Aberglaube und menschliches Bedürfnis nach Kontrolle
Der Trainer des Fußballclubs VfB Stuttgart, Armin Fee, ist bekannt für seinen Aberglauben. In der Stuttgarter Zeitung konnte man dazu in einem Porträt vor einiger Zeit über ihn lesen: „Ein Mensch, getrieben vom Aberglauben, das fing schon früh an. Ich habe als Spieler immer zuerst den linken Schuh angezogen“, dachte er, bekennt er.
Aberglaube hat bis heute einen festen Platz in seinem Leben. Weil der VfB die ersten beiden Saisonspiele in weißen Trikots verloren hatte, spielte man danach im Daimlerstadion in Stuttgart immer in roten Jerseys.
Man fragt sich natürlich: Warum macht der Mann das? Weil er offensichtlich hofft, dass dadurch irgendein guter Einfluss auf seinen Alltag und seine Tätigkeiten ausgeübt wird. Dubios kommt uns das vor, ein bisschen lächerlich. Aber es weist doch auf etwas typisch Menschliches hin.
Selbst viele Leute, die sich nicht für übertrieben religiös halten, können kaum glauben, dass ihr Leben nur vom Zufall abhängt oder nur von ganz normalen innerweltlichen Umständen. Die meisten Menschen können das nicht glauben. Viele lesen heimlich Horoskope – könnte ja doch was dran sein. Und immer wieder sprechen sie auch von Schicksal. „Mein Schicksal ist mir vorbestimmt“, sagen sie zum Beispiel.
Aber wer oder was steht hinter dem Schicksal? Und wie könnte man diese Kräfte gegebenenfalls beeinflussen?
Viele Mächtige in der Geschichte hatten ein ausgeprägtes Gespür dafür, dass es in dieser Welt mehr gibt als die Anzahl ihrer Soldaten, die Stärke ihrer Waffen und die Klugheit ihrer Berater. Sie wussten, ihr Erfolg war noch von anderen Faktoren abhängig.
Alexander der Große und göttliche Führung
Denken Sie nur an einen so genialen Feldherrn wie Alexander den Großen. Als er im vierten Jahrhundert vor Christus nach Israel kam, um es einzunehmen, führte ihn sein erster Weg – wohin, glauben Sie? In den Tempel. Das ist interessant.
Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius, der im ersten Jahrhundert lebte, berichtet davon in seinen berühmten jüdischen Altertümern. Im elften Buch beschreibt er, wie Alexander der Große im Tempel vor dem Hohen Priester niederkniete. Der Hohe Priester stand in voller Amtstracht vor ihm. Seine Begleiter konnten das kaum fassen. Sie dachten: Dreht Alexander jetzt durch? Was ist los?
Parmenion, einer seiner wichtigsten Generäle, fragte ihn: Wenn alle Welt sich vor dir niederwirft, Alexander, warum wirfst du dich dann vor dem jüdischen Hohen Priester nieder? Alexander antwortete, dass er sich nicht vor dem Priester selbst niedergeworfen habe, sondern vor dem Gott, den dieser repräsentiert.
Dann erzählte Alexander, wie er in einem Traum, der schon einige Zeit zurücklag, jemanden in einem seltsamen Ornat und einer Robe gesehen hatte. Diese Gestalt hatte ihn gewissermaßen aufgefordert, das persische Reich einzunehmen, und prophezeit, dass es ihm gelingen würde.
Alexander sagte, seit jenem Traum damals habe er niemanden in einer solchen Amtstracht gesehen. Jetzt sehe er ihn hier, und er wisse, dass es die Gestalt aus seinem Traum sei. Deshalb glaube er, dass sein Feldzug unter göttlicher Führung stehe und dass er Darius und die Perser besiegen werde. Ganz eigenartig.
Weiter heißt es in dem Bericht von Josephus, dass man Alexander das Buch Daniel zeigte – also unser Buch, das wir in unserer Predigtreihe miteinander studieren. In diesem Buch steht, dass einer von den Griechen das persische Reich einnehmen werde. Alexander glaubte, dass er derjenige sei, von dem dort die Rede war.
Er las das Buch Daniel, genauso wie wir es letzten Sonntag und heute gelesen haben. Dabei erkannte er, dass auch von ihm die Rede war. Offenbar war er tief bewegt und erfreut.
Historische Zuverlässigkeit und göttliches Handeln
Das ist ein hochinteressanter Bericht. Wenn es stimmt, was Josephus hier schreibt – und Flavius Josephus gilt allgemein als sehr zuverlässig – dann ist damit auch eine Unterstellung widerlegt, die dem Buch Daniel immer wieder vorgehalten wird.
Diese Unterstellung besagt, dass das Buch erst im zweiten Jahrhundert vor Christus entstanden sei. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass es so minutiös, so genau und so treffend geschichtliche Entwicklungen schildert, dass man es vorher gar nicht hätte schreiben können.
Das Buch selbst macht jedoch deutlich, dass es um 600 vor Christus geschrieben wurde. Das bedeutet, dass all die Dinge vorausgesagt wurden. Überlegen Sie einmal: Alexander der Große lebte bekanntlich im vierten Jahrhundert vor Christus. Wenn Alexander der Große das Buch Daniel lesen konnte, dann kann es nicht erst im zweiten Jahrhundert vor Christus geschrieben worden sein.
