Einführung: Die Gefahr des passiven Wartens auf Gottes Willen
Ich möchte zu Beginn eine Geschichte vorlesen, die in diesem Buch erscheint. Dieses Buch werde ich später noch einmal ausdrücklich empfehlen, da es das Predigtthema sehr gut aufgreift. Ursprünglich wurde die Geschichte in einem christlichen Satiremagazin veröffentlicht – wohlgemerkt, einem christlichen Satiremagazin. Es handelt sich um eine Nachrichtenmeldung, sogenannte Fake News.
Die Meldung lautet: „Man stirbt mit 91 Jahren beim Warten auf den Willen Gottes, Tupelo, Mississippi.“ Walter Houston, von Familienmitgliedern als hingegebener Christ beschrieben, starb am Montag nach siebzig Jahren des Wartens darauf, dass Gott ihm eine klare Weisung gibt, was er mit seinem Leben machen solle. Er hielt sich im Haus auf und betete viel.
„Er bekam aber nie diese Bestätigung“, sagte seine Frau Ruby. Manchmal meinte er, Gottes Stimme gehört zu haben, doch dann war er sich nicht sicher und fing von vorne an. Er fand nie heraus, wozu sein Leben dienen sollte, sagte sie. Dennoch war er zufrieden damit, beständig dafür zu beten, was er für den Herrn tun könnte.
Wann immer er zur Tat schreiten wollte, ging er doch wieder einen Schritt zurück, weil er befürchtete, unter kleinen Umständen Gott zu enttäuschen oder etwas gegen seinen Willen zu tun, erklärte Ruby. Er war sehr empfindsam dafür, in Gottes Willen zu bleiben – das war seine oberste Priorität.
Freunde sagten, sie mochten Walter auch, wenn er aus seinen Talenten anscheinend nichts machte. Walter hatte zahlreiche Fähigkeiten, „kam jedoch nie dazu, sie einzusetzen“, berichtete sein langjähriger Freund Timothy Burns. Er konnte sehr gut mit Holz arbeiten und hatte auch ein Talent zum Geschichtenerzählen.
„Ich sagte ihm immer: Riskier etwas, probier etwas Neues, wenn du nicht glücklich bist. Aber er war einfach zu besorgt, den Herrn zu enttäuschen.“ Nun, wie auch immer wir von diesem fiktiven Walter Justen und von Menschen wie ihm halten mögen – eins hat er richtig erkannt: Gott hat einen guten Plan, und wir tun gut daran, nicht gegen diesen Plan zu handeln.
Das ist wirklich eine große Lehre aus der Predigtserie über den Glaubensweg von Abraham, die nun fast zum Ende gekommen ist. Nächste Woche folgt der letzte Abschnitt.
Rückblick auf Abrahams Glaubensweg und Gottes Plan
Der Glaubensweg von Abraham begann in Kapitel 12 mit einer Berufung. Gott offenbart Abraham seinen Plan für ihn und mit ihm. Er wollte Abraham gebrauchen und ihn in ein Land führen, in dem aus ihm eine große Nachkommenschaft entstehen sollte. Ein großes Volk sollte aus ihm werden, das in diesem gelobten Land leben würde. Durch einen Nachkommen sollte eines Tages der Segen Gottes zu allen Völkern fließen.
Abraham folgte dieser Berufung. Er erkannte Gottes Plan und machte sich auf den Weg. Doch wie wir gesehen haben, kam er immer wieder vom guten Weg ab. Mehrfach verließ er das gelobte Land leichtfertig. Noch schlimmer: Zweimal gab er seine Frau, mit der er eine große Nachkommenschaft haben sollte, aus Angst an andere Männer weiter. Dadurch riskierte er die Zusage Gottes und den Plan Gottes.
Aus Unglauben und mangelndem Vertrauen auf Gott zeugte er schließlich mit der Magd ein Kind. Doch er durfte erleben, dass Gott seinen Plan treu ausführt. Nicht das Kind der Magd, sondern tatsächlich ein Kind mit seiner eigentlich unfruchtbaren und viel zu alten Frau Sarah wurde geboren. Gott war treu geblieben.
So lernte Abraham immer mehr, auf seinem Glaubensweg Gott wirklich zu vertrauen. Er erkannte, dass Gott seinen Plan treu ausführt. Deshalb war er bereit, wie wir vor zwei Wochen gesehen haben, als Gott ihn rief, seinen geliebten Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen. Im Vertrauen darauf, dass Gott ihm den Sohn irgendwie zurückgeben würde, war Abraham bereit, diesen Schritt zu gehen.
