie mir entgegenbringen. Nur dann darf ich im Grunde genommen auch existenzielle Fragen ansprechen.
Ist das so, weil die Fragen so tief sind? Oder weil man schon eine gewisse Lebenserfahrung hat und nicht mehr jedem so vertraut? Oder warum ist es schwieriger, gerade mit Senioren in eine tiefergehende Beziehung zu kommen, in der man über solche Themen sprechen kann?
Weil es sehr persönlich ist. Und weil ich den Eindruck habe, dass es in unserer westlichen Welt die Haltung gibt, dass Glaube wirklich nicht nur persönlich, sondern auch privat ist. Glaube ist Privatsache. Das merkt man ja, wenn es persönlich wird und ernst wird. Wenn man merkt, dass es letztlich das ganze Leben betrifft.
Es geht nicht nur darum, zu klären, ob ich noch zur Kirche gehöre oder einen Gottesdienst besuche und damit praktisch meine Pflicht erfülle. Sondern wenn es wirklich um den Kern des Evangeliums geht, ist der Mensch in seiner ganzen Existenz betroffen. Das kann sehr schnell als ein Angriff auf das Bisherige verstanden werden.
Denn damit stelle ich notfalls in Frage, dass seine bisherige Denk-, Lebens- und Glaubensweise richtig ist. Das ist natürlich eine krasse Geschichte: Über Jahrzehnte hinweg nicht richtig zu liegen. Das ist heftig, das stimmt.
Das muss man bedenken. Gerade das ist ein sehr wichtiger Hinweis, wenn man mit Menschen in diesem Alter Beziehung aufbauen und Vertrauen gewinnen möchte. Das bringt das Evangelium mit sich: Es stellt mich in gewisser Weise in Frage – in meiner Lebensweise.
Bei einem jungen Menschen, bei dem das noch nicht so gefestigt ist, fällt das vielleicht tendenziell leichter als bei einem älteren Menschen, der schon eine Lebensgewohnheit über viele Jahre kultiviert hat.
Ich habe darüber nachgedacht. Kürzlich habe ich eine Information bekommen, dass ein Professor, der sich mit Evangelistik beschäftigt, gesagt haben soll, dass Menschen in der Pubertät sowie im Übergang von der Berufstätigkeit in die frei gestaltete Zeit besonders offen für das Evangelium sind.
Ich kann das nicht einfach so bestätigen, aber es hat mich zumindest aufhorchen lassen. Und ich habe gerade hier überlegt: Eigentlich ist dieser Übergang nicht viel anders als die Pubertät.
Ich bin in der Pubertät zum Glauben gekommen, mit sechzehn Jahren. Ich hatte einen Hintergrund, in dem ich schon mit dem Evangelium konfrontiert worden war – das war mein Glück. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass in diesen existenziellen Fragen, die wir gerade schon angesprochen haben, wie Identität und so weiter, noch einmal etwas aufkommt.
Siegfried, was würde Alltagsmissionaren helfen, die Zielgruppe der Senioren mehr in den Blick zu bekommen und ihnen Aufmerksamkeit zu widmen? Welchen Tipp würdest du einem jüngeren Menschen geben, zum Beispiel einem 25-Jährigen, wie er mit der Generation 60 ins Gespräch kommt und einen guten Gesprächseinstieg findet?
Merkst du da auch einen Unterschied, je nach Alter deines Gesprächspartners?
Ich würde schon sagen, dass ich das so erlebt habe. Damals, mit 25 Jahren, hatte ich ja schon eine Rolle, die ich ausfüllen musste. Aber wenn man selbst in dieser Altersphase ist, ergibt sich das Gespräch über solche Fragen viel natürlicher als damals.
Auf der anderen Seite ist es für junge Menschen so, dass ältere Leute sich immer freuen, wenn junge Menschen schon sehr verantwortungsbewusst über ihr Leben nachdenken. Das bewundern sie sogar und denken vielleicht: So weit war ich damals noch nicht.
