Einleitung
Ein Heer von Leuten beanstandeten die Ess- und Trinkgewohnheiten der Christen. Sie warfen ihnen vor, dass man so nicht ein Gott wohlgefälliges Leben führen kann. Dazu gehöre eben mehr. Selbst Feiertage beachteten die Christen nicht ausreichend, wie Neumondstage und sogar der Sabbat. Auch hier, wer solche Festzeiten nicht einhält, der ist nicht tauglich für eine göttliches Leben. Diese Leute traten der Gemeinde gegenüber, indem sie mehr Aufopferung von den Christen erwarteten. Ein Regel orientiertes, messbares heiliges Leben. Die Gemeinde soll sich den Kampfpreis nicht nehmen lassen, durch Leute, die besondere Demutsübungen verrichten, Engelverehrung betreiben oder von irgendwelchen visionären Erlebnissen reden. Diesmal nicht Gesetze, sondern besondere Erfahrungen, die beeindruckend sind, mit denen sie sich eine gewisse Autorität verschaffen. Sie machen damit Eindruck, was sie nicht alles erlebt haben. Die Antwort des Paulus ist einfach und klar: Wer sich nicht an Christus hält, den muss man in Fragen des Ewigen Lebens nicht ernst nehmen. Mögen seine Erfahrungen noch so beeindruckend und interessant sein.
Wenn ihr mit Christus gestorben seid, seid ihr den kosmischen Mächten weggestorben. Warum tut ihr dann so, als ob ihr noch unter ihrer Herrschaft lebtet? Ihr lasst euch vorschreiben: „Dies sollst du nicht anfassen, das sollst du nicht kosten, jenes sollst du nicht berühren!“ Alle diese Dinge sind doch zum Gebrauch und Verzehr bestimmt! Warum lasst ihr euch dann von Menschen darüber Vorschriften machen? Es sieht nur so aus, als ob diese selbstgewählte Verehrung, die Demutsübungen und die Kasteiung des Körpers Zeichen besonderer Weisheit seien. In Wirklichkeit bringt das alles uns Gott nicht näher, sondern dient nur der Befriedigung menschlicher Selbstsucht und Eitelkeit. Sie sollen frei sei und sich nicht solchen Forderungen beugen. Den Galatern sagt Paulus: Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen! Gal.5,1. Ganz radikal sagt er: Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. Rö.10,4. Nun möchte ich dies in einem kleinen und einfachen Schema aufzeigen, das uns helfen kann, dass wir nicht auf die eine oder andere Seite extrem werden.
I. Grundwahrheiten – dafür sterben wir
Fundamentale, absolute und von der Kultur nicht beeinflusste Wahrheiten, die ihre Gültigkeit behalten und Grundlage unserer Rettung sind. Das Gott die Welt erschuf. Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist und am dritten Tag leiblich auferstanden und zur Rechten des Vaters sitzt. Dass es einen Himmel und eine Hölle gibt und wir durch den Glauben an Jesus Christus aus reiner Gnade gerettet werden, d.h. in den Himmel kommen. Diese Wahrheiten sind unanfechtbar: Dafür würden wir sterben!
II. Grundethik – darum ringen wir
Das sind grundlegende moralische Massstäbe. Es handelt sich um Verhaltensweisen, die wir vermeiden sollten wie: Lügen, betrügen, Unzucht, Hass, Eifersucht usw. Wir sollen nach dem sterben Gott durch den Heiligen Geist in uns wirkt: Der Geist Gottes dagegen lässt als Frucht eine Fülle von Gutem wachsen, nämlich: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung. Das ist das, was Paulus unter dem Gesetz Christi versteht: Helft einander Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gibt. Gal.6,2. Um diese Grundethik ringen wir. Das hat mit der Heiligung, mit dem Wachstum im Glauben zu tun.
III. Überzeugungen – daran arbeiten wir
Dann gibt es aber viele verschiedene Überzeugungen, die z.B. eine Gemeinde formulieren kann, wie wir das mit unseren 10 Grundwerten formulierten. Diese Grundwerte sind nicht für alle Christen gültig und wer richtig im Glauben steht, der muss sich nicht unseren Grundwerten anschliessen. Wir als Gemeinde haben uns aber vorgenommen, diese Grundwerte zu beachten. Nun gibt es aber auch viele Überzeugungen, die unter Christen ganz verschieden beurteilt werden, weil oft die Bibel einen grossen Interpretationsraum offen lässt. Über solche Punkte wird auch oft gestritten. Z.B.
- Wiederverheiratung
- Die Stellung der Frau in der Gemeinde
- Kopfbedeckung der Frau
- Feiertag
- Familienplanung
- Erdbestattung oder Kremation
- Eschatologie: Entrückung vor oder nach der grossen Trübsal
- Taufe in der Gemeinde An solchen Fragen sollten wir immer wieder mal arbeiten. Ab und zu hinterfragen, ob wir die Sache wirklich richtig beurteilen.
IV. Vorlieben – daran leiden wir
Vorlieben sind stark von unserer Umwelt bestimmt. In unserer sehr schnell entwickelnden Welt haben wir an diesem Punkt die grössten Spannungen.
- Gottesdienstgestaltung
- Musikstil (Rick Warren, S. 264: Es ist Götzendienst, darauf zu bestehen, nur ein bestimmter Musikstil sei heilig.) Gottesdienstgestaltung (Rick Warren, S.266: In einer durchschnittlichen Gemeinde ist es wahrscheinlich leichter, die Theologie der Gemeinde zu ändern als ihre Gottesdienstordnung.)
- Form u. Mittel der Verkündigung
- Abendmahlsfeier (Häufigkeit/Art der Durchführung)
- Anbetungsstil
- Gemeindestruktur und Organisation
- Wo man tauft
- Kleidung und Haarlänge
Schluss
Wer sich mit besonderen Regeln hervortun will, der ist auf dem Holzweg. Wer irgend eine Überzeugung oder eine Vorliebe als für die Rettung notwendig bezeichnen will, der verliert sich in Gesetzlichkeit. Es mag, das was er sagt und verlangt beeindruckend sein, aber es ist nur selbst erwählte Praxis. Es sieht nur so aus, als ob diese selbstgewählte Verehrung, die Demutsübungen und die Kasteiung des Körpers Zeichen besonderer Weisheit seien. In Wirklichkeit bringt das alles uns Gott nicht näher, sondern dient nur der Befriedigung menschlicher Selbstsucht und Eitelkeit. Wenn an uns verschieden Dinge herangetragen werden, so ist es gut, wenn wir uns vielleicht dieses kleine Schema vor Augen halten. Damit wir an den Orten kämpfen und Kräfte brauchen, wo es sich wirklich lohnt und nicht dort, wo wir lediglich Schattenkämpfe führen. Amen