Einführung und Gebet zur Einstimmung
Heute Abend beschäftigen wir uns mit dem Thema praktische Hilfen im bibeltreuen Umgang mit der Heiligen Schrift und der Freude daran.
Bevor wir Bruder Kotsch bitten, möchte ich mit uns beten:
Lieber Vater, wir danken Dir für diese Abendstunde. Wir danken Dir für das Licht Deines Wortes und für die Orientierung, die Du uns geben willst. Danke, dass Du viele von uns auf den lebendigen Weg gestellt hast, Herr Jesus, der Du selbst bist.
Wir danken Dir auch für Deine Treue, dass Du uns nicht verlässt, auch wenn wir abgeirrt sind, krumme und schräge Wege gegangen sind und Umwege gemacht haben. Danke für Deine Barmherzigkeit und Liebe, die uns immer wieder zurückführt.
Nun bitten wir, dass diese Stunde uns dient, damit wir zielorientiert unseren Weg gehen, Dir entgegengehen und auf Dich hin leben – den Herrn der Herren, den König der Könige, der bald kommen wird.
Hab Dank für diesen Abend und für unsere Gemeinschaft. Wir bitten Dich für Bruder Kotsch, dass Du ihn segnest, ihm Weisheit und Freimut gibst, Dein Wort zu verkünden, damit es von Dir lebendig gemacht wird und Herzen bewegt.
Danke für dieses Wunder, dass Du heute Abend für jeden ein Stück Brot vom Himmel brichst. Gepriesen seist Du. Amen.
Angriffe auf die Bibel und die Bedeutung des Wortes Gottes
Ja, heute Nachmittag ging es um Angriffe auf die Bibel. Dabei habe ich bewusst auch Angriffe einbezogen, an die wir möglicherweise sonst nicht denken würden. Denn Angriffe auf die Bibel erwarten wir in erster Linie von Menschen, die gegen den Glauben sind oder von bibelkritischen Theologen.
Es gibt jedoch heute wesentlich mehr Angriffe, bei denen Aussagen der Bibel relativiert werden. Das war allerdings nur der erste Teil.
Der zweite Teil, den ich ganz besonders betonen möchte, ist der positive. Nämlich, dass wir in der Bibel einen Schatz Gottes haben. Es geht darum, diese Begeisterung für die Bibel zu haben oder zu bekommen, falls man sie noch nicht hat oder, wenn man sie einmal gehabt hat, wiederzugewinnen.
Das ist nichts Selbstverständliches für alle Zeiten. Im Bibellesen und im Umgang mit der Bibel gibt es auch Phasen, in denen man meint, das spricht mich nicht an, das ist mir irgendwie distanziert oder ich kenne das alles schon. Das kann durchaus passieren.
Trotzdem glaube ich, dass wir in der Bibel einen ganz besonderen Schatz haben. Wenn ich dazu motiviere, in der Bibel zu lesen, dann könnte ich das zunächst ganz ohne geistliche Argumente tun. Auch für jemanden, der gar kein Christ ist, lohnt es sich, in der Bibel zu lesen.
Warum? Die Bibel ist der Bestseller überhaupt. Es gibt kein Buch in der gesamten Weltgeschichte, das mehr verkauft worden ist.
Man könnte jetzt natürlich sagen: „Ja, und?“ Viele Menschen interessieren sich eben für das, was alle denken, was alle glauben, was alle sehen. Das kennt man ja auch aus dem Fernsehen: „Hast du das auch gesehen? Das haben doch alle gesehen oder alle gehört oder das wissen doch alle.“
Hier könnten wir als Christen mit Recht sagen: „Hast du schon in der Bibel gelesen? Die lesen das doch alle.“
Manche würden vielleicht sagen: „Meine Freunde aber nicht.“ Doch es geht nicht nur um den eigenen Freundeskreis. Weltweit gesehen ist die Bibel bis heute das meistgelesene und meistverkaufte Buch. Darüber hinaus ist es das Buch, das am längsten die Weltgeschichte geprägt hat.
Es gibt kein anderes Buch, das so lange das Denken und den Glauben der Menschen geprägt hat wie die Bibel.
Das heißt, selbst derjenige, der nicht an Gott glaubt, sollte in der Bibel lesen, weil es sich um ein so einflussreiches und bedeutendes Buch handelt.
Wenn jemand Goethe und Schiller liest, würde ich sagen: „Was sind Goethe und Schiller gegen die Bibel?“ Ich habe nichts gegen Goethe, auch nichts gegen Schiller oder andere Dichter. Aber sie haben vor rund 200 Jahren gelebt und werden hauptsächlich in Deutschland gelesen.
Die Bibel hat dagegen Kulturen weltweit beeinflusst – und das seit etwa 3.000 Jahren. Das Alte Testament schon in der Zeit vor der Geburt Jesu.
Die kulturelle Prägung durch die Bibel in Deutschland
Darüber hinaus ist es so: Wer in Deutschland lebt, kommt eigentlich ohne die Bibel gar nicht richtig aus. Warum? Weil gerade in Deutschland unsere gesamte Kultur und Geschichte, Architektur, Rechtsprechung, Kunst, Malerei, Dichtung und vieles mehr stark von der Bibel geprägt und beeinflusst sind.
Gehen Sie doch einmal in irgendein Kunstmuseum in Deutschland! Es sei denn, es beschränkt sich auf die Kunst der letzten hundert Jahre, werden Sie ohne ein Verständnis der Bibel einen Großteil der Kunstwerke nicht richtig einordnen können. Denn die häufigsten Motive sind biblisch geprägt.
Sie merken schon: Ich bin jemand, der gerne mal Museen besucht, alte Schlösser und Gemälde anschaut. Dabei fällt auf, dass es ganz viele biblische Darstellungen gibt. Wie stellten sich die Menschen das zu ihrer Zeit vor? Besonders bei mittelalterlicher Malerei gibt es fast nichts anderes, als dass man ganz stark biblische Motive heranzieht.
Oder sehen Sie sich die Architektur an. Studieren Sie Architekturgeschichte! Die prächtigsten Gebäude der Vergangenheit waren die Kirchen. Das ist bis heute noch so. Haben Sie eine etwas ältere Stadt, dann ist sie ganz klar so aufgebaut: in der Mitte steht die Kirche, das höchste Gebäude. Davor liegt der Marktplatz, wo gehandelt wurde. Das war bewusst vor der Kirche, denn das sollte im Angesicht Gottes geschehen.
Die Idee dahinter war, dass die Händler nicht zu stark betrügen, weil sie wissen, Gott schaut zu. Ob das tatsächlich immer funktioniert hat, wissen wir nicht so genau, aber das war die Funktion. Ringsherum wurden dann all die anderen Häuser angebaut. In älteren Städten, die nicht so riesig gewachsen sind, sieht man bis heute noch diesen Aufbau.
Man erkennt also: Im Mittelpunkt architektonisch einer ganzen Stadt stand die Kirche. Und die Kirche wurde darum nach biblischen Motiven gebaut. Wenn wir jetzt mehr Zeit hätten, würde ich mit Ihnen in irgendeine Kirche gehen und Ihnen alles erklären, wie sie genau gebaut ist und warum man bestimmte Dinge dort platziert hat. Denn das hat ganz häufig mit biblischen Hintergründen zu tun.
Beispielsweise sind die meisten Kirchen in Kreuzform gebaut. Wenn Gott also aus dem Himmel schaut, sieht er ein Kreuz: ein Langschiff und ein Querschiff, von oben genau wie ein Kreuz. Die allermeisten Kirchen sind so gestaltet. In Griechenland ist das Langschiff ein bisschen kürzer, weil dort das griechische Kreuz üblich ist. Das griechische Kreuz hat an allen Seiten gleich lange Arme. Aber die normalen Kirchen sind alle so ausgebaut.
