Einführung: Was bedeutet gesunde Lehre?
Das Thema heute lautet: Was ist gesunde Lehre? Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber manche von euch sind schon lange in christlichen Kreisen unterwegs und haben eine Vorstellung davon, was gesunde Lehre bedeutet.
Wenn ich euch fragen würde, zum Beispiel in Interviews, was ihr als Kern gesunder Lehre seht, was würdet ihr sagen? Manche würden vielleicht antworten: allein durch Gnade, allein aus Glauben, allein Christus, allein die Schrift.
Letztes Jahr war Reformationsjahr. Viele von euch würden zustimmen, dass der Kern gesunder Lehre darin besteht, allein aus Gnade gerettet zu werden, allein durch Glauben, nur auf Grundlage der Schrift und dass allein Christus die gesunde Lehre ist.
Andere würden sagen, zu gesunder Lehre gehört auch eine gesunde Vorstellung davon, was die Zukunft bringt. Wann ist die Entrückung? Kommen die Christen in die Trübsal oder nicht? Das gehört auch zur gesunden Lehre, oder?
In unseren Kreisen würden manche auch sagen, dass zu gesunder Lehre eine gute Gemeindelehre gehört. Was ist eigentlich eine neutestamentliche Gemeinde? Wie ist sie strukturiert? Wer gehört dazu und wer nicht?
Heute möchte ich mit euch den Brief an Titus lesen. Das ist vielleicht für den einen oder anderen keine Überraschung. Titus befindet sich auf Kreta. Dort herrschen chaotische gesellschaftliche Zustände, die auch in die Gemeinde hineinwirken. Denn die meisten Menschen in den Gemeinden sind erst kürzlich bekehrt und kommen aus einem gesellschaftlichen Hintergrund, in dem notorisches Lügen normal war, wo Menschen sehr impulsiv waren – Paulus nennt sie wie böse Wildtiere – und wo große Faulheit herrschte.
Titus hat den Auftrag, in diesen Gemeinden Ordnung zu schaffen, bevor er die Insel verlässt. Wir haben uns das irgendwann einmal angeschaut. Ich habe zumindest gesagt, dass ich mich nicht in diesen Job reissen würde. Ihr wisst nicht, wie es bei euch ist.
In Titus 2, Vers 1 schreibt Paulus: „Du aber rede, du verbreite, du lehre, was dir zur gesunden Lehre passt.“ Gesunde Lehre. Nun stellt sich natürlich die spannende Frage: Um was geht es dabei?
Wenn ich mit euch jetzt lese, was Paulus als Erstes sagt, kann ich wahrscheinlich den einen oder anderen von euch überraschen.
Gesunde Lehre beginnt bei den älteren Männern
Du aber rede, was zur gesunden Lehre gehört, nämlich dass die alten Männer nüchtern sein, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren. Das ist gesunde Lehre.
Wir sprechen jetzt zuerst über alte Männer. Nicht nur Titus hat den Auftrag, gesunde Lehre zu verbreiten, sondern auch wir. Wenn also der erste Punkt der gesunden Lehre die alten Männer sind, müssen wir heute über sie reden, denn damit fängt es an (Titus 2,1-2).
Die erste Frage ist natürlich: Wer sind eigentlich die alten Männer? Wir alle wollen möglichst alt werden, aber in der heutigen Gesellschaft will kaum jemand alt sein oder so genannt werden. Was bedeutet es also, ein alter Mann zu sein?
Ältere Männer hatten früher, und haben in manchen orientalischen oder mediterranen Gesellschaften auch heute noch, ein großes Gewicht in der Familie und in der Gesellschaft. Dadurch hatten sie automatisch auch in den Gemeinden eine wichtige Stellung. Ältere Männer besitzen eine natürliche Autorität. Ihre Meinung sollte aufgrund ihrer Erfahrung zählen. Sie sind also erfahrene Männer.
Wenn man in der Bibel genauer hinschaut, etwa zum Thema ältere Männer und ältere Frauen – wie auch im Titusbrief – merkt man, dass ältere Leute oft als solche beschrieben werden, die wieder mehr Zeit haben. Der Begriff ist relativ weit gefasst und nicht an ein bestimmtes Alter gebunden. Es gibt keine klare Zahl, ab wann man alt ist.
In der Bibel gilt man mit sechzig als alt. Wer also über sechzig ist, ist nach biblischem Verständnis ein alter Mann oder eine alte Frau. Doch je nach Gesellschaft und persönlichen Umständen fängt das Älterwerden früher an.
Man spricht oft davon, dass man älter ist, wenn „die Kinder aus dem Gröbsten raus“ sind. Damit ist nicht nur gemeint, dass man nachts besser schlafen kann, weil die Kinder keine Aufmerksamkeit mehr brauchen. Es geht auch darum, dass die turbulente Phase der Pubertät hinter einem liegt und die Familiensituation entspannter wird.
Dann hat man gefühlt mehr Zeit und mehr Kraft. Oft geht das einher mit dem Ende der stressigen Berufseinstiegsphase, die viele erleben. In dieser Zeit weiß man nie genau, ob man am nächsten Tag alle Aufgaben bewältigen kann. Vieles belastet einen auch nach Feierabend.
