
Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Povileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Sieht Gott einzelne Völker neutral an oder beurteilt er Nationen unterschiedlich? Das ist die Frage. Menschen, die Gott gebraucht hat, wie zum Beispiel Nehemia oder viele Propheten aus dem Alten Testament, bekamen von Gott einen sehr klaren Blick für den Zustand ihres eigenen Volkes oder für den Zustand anderer Völker.
Mit einer klaren Vorstellung über diesen Ist-Zustand dienten sie dann ihren Mitmenschen und verkündeten den Leuten das, was Gott über sie dachte.
In diesem Podcast wollen wir heute darüber sprechen, wozu Gott Propheten berufen hat und was ihre Botschaften uns heute zu sagen haben.
Wenn ich prophetische Texte persönlich gelesen habe, dann habe ich manches Mal gedacht: Mensch, Mensch, also das kann ja richtig unangenehm werden, wenn ich diesen Text jetzt nehme und mich nur an die Kirchentür stelle oder irgendwo auf den Marktplatz und diese Texte vorlese.
Also das, was Gott durch die Propheten gesagt hat – vielleicht bekomme ich dann sogar eine Anklage als Volksverhetzung oder was weiß ich. Es braucht schon Mut, diese Texte nur zu lesen.
Jörg, würdest du dich heute auf den Marktplatz stellen und diese besondere Botschaft Gottes an eine Stadt verkündigen?
Wenn ich eine von Gott hätte, schon, ja. Das wäre ja deine Botschaft über Deutschland.
Richtig. Ich bin jetzt aber nicht von Gott zum Propheten berufen worden, wobei wir in unserem Ort einen Propheten hatten, der hat das auf jeden Fall so gesehen.
Wir haben ja die Bundesstraße, die durch den Ort lief, und da konnte es dir schon mal passieren, dass du unter einer Ampel standest und er so ein riesiges Pappschild vor dein Auto geschoben hat mit „Two Busse“.
Ah, okay. Ja, allerdings konnte er sich nicht dazu entschließen zu arbeiten, obwohl es ihm angeboten wurde, sondern las seine Bibel lieber im Freibad, wo ich nicht ganz sicher bin, ob das die Umgebung ist, um ein prophetisches Wort zu empfangen.
Aber nun gut, wenn man wieder ernsthaft ist, ist es natürlich schwierig, so prophetische Botschaften.
Ich glaube, wir brauchen sie, und wir brauchen sie auch heute.
Als ich die Propheten im Alten Testament durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass es dort zum einen um die Zukunft geht, wenn das Reich Gottes wieder anbricht, um die Ewigkeit und andere Dinge. Aber es geht nicht nur darum, sondern auch viel um die eigene Gesellschaft.
Die Propheten haben Dinge gesehen und manchmal sehr deutlich angeprangert. Dabei stehen sie nicht abseits von der Gesellschaft, leben also nicht in einem Paralleluniversum. Vielmehr hat Gott ihr Herz mit einer Liebe für das Volk ergriffen. Sie haben die Not gespürt, erkannt und konnten konkret ausdrücken, was falsch läuft – damals in Israel, heute wäre es in Deutschland oder in unserer Stadt.
Durch diese prophetischen Worte sind Bußbewegungen und Erweckungen ausgelöst worden. Ich denke dabei an Jona, einen sehr widerständigen Propheten. Dennoch ging er nach Ninive, und die Stadt bekehrte sich. Er erlebte die größte Erweckung im Alten Testament.
Johannes der Täufer war der letzte Prophet und zugleich der Vorläufer Jesu. Er leitete eine riesige Bewegung ein, bei der Menschen kilometerweit kamen, um sich taufen zu lassen. Dabei sprach er ganz klar und deutlich über verschiedene Berufsgruppen und gesellschaftliche Zustände. Er nahm kein Blatt vor den Mund.
Auch König Hiskia war zwar kein Prophet, aber ich denke, er hatte einen prophetischen Blick, wenn ich das so ausdrücken darf. Er begann eine Erweckung und Reformation, ebenso wie Nehemia im Exil in Babylon.
Gott hat diese Menschen gebraucht und ihnen einen Blick für das gezeigt, was gerade um sie herum geschah. So schuf er eine Hinwendung zu sich. Deshalb bete ich, dass so etwas auch bei uns in Deutschland immer mehr geschieht – durch einen prophetischen Dienst, wie ich ihn jetzt einmal nennen möchte. Dabei ist der Begriff „prophetisch“ heutzutage in der Christenheit oft umstritten und kann gefährlich sein.
Ja, klar, Propheten sind im Alten Testament vor allem Menschen, die sehr häufig auftreten. Ich habe gelernt, dass sie, wie du sagst, Vorhersager sind und sich mit der Zukunft beschäftigen. Aber sie sind auch Hervorsager, das heißt, sie sehen die Gesellschaft und wenden Gottes Wort auf sie an, also das, was Gott über die Gesellschaft gesagt hat.
Was wäre denn typisch für das Amt eines Propheten? Wenn wir schon bei den Propheten sind: Sie wären ja diejenigen, die Fluch oder Segen verkünden. Deshalb sprechen wir darüber. Ich denke, man kann das gut im Vergleich zu den Priestern herausarbeiten.
Ein Priester wurde erst einmal Priester, weil er von Aaron abstammte. Dann vertrat er das Volk vor Gott im Heiligtum. Dabei ging es neben den Auslegungen des Gesetzes auch viel um religiöse Riten, Opferungen, äußere Reinheit und Ähnliches.