Die meisten Kirchen sind so gebaut, dass man beim Hereinkommen im Westen steht und nach vorne, also im Osten, schaut. Warum? Das war auch theologisch durchdacht. Jesus sollte doch auf dem Ölberg wiederkommen, und der Ölberg liegt von uns aus gesehen im Südosten, dort, wo die Sonne aufgeht. Deshalb sollte der Blick in diese Richtung gehen, damit man, wenn Jesus wiederkommt, direkt auf ihn schaut.
Darüber hinaus lesen wir im Johannesevangelium, dass Jesus das Licht der Welt ist. Deshalb sollte beim Gottesdienst das Licht hereinstrahlen, besonders wenn die Gottesdienste morgens gefeiert wurden, was meistens der Fall war. So sollte man eine Ahnung von diesem Licht Gottes, von dem Licht der Herrlichkeit bekommen.
Jetzt könnte ich das noch ausführlicher ausdeuten, denn es gibt eine ganze Menge Dinge, wie Kirchen gebaut wurden. Ich möchte Ihnen nur sagen: Wenn Sie die Bibel kennen und dieses Wissen anwenden, verstehen Sie das viel besser. Sonst gehen Sie in so ein Gebäude hinein und sagen: „Och, ganz schön“ oder „Das ist mir zu alt, zu zugig, zu kalt.“ Aber wenn man das verstehen will, dann muss man die Bibel kennen.
Die Bibel als Grundlage für Literatur, Sprache und Recht
Das gilt genauso für die Literatur. Viele große Entwürfe der Literatur der letzten Jahrhunderte setzen sich mit biblischen Gedanken und Motiven auseinander.
Darüber hinaus ist es so, dass unsere hochdeutsche Sprache eigentlich durch die Bibel entstanden ist. Sie wissen wahrscheinlich, dass der Schöpfer der modernen hochdeutschen Sprache Martin Luther ist. Er hat diese Sprache für seine Übersetzung der Bibel, des Alten und Neuen Testaments, entwickelt. Bis dahin gab es kein Hochdeutsch. Er hat es so gut erfunden, dass es bis heute unsere Literatur, unser Reden und Sprechen, unsere Grammatik und unsere Wortwahl prägt – ja, sogar bis in unsere Sprichwörter hinein. Zum Beispiel: "Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." Das kennen wahrscheinlich die meisten Menschen in Deutschland. Aber nicht alle wissen, dass es sich hier um einen Bibelvers handelt.
Es gibt eine ganze Menge Bibelverse, von denen wir merken, dass sie unser Leben und Denken ganz tief geprägt haben. Das heißt, wer die eigene Kultur in Deutschland verstehen will, kommt an der Bibel nicht vorbei – übrigens auch bis in die Rechtsprechung.
Ich habe ja gesagt, dass die Politik heutzutage immer weiter von biblischen Motiven abrückt. Aber ursprünglich ist das, was wir heute als Rechtswesen empfinden, stark von der Bibel geprägt. Zum Beispiel gehen wir davon aus, dass vor dem Gericht alle gleich sind. Viele würden wahrscheinlich sagen: "Ja, das ist doch selbstverständlich." Das ist es aber nicht.
Sind Sie zum Beispiel in einem hinduistischen Umfeld, werden Menschen nach der Kaste beurteilt. Oder bei den alten Germanen, also bevor sie Christen geworden sind, gab es genaue Unterschiede. Wenn man eine alte Frau ermordet hat, musste man nur halb so viel Strafe bezahlen wie bei einer jungen Frau. Denn man sagte: Die junge Frau kann noch Kinder bekommen und ordentlich arbeiten, die alte nicht, also weniger Strafe.
Sie lächeln vielleicht darüber, weil wir heute biblisch empfinden. Wir sagen: Egal ob alt oder jung, Mann oder Frau – alle sind gleich. Wie Paulus schreibt: "Es sind alle einer vor Christus." Wir sind eins, egal ob wir Sklaven oder Freie sind. Gott sieht uns als wertvoll an. Jesus stirbt nicht nur für die Reichen oder Armen, für die Alten oder Jungen, sondern für alle.
Der Gedanke, dass alle Menschen gleich vor Gott sind, kommt aus diesem Gedanken: Sie sind gleich vor Gott. Und das war nie zuvor in der Weltgeschichte so.
Manche sagen, das Vorbild der Demokratie sei das alte Griechenland, zum Beispiel Athen. Das stimmt nicht. Lesen Sie mal nach: In Athen war die Mehrzahl der Bevölkerung Sklaven, die hatten keine Rechte und durften nicht wählen. Frauen durften ebenfalls nicht wählen, Besitzlose auch nicht. Letztendlich durften nur zwischen 15 und 20 Prozent der Bevölkerung wählen. Ist das unsere moderne Demokratie? Nein.
Hier darf jeder wählen! Es wird nicht gesagt: "Du bist reich, du hast doppelt so viele Stimmen." Das war in Griechenland normal. Dieses Modell, dass jeder etwas beitragen und seine Meinung sagen darf, ist etwas, das eigentlich aus christlichen Erwägungen entstanden ist.
Christen haben das nicht immer vertreten, das wissen wir. Aber diese Motivation entstand erstmals, als in der Französischen Revolution die Menschenrechte erklärt wurden. Diese Erklärung wurde von einem hugenottischen Pfarrer namens Rambaud verfasst, der zu den Evangelischen in Frankreich gehörte. Später wurde sie von anderen übernommen. Das ist historisch dokumentiert.
Das heißt auch: Die Erklärung der Menschenrechte geht auf christlich-biblisches Denken zurück. So finden wir heute viele Aussagen in unserem Rechtswesen, die ihren Ursprung im christlich-biblischen Denken haben.
Wenn wir das verstehen wollen und dahinterstehen wollen, dann führt kaum ein Weg daran vorbei, die Bibel näher kennenzulernen. Wir müssen wissen, wie es dazu gekommen ist und wie es begründet wird. Lassen wir die Bibel weg, fallen viele Gesetze unserer Gesetzgebung weg, weil sie keine Begründung mehr haben.
Wir merken das ja: Dort, wo sich Menschen von der Bibel distanzieren, werden viele Gesetze und Gebote hinterfragt, neu definiert und immer wieder neu verhandelt.
Die Bibel als spannendes Buch und Motivation für Christen
Das sind jetzt alles Gründe, die dazu anregen könnten, in der Bibel zu lesen. Man könnte auch sagen, es sind spannende Geschichten. Wer gerne etwas Thrillermäßiges liest, findet auch in der Bibel spannende Erzählungen. Wir entdecken dort spannende Familiengeschichten, Liebesgeschichten, Ehegeschichten sowie Staaten, die entstehen und vergehen. Außerdem werden Wunder berichtet. Die Bibel ist an vielen Stellen wirklich spannend.
Ich weiß nicht, ob Sie das schon einmal nachvollzogen haben, wenn Sie zum Beispiel Könige, Chroniken oder Ruth lesen. Dort sind richtig spannende Geschichten enthalten. Auch das kann ein Argument sein, die Bibel zu lesen.
Letztendlich ist das natürlich nicht das eigentliche Argument. Das sind alles sekundäre Gründe, die aber immerhin vielleicht den einen oder anderen, der mit dem christlichen Glauben wenig anfangen kann, motivieren können, in die Bibel hineinzuschauen und sich das durchzulesen.
Für diejenigen, die Christen sind, gibt es noch ganz andere Motivationen. Dafür möchte ich einmal zwei Bibelstellen vorlesen, die stellvertretend für viele andere stehen, die es in der Bibel gibt.
Zuerst möchte ich aus dem 2. Petrusbrief vorlesen. Wo habe ich den denn hier? Sonst lese ich ihn erst einmal an einer anderen Stelle, bis mir die richtige Stelle wieder einfällt. Die habe ich doch vorhin noch nachgelesen. Macht nichts, ich komme gleich noch darauf zurück.
Dann lese ich erst einmal aus dem 2. Timotheusbrief vor. Dort gibt es nämlich noch eine andere Stelle, die ich gerne vorlesen wollte: 2. Timotheus 3.
