Einführung in die Ursprünge der Menschheit
Ja, wenn man sich solche Begebenheiten ansieht, wo fängt man dann an? Wahrscheinlich dort, wo Adam und Eva gewesen sind, also bei den ersten Menschen.
Ich habe das Thema mal überschrieben mit „Nur ein Apfel?“ Natürlich, wie wir Kenner sagen, war das kein Apfel. Ich bin auch überzeugt, die Frucht muss schon sehr viel leckerer gewesen sein. Sicherlich war es nicht ein Boskop. Aber wir wollen sehen, wie alles angefangen hat.
Ihr seht, ich habe hier ein Bild von Adam und Eva gemacht. Ich habe mir vorgestellt, wie es für die beiden gewesen sein mag – ziemlich einsam am Strand, oder? Nicht so viele Menschen, wie ihr hier seid. Wir wollen uns ein bisschen damit beschäftigen, wie es mit den beiden war, wie Gott zu ihnen gekommen ist und wie er reagiert hat.
Wir schlagen gemeinsam die Bibel auf. Vielleicht möchte ich gleich zu Anfang sagen: Am besten bringt ihr zu den Bibelarbeiten jeweils eure eigene Bibel mit. Es ist gut, wenn ihr mir glaubt, was ich sage, aber es ist besser, wenn ihr es nachlest und euch selbst überzeugt, ob das, was ich erzähle, auch wirklich in eurer Bibel steht. Also bringt eure Bibeln mit. Es ist gut, dass wir unsere Bibeln zu Hause haben.
Ich habe vor, in diesen Tagen ähnlich vorzugehen wie im vergangenen Jahr, wenn wir diese Bibelarbeiten machen. Diejenigen, die im vergangenen Jahr dabei waren, wissen, dass wir jeden Abschnitt, den wir durchgenommen haben, mit bestimmten Fragen betrachtet haben. Das werden wir auch hier tun.
Wir werden uns damit beschäftigen: Was waren die Umstände des Geschehens? Was war das Besondere am ersten Menschenpaar? Welche Probleme hatten sie und woher kamen diese Probleme? Wie geht Gott vor? Wie erreicht er die Herzen und wie löst er den Fall?
Diese Fragen kommen praktisch bei jeder Begebenheit in dieser Woche vor. Als letzte Frage wollen wir dann klären, was wir für die praktische Seelsorge daraus lernen können.
Die Schöpfung des Menschen und seine Einzigartigkeit
Also, wir beginnen zunächst mit den Umständen des Geschehens. Wir schlagen dazu die Bibel auf, und ich lese einige Verse aus dem ersten Buch Mose, zunächst aus Kapitel 1, Vers 26:
Und Gott sprach: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen.“
Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und als Frau schuf er sie.
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehrt euch, und füllt die Erde und macht sie euch untertan. Herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen.“
Und Gott sprach: „Siehe, ich habe euch alles samentragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende Baumfrucht ist; es soll euch zur Nahrung dienen.
Aber allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben.“
Und es geschah so.
Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
Und es wurden Abend, und es wurden Morgen, der sechste Tag.
Dies ist die Schöpfungsgeschichte, in der Gott den Menschen schafft.
Wenn wir darüber nachdenken, wie Gott den Menschen geschaffen hat, dann müssen wir sagen: Das war die genialste Erfindung Gottes.
Das einzige Mal in der Schöpfungsgeschichte steht am Ende dieses Schöpfungstages: „Es war sehr gut.“
Und ich glaube, wenn man morgens in den Spiegel schaut und je älter man wird, wird man sagen: Ganz so gut ist es nicht mehr.
Wir werden später noch darauf zurückkommen, woher es kommt, dass es eben nicht mehr so gut ist.
Wenn wir aber über die Schöpfung nachdenken, besonders über die Schöpfung des Menschen, dann müssen wir sagen: Das ist wirklich genial.
Gott hat jeden einzelnen von uns ganz individuell gemacht. Kein Mensch auf der Erde, egal ob er gelebt hat oder noch leben wird, hat zum Beispiel den gleichen Fingerabdruck.
Ich sage gerne: Gott ist auf jeden Fall kein Deutscher, oder? Ein Deutscher hätte das genormt.
Gott ist kreativ wie kein anderer. Alles, was er schafft, ist nie Massenfertigung, sondern immer ein Unikat, immer individuell.
Selbst wenn wir meinen, alle Inder sehen gleich aus, alle Japaner sehen gleich aus, und die Japaner sagen, alle Deutschen sehen gleich aus – wir wissen, jeder ist anders.
Jedes Tier ist anders, jedes Blatt am Baum ist anders. Das ist für uns kaum vorstellbar: Wie ist es möglich, dass alles völlig einzigartig ist?
Es gibt keine Doppelgänger. Selbst was wir als Menschen als Doppelgänger bezeichnen würden, ist in Wirklichkeit keiner.
