Dank und Vertrauen im Gebet
Vater, danke dir jetzt wieder für das Zusammensein. Danke, dass wir immer wieder neu vor dich treten, dir danken und dich bitten dürfen. Wir können mit dir über die Dinge sprechen, die uns beschäftigen – über Freude und Leid.
Danke, dass du uns beides schenkst. Wir dürfen lernen, mit beidem richtig umzugehen – mit deiner Kraft und deiner Gnade. Schenke uns auch das rechte Verständnis für dein gutes Wort, Herr.
Danke für die gemeinsame Zeit. Segne sie uns. Amen.
Die Wiederholung im Gebet und die Beziehung zu Jesus
Manchmal, ich sage das ab und zu, betet man – wir beten ja hier am Dauernhof, sagen wir mal so, relativ oft. Ob vor Mahlzeiten, morgens, oder während unserer Mitarbeitergebetszeit um halb acht, die dreimal pro Woche stattfindet. Auch bei den Mitarbeitertreffen am Nachmittag mit den Vollamtlichen wird immer gebetet, fast vor jeder Stunde. Der Eis, nehme ich an, betet auch, ich weiß es nicht genau. Ich weiß, dass er betet, aber ob er beim Unterricht betet, weiß ich nicht.
Manchmal fragt man sich, ob man nicht immer dasselbe sagt. Man sagt jedes Mal: „Herr, segne diese Speise“ und „Herr, rede zu uns“. Manchmal denke ich mir, man trischt da nur Phrasen runter. Es ist nicht anders, als wenn man das Vaterunser herunterleiert. Ich kann mich erinnern, dass wir als Volksschüler jeden Tag das Vaterunser beten mussten. Und eines, das wir jeden Tag beteten, war schon so vertraut, dass es jeder auswendig konnte. Doch als wir es einmal niederschreiben sollten, konnten wir es nicht. Aber die Litanei konntest du.
Wenn man so vor Gott tritt und betet, denken wir oft an Menschen, die man gern hat. Ich nehme jetzt meine Frau, mit der ich fast 25 Jahre verheiratet bin. Man setzt sich morgens beim Frühstück zusammen und wisst ihr, wir reden fast immer dasselbe. Es gibt nicht viel Neues. Manchmal gibt es ein bisschen Neues, meistens redet man dasselbe: „Wie hast du geschlafen? Gut, schlecht? Ja, passt.“ „Was tust du heute?“ „Ja, das und das und das.“ Und ja, wir. Jeden Tag wieder dasselbe.
Und trotzdem ist es jeden Tag neu, weil man den Menschen, den man gern hat, gerne sieht. Und man redet wieder dasselbe. Genauso ist es in der Beziehung zu Jesus. Man redet immer dasselbe, es gibt nicht viel Neues. Der Prediger hat gesagt: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ Du brauchst nichts Neues erfinden, sondern einfach in dieser Beziehung leben.
Darum sagt auch das Alte Testament: „Deine Barmherzigkeit, deine Liebe ist jeden Tag neu“, so wie die Liebe eines geliebten Menschen neu ist, obwohl man genau dasselbe sagt. Trotzdem ist es neu. Das ist irgendwie ein Geheimnis.
Die ersten drei Schritte zum Glück in den Seligpreisungen
Aber zurück zu unseren Seligpreisungen. Heute Vormittag haben wir die ersten drei Schritte zum Glück besprochen. Schritt Nummer eins lautet: Glückselig oder glücklich sind die, die geistlich arm sind. Das bedeutet, sie haben die Erkenntnis: Ich bin geistlich bankrott, ich bin nicht das, was ich sein soll.
Der zweite Schritt ist, dass ich mit diesem armseligen Zustand gehe, darüber trauere und mit meiner Trauer zu Gott gehe. Dort werde ich von ihm getröstet, dem Parakleten, dem Heiligen Geist.
Nachdem ich getröstet worden bin, sagt der dritte Punkt der Seligpreisung: Selig sind die Sanftmütigen, nicht die Hochmütigen, sondern die Sanftmütigen, die sich der Führung Gottes freiwillig unterordnen. Denn sie werden die Erde besitzen. Du weißt, wozu du lebst, und erkennst den Sinn deines Lebens.
Natürlich kann ich den Plänen Gottes auch als Christ widerstehen. Ich wäre nicht überrascht, wenn die meisten von euch Christen sind. Aber wenn du ehrlich bist, musst du zugeben: Ich will gar nicht so leben, wie Gott es will. Ich will das Leben, das ich will.
Man kann natürlich dem Geist Gottes widerstehen und den Heiligen Geist betrüben, sagt das Neue Testament. Schlagt mal auf Lukas Kapitel 7 auf. Dort ist sehr schön und klar formuliert, was Buße bedeutet, was Umkehr heißt und auch die Möglichkeit, dass sich mein Herz verhärtet.
In Lukas 7,29 lesen wir: „Und das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner – das waren die schlimmsten aller Sünder – sie haben Gott Recht gegeben.“ Das müsst ihr euch unterstreichen. Für mich ist das die beste Definition dessen, was Buße heißt. Buße tun, umkehren heißt: Ich gebe Gott Recht.
Sie haben Gott Recht gegeben, das heißt, sie taten Buße. Dann lesen wir, dass sie sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen. Die Johannestaufe war nämlich eine Taufe zur Buße.
In Vers 30 steht interessanterweise: „Die Pharisäer aber“ – das waren die Religiösen, die Kirchgänger – „und die Gesetzesgelehrten, die Theologen, sie haben den Ratschluss Gottes für sich selbst wirkungslos gemacht, indem sie sich nicht von Johannes taufen ließen.“ Sie haben keine Buße getan, sie haben Gott nicht Recht gegeben.
Wenn wir Gott nicht Recht geben, können wir den Ratschluss Gottes, den er für uns hat, wirkungslos machen. Das ist möglich.