Die Bedeutung der Heiligen Schrift in der Endzeit
In Zweiter Timotheus Kapitel drei beschreibt Paulus die Situation der Endzeit. Er schildert, wie die Menschen am Ende der Zeiten leben werden. Direkt im Anschluss stellt er dem Leben der Menschen in der Endzeit eine Alternative gegenüber.
Paulus sagt, so leben die Menschen in der letzten Zeit, bevor er wiederkommt. Dann schreibt er in Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, und weil du von Kindheit an die Heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk vollkommen ausgerüstet.
Wenn wir davon ausgehen, dass wir relativ gesehen in der letzten Zeit sind – ohne jetzt irgendwelchen Spekulationen zu verfallen, da habe ich ja heute Nachmittag vorgewarnt – dann wird uns hier gesagt: Den Anforderungen einer christenkritischen Zeit können wir nur bestehen, wenn wir verwurzelt sind im Wort Gottes. Sonst geht das nicht.
Paulus beschreibt hier, dass wir beständig in dem bleiben sollen, was wir aus dem Wort Gottes gelernt haben. Das heißt, wir brauchen nicht ständig auf der Suche nach irgendeinem neuen Trend zu sein. Wir müssen nicht das über Bord werfen, was Väter und Mütter des Glaubens vor uns gefunden und entdeckt haben.
Stattdessen wird gesagt: Bleib bei dem, was du gelernt hast. Von Kindheit an hast du die Heiligen Schriften kennengelernt. Manche von uns sind in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen. Manchmal kann es so sein, dass man sich daran gewöhnt hat und es als alltäglich ansieht. Man schätzt es nicht mehr so sehr.
Hier soll Timotheus in einer ähnlichen Situation ermutigt werden: Freue dich daran, dass du schon sehr früh das Wort Gottes kennengelernt hast. Schätze es deshalb nicht gering und wirf es nicht über Bord, nur weil es etwas Altbekanntes ist. Halte deshalb umso mehr daran fest.
Paulus sagt auch, warum das so wichtig ist: Weil allein diese heilige Schrift, die von Gott kommt, die Kraft hat, weise zu machen. Dabei geht es nicht darum, weise zu werden, um ein Abitur zu haben oder ein Studium zu absolvieren. Hier steht: Sie macht weise zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.
Nur durch die Heilige Schrift können wir die Erlösung kennenlernen und erfahren. Sie macht uns weise, damit wir Gott verstehen können, Jesus verstehen können und unser Christsein führen können.
Es gibt heute immer wieder den Vorwurf, dass gesagt wird: „Ich glaube doch nicht an die Bibel, sondern ich glaube an Jesus.“ Das haben Sie vielleicht auch schon gehört. Das klingt herausfordernd, denn tatsächlich würde ich auch sagen: Ja klar, ich glaube nicht an ein Buch, sondern ich glaube an eine Person.
Aber was sagt Paulus hier? Wir können diesen Glauben gar nicht erfassen ohne die Bibel. Man könnte denjenigen, der das behauptet, fragen: „Was weißt du denn von Jesus ohne die Bibel?“ Da müssten wir sagen: Ohne Bibel wüssten wir von Jesus gar nichts. Ohne die Bibel wüssten wir von der Erlösung nichts.
Das heißt, alles, was wir von Jesus wissen, kommt aus diesem Buch. Wir sind darauf angewiesen, dass es zuverlässig ist, und darauf, dass Gott es uns durch den Heiligen Geist erschließt.
Paulus macht deutlich: Wenn du weise werden willst zur Errettung, wenn du wissen willst, wie du errettet werden kannst, dann führt kein Weg an der Heiligen Schrift, an der Bibel vorbei. Das sollte eine starke Motivation sein.
Unser Heil ist verknüpft mit dem Wort Gottes, weil Gott dort zu uns spricht. Er sagt, was er über uns denkt und wie wir zu ihm kommen können.
Und das ist noch nicht alles. Dann steht: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Das heißt hier, die Schrift ist nicht irgendein Buch, sondern die Bibel ist gemeint. Die Bibel ist von Gott eingegeben.
Eingegeben bedeutet, dass Paulus, Petrus, Jakobus oder Johannes nicht einfach aufgeschrieben haben, was ihnen in den Sinn kam. Das war keine antike Predigt, die einfach gehalten wurde. Hinter dem, was in der Bibel aufgeschrieben ist, steht Gott selbst. Er hat es eingegeben.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Weil sie von Gott eingegeben ist, führt sie nicht nur die Überlegungen antiker Menschen vor Augen. Sie bewirkt etwas in unserem Leben.
Was sie bewirkt, steht hier: Sie bewirkt Belehrung. Das spricht den Verstand an. Wenn wir in der Bibel lesen, werden wir über uns selbst belehrt. Wer bin ich eigentlich? Wo sind meine Fehler und Schwächen? Wo sind meine Stärken? Wie ist meine Beziehung zu Gott oder zu Mitmenschen?
Ich werde belehrt, ich verstehe das. Aber das ist nicht alles. Die Bibel soll nicht nur meinen Intellekt ansprechen und mich herausfordern. Sie soll auch zur Überführung dienen.
Überführung ist mehr: Das eine spricht den Intellekt an, bei der Überführung merke ich plötzlich, dass es in mein Leben trifft. Ich lasse mich davon betreffen. Ich merke, dass ich schuldig vor Gott bin und umkehren muss.
Die Bibel überführt mich von Illusionen in meinem Leben, von einer überhöhten Selbsteinschätzung, von meiner Schuld Gott gegenüber. Das ist das Persönliche, das eine das Intellektuelle, das andere das Persönliche.
Dabei bleibt es nicht, denn dann steht auch „zur Zurechtweisung“. Das heißt: Ich sehe, ich bin überführt, dass es falsch ist. Aber die Situation ist noch nicht verändert. Sie wird verändert, wenn ich mich zurechtweisen lasse.
Ich weiß, das ist falsch, und dann höre ich das Wort Gottes und kehre um. „Tue Buße“ – so hieß das bei Jesus und bei Johannes.
Dann kommt die „Erziehung in der Gerechtigkeit“. Wenn ich erkannt habe, dass ich schuldig bin, überführt und zurechtgewiesen wurde und meine Schuld bereue, hört die Wirkung des Wortes Gottes nicht auf.
Dann kommt der Aspekt der Erziehung durch das Wort Gottes. Gott will uns erziehen, wozu? Damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei zu guten Werken, völlig ausgerüstet.
Das heißt, das Wort Gottes will uns nicht nur zeigen, wer wir sind und wie wir Vergebung unserer Schuld bekommen können. Es will uns erziehen, damit wir so werden, wie Gott uns eigentlich haben will – der gute Mensch Gottes.
Das ist kein Selbstzweck, um sagen zu können: „Jetzt bin ich der perfekte Christ geworden.“ Sondern es steht: Du sollst Christ werden. Gott will dein Leben durch das Wort Gottes verändern.
Wozu? Damit wir zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet sind. Das heißt, das Wort Gottes will uns auch in Aktion bringen und unser Leben verändern.
Nicht nur unser Denken und unsere Stellung zu Gott, sondern auch unsere Stellung zum Nächsten – das sind die Werke, die hier angesprochen werden – sollen verändert werden.
In diesem Text sehen wir, wie viel Gott durch sein Wort erreichen will. Die Bibel ist nicht nur kulturgeschichtlich, juristisch, politisch oder künstlerisch interessant.
In der Bibel will uns Gott begegnen. Er will uns sagen, wer wir sind, wer er ist und was bei uns verändert werden soll.
Er will unser Leben verändern, unser Denken verändern und damit auch unsere Taten prägen.
Das ist ein sehr wichtiger, einschneidender Grund, warum wir in der Bibel lesen sollten.