Der Prophet hingegen musste nicht von irgendjemandem abstammen, sondern wurde einzeln berufen. Ich würde sagen, er vertrat nicht das Volk vor Gott, sondern Gott vor dem Volk. Er sprach Gott zu diesem Volk, war sozusagen Gottes Stimme in dieser Zeit.
Das ist, glaube ich, ein großer Unterschied zum Priester. Ein Priester ist, wie ich sagen würde, auch ein normaler Pastor oder Verkündiger in der Gemeinde heute. Er lehrt die Bibel, wie sie ist, und bringt die Menschen vor Gott. Die prophetische Rolle wäre dagegen, Gott zu den Menschen zu bringen.
Propheten wirkten auch nicht unbedingt nur im Heiligtum, sondern waren viel in den Städten und Dörfern unterwegs – also an ganz anderen Orten. Dabei ging es nicht so sehr um Lehre, sondern mehr um Erweckungspredigt und Reformation. Das Herz der Menschen wurde gepackt.
Die Reformation in Deutschland würde ich auch als prophetisches Wirken ansehen, so wie ich Propheten verstehe. Es ging um geistliche Gerechtigkeit, um innere Reinheit, nicht um Äußerlichkeiten, sondern um das ganz Normale.
Und dann gibt es noch die Weisen im Alten Testament. Dabei wurde einfach geschaut, wie man im Leben umsetzen kann, was die Schrift sagt. Das geschah aus eigenem Anliegen. Man muss dafür berufen sein, aber grundsätzlich kann jeder weiser werden.
Man kann drei Gruppen unterscheiden: Priester, Propheten und Weise. Interessanterweise finde ich im zweiten Timotheusbrief 3,16 einen bekannten Vers. Dort steht, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist. In diesem Vers werden vier Zwecke genannt: zur Belehrung, zur Überführung, zur Rechtweisung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
Die Belehrung betrifft die Priester. Die Überführung und Rechtweisung gehören zu den Propheten. Die Erziehung und die Gerechtigkeit wiederum sind die Aufgabe der Weisen. Das ist ein interessanter Zusammenhang.
Ich würde sagen, Gott hat all diese Gruppen gebraucht. Auch heute sind wir sozusagen Priester, die gut verteilt sind, dazu kommen die Weisen und wir brauchen auch das Prophetische.
Und meinst du, dass wir das heute noch haben? Ich komme noch einmal darauf zurück: Wenn da jemand mit einem Pappschild herumläuft oder so etwas Ähnliches macht, kann man das unterschiedlich sehen. Ob er ein Prophet Gottes ist, ist eine andere Frage. Gibt es grundsätzlich noch Propheten?
Die großen Schriftpropheten, durch die das Wort Gottes zur Bibel hinzugefügt wurde, würde ich verneinen. Die Offenbarung sagt, die Schrift sei vollständig. Man soll nichts wegnehmen, aber auch nichts hinzufügen.
Was ich denke: Die Rolle des Propheten, also diesen besonderen Blick zu haben, das hat nicht jeder. Erstens, es zu sehen, und zweitens, sich zu trauen, über eine Gesellschaft zu urteilen. Viele würden zurückschrecken und sagen: „Das darf ich doch nicht machen, das geht nicht.“ Aber Gott schenkt das manchen Menschen. Ich glaube, diesen prophetischen Blick brauchen wir schon, und es gibt ihn auch noch.
Deswegen bist du aber jetzt kein Verkündiger, der neue Botschaften von Gott bringt. Ich würde das eine Stufe heruntersetzen gegenüber einem Verkündiger. Es gibt Verkündiger, die sehr seelsorgerlich predigen, andere, die sehr evangelistisch predigen. Dann gibt es auch welche, die prophetisch predigen. Das heißt, sie sehen das, was man täglich in der Zeitung liest oder in den Gesprächen um sich herum hört, und können das im Sinne Gottes deuten.
Das war eine Grundlage für Erweckungen in der Vergangenheit. Deshalb wünsche ich mir, dass es das vermehrt gibt. Es müssen nicht nur Verkündiger sein, sondern auch normale Gläubige, egal wo und in welchem Bereich das stattfindet. In diesem Sinne wünsche ich mir persönlich, dass sie sagen können: So passt das, was wir jetzt erleben, gerade in Gottes großem Plan. Das sagt ja ein Prophet.
Auf der anderen Seite waren Propheten immer wieder Menschen, die die Sünde und auch die Ungerechtigkeit bei den Leuten angegriffen haben. Sie haben darunter manchmal selbst gelitten, wie zum Beispiel Jeremia. Doch wenn man so handelt, steht man natürlich im Gegenwind. Das muss man aushalten können. Dafür braucht man die Kraft von Gott.
Das ist ein bestimmter Typ Mensch, glaube ich. Johannes der Täufer ist eine beeindruckende Erscheinung. Er trug einen Kamelhaarmantel und aß Heuschrecken und Honig. Für uns klingt das vielleicht etwas ungewöhnlich, aber damals war das nicht so schlimm. Johannes hatte keine feinen Kleider an, sondern lange Haare, die ein bisschen rockig wirkten. Man kann sagen, er war eine Art „Serie“ für sich.
Das war schon eine besondere Erscheinung. So ein Typ Mensch muss nicht jeder sein, das ist keine Frage.