Auf jeden Fall geht es bei den ersten drei Punkten um die innere Haltung eines Christen: die Erkenntnis, dass ich arm bin, dass ich in der Trauer zu Gott gehe, mich trösten lasse und mich Gott unterordne.
Jetzt ist die Frage: Der ein oder andere von uns mag sich fragen, wo er persönlich in seinem Glaubensleben steht. Habe ich eigentlich erkannt, dass ich geistlich arm bin? Hat mir dieser Zustand Leid getan? Habe ich mich demütig der Führung Gottes untergeordnet? Und woran erkenne ich, ob das so ist oder nicht?
Nun, die nächsten drei Schritte sind eine Offenbarung. Du kannst dich jetzt selbst prüfen – und ich mich natürlich auch. Geht bitte zu den Seligpreisungen.
Der Hunger und Durst nach Gerechtigkeit als vierter Schritt
Wenn du wissen willst, wo du stehst, kannst du es jetzt herausfinden. Vers 6, der vierte Schritt zum Glück: "Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden."
Was ist Gerechtigkeit? Gerecht sein heißt, das zu wollen, was vor Gott Recht ist. Das ist gerecht. Wenn ein Mensch sagt: "Ich will das, was Gott will."
Nur eine kleine Geschichte, die vielleicht völlig unwichtig ist, aber egal. Ich habe das so persönlich erfahren. Vor ungefähr einem Monat sind Lothar, unser Koch, meine Frau Taneleura und ich beim Bergmarathon in Davos gelaufen. Das ist in der Schweiz, dort haben wir auch Läuferringe.
Ich bin kein Läufer, ich habe es halt mal gemacht, aber ich bin noch nie einen Marathon gelaufen. Wir haben ein paar Monate trainiert, damit man halbwegs laufen kann. Es geht über ein bisschen Berge, und es sind 42 Kilometer. Genau in der Woche vor dem Lauf bin ich krank geworden.
Da habe ich echt gehadert. Ich meine, das ist ja völlig unwichtig, und trotzdem hat es mich gestört. Du läufst doch öfter mal, Charlie hat mir Turnschuhe geliehen, verkauft oder geschenkt, und dann trainierst du. Und dann bist du genau zwei Tage davor krank.
Der Grund, warum ich hinfahre, ist, dass sie vor dem Marathon immer einen Gottesdienst haben, traditionell schon viele Jahre. Sie haben mich gebeten, die Botschaft zu halten. Wenn ich schon da bin, laufe ich halt mit. Ich wäre sonst gar nicht hingefahren, weil Samstag war der Lauf, und am Donnerstag lag ich noch im Bett.
Ich musste aber wegen des Gottesdienstes hinfahren. Es war übrigens ein super Gottesdienst, ein echtes Interview, das war sehr berührend. Aber nebenbei ging es mir noch nicht gut.
Das war dann so witzig: Da hat Gott zu mir gesprochen. Drei Möglichkeiten gab es: Entweder ich brauche ein Antibiotikum, dann kann ich sowieso nicht laufen, weil es nicht gesund ist. Oder ich bin komplett gesund und kann normal laufen, so wie ich trainiert habe. Oder es geht mir so halb gut, und ich schleppe mich durch, ob ich laufe oder nicht.
Ich habe Gott genau gesagt, was ich will: Ich will voll fit sein und laufen, was ich kann. Das habe ich Gott gesagt.
Der Predigttext war Philipper Kapitel 4: Gott gibt dir alles, was du brauchst. Da steht nicht, dass er dir alles gibt, was du willst, sondern alles, was du brauchst.
Jetzt war für mich die Frage: Gott, was brauche ich? Das eine ist, was ich will, und das kann man ihm ja ehrlich sagen. Aber das Schöne war, dass ich dann zu Gott gesagt habe: Noch lieber als das, was ich will, will ich das, was ich brauche. Denn das ist für mich viel besser.
Es geht letztlich darum: Wollen wir nur das, was wir wollen, oder geben wir nach und sagen zu Gott: Noch lieber will ich das, was ich brauche. Denn das tut mir letztlich gut und den anderen auch.
Wenn hier steht: "Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit", dann ist das das Verlangen, das zu wollen, was Gott für uns will.
Übrigens gefällt mir hier, dass Jesus nicht sagt: "Selig ist, der gerecht ist", sondern: "Selig ist, der da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit."
Gerecht im Sinn von gerecht leben werden wir nie auf dieser Erde. Das hat einen einfachen Grund: Obwohl der Heilige Geist hundertprozentig in dir wohnt, bleibst du hundertprozentig ein biologisches Wesen mit deinem Willen, mit deinen fleischlichen und auch weltlichen Wünschen und Begierden, die wir alle haben.
So werden wir es nie ganz erreichen auf dieser Welt. Es gibt ein paar Christen, die sagen, seit ich wiedergeboren bin, habe ich nie mehr gesündigt. Ich habe einige von denen getroffen. Bei allen dreien war das Wort "nett" angebracht.
Ich habe gefragt, ob sie verheiratet sind. Alle drei waren es nicht, einer war es nicht, die anderen zwei schon. Die sagten: "Kann ich mal mit der Frau sprechen?" Dann haben sie gesagt, die sei anderer Meinung. Das habe ich mir fast gedacht.
Es ist nicht so, dass wir in diesem Leben gerecht leben können. Die Bibel sagt das auch nicht. Wir sind zwar gerechtfertigt, hundertprozentig, aber dieses gerechte Leben – das gefällt mir so am Apostel Paulus. Ich glaube, er war auch Christ.
Er sagt in Philipper 3,13: "Brüder, ich denke von mir selbst nicht, ich habe es ergriffen. Ich habe es nicht ergriffen, aber eins tue ich: Ich vergesse, was hinten liegt, und strecke mich nach dem aus, was vorne liegt."