Wir sahen, dass Gott tatsächlich treu war und den Sohn verschonte. Ein stellvertretendes Opfer wurde dargebracht, von Gott selbst zur Verfügung gestellt, sodass Isaak leben konnte und sogar eine weitere Verheißung erhielt. So ging Abraham gestärkt seinen Glaubensweg weiter.
Letzte Woche predigte Markus Michnik darüber, wie Abrahams Frau Sara im Alter von 127 Jahren starb. Dies veranlasste Abraham, einen nächsten kleinen Schritt zu gehen, um den Plan Gottes zu verwirklichen. Ihm war zugesagt worden, dass er das gelobte Land einnehmen würde. Bis dahin lebte er noch als Fremdling in diesem Land.
Der Tod Saras führte dazu, dass Abraham ein erstes Stück Land im gelobten Land kaufte, um dort eine Grabhöhle zu besitzen. So sahen wir, dass Abraham nun ein Stück Land im gelobten Land besaß. Der Plan Gottes konnte sich hier weiter erfüllen. Außerdem hatte er einen Nachkommen, sodass auch hier der Plan Gottes weiter ausgeführt werden konnte.
Die Herausforderung der nächsten Generation: Eine Frau für Isaak finden
Und nun kommen wir zu Kapitel 24, zu unserem heutigen Predigttext, den wir eben in größeren Ausschnitten gehört haben. Zu Beginn dieses Textes lesen wir, dass Abraham nun alt und hochbetagt war und vom Herrn reich gesegnet wurde. Hervorragend – nur eine Sache fehlte: eine Frau für Isaak. Denn der Plan musste ja weitergehen. Gott hat einen guten Plan.
Doch was sollte Abraham tun? Nachdem der Herr ihm ja nun so deutlich gemacht hatte, dass Abraham die Dinge nicht einfach selbst in die Hand nehmen sollte – das war ja schiefgegangen –, was sollte er nun tun? Wie sollte er agieren im Vertrauen auf Gott, damit sein inzwischen vierzigjähriger Sohn Isaak endlich eine Frau bekommt? Sollte er einfach abwarten?
Das bringt uns wirklich zum Thema der heutigen Predigt. Ich möchte es in einer Frage formulieren: Wenn Gott doch der Gott ist, der einen guten Plan hat und diesen auch treu ausführt, was sollen wir dann eigentlich tun? Hatte Walter Houston vielleicht Recht – einfach zu warten?
Ich hoffe, dass die Predigt uns hilft zu erkennen, dass wir nicht dem Beispiel von diesem fiktiven Walter Houston folgen sollen. Vielmehr sollen wir erkennen, anhand des Beispiels eines treuen Knechts, der wirklich im Zentrum dieses Kapitels steht, wie wir zugleich wirklich vertrauen dürfen auf Gottes souveräne Versorgung und doch auch aktiv werden sollten.
Aufbau des Predigttextes und die Rolle des treuen Knechts
Der Predigttext gliedert sich ganz einfach in drei Teile. Die Verse 1 bis 9 bilden, wenn man so will, den Vorspann der Geschichte. Die Verse 61 bis 67 sind das Happy End. Dazwischen liegt ein langer Abschnitt, die Verse 10 bis 60.
Während die ersten und letzten Verse im gelobten Land spielen, ist der Großteil des Kapitels ein Bericht, in dem Abraham nicht vorkommt. Nein, die handelnde Hauptfigur in diesem Abschnitt ist ein treuer Knecht. Deshalb wollen wir vor allem auf diesen treuen Knecht Abrahams schauen, der im Vertrauen auf Gottes Vorsehung weise plant, mutig betet und entschlossen handelt.
Bevor wir nun zum Text kommen, wollen wir gemeinsam beten, dass Gott uns hilft, Menschen zu sein, die genau so leben: im Vertrauen auf Gott, mit weisem Plan, mutigem Gebet und entschlossenem Handeln.
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke, dass dein Wort uns zeigt, wie du bist und wie wir mit dir leben können. Wir wollen dich bitten, dass du uns hilfst zu sehen, wie diese Geschichte aus längst vergangener Zeit, die einst tatsächlich geschehen ist, uns lehren kann, wie wir hier und heute mit dir leben können.
Herr, schenke uns Ohren zum Hören, schenke uns Herzen, die bereit sind, sich von dir ansprechen zu lassen. Und schenke uns die Bereitschaft, dir wirklich zu vertrauen und gerade in diesem Vertrauen so zu leben, dass wir planen, beten und handeln – zu deiner Ehre. Amen.