Aber wie steht es heute um Deutschland, zum Beispiel? Das ist eine Frage, die, glaube ich, schon hilfreich ist, wenn wir für Deutschland beten oder Dinge tun. So können wir einen klareren Blick gewinnen.
Es braucht einfach diesen prophetischen Blick, um sehr konkret beten zu können. Wir haben jetzt über die Propheten selbst gesprochen, ihren Auftrag und ihre Erscheinungsform an manchen Stellen, wo wir sie in der Bibel finden.
Doch entscheidend ist: Was ist die Botschaft? Die Botschaft, die sie damals für Israel hatten, können wir natürlich nachlesen. Aber die Frage ist: Was wäre eine prophetische Botschaft für uns heute? Was meinst du dazu?
Ja, also ich würde das direkt schwierig finden, weil es oft um solche Aussagen geht wie: „Gott sprach zu mir und sagte dies oder das.“ Da bin ich etwas zurückhaltend, weil das schwer zu überprüfen ist.
In der Vergangenheit waren die Propheten im Alten Testament nicht gleichmäßig verteilt. Sie traten besonders in Zeiten des Abfalls Israels auf, also kurz bevor das Volk nach Assyrien oder Babylonien weggeführt wurde. Das waren die Hochzeiten der Propheten.
Wenn man sich einen Zeitstrahl anschaut, sieht man, dass sie sich in diesen Phasen geballt haben. Gott hat Menschen berufen, um das Volk zur Umkehr zu rufen und Erweckung zu bewirken. Die Propheten verurteilten den Götzendienst.
Da wir demnächst in der Gemeinde das Buch Jesaja lesen, könnten wir vielleicht einen Text daraus nehmen. Ich würde einfach Jesaja 1 am Anfang lesen und schauen, was er damals Israel gesagt hat. Danach könnten wir darüber diskutieren, ob man das auch auf Deutschland übertragen kann oder nicht. Natürlich gibt es Unterschiede.
Das wäre so mein Ansatz: nicht zu sagen, „Der Herr hat zu mir gesprochen und Fluch oder Segen über Deutschland ausgesprochen“, sondern anhand der Schrift zu arbeiten. Ich würde also lieber zurück zur biblischen Grundlage gehen.
Jesaja 1,1: Dies ist die Offenbarung, die Jesaja, der Sohn des Amos, über Juda und Jerusalem geschaut hat, in den Tagen Usijas, Jotams, Ahaz’ und Hiskias, der Könige von Juda. Er hat also unter vier Königen gedient. Das ist sehr klar terminiert, etwa um 700 vor Christus, also vor ungefähr 2700 Jahren.
Der Text beginnt mit einem Aufruf: „Hört, ihr Himmel, und horcht, o Erde, denn der Herr hat gesprochen.“ Dann folgt ein Bild: „Ich habe Kinder großgezogen und hervorgebracht, doch sie sind von mir abgefallen. Ein Ochse kennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“
Jesaja richtet sich an sein Volk und sagt ihnen, dass sie von Gott abgefallen sind. Sie haben keine Erkenntnis über Gott und keine Einsicht. Das ist eine deutliche Ansage, die man sich erst einmal trauen muss. Er sagt nicht: „Alles ist in Ordnung, ihr bringt eure Opfer, gebt euren Zehnten und tut dies und das.“ Stattdessen stellt er klar: „Ihr seid von Gott abgefallen.“
Wenn man das auf die heutige Gesellschaft überträgt, könnte man fragen: Gehen wir als Gesellschaft mit Gott, oder sind wir abgefallen und haben keine Erkenntnis von ihm? Die Frage ist, wie sehr man überhaupt sagen kann, dass wir als Gesellschaft mit Gott unterwegs sind. Vergleicht man die letzten Jahrzehnte mit der heutigen Zeit, dann trifft Jesajas Aussage auch auf uns zu.
Es gibt heute viele Versuche, Gott aus dem öffentlichen Leben herauszuhalten. Zum Beispiel bei Regierungserklärungen oder bei der Vereidigung von Ministern. Vielleicht wäre es ehrlicher, wenn Leute sagen würden: „Nein, ich will mit Gott nichts zu tun haben.“ Stattdessen propagieren sie das, und das ist gesellschaftsfähig geworden. Auch in Filmen sieht man oft, wie weit man sich von den Grundsätzen entfernt hat, die Gott in seinem Wort zeigt.
Du hast angedeutet, dass es schwierig ist, das auf eine ganze Gesellschaft zu beziehen. Genau das hat Jesaja gemacht. Er hat die Gesellschaft als Ganzes angesprochen. Natürlich nicht jeden Einzelnen. Aber vor fünfzig oder hundert Jahren hätte niemand gewagt, den Gottesbezug einfach wegzulassen. Das wäre undenkbar gewesen und hätte zum Ausschluss aus der Gesellschaft geführt. Da hat sich viel verändert.
Auch die Erkenntnis Gottes ist zurückgegangen. Viele wissen heute kaum noch, was Ostern bedeutet oder kennen andere christliche Grundlagen nicht mehr. Diese Entwicklungen sind schon weit fortgeschritten. Ich würde Jesajas Worte deshalb durchaus eins zu eins auf unsere Zeit übertragen, auch wenn es verschiedene Ausprägungen gibt.