Das heißt, mich hungert und dürstet nach Gerechtigkeit. Ich will es. Und das ist es, was Jesus hier in der Bergpredigt sagt: "Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden."
Ein Merkmal, wenn ein Mensch erkannt hat, dass er geistlich arm ist, wenn er darüber getrauert hat und sich sanftmütig der Führung Gottes unterworfen hat, ist: Du erkennst es daran, dass du einen Hunger und Durst nach dem Wort Gottes hast.
Ein Grund, warum du hier bist, ist, dass du einen Hunger und Durst nach dem Wort Gottes hast. Warum würdest du sonst jetzt hier sitzen? Was auch immer die Gründe sonst sind – das muss ein Grund sein.
Ich kann mir nicht anders vorstellen, warum du Geld bezahlst, dich hier reinsetzt und zuhörst. Das wundert mich sowieso oft.
Also: Der vierte Schritt zum Glück ist, dass wir nach Gottes Willen in unserem Leben fragen.
Übrigens treffe ich manchmal auch kirchliche Leute oder solche, die früher mal dabei waren oder es ernst meinen, und die sagen: "Weißt du was, ich weiß nicht genau, ob ich mich wirklich bekehrt habe, ob ich wirklich wiedergeboren bin, ob ich echt gläubig bin."
Ein Merkmal, das ich diesen Leuten manchmal frage, ist: Fragst du ab und zu mal Gott, was er mit deinem Leben tun will?
Wenn sie dann sagen: Ja, das tue ich, ist das ein ziemlich sicheres Zeichen, dass sie wiedergeboren sind. Denn das fragt der Heilige Geist in dir: Er fragt nach Gottes Willen.
Wenn du aber nie fragst: "Gott, was willst du von mir?", dann muss man sich fragen, ob du Gott jemals kennengelernt hast.
Aber das ist ja nicht tragisch. Dann kannst du ihn kennenlernen. Hans Joachim Eckstein hat so schön gesagt: "Du kannst tausend Schritte von Gott weggehen, aber es bedarf nur eines Schrittes, um zu ihm zurückzukehren."
Das ist das Schöne an Gott.
Auf jeden Fall ist ein Zeichen, dass wir die ersten drei Schritte getan haben, Schritt vier: Der Durst und der Hunger nach dem Willen Gottes.
Barmherzigkeit als fünfter Schritt
Der fünfte Schritt im Vers sieben: fünfter Schritt zum Glück
Glückselig sind die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren. Glückselig sind die Barmherzigen.
Jesus nennt hier Barmherzigkeit, und das gefällt mir sehr, weil ich glaube, dass es das tiefste Wesen Gottes beschreibt. Brennan Manning, den ich auch gerne lese, hat gesagt: Wenn du Gott gut nennst, ist das korrekt. Wenn du Gott Liebe nennst, hast du Recht. Aber wenn du Gott Barmherzigkeit nennst, dann weiß Gott, dass du Bescheid weißt.
Barmherzigkeit ist wahrscheinlich die tiefste Eigenschaft des Wesens Gottes.
Das Wort barmherzig im Neuen Testament ist das griechische Wort splagnizomai. Ich zeige euch, wo dieses Wort steht. Schlagt es mal auf in Matthäus 9, nur ein paar Kapitel weiter: Matthäus 9,36. Dort steht in der Elberfelder Übersetzung: "Als Jesus aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt." Das ist das griechische Wort splagnizomai. Er wurde innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Als Jesus eine Menschenmenge sah, die so verloren war, was fühlte Jesus? Er wurde innerlich bewegt, splagnizomai. Dieses griechische Wort beschreibt die innersten Teile des Körpers, an denen der Schmerz am stärksten zu fühlen ist – die Innereien. Wir alle kennen Bauchkrämpfe, das sind extreme Schmerzen. Und das beschreibt, was Jesus gefühlt hat. Es plagte ihn, wenn er verlorene Menschen sah. Er war nie gleichgültig.
Übrigens wird dieses Wort im Neuen Testament nur von oder über Jesus gebraucht. Abwandlungen des Wortes werden auch für Menschen verwendet, aber das Verb selbst nur für Jesus.
Eine andere Passage findet sich in Markus 1,41. Markus 1,41. Dort lesen wir auch Markus 1,40: Ein Aussätziger kommt zu ihm, bittet ihn, kniet nieder und spricht zu ihm: "Wenn du willst, kannst du mich reinigen." Und Jesus war innerlich bewegt, streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will, sei gereinigt."
Wie hat Jesus reagiert, wenn ein Mensch mit Lepra oder einer anderen Krankheit zu ihm kam und sagte: "Willst du mich heilen?" Jesus wurde innerlich bewegt. Und das ist das Wort, das wir mit Barmherzigkeit beschreiben.
Ein Beweis, ein Merkmal für einen Christen, der die ersten vier Schritte gemacht hat, ist Schritt fünf: Er spürt Barmherzigkeit den Menschen gegenüber.
Seht ihr, das ist das eine, was den Pharisäern oft gefehlt hat. Sie lebten sehr richtig nach dem Gesetz, aber sie waren nicht sehr barmherzig. Sie verurteilten Zöllner. Jesus aber liebte Zöllner, er war barmherzig.
Das ist ein Zeichen, bei dem du dich selbst fragen musst. Ich möchte euch etwas bitten: Habt den Mut und fragt mal andere, die euch gut kennen. Frag sie: Siehst du eigentlich Barmherzigkeit in mir? Und frag jemanden, der ehrlich ist.
Es ist manchmal gut, denn wir selbst können uns oft schwer einschätzen. Darum brauchen wir Gemeinschaft. Eine wahre christliche Gemeinschaft soll ehrlich miteinander umgehen – liebevoll, aber ehrlich.
Also Schritt Nummer fünf, wo Jesus sagt: Glückselig sind die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.