Abraham zeigt Weitsicht und sendet seinen Knecht aus
Wir kommen zuerst zu den ersten neun Versen, dem Vorspann. Hier sehen wir, dass Abraham Weitsicht beweist und Initiative ergreift – mit dem Ziel, dass Isaak sich weder eine Frau aus den Kanaanitern nimmt, also eine fremde Frau aus dem Land, in dem er nun als Fremdling lebt, noch das gelobte Land wieder verlässt.
Isaak soll an diesem Ort bleiben. Abraham hat aus seinem Fehler gelernt: Das Verlassen des gelobten Landes war nie gut. Am Ende von Kapitel 22 wurde uns berichtet – wie Markus es letzte Woche erwähnt hat –, dass Abraham eine Nachricht erreichte. Sein Bruder Nahor hatte in seinem Heimatland eine große Nachkommenschaft.
So sendet Abraham nun seinen Knecht zurück in sein Heimatland, um von dort eine Frau für Isaak zu holen. Als der Knecht zögert, lässt Abraham ihn schwören, dass er diese Aufgabe wirklich erfüllen wird. Abraham gibt ihm eine große Zusage.
In Vers 7 erklärt Abraham: „Der Herr, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat und von meiner Heimat, der mir zugesagt und mir auch geschworen hat: Dieses Land will ich deinem Nachkommen geben – der wird seinen Engel vor dir hersenden, dass du meinem Sohn dort eine Frau nimmst.“
Abram wusste also, dass Gott dafür sorgen wird, dass sein Knecht eine Frau für Isaak findet. Gott wird dafür sorgen, dass sich sein Plan erfüllt.
Wir sollten aber bedenken, dass Gott nicht jedem Menschen zusagt, dass jeder Plan auch wahr wird. Ich möchte davor warnen, diese Geschichte als eine Art Anleitung zu lesen, wie man eine Frau findet. Darum geht es hier eigentlich gar nicht.
Es geht vielmehr darum, wie Gott seinen guten Plan verwirklicht. Gott hat nicht versprochen, dass jeder Mensch eine Frau oder einen Lebenspartner finden wird. Gott hat auch nicht versprochen, dass wir alle Nachkommen haben werden. Das ist nicht Gottes Verheißung.
Aber Gott hat verheißen, dass Isaak Nachkommen haben wird – und dazu braucht er eine Frau. Das ist die Zusage. Im Wissen darum sendet Abraham den Knecht aus, und der Knecht ist bereit zu gehen.
Der Knecht plant weise und bereitet sich vor
Und das bringt uns wirklich zum Kernstück des Kapitels. Ab Vers 10 lesen wir nun darüber, wie der Knecht vorgeht. Zu Beginn sehen wir, dass er weise plant, um die nötigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mission zu schaffen.
Er nimmt zehn Kamele mit, die er belädt mit allerlei Gütern. Unter anderem – und das sehen wir im weiteren Verlauf – kommt viel Schmuck und wertvolle Geschenke auf die Kamele. Das nimmt er mit im Wissen darum, dass er, wenn er die Frau trifft, ihr Geschenke geben will. So soll sie erkennen, dass sein Herr wohlhabend ist und in der Lage, für eine Frau zu sorgen.
Er nimmt diese Geschenke mit, um auch die Familie zu beschenken und um einen angemessenen Brautpreis zahlen zu können. Er plant also sorgfältig vor. Darüber hinaus – und das werden wir gleich noch genauer sehen – überlegt sich der Knecht ganz genau, was für eine Frau Isaak braucht.
Auch hier plant und überlegt er. Er braucht eine Frau, die kräftig zupacken kann, denn im Gelobten Land gibt es viel zu tun. Er braucht eine Frau, die hilfsbereit ist, denn sie soll die Helferin an der Seite von Isaak sein. Und gut aussehen ist jetzt auch kein negatives Kriterium, wie wir gleich noch sehen werden.
Bevor wir nun weiter in die Geschichte einsteigen, können wir als Christen hier schon ahnen – und vielleicht aus eigener Erfahrung wissen –, wie wir immer wieder in so einem Spannungsfeld stehen zwischen Vertrauen auf Gott und eigenem Planen.
Manche Christen sind wie Walter Houston: Sie sagen, sie vertrauen Gott und planen überhaupt nicht. Sie warten darauf, dass Gott alles tut und handeln relativ sorglos. Doch das ist nicht der richtige Weg.
Andere fallen auf der anderen Seite vom Pferd. Sie planen alles ganz genau, wissen, wie es sein muss, und vergessen dabei, auf Gott zu vertrauen und zu akzeptieren, dass letztendlich Gott sorgen muss. Es geht nicht darum, unsere eigenen Pläne zu verwirklichen, sondern uns ganz auf Gott zu verlassen und unser Leben in seine Hand zu geben.