Damals wie heute haben die Propheten nicht alles selbst gesagt, was in den Gesellschaften vor sich ging. Man kann also nicht alles eins zu eins übertragen. Mein Hintergrund ist immer der, dass man nicht einfach von den „guten alten Zeiten“ sprechen kann. Auch vor hundert Jahren gab es viel Sünde im Volk. Äußerlich sah vieles vielleicht gut aus, besonders aus christlicher Sicht.
Heute jedoch kann sich die Sünde immer mehr Bahn brechen und wird gesellschaftsfähig. Alles, was versucht, sich an Gottes Wort zu halten, wird immer mehr an den Rand gedrängt. Da hast du vollkommen recht.
Vers 4 lautet: "Wehe der sündigen Nation." Er sagt also ganz deutlich: Ihr seid eine sündige Nation, ein schuldbeladenes Volk, Same der Übeltäter, verderbte Kinder. Sie haben den Herrn verlassen, den Heiligen Israels gelästert und sich abgewandt.
Hier stellt sich die Frage: Lebt man einfach so von Tag zu Tag und denkt sich, dass schon alles irgendwie gut sein wird? Oder denkt man darüber nach, wie Gott über Deutschland denkt? Denkt Gott überhaupt über Deutschland nach? Beurteilt er Deutschland? Ist Deutschland vielleicht eine sündenbeladene Nation? Muss ich dann auch für diese Nation beten, weil sie sündenbeladen ist? Oder lebe ich einfach mein Leben und sage: „Na ja, wird schon irgendwie passen“?
Gott hat hier einen ganz klaren Blick. Er sagt: Ihr seid eine sündige Nation, ihr seid Übeltäter, ihr tut Falsches. Dann geht es weiter: Wohin soll man euch noch schlagen? Offenbar hat Gott schon eingegriffen. Die Frage ist, ob manche Dinge, die heute passieren, ebenfalls ein Eingreifen Gottes sind – und zwar durchaus als richtender oder zurechtbringender Eingriff.
"Wohin soll man euch noch schlagen, dass ihr den Abfall nur noch weiter treibt?" Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist kraftlos. Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Unversehrtes an ihm, sondern klaffende Wunden, Striemen und frische Verletzungen, die noch nicht ausgedrückt, noch verbunden oder mit Öl gelindert sind. Hier ist ein Kranker und Verletzter beschrieben.
Euer Land ist verwüstet, eure Städte sind mit Feuer verbrannt, Fremde fressen euer Land vor euren Augen, und es ist verwüstet wie von Fremden verheert. Wenn wir das auf heute übertragen wollen, müssen wir vorsichtig sein. Sonst werden wir schnell als Rechtsextreme abgestempelt, wenn wir sagen, unser Land werde von Fremden verheert.
Damals war es natürlich ein fremdes Heer, das eingefallen ist – nicht einfach fremdländische Menschen, die gekommen sind. Die Aussage "Euer Land ist verwüstet" kann man nicht eins zu eins auf die heutige Situation übertragen, da wir keinen Krieg haben. Hier ist eine Grenze in der Übertragung.
Was aber interessant ist, und da möchte ich jetzt im Text einfach mal springen, ist der fünfte Mose, Kapitel 28. Ja, springen wir gleich dorthin. Doch vorher noch etwas: Man darf nicht vergessen, dass Jesaja es prophetisch sagt.
Beim Jeremia wird es dann schließlich zur Wahrheit, wenn er hier von Verwüstung redet. Zu diesem Zeitpunkt ist das Land noch nicht in dem Sinne verwüstet, oder? Das kommt erst später. Aber Jesaja geht ganz fest davon aus. Dieses Land wird verwüstet – das ist einfach prophetische Sprache. Was er eigentlich sagen will, ist, dass es so kommen wird. Und Jeremia wird es später auch sehen. Ich müsste jetzt ehrlich gesagt noch mal nachgucken. Aber es ist ein Gerichtswort.
In Jesajas Zeit war auch schon Verwüstung da. Die Frage ist, ob das zu diesem Zeitpunkt ist, denn das ist ja nicht unbedingt ganz chronologisch im Kapitel. Die Berufung, die im Kapitel sechs beschrieben wird, kommt ja eigentlich als erstes. Die würde ich mal als Beginn seiner Botschaft sehen. Sie steht erst im Kapitel sechs.
Es ist die Zusammenfassung seiner Botschaft dann. Aber ich finde es ganz wichtig, was du sagst: dass ich auch einen Blick dafür habe, ob wir unter dem Gericht Gottes stehen. Und ob Gott nicht zu uns redet. Das Problem ist, dass die meisten Zeitgenossen gar nicht danach fragen. Für sie ist es keine Option, dass es einen Gott gibt, der zu uns reden könnte.
Als Gläubige sollten wir hier auch Gottes Hand sehen, gerade in dieser abgefallenen Gesellschaft, also einer Gesellschaft, die sich von Gott entfernt hat. Hier ist ja dann eindeutig ein Fluch. Verwüstung ist ein Fluch. Damit greift Jesaja auf 5. Mose 28 bis 30 zurück.
Da blättere ich jetzt mal hin, 5. Mose 28, Vers 15. Die Propheten haben nämlich nicht einfach nur im luftleeren Raum prophezeit, sondern es gab einen Unterbau darunter. Dieser beginnt mit Abraham. Abraham wurden drei Dinge verheißen: Gott hat ihm Land, Volk und Segen zugesagt.