Diese Erkenntnis verdanken wir Josephus. Als Alexander dieses Buch Daniel las und merkte: „Mensch, das ist meine Geschichte, die hier behandelt wird“, da muss ihm zumindest ansatzweise gedämmert sein, dass der Gott der Bibel nicht nur derjenige ist, der die Dinge weiß und kennt, sondern auch der Handelnde.
Er ist derjenige, der letztlich durch alle möglichen Umstände dafür sorgt, dass dieses Konzept von Geschichte, das er da mitteilt, auch in der Realität sich durchsetzt. Gott ist also nicht nur der Wissende, sondern auch der Handelnde. Und...
Gottes souveräne Macht über Geschichte
Wir hatten im Kapitel 1 des Danielbuches gesehen, wie Gott gesagt wurde, dass ihm Weisheit und Stärke gehören. Er ändert Zeit und Stunde, setzt Könige ab und setzt Könige ein.
Jetzt ist es ganz interessant: Letzten Sonntag hatten wir studiert, wie die Prophetie über die verschiedenen Weltreiche – von den Babyloniern bis zu den Römern – zustande gekommen war. Dabei haben wir betrachtet, auf welchem Weg Gott diese Informationen mitgeteilt hatte. Er hatte dem babylonischen Herrscher Nebukadnezar diesen Traum geschickt, einen eigenartigen Traum, den wir hier noch einmal auf unserem Gottesdienstzettel verzeichnet haben. Letztes Mal haben wir ausführlich darüber gesprochen.
Nebukadnezar hatte geahnt, dass dieser Traum seine politische Macht und seine Existenz berührt. Er suchte verzweifelt nach einer Erklärung, nach einer Deutung dieses Traums. Doch all seine professionellen Traumdeuter und Politikberater konnten ihm die entscheidenden Hinweise nicht geben.
Dann hatte Daniel gesagt: „Gib uns noch eine Frist, gib uns noch eine Frist!“ Daniel hatte den lebendigen Gott, seinen Gott, den Gott der Bibel, gebeten: „Herr, zeig mir doch, was es mit diesem Traum des Nebukadnezar auf sich hat.“
Gott erhörte die Bitte Daniels und zeigte ihm diesen Traum noch einmal in einer Art Gesicht, einer Vision. Danach ging Daniel zu Nebukadnezar und erklärte ihm diesen Traum.
Das Standbild und die Weltreiche
Und als Nebukadnezar merkte: „Jawohl, das stimmt, was Daniel mir gesagt hat“, da glaubte er auch der Deutung dieses Traums.
Sie erinnern sich: Er hatte ein riesiges Standbild gesehen, eine Statue, eine Figur. Das Material dieser Figur bestand aus verschiedenen Bestandteilen. Der Wert des Materials nahm vom Kopf bis zu den Zehen immer mehr ab.
Der Kopf bestand aus reinem Gold, die Brust und die Arme aus Silber, der Bauch und die Lenden aus Kupfer beziehungsweise Bronze, die Beine aus Eisen und die Füße und Zehen – die zehn Zehen – dann aus einer Mischung aus Eisen und Ton.
Dann gab es diesen plötzlichen Zwischenfall in Vers 34. Haben Sie ihn auch vor sich? Dort steht: „Da sahst du, wie ein Stein herunterkam, ohne Zutun von Menschenhänden. Er traf das Bild an seinen Füßen, die aus Eisen und Ton waren, und zermalmte sie.“
Also wurde auf unerklärliche Weise ein Stein in Bewegung gesetzt, der das Standbild an den Füßen traf und sie zerstörte. Im selben Augenblick krachte die gesamte Statue zusammen. Eigenartig.
Das hatte natürlich den großen Herrscher Nebukadnezar zutiefst beunruhigt. An die Stelle der Statue trat dann dieser Stein selbst – in dem Traum wuchs er zu einem lebendigen Berg heran und erfüllte die ganze Welt.
So weit der Traum.
Die Deutung des Traums und die vier Weltreiche
Und Daniel hat Nebukadnezar dann diesen Traum ausgelegt. Er erklärte ihm, dass das goldene Haupt er selbst sei, das babylonische Weltreich, das damals gerade am Anfang seiner Blüte stand, um 600 vor Christus. Es ging gerade erst los mit der Macht Nebukadnezars. Das können Sie in den Geschichtsbüchern nachlesen.
Dann hat Gott Daniel vier Weltreiche offenbart, die noch kommen sollten. Vier riesige Weltreiche zogen wie in einem großen Panorama vor den staunenden Augen Daniels und Nebukadnezars vorbei. Gold steht für Babylonien, das bis 539 v. Chr. an der Macht war. Silber symbolisiert Medopersien ab 539 v. Chr. Danach folgt Kupfer oder Bronze, das Griechenland im vierten Jahrhundert darstellt, als Alexander der Große Weltherrscher wurde und sein Reich eine enorme Ausdehnung erfuhr. Schließlich kommt die vierte Weltmacht, Rom, hart wie Eisen, die sich durchsetzt. Ohne Rücksicht auf Verluste verschafft Rom seinem Einfluss brutal weltweites Gewicht.