Die Auswahl der Bibelübersetzung und Umgang mit verschiedenen Versionen
Jetzt könnten einige natürlich die Frage stellen: Ja, in welcher Bibel denn überhaupt? Und da gibt es ja einige Streitpunkte. Die will ich heute Abend auch gar nicht klären. Das wäre wahrscheinlich ein Thema eines ganz eigenen Vortrags: Welche Bibelübersetzung ist die beste? Und Christen können da eifrig streiten.
Ich habe zahlreiche Streitpunkte gehört. Die einen, die Anhänger der Brüdergemeinden, kämpfen für die Elberfelder Bibel, und das ist eine gute Bibel. Diejenigen, die in der evangelischen Kirche sind, kämpfen vielleicht manchmal für die Lutherbibel, und das ist auch eine gute Bibel. Die, die es eher etwas ökumenisch wollen, lesen die Einheitsübersetzung, und das ist auch eine gute Bibel. Die, die reformiert sind und in der Schweiz leben, bevorzugen die Zürcher Übersetzung, und auch das ist eine gute Bibel.
Also ich will mich gar nicht an dem vielen Streit unter den Bibeln beteiligen, sondern ich möchte hier einfach mal dafür werben: Es gibt wahrscheinlich weltweit kaum eine andere Sprache, in der es so viele gute Bibelübersetzungen gibt wie im Deutschen. Deshalb können wir uns daran freuen. Wir sollten nicht darüber streiten, welche Bibelübersetzung die beste ist, sondern vielmehr darin lesen. Denn letztendlich kann uns jede Bibelübersetzung zu dem überführen, was Gott uns sagen will, und uns seinen Charakter nahebringen.
Na ja, gut, es gibt so ein paar Bibelübersetzungen, bei denen ich auch Bauchschmerzen habe. Zum Beispiel die Volksbibel. Vielleicht liest ja einer von Ihnen sie auch gerne. Meine Erfahrung ist: Ich habe sie ganz durchgelesen und auch eine ausführliche Rezension dafür geschrieben. Manche Sachen sind darin ganz gut. Aber ich habe ab und zu mal in Jugendstunden daraus vorgelesen, und die Reaktion der Jugendlichen war immer dieselbe. Jetzt lasse ich Sie mal raten: Wenn ich aus der Volksbibel vorgelesen habe, was war die Reaktion der Jugendlichen? Nein, gar nicht so sehr interessiert. Eigentlich egal. Selbst in ganz konservativen oder modernen Gemeinden war die Reaktion immer dieselbe: Die Jugendlichen haben gelacht.
Und jetzt ist für mich die Frage: Ist das die Absicht, die das Wort Gottes hat? Wir lesen daraus vor, und dann lacht man – „Ah, wie komisch!“ Dann müssen wir sagen: Nein, das kann es doch nicht sein. Das Wort Gottes soll uns hier ansprechen. Dort sollen wir Gott begegnen und etwas von der Heiligkeit Gottes spüren.
Da würde ich schon sagen, allein diese Reaktion zeigt für mich, dass es eigentlich nicht das ist, was die Bibel bewirken soll. Natürlich, wenn jemand dadurch zum Glauben kommt, dann würde ich sagen: Halleluja, Gott kann Wunder tun. Und das ist ja auch so. Deshalb will ich jetzt auch nicht dagegen kämpfen. Aber ich will sagen: Es gibt so viele gute Bibelübersetzungen, deshalb muss man nicht unbedingt die Volksbibel nehmen.
Jetzt könnte ich lange aufzählen. Ich habe ein Büchlein darüber geschrieben, in dem ich ungefähr zwanzig gute deutsche Bibelübersetzungen nenne. Je nachdem, welchen Geschmack man hat, möchte man die Bibel vielleicht so flächig lesen, also ein ganzes biblisches Buch durch. Das würde ich empfehlen. Wer das noch nicht gemacht hat, dem gehen manchmal die Augen auf, weil man Zusammenhänge erkennt, die einem nicht auffallen, wenn man immer nur einzelne Verse herausliest.
Ich habe das mehrfach gemacht, zuletzt bei einer Freizeit, die ich gehalten habe. Dort habe ich den Freizeitteilnehmern gesagt: „Heute Nachmittag biete ich euch an, ich lese euch mal ein ganzes biblisches Buch vor.“ Dann habe ich das Lukasevangelium vorgelesen. Das Lukasevangelium ist das längste Buch des Neuen Testaments. Aber man kann es, wenn man flüssig liest, in drei bis vier Stunden durchlesen.
Viele, die zugehört haben, sagten: „Plötzlich habe ich manche Sachen ganz neu und anders verstanden.“ Denn wir müssen ja auch davon ausgehen, dass diese biblischen Schriften ursprünglich nicht dafür geschrieben wurden, dass man nur ein paar Verse daraus liest. Die Briefe von Paulus – wenn man einen Brief liest, liest man nicht nur zwei Sätze, dann am nächsten Tag weiter und übermorgen weiter, sondern den ganzen Brief.
Der Römerbrief ist ein Brief, der Erste Korintherbrief, der Zweite Korintherbrief, der Galaterbrief – das sind alles Briefe. Manchmal kann es helfen, den ganzen Brief zu lesen, dann werden einem ganz neue Dinge bewusst.
Deshalb möchte ich alle animieren, die sagen: „Meine Bibel ist an einem toten Punkt angekommen,“ das doch einmal zu probieren: Ein ganzes biblisches Buch durchzulesen. Wie gesagt, das macht man vielleicht nicht jeden Tag, aber mal am Sonntagnachmittag oder an einem Abend dafür Zeit nehmen. Statt Fernsehen zu schauen, einfach mal drei Stunden ein biblisches Buch lesen.
Manche Bücher sind auch viel kürzer, die kann man in einer halben oder einer Stunde durchlesen. Man wird merken, dass dadurch ganz neue Perspektiven klar werden.
Für solch ein Lesen würde ich eher eine leicht lesbare Übersetzung empfehlen, wie zum Beispiel die „Hoffnung für alle“. Oder eine, die ich auch sehr gut fand, ist die neue evangelistische Übersetzung von Karl Heinz van Heyden. Die fand ich auch sehr gut zum Lesen.
Es gibt ein paar Übersetzungen, die sind sehr leicht zu lesen. Da kann man besser flächendeckend lesen, nicht um an einer Stelle in die Tiefe zu gehen, sondern um den großen Zusammenhang vor Augen zu haben.
Wer das noch nicht getan hat, dem würde ich sagen: Macht das einmal! Das kann einen ganz neuen Leseeindruck geben, und einem können Sachen wichtig werden, die einem bisher vielleicht nicht aufgefallen sind.
Wenn man sich jetzt intensiver mit Bibeltexten auseinandersetzen will, genauer hinschauen möchte, dann würde ich eher Übersetzungen empfehlen, die sehr genau sind und dem Originaltext entsprechen. Da habe ich ja schon ein paar genannt: die Elberfelder Bibel, die Schlachter Bibel, die Lutherbibel, die Zürcher Bibel oder auch die Einheitsübersetzung.
Das sind durchaus Bibeln, die relativ gut sind. Natürlich kann man bei keiner sagen, dass da nicht auch einmal eine Stelle ist, die nicht ganz genau passt. Aber es gibt keine Bibel, die hundertprozentig sicher und perfekt ist.
Manche werden mir wahrscheinlich sagen: „Doch, meine!“ Ja, das kann schon sein. Aber ich würde sogar empfehlen – so mache ich es auch – ab und zu mal die Bibelübersetzung zu wechseln. Ihr werdet nämlich plötzlich merken: Bei manchen Stellen schaue ich hin und denke, das kann doch gar nicht sein, dass das da so steht.
Warum? Weil ich vielleicht fünf oder zehn Jahre immer dieselbe Bibelübersetzung gelesen habe und den Text schon kenne. Wenn ich dann mal eine andere Übersetzung nehme, wird ein anderer Akzent gesetzt, und plötzlich fallen mir ganz neue Aspekte auf, die auch im Text drinstehen.