In klassischen Berufen, etwa im Handwerk oder technischen Bereichen, kommt irgendwann Routine auf. Wenn man die Firma verlässt, ist der Arbeitstag vorbei und der Rest ist Freizeit. Diese Faktoren führen dazu, dass ältere Menschen wieder mehr Kapazität und Zeit haben.
Nach biblischer Definition beginnt das Älterwerden also dort, wo man mehr Zeit und Ruhe hat. Je nachdem, wann man Kinder bekommen und in den Beruf eingestiegen ist, kann das bei manchen schon mit 45 oder 50 Jahren der Fall sein. Dann sollte man vielleicht darüber nachdenken, ob das, was über ältere Leute geschrieben steht, schon auf einen selbst zutrifft.
Denn vieles davon betrifft den Umgang mit der eigenen Erfahrung und der Zeit, die plötzlich wieder mehr da ist – nach einer sehr stressigen Phase oder anstrengenden Jahren im Leben. Bei manchen beginnt diese Phase natürlich auch später.
Die Phasen des Älterwerdens und ihre Bedeutung
Und wenn man Älterwerden so definiert, dann hat das natürlich verschiedene Phasen.
Die erste Phase des Älterwerdens als älterer Mann oder ältere Frau ist die, in der man eine gewisse Routine und Erfahrung hat. Man hat viele Dinge im Griff und ist ein Stück weit souverän. Man bestimmt in seiner Umgebung vielleicht auch bestimmte Dinge, zum Beispiel bei der Arbeit. Man ist derjenige, der mehr Erfahrung hat als die ganzen Jungspunde, die da kommen und einsteigen, und gibt so ein bisschen den Takt an. Das ist die erste Phase des Älterwerdens.
Dann folgt eine Phase, in der man ganz langsam merkt, dass die Kraft nachlässt. Dabei ist es vielleicht noch nicht die mentale Kraft am Anfang, sondern eher die Kraft, alles selbst zu machen. Man muss anfangen, bestimmte Dinge abzugeben, zu delegieren und in manchen Bereichen nur noch Beobachter oder vielleicht aktiver Berater zu sein. Das fällt manchen Leuten schon schwer, für andere ist es angenehm, die Drecksarbeit nicht mehr selbst machen zu müssen. Je nachdem, es gibt verschiedene Typen. Das ist die zweite Phase des Älterwerdens: Man gibt immer mehr Dinge ab und berät nur noch ein Stück weit.
Dann kommt die dritte Phase des Älterwerdens. Das ist die Phase, in der man die meiste Zeit in Wartezimmern von Ärzten verbringt. Die Zeit, die man zur Verfügung hat, wird wieder ein bisschen weniger. Man muss sich damit auseinandersetzen, dass die körperlichen Kräfte nachlassen, aber auch die mentalen Kräfte. Man vergisst manche Dinge, die man früher nicht vergessen hätte. Das ist ebenfalls etwas, womit man fertigwerden muss.
Ihr seht also, Altwerden ist ein ganz langer Prozess. Und mitten in diesem Prozess schreibt Paulus dem Titus, dass er den alten Männern in den Gemeinden etwas sagen soll, etwas Wichtiges ans Herz legen soll.
Ich fürchte, dass jetzt schon langsam ein paar Leute in den letzten Reihen denken: Das ist heute nicht für mich. Ja, okay. Aber pass auf: Zum einen, wenn du eine Frau bist und sagst, ich werde nie im Leben ein älterer Mann, dann hast du Recht – ich möchte es vorwegnehmen. Aber du wirst gleich merken, es geht gleich auch noch um ältere Frauen. Hört gut zu, was den älteren Männern gesagt wird. Ihr werdet gleich noch merken, warum es wichtig ist, dass ihr gut zuhört.
Und dann gibt es natürlich jüngere Leute. Aber ich möchte euch ein Geheimnis verraten: Die meisten von euch werden älter. Von daher ist es vielleicht schon ganz gut, ein bisschen darauf eingestellt zu sein, was auf euch zukommt.
Paulus fängt also mit den älteren Männern an. Dann redet er über ältere Frauen, indirekt über jüngere Frauen, über jüngere Männer, über Arbeitnehmer – damals Knechte – und über Menschen in der Gesellschaft, wie sie sich ihrer Regierung gegenüber verhalten. All das ist Teil gesunder Lehre. Das ist interessant.
Die Charaktereigenschaften der älteren Männer
Was sagt Paulus nun den älteren Männern? Vers 2 hat zwei Teile, die den älteren Männern jeweils etwas ans Herz legen. Diese bestehen jeweils aus etwa drei Worten.
Der erste Teil beschreibt, was Paulus wichtig ist und was Titus in den Gemeinden auf Kreta den älteren Männern ans Herz legen soll: Die älteren Männer sollen nüchtern, würdig und besonnen sein. Dabei können wir später diskutieren, was genau nüchtern und besonnen bedeutet. Diese Begriffe gehen natürlich ineinander über. Würdig ist vielleicht noch ein bisschen anders und steht in der Mitte.