Wir Europäer, das Abendland, stehen in dieser römischen Tradition. Interessant ist auch, dass der Wert des Materials im Laufe der Zeit abnimmt. Es gibt keine menschliche Höherentwicklung nach dem Motto, dass jedes Reich immer zivilisierter und kultivierter wird. Stattdessen haben wir es eher mit einer Abwärtsentwicklung zu tun – vom Gold bis zum Eisen und schließlich zum Ton.
Daran wird deutlich, wie vergänglich alle weltliche Macht ist. Wir können auch sagen: Alles, was durch menschliche Hände aufgerichtet wird, wird früher oder später auch durch menschliche Hände gestürzt werden können. Darum horchen wir auf, wenn in Vers 34 plötzlich steht: „Und dann kam ein Stein, nicht von Menschenhänden.“ Das ist plötzlich eine ganz neue Qualität.
Das kommende Reich Gottes und seine Merkmale
Und wir wollen heute genauer nachfragen, was es mit diesem Stein auf sich hat. Das ist für uns wichtig, weil es auch auf uns oder auf unsere Kinder zukommen wird.
Wir kommen jetzt zum Höhepunkt, auf den dieser ganze Traum zuläuft – oder auf noch spätere Generationen. Was bedeutet dieser Stein, der die Statue in einem Augenblick umhaut? Die Erklärung finden Sie in Vers 44 und 45. Ich habe diese Verse extra dick gedruckt, weil wir die Verse davor ja beim letzten Mal ausführlicher erklärt haben.
Da heißt es: „Aber zur Zeit dieser Könige, dieser letzten Könige, von denen da die Rede ist, dieser letzten Nachfolgereiche des römischen Reiches, wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird. Sein Reich wird auf kein anderes Volk mehr kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören, aber es selbst wird ewig bleiben. Wie du ja gesehen hast, ist ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden vom Berg heruntergekommen, der Eisen, Kupfer, Ton, Silber und Gold zermalmte. So hat der große Gott dem König kundgetan, was einst geschehen wird. Der Traum ist zuverlässig, und seine Deutung ist wahr.“
Merkmale des Reiches Gottes
Was bedeutet dieser Stein, nachdem all diese menschlichen Reiche ihre Macht erprobt haben und sich gegenseitig abgelöst haben? Babylonia, Persien, Medo-Persien, genauer gesagt Griechenland und Rom – was heißt das hier? Der lebendige Gott wird sein Reich aufrichten.
Wir fragen in einem ersten Durchgang: Wie kommt dieses Reich zustande? Welche Kennzeichen hat diese Machtergreifung Gottes? Wie entsteht dieses Reich?
Dabei sehen wir einige Merkmale: Das neue Reich wird die Macht der menschlichen Reiche mit einem Schlag zerbrechen. Das zeigt sich in Vers 35, wo es heißt, dass Eisen, Ton, Kupfer, Silber und Gold miteinander zermalmt wurden. Im Text steht eigentlich „im Nu“ oder „plötzlich“, also auf einen Schlag. Das bedeutet, dieses neue Reich wird die Macht der menschlichen Reiche abrupt brechen. Gott wird all diese menschlichen Reiche richten.
Daran wird auch deutlich: Dieses Reich, das Gott am Ende bringt, wird nicht organisch aus der Geschichte hervorgehen. Es wird ein völliger Neuanfang sein, ein Bruch, eine Zäsur. So steht es auch schon in Vers 34: „Er traf das Bild an seinen Füßen, und dann krachte alles um.“ Das Reich wird die Macht der menschlichen Reiche mit einem Schlag zerbrechen.
Welches weitere Kennzeichen hat dieses Reich? Das neue Reich wird ohne Zutun von Menschenhänden aufgerichtet werden. Oft handelt Gott in der Geschichte durch Menschen. Er gebraucht bestimmte Umstände und orchestriert sie, um seine Ziele zu erreichen. Er bedient sich auch Menschen, die ihm eigentlich gar nicht dienen wollen. Gott baut das in seinen Plan ein. So benutzt er zum Beispiel Alexander den Großen, um bestimmte Pläne durchzusetzen.
Aber dieses Reich am Ende wird ohne Zutun von Menschen entstehen. Gott wird in völliger Souveränität auf übernatürlichem Wege dieses Reich einsetzen. Das heißt, unabhängig von allen weltlichen Umständen und menschlichen Machtfaktoren.
Ein weiteres Kennzeichen lautet: „Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg, so dass er die ganze Welt erfüllte.“ Dieses Reich wird eine allumfassende, eine universelle Reichweite haben. Es wird unbegrenzte Macht auf der ganzen Welt besitzen. Das bedeutet, es wird sich gegen alle anderen Reiche durchsetzen. Neben ihm wird kein anderes Reich Bestand haben. Die ganze Welt wird bis in den letzten Winkel von diesem Reich erfasst sein.
Ein weiteres Kennzeichen ist: Gottes Reich wird nicht von Menschen zerstört werden können. Es wird ewig unzerstörbar sein. In Vers 44 heißt es am Ende: Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören, aber es selbst wird ewig bestehen.
Was für eine Perspektive! Wenn wir fragen, wie das Reich kommt, dann kommt es dadurch, dass es die Macht der anderen Reiche mit einem Schlag zerbricht, dass es auf übernatürliche Weise von Gott gebracht wird, ohne Beteiligung von Menschenhänden. Es hat eine universelle Reichweite und umfasst alles auf dieser Erde. Und es wird ewig und unzerstörbar sein.