Ein reines Herz als sechster Schritt
Und dann Schritt acht, beziehungsweise der sechste Schritt – entschuldige, Vers acht –, aber der sechste Schritt zum Glück ist im Vers acht beschrieben: Glückselig sind, die ein reines Herz haben oder reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Was heißt es nun, ein reines Herz zu haben? In Psalm 51, Vers 10 betet David: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz.“ Es ist ein Herz, das Gott schafft. Ein reines Herz ist nicht ein makelloses Herz, sondern ein gereinigtes Herz. Das griechische Wort dafür ist kateros, was „gereinigt“ bedeutet. Ein reines Herz ist also ein gereinigtes Herz, das Gott in uns schafft.
Im Englischen gibt es für „reines Herz“ einen Ausdruck, der sich im Deutschen leider nicht so gut übersetzen lässt. Man nennt es „a single-minded heart“. Im Deutschen würde man das mit „einfältiges Herz“ übersetzen, aber „einfältig“ klingt zu simpel. Einfältig wird oft mit „Einfaltspinsel“ assoziiert. Doch hier ist „einfältig“ im Sinn von „ich habe nur ein Ziel“ gemeint – „single-minded“, ich gehe in eine Richtung. Das ist ein reines Herz.
Manchmal ist es hilfreich, die Antithese zu beschreiben: Was heißt es, kein reines Herz zu haben? Kein reines Herz zu haben bedeutet, dass ich neben meinem Christsein, neben meiner Christusbeziehung, fünf andere Dinge über diese stelle. Das heißt, wenn ich sage: Das Hauptziel meines Lebens ist, beliebt zu sein bei Menschen – das nennt die Bibel „Menschenfurcht“ –, Applaus zu bekommen, das ist Nummer eins. Zweitens: erfolgreich sein im Beruf oder im Sport. Drittens: Luxus zu erreichen und reich zu sein. Viertens: Gesundheit und Wohlfühlen um jeden Preis. Und fünftens: Ja, ich will auch mit Christus leben.
Das heißt nicht, dass wir nicht beliebt sein können oder nicht erfolgreich sein können. Das heißt es überhaupt nicht. Aber die Frage ist: Was treibt uns? Leben wir aus der Christusbeziehung heraus als Berufene, oder lassen wir uns von den anderen Dingen treiben?
Wisst ihr, was ich in meinem Leben feststelle, wenn ich die Christusbeziehung vernachlässige? Das ist immer dasselbe. Ich bin jetzt schon fast 50 und habe es noch nie gelernt – ich glaube, ich werde es nie lernen. Sobald ich die Christusbeziehung vernachlässige und nicht als Berufener lebe, werde ich ein Getriebener.
Es ist immer so. Dann werde ich getrieben: Ich muss noch diese Bergtour machen, ich muss noch laufen gehen, ich muss noch fliegen, ich muss das noch tun und so weiter. Ich muss den noch besuchen, ich muss das noch lesen, ich muss das noch vorbereiten – ich werde zum Getriebenen. Es ist immer dasselbe.
Sobald ich aber zurückfinde zu der Christusbeziehung, werde ich ruhig und beginne wieder zu leben als Berufener. In meinem Leben ist es leider immer so.
Das Komische dabei ist: Man versteht es, wenn man es wieder verstanden hat, und weiß ja, wie es ist – und dann macht man wieder das Gegenteil. Der Mensch ist schon komisch, irgendwie. Ich verstehe das gar nicht. Muss ich ehrlich sagen, oder zumindest ich. Ich weiß auch nicht, vielleicht bist du klüger.
Paulus beschreibt in Philipper 3, Vers 13, ein reines Herz, wenn er sagt: „Nicht, dass ich es schon ergriffen hätte, aber eins tue ich: Ich jage dem Ziel nach.“ Das ist ein reines Herz. Ich will eins.
Und Jesus sagt: Wer das tut, der wird glücklich.
Friedensstifter als siebter Schritt
Und damit kommen wir jetzt zur letzten Dreiergruppe. Eigentlich sind es nur zwei, weil das zweite und das dritte fast identisch sind: glücklich sind.
Hier geht es darum, die Konsequenzen zu betrachten, die uns treffen, wenn wir die ersten sechs Schritte vollziehen. Wenn ein Christ die ersten sechs Schritte macht, dann werden der siebte und achte Schritt eine Konsequenz daraus sein. Nämlich der siebte Schritt, der ...
Lesen wir im Vers 9: "Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen." Glückselig die Friedensstifter.
Was heißt es nun, ein Friedensstifter zu sein? Du kannst im UNO-Sicherheitsrat sein und für Frieden eintreten. Du kannst Streit schlichten, wenn zwei Menschen sich streiten. Es gibt ja verschiedene Persönlichkeiten. Wir sind alle verschieden. Der eine ist mehr auf Konfrontation, und das hält ein anderer gar nicht aus, der muss immer schlichten, du kannst gar nicht anders. In der Psychologie hat das alles übrigens einen Namen, aber das ist egal.
Oder ist Friede ein innerer Zustand oder ein äußerer? Eine Studie, die ich vor Jahren mal gelesen habe: Ein Londoner Forschungsinstitut hat eine Untersuchung über die letzten vier Jahre gemacht, soweit es möglich war. In diesen vier Jahren wurden acht Friedensverträge abgeschlossen. Es gab jedoch nur 268 Jahre ohne Krieg, soweit sie das nachvollziehen konnten. Das heißt, wir machen zwar viele Friedensverträge, aber es gibt keinen Frieden auf dieser Welt.
Eines, was ich öfter mal mit Schülergruppen mache, auch in der Bibelschule oder so, funktioniert bei Schülergruppen immer gut, darum mache ich das gerne. Für 14- bis 15-Jährige frage ich sie: Bist du eigentlich zufrieden, so wie du diese Welt vorfindest? Du bist ja 15 Jahre alt, keiner hat dich gefragt, ob du hier sein willst, du bist einfach geboren worden. Bist du zufrieden damit, ist alles super okay? Und da sagen eigentlich fast immer alle Nein.