Was heißt das? Was wird von christlichen älteren Männern erwartet? Es wird von ihnen erwartet, dass sie etwas sind. Das zieht sich durch den ganzen Abschnitt im Titusbrief. Es geht darum, was wir sind, nicht darum, was wir können. Paulus spricht nicht mit den älteren Männern darüber, was sie können und dass sie das, was sie können, noch einbringen sollen. Er spricht darüber, was sie sind und wie sie sind.
Als Erstes sagt er: Ältere Männer müssen nüchtern sein! Dabei hat nüchtern hier nichts mit Alkohol zu tun, obwohl Alkohol auch diese Form von Nüchternheit beeinträchtigt. Nüchtern heißt vielmehr, dass ich mich um ein gesundes Urteilsvermögen bemühe. Ältere Männer, sagt Paulus, müssen sich bemühen, ein gesundes Urteilsvermögen zu haben. Sie sollen einen Schritt zurückgehen und fragen: Was ist wirklich gut an dem, was hier läuft, und was ist nicht so gut? Nicht nur: Was ist mir fremd und darum schlecht? Oder: Wir haben das früher nicht so gemacht, das kann nicht gut sein.
Nüchtern bedeutet ein gesundes Urteilsvermögen: Was ist gut, was ist nicht so gut? Nüchtern heißt auch, ich mache ein paar Beispiele: Ich kann einschätzen, was andere, jüngere Leute leisten können, die vielleicht gerade weniger Zeit haben als ich in meiner Rente. Die sich vielleicht noch mit kleinen Kindern und mit wirklichem Stress im Beruf herumschlagen. Nüchtern heißt, dass ich den Blick dafür habe, dass sie vielleicht nicht an jeder Stelle sein können, an der ich bin.
Nüchtern heißt, dass ich mich in die Situation anderer Menschen hineinversetze, auch von anderen Geschwistern, und nicht von meiner aktuellen Situation ausgehe und diese auf alle anderen projiziere. Das gehört zu nüchtern sein: realistische Erwartungen zu haben.
Zu nüchtern sein für ältere Leute gehört auch, dass wir uns klar darüber sind, dass sich die Gesellschaft, in der wir leben, verändert hat. Deshalb machen wir vielleicht das eine oder andere sinnvollerweise anders als noch vor zwanzig Jahren, auch in der Gemeinde. Das heißt nicht, dass wir Lehren in der Gemeinde infrage stellen. Die biblischen Lehren ändern sich nicht. Das ist die andere Seite, wo wir vom Pferd fallen können.
Manchmal ändern sich jedoch Methoden, wie ich die gleiche Lehre, das gleiche Prinzip in neuen Lebensumständen verwirkliche. Vielleicht sind es nicht mehr dieselben Traditionen, die ich aufrechterhalten kann, sondern ich muss neue Wege finden, wie ich etwas verwirkliche, was ich in der Bibel gefunden habe. Die Bibel sagt an vielen Stellen nur wenig darüber, wie wir Dinge so exakt im Detail tun sollen.
Wenn wir biblische Lehren mit unseren Traditionen verwechseln, machen wir den zukünftigen Generationen das Leben schwer und berauben uns selbst viel unserer Wirksamkeit. Das gehört zur Nüchternheit: zu unterscheiden, was unsere Methoden sind, um biblische Prinzipien zu verwirklichen.
Ein biblisches Prinzip ist zum Beispiel, dass ich rausgehe und das Evangelium verkündige. Vielleicht kann ich das aber nicht zu jeder Zeit und an jedem Ort mit den gleichen Methoden tun. Früher haben wir vielleicht irgendwann in der Woche offene Abende gemacht, zu denen wir Leute eingeladen haben. Das heißt aber nicht, dass wir das über Generationen so machen müssen, wenn schon lange kein Ungläubiger mehr kommt.
Wir verwechseln oft unsere Methode, das Evangelium zu verkünden, mit dem Auftrag, das Evangelium zu verkünden. Wir denken, wenn wir das nicht mehr so machen, sind wir dem Missionsbefehl nicht gehorsam. Zu Nüchternheit gehört, dass wir merken, dass sich Dinge verändern. Es ist schlimm, wenn ältere Leute das nicht merken. Ich kann das gut sagen, weil ich alt bin – das wollte ich mal nebenbei erwähnen.
Zur Nüchternheit gehört auch, dass sie ihre eigene Rolle einschätzen können. Bin ich noch derjenige, der ständig vorne stehen muss? Jemand hat mal gesagt: Es gibt Prediger, die sind mit 45 genial, mit 65 langweilig und mit 80 eine Zumutung. Zur Nüchternheit gehört, dass ich sitzen bleibe, wenn ich langweilig werde und dass mir Leute das auch signalisieren. Manchmal merkt man es ja nicht selbst.
So gehört zur Nüchternheit, dass ich meine eigene Rolle einschätzen kann.