Und selbst eineiige Zwillinge sind nicht identisch.
Das ist schon genial, was Gott gemacht hat.
Die besondere Erschaffung von Mann und Frau
Jetzt stellt euch vor, wir haben das gelesen: Gott hat Adam und Eva geschaffen. In Kapitel 2 wird das etwas ausführlicher berichtet. Wir wissen aus Kapitel 2, dass Gott Mann und Frau nicht gleichzeitig geschaffen hat, sondern nacheinander. Er hat den Mann anders geschaffen als die Frau. Den Mann hat er aus Erde geschaffen, die Frau aber aus dem Mann.
Das heißt, bei der Erschaffung des Menschen ist Gott völlig anders vorgegangen als bei allen anderen Tieren oder Pflanzen. Alle anderen Schöpfungen im Bericht sind so beschrieben: Gott sprach, und es wurde. Nur beim Menschen macht er das nicht so. Dabei hätte Gott das genauso machen können. Aber den Menschen gestaltet und formt er.
Damit sind zwar die Evolutionisten nicht einverstanden, aber ich glaube, es ist wichtiger, dass Gott damit einverstanden ist. Wir haben gelesen: Gott schuf den Menschen in seinem Bild. Nach dem Bild Gottes schuf er ihn.
Was ist an uns Menschen so, wie bei Gott? Der Odem Gottes, den er dem Menschen eingehaucht hat, macht den Menschen zu etwas ganz Besonderem. Aber wenn hier steht „im Bild Gottes“, dann muss ich sagen: Wenn ich in den Spiegel schaue, glaube ich nicht, dass Gott so aussieht. Es wäre schrecklich, wenn Gott so aussähe wie ich.
Was ist bei uns Menschen so wie bei Gott? Handeln, Denken, ja. Und Fühlen – das können aber Tiere in der Regel auch. Denken nicht ganz so viele, eher Instinkt. Also machen wir uns noch weitere Gedanken darüber.
Vielleicht fragt ihr euch: Hättet ihr mit Adam und Eva tauschen wollen? Wenn ja, warum? Hättet ihr vor dem Sündenfall mit ihnen tauschen wollen? Ja? Warum? Aha, die Direktantworten heute nicht? Aha!
Okay, sie haben Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen. Nur ein Gebot, oder? Aber habt ihr euch schon mal überlegt: Natürlich hatten sie Gemeinschaft mit Gott. Ich versuche das mal mit diesem Dreieck deutlich zu machen: Adam hat Gemeinschaft mit Gott, Eva hat Gemeinschaft mit Gott, und damit haben sie auch Gemeinschaft miteinander. Das ist wirklich Harmonie. Man kann sich nichts Schöneres vorstellen.
Habt ihr euch auch schon mal Gedanken gemacht, dass die beiden alles erst zum ersten Mal machen mussten? Sie hatten keinen Kühlschrank, kein Aldi, kein Auto, kein Handy, keinen Fernseher, keine Zeitung. Brauchten sie das? Nein.
Es passierte noch nichts in der Welt, oder? Aber sie hatten noch keine Nachbarn. Das kann positiv und negativ sein. Sie hatten aber auch keine Freunde. Also denken wir weiter nach.
Sie mussten alles neu entdecken. Das war echt spannend. Stellt euch vor, du konntest nicht einfach ein Fertiggericht kaufen oder Pizza-Taxi kommen lassen. Du musstest alles selber machen. Du musstest erst mal Feuer erfinden, sonst konntest du nichts kochen. Brauchten sie das? Nein, sie mussten nicht kochen.
Was haben sie denn gegessen? Aha, vegetarisch, wir haben das gelesen. Gott hat gesagt: „Ich gebe euch alles, samenbringende Kräuter und Baumfrüchte.“ Gut, also erst mal vegetarisch. Obwohl ich sagen muss: Ein Schnitzel ist auch nicht schlecht. Aber das gab es erst ab der Sintflut. Vorher waren alle Vegetarier.
Überlegt mal: Sie hatten kein Haus, oder? Also mussten sie alles neu entdecken. Und alles macht man praktisch zum ersten Mal.
Wie alt war Adam, als er geschaffen wurde? Null Tage, aber erwachsen, richtig? Das können wir uns ja auch nicht vorstellen. Null Tage ist für uns ein Baby. Gott schafft Adam mit einem fiktiven Alter. Ich weiß nicht, vielleicht dreißig Jahre oder so, oder fünfundzwanzig. Genauso könnte man fragen: Wie viele Jahresringe hatten die Bäume, die Gott geschaffen hatte?
Merken wir: Gott kann Dinge schaffen mit einem fiktiven Alter, obwohl sie noch gar nicht so alt sind. Das gibt die Antwort auf viele Evolutionisten, die meinen, die Welt müsse so alt sein. Man kann das doch mit der R14-Methode nachrechnen.