Deshalb möchte ich Mut machen, dass man als jüngerer Mensch nicht denkt, man könne den Älteren nichts bringen. Ich erlebe auf der einen Seite Wertschätzung von Älteren gegenüber Jüngeren, aber auch umgekehrt.
In meiner Jugendzeit waren die Generationskonflikte größer. Ich weiß nicht, ob sich meine Perspektive verschoben hat, sodass ich das nicht mehr objektiv beurteilen kann. Subjektiv würde ich sagen, dass es eine Chance gibt, dass Ältere auch etwas von Jüngeren annehmen.
Vor allem ist meine Wahrnehmung, dass dies besonders gelingt, wenn der Jüngere mit Offenheit kommt und echtes Interesse am Leben des Älteren zeigt.
Ich lerne viel von älteren Menschen, die mich umgeben, indem ich bewusst frage: Wie hast du das eigentlich gemacht, als du so jung warst wie ich? Wie war das? Wie habt ihr euch kennengelernt? Oder wie hast du wichtige Entscheidungen getroffen?
Von der Weisheit des Alters zu lernen, ist unheimlich wertschätzend und öffnet Herzen.
Ja, das ist das Schöne am Alter, wenn man in Kontakt mit Jüngeren ist. Aus der anderen Perspektive betrachtet kann man sagen: Ich darf Mentor sein, ich darf Begleiter sein, ich darf mal einen gewissen Tipp geben, weil ich gefragt wurde und weil ich den anderen eingefangen habe und sage: Ich muss dir mal was sagen.
Das wird immer dankbar angenommen. Das ist eine ganz wunderbare Aufgabe.
Aber wie nimmst du das wahr? Du bist jetzt jemand, der sehr reflektiert ist und sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat. Wie wird das für mich? Ich möchte mich nicht als Rentner definieren, sondern als Freigestalter. Du beschäftigst dich auch jetzt in deinem Alter mit der Erstellung eines Magazins und setzt dich mit der Zielgruppe auseinander.
Nimmst du jeden aus deinem Umfeld, der in diesem Alter ist, so wahr? Ich sage dir ganz ehrlich: Manche Senioren, die ich gerne mag, sehen ihr Leben so, dass jetzt die Rente kommt und sie einfach leben. Der Fernseher läuft den ganzen Tag, und sie leben gedankenlos vor sich hin.
Ist das die größere Mehrheit? Oder gibt es deiner Wahrnehmung nach eine Veränderung in unserer Gesellschaft? Wird reflektierter gelebt? Lebt man aktiver?
Ja, aktiv gelebt wird auf jeden Fall. Ob das immer reflektiert wird, ist eine andere Frage. Wenn man aktiv lebt und am Weltgeschehen oder auch am lokalen Geschehen teilnimmt, bleibt man natürlich fit. Mit solchen Leuten ist man auch leichter im Gespräch als mit denen, die den ganzen Tag den Fernseher laufen lassen.
Ich kann also in das Wohnzimmer eines anderen schauen, aus unserer Wohnung. Dort läuft der Fernseher Tag und Nacht, obwohl die Leute oft gar nicht davor sitzen. Er läuft einfach. Nein, sie sitzen nicht davor, aber das Programm läuft immer mit. Da denke ich dann oft: Ach, schade.
Wie können wir Senioren in ihrem Umfeld Gottesliebe zeigen? Sind es eher Gespräche, praktische Nächstenliebe oder etwas ganz anderes?