Beim Land hat er das im Landbund, 5. Mose 28–30, noch etwas näher dargestellt. Er sagte, dass du das Land für immer besitzen wirst, du bist der Eigentümer. Ob du es jedoch bewohnst, hängt von deinem Verhalten ab. Wenn du zu mir gehörst, gibt es Segen, wenn du nicht zu mir gehörst, wirst du Fluch erfahren. Das ist ein Prinzip.
Interessanterweise wurde dieses Prinzip später – das möchte ich aus Zeitgründen nicht näher darlegen – auch bei anderen Völkern dargelegt. Man kann zum Beispiel im sechsten Podcast hören, dass die Dinge, die wir hier besprechen, genauso über Ägypten gesprochen worden sind. Dieses Prinzip gilt also für Nationen ebenso wie für Israel. Das sieht man im Alten Testament an vielen Stellen: Wenn du gehorsam bist, gibt es Segen; wenn du ungehorsam bist, Fluch.
Die Frage ist, was für ein Fluch und was für ein Segen das jeweils ist. Teils können wir das vielleicht mal durchgehen. Den Segen lasse ich einfach mal weg, und zwar aus folgendem Grund: Er ist wesentlich kürzer, der Fluch ist deutlich ausführlicher gehalten, ist aber immer spiegelbildlich.
Wenn Israel gehorsam ist – das fasse ich vielleicht zusammen anhand der ersten vierzehn Verse – wird es in Wohlstand leben. Es wird fruchtbar sein auf verschiedenen Ebenen: Die Menschen sind fruchtbar, die Pflanzen und die Tiere ebenfalls. Es wird vor Feinden geschützt sein und eine hohe Stellung unter den Nationen einnehmen. Eine Nation wird gesegnet, wenn sie gehorsam ist.
Das ist also so ein Tun-Ergehens-Zusammenhang, wie man es manchmal nennt. Das hat jetzt nichts mit Errettung und anderen Dingen zu tun, mit dem persönlichen Glaubensleben. Aber Gott hat die Nation erschaffen und hat die Völker in Babylon getrennt, um auch das Böse zu trennen.
Ich möchte zum Beispiel nicht die Blutrache aus Albanien oder den Voodoo-Kult aus Haiti oder die Kälte und Lieblosigkeit der Deutschen alles vereint in einem Volk haben. Es ist gut, dass Gott das getrennt hat. Und andere Dinge ebenso, genauso wie Positives.
Das war damals Gnade, dass er in Babylon die Völker getrennt hat, denn sonst wäre alles noch viel schlimmer gekommen. Das ist so mein Grundverständnis.
Jetzt sagt er hier: Wenn du gehorsam bist, gibt es Segen, wenn du ungehorsam bist, Fluch. Das kann übrigens vermischt sein. Ich glaube, darüber diskutieren wir gleich mal.
Vers 15: Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme deines Gottes nicht gehorchst, sodass du alle seine Gebote und Satzungen nicht bewahrst und tust, was dir heute geboten ist, dann werden all diese Flüche über dich kommen und dich treffen.
Jetzt kommen die Flüche: Verflucht wirst du sein in der Stadt und verflucht auf dem Feld. Verflucht wird dein Korb und dein Backtrog sein. Verflucht wird die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes sein, der Wurf deiner Rinder und die Zucht deiner Schafe.
Verflucht wirst du sein bei deinem Eingang und verflucht bei deinem Ausgang. Der Herr wird gegen dich Fluch, Bestürzung und Bedrohung entsenden in allem, was du unternimmst, bis du vertilgt wirst und schnell umkommst – um deiner bösen Werke willen, weil du mich verlassen hast.
Also auch Bedrohung und später fremde Heere – was Jesaja gesagt hat, das kommt alles von hier. Das ist die Grundlage, wo der prophetische Werkzeug liegt.
Natürlich hat Gott gesagt: In dieser Situation mache ich dies und jenes. Aber grundsätzlich hat er mal gesagt: Wenn ihr ungehorsam seid, dann kann dies, das und jenes passieren. Was dann in der Situation konkret passiert, war verschieden. Und das war natürlich das Wirken Gottes bei Jesaja, dass er es dann vorhergesagt hat.
Aber der Grundsatz ist hier dargelegt. Aufgrund dieses Grundsatzes, das ist mein Punkt jetzt, können wir auch Deutschland anschauen und prüfen, was hier ist und was hier nicht ist. Ich glaube, das wird uns helfen.
Und der Fluch, das ist natürlich hier Misserfolg, das ist Leiden, das sind Schwierigkeiten, die kommen und die Gott auch zulässt, entsprechend.
Misserfolg würde ich mal so sehen: Wir haben immer noch einen großen Wohlstand. Da würde ich sagen, sind wir gesegnet. Wir hatten jetzt mal drei Dürrejahre, mit Rückständen und so weiter, aber es regnet schon wieder. Also das würde ich nicht als wirklichen Fluch sehen, da segnet Gott.
Jetzt aber im nächsten Vers zum Beispiel Bestürzung, Bedrohung. Na ja, die außenpolitische Situation ist nicht ganz so gut, aber das ist auf fast vielen Ebenen der Welt verflucht. In Vers 18 wird die Frucht deines Leibes genannt. Das würde ich als einen Fluch sehen.
Und zwar wirst du mich fragen, oder auf jeden Fall schaust du mich gerade so an: Warum ist unser Leib verflucht? Wir kriegen keine Kinder mehr. Jetzt sagen natürlich die Leute: Ja, wir wollen ja auch gar keine. Dann sage ich: Ja, das ist ja der Fluch. So würde ich das sehen.