Der treue Knecht kann uns hier ein Vorbild sein. Er weiß, dass er vorausplant, ist nicht passiv oder nur abwartend. Zugleich wird im weiteren Verlauf deutlich, dass er sich voll und ganz abhängig weiß von Gottes guter Führung und Versorgung.
Mutiges Gebet im Vertrauen auf Gottes Führung
Das bringt uns zum zweiten Aspekt: Ab Vers zwölf sehen wir, dass der treue Knecht im Wissen um Gottes Vorsehung, um Gottes Fürsorge und um Gottes Plan, den er ausführen wird, von diesem Gott abhängig ist. Er wendet sich ihm zu und bittet Gott nun darum, trotz all seines Planens zu handeln, zu führen und ihn zur richtigen Frau zu bringen.
Ich lese ab Vers zwölf das Gebet des Knechtes vor: „Du, Gott Abrams meines Herrn, lass es mir heute gelingen und tu Barmherzigkeit an Abraham, meinem Herrn. Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen, und die Töchter der Leute in dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. Wenn nun ein Mädchen kommt, zu dem ich spreche, neige deinen Krug und lass mich trinken, und sie wird sagen: ‚Trinke, ich will auch deine Kamele tränken‘, das sei die, die du deinem Diener Isaak beschert hast. Und daran werde ich erkennen, dass du Barmherzigkeit an meinem Herrn getan hast.“
Nach all seinem Plan handelt der Knecht also jetzt und betet mutig. Er bittet Gott um seine gute Führung. Er hat zugesagt bekommen, dass der Engel des Herrn ihm vorausgeht. Diesen Engel des Herrn kann er zwar nicht sehen, aber er bittet: Herr, führe mich jetzt zur richtigen Frau.
Es ist interessant zu sehen, wie er betet. Er betet verheißungsorientiert. Er bittet nicht um das, was er sich selbst wünscht, sondern um das, was Gott zugesagt hat – nämlich eine Frau für Isaak.
Dann sehen wir auch, was er nicht tut: Er bittet nicht um ein Wunder, etwa „Lass Sternenstaub auf die Frau regnen!“. Nein, er bittet auch nicht um ein belangloses Zeichen, wie „Lass eine Frau in einem knallroten Umhang kommen!“. Stattdessen betet er wohlüberlegt. Er bittet um Dinge, die letztendlich auch die Frau ausmachen sollen.
Er bittet um eine Frau, die sich als hilfsbereit erweist, wenn er sie bittet, ihm etwas zu trinken gibt, großzügig hilft und anpacken kann. Deshalb soll sie sich bereit erklären, auch noch seine zehn Kamele zu tränken. Diese Bitte ist ungewöhnlich, doch jetzt müssen wir uns überlegen: Der Knecht selbst war schon sehr alt, wie wir am Anfang gelesen haben.
Hier ist ein alter Mann, der etwa 900 Kilometer gewandert ist. Wenn ich mir vorstelle, 900 Kilometer zu wandern, wäre ich ziemlich müde. Ein alter Mann sah wahrscheinlich nicht mehr ganz frisch aus. Und nun kommt ein junges Mädchen direkt aus der Stadt, mit jugendlicher Kraft. Daher ist es vielleicht nicht völlig unrealistisch zu denken, dass eine junge Frau hier hilfsbereit ist. Genau so eine Frau brauchen wir für Isaak.
Wir sehen also, wie der weise Knecht gut geplant hat und nun mutig betet. Nur um das deutlich zu sagen: Ich möchte uns nicht ermutigen, genau so zu beten wie der Knecht und Gott ständig um Zeichen zu bitten.
Wir haben einige Dinge, die der Knecht noch nicht in Fülle hatte. Wir haben die ganze Offenbarung Gottes in der Schrift. Durch die Bibel können wir schon viel Wegweisung bekommen. Außerdem sind wir in Gemeinden zusammengerufen worden, wo wir uns gegenseitig Rat geben dürfen. Das ist genau das, wozu Gott uns auffordert – dass wir füreinander da sind, einander helfen und auch den Willen Gottes erkennen.
Gott hat uns, und das hatte natürlich der Knecht auch, den gesunden Menschenverstand gegeben, um darüber nachzudenken, was der richtige Weg sein könnte.
Ich möchte uns Mut machen, zu planen und dann zu zeigen, dass wir in all unserem Plan doch wissen, dass wir von Gott abhängig sind.
Das ist übrigens ein guter Tipp an alle jungen Prediger hier: Nur wenn ich das so sagen darf – fleißig arbeiten beim Erarbeiten des Predigttextes und beten, dass Gott uns hilft, nicht nur den Text richtig zu verstehen, sondern ihn auch kraftvoll zu predigen.
