Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Antworten auf Fragen zum Gebet.
Gelübde im Neuen Bund – eine aktuelle Praxis?
Ich wiederhole mal die Frage: Sind Gelübde für Christen heute noch relevant? Macht man das noch, oder ist das im Neuen Bund etwas, das vorbei ist und quasi nur zum Alten Testament gehört, mit dem wir nichts mehr zu tun haben? Das ist, denke ich, die zentrale Frage.
Für mich beantwortet sich diese Frage folgendermaßen: Wir schlagen auf in Apostelgeschichte 18, Vers 18. Ich hatte euch das gestern schon gesagt, dass es Stellen in der Bibel gibt, die einen so ein wenig verwundern. Man fragt sich: Was hat das für einen Charakter? Das ist so eine Stelle.
In Apostelgeschichte 18,18 lesen wir: „Nachdem aber Paulus noch viele Tage dort geblieben war – das ist in Korinth –, nahm er Abschied von den Brüdern und segelte nach Syrien ab, und mit ihm Priscilla und Aquilla. Nachdem er sich in Kenchrehe das Haupt hatte scheren lassen, denn er hatte ein Gelübde.“
Wir halten also fest: Hier haben wir einen neutestamentlichen Christen, einen Apostel, der ein Gelübde hält. Nach dem, was wir hier lesen – und ich kann jetzt nicht in die Tiefe gehen – erinnert das mit dem Haareabschneiden ein wenig an das Nasiräergelübde. Dort gehört das nämlich dazu.
Dieses Nasiräergelübde scheint hier in einer verchristlichten Form gelebt worden zu sein. Formal hätte man in Jerusalem am Ende des Gelübdes noch bestimmte Opfer bringen müssen. Aber wir merken einfach: Egal, was genau hier gemeint ist – es steht ja nicht im Detail –, wir erkennen erst einmal für neutestamentliche Christen grundsätzlich, dass Gelübde als Idee nicht vom Tisch sind.
Das macht auch Sinn. Wenn wir nur fünf Möglichkeiten hätten, wie wir überhaupt Gebet intensivieren können – denn wir Menschen haben eben nicht unendlich viele Möglichkeiten, uns auszudrücken –, dann wäre es doch unverständlich, wenn Gott uns eine dieser Möglichkeiten nehmen würde.
Das ist meine Antwort auf die Frage, ob Gelübde für uns heute noch ein Thema sind: Ja, das sind sie.
Die Bedeutung und Natur eines Gelübdes
Das Nächste: Wenn wir uns die Frage stellen, was ein Gelübde ist, dann lohnt es sich, noch ein paar Sätze mehr dazu zu sagen. Es macht tatsächlich Sinn, an dieser Stelle in der Bibel ganz vorne einmal kurz hineinzuschauen.
Ich denke, Jakob ist jemand, der uns sehr deutlich vor Augen hält, was ein Gelübde bedeutet. Lasst uns dazu in 1. Mose 28 aufschlagen. Wenn man sich mit dem Thema Gelübde beschäftigt und sagt, es gibt im Neuen Testament noch Gelübde, dann ist es hilfreich, zuerst zu klären: Was ist eigentlich ein Gelübde? 1. Mose 28 liefert dafür ein ganz klassisches Beispiel.
In 1. Mose 28,20 heißt es: „Und Jakob legte ein Gelübde ab und sagte: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen und Kleidung zu geben gibt, und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, dann soll der Herr mein Gott sein.“
Das ist ein Gelübde. Jakob verspricht Gott etwas, wenn Gott ihm im Gegenzug etwas gibt. Das ist die einfache Grundidee eines Gelübdes. Ich investiere in mein Gebet etwas, es ist mir wichtig, was ich hier von mir gebe. Ich verbinde es mit einem „Wenn-Dann“.
Die Frage ist: Darf man so etwas? Das klingt fast ein bisschen verrückt, fast wie ein Deal mit Gott. Geht Gott auf so etwas ein? Die Antwort finden wir, wenn wir etwas weiter in der Bibel lesen.
In 1. Mose 31,13 begegnen wir Gott selbst. Jakob hatte gesagt: „Wenn du mich wieder nach Hause bringst, dann sollst du mein Gott sein.“ Statt dass Gott sagt: „Was erlaubst du dir eigentlich? So etwas akzeptiere ich nicht! Wer bist du, dass du so etwas sagst?“, hören wir Gott sagen: „Ich bin der Gott von Bethel, wo du einen Gedenkstein gesalbt hast, wo du mir ein Gelübde abgelegt hast.“
Das zeigt uns: Ein Gelübde ist ein Versprechen an Gott in einer Wenn-Dann-Beziehung. Wenn du mir das gibst, dann gebe ich dir das. Und Gott geht hier tatsächlich darauf ein.