Sie kalkulieren Gott nicht mit ein. Für Gott ist es ein kleines Ding, einen Stern zu schaffen, der gleich die Lichtjahre als Strahl dabei hat. Er muss den Stern nicht schon vor Millionen Jahren geschaffen haben, damit der Lichtstrahl heute auf die Erde trifft. Für meinen Gott ist das kein Problem.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Adam und Eva im Garten jeden Tag etwas Neues entdeckten. Es wird uns berichtet, dass Gott sie abends besuchte. Das war sicherlich spannend, Gott nach allem fragen zu können.
Viele Menschen haben sich Gedanken darüber gemacht und Bilder gemalt. Hier ein sehr idyllisches Bild von Peter Wenzel aus dem Jahr 1831, wie er sich das Paradies vorstellt. Der Löwe liegt neben dem Lamm, es gibt nur Eintracht und Freude.
Und wie schön wäre es, wenn das alles noch so wäre, oder?
Die Einheit von Geist, Seele und Leib und die Harmonie vor dem Fall
Aber dann kommt das Problem. Zunächst noch einmal diese Frage: Sie waren im Bild Gottes geschaffen. Das hieß aber auch, sie waren ohne Sünde. Und ich fragte eben: Was ist das, was bei uns Menschen gleich ist wie bei Gott?
Wenn wir über Gott nachdenken, zeichnen wir oft dieses Dreieck, um deutlich zu machen, dass Gott aus Gottvater, Gottsohn und Gottheiliger Geist besteht. Drei Einheiten sind das. Das Wort „Dreieinigkeit“ steht nicht in der Bibel, aber der Tatbestand ist vorhanden.
Ihr seht, auch der Mensch ist eine Dreieinheit. Gott hat uns Menschen nach Geist, Seele und Leib geschaffen. Im Grunde ist das ähnlich wie bei Gott. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott. Aber der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn ist nicht der Heilige Geist, und der Heilige Geist ist nicht der Vater. Das heißt, die drei Personen der Gottheit sind alle Gott, gehören aber alle zusammen und können sich unterschiedlich offenbaren.
Wie ist das bei uns Menschen? Wir bestehen aus Geist, Seele und Leib. Was passiert, wenn eines von den Dreien fehlt? Dann sind wir tot. Das heißt, alle drei Bereiche gehören zu unserem Menschsein dazu. Wenn eines fehlt, sind wir nicht mehr Mensch. Und doch sind alle drei Bereiche völlig verschieden voneinander.
Ich weiß nicht, wer von euch die Scofield-Bibel hat. Scofield beschreibt das bei dieser Begebenheit in 1. Mose 1. Den Geist definiert er – und ich kann mich dieser Definition gut anschließen – als den Sitz des Bewusstseins von Gott. Wir Menschen können mit unserem Geist über Gott nachdenken, das kann kein Tier. Wir singen zwar in manchen Liedern, dass die Vögel Gott durch ihren Lobgesang preisen, aber das ist anders als bei uns Menschen.
Scofield schreibt: „Die Seele ist der Sitz des Bewusstseins meiner selbst.“ Mit meiner Seele kann ich über mich selbst nachdenken. Das tut auch kein Tier. Oder habt ihr schon mal eine Katze vorm Spiegel gesehen, die morgens da sitzt und sich fragt, wie es ihr heute geht? Das machen nur Menschen, oder? Und wenn man lange genug vorm Spiegel steht und da hineinschaut, denkt man: Hm, geht’s mir schlecht? Je mehr ich mich mit mir beschäftige, desto schlechter geht es mir, oder?
Gott hat uns Menschen die Seele und den Geist gegeben, und das unterscheidet uns von den Tieren. Das ist völlig anders als bei der Evolution. Das kann kein Evolutionist erklären, wann dieser Sprung vom Tier zum Menschen geschehen sein könnte, denn dieser Unterschied ist aus der Natur nicht ablesbar.
Scofield schreibt als Drittes: „Der Leib ist der Sitz des Bewusstseins meiner Umgebung.“ Mit meinem Leib trete ich in Kontakt mit meiner Umgebung. Wenn mir jemand auf den Fuß tritt, dann schreie ich auch. Das ist in Bezug auf die Umgebung Kontakt aufnehmen. Das können Tiere auch.
Ich denke, dass Gott durchaus etwas damit meint. Gott schuf uns Menschen in seinem Bild. Im Bild Gottes schuf er ihn. Dann heißt es: „Und er schuf sie als Mann und als Frau.“ Auch das ist in der heutigen Zeit ganz wichtig, dass uns das klar ist, gerade im Zeitalter des Gender-Mainstreamings, wo man meint, man müsste das alles gleich machen und es wäre nur das Produkt unserer Umgebung, dass wir Männchen oder Weibchen sind.
Gott hat uns als Männer und als Frauen geschaffen. Das heißt auch bewusst verschieden. Gott hat die beiden dann in den Garten Eden gesetzt – damit eigentlich die beste Umgebung, die es für diese Menschen geben konnte, die besten Startbedingungen.
