Rückblick auf die Verfolgung und der Eingriff Gottes
Wir haben bereits im Kapitel sieben davon gelesen. Erinnern Sie sich an das kleine Horn, das eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit währt (Kapitel 7, Vers 25). Diese Zeitspanne bezeichnet die Verfolgung der Heiligen durch das kleine Horn. Die Verfolgung dauert dreieinhalb Jahre, und hier ist dieselbe Zeitspanne angegeben.
Wie geht es weiter? In Vers 7 heißt es: "Und wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollbracht sein wird, dann werden alle diese Dinge vollendet sein." Das bedeutet, wenn die Israeliten zu jener Zeit unter Antiochus so stark gedemütigt und am Boden liegen, also in einer Lage, in der es scheint, als gäbe es keine Hilfe mehr, dann wird der Herr eingreifen.
So geschah es auch. Unter Judas Makkabäus kam im Dezember 168 v. Chr. der große Sieg über das syrische Heer. Am 25. Dezember 168 konnte der Tempel wieder eingeweiht werden. Am Tiefpunkt ihrer Kraft wurden somit alle diese Dinge vollendet.
Die Offenbarung und das Verständnis der Prophezeiung
Vers 8: Und ich hörte es, aber ich verstand es nicht. Da fragte ich: Mein Herr, was wird das Ende von diesem sein? Was wird das letzte Ergebnis davon sein?
Vers 9: Er antwortete: Geh hin, Daniel, denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt bleiben bis zur Zeit des Endes. Daniel soll sich mit dem begnügen, was ihm der Herr offenbart hat. Der Herr zeigt ihm nicht alles.
Wir sollen also nicht erwarten, dass wir beim Lesen biblischer Zukunftsprophetie alles erfahren. Er sagt nur: Geh hin, du musst jetzt geduldig sein.
Aber was wird das Ende sein? Wir erfahren, dass Gott sein Volk heiligt, reinigt und läutert.
Vers 10: Der Engel sagt, viele werden sich reinigen, weiß machen und läutern. Gerade durch diese Bedrängnisse geschah viel Läuterung. Die Menschen taten Buße über ihre Sünden, und so konnte der Herr wirken, weil sie Buße getan hatten.
Viele werden sich reinigen, weiß machen und läutern. Doch die Ehrfurchtslosen werden ehrfurchtslos handeln, und alle Ehrfurchtslosen werden es nicht verstehen. Die Verständigen aber werden es verstehen.
Das ist interessant: Die Verständigen, also die Gläubigen, werden es verstehen. Die Gläubigen zu jener Zeit haben Daniel gelesen – zur Zeit der Makkabäer. Sie erhielten immer mehr Licht. Je mehr die Zeit voranschritt, desto mehr erkannten sie: „Ah, wir leben jetzt in der Zeit der Erfüllung dessen, was über Antiochus gesagt wurde, über dieses kleine Horn, über den König des Nordens.“
Die Zeit der Bedrängnis und die genaue Zeitangabe
Vers: Und von der Zeit an, da das beständige Opfer beseitigt wird, nämlich um den Verwüstungskreuel aufzustellen, sind 1290 Tage. Das heißt, von der Zeit an, als Antiochus das Opfern einstellt, bis zum Schluss sind es 1290 Tage, also dreieinhalb Jahre.
Das Opfer wurde eingestellt, irgendwann im Herbst oder Sommer des Jahres 168 v. Chr. Im Dezember desselben Jahres wurde der Gräuel der Verwüstung aufgerichtet. Dann vergingen noch einmal gut drei Jahre bis zum Dezember 165 v. Chr., als der Tempel wieder eingeweiht wurde. Insgesamt also dreieinhalb Jahre, in denen die Menschen ausharren sollten.
Interessant ist, dass hier die Tage genau angegeben werden. Es heißt 1290 Tage. Das bedeutet, die Israeliten, die in dieser schweren Zeit lebten, konnten jeden einzelnen Tag zählen. Sie wussten genau, wann die Opfer aufgehört hatten und welches Datum es war. So konnten sie jeden Tag zählen und sich sagen: Es sind nur noch ein paar Monate, nur noch ein paar Wochen, nur noch ein paar Tage, dann wird Gott eingreifen.
Gott gibt ihnen hier also einen detaillierten Zeitplan und sagt: Für diese schwere Zeit, in der ihr so viel erdulden müsst, gebe ich euch sogar die genaue Anzahl der Tage! Und dann kam dieser große Sieg.
Die Aufforderung zum Ausharren und das Ende der Bedrängnis
Hier heißt es in Vers 12: Selig ist, wer ausharrt und die 1335 Tage erreicht.
Es sind also noch 45 Tage zusätzlich, von 1290 bis 1335 sind es 45 Tage, das entspricht eineinhalb Monaten. Eineinhalb Monate über die Zeit hinaus, in der der Tempel eingeweiht wird. Noch einmal eineinhalb Monate. Wer diese Zeit erreicht, ist glücklich und selig.