Wenn ein Volk da niedergeht – Nation sage ich vielleicht, Volkskörper bei uns Deutschen – wenn eine Nation da niedergeht, weil sie ausstirbt, ist mir erst mal egal, warum. Und ich glaube, bei Jesaja wird das später angeprangert: Ihr macht eure Gottesdienste alles ganz toll, aber ich höre euch nicht. Und erzählt alles Mögliche an, was ihr religiös macht. Religiösität haben wir ja auch noch im Volk.
Aber er sagt: An euren Händen klebt Blut. Und wir ermorden jedes Jahr über hunderttausend Menschen – eine Großstadt. Ja, das sind nur die Jungen. Und seit vorletztem Jahr sind auch noch die Alten dazugekommen, durch einen Bundesverfassungsgerichts-Beschluss, dass man die auch noch töten darf. Und kurz danach kam dann eine Seuche, die die Alten tötet, worüber dann jeder gesagt hat, wie schrecklich das ist. Davor haben sie es selbst beschlossen.
Das Schreckliche war halt, dass sie es nicht mehr in der Hand haben, aber eigentlich wollten sie das ja: dass man selbstbestimmt leben kann, so nennen sie es dann halt – selbstbestimmt töten. Wie sieht Gott das aber? Bei Jesaja hat er gesagt: An euren Händen klebt Blut. Und wir haben über hunderttausend Seelen, die jedes Jahr zu Gott schreien.
Und hier steht also ein Fluch, wenn man keine Kinder mehr bekommt. Das trifft natürlich viele Länder, aber nicht alle. Es gibt Kontinente, da ist Fruchtbarkeit da, aber in der westlichen Welt fast durchgehend nicht mehr. Und ich glaube, das kann man schon als ein Gericht Gottes ansehen. Da kann man jetzt darüber diskutieren.
Aber wie gesagt: Wohlstand würde ich immer noch als Segen ansehen. Uns geht es sehr gut. Auch Sicherheit – wir haben ja keine Feinde in dem Sinn hier. Als ich in Afrika mal Missionare besucht habe, da musste man von einem Ort zum nächsten reisen, ja, da standen halt die Soldaten und haben den Checkpoint gemacht. Bestechung war ein großes Thema. Wie schafft man es als Christ, ohne Bestechung durchs Leben zu kommen? Das haben wir hier ja auch wenig Probleme.
Wir haben Bestechung in Deutschland, kenne ich beruflich auch, dass es das gibt. Aber natürlich ist es in anderen Ländern viel schlimmer. Das ist ein Segen, dass wir das hier nicht haben. Das kann man ja sehen.
Aber mit den Kindern zum Beispiel nicht. Und auch der Wohlstand: Der wird langsam so viel Schulden anhäufen, wie wir anhäufen. Vernünftig ist das nicht, diese Schulden.
Im Vers 21 geht es dann gesundheitlich weiter. Der Herr wird dir die Pest anhängen, bis er dich vertilgt hat aus dem Land, in das du kommst, um es in Besitz zu nehmen. Der Herr wird dich mit Schwindel schlagen, mit Fieber, Hitze, Brand, Entzündung, Dürre, mit Getreidebrand und Vergilbung. Diese Plagen werden dich verfolgen, bis du umgekommen bist.
So schlimm ist es nicht, wir kommen noch nicht so um. Wir haben aber eine medizinische Lage, bei der ich sagen muss: Ein Segen ist es nicht. Nein, aber das betrifft natürlich weltweit, nicht nur Deutschland. Allerdings stimmt das auch nicht ganz, denn es gibt Kontinente, die fast nicht betroffen sind oder viel weniger Tote haben als wir. Das liegt bedingt auch daran, dass wir natürlich ältere Leute zum Teil haben.
So kann man das alles sehen. Ich weiß nicht, ich will da nicht dogmatisch sein, denn ich bin schon vorsichtig, dass man jetzt nicht alles so einfach beurteilt. Das ist ja das Schwierige, deshalb traut man sich ja nicht so recht. Aber ein Jesaja hätte von Gott eine klare Botschaft bekommen, die sagen würde: Das ist so oder so. Was ich möchte, ist, dass man es nicht gleich ausschließt, sondern einfach betrachtet und im Gebet bewegt.
Ein Nehemia war so: Er hörte, wie seine Brüder von Jerusalem kamen, ließ sich das berichten und weinte erst einmal nur. Dann betete er vor Gott und brachte es vor Gott. Wenn man die Verse durchgeht, dann sind solche Plagen auch ein Gericht Gottes, bei dem er ganz klar sagt: Wenn ihr nicht gehorsam seid, dann kommt das.
Und das finde ich einen ganz guten Punkt, den du einfach bringst, wenn du sagst, das ist hier die Grundlage. Wenn ein Jeremia oder ein Jesaja später in einer bestimmten Situation reden, kannst du auf diesen Werkzeugkasten zurückgreifen und sagen: Gott hat schon im 5. Mose 28 im Grunde genommen gesagt, was passiert, wenn man ungehorsam ist. Und das ist die konkrete Anwendung.
Ich gehe jetzt vielleicht schneller hier vorwärts, weil eines ist klar: Ich kann mir natürlich nicht anmaßen, jetzt dieses prophetische Wort über Deutschland zu sagen. Also ich würde mir das persönlich nicht anmaßen. Es gibt welche in der Christenheit, die das tun, aber es wäre ein eigenes Thema, ob das berechtigt ist oder nicht.