Zunächst einmal geht es um Aufmerksamkeit. Ich nehme dem anderen zugewandt wahr, begrüße ihn bewusst. Ein Beispiel aus unserer Nachbarschaft möchte ich gerne teilen: Da ist jemand, der den Fernseher den ganzen Tag laufen hat. Unsere Begegnung entwickelte sich folgendermaßen: Wir trafen uns auf der Straße, hatten uns schon lange gesehen, aber nie miteinander gesprochen. Dann erzählte er mir seine Geschichte. Ich möchte sie hier nicht wiederholen. Am Ende des Gesprächs sagte er zu mir: „Jetzt habe ich Ihnen erzählt, was mit mir ist. Beim nächsten Mal erzählen Sie Ihre Geschichte.“
Das fand ich großartig, denn ich durfte ihm meine Geschichte erzählen. Im Blick auf das Evangelium ist das eine sehr elegante Form: Der andere ermöglicht mir, meine Geschichte zu erzählen. Ich stehe nicht unter dem Druck, ihm die ganze biblische Botschaft erklären zu müssen oder zu sagen: „Ich will dir mal sagen, was richtig ist.“ Stattdessen kann ich einfach erzählen, wie ich das Evangelium entdeckt habe und was es für mich bedeutet.
So kam es auch. Wir haben ihn zum Kaffee eingeladen. Er brachte einen Wein mit, und wir saßen draußen auf dem Balkon. Den Nachmittag verbrachten wir miteinander, und ich konnte erzählen, was unser Leben ausmacht. Das war eine sehr schöne Erfahrung.
Wenn ich erlaube, das mal zu Ende zu sagen, möchte ich auch zeigen, wie aus diesen zwei Begegnungen etwas geworden ist. Er hatte eine dementkranke Frau, die bereits im Pflegeheim war, weil ein Wohnen zu Hause nicht mehr möglich war. Er besuchte sie regelmäßig. Wir waren im Urlaub und kamen zurück. Er klingelte an der Tür und sagte: „Meine Frau ist gestorben. Ich hätte dich so gerne als Priester gehabt.“
Nach nur zwei Begegnungen entstand ein Vertrauen. Das hat mir gezeigt, wie wertvoll solche Beziehungen sind. Viele Menschen haben nur noch sehr reduzierte, vertrauensvolle Beziehungen – vielleicht zur engsten Familie oder zu Freunden, die oft nicht mehr da sind.
Ja, wir haben es eben schon ein bisschen angesprochen: Gerade ältere Menschen, die schon einen Großteil ihres Lebens gelebt haben und sich irgendwie mit dem Evangelium konfrontiert sehen, reagieren oft ablehnend. Sie merken, dass das Evangelium ihre Lebensweise in Frage stellt.
Wie nimmst du das wahr? Wie festgefahren sind denn Lebensvorstellungen und Meinungen in diesem Alter? Gibt es da überhaupt noch Bewegung? Ändern Menschen ihre Meinung oder ihre Lebensweise mit dem Eintritt in das Rentenalter? Ich würde gerne sagen, ja.
Am meisten erlebe ich allerdings, dass genau das Gegenteil passiert, wenn ich das Thema anspreche. Die Reaktion ist oft: Ja, wir sind ja nicht abgeneigt, ich nehme dir das auch ab, irgendwie finde ich das auch wohl gut, aber komm mir nicht zu nahe damit. Nicht für mich. Das ist so eine höfliche Distanziertheit.
Das geht sogar so weit, dass ich einen anderen Fall aus jüngster Vergangenheit erlebt habe: Jemand lag am Sterben, war so krank, dass man sah, es geht dem Ende zu. Entsprechende Angebote, sich mit dem Thema zu beschäftigen oder Dinge zu regeln, wurden beiseitegeschoben. Das macht mich sehr traurig.
Deshalb denke ich, es ist nicht unwichtig, schon früh in der Zeit, wenn jemand, sagen wir mal, in Rente ist – also wirklich nach dem Arbeitsleben –, mit ihm ins Gespräch zu kommen. So hat man noch ein bisschen Zeit, weiter darüber zu sprechen. Vielleicht kommt dann tatsächlich eine existenzielle Krise hinzu, und die Person erinnert sich und sagt: „Oh, der kann doch beten.“
Das habe ich schon erlebt. Leute aus dem Umfeld – ich wohne auch in einem Haus, in dem einige Ältere in Wohneinheiten leben – haben, wenn irgendwas war, sehr dankbar angenommen, wenn ich angeboten habe: „Darf ich für dich beten?“ In diesem Zusammenhang kann man natürlich auch sagen, was einem das Evangelium bedeutet.