Deshalb mache ich das alle paar Jahre: Ich wechsle einmal.
Meine erste Bibel war eine alte Lutherbibel mit dem Text von 1912. Das war dann noch so richtig heftig, da stand zum Beispiel „Sintemal“ und „Weib“ – also sehr starke Ausdrücke, die man heute gar nicht mehr so versteht, zumindest viele nicht.
Damals habe ich angefangen, Bibelverse auswendig zu lernen. Das ist übrigens auch eine ganz wichtige Sache in der Auseinandersetzung mit der Bibel: Bibelverse auswendig lernen. Denn das begleitet einen durch den Tag. Manchmal, wenn ich mir Gedanken mache oder unterwegs bin, kommen mir Bibelverse in Erinnerung.
Allerdings merke ich auch, dass ich angefangen habe, nach der 1912er Lutherübersetzung auswendig zu lernen. Wenn ich dann frei zitiere, muss ich schnell noch ein bisschen umformulieren. Denn wenn ich zum Beispiel so sage: „Adam erkannte sein Weib,“ dann kann das heute Irritationen hervorrufen, weil „Weib“ heute eher negativ gedeutet wird. Zur Zeit Luthers war das natürlich nicht so.
Deshalb übersetze ich dann schnell im Kopf um: „Adam erkannte seine Frau.“ Dann ist es wieder verständlich, und man muss nicht solche alten Begriffe benutzen.
Später bin ich auf eine neuere Lutherübersetzung umgestiegen, dann habe ich einige Jahre die Zürcher Übersetzung gelesen, als ich in der Schweiz war und viel mit der reformierten Kirche zu tun hatte. Jetzt lese ich seit einigen Jahren die Schlachterübersetzung, auch eine gute Übersetzung.
Ich finde es wertvoll und würde es jedem empfehlen, der das bisher nicht gemacht hat, ab und zu mal die Bibelübersetzung zu wechseln. So bekommt man bestimmte Bibelverse ganz neu mit. Es wird dadurch sehr bereichernd, darin zu lesen.
Wenn einem die Bibel lieb geworden ist, muss man sie ja nicht wegschmeißen. Das tue ich mit meinen alten Bibeln auch nicht, sondern bei mir stehen sie alle schön im Regal. Häufig zerfleddern sie mit der Zeit.
Bei mir ist es so: Wenn mir wichtige Gedanken kommen, lege ich gerne Zettel in die Bibel. Mit der Zeit wird sie immer dicker, und ab und zu muss ich sie dann mal entrümpeln, alles wieder herausnehmen, sonst geht sie kaputt.
Deshalb würde ich auch sagen: Man kann mal Sachen reinlegen, die einem wichtig geworden sind. Aber das kann dazu führen, dass die Bibel irgendwann kaputt ist.
Bei einer meiner Bibeln gibt es eine ganz spezielle Geschichte: Sie war schon fast hinüber, der Umschlag ist abgefallen und die Seiten gingen auseinander. Ein Bruder in der Gemeinde, der ein ehemaliger Buchbinder war und in Rente ist, hat das gesehen. Er sagte: „Michael, gib mir deine Bibel!“ Und jetzt hat er sie so gemacht, dass sie besser aussieht als damals, als sie neu war.
Früher hatte sie eine Pappdecke, jetzt ist sie echt mit Leder bezogen und hat Goldschnitt. Gut, der Goldschnitt ist schon wieder etwas verblasst, aber er hat sie richtig schön gelb gemacht. Da war ich ganz froh, sonst hätte ich wieder meine Bibel wechseln müssen. Jetzt habe ich sie noch ein bisschen länger.
Also ich würde jedem empfehlen: Nehmt mal eine andere Bibelübersetzung und lasst euch nicht von anderen Christen verunsichern, die sagen: „Diese Übersetzung ist falsch und diese ist falsch!“ Betet lieber darüber. Gott wird euch dadurch ansprechen.
Es gibt sehr, sehr viele gute Übersetzungen. Keine dieser Übersetzungen gibt genau den Text wieder, den wir im Griechischen und Hebräischen haben. Jeder, der mal eine Fremdsprache gelernt hat, weiß: Eine Eins-zu-eins-Übersetzung kann es nicht geben.
Warum? Weil schon das Wortfeld in jeder Sprache anders ist. Wir können bestimmte Sachen gar nicht eins zu eins übersetzen.
Wer Englisch kennt, weiß, wie man „It's raining cats and dogs“ übersetzt. Wörtlich heißt das „Es regnet Katzen und Hunde.“ Aber wer versteht das in Deutschland? Manche würden vielleicht denken, Gott habe ein Wunder getan und es seien Katzen vom Himmel gefallen. In Wirklichkeit ist das ein feststehender Ausdruck.
Zum Beispiel steht in der Bibel: „Adam erkannte seine Frau.“ Das ist wörtlich übersetzt. Aber was meint das? Im Deutschen ist das missverständlich. Man könnte denken: „Ah, du bist Eva.“ Er hat sie zuerst nicht erkannt und dann erkannt. Wer Hebräisch kennt, weiß, dass damit eigentlich gemeint ist, dass er mit ihr zusammen geschlafen hat. Das ist ein Euphemismus im Hebräischen.
Wenn man das wörtlich übersetzt, versteht der deutsche Leser nicht unbedingt, was der hebräische Leser oder Schreiber meinte. Das ist das Problem mit Sprache.
Im Hebräischen gibt es neben Singular und Plural noch den Dual. Wir kennen: Eine Person tut etwas, mehrere Personen tun etwas. Im Hebräischen gibt es eine spezielle Verbform, die ausdrückt, wenn zwei Personen etwas tun.
Wie will man das übersetzen? Im Deutschen gibt es keine Form dafür. Man muss es umschreiben oder einen Satz daraus machen. Das sind nur ein paar Beispiele.
Ich könnte noch viele weitere nennen, um zu zeigen: Immer wenn man übersetzt, interpretiert man ein Stück weit. Deshalb kann es keine Übersetzung geben, die genau den Originaltext wiedergibt, weil die Sprachen zu unterschiedlich sind.
Man kann nicht eins zu eins übersetzen, manchmal weil es das Wort gar nicht gibt.
Manche wissen, dass es im Griechischen für das deutsche Wort „Liebe“ vier verschiedene Begriffe gibt. Wir haben die nicht. Wir müssen es umschreiben, zum Beispiel die Elternliebe. Das ist ein ganz anderes Wort als das, was da gemeint ist.
Das kann man in einem Verb zusammenfassen, das wir so nicht haben. Das heißt, wir müssen es umschreiben.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Eskimos etwa zwanzig verschiedene Worte für Schnee haben. Wir können sagen: Gut, die Jünger waren keine Eskimos, zum Glück, dann kommt das da nicht vor.
Aber wie will man das übersetzen? Wir haben im Deutschen nur ein Wort. Wir müssen also sagen: „Der neu gefallene Schnee,“ „der lange liegende Schnee,“ „der krümelige Schnee.“ Aber das sind Umschreibungen, kein genaues Wort.
Ich will nur etwas Sensibilität wecken.
Ursprünglich wurde das Wort Gottes in Griechisch und Hebräisch geschrieben: Das Alte Testament in Hebräisch, das Neue Testament in Griechisch.
Wer so viel Kapazität hat, diese Sprachen zu lernen, ist gut bedient und kann es in der Originalsprache lesen.
Ich habe Hebräisch und Griechisch gelernt. Allerdings muss ich sagen: Die meisten deutschen Bibelübersetzungen sind so gut, dass es uns nicht viel mehr hilft, es sei denn, wir machen Wortstudien an einzelnen Stellen.
Selbst wer Griechisch und Hebräisch kann, braucht Wörterbücher und Grammatiken, um die Kenntnisse anderer Fachleute heranzuziehen.
Kaum jemand kann so flüssig Griechisch und Hebräisch übersetzen wie seine Muttersprache. Auch viele Theologen brauchen Fachliteratur zur Hilfe. Und das ist gut so.