Wie kommt das Reich? So kommt es.
Wer bringt das Reich Gottes?
Jetzt ist die zweite Frage, die uns bewegt: Wer bringt das Reich? Was hat es mit diesem seltsamen Stein auf sich?
In der Bibel wird an vielen Stellen von einem solchen Stein gesprochen. Schon der Prophet Jesaja sagt im achten Jahrhundert vor Christus: „Ich lege in Zion einen Stein“ (Jesaja 28,16). Im Psalm 118, Verse 22 und 23 heißt es: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“
Das bedeutet, dass der Messias, den Gott schicken wird, von vielen abgelehnt und bekämpft wird. Doch gerade dieser Messias ist der Stein, auf den es ankommt. An ihm wird sich alles andere ausrichten.
Jesus greift diese Vorstellung in Markus 12 auf. Dort diskutiert er mit den Pharisäern und sagt ihnen voraus, dass sie ihn umbringen und kreuzigen werden, weil er der Sohn Gottes ist. Sie würden ihn bekämpfen, weil sie seinen Anspruch nicht ertragen können. Jesus erinnert sie an Psalm 118 und sagt: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Damit will er sagen: „Ich bin dieser Stein.“ Der Messias, den Gott schickt und der von weiten Teilen seines Volkes abgelehnt wird.
Matthäus berichtet im 21. Kapitel, Vers 44, noch mehr über dieses Gespräch zwischen Jesus und den Pharisäern. Jesus sagt dort über sich selbst, über diesen Stein: „Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen. Auf wen aber dieser Stein fällt, den wird er zermalmen.“ Das klingt gefährlich und bedrohlich. Es wird hier letztlich um eine Machtfrage gehen. Wann kommt dieser Stein in dieser Weise in Bewegung?
In 1. Petrus 2, Verse 4 bis 8, sagt der Apostel noch einmal deutlich: Christus ist der Stein. Für die einen ist er der Stein, auf dem ihr Leben Festigkeit und Halt bekommt. Für die anderen, die ihn ablehnen, ist er der Stein des Anstoßes, an dem sie scheitern werden.
Die Bibel macht also sehr deutlich: Der Stein ist der Messias, und der Messias ist Jesus Christus. Damit haben wir ein klares Ergebnis: Derjenige, der die Macht der Weltreiche endgültig beseitigen wird und das Reich Gottes umfassend herbeiführen wird, ist Jesus Christus.
So, wie wir es eben gesungen haben in dem Lied „Gottes neue Welt kommt“, wird Jesus Christus diese neue Welt Gottes bringen. In der Bibel wird dieses Reich in wunderbaren Farben beschrieben: Es wird kein Leid mehr geben, keinen Streit, keine Lüge und keine Schuld. Dieses Reich wird bestimmt sein von totaler Gerechtigkeit, Güte und Gnade Gottes.
Wann wird das Reich Gottes kommen?
Jetzt müssen wir eine dritte Frage klären. Wir haben bereits besprochen, wie dieses Reich kommt, was seine Kennzeichen sind und wer das Reich bringt. Nun gilt es, eine letzte Frage zu beantworten: Wann wird das sein? Wann wird das geschehen? Wann wird dieser Stein kommen? Das ist eine spannende Frage.
Die Jünger haben Jesus kurz vor der Himmelfahrt genau diese Frage gestellt. Sie fragten: Wann wirst du das Reich aufrichten? Jesus antwortete: Wartet ab! In Daniel 2,44 ist die Antwort bereits vorgegeben, wann der Stein kommen wird. Schauen Sie einmal in Vers 44. Dort heißt es: „Gott aber wird zur Zeit dieser Könige, also gewissermaßen in der letzten Phase der Nachfolger des Römischen Reiches, ein Reich aufrichten.“
In Vers 34 wird es ähnlich beschrieben. Der Stein trifft das Bild an den Zehen, an den Füßen, also an den letzten Ausläufern dieses Römischen Reiches. Das bezieht sich somit auf die letzte Phase der Weltreiche. Wir hatten gesehen, dass die Beine der Statue für das römische Weltreich stehen. Es ist für die Bibel nicht ungewöhnlich, solche symbolischen Bilder zu verwenden, aber sie erklärt auch sehr deutlich, wie diese real gemeint sind.
Die Beine symbolisieren das römische Weltreich. Wenn wir das römische Weltreich grob eingrenzen wollen, könnten wir sagen: Zwischen 146 v. Christus und 476 n. Christus war dies die große klassische Phase der Macht des römischen Weltreiches. Danach fiel es den Horden der Barbaren zum Opfer, das wissen wir noch.
Die Zehen aus Eisen und Ton symbolisieren die Nachfolger des römischen Reiches. Wir wissen, dass es seit dem römischen Reich kein weiteres Weltreich in diesem Umfang gegeben hat. Letzten Sonntag haben wir gesehen, dass auch wir in der westlichen Welt gewissermaßen in der Nachfolge des römischen Reiches leben.