Titus sagt den alten Männern in der Gemeinde, dass sie nüchtern sein sollen. Titus sagt den alten Männern auch, dass sie würdig sind. Was gehört zu würdig? Auch hier ein paar Beispiele: Würdig heißt, dass ich, auch wenn ich älter werde und mehr Zeit zur Verfügung habe, eine gewisse Selbstdisziplin aufrechterhalte.
Wenn ich nicht mehr jeden Tag von außen den Druck habe, zu einer bestimmten Zeit zur Arbeit zu gehen, und dann jeden Tag erst spät aufstehe, ist das nicht würdig, das ist unwürdig. Zu würdig gehört, dass alte Leute nicht kindisch werden. Manche von uns werden einfach wirklich medizinisch dement. Das ist eine andere Situation. Davon rede ich nicht, wenn ihr das kennt, das eigene Erleben.
Aber auch Menschen, die das medizinisch nicht betrifft und alt werden, gibt es, die sich einfach wie Kinder nur noch um die eigenen Bedürfnisse drehen und erwarten, dass ihre Umgebung sich auch um diese Bedürfnisse dreht. Das ist kindisch und nicht würdig.
Sag den alten Männern in der Gemeinde, dass sie würdig sind. Manche Menschen, die älter werden, vielleicht gerade in solchen Gesellschaften, in denen das Alter eine gewisse Autorität hat, versuchen oft unbeherrscht und ohne Argumente ihre eigene Position durchzusetzen. Sie sagen: Es ist mir egal, ob du die besseren Argumente hast, wir haben das schon immer so gemacht, so läuft es. Das ist nicht würdig, das ist unwürdig, das ist peinlich.
Titus sagt den alten Männern, dass sie nüchtern sein sollen, dass sie würdig sind und dass sie besonnen sein sollen. Was heißt besonnen? Besonnen ist ein Stichwort, das in diesem Abschnitt immer wieder vorkommt, nicht nur im Zusammenhang mit den alten Männern. Wir werden das gleich noch sehen. Es ist ein ganz entscheidendes Wort hier.
Besonnen heißt, ich überlege, bevor ich handle und sogar bevor ich rede. Titus sagt den alten Männern, dass sie besonnen sind, dass sie überlegen, ob das, was sie gerade spontan sagen wollen, angebracht ist. Sie haben eine gewisse Autorität in dieser Gesellschaft und dadurch auch in der Gemeinde.
Es ist wichtig, dass sie besonnen sind, dass sie erst denken und vielleicht sogar noch einmal darüber schlafen, bevor sie reden. Das ist besonnen. Das ist auch wichtig für Menschen, die älter werden.
Zu Besonnenheit gehört, dass Menschen, die ein bisschen mehr Zeit haben als vorher, überlegen, was sie mit dieser Zeit machen. Viele Leute, die älter werden, spezialisieren sich auf irgendwelche wilden Spezialthemen oder Verschwörungstheorien oder Ähnliches.
Titus sagt den alten Männern, dass sie nüchtern sind, dass sie würdig sind und dass sie besonnen sind. Wisst ihr, das ist Gegenstand gesunder Lehre. Wenn hier immer mehr Leute so wie ich in dieser Gemeinde älter werden, ist es wichtig, dass gesunde Lehre praktiziert wird.
Gesunde Lehre sind nicht nur theologische Inhalte. Gesunde Lehre ist auch nicht nur, dass wir wissen, wie stille Zeit funktioniert und sie tun, dass wir wissen, dass man evangelisieren sollte, oder dass Mentoring wichtig ist.
Gesunde Lehre ist, dass wir lernen, nüchtern zu sein, würdig zu sein und besonnen zu sein. Das ist offensichtlich, vielleicht gerade in einer Gesellschaft wie Kreta ein Kern des Christentums. Und ich vermute, wir denken zu selten darüber nach.
Gesundheit im Glauben, in der Liebe und im Ausharren
Der zweite Teil, der zweite Block von drei Wörtern, den Titus den alten Männern sagen soll, betrifft die zweite Hälfte von Vers 2: Sag ihnen, dass sie gesund sein sollen im Glauben, in der Liebe und im Ausharren.
Hier taucht wieder das Wort „gesund“ auf. Ich glaube, es ist diesmal in einem etwas anderen Zusammenhang gemeint. Wir hatten das Wort „gesund im Glauben“ übrigens schon in Kapitel 1. Es war etwas ganz Wichtiges, was die Kreter lernen sollten: gesund zu sein im Glauben. In diesem Fall bedeutet das, sich ganz bewusst von der Gesellschaft zu unterscheiden, von dem, was sie gelernt hatten und von dem, wodurch sie geprägt wurden.
Hier geht es speziell um drei Dinge, in denen alte Männer – und vermutlich nicht nur alte Männer – gesund sein sollten: gesund im Glauben. Ich glaube, hier ist mit Glauben tatsächlich die Beziehung zu Gott gemeint. Nicht nur, dass ich treu bin oder das Richtige glaube. In der Bibel, auch im Neuen Testament und in den Paulusbriefen, wird das Wort „Glauben“ sehr unterschiedlich gebraucht, in all diesen drei Varianten. Aber ich glaube, hier im Zusammenhang mit Liebe und Ausharren geht es wirklich um die Beziehung zu Gott.