Dann frage ich, was läuft falsch, warum bist du nicht zufrieden? Und dann sagen sie: Ja, diese Welt ist so voller Gier. Dann schreibe ich das auf: Gier. Und da gibt es Hass, und da gibt es, dass jeder nach Macht sucht, und all die Dinge halt, die einem so einfallen.
Dann sage ich ihnen: Ja, ich habe Recht, ich stimme überein. Die Welt ist schlecht, die Welt ist gierig, die Welt ist machtlüstern, die Welt ist hassvoll, die Welt ist geizig und so weiter. Stimmt alles.
Dann sage ich jetzt eine Lösung: Angenommen, wir sind in Schladming in der Schule, nehmen wir das mal an. Wir bauen jetzt eine große Mauer um Schladming herum, weil dann ist die böse Welt draußen. Die Welt ist ja böse, sie ist gierig usw. Und dann sind wir innerhalb der Mauer und können ein nettes, friedliches Leben führen.
Dann frage ich: Könnte es sein, dass sogar innerhalb der Stadtmauern von Schladming Dinge wie Hass, Gier, Neid und Geiz zu finden sind? Sie sagen: Ja, sicher. Überall.
Da habe ich so ein Problem jetzt. Die Welt ist schlecht und Schladming ist auch schlecht.
Wenn ich sage, ich hätte noch eine Möglichkeit – das ist meistens in der Schule, Religionsstunden machen wir sehr viele, wir machen im Jahr so 301 Sätze mit unseren Studenten, und da haben wir meistens eine Andacht dazu – dann sage ich: Ich hätte noch eine Möglichkeit.
Wir machen jetzt eine Mauer rund um die Schule, weil dann ist die böse Welt draußen und das böse Schladming auch. Dann sind nur die Schule. Könnte es sein, dass auch innerhalb der Schule Dinge wie Gier, Macht, Hass, Neid vorkommen? Da sagen sicher die Lehrer: Jetzt haben wir ein Problem, jetzt ist die Welt schlecht, Schladming ist schlecht, die Schule ist auch schlecht.
Ist ja genau möglich. Geh nach Hause zu deiner Familie und baue groß am Abend dein Familienhäuschen, weil dann ist die böse Welt draußen, böse Schladming, die böse Schule, dann seid ihr in Frieden.
Könnte es sein, dass du sogar in deiner eigenen Familie Dinge findest wie Hass, Gier, Neid usw.? Dann sagen sie: Ja, was weiß ich, Großmutter oder irgendwer oder meine Schwester.
Dann sage ich: Jetzt wird es ganz eng, weil jetzt ist die Welt schlecht, Schladming schlecht, die Schule schlecht, deine Familie schlecht.
Eine letzte Möglichkeit noch: Du gehst alleine auf einen Berg und sitzt auf dem Bergspitz, machst nur eine Mauer drumherum und sitzt ganz allein am Bergspitz. Alles Böse ist draußen und du bist endlich zufrieden und glücklich mit dir.
So könnte es sein, dass sogar wenn du allein auf dem Berg sitzt, du in dir selbst Dinge findest wie Neid, Geiz, Hass, Gier usw.
Da brauchen sie ein bisschen länger, aber sie sagen dann: Ja, eigentlich schon.
Man sieht ja, das ist ganz wichtig zu erkennen: Das Böse ist nicht da draußen, das Böse ist hier. Hier ist das Problem.
Und wenn wir Friedensstifter sein wollen, wissen wir, wo wir beginnen müssen: hier drinnen.
Darum ist einer der Namen von Jesus der Friedensstifter. Er bringt Frieden in unser Herz.
Das heißt, ein Friedensstifter zu sein heißt in erster Linie, vor Gott mit sich selbst in Frieden zu kommen.
Ich kann nur Frieden geben, wenn ich Frieden habe. Und Friede ist nicht etwas Äußerliches nur, sondern vielmehr ...
Darum sagt Jesus im Johannesevangelium: Den Frieden, den äußerlichen, den lasse ich euch, aber meinen Frieden gebe ich euch.
Das ist der Friede, der deine Gier, deinen Hass eindämmen und manchmal sogar auch heilen kann.
Ich glaube, wie gesagt, nie hundert Prozent in dieser Welt, aber doch einen Frieden, den man finden kann.
Darum ist ein Friedensstifter letztlich jemand, der anderen Menschen von Jesus erzählt, damit die Menschen mit sich selbst in Frieden kommen.
Das ist ein Friedensstifter.
Und er sagt dir: Glückselig die Friedensstifter.
Wenn du ein Mensch bist, der die Armut erkannt hat, der darüber trauert und zu Gott geht und sich sanftmütig seiner Führung unterwirft.
Wenn du ein Mensch bist, der hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, das will, was Gott will.
Wenn du barmherzig bist, wenn du ein reines Herz hast, ein Herz, das Gott nachfolgt, dann wirst du zum Friedensstifter.
Du wirst nämlich anderen Menschen von Jesus erzählen.
Verfolgung als Folge des Friedensstiftens
Und dann kommt der nächste Schritt, und Jesus sagt, es ist jetzt der achte Schritt im Vers zehn: „Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“
Hier ist das neunte Glückselig-Sein eigentlich fast identisch: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.“
Wenn ein Mensch ein Friedensstifter ist, wenn du jemand bist, der über Jesus redet – nicht nur im Bibelkreis, sondern auch draußen in der Welt – dann musst du immer mit drei Reaktionen rechnen.
Die erste Reaktion ist, dass sie dich ablehnen. Sie werden über dich lachen, sie werden Falsches über dich reden, weil du störst. Die zweite Reaktion ist, dass sie nachfragen und sagen: „Erzähl mir mehr davon!“ und sie nehmen es an. Drittens, und das finde ich sehr oft, sind sie völlig gleichgültig.