Wir könnten dann fragen: Da sie ja zuerst ohne Sünde waren und nur ein Gebot hatten – „Nur von dem Baum in der Mitte des Gartens sollt ihr nicht essen“ – man könnte meinen, damit kann man doch leben. Aber das wissen wir alle: Was verboten ist, das reizt. Und wenn man einem Kind etwas verbietet, dann weiß man ganz genau, das wird es ausprobieren.
Und daraus kamen dann die Probleme des Menschen, aus diesem, wie wir sagen, Sündenfall. Wir werden uns Gedanken machen, wie es dazu kam.
Der Sündenfall und seine Ursachen
Wir lesen das mal kurz in 1. Mose 3:
Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sprach zur Frau: „Hat Gott wirklich gesagt: Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr nicht essen?“
Da sagte die Frau zur Schlange: „Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir. Aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt.“
Die Schlange antwortete der Frau: „Keineswegs werdet ihr sterben! Gott weiß vielmehr, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
Die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise war, dass er eine Lust für die Augen war und dass der Baum begehrenswert war, Einsicht zu geben. Sie nahm von seiner Frucht, aß und gab auch ihrem Mann davon, der bei ihr war, und er aß ebenfalls.
Da wurden ihre beiden Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen.
Was war das Problem? Wenn Eva doch alle Früchte im Garten zur Verfügung hatte, warum dann gerade diese eine nicht? Und warum griff sie genau zu dieser?
Es war nicht alles erlaubt, eine Frucht fehlte. Aber könnte man nicht damit leben?
Und was tut die Schlange? Wie könnten wir das nennen?
Der erste Punkt ist der Zweifel an Gottes Wort.
Was sagt die Schlange? „Sollte Gott gesagt haben?“ „Hat Gott wirklich gesagt?“
Und was sagt Eva? Sie fügt noch etwas hinzu. Was hat Gott dem Adam gesagt? Gott hatte gesagt, sie sollten von dieser Frucht nicht essen, nicht von diesem Baum, sonst würden sie an dem Tag sterben.
Das heißt also: ein Verbot und die Androhung einer Strafe.
Was sagt Eva? Sie muss es von Adam gehört haben. Das bedeutet, entweder hat Adam ihr schon eine strenge Regel drumherum gemacht: „Nicht essen und nicht berühren, machen wir sicherheitshalber noch einen Stacheldrahtzaun drumherum, damit wir ja nicht in Gefahr kommen.“ So sind wir Menschen. Wenn Gott uns ein Gebot gibt, machen wir oft noch eines drumherum, weil wir es wirklich nicht übertreten wollen.
Aber damit fügen wir dem Wort Gottes etwas hinzu.
Das heißt, Eva setzt Zweifel an Gottes Wort. Sie fällt auf das herein, was der Teufel ihr einflüstert: „Sollte Gott gesagt haben?“
Zweifel aber ist Unglaube. Zweifel bedeutet nicht, dass ich die Aussage anzweifle, sondern dass ich den anzweifle, der sie gesagt hat.
Damit ist das, was Eva tut, ungehorsam.
Der dritte Punkt, der beim Sündenfall auffällt, ist, dass Eva aus Selbstsucht handelt.
Was hatte der Teufel ihr gesagt? „Keineswegs werdet ihr sterben! Gott weiß, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
Dann heißt es: „Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise war, dass er eine Lust für die Augen war und dass er begehrenswert war, Einsicht zu geben.“
Drei Punkte: Lust der Augen, Begehrenswert und Einsicht.
Wer seine Bibel kennt, weiß, dass das genau die drei Versuchungen sind, mit denen der Teufel auch Jesus in die Falle locken wollte.
Der Jakobusbrief macht deutlich, dass der Teufel immer über diese drei Wege kommt.
Eva fällt darauf herein. Dann lesen wir, sie nahm von der Frucht und gab auch ihrem Mann davon.
Was heißt das? Wo war Adam während der Zeit, als der Teufel Eva das einflüsterte? Bei ihr.
Er war nicht gerade auf Montage oder unterwegs, er saß daneben.
Aber Adam glänzt durch Abwesenheit. Er lässt seine Frau machen.
Dabei hatte Gott ihm seine Frau zur Hilfe gegeben, und damit trägt Adam die Verantwortung für seine Frau.
Eva überschreitet ihren Kompetenzbereich.
Was hätte sie tun müssen, als der Teufel kam? Richtig!
Das ist der Tipp für jede Hausfrau, wenn der Vertreter an die Tür kommt.
Eva überschreitet ihre Kompetenz, und Adam entzieht sich seiner Verantwortung.
Er bekommt das doch mit, er hätte sagen können: „Moment mal, ich bin ja auch noch da.“
Er lässt sie machen.
Das ist ein Fehler, den wir Männer oft machen: Wir lassen unsere Frauen machen. Schimpfen kann man ja immer noch hinterher.