Das Zusammenspiel von eigenem Planen und Vertrauen auf Gott, das sich im Gebet ausdrückt, das ist es, was der Knecht uns hier vormacht.
Entschlossenes Handeln in drei Szenen
Und dann sehen wir – und das ist der nächste Punkt –, dass er, nachdem er geplant und gebetet hat, nun, da die Zeit gekommen ist, entschlossen zur Tat schreitet. Das sehen wir tatsächlich in drei Episoden.
Zuerst sehen wir, wie, bevor er überhaupt ausgeredet hat, bevor er überhaupt fertig gebetet hat, schon eine Frau auftaucht, die, wie es in Vers 16 heißt, sehr schön war. Der Knecht könnte jetzt sagen: „Na ja, wenn es so ist, dass Gott erst ein Gebet hören muss, um es zu beantworten, dann kann es ja eigentlich nicht sein, dass die Frau schon losgegangen ist, bevor ich überhaupt gebetet habe.“ Denn sie taucht ja jetzt schon am Brunnen auf, bevor er überhaupt fertig ist mit Beten. Die nehmen wir schon mal nicht.
Nein, der Knecht vertraut darauf, dass Gott ihn versorgen wird. Wahrscheinlich hat Gott ihm auch das Gebet so in den Kopf gegeben, und hier ist sie. Er geht mutig voran und spricht sie an. Er weiß, dass Gottes Versorgung und Gottes Handeln nicht an Raum und Zeit oder an unser Tun gebunden sind.
Im Text erfahren wir ein paar Dinge über das Mädchen, die der Knecht noch nicht weiß. Wir bekommen hier schon so ein Aha-Erlebnis: Wir erfahren, dass sie tatsächlich ein Enkelkind von Abrahams Bruder ist, also tatsächlich jemand aus der Familie. Wir erfahren, dass sie noch mit keinem Mann zusammen war, dass sie noch jungfräulich ist, wie es sich für eine unverheiratete Frau gehört.
Das weiß der Knecht noch nicht. Er sieht nur das, was vor Augen ist. Er sieht, dass das Mädchen gut aussieht und dass sie offenbar kräftig zupacken kann. So bittet er sie und bringt seinen Test, ob sie tatsächlich auch noch hilfsbereit ist. Und genau das erlebt er dann.
In Vers 18 heißt es: „Und sie sprach: Trinke, mein Herr!“ Einst ließ sie den Krug hernieder auf ihrer Hand und gab ihm zu trinken. Als sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: „Ich will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle genug getrunken haben.“ Sie eilte, goss den Krug aus in die Tränke, lief abermals zum Brunnen, um zu schöpfen, und schöpfte allen seinen Kamelen.
Also, das muss mal eine interessante Szene gewesen sein. Ich hoffe, ihr versteht das. Die Bibel macht auch Spaß. Ich hoffe, ihr lest die Bibel so, dass ihr nicht einfach darüber hinweg lest, sondern euch ein bisschen hineinversetzt.
Jetzt stellt euch mal die Szene vor: Da sitzt der Mann, das heißt, er sitzt still. Und die Frau läuft und holt Wasser aus dem Brunnen, tut es in eine Tränke, damit sich zehn Kamele satt trinken können. Wow! Also die hat ein bisschen was zu tun.
Jetzt stellt euch mal vor, der, für den sie das tut, sitzt einfach nur still da, guckt sie an und mustert sie. Ist das wirklich die Richtige? Ich fand die Szene in meinem Gedanken zumindest relativ witzig.
Dann ist er überzeugt, holt wertvolle Geschenke heraus und beschenkt sie. Als Rebekka ihm dann auch noch sagt, dass sie die Tochter Betuels und die Enkelin Naos ist, steht für ihn fest: Der Herr hat tatsächlich alles perfekt geführt.
Was sollte man tun, wenn man erlebt, wie Gott treu ist und treu versorgt? Wenn man sieht, wie Gott auf unser Planen, unser Beten und unser Handeln hin selbst handelt? Nicht sagen: „Ja, das habe ich gut gemacht, ich habe sie gefunden, mein Abraham wird ganz happy mit mir sein.“ Der Knecht hat keinen Stolz auf sich. Er ist voller Dankbarkeit Gott gegenüber, denn er weiß, all sein Handeln wäre zu nichts geworden, wenn Gott nicht gut geführt hätte.
So lesen wir hier: Er neigt sich und lobt Gott. Lasst uns eine Gemeinde sein, die mutig betet, vorher plant und dann handelt. Und wenn wir dann erleben, wie Gott wirkt, dass wir ihn darüber preisen, weil wir wissen, Gott ist derjenige, der es tun muss.