Titus legt den älteren Männern ans Herz, dass sie gesund sind in ihrer Beziehung zu Gott. Das ist keine leere Aufforderung. Ich kann euch das aus meinem eigenen Leben sagen: Es ist nicht leicht, die Beziehung zu Gott lebendig zu halten. Wir haben so viele gute Gewohnheiten, so vieles, was wir schon immer so tun und eingeübt haben. Und es ist ja super, dass das so ist.
Aber Titus sagt ihnen, dass sie gesund sein sollen im Glauben. Gesund sein im Glauben heißt wirklich, noch eine lebendige Beziehung zu Gott zu haben und nicht nur zu wissen, was christlich und geistlich ist, um das von Jahr zu Jahr einfach weiterzutun. Sie sollen nicht nur aus Erfahrung und Tradition leben. Natürlich sollen sie sich auf der anderen Seite auch nicht gehen lassen. Wir hatten das schon beim Thema würdig sein oder sich nur noch von Emotionen leiten lassen.
Titus fordert sie auf, gesund zu sein im Glauben, in ihrer Beziehung zu Gott, in ihrem Vertrauen zu Gott und in ihrem Reden mit Gott. Diese Beziehung soll lebendig gehalten werden. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man jahrelang gläubig ist, dass sie lebendig bleibt.
Titus legt ihnen auch ans Herz, dass sie gesund sind in der Liebe, dass sie noch die Menschen lieben, die Gott liebt, und dass sie noch die Dinge lieben, die Gott liebt. Wisst ihr, auch Liebe ist etwas Lebendiges. Alte Menschen wie ich lieben es, wenn alles seine geregelten Bahnen geht, wenn alles ordentlich ist und möglichst keine Kinder in der Versammlung schreien. Okay, das ist super, wir wollen unseren Rahmen haben.
Titus sagt ihnen, dass sie gesund sein sollen in der Liebe, in der Liebe zu den Menschen, die Gott liebt, damit sie lebendig sind. Sie sollen nicht nur die Regeln, die Ordnung und die Organisation lieben.
Und sag ihnen, dass sie gesund sein sollen im Ausharren oder in der Geduld – das kann man auch so übersetzen. Es ist komisch, dass gerade viele ältere Menschen ungeduldig werden mit ihrer Umgebung. Eigentlich sollte man erwarten, dass sie geduldiger werden, weil sie so viel Erfahrung haben. Aber viele ältere Menschen werden ungeduldiger mit ihrer Umgebung.
Titus legt den älteren Männern ans Herz, dass sie gesund sind in der Geduld – mit den Leuten, die noch nicht so viel Erfahrung haben, mit den Menschen, die in anderen Lebensumständen stecken. Sie müssen lernen, geduldig zu werden mit sich selbst, weil sie in eine Lebensphase kommen, in der sie diese Geduld brauchen. Dinge dauern länger, manche Dinge funktionieren gar nicht mehr. Sie müssen lernen, gesund zu sein in der Geduld.
Das ist eine Herausforderung. Es ist eine Herausforderung, nüchtern zu sein, würdig zu sein, besonnen zu sein, gesund zu sein in der Beziehung zu Gott, gesund zu sein in der Liebe zu dem, was Gott liebt, und gesund zu sein in der Geduld.
Gesunde Lehrer – das musst du den Leuten in den Gemeinden beibringen. An all die, die zukünftig Lehrer in dieser Gemeinde sein werden, das musst du vermitteln.
Die Rolle der älteren Frauen in der Gemeinde
Es gibt alte Frauen, und die kommen in fast drei. Am Anfang habe ich gesagt, die Frauen sollen gut zuhören, was den Männern gesagt worden ist. Warum? Nicht nur, damit sie ihrem Mann immer sagen können: „Weißt du noch hier, du?“ Sondern weil die Ermahnung an die Frauen ganz einfach anfängt – die alten Frauen ebenso.
Paulus hat damit schon fast alles gesagt. Die alten Frauen sollen nämlich nüchtern sein, würdig, besonnen und gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren. Die alten Frauen ebenso. Ich hoffe, ihr habt tatsächlich nicht abgeschaltet, denn sonst wisst ihr nicht, worum es geht.
Dann ergänzt Paulus zwei Dinge für Frauen, die er bei den Männern nicht gesagt hat. Bei dem einen Punkt kann ich mir vorstellen, warum, bei dem anderen fällt es mir etwas schwerer. Aber er sagt ihnen vorher noch etwas anderes: den alten Frauen ebenso in ihrem Betragen. Hier steht in meiner Übersetzung „wie es dem Heiligen Stand geziemt“, eigentlich „wie es zum Priestertum passt“.
Er sagt hier: Wisst ihr, warum es darauf ankommt, wie ihr seid, wie ihr tickt, wie ihr euch verhaltet? Weil ihr Priester seid. Auch ihr Frauen, ihr seid Priester, und ihr seid es schon durch euer Vorbild, durch das, was ihr seid, durch das, was eure Umgebung, was die jüngeren Leute von euch mitbekommen. Schon darin seid ihr Priester. Ihr repräsentiert Gott, ihr repräsentiert das, was Gott eigentlich wichtig ist. Das sollen jüngere Frauen und ältere Frauen sehen.