Aber Sie können die Bibel auch ohne fließende Kenntnisse in Griechisch und Hebräisch verstehen – zum Glück. Sie ist übersetzt und sehr, sehr gut übersetzt.
Das soll jetzt die Motivation sein: Grübeln Sie nicht zu lange über die richtige Bibelübersetzung. Setzen Sie die Zeit lieber dafür ein, die Bibel zu nehmen und darin zu lesen.
Wechseln Sie ab und zu mal die Bibelübersetzung. Das hilft, neu aufmerksam zu werden, was Gott sagen will.
Lesen Sie mal flächig ganze biblische Bücher durch. Dafür gibt es spezielle Bibelübersetzungen, damit man die Zusammenhänge deutlicher vor Augen bekommt.
Ich würde Ihnen auch raten, das ist vielleicht ein Schlüssel zum motivierten Bibellesen: Verändern Sie häufiger einmal Ihre Art und Weise des Bibellesens.
Denn alles in unserem Leben, wenn wir es regelmäßig immer gleich tun, kann zu einer einschläfernden Gewohnheit werden und Langeweile auslösen.
Das ist klar. Wenn wir immer wieder dieselben Sachen machen, konzentrieren wir uns irgendwann nicht mehr darauf.
Ich habe eine Untersuchung gelesen: Viele Leute können sich nach dem Fahren auf dem gewohnten Weg zur Arbeit nicht mehr erinnern, was passiert ist, weil sie die Strecke so oft gefahren sind. Das geht fast automatisch.
Genauso kann es beim Beten sein: Wenn man immer dasselbe betet, weiß man hinterher gar nicht mehr, was man gebetet hat.
Auch beim Bibellesen kann das so sein.
Wenn man Bibellesen interessant gestalten will, ist es gut, ab und zu einmal die Sache zu verändern.
Wie? Zum Beispiel den Ort, an dem man liest.
Wenn die Sonne herauskommt, warum nicht mal Zeit nehmen, sich im Garten hinzusetzen, wo es grünt und blüht und die Sonne scheint? Dort kann man vielleicht ein paar Psalmen lesen, wie wunderbar Gott die Natur geschaffen hat.
Sie werden merken, das spricht Sie viel mehr an, als wenn Sie zu Hause am Wohnzimmertisch sitzen und dasselbe lesen.
Manchmal kann einfach der Ort, an dem man liest, das Bibellesen interessanter und spannender machen und einen Weg zu unserem Herzen finden.
Oder es kann sein, dass man die Art und Weise, wie man Bibel liest, verändert.
Ich habe einige Jahre lang nach einem Bibellesezettel gelesen. Eine Zeit lang hatte ich den Eidlinger Bibellesezettel, dann den Bibelleseplan vom Bibellesebund und so verschiedene.
Das fand ich gut und bereichernd, aber dann habe ich auch mal wieder damit aufgehört.
Dann habe ich zum Beispiel eine Zeit lang einfach ein biblisches Buch nach dem anderen gelesen, jeden Morgen ein paar Verse, und am nächsten Tag die nächsten.
Manchmal habe ich auch konzentriert ein paar Verse nacheinander gelesen.
Das meine ich mit der Art und Weise, wie wir die Bibel angehen: Wenn wir verschiedene Formen wählen, können manche Sachen neu lebendig werden.
Das, was sonst gewöhnlich oder mit Überwindung verbunden ist, kann wieder Freude machen, und wir erleben mehr, dass Gott uns anspricht.
Manchmal habe ich auch einen bestimmten Bibeltext jede Woche jeden Tag gelesen, also den gleichen Text mehrfach.
Da fielen mir Dinge auf, die ich beim ersten Lesen nicht gesehen habe.
Mit der ganzen Woche fiel mir plötzlich auf, wie vielfältig dieser Bibeltext ist.
Manche Dinge gehen einem erst auf, wenn man es öfter liest.
Das kann auch eine Vorgehensweise sein: mal ein ganzes biblisches Buch, mal mit einem Andachtsheftchen, mal ein Vers nach dem anderen, mal immer wieder denselben Text, um vertieft darüber nachzudenken.
Das ist mehr das Meditieren über das Wort Gottes.
Je nachdem kann es hilfreich sein, wenn man in der Bibel etwas anmalt.
Ich mache das nicht, das ist eine Mentalitätssache, ob man sich dafür entscheidet oder nicht.
Andere haben gute Erfahrungen damit, bestimmte Dinge in der Bibel zu markieren, zum Beispiel alle Aussagen Gottes rot, alle Verheißungen grün oder alle Ermahnungen blau.
Das dient erst mal dazu, konzentrierter zu lesen.
Man muss sich bei jedem Text die Frage stellen: Wo ist hier eine Aussage Gottes? Wo eine Ermahnung? Wo eine Verheißung?
Das kann dazu führen, dass einem plötzlich deutlich wird, wie viele Verheißungen, Ermahnungen oder Aussagen über Gott in der Bibel sind.
Eine solche systematische Lektüre, bei der man die ganze Bibel oder einzelne Bücher nach einer solchen Systematik durchgeht und farblich markiert, kann für viele eine Hilfe sein, um einen Bibeltext, den man schon zu kennen meint, wieder neu lebendig zu machen.
Ich habe eine Zeit lang auch ein Tagebuch zum Bibellesen geführt.
Ich weiß nicht, ob Sie diese Idee kennen.
Man nimmt ein Schulheft oder Zettel und schreibt jeden Tag auf, was einem im Bibellesen wichtig geworden ist.
Ich fand das sehr interessant, später mal durchzublättern.
Denn oft war das, was ich beim Lesen interessant fand, nach ein paar Tagen schon wieder vergessen.
Wenn man es aufschreibt, muss man sich noch mal konzentrieren, das vertieft sich.
Wenn man es später noch mal liest, kommt es schneller wieder in Erinnerung.
Darüber hinaus hat es den schönen Nebeneffekt, dass wir in unserer Gemeinde meistens am Sonntag eine Zeit haben, in der man weitergeben kann, was einem im Glauben wichtig geworden ist – so eine persönliche Austauschzeit.
Manchmal ist es so, dass mir im Gottesdienst nichts einfällt, obwohl mir in der vergangenen Woche Dinge wichtig geworden sind, die aber schon ein paar Tage her sind.
Dann ist es gut, das Revue passieren zu lassen: Was ist in der vergangenen Woche passiert?
Selbst wenn ich im Gottesdienst nichts sage, finde ich es bereichernd, mich daran zu erinnern, was ich in der letzten Woche mit Gott erlebt habe.
Dafür kann so ein Heft dienen.
Solche Dinge können helfen.
Wenn man eine Phase hat, in der einem das Bibellesen gar keinen Spaß macht, würde ich empfehlen, sich mal eine Zeit lang mit einer anderen Person zum Bibellesen zu treffen.
Das kann ganz neue Horizonte eröffnen, weil dem anderen oft andere Dinge auffallen als einem selbst.
Das weckt zum Nachdenken.
Ich muss dann ja auch etwas formulieren, wenn der andere fragt: „Was denkst du über den Text?“
Wenn ich alleine vor dem Text bin, lese ich vielleicht nur durch, klappe zu, und das war’s.
Der andere sagt seine Auffassung, und ich komme ins Gespräch über den Bibeltext auf eine ganz andere Art, als wenn ich nur alleine lese.
Das kann für eine gewisse Zeit sehr hilfreich sein.
Man kann sich zum Beispiel einmal in der Woche mit jemandem verabreden, um zusammen in der Bibel zu lesen.
Nebenbei hat das einen positiven Aspekt: Vielleicht gibt es in Ihrer Gemeinde einen jungen Christen, der am Anfang des Glaubens steht und mit dem Bibellesen noch nicht so gut zurechtkommt.