Wir dürfen wissen: Er tut es. Gott ruft uns niemals zu Dingen, bei denen er uns nicht auch das gibt, was wir brauchen, um seinen Plan auszuführen. Lass dir nie einreden, dass der Herr dich vor unlösbare Aufgaben stellt – das tut Gott nie. Gott wird dir immer alles geben, was du brauchst, um das zu tun, wozu er dich ruft. Darauf darfst du vertrauen.
Der Knecht darf dir hier eine Bestätigung dieser guten Lehre sein. Er erlebt es selbst. So lobt er Gott: „Gelobt sei der Herr, der Gott Abrams, meines Herrn, der seine Barmherzigkeit und seine Treue meinem Herrn nicht hat weichen lassen. Denn der Herr hat mich geradewegs geführt zum Hause des Bruders meines Herrn.“
Das bringt uns zur zweiten Begegnung, einer zweiten Szene, in der wir entschlossenes Handeln sehen. Nachdem Rebekka nach Hause gelaufen war und ihrem Bruder berichtet hatte, was ihr geschehen war, und auch den Schmuck zeigte, ist der wahrscheinlich relativ berechnende Bruder – das werden wir in späteren Kapiteln im Ersten Mose noch mehr sehen – schnell bereit. Jemand, der solche Geschenke macht, den laden wir mal zu uns nach Hause ein.
So lädt er den Knecht ein, der nun, wie gesagt, circa 900 Kilometer gereist war, vielleicht auch relativ hungrig ist, und setzt ihm ein gutes Essen vor. Was tut der Knecht? Was hätten wir getan? „Oh ja, jetzt essen wir erstmal.“
Der Knecht sagt: „Ich weiß, warum ich hier bin.“ Er weiß um Gottes Auftrag und kommt gleich zur Sache. „Ich will nicht essen, bis ich zuvor meine Sache vorgebracht habe.“
Dann erzählt er, was geschehen war und wozu er überhaupt da war. Er darf wiederum erleben, wie der Herr gerade auch durch die Antwort von Laban und Betuel für ihn sorgt.
Das ist das, was Laban und Betuel, also der Bruder und der Vater von Rebekka, sagen: „Das kommt vom Herrn, darum können wir nichts dazu sagen, weder Böses noch Gutes. Da ist Rebekka vor dir, nimm sie und geh mit ihr hin, dass sie die Frau des Sohnes deines Herrn sei, wie der Herr geredet hat.“
Und wiederum: Was tut der Knecht? Er hat geplant, er hat gebetet, er hat gehandelt, er hat nicht gezögert, sein Anliegen vorzutragen. Und wiederum klopft er sich nicht selbst auf die Schulter. Stattdessen neigt er sich vor Gott, betet Gott an, denn er lebt, und Gott wirkt auch durch die Antwort von Laban und Betuel.
Das bringt uns zur dritten und letzten Szene, in der wir das entschlossene Handeln sehen. Ab Vers 55 wird auf einmal noch mal alles kompliziert.
Als der Knecht am nächsten Morgen mit Rebekka losgehen will, da bremsen auf einmal Laban und auch seine Mutter. Sie sagen: „Bleib doch noch, bleib doch noch, warte mal, warte mal.“
Der Knecht weiß: Wenn Gott ihn so versorgt, was hat er für ein Recht, hier zu zögern? Gehorsam duldet keinen Aufschub.
Nun wird schließlich Rebekka selbst befragt. Ganz ähnlich wie viele Jahre zuvor Abraham. Ganz ähnliche Szene.
Als Abraham von Gott herangerufen wurde, um ins gelobte Land zu gehen, so zögert hier auch Rebekka keinen Moment, das Heimatland zu verlassen und in das ungewisse Land zu gehen.
Wie schon am Brunnen mit Rebekka und wie dann auch in der Begegnung mit Laban und Betuel trifft auch Rebekka hier eine echte Entscheidung. Doch dahinter steht der allmächtige Gott, der immer wieder gerade auch menschlicher Handlung eine Entscheidung dazu gebraucht, um das auszuführen, was er zuvor in seinem perfekten Plan, in seinem Ratsschluss beschlossen hat.
Liebe, ich hoffe, dass wir das klar verstehen: Gottes souveränes Handeln und echte menschliche Entscheidungen stehen in keinem Spannungsverhältnis zueinander. Sie gehören perfekt zusammen. Und das Wissen darum setzt uns frei, mutig Entscheidungen zu treffen.