Der Demissionstheologe Doktor Karl Hartenstein hat das so ausgedrückt: Napoleon und nicht weniger als die englische Weltmacht haben sich immer wieder auf Rom berufen. So besteht dieses vierte Weltreich noch heute. Das war auch die frühkirchliche Auffassung, also die Auffassung der ersten Christen nach dem Neuen Testament.
Sie gingen davon aus, dass wir seit Christus, der vom Vertreter der römischen Weltmacht, nämlich Pilatus, zum Tode verurteilt wurde, weiterhin in dieser vierten Monarchie stehen – und zwar bis zum Ende. Das bedeutet, dass auch all die aktuellen Bemühungen innerhalb der westlichen Welt, in Europa, aber auch in Amerika, wenn man so will, Variationen dessen sind, was in Daniel 2,42-43 beschrieben wird.
Wir hatten zuletzt gesehen, dass dieses Reich einerseits stark ist, andererseits aber auch schwach und anfällig. Man versucht, innerhalb dieses römischen Reiches eine größere Einheit herbeizuführen. Diese Einheit bleibt jedoch immer fragil und zerbrechlich. Die Macht steigt und fällt, der Einfluss schwankt – ein ständiges Wechselspiel.
Das ist im Grunde genommen unsere westliche Geschichte bis heute. Man ringt um Macht und Einfluss, versucht, Interessen zu bündeln und die verschiedenen Nationalitäten innerhalb der Europäischen Union irgendwie unter einen Hut zu bringen.
Doch dieses Reich steht auf tönernen Füßen – das lernen wir bei Daniel. Daher kommt auch die Redewendung: Wenn wir von einer Sache sprechen, die imposant aufgebaut ist, aber letztlich wenig Substanz hat, sagen wir, sie steht auf tönernen Füßen. Diese Redewendung stammt von dem Bild aus dem Traum Nebukadnezars, von den tönernen Füßen, auf denen dieser Koloss steht.
Umso drängender ist nun die Frage: Wie lange noch? Wann wird der Stein den Koloss endlich von den Füßen reißen?
Diskussion um das Kommen des Reiches
Nun gibt es manche Bibelausleger, die sagen, das sei schon längst geschehen. Sie behaupten, als Jesus Christus auf die Erde kam – zum ersten Mal als kleines Kind in der Krippe von Bethlehem – und als er dann seine Gemeinde gründete, habe er dieses Königreich aus Vers 44 errichtet. Dort habe dieser Stein zugeschlagen, und seitdem regiere Jesus Christus unsichtbar in seiner Gemeinde.
Damit, so wird weiter behauptet, sei gewissermaßen die Macht des heidnischen Roms gebrochen und das vierte Weltreich bereits abgelöst. Aber ist das wirklich die Aussage von Vers 44 und Vers 45? Sehen Sie noch einmal genau hin: Zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das niemals zerstört wird. Es wird alle diese anderen Königreiche zermalmen und zerstören, aber selbst ewig bestehen bleiben, wie du ja gesehen hast.
Dort steht doch, dass all die weltlichen Machtfaktoren und Herrschaften, die jetzt noch Menschen unterdrücken können, sichtbar und endgültig entmachtet und gerichtet werden. Und das ist doch offensichtlich noch nicht geschehen. Schauen Sie: Überall in der Welt können Christen noch verfolgt werden – in Ländern, die vom Islam geprägt sind oder vom Kommunismus.
Überall können auch viele Machthaber regieren, die sich eindeutig gegen Gottes Gebote stellen, frech gegen Gottes Willen handeln und die Menschen unterdrücken, ohne gerecht zu regieren. Man muss sagen, auch in unserem Land können die Anweisungen der Bibel und die Gebote Gottes mit Füßen getreten werden.
Kann der lebendige Gott nach wie vor frech verhöhnt und in aller Öffentlichkeit gelästert werden? Wir müssen sehr deutlich sagen: Die Gemeinde Jesu Christi hat keine Kontrolle über die politischen Machtverhältnisse in der Welt. Das ist ja auch nicht verheißen.
Wir haben nicht den Anspruch, gewissermaßen einen Gottesstaat zu errichten, in dem wir als Christen bestimmen könnten, wie jeder Mensch zu leben hat. Und die Gemeinde Jesu Christi übt diese Macht erst recht nicht bis in den letzten Winkel dieser Welt aus.
Das ist eher der Anspruch des Islam, das war der Anspruch des Kommunismus, und das war in gewisser Weise auch der Anspruch des Humanismus. Aber das ist uns als Gemeinde Jesu Christi für diese Phase nicht verheißen. Jesus hat auch gesagt: Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Christen dürfen Märtyrer sein und für ihren Glauben sterben, aber sie dürfen nicht um ihres Glaubens willen morden und töten – das hat Christus eindrücklich ausgeschlossen. Nein, die Bibel sagt: Dieser Zustand, von dem Vers 44 und 45 sprechen, wird erst durch ein übernatürliches Eingreifen Gottes am Ende der Zeit geändert werden. Nicht dadurch, dass die Gemeinde Jesu durch die Jahrhunderte hindurch schrittweise an Einfluss gewinnt.
Wenn wir also diese Zeilen so nehmen, wie sie dastehen, dann müssen wir nüchtern feststellen: Das, was Vers 44 und 45 beschreiben, ist noch nicht geschehen. Der Stein ist noch nicht zum Einsatz gekommen.