Das war die Zeit, in der Antiochus starb, irgendwann im Februar des Jahres 164 v. Chr. Es dauerte noch einige Tage oder Wochen, bis die Nachricht aus Persien kam: Antiochus ist tot. Diese Zeit muss man vielleicht auch mitrechnen.
Da starb Antiochus, und dann war alles zu Ende. Der Sieg war erreicht. Glückselig ist, wer das erreicht.
Hier liegt eine ganz konkrete Aufforderung zum Ausharren an das Gottesvolk vor.
Wir denken jetzt noch einmal an den Mann, der über dem Strom schwebt. Wir denken an diesen herrlichen Mann, der seine Hand ausstreckt, wenn seine Kinder zu sinken drohen. Dann rufen sie: „Herr, hilf!“, und die Hand des Herrn ist da, wie bei Petrus.
Wir dürfen an diesen Herrn denken und unsere Parallelen zu ihm ziehen. Wie viele Christen haben das schon getan! Tausende und Abertausende haben aus diesen Worten Mut geschöpft.
Denn Gott hat die Bedrängniszeit genau abgemessen. Diese Zeit ist genau bestimmt, und Gott setzt der Bedrängniszeit zur rechten Zeit ein Ende.
Die Verheißung der Auferstehung und das ewige Erbe
Vers 13: Du aber gehe hin bis zum Ende, und du wirst ruhen; du wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage. Nicht mehr zur Zeit des Endes, sondern jetzt, am Ende der Tage.
Wir sind also wirklich am Ende der Zeit angekommen. Ganz am Ende wird Daniel auferstehen – am Ende der Tage. Dann wird er seinen Losteil erhalten, sein ewiges Erbe. So endet diese wunderbare Prophetie von Gott an Daniel mit den Worten: Du wirst auferstehen am Ende der Tage.
Denken wir daran, Daniel hat es selbst erlebt. Damals, am Königshof von Darius, blieb er treu. Er gab den Gottesdienst nicht auf, obwohl der König den Befehl erlassen hatte, kein Gebet zu irgendeinem Gott zu erlauben. Daniel betete weiter und ließ sich nicht davon abbringen. Er war mutig und treu.
Dann kam er in die Löwengrube. Es sah so aus, als sei das wirklich das Ende. Doch es war nicht das Ende – genauso wie bei den Treuen zur Zeit der Makkabäer. Man sah, wie sie getötet wurden, links und rechts, alle wurden getötet. Man dachte, das sei das Ende. Nein, es ist nicht das Ende.
Alle kommen wieder herauf aus der Grube, alle werden am Tag der Auferstehung auferstehen. Du wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage – genauso wie Daniel in Kapitel 6 aus der Grube auferstand, am nächsten Tag.
Der König machte ihn daraufhin zum zweiten Mann im Staat, auf den höchsten Posten, ohne irgendwelche Konkurrenten. So werden die Heiligen in alle Ewigkeit regieren. Sie werden das Reich in Besitz nehmen und mit dem Messias in alle Ewigkeit herrschen.
Diesen Ausblick gibt uns das Buch Daniel.
Der Übergang zum Neuen Testament und die Verkündigung des Reiches Gottes
Das Buch Daniel erzählt nicht im Detail, was in der Zukunft nach Antiochus geschah, wann die Römer kamen oder Ähnliches. Das ist nicht das Thema des Buches Daniel. Für die damaligen Juden war es nicht wichtig, alle Einzelheiten der kommenden Jahrtausende zu kennen. Wichtig war für sie, dass sie auf das vorbereitet werden, was in den nächsten 400 Jahren auf sie zukommt – nicht auf die nächsten zweieinhalbtausend Jahre.
Dennoch erhielten sie dadurch eine große Hilfe, und auch wir haben diese Hilfe. Das Buch Daniel führt uns jetzt ins Neue Testament. Es beantwortet nicht alle Fragen. Wenn wir weiterhin Fragen haben, sagt uns das Buch Daniel: Geht ins Neue Testament. Dort wird weiteres über das herrliche Messiasreich offenbart.
Dort kommt der Messias, und sein Thema war das Reich Gottes. Das hat er den Jüngern erklärt. Von vorne bis hinten, von links bis rechts, von oben bis unten hat er immer wieder über das Reich Gottes gepredigt. Und was verkündeten die Jünger, als sie das Evangelium verkündeten? Sie verkündeten das Reich Gottes. Überall, wo sie hinkamen, verkündeten sie das Reich Gottes.
Und was tun wir heute? Überall, wo wir hinkommen, verkündigen wir das Reich Gottes. Die Herrschaft Jesu Christi ist bereits auf dem Thron, aber noch ist nicht alles vollendet. Wir sind noch nicht dort. Doch eines Tages werden wir dorthin gehen, und dann wird die Vollendung sein.
Wir wollen beten. Stehen wir auf!