Die Folgen des Sündenfalls und Gottes Reaktion
Was waren die Folgen des Sündenfalls? Was hatte Gott angedroht? „An dem Tag wirst du sterben.“ Man hätte meinen können, dass in dem Moment, in dem sie von der Frucht essen, die Geschichte sofort anders verlaufen würde. So ein Blitz mitten hinein, ähnlich wie bei Hananias und Saphira – plötzlich wäre alles vorbei. Doch die Sündenfallgeschichte geht anders weiter.
Zunächst einmal: Was passiert? Adam hat die Beziehung zu Gott, Eva hat die Beziehung zu Gott, und beide haben eine Beziehung zueinander. Was passiert beim Sündenfall? Ihre Beziehung verändert sich. Die Beziehung zu Gott wird zerstört – und auch die Beziehung zueinander. Plötzlich empfinden sie Scham. Die Harmonie zwischen Mensch und Gott sowie untereinander zerbricht in dem Moment, in dem sie sündigen.
Man könnte meinen, Gott greift sofort ein. Das verwundert mich tatsächlich, und das sollten wir noch erwähnen: Auch ihre Beziehung zu ihrem Körper verändert sich. Sie merken, dass sie nackt sind. Ebenso verändert sich die Beziehung zur Schöpfung. Wir erkennen: Alle Beziehungen sind durch den Sündenfall zerstört. Das heißt, wie wir gesagt hatten, Geist, Seele und Leib – alle drei Bereiche sind in ihrer Harmonie zerstört. Die Beziehung zu Gott ist kaputt, die Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen ist kaputt.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht Gott vor? Wie erreicht er die Herzen? Wir lesen weiter in Kapitel 3, Verse 8 bis 19:
„Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages. Da verschreckten sich der Mensch und seine Frau vor dem Angesicht Gottes des Herrn mitten zwischen den Bäumen des Gartens. Und Gott der Herr rief den Menschen und sprach zu ihm: ‚Wo bist du?‘“
Da antwortete er: „Ich hörte deine Stimme im Garten und ich fürchtete mich, weil ich nackt bin, und ich versteckte mich.“
Gott sprach weiter: „Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du sollst nicht davon essen?“
Der Mensch antwortete: „Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß.“
Gott der Herr sprach zur Frau: „Was hast du da getan?“
Die Frau sagte: „Die Schlange hat mich betrogen, da aß ich.“
Gott der Herr sprach zur Schlange: „Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allem Vieh und unter allen Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen, und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens. Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“
Zu der Frau sprach er: „Ich werde sehr vermehren die Mühsal deiner Schwangerschaft. Mit Schmerzen sollst du Kinder gebären. Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen.“
Und zu Adam sprach er: „Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten habe, du sollst nicht davon essen, so sei der Erdboden deinetwegen verflucht. Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln wird er dir sprießen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen. Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden. Denn von ihm bist du genommen; denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren.“
Fällt euch etwas auf? Was hatten wir eben gesagt? Was würde man erwarten, wie Gott reagiert? Nach dem Verbot, das er gegeben hat, und der Androhung des Gerichts, würde man ein Donnerwetter erwarten. Doch was tut Gott? Gott wartet. Gott ist langmütig. Ist das nicht erstaunlich? Ich weiß nicht, wann die beiden von der Frucht gegessen haben, aber Gott wartet bis zum Abend.
Warum wartet Gott? Gott möchte uns Menschen die Möglichkeit geben, über unsere Sünde nachzudenken und zur Buße zu kommen. Vielleicht denkst du über dein Leben nach und über deine Sünden. Wenn Gott jetzt so handeln würde, wie damals angekündigt, dann säte niemand mehr, oder? Gott wartet, er hat Zeit. Er möchte uns Menschen die Möglichkeit geben, nachzudenken.
Leider muss man sagen: Die meisten Menschen denken nicht nach. Die meisten haben auch keine Zeit mehr, sind alle hektisch. Was haben Adam und Eva in der Zeit, in der Gott wartet, bemerkt? Und was haben sie getan? Richtig, sie merken, dass sich ihr Verhältnis zueinander verändert hat. Sie empfinden Scham, merken, dass sie nackt sind, und machen sich die erste Kleidung. Mode ist immer vorübergehend. Die Feigenblätter verwelken spätestens nach zwei Tagen – so ist der Wechsel der Mode.
Aber sie verstecken sich. Was macht das deutlich? Sie haben ein falsches Bild von Gott. Sie meinen, sie könnten sich vor Gott verstecken, mitten unter den Bäumen des Gartens. Das ist dumm, oder? Aber es zeigt, dass sie ein falsches Gottesbild haben. Viele Menschen haben ein falsches Gottesbild. Sie haben auch Angst. Wahrscheinlich haben sie den ganzen Nachmittag auf das Donnerwetter gewartet, oder? Das glaube ich nicht. Sie hatten es ja noch nie erlebt. Es war bis dahin nur Theorie.