Das Reich Gottes heute und die Wiederkunft Christi
Ja, der Messias wirkt schon in dieser Welt, natürlich durch die Verkündigung des Evangeliums. Jesus hat gesagt: Das Reich Gottes ist inwendig in euch. Überall dort, wo ein Mensch zum Glauben an den lebendigen Gott kommt, wo ein Mensch seine Sünde vergeben bekommt und die Gewissheit erhält, Teilhaber des ewigen Lebens zu sein und unter dem Schutz des lebendigen Gottes zu stehen, da beginnt das Reich Gottes. Christus handelt durch seine Gemeinde.
Doch das ist noch nicht alles. Die Bibel spricht sehr klar von einem weiteren Ereignis, bei dem das Übrige geschehen wird. Bei diesem Ereignis wird alles eingelöst, was in der Schrift steht. Christus wird dann sichtbar die Herrschaft antreten. Dieses Ereignis ist die Wiederkunft Jesu Christi, das, was wir mit dem theologischen Begriff des zweiten Kommens Jesu beschreiben.
Die Bibel spricht sehr deutlich von diesem Ereignis. Es fällt uns schwer, uns das vorzustellen, weil es unseren Horizont sprengt. Leider haben sich oft Sekten dieses Themas angenommen, weil die Kirche Jesu Christi zu zaghaft war, darüber zu sprechen. Aber die Bibel redet davon. Sie sagt, wenn Jesus das zweite Mal auf die Erde kommt, dann nicht mehr als kleines Kind in der Krippe, sondern mit großer Macht und Herrlichkeit. So wie das erste Kommen wahr geworden ist, wird auch das zweite Kommen wahr werden.
Dieses Ereignis liegt noch vor uns. Die Geschichte des Römischen Reiches und seiner Nachfolger dauert noch an. In der absoluten Schlussphase dieses Reiches – das werden wir noch genauer sehen, wenn wir in einigen Wochen zu Daniel 7 kommen – wird sich eine eigentümliche Zehnerkoalition ergeben. Diese zehn Zehen stehen symbolisch dafür. In Daniel 7,23 wird das noch deutlicher gesagt.
Ich werfe schon mal einen kleinen Blick voraus: Dort wird von dem vierten Königreich gesprochen, also Rom. In Daniel 7,24 heißt es, dass aus diesem Königreich zehn Könige hervorgehen werden. Nach ihnen wird ein anderer aufkommen, der ganz anders sein wird als die vorherigen. Dieser andere wird den Höchsten, also Gott, lästern und die Heiligen des Höchsten, also die Christen, vernichten.
Ganz am Ende der Bibel, im letzten Buch, der Offenbarung 17, wird ebenfalls von diesem Zehner-Trupp gesprochen. Dort ist von zehn Königen die Rede, die für eine bestimmte Zeit Macht haben und diese Macht dem sogenannten „Tier“ weitergeben. Dieses Symbol hängt mit dem Antichristen zusammen.
Diese Zehnerkoalition, wenn man so will – wir können nicht spekulieren, weil die Bibel nicht mehr dazu sagt – wird dem Antichristen den Weg bereiten. Die antichristliche totalitäre Weltherrschaft wird dann die letzte, schrecklichste Ausprägung dieses vierten Weltreiches darstellen.
Dass es zu einer totalitären Weltherrschaft kommen wird, ist heute nicht mehr so schwer vorstellbar. Wenn wir sehen, wie Menschen, die es gut meinen, immer häufiger davon sprechen – etwa der Chefökonom der Deutschen Bank –, der sagt, dass die ökonomischen und politischen Probleme der Globalisierung nicht mehr zu lösen sind, ohne früher oder später auf eine Weltregierung zuzugehen. Er denkt dabei natürlich nicht an eine Weltregierung des Antichristen, aber die Strukturen, die auf eine Weltregierung zulaufen, und die Notwendigkeit einer Weltwährung aus wirtschaftlichen und politischen Gründen zeichnen sich heute viel deutlicher ab, als zur Zeit Daniels, 600 v. Chr., vorstellbar gewesen wäre.
Ich möchte noch ein letztes Mal Karl Hartenstein zitieren, der von unserer Zeit als einer Zeit der Ausreifung der Weltmacht spricht. Hartenstein schreibt: „Wohl ist der Stein ins Rollen gekommen, seit Christus kam, aber der Tag seines Kommens ist noch nicht vollendet. Geteilt ist diese vierte Monarchie in eine Fülle von Weltreichen. Die europäischen Weltreiche sind offensichtlich der Schauplatz der großen weltgeschichtlichen Kämpfe geworden, der Ort der großen Revolutionen und Weltkriege. Aus ihrer Mitte dürfte der Antichrist aufsteigen.“
Mit anderen Worten: In der Schlussphase der Weltgeschichte wird aus diesem römischen Reich, so sagt die Bibel, noch einmal eine totalitäre Diktatur hervorgehen – das Reich des Antichristen. Das ist dann gewissermaßen die letzte römische Variante, die letzte Ausprägung dieses vierten Weltreiches. Und dann wird Christus wiederkommen.