Aber es ist eben diese praktische Schiene sehr stark. Du hast gerade von praktischer Hilfe gesprochen. Natürlich schaffen gute Werke einen Zugang. Ob ich im Garten helfe oder wie jetzt, als ich eine Frau nach Bergisch Gladbach gefahren habe, weil ihr Mann dort im Krankenhaus war – solche Sachen bedeuten den Leuten sehr viel.
Oder als der Mann im Krankenwagen lag und abends bei uns geklingelt wurde mit der Bitte: „Kommen Sie mal rüber, ich brauche jetzt jemanden.“ Aber das sind Dinge, die vorbereitet sind. Das kommt nicht von jetzt auf gleich.
Siegfried, reden wir ein bisschen über Leben Plus, das Magazin. Du hast es selbst mitentwickelt und bist Chefredakteur. Nimm doch unsere Hörer und Zuschauer ein bisschen mit hinein: Um was geht es bei dem Magazin? Und wie kann es bei unserer Alltagsmission helfen, Senioren mit Jesus bekannt zu machen?
Wir haben überlegt, welches Format wir brauchen, um überhaupt Senioren ansprechen zu können. Reicht da eine Schrift von vier bis sechs Seiten aus, um ein Thema anzustoßen oder so weit zu führen, dass der andere gleich merkt: „Ich sollte mich eigentlich für Jesus entscheiden.“ Das ist wunderbar, wenn das gelingt.
Aber wir brauchen auf jeden Fall etwas, worauf Menschen gerne und immer wieder zugreifen und das auch wertiger ist. Da kamen wir auf die Idee des Magazins, weil es die Möglichkeit bietet, verschiedene Themen anzusprechen. Wir können Interessen oder Fragen aufgreifen, die Senioren haben. Das kann vom Kreuzworträtsel bis hin zu praktischen Themen gehen, wie „Wie bediene ich mein Handy?“. Aber auch andere Fragen, zum Beispiel: „Was muss ich wissen, wenn ich nicht mehr in meiner Wohnung bleiben kann?“
All diese Dinge behandeln wir, aber dazwischen gibt es auch sehr fundierte Artikel. Dort greifen wir Fragen auf, die nur vom Evangelium her beantwortet werden können. Daraus haben sich dann Themen ergeben. Das erste war „Veränderung“, dann „Herzenssache“. Aktuell sind wir bei „Gegenwart“ und „Heimat“. Das sind die vier Themen, die wir bisher hatten.
Das Schöne daran, so würde ich persönlich sagen, ist, dass gerade dann, wenn man nicht die Möglichkeit hat, im persönlichen Gespräch gleich auf das Evangelium zu kommen, man dieses Heft nehmen kann und sagt: „Hier, ich habe etwas für dich.“ Dann nimmt der andere es mit. Wie Zeitschriften manchmal zuhause auf der Couch oder anderswo liegen, lädt es immer wieder dazu ein, darin zu blättern und zu schauen: „Was ist denn da noch?“ Man fängt nicht vorne an wie bei einem Buch, sondern liest das, was gerade interessiert. Zum Beispiel „Wie das Herz wieder Hoffnung findet“. Das ist eine interessante Sache.
Meine Frau begleitet eine alte Frau, weit über 90 Jahre, intellektuell und geistig voll da, aber sie braucht Hilfe. Als wir einen ersten Testlauf gemacht haben, stand dort ein Artikel mit der Überschrift „Ich habe es verbockt“. Die Frau blätterte das Magazin durch und sagte: „Ja, ich habe es verbockt.“ Meine Frau kannte ein bisschen ihre Geschichte. Allein diese Überschrift lud sie ein, weiterzulesen.