Das ist ein Merkmal unserer Gesellschaft. Das sind keine Atheisten, das sind Untheisten – ein neues Wort, das es früher noch nicht gab. Aber das gibt es jetzt. Denn das sind keine Atheisten, die gegen Gott sind. Wenn du sie fragst, ob sie eigentlich dafür sind, dass es Kirchen gibt, sagen sie: „Das ist mir egal.“ Das sind keine Atheisten, das sind Untheisten, also völlige Gleichgültigkeit.
Also: Die drei Reaktionen, mit denen du immer rechnen musst. Ein Zeichen eines ehrlichen Christen, der ein Friedensstifter ist, ist, wenn du über Jesus redest, dann weiß ich etwas über dich: Leute lachen dich aus, manchmal reden sie falsch über dich, verleumderisch und böse. Das ist eine Reaktion, mit der wir rechnen müssen.
Es ist übrigens ein Versprechen. Schlag es mal auf: 2. Timotheus 3,12. Paulus schreibt an seinen geistlichen Sohn Timotheus: „Alle aber, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“
Es ist keine Wahrscheinlichkeit, es ist eine Sicherheit: Alle, die gottesfürchtig leben wollen, werden verfolgt werden. Jeder Christ, der Christus bekennt, wird das erleben.
Jetzt gehe ich zurück zu Matthäus 5. Dort sagt Jesus: „Sie werden euch schmähen“, das heißt, euch lächerlich machen. Sie werden euch verfolgen, euch das Leben schwer machen. Sie werden alles Böse lügnerisch gegen euch reden um meinetwillen. Sie werden hinter eurem Rücken reden.
Und wenn das so ist, sagt Jesus: „Freut euch, ihr seid glückliche Menschen, denn genauso ging es den Propheten vor euch.“ Macht ihr nichts draus?
Weißt du, was auch gut ist? Ich weiß nicht, wo du arbeitest oder lebst. Es ist gut, in der Firma die Gelegenheit wahrzunehmen, ganz klar zu sagen, wofür man steht – liebevoll und klar. Am Anfang wirst du viel Anfechtung haben, aber da gilt der Spruch: „Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“
Es wird immer leichter, und mit der Zeit erwarten die Leute von dir, dass du etwas Geistliches sagst, weil sie wissen, wofür du stehst. Und dann, noch später, wenn die Leute Probleme haben, kommen sie zu dir.
Das ist eine interessante Sache, die ich immer wieder bestätigt sehe. Der Anfang ist immer hart.
Es ist auch dasselbe in Elternhäusern, wo die Eltern Atheisten sind oder streng religiös, und dann wird ein Kind gläubig. Es ist jetzt nicht mehr so religiös nach der Norm, oder es wird ein bisschen komisch in ihren Augen. Am Anfang ist Chaos, aber mit der Zeit legt sich das. Man muss nur klar dazu stehen, dann wird es leichter.
Und es ist auch so in unserer Zeit: Wir sehen Christenverfolgung immer als etwas Bedrohliches. Ich freue mich ehrlich gesagt auf keine Christenverfolgung. Aber geschichtlich ist es so, dass in den Zeiten, in denen die Kirche verfolgt wurde – das kann man historisch nachvollziehen – die Kirche immer am stärksten gewachsen ist.
Zum Beispiel in den ersten drei Jahrhunderten im Römischen Reich. Christen wurden extrem unterdrückt. Darum haben sie auch nie Kirchen oder Gemeindehäuser gebaut, das gab es nicht. Es gab nur Untergrundkirchen, Hauskirchen. Nicht, weil Kirchenbauen falsch ist, sondern weil es nicht möglich war.
In den ersten drei Jahrhunderten wuchs die Kirche von 120 Christen, das war zu Pfingsten, auf sieben Millionen Christen an. In der damaligen Zeit zählte die damals bekannte Welt, das Römische Reich, etwa 54 Millionen Menschen. Sieben Millionen davon waren Christen.
Der Historiker zitiert: Die Kirche damals ist nicht trotz der Verfolgung, sondern wegen der Verfolgung so stark gewachsen.
Dann wurde das Christentum zur anerkannten Religion, und daraufhin ist es eher zurückgegangen.
Interessant ist auch, dass es sich schon länger so verhält. Vor sechzig, siebzig Jahren, als Mao Zedong die Herrschaft über China übernahm, hat er alle Christen rausgeschmissen. Eine Million Christen wurden damals von Mao Zedong ermordet.
Das schien für den Westen das Ende des Christentums in China zu sein. Rückblickend haben wir aber gelesen, dass in den Jahren der Verfolgung unter der Herrschaft von Mao Zedong die Kirche in China – obwohl nur wenige Christen übrig blieben – um das 30- bis 50-fache gewachsen ist.
Das heißt: Für jeden Christen, der zu Anfang von Mao Zedong noch übrig blieb, gab es am Ende seiner Regierungszeit 50. Nirgendwo sonst in der Welt ist die Kirche so schnell gewachsen – nicht trotz, sondern wegen der Verfolgung.
Übrigens, das war ganz witzig: Ich war vor ein paar Monaten in Dubai auf dem OM-Schiff. Das kennen einige von euch – OM ist eine große Organisation. Das Schiff, die Logos Hope, ist relativ groß, sie haben 400 Mitarbeiter an Bord. Ich habe dort eine Woche lang Andachten gehalten.
Dubai hat mir nicht so gefallen, aber es war okay. Was witzig war: An Bord war der Enkel des letzten Kaisers von China, der jetzt eigentlich Kaiser von China wäre. Hat jemand von euch den Film „Der letzte Kaiser“ gesehen? Das müsst ihr euch anschauen, das ist ein super Film.
Ich weiß nicht, ob alles hundertprozentig stimmt in dem Film, aber der letzte Kaiser von China war als Baby in der Verbotenen Stadt aufgewachsen, mit tausenden Eunuchen, die ihn bedienten.