Der Kampf gegen das Lamm und der endgültige Sieg Christi
Im letzten Buch der Bibel, in Offenbarung 17, wird dieses Ereignis folgendermaßen beschrieben:
Offenbarung 17, Vers 13 sagt: Diese Könige sind eines Sinnes und geben ihre Macht dem Tier, also dem Antichristen. Sie werden gegen das Lamm kämpfen. Das Lamm ist ein Bild für Jesus Christus, das Opferlamm, das sich für uns kreuzigen ließ.
Sie werden gegen das Lamm kämpfen. Das bedeutet, sie werden Christus bekämpfen, sein Volk Israel angreifen und die christlichen Gemeinden, also die Christen, die dann noch auf der Erde sind. Doch das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige.
Genau dieses Ereignis wird in unserem Predigttext in den Versen 44 bis 45 angedeutet. Dort heißt es, dass der Stein, also der Messias, die letzte schreckliche Ausprägung des Vierten Reiches zerschmettern und überwinden wird. Dieses Bild findet sich in Daniel 2 und gibt uns eine Antwort auf die bedrängende Frage: Wann wird das geschehen?
In Vers 44 steht: „Zur Zeit dieser Könige.“ Die Antwort lautet also: Es wird dann geschehen, wenn Jesus Christus sichtbar und machtvoll auf diese Erde wiederkommen wird. Dann wird es geschehen.
Die endgültige Herrschaft Jesu Christi
Und dieses Geschehen aus Daniel 2,44-45 wird in anderen Worten im letzten Buch der Bibel beschrieben, nämlich in Offenbarung 19. Dort, in den Versen, die Herr van de Perg vorhin vorgelesen hat, wird Jesus dargestellt als derjenige, der auf einem weißen Pferd kommt.
Von ihm wird in Offenbarung 19 ab Vers 11 gesagt, dass er errichtet wird und mit Gerechtigkeit kämpft. Aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert hervor, mit dem er die Völker schlägt. Er wird sie mit einem eisernen Stab regieren.
Das wird geschehen, wenn der Stein trifft, wenn alle Mächte überwunden werden, die sich gegen den lebendigen Gott, sein Wort und seine Gebote erhoben haben. Dann werden alle, die nach der Hilfe dieses Retters Christus rufen, diese Rettung finden.
Der Herr wird alles vollenden, was hier beschrieben ist. Er wird sein sichtbares Reich aufrichten. Auch die Ungläubigen, die zu dieser Zeit leben, werden es sehen müssen und sich vor ihm beugen.
Dann wird endgültig offensichtlich werden, was der Apostel Paulus in Philipper 2 geschrieben hat, nämlich dass sich alle Knie vor Christus beugen müssen und alle Zungen bekennen, dass er der Herr ist – zur Ehre Gottes, des Vaters.
Hoffnung und Ermutigung für die Gegenwart
Liebe Gemeinde, das ist die Zukunft, die uns erwartet. Wir wissen nicht, ob das schon zu unseren Lebzeiten geschehen wird. Aber das ist auch gar nicht so entscheidend.
Wenn wir vorher sterben, wenn wir morgen sterben im Glauben an Christus, dann sind wir schon bei ihm. Wenn wir hier an ihn geglaubt haben, wenn wir ihn um Vergebung unserer Schuld angerufen haben, wenn wir ihn als den Herrn unseres Lebens anerkannt und uns vor ihm als unserem Retter und König gebeugt haben, dann werden wir gewissermaßen in seine Geborgenheit hineinsterben und bei ihm sein alle Zeit.
Das ist das große Ziel, auf das die Welt zugeht. Er wird das letzte Wort sprechen und alles Böse in die Schranken weisen. Das ist die große Perspektive, die der lebendige Gott dem Daniel um sechshundert vor Christus offenbart hat. Unvorstellbar!
Auch wenn Daniel in Kapitel 2 noch nicht alle Details kennt, die er später in Kapitel 7 offenbart bekommt, und auch wenn in Kapitel 7 noch vieles fehlt, was dann in den weiterführenden Informationen in Offenbarung 17 bis 19 steht, wird die große Linie schon hier deutlich in Daniel 2: Christus kommt, er wird regieren und seine Macht sichtbar durchsetzen.
Das ist eine enorme Ermutigung für uns. Wissen Sie warum? Weil es alle menschlichen Machtstrukturen, denen wir uns sonst so ausgeliefert sehen, sehr stark relativiert. Alle menschliche Macht wird früher oder später fallen.
Nächsten Sonntag werden wir ein Lied neu singen, das heißt: "Man musste sie begraben, die der Welt Gebote gaben, und ihr Wort hat nicht Bestand. Ihre Häuser wurden Trümmer, ihre Münzen gelten immer, die man in der Erde fand. Ihre Namen sind verklungen, ihre Lieder ungesungen, ihre reichen Menschen leer, ihre Siegel sind zerbrochen, ihre Sprache ungesprochen, ihr Gesetz gilt längst nicht mehr."
Das Gesetz Nebukadnezars gilt längst nicht mehr. Und dann heißt es: "Jesu Name wird bestehen, Jesu Reich nie untergehen, sein Gebot gilt alle Zeit, Jesu Wort muss alles weichen, und ihn kann kein Tod erreichen. Jesus herrscht in Ewigkeit."
Das wird geschehen, darauf leben wir zu. Die Prophetie des Daniel macht uns noch einmal deutlich, wie allmächtig und souverän der lebendige Gott über der Geschichte wacht.