Regeln für den Umgang mit Gelübden
Und deswegen müssen wir verstehen, dass, wenn man ein Gelübde ablegt, man dies auch auf die korrekte Weise tun muss.
Es gibt bei Gelübden zwei wichtige Regeln. Regel Nummer eins lautet: Ich darf Gott nicht etwas geloben, das keinen Wert hat. Also keinen Schrott für Gott. Das wäre falsch. Oder etwas, das Gott von vornherein ablehnt.
Wir können das an einer Stelle in der Bibel anschauen, zum Beispiel in 3. Mose 22, ab Vers 17. Dort heißt es:
„Und der Herr redete zu Mose: Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und zu allen Söhnen Israels und sage zu ihnen: Jedermann vom Haus Israel und von den Fremden in Israel, der seine Opfergabe darbringt, nach all ihren Gelübden.“
Hier geht es um Opfer, die über das hinausgehen, was man normalerweise hätte geben müssen. Es sind zusätzliche Opfer, sogenannte Gelübdeopfer.
„Und nach all ihren freiwilligen Gaben, die sie dem Herrn als Brandopfer darbringen, zum Wohlgefallen für euch, soll es sein, ohne Fehler, männlich, von den Rindern, von den Schafen oder von den Ziegen. Alles, woran ein Makel ist, dürft ihr nicht darbringen.“
Das bedeutet, was keinen Wert hat, darf man nicht als freiwilliges Opfer oder Gelübde darbringen.
An anderer Stelle wird das noch konkreter. In 5. Mose wird zum Beispiel gesagt, dass man einen Hurenlohn nicht als Gelübde darbringen darf. Also Dinge, die auf eine Weise erworben wurden, gegen die Gott grundsätzlich ist – durch Prostitution, Betrug oder Ähnliches. Solches kann man nicht als Gelübde einsetzen.
Das ist die erste Regel: Das, was ich einbringe, muss wertvoll sein, mir wertvoll sein. Also bitte nicht sagen: „Ich habe noch ein altes Fahrrad im Keller, Gott, wenn du dafür sorgst, dass meine Kinder alle gläubig werden, dann kriegst du das alte Fahrrad.“ Das wäre gelübde-technisch nicht in Ordnung.
Die zweite Regel ist ebenso wichtig: Wenn wir Gott etwas geloben, dann bitte nicht vorschnell, nicht aus einer Laune heraus. Überlege es dir gut. Bei einem Gelübde kann man eigentlich nicht mehr zurück. Was man gelobt hat, muss man erfüllen.
Deshalb ist es besser, gar nichts zu geloben, als etwas zu geloben, das man dann nicht einhalten möchte.
Das wird im Buch Prediger deutlich, in Prediger 5. Dort heißt es:
„Wenn du Gott ein Gelübde ablegst, zögere nicht, es zu erfüllen, denn er hat kein Gefallen an den Toren. Was du gelobst, erfülle. Besser, dass du nicht gelobst, als dass du gelobst und nicht erfüllst.“ (Prediger 5,3)
Bevor du Gott also etwas versprichst, das du dann doch nicht hältst, halte lieber den Mund. Sei an der Stelle vorsichtig, ob du das wirklich loswerden möchtest. Denn wenn Gott darauf eingeht, musst du deinen Teil auch erfüllen.
In Vers 5 heißt es weiter:
„Gestatte deinem Mund nicht, dass er dein Fleisch in Sünde bringt, und sprich nicht vor dem Boten Gottes.“
Man muss sich das Bild vorstellen: Jemand gelobt zum Beispiel fünf Rinder. Jetzt kommt der Bote Gottes, der Abgesandte vom Tempel, und sagt: „Ich hätte gern die fünf Kühe.“ Du hast das gelobt, und jetzt bekommt der Tempel die Kühe.
Du kannst dann nicht sagen: „Das war ein Versehen, das war nicht so gemeint. Sorry, das mit den fünf Kühen habt ihr falsch verstanden, die gibt es doch nicht.“
Wozu sollte Gott über deine Stimme zürnen und das Werk deiner Hände verderben?
Das sind die zwei Regeln bei Gelübden:
- Gelobe etwas Wertvolles.
- Achte darauf, was du sagst.
Gelübde sind etwas Alttestamentliches, aber auch im Neuen Testament relevant, auch wenn sie selten erwähnt werden. Ich gehe davon aus, dass sie genauso wie das Fasten auch heute noch gelten.
Das wäre meine Antwort für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.