Das Magazin gibt es übrigens für euch kostenfrei und es ist, glaube ich, das einzige evangelistische Seniorenmagazin in dieser Art im deutschsprachigen Raum für diese Altersgruppe – eben mit dem Anliegen „Leben plus – mit Gott erfüllt älter werden“. Es gibt das Magazin nicht nur als Printversion, sondern auch online und sogar als Hörversion. Man kann es über das Telefon hören.
Wenn man online das Magazin aufruft, kann man einzelne Artikel per Knopfdruck anhören. Das ist hilfreich für Senioren selbst, aber natürlich auch für Menschen, die Senioren begleiten und sagen: „Das kannst du dir auch mal anhören“, wenn die Senioren selbst technisch nicht so versiert sind. Es gibt viele gute Möglichkeiten, das Magazin den Menschen zugänglich zu machen – auch für diejenigen, die vielleicht später nicht mehr einmal ein Tablet halten können.
Für die Begleiter ist es eine wunderbare Hilfe und ein ständiger Begleiter. Wenn ich so sagen darf, liegt es im Wohnzimmer wie ein stiller Missionar, der einfach vor sich hin wirken kann. Ich persönlich war eigentlich nie so ein richtiger Schriftenverteiler, aber von diesem Magazin bin ich überzeugt. Ich gebe es gerne weiter und sage: „Hier, das kann begleiten.“ Manchmal gebe ich auch eine andere Schrift weiter, aber eben auch ein wertiges Heft aus unserem Hause.
Einmal sagte ein schwer Kranker zu mir: „Danke, ich habe es jetzt selbst geschrieben, dann werde ich es auch lesen.“ Das kann natürlich nicht jeder sagen, aber das war ein Vorteil für mich.
Man kann das Magazin einfach irgendwo auslegen – im Seniorenheim, beim Arzt oder in der Praxis. Aber als Alltagsmissionar möchte ich ja in persönliche Beziehungen investieren. Dazu ermutigen wir ja immer wieder. Wie kann mir hier das Magazin Leben Plus ganz praktisch helfen, auch die Lebenswelt des Senioren zu verstehen und ins Gespräch zu kommen? Erlebst du das selbst auch so als Opener, wenn du es jemandem gibst, dass man darüber ins Gespräch kommt?
Ja, wenn man es jemandem direkt gibt, ist es oft so, dass der andere erst einmal nicht weiß, wie er sich dazu verhalten soll. Er wird es in der Regel freundlich annehmen. Dann hört man wieder etwas davon – oder auch nicht. Manchmal hört man nur selektiv etwas davon.
Was mir aufgefallen ist, ist die Reaktion auf Artikel, die nicht so ganz persönlich sind oder die ziemlich massiv das Evangelium enthalten. Da sind die Menschen zurückhaltender mit einer Reaktion. Andere gute Texte kommentieren sie eher. Das zeigt mir noch einmal, dass wir mit dem Evangelium und diesen Texten etwas berühren, womit sie noch nicht fertig sind oder sich schon entschieden haben, es wegzuschieben.
Da hilft mir tatsächlich sehr, dass ich weiß: Gott kann an diesem Menschen arbeiten. Die Überzeugung schaffe ich nicht, auch wenn ich noch so viel mit ihm rede und es ihm klar erkläre. Die Überzeugung muss der Heilige Geist selbst herbeiführen – das hat Jesus selbst gesagt. Gott muss das im Herzen wirken. Aber er kann dich und mich auch gebrauchen.
Gerade auch in Verbindung mit Senioren und dieser Zielgruppe.
Wenn ihr das Leben Plus Magazin noch nicht kennt, bestellt es unbedingt. Bei uns gibt es das kostenfrei. Es gibt auch eine Webseite dazu: lebenplusmagazin.de. Ich sollte es eigentlich wissen, es ist lebenplus.de.
Du hast auch hier diesen Aufsteller mitgebracht, der ist neu, oder? Wann kann man damit anfangen?