Der Enkelsohn von ihm oder von seinem Bruder, ich glaube, der wäre jetzt Kaiser. Er hat gesagt: „Meine Familie hat jeden Kopf, jeden Quadratmeter von China gehört.“
Dann war das Ende dieser Dynastie, und sie mussten fliehen. Der Kommunismus kam, und seine Familie floh nach Christchurch in Neuseeland. Dort ist er auch geboren worden, und sie haben sich zu Christus bekehrt.
Inzwischen hat dieser Mann bereits 24 Kirchen in China gegründet. Ein ganz netter Kerl.
Zusammenfassung der Schritte zum Glück
Ich möchte jetzt noch einmal zusammenfassen – und zwar von hinten nach vorne.
Wenn du wegen deines Christseins noch nie Anfechtung erlebt hast, weißt du warum: weil du kein Friedensstifter bist. Du sprichst nie über Jesus. Wenn du kein Friedensstifter bist, dann liegt das daran, dass du kein einfältiges, reines Herz hast.
Neben dem Christsein oder über dem Christsein stehen die fünf anderen Dinge, die dir wichtig sind. Wenn du kein reines Herz hast, dann liegt das daran, dass du nicht barmherzig bist. Du hast noch nicht gelernt zu geben. Wenn du nicht barmherzig bist, dann liegt das daran, dass du keinen Hunger und keinen Durst nach der Gerechtigkeit hast. Du hast kein Anliegen, so zu sein wie Jesus.
Wenn du keinen Hunger und keinen Durst nach Gottes Gerechtigkeit hast, dann liegt das daran, dass du dich noch nicht sanftmütig seiner Führung unterworfen hast. Wenn du dich noch nicht sanftmütig seiner Führung unterworfen hast, liegt das daran, dass du noch nie Leid getragen hast über deinen Zustand – dass du ein Sünder bist.
Und wenn dir dein Zustand nicht leid tut, dann liegt das daran, dass du noch nicht erkannt hast, dass du geistlich arm bist. Seht ihr, ich kenne ja die meisten von euch nicht, aber wenn du noch nicht erkannt hast, dass du geistlich arm bist, dann weiß ich etwas über dich: Du bist nicht glücklich.
Denn Jesus sagt uns in den Seligpreisungen, wie wir glücklich werden. Und das sind die neun Schritte zum Glück. Dabei geht es um das Sein, nicht um das Tun. Darum ist Jesus übrigens immer zuerst Retter und dann Lehrer. Zuerst rettet er uns, und dann hilft er uns und lehrt uns.
Wenn du Jesus nur als Lehrer siehst, aber nicht seine rettende Hand erfahren hast, bleibt die ganze Bergpredigt ein hoffnungsloser Haufen guter Ideen, die kein Mensch erfüllen kann. Wir brauchen sein Leben.
Darum, nach diesen Seligpreisungen, folgen die bekannten Sätze: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Nicht „ihr sollt es sein“, nicht „bemüht euch, es zu sein“ – ihr seid es. Denn die Seligpreisungen sprechen darüber, was wir in Christus geworden sind: unser Charakter, unser Sein.
In Vers 14 heißt es: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Nicht „ihr gebt das Licht der Welt“, nicht „bemüht euch, zu scheinen“, nein, ihr seid es. Das ist es, was wir in Christus geworden sind.
Und in Vers 16 steht dieser schöne Vers: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel verherrlichen.“ Das heißt, als Christen soll die Welt in uns die guten Werke sehen und zum Schluss kommen: Da muss ein Gott sein, der das alles bewirkt.
Die guten Werke sehen und Gott verherrlichen – das ist es, was Jesus hier in den Seligpreisungen sagt. Es geht um das Sein, um das, was wir sind.
Salz und Licht in der Welt sein
Beim Salz gibt es viele Parallelen – was ist Salz und so weiter. Ich habe schon viele Erklärungen dazu gehört.
Interessant ist, dass es bei uns Bierzelte gibt. Ich weiß nicht, ob es die bei euch auch gibt. Dort gibt es nicht nur Bier, aber Bier gehört dazu. Ich bin im Bergrettungsdienst, und immer im Frühjahr haben wir ein Bierzelt vom Bergrettungsdienst. Dort kommen die Leute, weil sie uns als Bergrettungsdienst schätzen. Es gibt Hähnchen, Pommes und so weiter.
Das sind kluge Männer, die wissen: Damit die Besucher viel trinken, salzen sie die Hähnchen und Pommes ziemlich stark. Denn wenn das Essen salzig ist, trinken die Leute mehr. So bleibt uns mehr Geld. Das ist klug.
Und wisst ihr, was wir sein sollten? Salz. Wir sollten Salz sein, damit Menschen Durst und Hunger nach Gott bekommen. Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Und dann sagt er auch im Vers 13: „Wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.“
Seht ihr, das Problem ist, glaube ich, dass wir Menschen nicht wirklich lieben, sondern uns in unseren christlichen Grüppchen bewegen. Die Menschen um uns herum bekommen dann das Gefühl: Ja, die glauben, die sind besser als wir. Dann ist das Salz fade geworden.
Das reißt keinen Hund vom Hocker, sondern in der Welt zu sein, ist ja oft so: Manchmal denken wir, hier ist die böse Welt und hier sind wir, die Gemeinde Jesu. Ab und zu müssen wir rüberlaufen, jemanden bekehren und dann zurückbringen in diesen Kreis. Das ist überhaupt nicht biblisch.
Das biblische Bild ist: Ihr seid das Salz in der Welt, ihr seid das Licht in der Welt. Wir sollten in der Welt sein, ohne so zu werden wie die Welt.