Ich lese einfach mal weiter, um diesen Blick zu haben. Mir ist dieser prophetische Blick wichtiger für uns selbst im Leben. Einfach: Wie begegne ich da meinen Mitmenschen?
Vers 23: Der Himmel über deinem Haupt wird für dich zum Erz werden, und die Erde unter dir zu Eisen. Das bedeutet Dürre. Der Herr wird den Regen für dein Land in Sand und Staub verwandeln. Dieser wird vom Himmel auf dich herabfallen, bis du vertrocknet bist.
Jetzt gehe in den Krieg! Der Herr wird dich vor deinen Feinden geschlagen dahinziehen lassen. Auf einem Weg wirst du gegen sie ausziehen, doch auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen. Du wirst zum Schrecken für alle Königreiche auf Erden.
Krieg haben wir zum Glück seit Jahren nicht mehr in Deutschland erlebt – 70 Jahre lang nicht. Deine Leichname werden allen Vögeln des Himmels und allen Tieren zur Nahrung dienen, und niemand wird sie verscheuchen. Der Herr wird dich schlagen mit den Geschwüren Ägyptens, mit Beulen, mit Räude und Krätze, so dass du nicht geheilt werden kannst.
Der Herr wird dich schlagen, und nun ändert sich die Richtung ein wenig: mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung der Sinne. Manche werden sagen: Genau das sage ich immer. Das hängt natürlich von deiner politischen Einstellung ab, ob du denkst, dass hier viele von Wahnsinn, Mildheit und Verwirrung der Sinne betroffen sind.
Aber das ist ein Gericht. Es ist eine Form des Gerichts. Wenn Menschen keinen gesunden Menschenverstand mehr haben, sondern völlig unsinnige Regeln aufstellen, ohne Zahlenbasis, mit Dingen, die man überhaupt nicht mehr versteht, dann kann man sagen: Das ist ein Gerichtstag.
Das ist nicht bösartig, sondern vielleicht mit besten Absichten. Gott gibt Verwirrung, auch um zu richten. Er schlägt sie damit. Das ist in diesem Fall nicht bösartig. Es gibt auch bösartige Herrscher, wenn man es auf Herrscher beschränkt, aber es kann auch ein ganzes Volk betreffen.
Wie gesagt, im Podcast sechs hatten wir schon Verwirrungen in Ägypten, auch bei Nationen. Das ist eine Form des Gerichts. Krieg kann das sein, Krankheit, Misserfolg oder Wohlstand, der zusammenbricht. Wahnsinn kann alles bedeuten.
Jetzt wird es noch etwas weiter ausgeführt: Du wirst am Mittag umhertappen wie ein Blinder im Dunkeln. Du wirst kein Gelingen auf deinen Wegen haben, sondern bedrückt und beraubt sein dein Leben lang. Kein Retter wird da sein.
Du wirst dich mit deiner Frau verloben, aber ein anderer wird mit ihr schlafen – ein drastisches Bild. Du wirst ein Haus bauen, aber nicht darin wohnen. Du wirst einen Weinberg pflanzen, aber ihn nicht nutzen.
Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet, aber du wirst nicht davon essen. Dein Esel wird von deinem Angesicht geraubt und dir nicht zurückgegeben. Deine Schafe werden deinen Feinden gegeben, und du wirst keinen Retter haben.
Dann geht es noch weiter mit feindlichen Heeren. Bei Israel gab es später die Wegführung nach Assyrien und Babylon. Sie wurden ins Exil gebracht.
Allerdings heißt es im Kapitel 30 auch wieder: Wenn ihr umkehrt, werde ich euch von überall her holen. Gott hat das in der Geschichte gemacht. Aus der ganzen Welt hat Er sie wieder nach Israel geholt – erst im Unglauben, aber Er wird sich ihnen noch einmal zeigen.
Es gibt also immer Hoffnung. Es ist immer beides da. Wenn man einen Fluch feststellt oder Dinge, die Fluch sind, heißt das nicht, dass es hoffnungslos ist. Das finde ich ganz wichtig.
Fluch muss nicht bedeuten, dass etwas explodiert oder Menschen tot umfallen. Es kann einfach bedeuten, dass man merkt: Gott redet. Manchmal überhören Menschen sein Reden, weil sie ihn gar nicht auf der Rechnung haben.
Ich verstehe, dass du das anmahnst und sagst: Erleben wir nicht gerade eine Zeit, in der Gott auch intensiv zu uns redet, aber wir hören es gar nicht?
Natürlich ist Analyse sehr wichtig, aber die Frage ist: Was könnten wir als Volk tun?
Eine Möglichkeit wäre, es wie die Propheten damals zu machen und die Dinge offen beim Namen zu nennen. Oder man könnte zunächst für sich selbst einen Standpunkt durch Nachdenken finden. Dabei kann es hilfreich sein, zu Gott zu beten und zu fragen: Wie sieht das aus?
Vielleicht ist es sinnvoll, die Kapitel 28 bis 30 im fünften Mose einmal durchzulesen. Dort heißt es wirklich, dass Gott mit den Menschen so umgeht, wie sie sich verhalten. Anschließend kann man für sich selbst überlegen, was man darin erkennen kann. Dabei möchte ich niemandem meine Meinung aufzwingen oder sagen, wie man etwas sehen muss. Das liegt mir fern.