Gott hatte gesagt: „Du wirst sterben.“ Aber der Teufel sagte: „Ihr werdet so sein wie Gott und Gut und Böse erkennen.“ Stimmt das? Aha, sie haben erkannt. Also stimmte das, was der Teufel gesagt hat? Sie hatten erkannt, ja. Aber wodurch erkennen sie, was Gut und Böse ist? Aus der Perspektive des Bösen. „So sein wie Gott“ bedeutet, zu erkennen, was böse und gut ist aus der Sicht des Guten. Das ist eine völlig andere Perspektive. Sie erkennen das Gute aus der Perspektive des Bösen. Wir merken: Der Teufel täuscht.
Also wartet Gott. Dann hören wir, dass sie die Stimme Gottes hören, Adam sich versteckt. Ich glaube, Gott gibt dem Menschen Zeit, und es zeigt seine Treue trotz der Sünde des Menschen. Man sollte meinen, die Reaktion Gottes wäre jetzt: Die Strafe kommt vom Himmel her, mit denen rede ich nicht mehr, die sind für mich gestorben. Aber was tut Gott? Er geht dem Sünder nach, er kommt zu ihm. Und das finde ich großartig bei Gott. Keiner von uns hat in dem Sinne Gott gesucht. Gott geht uns Menschen nach, bis er uns findet.
Gott geht durch den Garten. Stellt euch das vor – mir kommt das vor wie kleine Kinder, die sich verstecken. Wenn unsere Enkel bei uns zu Besuch sind und ich aus dem Büro zum Mittagessen komme, dann haben sich zwei von ihnen jedes Mal versteckt. Ich weiß, wo sie sitzen. Klar, es ist immer dasselbe Versteck. Aber natürlich tue ich so, als wenn ich sie nicht finde. Die beiden verstecken sich. Weiß Gott nicht, wo sie sind? Doch. Aber was sagt Gott? „Adam, wo bist du?“ Dabei hätte Gott doch einfach nur einen Baum ein bisschen zur Seite schieben können, oder? Dann: „Hey, hurra, ich hab dich gefunden!“
Gott stellt sich dahin und sagt: „Wo bist du?“ Hallo, warum tut Gott das, obwohl er doch alles weiß? Als ich mich mit diesen Begebenheiten beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, wie oft Gott fragt. Das haben wir ja schon im letzten Jahr gesehen, wie oft der Herr Jesus Menschen gefragt hat: „Frau, warum weinst du? Willst du gesund werden? Was soll ich dir tun?“ Jesus fragt – Gott fragt. Warum fragt Gott, obwohl er doch alles weiß?
Er wirft diesen Sünder nicht weg. Sondern indem er fragt, möchte er, dass wir Menschen unseren Standpunkt erkennen und definieren. „Adam, wo bist du?“ Adam antwortet nicht etwa „unter der dritten Eiche rechts“. Offensichtlich begreift Adam schon, dass Gott mehr wissen will. „Adam, wo bist du?“ Hör mal, du bist aus der Gemeinschaft mit mir gefallen. Wo ist jetzt dein Standpunkt? Das war doch vorher anders, oder? „Adam, wo bist du jetzt?“
Wir merken, Gott fragt, damit wir Menschen über unseren Standpunkt klar werden. Wo stehst du? In der Beziehung zu Gott und in der Beziehung zueinander. Und was antwortet Adam? „Ich fürchtete mich.“ Und Gott fragt wieder: „Woher weißt du, dass du nackt bist? Hast du gegessen? Hast du das Gebot übertreten?“
Seht ihr, Gott wusste das doch alles, oder? Wir würden ja völlig anders vorgehen. Wir würden die Indizien auf den Tisch legen und sagen: „Hier, ich hab dich beobachtet, geheimer Film, Überwachungskamera, Adam, alles dokumentiert, du kannst mir nichts vormachen.“ Nein, so geht Gott nicht vor.
Gott fragt ihn, damit Adam begreift, wo er wirklich steht und was sich bei ihm verändert hat. Als Gott ihn dann fragt: „Hast du gegessen?“, sagt er nicht „Ja“, sondern schiebt die Schuld auf seine Frau. Und das können wir Männer ja gerne – das haben wir vom Psychologen gelernt. Wir schieben die Schuld auf jemand anderen. Und er schiebt die Schuld nicht nur auf seine Frau, sondern sagt: „Die Frau, die du mir gegeben hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und ich aß.“ Aha, Gott, bist du selbst schuld!
Interessant ist, dass Gott darauf keine Antwort gibt. Er fragt Eva. Offensichtlich hat Eva gemerkt, dass das bei Adam funktioniert hat. Also geben wir die Schuld weiter, oder? „Die Schlange!“ Und Gott fragt die Schlange. Und die Schlange? Nein, er sagt gleich etwas. Und sie schweigt. Nein, Gott fragt nicht den Teufel, sondern die Menschen.