Nüchtern sein, besonnen und würdig sein ist wichtig, weil wir Priester sind – und nicht nur, weil wir beten oder Opfer bringen. Das tun die meisten von uns nicht in der Form, wie es zumindest Priester im Alten Testament getan haben. Sondern indem wir Gott repräsentieren durch das, was wir sind, durch das Vorbild, das wir geben.
Dann sagt er, wie gesagt, noch zwei Dinge für ältere Frauen. Das erste ist: Sie sollen nicht verleumderisch sein. In meiner Übersetzung steht „verleumderisch“. Das ist ein relativ breites Wort. Verleumderisch bedeutet bei uns ja immer, dass man die Unwahrheit sagt. In dem griechischen Wort steckt aber auch alles drin, was in Richtung Tratsch geht. Tratsch sind ja nicht nur Dinge, die unwahr sind.
Warum sagt er das gerade den Frauen? Das ist nicht die einzige Stelle, an der er es Frauen sagt, die viel Zeit haben. Offensichtlich hat er die Beobachtung gemacht, dass in verschiedenen Gemeinden jüngere Frauen und ältere Frauen, die viel Zeit hatten, dazu neigen. Im ersten Timotheusbrief sind es die jüngeren Frauen, die zu viel Zeit hatten, und von denen er ähnliche Dinge sagt. Frauen mit zu viel Zeit können viel Chaos anrichten.
Das trifft nicht auf alle Frauen zu, es gibt auch sehr viele Männer, auf die das zutrifft. Aber in gewisser Weise scheint es ein weibliches Problem zu sein. Ich habe es nicht gesagt, es steht hier: Frauen sind sehr viel sozialere und kommunikativere Wesen als viele Männer. Wenn ich viel Zeit habe, mit anderen zusammen zu sein und viel kommunizieren will, und es auch schlecht aushalte, wenn Pausen in Gesprächen sind, dann fange ich an, Dinge zu sagen, nur um die Pausen zu füllen. Dinge, die ich vielleicht besser nicht gesagt hätte.
Das Gespräch muss interessant bleiben. Manchmal ist es interessant, etwas zu sagen, das vielleicht nicht hundert Prozent belegt ist. In dieser Gefahr stehe ich, wenn ich viel kommuniziere – und noch mehr, wenn ich viel Zeit habe, um noch mehr zu kommunizieren. Wir hatten Älterwerden damit definiert, dass man ein Stück weit mehr Zeit hat als vorher.
Paulus sagt, das ist eine Gefahr in unseren Gemeinden. Und Titus sagt es speziell den älteren Frauen: Sie sollen aufpassen, dass sie nicht mit Tratsch und Unwahrheit Chaos in die Gemeinde bringen. Frauen das zu sagen, ist gesunde Lehre und steht hier.
Manchmal sind es ja gar nicht Unwahrheiten, sondern Dinge, die jemand im Vertrauen anvertraut hat und die ich eigentlich an der Stelle nicht hätte weitersagen sollen. Auch das kann zu Störungen führen. Das ist der eine Punkt, den Paulus speziell den älteren Frauen sagt.
Der zweite Punkt, den er ihnen speziell sagt, ist, dass sie nicht Sklavin von vielem Wein sein sollen. Also, dass sie auf Alkoholprobleme achten sollen. Hier habe ich wirklich die Frage: Warum sagt er das gerade den Frauen, gerade den älteren Frauen?
Ich vermute, dass auf Kreta viele Männer Alkoholprobleme hatten. Ich vermute, er sagt es deswegen, weil es bei Männern oft sehr viel schneller offensichtlich wird als bei Frauen. Man tröstet sich über seine Einsamkeit und Bedeutungslosigkeit einfach mit immer mehr Likör, und keiner kriegt das mit. Man tut das nicht am Kiosk, nicht am Stammtisch, sondern einfach nur zu Hause.
Ich vermute, dass es deswegen hier im Zusammenhang mit Frauen steht. Offensichtlich gehört es zu gesunder Lehre, ihnen das ins Herz zu legen.
Die besondere Aufgabe der älteren Frauen
Und dann sagt er noch, nachdem er ihnen gesagt hat, dass sie Priester sind und dass sie besonders auf ihre Kommunikation achten müssen, vielleicht auch auf den Umgang mit Alkohol, dass manche von ihnen eine spezielle Aufgabe haben – gerade wenn sie älter werden.
Ganz besonders spricht er diejenigen an, die Erfahrung haben, weil sie in der Familie gelebt haben, Kinder großgezogen haben oder einen Ehemann hatten. An dieser Stelle nimmt er dieses Beispiel heraus. Wir werden im Verlauf merken, dass er in diesem Abschnitt nicht alle Bevölkerungsgruppen abdeckt, sondern Beispiele nennt, damit wir verstehen, was gesunde Lehre ist.