Dann können Sie diesen jungen Christen einladen, sagen: „Komm, hier am Nachmittag oder Abend, wir trinken zusammen einen Kaffee und lesen gemeinsam in der Bibel.“
Sie helfen dem anderen, Zugang zur Bibel zu bekommen, und werden oft staunen, wie der andere Ihnen auch helfen kann, neue Dinge in der Bibel zu erkennen.
Das geht meistens auf Gegenseitigkeit.
Solche Dinge empfinde ich als durchaus hilfreich.
Was ich jetzt gesagt habe, war ja mal die Anregung, Abwechslung zu schaffen, es mal anders zu machen und neue Ideen zu bekommen.
Das kann neue Freude am Bibellesen wecken und neue Aspekte wichtig werden lassen, auch wenn man meint, den Bibeltext schon zu kennen.
Dass man den Bibeltext kennt, geht manchmal schon meinen Kindern so.
Wenn ich ihnen etwas vorlese und erzähle, sagen sie oft: „Papa, kenne ich schon alles.“
Da fühle ich mich manchmal herausgefordert, Geschichten aus dem Alten Testament zu nehmen und zu fragen: „Hast du das schon mal gelesen?“
Die Kinder sind von klein auf in der Kinderstunde gewesen. Klar kennen sie die Geschichten von David und Goliath, von Jonathan und so weiter.
Aber das heißt nicht, dass sie die ganze Bibel kennen.
Und genauso geht es mir nach über dreißig Jahren als Christ: Ich entdecke immer wieder neue Dinge in der Bibel, obwohl es Verse sind, die ich schon mal gelesen habe.
Jetzt bin ich in einer anderen Lebenssituation, lese in einer anderen Übersetzung und denke über einzelne Formulierungen anders nach, weil ich in einer anderen Lebenslage bin.
Deshalb lese ich immer wieder dieselben Verse.
Ich habe ja gesagt: Auswendiglernen würde ich jedem empfehlen.
Es gibt Kurse zum Auswendiglernen, man kann es sich aber auch selbst auf Kärtchen aufschreiben.
Das finde ich gut zum Lernen: Auf die Rückseite kommt der Vers, auf die Vorderseite die Stelle, und dann lernt man Stück für Stück auswendig.
Ich habe das auch mal probiert, habe es selbst auf Kassette aufgenommen und dann immer wieder mit Ohrhörern angehört.
Das geht auch, man kann das machen.
Also auf verschiedene Art und Weise das Wort Gottes wirken lassen.
Was es heute gibt, sind sehr günstige mp3-Dateien ganzer biblischer Bücher. Man kann sie im Auto mitnehmen und zwischendurch mal hören.
Das ist nicht für intensive Bibelstudien, sondern eher für flächiges Hören, zum Beispiel erzählende Bücher.
Während man routinemäßig fährt, muss man sich nicht sehr tief konzentrieren. So kann man biblische Bücher auch hören, also vorgelesen bekommen.
Das ist noch eine andere Art, die Bibel kennenzulernen.
Also, das sind jetzt eine ganze Menge verschiedene Punkte, die man ausprobieren kann, um anders mit der Bibel umzugehen.
Praktische Tipps für das Bibellesen
Wenn wir jetzt eine ganz einfache Bibelzeit nehmen, dann haben wir also irgendeine der Bibeln. Ich habe ja gesagt, es gibt mehrere gute Übersetzungen. Dazu gibt es ein bisschen Handwerkszeug, das ich jedem Christen empfehlen würde, um so vorzugehen. Wahrscheinlich tun die meisten von Ihnen das schon lange so.
Ich würde empfehlen, zuerst beim Bibellesen zu beten. Das klingt sehr selbstverständlich, aber ich halte es für unheimlich wichtig. Wir wollen ja erwarten, dass Gott zu uns spricht. Das tut die Bibel nicht automatisch. Ich muss von Gott erwarten, dass er mir durch das Wort Gottes etwas weitergibt – für mein geistliches Leben, für diesen Tag oder für Entscheidungen.
Dann würde ich sagen, sollte man einen Bibeltext erst einmal einfach so lesen, wie er da steht. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Dinge in der Bibel für jeden verständlich sind. Man muss dafür kein Theologe sein.
Allerdings gibt es manchmal einzelne Worte, Begriffe oder Zusammenhänge, die schwer verständlich sind. Jetzt kann man in die Gefahr kommen, wenn man sich nicht gut auskennt, diese falsch zu interpretieren. So sind zahlreiche Sekten und Irrlehren entstanden.
Zum Beispiel gibt es im ersten Timotheusbrief die Stelle: „Die Frauen werden selig durch Kindergebären“ (1. Timotheus 2,15). Wenn man das so liest, könnte man auf die Idee kommen, dass Frauen, die Kinder haben, sich gar nicht bekehren müssen, also keine Christen werden müssen. Die Männer müssten sich bekehren, und die Frauen müssten Kinder bekommen. Aber so ist das nicht gemeint.
Allerdings, wenn man nicht etwas nachgräbt und nicht sieht, was da eigentlich gemeint ist, kann man zu solch einer Idee kommen. Die Sekte der Mormonen vertritt das genauso. Sie nehmen diese Bibelstelle und sagen dann tatsächlich: Eine Frau wird gerettet, selig, wenn sie Kinder hat. Deshalb soll jede mormonische Frau Kinder haben. Das sei für die Errettung ganz wichtig.
Hier merken wir natürlich eine Fehlinterpretation. Das steht weder an dieser Stelle noch an irgendeiner anderen so. Was wahrscheinlich gemeint ist – und ich will Ihnen meine Deutung geben, damit Sie mit der Frage nicht die ganze Nacht wachliegen – ist Folgendes: Das Wort „selig“ kann auch übersetzt werden mit „glücklich“ oder „zufrieden“.
Genau im ersten Timotheusbrief steht in diesem Zusammenhang, dass die Frau nicht alle möglichen Bänder, Spangen, Gold, Silber oder sonst etwas haben soll. Damit soll eher gesagt werden, dass viele Frauen ihre Erfüllung für die Aufgabe, die sie haben, nicht nur darin finden, wie schick sie sind, sondern darin, dass sie Kinder haben und erziehen. Das kann eine Art Erfüllung geben.
Das Wort kann also auch „glückselig“ heißen, also glücklich oder zufrieden. Es muss nicht als „gerettet“ oder „selig werden“ übersetzt werden. So würde ich es eher interpretieren.
Aber es geht hier nicht um diese Stelle, ich wollte nur eine Deutung nennen, weil ich sie angesprochen habe.
Was ich sagen will: Wenn man so einen Text liest und sich nicht ganz sicher ist, würde ich immer empfehlen, zuerst ein Bibellexikon dabei zu haben. Als Bibellexikon empfehle ich vor allem das von Rieniker und Meier. Erstens, weil es einbändig ist, zweitens weil es sehr zuverlässig, leicht verständlich und lesbar ist und drittens, weil es recht bibeltreu ist – also keine Bibelkritik enthält.
In diesem Lexikon werden manche Dinge erklärt, auf die man sonst nicht direkt kommt. Zum Beispiel lesen wir, dass Jesus mit den Sadduzäern sprach. Die meisten Bibelleser wissen schon, dass das „die Bösen“ waren. Aber es waren nicht einfach nur die Bösen, denn es gibt einen Unterschied zu den Pharisäern und den Schriftgelehrten. Das sind verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Was diese Gruppen genau glaubten, kann man in so einem Bibellexikon nachlesen. Wenn man also auf ein Wort stößt, kann man nachsehen, was dazu drinsteht. Oder bei Begriffen wie „Stiftshütte“ – da denkt man vielleicht, das war doch irgendwie der Ort, an dem gebetet wurde. Im Lexikon kann man genau nachlesen, wie sie aufgebaut war, oft sogar mit einer Grafik, wie sie ausgesehen hat.
So kann man viel interessierter und mit mehr Verständnis den Bibeltext lesen.