Dann ist es hochinteressant zu sehen, wie die Reaktion ist, wie er den Fall löst. Wir haben gesehen: Er fragt Adam, er fragt Eva, und er spricht die Schlange an. Und jetzt kommt die Strafe. Wie geht Gott vor? Erst die Schlange, dann Eva, dann Adam.
Gott antwortet der Schlange und gibt ihr überhaupt keine Möglichkeit, darauf zu reagieren. Er macht deutlich: Da steht das Gericht fest. Es wird einer kommen, der dir den Kopf zermalmen wird, und du wirst ihm die Ferse zermalmen. Das heißt, Teufel, du wirst besiegt. Du wirst ihm zwar Schaden zufügen, aber nicht töten, also nicht endgültig.
Dann antwortet Gott Eva. Was sagt er ihr? Er zeigt ihr die Folgen auf und gibt ihr eine Verheißung. Und das verwundert mich. Man müsste meinen, Gott würde jetzt sagen: „Eva, du hast völlig versagt, du hast deine Kompetenzen überschritten, du warst keine Hilfe für deinen Mann, du hast auf den Teufel gehört, du hast mein Wort angezweifelt.“ Man würde meinen, er würde jetzt sofort endgültig richten. Nein, er sagt zwar etwas, was bis heute der Fall ist: „Du wirst mit Schmerzen Kinder gebären, dein Verlangen wird nach deinem Mann sein, er aber wird über dich herrschen.“
Wir merken: Gott hatte die Stellung zwischen Mann und Frau nach der Schöpfung anders vorgesehen. Aber hier wird deutlich gemacht, dass der Mann über die Frau herrschen wird. Das ist der Anfang des sogenannten Patriarchats, der Unterdrückung der Frau. Aber Gott sagt nicht, er soll das tun, sondern: Er wird das tun. Das ist Folge der Sünde und nicht die Absicht Gottes. Wir Männer können uns nicht darauf berufen, über die Frau zu herrschen, denn Gott hätte es ja gesagt: „Er soll.“ Also, ich habe in verschiedenen Übersetzungen nachgesehen, und in der Elberfelder heißt es: „Er wird über dich herrschen.“
Wir merken, Gott hat es anders geplant. Und im Grunde ist das, was bis heute in unserer Gesellschaft immer wieder zu Reibereien führt, Folge der Sünde. Aber trotz dieser Aussagen macht Gott eine Verheißung. Und das finde ich erstaunlich! Eva weiß, dass ihr Same, ihr Nachkomme, der Schlange den Kopf zermalmen wird. Dass sie das verstanden hat, wird später deutlich, als ihr erster Sohn geboren wird. Da sagt sie in Kapitel 4, Vers 1: „Ich habe einen Mann hervorgebracht mit dem Herrn.“ Offensichtlich denkt sie, das ist der Erlöser. Aber der wird zum Mörder. Es dauert noch lange bis dahin.
Dann antwortet Gott Adam, zeigt ihm seine Folgen und seine Verantwortung auf. Danach tut Gott etwas: In Kapitel 3, Vers 21 heißt es: „Und Gott der Herr machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fell und bekleidete sie.“ Was musste er dafür tun? Er musste ein Tier schlachten. Ja. Adam und Eva erleben zum ersten Mal den Tod und zum ersten Mal die Bedeutung eines Opfers. Da stirbt jemand an ihrer Stelle.
Gott hatte gesagt: „Du wirst sterben.“ Und Gott schlachtet ein Tier, um ihre Scham zu bedecken. Dass die beiden das verstanden haben, merkt man später bei ihren Kindern, als sie Gott opfern. Abel hat es auf jeden Fall verstanden. Das macht deutlich, dass Adam und Eva offenbar auch mit ihren Kindern darüber gesprochen haben.
Für mich ist das schon ein riesiges Wunder. Gott gibt Eva indirekt, indem er der Schlange das sagt (Vers 15), die Verheißung auf den Retter und den ersten Hinweis in der Bibel auf den Herrn Jesus. Er stellt ein Opfer, bekleidet sie und gibt damit einen Hinweis auf das Opfer Jesu. Trotz des Sündenfalls gebraucht er später Adam als ein Vorbild für Christus.
Wir merken: Gott gibt selbst in der Strafe Gnade und trotz Strafe die Hoffnung auf Vergebung. Und das ist für mich unbegreiflich. Gott ist heilig und gerecht, er muss Sünde strafen, aber er ist Liebe und bietet Vergebung an. In diesem Augenblick beginnt im Grunde die größte Rettungsaktion der Menschheitsgeschichte.
Die Verheißung des Erlösers und der Kampf gegen die Sünde
Es ist spannend, ich habe hier einmal einige Verheißungen aufgelistet. Das ist nur ein Bruchteil aller Verheißungen, die auf den Herrn Jesus hinweisen. So wird deutlich, wie Gott Schritt für Schritt durch die Bibel den kommenden Erlöser immer konkreter prophezeit.