Deshalb müssen alle, die ihm vertrauen und zu ihm durch seinen Sohn Jesus Christus gehören, keine Angst vor der Zukunft haben.
Vertrauen und Zuversicht für heute
Und das ist für uns eine enorme Hilfe für alles, was wir in der Gegenwart noch aushalten müssen, auch für alle Widerstände, unter denen wir zu leiden haben. Wir wissen, dass derselbe Gott, der die Macht hat, diese Zukunft herbeizuführen, uns schon heute beschützt.
Wir dürfen heute schon als Bürger seines Reiches leben und ihm vertrauen. Die Welt, in der wir uns ab morgen, ab Montag wieder bewähren müssen – bei der Arbeit, in der Schule, an der Uni, wo auch immer, im Forschungslabor oder am Fließband – das ist dieselbe Welt, die in Daniel 2 beschrieben wird. Aber über diesem Geschehen wacht der Eine, der sein Reich am Ende unwiderstehlich durchsetzen wird und Gerechtigkeit sowie Frieden bringen wird für alle, die ihm glauben.
Schon jetzt gilt seiner Gemeinde die Verheißung, die Jesus in Lukas 12 formuliert hat: Er hat gesagt, fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Das wird kommen. So wirft das kommende Reich nicht seine Schatten voraus, sondern seine Sonnenstrahlen gewissermaßen schon heute auf unser Leben, weil wir wissen, dass wir darauf zugehen. Es kommt, und es ist dieser mächtige Gott, dem wir vertrauen dürfen.
Darum schließe ich mit einem außergewöhnlichen Zeugen heute, mit einem Mann, der ein ausgeprägtes Verständnis für Machtverhältnisse hatte. Wissen Sie, wen ich meine? Ich meine Kaiser Napoleon. Diese schwierige, widersprüchliche Figur der Geschichte.
Als er nach St. Helena verbannt war, hat Napoleon viel nachgedacht. Es gibt interessante Protokolle über einige der letzten Gespräche, die er dort geführt hat, unter anderem mit einem seiner Generäle, General Bertrand. Es wird berichtet – und diese Dokumente scheinen ziemlich authentisch zu sein – dass Napoleon immer stärker um die Fragen des Glaubens und des ewigen Lebens kreiste.
General Bertrand soll ihm gesagt haben: „Ich kann es mir nicht vorstellen, Sire, wie ein großer Mann wie Sie glauben kann, dass das höchste Wesen sich jemals den Menschen in einer menschlichen Gestalt mit einem Körper und einem Gesicht darstellte. Lassen Sie Jesus sein, wen Sie wollen: das reinste Herz, den scharfsinnigsten Gesetzgeber, aber doch nicht Gottes Wort und nicht Gottes Sohn.“
Napoleon soll Bertrand entgegnet haben: „Ich kenne die Menschen, und ich sage Ihnen, dass Jesus Christus nicht nur ein Mensch ist. Oberflächlich Denkende sehen eine Ähnlichkeit zwischen Christus und den Gründern von Weltreichen sowie den Gottheiten anderer Religionen. Aber diese Ähnlichkeit ist nicht wirklich da. Es besteht zwischen dem Christentum und den anderen Religionen ein unendlicher Abstand. Wir können zu den Gründern jeder anderen Religion sagen: Ihr seid weder Götter noch Boten der Gottheit, ihr seid nur Sendboten, aus dem gleichen Staub wie alle Sterblichen geschaffen. Ihr habt mit allen Leidenschaften des Lebens zu tun gehabt, wie ihr auch, wie wir auch. Aber Christus ist anders. Er ist der Sohn des ewigen Gottes. Alle seine Lehren verkünden nur ein und dasselbe: die Ewigkeit.
Mit seiner Autorität befiehlt Jesus, dass wir glauben sollen, und er gibt dafür keinen anderen Grund als diese ungeheuren Worte: ‚Ich bin Gott.‘ Er verkündet sie. Was für einen Abstand schafft er durch diese Verkündigung zwischen sich und allen Religionsstiftern!“
Am Ende sagt Napoleon: „Sehen Sie, alle menschliche Macht vergeht. So ist das Schicksal großer Männer. So war es mit Cäsar und mit Alexander, und auch ich werde vergessen. Ich, der Name eines Eroberers und Kaisers, bin höchstens ein Schulthema. Unsere Heldentaten werden von Lehrern den Schülern als Aufgaben gegeben, die dann über uns zu Gericht sitzen, um Tadel oder Lob auszusprechen.
Aber welche eine Kluft besteht zwischen meinem tiefen Elend und der ewigen Herrschaft Christi, die verkündet, geliebt und geehrt wird und sich über den ganzen Erdkreis ausbreitet!“
Napoleon hat etwas geahnt. Er hat etwas von der Macht Christi geahnt. Wir dürfen, weil Gott das offenbart hat, nicht nur etwas ahnen, sondern wir dürfen uns darauf verlassen, dass Gott sein Wort erfüllt. Deshalb dürfen wir ihm und seinem Sohn Jesus Christus schon heute von ganzem Herzen und mit wachem Verstand vertrauen.
Amen.
Napoleon über die Macht Christi
Bitte geben Sie den zu überarbeitenden Text ein, damit ich die gewünschten Anpassungen vornehmen kann.