Praktische Ermutigung zum Vertrauen und Handeln
Und wenn du ein Mensch bist, der zögert und noch viele Fragen hat, möchte ich dir wirklich dieses Buch ans Herz legen. Ich finde, es ist das beste Buch, das es zu dieser Thematik gibt. Kevin Youngs „Leg einfach los“ ist kein Buch, das sagt, wir können Gott vergessen. Nein, ganz im Gegenteil: Es zeigt uns tief biblisch begründet und zugleich ganz praktisch geschrieben, wie ein Vertrauen auf Gottes Güte Mut freisetzt, um mutig Entscheidungen zu treffen.
Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, dass das Wissen um Gottes Souveränität bedeutet, dass wir nichts tun oder keine Entscheidungen treffen müssen.
Der große Pionier der modernen Mission, William Carey – ich denke, viele von euch haben den Namen schon einmal gehört – war ein indischer Missionar und überzeugter Calvinist. Eines Tages war ihm ganz klar, dass Gott Menschen aus allen Völkern erreichen will. Denn das steht in seinem Wort. Und wenn Gott das sagt, dann wird er das auch tun. Er verstand auch, dass Gott uns Menschen aufruft, zu allen Völkern hinzugehen.
William Carey war davon überzeugt, dass er selbst gehen sollte. So brachte er sein Anliegen vor seinem Pastor und anderen reifen Christen vor. Und was erfuhr er? Sie sagten: „Wenn Gott die Menschen in Indien erreichen will, dann kann er das auch ohne dich tun. Nimm dich mal nicht so wichtig. Gott ist Gott – wer bist du denn?“
Doch William Carey wusste, dass, wenn Gott das tun will, er gerade Menschen gebrauchen möchte. Deshalb stellte er sich in den Dienst Gottes. Sieben Jahre lang sah er keinen einzigen Bekehrten in Indien. Ich frage mich, ob er sich manchmal gefragt hat, ob die anderen vielleicht doch Recht hatten.
Dann kam der erste Bekehrte – und danach viele weitere. Heute ist in Indien der Name William Carey noch in aller Munde. Er hat richtig erkannt, dass der souveräne Gott, der seinen Plan gewiss ausführt, immer wieder gerade Menschen gebrauchen möchte, die treu das tun, wozu er sie ruft.
Ich möchte uns Mut machen, auch solche Menschen zu sein – Menschen wie William Carey, Menschen wie dieser Knecht Abrahams –, die entschlossen handeln im Vertrauen darauf, dass der Herr uns gebrauchen will und gebrauchen wird, um seinen guten Plan auszuführen.
Das Happy End: Gottes Versorgung und Erfüllung seines Plans
Und das bringt uns schließlich zum Happy End. Der Knecht zieht also mit Rebekka ins gelobte Land, und der Bericht, den wir dann lesen, ist wirklich interessant.
Da heißt es, Isaak ist gerade zufällig zum Beten an einem Brunnen. Dieser Brunnen trägt den Namen „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht“. Moment, da war doch schon etwas, oder? Diejenigen, die bei der Predigt hier dabei waren, erinnern sich vielleicht. Dieser Brunnen wurde bereits in Kapitel 16 erwähnt.
Vielleicht erinnert ihr euch auch, in welchem Zusammenhang. Die schwangere Hagar wurde von Sarah schlecht behandelt, als sie immer runder wurde. Schließlich floh sie in die Wüste, wahrscheinlich in der Annahme, dort zu sterben. Dort begegnete ihr Gott und versprach ihr seine treue Versorgung.
Daraufhin gab sie Gott einen Namen: „Du bist der Gott, der mich sieht“ oder auch „Du bist der Gott, der für mich sorgt“. Nach ihr, so steht es in Kapitel 16, wurde dieser Brunnen benannt: der Brunnen des Gottes, der uns sieht und für uns sorgt.
An diesem Brunnen sitzt Isaak betend und erlebt, dass Gott für ihn sorgt. Seine Braut naht, noch bevor er es überhaupt weiß.
Dann kommt es zur Begegnung. Diese wird hier nur kurz beschrieben: Sie treffen einander, lernen sich kennen, lieben sich und werden Mann und Frau.
Damit endet dieser Bericht. Der Knecht hat seinen Auftrag erfüllt. Im Vertrauen auf Gottes gute Führung hat er weise geplant, mutig gebetet und entschlossen gehandelt.
Er durfte erleben, wie Gott, der Herr, der ihn sieht, für ihn gesorgt hat. So fand er eine Frau für Isaak, und Gottes Plan konnte sich weiter entfalten.