Ja, wir ermutigen vor allem, das Magazin im persönlichen Beziehungskreis weiterzugeben, um dran zu bleiben. Wir planen, halbjährlich ein neues Heft herauszugeben. So kann man auch noch einmal nachlegen oder zumindest danach fragen: „Wie war es? Möchtest du ein neues Heft?“ So kann man ins Gespräch kommen.
Mancher sagt aber auch, er möchte es gerne auslegen, wo immer wieder Ältere hinkommen. Gerade Menschen, von denen wir annehmen müssen, dass sie noch keine Beziehung zu Jesus haben. Das sind zum Beispiel Arztpraxen, Seniorentreffs oder kommunale Einrichtungen.
Da haben wir gedacht, wir möchten neben den Ablagemöglichkeiten, die es manchmal in Arztpraxen gibt, auch einen eigenen Aufsteller anbieten. Dort steht vorne drauf, dass das Magazin zum Mitnehmen ist. Normalerweise liegen Zeitschriften dort ja nur herum. Hier steht aber explizit: „Zum Mitnehmen“. Deshalb haben wir diesen Aufsteller entwickelt.
Wenn ich so ein Ding haben möchte, weil ich es gerne an der Tankstelle oder in der Arztpraxis auslegen will – wie komme ich da dran?
Das müsstest du eigentlich besser wissen als ich. Aber wir machen dazu in der Beschreibung des Videos oder der Podcast-Folge eine Notiz und einen Link, wo man den Aufsteller bestellen kann. Es gibt dazu auch eine Leben Plus-Tasche, aber die habe ich jetzt nicht mitgebracht.
Also macht davon Gebrauch! Noch einmal der Werbeblock: Bestellt das Leben Plus Magazin! Es erscheint zweimal im Jahr und ist bei uns kostenfrei erhältlich.
Siegfried, zum Abschluss noch drei persönliche Fragen. Du liest ja selbst sehr gerne und viel und bildest dich gerne weiter. Welches Buch würdest du unseren Hörern empfehlen, um das Thema der Zielgruppe und unser Gespräch noch ein bisschen zu vertiefen? Damit sie ein besseres Verständnis für die Lebenswelt von Senioren bekommen oder wissen, wie man an das Evangelium anknüpfen kann?
Zu Letzterem habe ich jetzt keine direkte Antwort, was ein Buch dazu betrifft. Aber das Buch, das ich gerade mitgenommen habe und das mich hierher geführt hat, ist „Die neue Psychologie des Alterns“ von Hans Werner Wahl. Er war Professor in Heidelberg und ist mittlerweile im Ruhestand.
Dieses Buch hat mir sehr geholfen, die Lebenswelt älterer Menschen besser zu verstehen – aber auch die Chancen, die darin liegen. Auf dem Buchrücken steht: Langzeitstudien belegen, dass wir für das Älterwerden bestens gerüstet sind. Ältere fühlen sich meist deutlich jünger als sie sind und leben dadurch länger. Sie verfügen über erstaunliche Anpassungs- und Bewältigungsstrategien und haben daher ein hohes Maß an Zufriedenheit und Wohlbefinden. Außerdem sind Ältere kognitiv und mental überraschend stabil.
Gerade das Letztere ist natürlich wichtig. Man sollte also nicht einfach sagen: „Ach, der ist alt, der wird das wohl nicht mehr verstehen.“ Nein, nein! Ältere Menschen haben oft eine hohe Bildung – das macht nicht alles, aber es ist nicht unbedingt hinderlich. Ich finde, wir sollten auch ältere Menschen, selbst wenn sie 80 oder 90 Jahre alt sind, ernst nehmen und davon ausgehen, dass sie verstehen können.