Er sagt, dass es eine besondere Aufgabe für diese erfahrenen Frauen gibt: Sie sollen ihre Erfahrung an jüngere Frauen weitergeben. Besonders an jene, die sich gerade in der Phase befinden, in der sie eine Familie gegründet haben und die ersten Kinder bekommen.
Ich denke an ein Beispiel aus einer Gemeinde, in der ich ab und zu bin. Dort haben sich einige ältere Frauen, mindestens drei, zu einem Projekt zusammengeschlossen. Diese Frauen hatten selbst Kinder, einen Mann und waren nicht berufstätig. Sie haben beschlossen, nach dem Großwerden ihrer Kinder nicht wieder in den Beruf einzusteigen, sondern ein Projekt zu starten.
Sie bieten jüngeren Familien ihre Unterstützung an. Das betrifft besonders Familien, deren Eltern nicht am gleichen Ort wohnen. Einer jungen Schwester wurde zum Beispiel angeboten: „Schau, ich komme zu dir und helfe dir einen Tag lang im Haushalt. So kannst du vielleicht den einen oder anderen Trick im Haushalt von mir lernen.“
Dadurch, dass sie im Haushalt und bei den Kindern geholfen haben, hatten sie auch Zeit, miteinander zu reden. Vielleicht war auch Zeit für eine Pause. So konnte ein bisschen Mentoring stattfinden.
Es handelt sich dabei nicht nur um Mentoring im Sinne von einer Stunde Gespräch, bei dem man sich gegenüber sitzt und redet. Vielmehr arbeiten sie gemeinsam. Die ältere Frau bringt der jüngeren praktisch etwas bei und teilt auch theoretisches Wissen aus ihrer Erfahrung.
Ich glaube, das ist ungefähr ein Modell, das auf diesem Vers basiert. Es entspricht in etwa dem, was in diesem Vers gemeint ist: Ältere Frauen nehmen jüngere Frauen an die Hand und bringen ihnen etwas bei.
Das ist eine wichtige und schöne Aufgabe. Sie betrifft nicht alle älteren Frauen, aber einige haben hier eine bedeutende Rolle für die nächste Generation.
Die Inhalte der Unterweisung für jüngere Frauen
Hier steht, was die älteren Frauen schwerpunktmäßig den jüngeren Frauen beibringen sollen. Titus bekommt keinen Auftrag, selbst mit jüngeren Frauen zu reden. Sein Auftrag ist vielmehr, älteren Frauen beizubringen, was sie den jüngeren Frauen vermitteln sollen. Mein Titus war ein junger Mann, und er erhält keinen Auftrag, Schulungen mit jüngeren Frauen durchzuführen. Das ist vielleicht ein guter Hinweis, über den man nachdenken kann.
Was sollten ältere Frauen den jüngeren Frauen beibringen? Hier stehen sechs Begriffe, die sich gut paarweise aufteilen lassen, also drei Gruppen mit jeweils zwei Begriffen. Das machen wir noch kurz und vielleicht beim nächsten Mal eine Wiederholung.
Was ist wichtig, dass jüngere Frauen lernen, besonders wenn sie in eine Familiensituation hineinkommen? Die ersten zwei Begriffe, die ältere Frauen den jüngeren beibringen sollen, sind: ihre Männer zu lieben und ihre Kinder zu lieben. Es ist offensichtlich nicht selbstverständlich, dass jüngere Frauen ihre Männer und Kinder lieben. Sonst müsste nicht so viel Wert darauf gelegt werden, dass sie das von älteren Frauen lernen.
Wir können uns gut in die damalige Gesellschaft hineinversetzen, in der viele Ehen wahrscheinlich nicht von den jungen Leuten selbst arrangiert wurden. Man wurde in dieser Gesellschaft verheiratet und musste dann lernen, den Mann zu lieben. Das ist im Ernstfall nicht einfach, je nachdem, was für ein Mann es ist. Die älteren Schwestern sollen den Jüngeren helfen, wie sie das tun können. Das ist Gegenstand gesunder Lehre.
Auch in unserer heutigen Gesellschaft, in der junge Leute ihren Partner selbst aussuchen, ist es nicht immer leicht. Wenn die ersten rosa Wolken verflogen sind, kann es eine Herausforderung sein, den Mann wirklich zu lieben, wenn man genau weiß, wie er „tickt“. Wenn er mich nicht mehr auf romantische Weise gewinnen will, sondern es darum geht, den Alltag zu gestalten, muss ich vielleicht lernen, meinen Mann zu lieben. Vielleicht muss ich auch lernen, meine Kinder zu lieben.
Damals waren wahrscheinlich weniger Kinder Wunschkinder als heute. Aber selbst heute ist die Realität von kleinen oder pubertierenden Kindern oft eine Herausforderung. Viele Eltern überlegen im Rückblick, warum sie überhaupt Kinder wollten, wenn sie mit der Realität von Erziehung und Entwicklung konfrontiert werden. Hier sind ältere Frauen gefragt, die den Jüngeren beibringen, wie sie ihre Kinder lieben können – auch wenn sie überfordert sind und vielleicht an der einen oder anderen Stelle enttäuscht von der Entwicklung ihrer Kinder sind.