Jeder sollte beim Bibellesen ein Bibellexikon dabei haben, das kulturelle Begriffe, historische Hintergründe und geografische Besonderheiten erklärt. Das hilft, den Text besser zu verstehen.
Ich habe eine Zeit lang die Bibel auch mit einer Konkordanz gelesen. Wahrscheinlich wissen viele, was das ist: ein Buch, in dem bestimmte Worte der Bibel aufgezählt sind und alle Stellen, an denen dieses Wort vorkommt, kurz aufgelistet sind. Die meisten Konkordanzen sind zusammengefasst und zeigen nur die wesentlichen Stellen.
Es gibt auch Computerkonkordanzen zum griechischen Neuen Testament, die vollständig sind, aber oft zu umfangreich. Eine der bekanntesten Konkordanzen, gerade für die Lutherbibel, ist die Bremer Handkonkordanz, die ebenfalls recht gut ist.
Mich interessierte zum Beispiel, was die Bibel generell über Freude sagt. Mit einer Konkordanz kann man alle wesentlichen Stellen finden, in denen das Wort „Freude“ vorkommt. Die Stellen sind meist nicht ausführlich, man muss schon etwas blättern, aber so bekommt man einen Überblick über ein Thema in der Bibel.
Konkordanzen sind auch hilfreich, wenn man ein bestimmtes biblisches Wort liest, wie zum Beispiel „Seligwerden“. Dann kann man in der Konkordanz nachschauen, wo dasselbe Wort sonst noch vorkommt. Dadurch wird oft klarer, was das Wort an dieser Stelle bedeuten könnte. Der Vergleich ist sehr hilfreich.
Wer heute computertechnisch gut ausgerüstet ist, hat eine Konkordanz oft nicht mehr in Buchform, sondern als Computerprogramm oder online. Dort gibt man ein Wort ein, und alle Bibelstellen, in denen das Wort vorkommt, werden aufgelistet.
Wer lieber etwas in der Hand hat, kann eine gedruckte Konkordanz benutzen. Die sind gar nicht teuer und sehr empfehlenswert zum Bibellesen, denn sie können einen neuen Blick auf die Bibel eröffnen und bereichernd sein.
Drittens empfehle ich jedem, einen Kurzkommentar zur Bibel anzuschaffen. Es gibt verschiedene. Zum Beispiel einen sehr guten im Hensler Verlag von Herrn Wolwus, einen im Brockhaus Verlag von F.F. Bruce und einen von der Dillenburger Verlagsgesellschaft von William MacDonald. Diese Kurzkommentare sind relativ ähnlich.
Sie sind kurz gehalten, man liest nicht seitenlang, sondern kann manchmal nach dem eigenen Lesen eines Textes darin nachschauen. Man liest also nicht zuerst den Kommentar, sondern erst den Text, macht sich Gedanken und schaut dann, was Theologen zu diesem Text gedacht haben.
Diese Kurzkommentare sind meist nur ein Band und nicht endlos lang. Es gibt auch umfangreiche Kommentare, die für einen Bibelvers zehn Seiten umfassen, die aber oft mit Fremdwörtern, griechischen und hebräischen Begriffen gespickt sind und eher für Spezialisten geeignet sind.
Ein Kurzkommentar kann helfen, eine andere Rückmeldung zu bekommen, was Theologen bisher über einen Text gedacht haben. Das kann anregend sein und den Umgang mit der Bibel bereichern.
Zum Schluss sollte man eine Bibellese immer auch mit Gebet beenden. Im Gebet sollte man darum bitten, dass Gott hilft, das Gelesene umzusetzen und sich daran zu erinnern, was man gelesen und darüber nachgedacht hat.
Denn Bibellesen allein verändert den Menschen noch nicht. Man muss sich daran erinnern und mit Gottes Kraft das, was man erkannt hat, im Alltag umsetzen. Das ist äußerst bereichernd.
Ich glaube, ein Leben mit Gott lohnt sich wirklich. Ein Leben mit Gott heißt, wie wir hier gerade beim Timotheus gelesen haben, ein Leben mit der Bibel. Das bedeutet, dass wir die Bibel kennenlernen, dass Gott zu uns spricht.
Ich habe vorgelesen, was das bewirkt: Belehrung, Überführung, Zurechtweisung, Erziehung in der Gerechtigkeit und ein verändertes Leben – also Werke, die sich verändern.
Diese fünf Wirkungen werden hier genannt und verändern unseren Umgang mit der Bibel. Denn es ist nicht irgendein Buch. Es steht geschrieben, dass die heiligen Schriften von Gott eingegeben sind, nicht von Menschen, die damals lebten, keine privaten Ideen.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, Überführung, Zurechtweisung und Erziehung in der Gerechtigkeit.
Zum Christsein gehört die Bibel dazu. Ohne sie geht es nicht.
Es gibt aber bestimmte Dinge, bei denen es langweilig werden kann oder wo wir neue Ideen brauchen, um das Bibellesen lebendig zu machen und neu motiviert zu werden. Wenn wir das tun, bewirkt das Bibellesen bei uns das, was hier steht: Belehrung, Überführung, Zurechtweisung, Erziehung in der Gerechtigkeit und ein verändertes Denken und Leben.
Ich wünsche jedem, der hier ist, dass er in dieser Woche so etwas mitnimmt, neu motiviert wird, sich Zeit nimmt und sich direkt mit dem Wort Gottes auseinandersetzt – nicht nur sekundär, was andere darüber denken. Das kann man auch noch machen, aber selbst sich damit auseinanderzusetzen und Gott zu erlauben, zu einem zu sprechen.
Ich hätte noch ein paar andere Tipps, aber meine Zeit ist abgelaufen. Einige würden sonst auf die Uhr schauen und sagen, jetzt überzieht er wieder. Das will ich nicht, sondern ich möchte hier Schluss machen.
Ich möchte an dieser Stelle gerne mit Ihnen beten und dann auch die Möglichkeit lassen, noch für ein paar Rückmeldungen, Fragen, Ergänzungen oder Erfahrungen, die Sie mit dem Wort Gottes gesammelt haben und die andere motivieren können.
Heute Nachmittag hatten wir ja nicht so viel Zeit zum Austausch, aber jetzt können wir zumindest noch ein paar Minuten darüber sprechen.
Bevor wir das tun, möchte ich gern mit Ihnen beten und lade Sie ein, mitzubeten:
Vater im Himmel, vielen Dank, dass Du uns nicht in Unwissenheit hier auf der Erde gelassen hast, sondern Dich offenbart hast durch die Propheten im Alten Testament und durch Deinen Sohn Jesus Christus im Neuen Testament.
Danke, dass all das, was Du offenbart hast, aufgeschrieben und uns zuverlässig überliefert wurde. Danke, dass wir viele gute Bibelübersetzungen haben und dass Du durch diese Bibel in unser Leben hinein sprechen willst.
Danke, dass Du uns zeigen willst, wer Du bist, wer wir sind, wie wir zu Dir stehen, wie wir Vergebung der Schuld bekommen können, wie wir anders denken und leben können, wie Du die Welt verstehst und wie wir sie dann auch verstehen und interpretieren können.
Ich bitte Dich, dass Du uns immer wieder daran erinnerst und uns Freude, Mut und gute Ideen gibst, wie wir Dein Wort besser kennenlernen können, dranbleiben und immer mehr von Dir erfahren.
Hilf uns, dass wir uns gegenseitig ermutigen, gib uns Verständnis durch Deinen Heiligen Geist, wenn wir in Deinem Wort lesen, damit wir es einordnen können.
Hilf uns noch mehr, das, was wir verstanden haben, auch umzusetzen, damit es nicht nur etwas im Kopf bleibt, sondern unser Leben, unser Reden, unser Denken und unsere Taten verändert.
Danke, dass wir nicht nur für uns alleine stehen, sondern dass Du an unserer Seite stehst, uns ganz konkrete Hilfen gibst und durch den Heiligen Geist Kraft schenkst, das dann auch zu tun. Amen.