Der Autor beschreibt auch, dass viele Menschen im Alter eine lange Phase haben, in der sie fit und gesund sind und eigenständig leben können. Er zeigt nicht nur die medizinische Versorgung auf, sondern auch, dass die Zeit, in der Menschen hilflos sind, Pflege brauchen und medizinische Unterstützung benötigen, oft länger wird. Das ist die Kehrseite des Älterwerdens. Es ist also nicht nur ein alter Optimismus, dass alles gut wird und nur schön ist. Er beschreibt auch die Herausforderungen sehr fundiert.
Dieses Buch hat mir sehr geholfen, die Generation der Älteren zu verstehen und keine Angst vor dem eigenen Älterwerden zu haben. Es gibt einen realistischeren Blick auf das Alter. Realistisch, ja. Man merkt, dass er Wissenschaftler ist, aber er schreibt so, dass ich es gut verstanden habe.
Ist das Buch kurzweilig? Kurzweilig nicht, nein, aber so interessant, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen.
Sehr gut, vielen Dank.
Was ist deine größte Herausforderung, wenn es darum geht, Senioren einen Schritt näher zu Jesus zu führen? Sie wirklich darauf anzusprechen, dass Jesus Christus für sie entscheidend ist? Geht es dir darum, den Mut zu fassen, sie direkt anzusprechen, oder was meinst du genau?
Beides. Ich kann ja in meinem Sessel mutig sein, aber dann auch den Schritt tun, wirklich auf sie zuzugehen. Vor allem, wenn es keinen Anreiz von ihrer Seite gibt, an dem ich anknüpfen kann. Und dann auch die Geistesleitung zu haben, um richtig zu antworten.
Ich sage es mal so: Mein Schwager, der jetzt von jemand anderem erzählt, hatte mit jemandem zu tun, der wirklich sterbenskrank war. Diese Person sagte: „Der da oben will mich kaputt machen.“ Mein Schwager antwortete: „Der will dich nicht kaputt machen, der will dein Herz.“ Das fand ich genial.
Ich wünsche mir, dass man nicht gleich eine lange Predigt hält, aber mit so einem Satz schon etwas verankern kann, nämlich: Gott will dein Herz.
Sehr gut, schön. Welchen direkt umsetzbaren Tipp hast du für unsere Hörer? Was können sie gleich diese Woche noch tun?
Auf jeden Fall: losgehen und den ersten Schritt machen. Am besten im engeren Umfeld, also dort beginnen. Das ist auch ein Bekenntnis, denn wenn ich etwas weitergebe und jemand fängt an zu lesen, kann der Leser davon ausgehen, dass ich dazu stehe. Sonst würde ich es ja nicht weitergeben. Und ich bin ansprechbar.
Wir alle haben mit älteren Menschen zu tun. Statistisch gesehen ist jeder Vierte, dem ich begegne, älter.
Siegfried, vielen herzlichen Dank für deinen Besuch und die Einblicke in deinen eigenen Werdegang, in den Start des Freigestalterlebens. Ich finde es toll, wie du dich auch für Leben plus einsetzt – das Magazin, das jedes Mal wieder neu entsteht.
Ihr arbeitet gerade an der nächsten Ausgabe?
Nein, die nächste Ausgabe ist schon geschrieben. Wir sind jetzt an der übernächsten dran und überlegen, welches Thema wir nehmen.
Sehr spannend, sehr spannend.
Vielen Dank auch an alle, die zugeschaut und zugehört haben. Wenn du unseren Newsletter noch nicht kennst, geh auf volkerbach.org/machbar und abonniere ihn. Dort bekommst du regelmäßig neue Infos und Erfahrungsberichte von anderen Alltagsmissionaren.
Denn wir sind als Alltagsmissionare nicht allein unterwegs. Vielleicht findest du dort auch Anregungen von Menschen, die gerade Begegnungen mit der Zielgruppe 60 plus hatten. Diese können dich ermutigen, ebenfalls einen Schritt auf Senioren zuzugehen und ihnen etwas von der Liebe Gottes weiterzugeben.
Vielen Dank fürs Dabeisein – wir sehen uns bald wieder. Bis dann, tschüss!