Das ist eine Aufgabe und Teil gesunder Lehre in der Gemeinde, dass dies vermittelt wird.
Das letzte Begriffspaar hier – ich nehme mal das zweite in die Mitte und komme dann zum letzten – lautet: Sie sollen ihren Haushalt gut führen und sich ihren Männern unterordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird. Ältere Frauen sollen den jüngeren Frauen beibringen, wie man den Haushalt gut führt, und sie sollen darauf Priorität legen. Außerdem sollen sie sich ein Stück weit ihren Männern unterordnen.
Das war bestimmt nicht hauptsächlich deswegen, weil es in der Gesellschaft so üblich war. Obwohl es in der kretischen Gesellschaft wahrscheinlich nicht üblich war, dass es geordnete Haushalte gab, gab es doch ein Empfinden, dass das eigentlich gut ist.
Es geht immer wieder darum, wie das, was wir tun, gesellschaftlich ankommt – auch bei Arbeitnehmern, wie sie sich verhalten, wie junge Männer reden und wie das in der Umgebung wahrgenommen wird. Dabei geht es nie darum, sich der Gesellschaft anzupassen, denn das wäre ein sehr niedriges Niveau. Christen müssten damals so in ihrem Niveau ziemlich weit heruntergehen.
Vielmehr geht es darum, positive Akzente in der Gesellschaft zu setzen und dass das irgendwo auch ankommt. Wenn eine Frau ihren Haushalt im Griff hat und nicht ständig zickig zu Hause ist, macht das auch in der Gesellschaft einen guten Eindruck – selbst wenn die Gesellschaft eigentlich gegen die Unterordnung der Frau ist. Christen sollten ein Licht in ihrer Umgebung sein.
Nun noch ganz kurz zum mittleren Teil, denn das ist, glaube ich, das Zentrum dessen, was ältere Frauen den jüngeren Frauen beibringen sollen. Sie sollen besonnen und rein sein.
Hatten wir „besonnen“ nicht schon mal? Ja, wir hatten „besonnen“ schon mal. Ältere Männer sollten besonnen sein, überlegen, bevor sie etwas tun und sogar bevor sie etwas sagen. Ältere Frauen sollen ebenso besonnen sein. Ältere Frauen sollen jüngere Frauen – bei meiner Übersetzung steht „unterweisen“, aber eigentlich heißt es hier wörtlich, ältere Frauen sollen jüngere Frauen besonnen machen. Jüngere Frauen sollen besonnen sein.
In den nächsten Versen würden wir lesen, dass jüngere Männer besonnen sein sollen. Das ist ganz zentral für das Christentum: dass wir besonnen sind, dass wir denken, bevor wir handeln und reden. Für jüngere Frauen ist das ein Prozess des Erwachsenwerdens. Teenager machen das nicht immer.
Wenn man merkt, dass man als Teenager oft unüberlegte Dinge sagt, ist das ein Prozess des Erwachsenwerdens: besonnen zu werden und zu überlegen, was man sagt. Das ist Teil biblischer, gesunder Lehre, das jungen Mädchen beizubringen.
Sie sollen rein sein, was für jüngere Leute in der damaligen und auch in der heutigen Gesellschaft natürlich eine Herausforderung ist. Ältere Frauen sollen das gegenüber den jüngeren Frauen thematisieren. Reinheit ist natürlich auch für jüngere Männer wichtig.
Wir sind in einer Gesellschaft hier in Kreta, die geprägt war von impulsivem Handeln und von Faulheit. In diese Gesellschaft, in diese Gemeinde hinein sagt Paulus, dass Besonnenheit und all diese Dinge Teil gesunder Lehre sind. Vielleicht haben wir das manchmal zu wenig im Fokus.
Vielleicht sind wir oft in unserer gesunden Lehre zu theologisch und zu geistlich und vernachlässigen das, was zum Christentum auch dazugehört. Vielleicht habt ihr das gemerkt, wenn wir diese Verse lesen: Es geht hier nicht nur darum, einer speziellen Gruppe etwas Spezielles zu sagen, sondern zu zeigen, was Gott wichtig ist.
Gott ist es wichtig, wie wir sind, wie wir ganz praktisch in unserem Alltag und in unserer Umgebung leben. Früher, vor ein paar Generationen, war Christentum das Gleiche wie „Bravsein“. Die Gesellschaft galt als christlich, und wenn man möglichst angepasst war, dann war man gut und das galt als christlich.
Heute ist „christlich“ oft so verstanden, dass man in eine Gemeinde geht, seine stille Zeit macht, ab und zu über das Evangelium redet und brav seine Bibel liest. Aber Gott sagt: Christlich sein heißt auch, etwas zu sein – besonnen, nüchtern, würdig, nicht tratschend unterwegs zu sein, zu lernen, den Haushalt gut zu führen, den Mann zu lieben und die Kinder zu lieben. Das ist im Kern christlich, wenn wir es mit der richtigen Motivation tun.
Heute kommen wir nicht mehr zu den jungen Männern, aber vielleicht ein andermal.