Im Grunde liest sich die Bibel, wenn man sie unter diesem Aspekt betrachtet, wie ein spannender Kriminalroman. Gott kündigt hier den Erlöser an, der der Schlange den Kopf zertreten wird. Die Schlange hört das und setzt sich sozusagen an diese Verheißungslinie durch die ganze Bibel hindurch. Sie versucht, die Verheißung Gottes zunichtezumachen.
Wir werden das morgen sehen, wenn wir uns mit Kain und Abel beschäftigen. Eva meint, Kain sei der zukünftige Retter, der also die Erlösung bringt. Was tut der Teufel? Er macht diesen Menschen unmöglich – Kain wird zum Mörder. Damit kann also auch Abel nicht der Retter sein, und Kain kann es ebenfalls nicht sein.
Wenn wir jetzt weiter die ganze Bibel durchgehen, stellen wir fest, wie der Teufel versucht, überall dort, wo sichtbar wird, dass die Verheißungslinie weitergeht, sich dahinterzusetzen und alles unmöglich zu machen. Das geht bis ins Neue Testament, wo der Herr Jesus geboren wird.
Was geschieht als Erstes nach seiner Geburt? Der Kindermord in Bethlehem. Danach heftet sich der Teufel an das Leben des Herrn Jesus. Und was ist die letzte Versuchung, die der Teufel versucht? Er fordert ihn auf, vom Kreuz herabzusteigen.
Wir merken: Der Teufel versucht, diese Verheißungslinie, die Gott damals gegründet hat, auf den Herrn Jesus durch die ganzen Jahrhunderte hindurch zunichtezumachen. Das ist ungeheuer spannend, wenn man die Bibel unter diesem Aspekt liest.
Auf der anderen Seite haben die gottesfürchtigen Männer immer wieder darauf gehofft: Wo geht die Linie weiter? Was können wir daraus lernen?
Ich denke, eines ist sicher: Wenn wir sündigen, sündigen wir nicht nur für uns alleine. Das war bei Adam und Eva ganz klar. Sie waren zwar die einzigen Menschen auf der Erde, aber durch ihre Sünde ist der Bazillus der Sünde bis zu allen Menschen durchgedrungen, so wie Paulus sagt.
Wenn wir sündigen, ist das nicht nur eine ganz persönliche Sache, sondern hat immer auch Auswirkungen auf andere.
Praktische Lehren für Seelsorge und Umgang mit Schuld
Wir werden das in diesen Tagen noch weiter beobachten. Wenn du dich um Menschen kümmerst und ihnen helfen möchtest, dann gib ihnen – so wie Gott es damals getan hat – klare Anweisungen und Richtlinien.
Ich habe das in diesen Tagen schon gesagt, als wir über Kindererziehung im Zusammenhang mit der Malachi-Konferenz nachdachten: Junge Menschen brauchen Regeln, brauchen Grenzen, brauchen Gebote. Gib bei Nichtbefolgen eine gewisse Zeit der Besinnung. Wir haben das hier bei Gott gesehen: Handle also, wenn du strafst, nicht im Affekt. Warte und gib dem Betroffenen Zeit, darüber nachzudenken.
Stelle Fragen, damit Einsicht in das Falsche entsteht. Gehe der Reihe nach vor und behandle jeden separat. Mach nicht pauschal, denn Gott geht ganz individuell vor.
Wir müssen deutlich sehen, dass die Folgen der Sünde etwas anderes sind als Strafe. Dass der Mann über die Frau herrscht, ist eine Folge und nicht die Strafe. Das müssen wir in der Bibel immer wieder erkennen.
Gott unterscheidet sehr wohl zwischen den Folgen von Sünden und der eigentlichen Strafe. Das merken wir, wenn wir in Gefängnisse gehen und mit Inhaftierten sprechen. Inhaftierte verstehen das sehr schnell: Es ist ein Unterschied, ob ich eine Strafe absitze oder ob ich Vergebung meiner Schuld bekomme.
Ein Richter kann einen Menschen nur für eine bestimmte Zeit ins Gefängnis bringen, aber er kann ihm nicht vergeben. Gott zeigt hier selbst im Gericht die Chance zur Vergebung auf – und das finde ich genial.
Er gibt selbst bei den Folgen die Möglichkeit zur inneren Umkehr, zur Buße und zur Zurechtbringung.
Ich möchte uns Mut machen. Ich weiß nicht, in welcher Situation du bist, aber ich möchte dir Mut machen, zu sehen, dass Gott in seiner Seelsorge selbst im Gericht den Weg der Gnade und der Vergebung immer aufzeigt.
Gott ist so anders als wir. Wir sollten von ihm lernen, auch im Umgang miteinander in der Seelsorge, dass wir den Menschen, die vielleicht an uns schuldig geworden sind, die Möglichkeit zur Buße, zur Umkehr und zur Vergebung anbieten.