Ermutigung zum treuen Nachfolgen und Gottes Knecht als Vorbild
Und, ihr Lieben, ich möchte uns Mut machen, dem Beispiel dieses treuen Knechtes zu folgen. Unsere Berufung ist eine andere. Unsere allgemeine Berufung ist es, dem Herrn einfach treu nachzufolgen. Unsere Berufung ist es, zu seiner Ehre zu leben. Sie ist es, ihn vor der Welt als Retter und Herrn zu bezeugen.
Vielleicht hat der Herr dir konkret Dinge aufs Herz gelegt, durch die du erkennst: Das ist der Weg, wie ich konkret ihm dienen soll, wie ich für ihn da sein soll. Dann handle entsprechend. Plane, wenn das noch nötig ist. Bete – das ist immer nötig. Und dann handle entschlossen. Erlebe, wie der Herr einen solchen Gehorsam, ein solches Vorangehen gebrauchen wird, um seinen guten Plan auszuführen.
Erlebe auch du eines Tages das Happy End. Lasst uns so leben, dass auch wir am Ende die Worte hören können, die vielleicht auch Abraham seinem Knecht sagte, als dieser zurückkehrte: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht. Geh hinein zu deines Vaters Freude!“
Zugleich dürfen wir wissen, dass der Knecht Abrahams nur der Schatten eines noch viel treueren Knechtes ist. Ein Knecht, durch den Gott seinen perfekten Heilsplan ausführen und vollenden wird. Dieser Knecht ist der Nachkomme von Isaak und Rebekka. Für diesen Knecht sorgt ein anderer Knecht, indem er Isaak eine Frau bringt, von der dann Jesus Christus abstammt.
Jesus ist der Nachkomme, durch den alle Völker gesegnet werden – der vollkommen treue Gottesknecht. Auch dieser Knecht hat vor Grundlegung der Welt mit seinem Vater einen perfekten Plan gemacht. Er hat weise geplant, damit Menschen wie du und ich, die nicht immer treu und gehorsam sind, mit Gott versöhnt sein können und eines Tages ein Happy End erleben dürfen.
Er, der ewige Sohn Gottes, wurde Mensch. Er allein hat dem Vater in allen Dingen treu und gehorsam gedient. Er hat viel gebetet, im Wissen um seine Abhängigkeit vom Vater. Aber vor allem hat er in allem immer wieder gebetet: „Dein Wille geschehe!“ Und er hat entschlossen gehandelt. Er ging den Weg bis hin zum Kreuz, ja bis zu seinem Tod am Kreuz, um dort sein Leben zu geben.
Für unseren Ungehorsam, für die Schuld, die wir alle in unserem Leben haben und die uns eigentlich von Gott trennt – die eigentlich dazu führen müsste, dass wir eines Tages kein Happy End erleben, sondern ein Gericht, in dem wir vor dem heiligen Gott nicht bestehen können.
Aber dieser treue Knecht ist den Weg gegangen, sodass wir alle den Segen Gottes erleben dürfen. Dieser treue Knecht ist von den Toten auferstanden und ist durch seinen Heiligen Geist bei uns alle Tage. Durch seinen Geist führt und versorgt er uns. Preist den Herrn dafür!
Im Vertrauen darauf, dass Gott bei uns ist und dass er für uns sorgt, dürfen wir nun weise planen, mutig beten und entschieden handeln, bis wir das Happy End erreichen.
Schlussgebet und Einladung zum Lobpreis
Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, danke für deine große Treue. Du warst treu zu Abraham auf seinem Glaubensweg. Du warst treu zu dem Knecht Abrahams, als er sich auf den Weg gemacht hat, um für Isaak eine Frau zu finden.
Du bist der Gott, der uns sieht und für uns sorgt. Herr, wir wollen dich bitten, dass du uns immer mehr dazu bringst, dir wirklich zu vertrauen. Lass uns erkennen, dass du einen Plan mit jedem von uns hast. Du willst etwas mit uns tun und etwas durch uns bewirken.
Hilf uns, mit dem Wissen, das wir haben, voranzugehen. Lass uns weise planen, mutig beten und entschlossen handeln. Dann wollen wir darauf vertrauen, dass du uns gerade auch durch ganz natürliche Begegnungen und durch Entscheidungen, die wir und andere treffen, so führen wirst, dass alles gut wird.
Dafür preisen wir dich. Amen.
Lasst uns zum Abschluss dieses Gottesdienstes aufstehen und gemeinsam das Lied 348 singen: Stern, auf den ich schaue. In diesem Lied spüren wir wunderbar das Vertrauen auf Gott und gleichzeitig den Ruf, auch aktiv zu werden.
Lasst uns aufstehen und Lied 348 singen.