Ich gehe oft mit meiner Frau gerne in Bars. Es gibt hier nette Bars. Ich habe meine Frau übrigens im Bierzelt kennengelernt. Die Waldschenke heißt es, ein Heurigenlokal. Dort habe ich gearbeitet, und sie war Kundin. Sie hat mir ganz gut gefallen, so haben wir uns kennengelernt. Ein guter Platz, um Menschen kennenzulernen.
Aber was ich immer wieder feststelle, wenn wir dort sind: Die meisten Menschen kennen Jesus nicht. Aber jedes zweite Mal, wenn wir hingehen, habe ich ein Gespräch. Nicht, weil ich anfange, sondern weil mich hier jeder kennt. In Ramsau gibt es nur 2000 Leute, ich kenne auch jeden.
Wenn sie ein paar Bier haben, wird die Zunge lockerer, und dann fangen sie an, über den Glauben zu reden. So kann man bezeugen. Und das ist so wichtig, glaube ich: Salz in der Welt zu sein, Licht in der Welt zu sein.
Barmherzigkeit und Liebe zu den Ausgegrenzten
Oft fragen Leute hier: „Ihr seid mitten im Winter hier, und es ist ganz schön kalt.“ Da ist die Planei, und hinter der Planei befindet sich die größte Après-Ski-Diskothek Europas, die Tenne. Manche sagen, das sei ein furchtbarer Ort. Nein, das ist mein Lieblingsplatz.
Hier sind wir mitten unter den Menschen, die Christus brauchen. Ob sie die Hilfe annehmen, ist eine andere Sache. Aber ich möchte nicht irgendwo hinter dem Wald wohnen, wo niemand hinkommt. Ich will dort sein, wo die Leute sind. Und ich will sie gern haben, egal was sie glauben oder wie sie leben.
Gerade war eine liebe Freundin aus Holland bei uns. Sie kommt aus Amsterdam und hat damals mit mir und meiner Frau Toes in der Bibelschule in Cape Henry Hall 89 gearbeitet. Sie arbeitet jetzt seit fast zwanzig Jahren mit Prostituierten im Rotlichtviertel. Jede Woche, jedes Jahr geht sie dorthin, und die Arbeit hat sich in vielen verschiedenen Richtungen sehr weiterentwickelt. Ich finde das so wunderbar.
Lieben wir Prostituierte? Liebt ihr Prostituierte in eurer Gemeinde? Seht ihr, worauf es hinausläuft? Genau dort sind wir barmherzig. Dort ist Jesus hingegangen. Und ich glaube, das ist das Salz, von dem Jesus spricht.
Gemeinschaft und Erneuerung im Glauben
Es ist gut, so eine Woche wie diese unter Christen zu verbringen. Ich habe heute gerade mit Astrid darüber gesprochen.
Die Israeliten mussten ja jedes Jahr drei Pflichtfeste in Jerusalem feiern. Dreimal im Jahr mussten alle gläubigen Juden nach Jerusalem pilgern. Wisst ihr, was sie dort tun mussten? Sie feierten, hörten Gottes Wort und mussten Geld mitnehmen, um Wein und starke Getränke zu kaufen. Das kann man alles nachlesen.
Manche dieser Bräuche erscheinen mir heute etwas unbiblisch, vor allem der Umgang mit Alkohol. Ich persönlich nutze diese Getränke nicht. Dennoch war es wichtig, dreimal im Jahr zusammenzukommen. Es war Pflicht.
Wisst ihr, warum das so war? Weil Gott weiß, wie wir Menschen funktionieren. Er weiß, dass wir solche Zeiten brauchen, um in der Gemeinschaft mit Gott und miteinander auf dem Weg zu bleiben. Gott hat das nicht umsonst eingeführt.
So sehe ich auch eine Woche wie diese. Für mich ist sie wie ein Fest Israels, bei dem man gemeinsam ins Wort Gottes schaut, miteinander redet, die Natur genießt und das tut, was man gerne tut. Man kann auch mal ein Glas Wein trinken – nicht bei uns, aber anderswo – und diese Zeit einfach genießen.
Das ist wichtig, denn Gott hat uns das verordnet. Ja, es ist so. Leider haben wir oft vieles entstellt, was ursprünglich biblisch war, und daraus sind eher religiöse oder kirchengeschichtlich entstandene Traditionen geworden.
Schlussgebet um Erkenntnis und Nachfolge
Gut, ich bete noch zusammen.
Vater, ich danke Dir einfach für die gewaltigen Worte dieser Bergpredigt, die Seligpreisungen. Herr, ich bete, dass auch ich immer wieder neu erkenne, dass ich arm im Geist bin und darüber traurig bin. Ich wende mich an Dich, bitte um Hilfe und lasse mich von Dir, dem Heiligen Geist, trösten.
Ich bete auch, dass sich jeder von uns neu sanftmütig Deiner Führung unterordnet. Dass wir wollen, was Du willst, und brauchen, was Du uns gibst – nicht einfach das, was wir wollen. Denn Du weißt, was wir brauchen.
Ich bete auch, Herr, dass wir barmherzig sind, dass wir ein reines, einfältiges Herz haben und Dir wirklich nachfolgen wollen. Dass wir Hunger und Durst haben, das zu tun, was recht ist vor Dir, was Du gerne tust.
Und Herr, wir wissen, wenn wir so leben, erfahren wir auch Widerstand. Wenn wir Friedenstifter sind, passen wir nicht immer in die Gesellschaft. Wir stören den Status quo und sind unangenehm, weil wir Dich lieben und Dir nachfolgen.
Herr, ich danke Dir, dass wir darin lernen dürfen zu leben, uns gegenseitig ermutigen auf diesem Weg und Salz und Licht sind in dieser Welt, die Dich braucht – ob sie es weiß oder nicht.
Danke, Herr, dass wir alles von Dir erwarten dürfen. Du allein kannst Menschen zu Dir bringen. Wir können das nicht. Offenbare Dich den Menschen, die Du liebst, den Menschen, die uns am Herzen liegen.
Und das beten wir in Deinem Namen. Amen.