Wenn man jedoch eine Überzeugung hat, könnte man diese auch anderen mitteilen und sagen: „Schaut euch das mal an.“ Gott ist nicht der Uhrmacher, der die Welt erschafft und dann nichts mehr damit zu tun hat. Vielmehr greift Gott auch in Länder ein – sowohl positiv als auch negativ.
Ich habe bereits Gespräche geführt, in denen Menschen selbst gesagt haben, dass die Situation schlimm ist, oft im Hinblick auf das Klima oder andere Themen. Andere haben beklagt, wie kalt die Menschen geworden sind, und weitere Probleme angesprochen.
In solchen Gesprächen kann man darauf hinweisen, dass Gott nicht nur der liebevolle Gott ist, sondern auch in Situationen hineinredet. Praktisch kann man wie ein Prophet zur Umkehr aufrufen und den Weg zu Jesus aufzeigen. Das wäre eine Möglichkeit.
Die zweite wäre, in den Riss zu treten. Das habe ich lange nicht verstanden. Wie Daniel und Nehemia, die haben nämlich gebetet.
Von Nehemia lese ich mal vor: Er hat gehört, was in Jerusalem passiert ist. Daraufhin hat er gefastet und gebetet. Er sprach: „Ach, Herr, du Gott des Himmels, du großer und furchtgebietender Gott!“
Er wusste, dass sie in Babylon waren, weil sie Gott nicht gehorcht hatten. Das stand ja schon im fünften Buch Mose: „Wenn ihr mir nicht gehorcht habt, werde ich euch wegführen.“ Auch Nehemia bezieht sich darauf, das steht im Buch Esra am Anfang.
Er betete: „Du großer und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Gnade bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten.“ Damit bezieht er sich schon ein bisschen auf dieses Prinzip: „Lass doch deine Ohren aufmerken und deine Augen offen sein, dass du auf das Gebet deines Knechtes hörst, den ich nun vor dir Tag und Nacht für die Kinder Israels, deine Knechte, bete.“
Weiter betete er: „Ich bekenne die Sünde der Kinder Israels, die wir an dir begangen haben. Auch ich und das Haus meines Vaters haben gesündigt. Wir haben sehr verwerflich gegen dich gehandelt, weil wir die Gebote, die Satzung und die Rechtsbestimmung nicht befolgt haben, die du deinem Knecht Mose geboten hast. Gedenke doch an das Wort, das du deinem Knecht Mose gegeben hast, in dem du sprachst: Wenn ihr treulos handelt, so will ich euch unter die Völker zerstreuen. Kehrt ihr aber um zu mir und befolgt meine Gebote und tut sie, selbst wenn einige von euch bis ans Ende der Himmel verstreut wären, so würde ich sie doch von dort sammeln und sie an den Ort bringen, den ich erwählt habe, damit mein Name dort wohnen solle.“ (5. Mose 30)
Darauf bezieht er sich in seinem Gebet – das war eine sehr wesentliche Stelle für sie und auch diese Prinzipien dahinter.
Nehemia hat übrigens vier Monate gebetet, das sieht man an den Daten. Er hat es jeden Tag vor Gott gebracht. Was ich nie verstanden habe: Er sagte, „Ich und das Haus meines Vaters haben gesündigt.“ Ich glaube das nicht, genauso wenig wie Daniel.
Da habe ich mich gefragt: Warum sagt er eine Sünde, die er nicht begangen hat? Ich glaube, er hat sich praktisch eins gemacht mit dem Volk – stellvertretend.
Das möchte ich auch: Dass ich mich eins mache mit meiner Stadt, mit Deutschland, und für das bete, was Gott mir aufs Herz legt. Dann bete ich für den Minister, für das Volk, wegen dem Abfall, für die Kinder und für vieles mehr. Ich bete, dass Gott wirklich eingreift.
Bei Nehemia ist dann sogar eine Erweckung passiert. Also, ich sage nicht: Ich bin hier und ihr seid dort, ihr Bösen. Sondern ich weiß, ich gehöre zu diesem Volk, ich stehe mittendrin. Mein Herz ist nicht anders.
Nur weil Gott mir seine Gnade geschenkt hat, darf ich manche Dinge anders sehen und habe die Kraft, Dinge anders zu tun. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig.
Du hast gerade gesagt, dass wir als Volk zu Gott umkehren können, so wie es Ninive zum Beispiel getan hat. Als Christen sind wir herausgefordert, in den Riss zu treten. So heißt es ja bei den Propheten: Fürbitte zu leisten. Dabei sollen wir uns nicht über andere stellen, sondern gemeinsam mit ihnen vor Gott stehen.
Sie tun das vielleicht noch nicht, aber ich soll für sie vor Gott eintreten und auch anerkennen, dass wir alle Schuld vor Gott haben.
Ich finde das sehr wichtig und nehme aus diesem Podcast mit: Gehorsam bringt Segen, Ungehorsam bringt Fluch. Diese Aussage aus 5. Mose 28 ist eine Stelle, die man sich unbedingt merken sollte.
Gott möchte, dass ich zu ihm umkehre, auch wenn ich gesündigt habe. Dabei soll ich nicht nur darauf warten, dass andere umkehren, sondern selbst bereit sein, den ersten Schritt zu machen.
Ja, vielen Dank, Jörg, das war es schon wieder. Der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart geht immer so schnell vorbei.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns doch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und ein Herz für Deutschland.