Ich möchte mit uns beten. Vater, wir sind heute Morgen hier versammelt, um über ein Thema zu sprechen: deine Herrlichkeit, die so großartig ist. Wir sind so klein, und ich stehe hier vorne als jemand, der in sich selbst unfähig ist, Menschen auf deine Herrlichkeit hinzuweisen.
Herr, du bist ein Gott, der durch dein Wort redet. In der Vergangenheit hast du auch durch Esel gesprochen, Herr. Du kannst das auch heute durch mich tun.
Ich bitte dich, dass du unsere Augen auf dich richten lässt und uns hilfst, deine Herrlichkeit zu sehen. In Jesu Namen, Amen.
Die grundlegende Motivation Gottes und unser Gottesdienst
Warum hat Gott uns geschaffen? Warum gibt Gott uns so viel Schönheit und Gutes zu genießen? Zugegeben, bei einigen ist es ein bisschen mehr als bei anderen, aber Gott schenkt uns so viel Gutes. Warum gibt es so viel Segen um uns herum? Warum? Weil er die Menschen so sehr liebt, weil sie ihm etwas ganz Besonderes sind. Und das stimmt.
Aber ist das alles? Ist das die grundlegendste Motivation Gottes? Aus einer anderen Perspektive, aus menschlicher Sicht: Warum kommen wir zum Gottesdienst? Warum lesen wir in der Bibel? Warum beten wir und singen Lobpreis? Ist es, weil es sich so gut anfühlt oder weil es mir gut gehen wird? Ist das wirklich das höchste Ziel unserer Anbetung? Ist das unser tiefster Beweggrund? Und ist das das, was Gott sich dabei gedacht hat?
Versteht mich nicht falsch, es sind gute Dinge, das zu tun, auch wenn es nicht aus diesen Gründen geschieht. Aber ist das der tiefste Grund? Ich befürchte, dass sich in unserer Lebensperspektive oft alles um uns dreht. Gott ist zwar wichtig, aber nur insofern, als er meinen Zielen dient oder mir Ehre erweist für all meine Mühen. Er funktioniert vielleicht manchmal wie ein Dschinn. Wie kann Gott mir behilflich sein? Anders ausgedrückt: Oft interessiert uns mehr, was Gott uns gibt, als Gott selbst.
Ich ehre Gott, damit ich das und das bekomme. Und ihr könnt die Lücke ausfüllen. Die Reformatoren haben erkannt, dass sich so viel in der Religion, also damals in der katholischen Kirche, um den Menschen drehte. Es ging dabei letztlich nicht darum, Gott zu betrachten und über ihn zu staunen, sondern einfach darum, die Hölle zu entkommen und den Himmel zu gewinnen.
Johannes Calvin, der Reformator, schrieb in einem Brief an einen Kardinal Folgendes: „Es ist aber nicht richtig, den Menschen so mit sich selbst zu befassen. Dies sollte man einem Menschen nicht zur Gestaltung seines Lebens an den Anfang setzen, sondern eher das Bemühen, die Ehre des Herrn zu vermehren. Für Gott nämlich, nicht für uns, sind wir zuallererst auf der Welt. Daher muss ein Christenmensch höher greifen, als sich nur um sein eigenes Seelenheil zu kümmern und alles darauf zu beziehen. Die Heiligung seines Namens ist das ständige Ziel, das Gott vor uns hingestellt hat, für all unser Tun, Reden und Denken. Unser ganzes Predigen hat nur das Ziel, dass wir alle Herzen emporreißen, damit sie ihn kennenlernen.“
Kurz gefasst: Unser Heil ist nicht das größte Ziel, sondern unser Heil ist die Tür zum höchsten Ziel. Unser Heil öffnet die Tür zur Erkenntnis Gottes. Es führt uns in das Allerheiligste, wo die Herrlichkeit Gottes ausstrahlt. Wir werden von dieser Herrlichkeit so berauscht, dass wir im Leben nichts Wichtigeres haben, als danach zu streben.
Soli Deo Gloria – Gott allein die Ehre.
Die biblische Grundlage für Gottes Herrlichkeit als Ziel
Ist diese Sicht der Dinge biblisch oder nur übereifriges Gerede von Reformatoren?
Schlagen wir gemeinsam Epheser 1 auf und betrachten die Verse 3 bis 14. Dabei werden wir sehen, dass es sich nicht nur um leeres Gerede handelt. Die Seite ist 220 im hinteren Teil der Bibel, in den ausliegenden Exemplaren.
Ich beginne mit Vers 3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.“
Wenn ihr ähnlich denkt wie ich, werden eure Augen sehr schnell zum zweiten Teil des Verses gezogen. Segen – Gott segnet uns. Wunderbar! Aber bitte überseht nicht: Segen für uns ist ein Nebensatz, Lob Gottes ist der Hauptsatz. Segen für uns ist beiläufig, Lob Gottes ist die Hauptsache hier.
Die Tatsache, dass Gott segnet, erlaubt mir zu sehen, warum Gott lobenswert ist. Segen ist nur das Mittel, Lob Gottes ist das Ziel. Dieser Punkt wird im ersten Vers schon bewiesen, und ich könnte die Predigt hier eigentlich beenden.
Ich werde das aber nicht tun, denn ich habe einiges zu sagen. Dieser Gedanke wird in den nächsten elf Versen entfaltet. Dabei werden wir über diesen verblüffenden, großartigen Segen erfahren, den Gott in Christus Jesus so großzügig ausschüttet.
Diese Segnungen sind jedoch nicht in sich geschlossen; sie sind nicht der Zweck, sondern weisen über sich hinaus. Sie sind sozusagen Hinweisschilder auf Gottes Herrlichkeit, wie diese Herrlichkeit in seinem Handeln offenbart wird.
Wir werden das in drei Abschnitten entfalten: Erstens ein Blick zurück in die Ewigkeiten, in Vers 4 bis 6; dann ein Blick in die Raumzeit, von Vers 7 bis 12; und schließlich ein Blick in die Zukunft, in Vers 13 und 14. Das werden wir tun.
Einladung zum Glauben und erste Betrachtung: Gottes ewige Erwählung
Bevor ich einsteige, möchte ich einen wichtigen Punkt ansprechen. Aus dem Kontext wird deutlich, dass dieser Text sich an Menschen richtet, die Jesus Christus als ihren Herrn und Retter persönlich vertrauen.
Wenn du heute hier sitzt und das noch nicht der Fall ist, möchte ich dich bitten, nicht wegzugehen, sondern genau zuzuhören. Mein Gebet ist, dass Gott dich durch das, was gesagt wird, zu sich zieht. Am Ende wirst du diesen Gott kennenlernen wollen, der so herrlich ist. Wenn du so weit bist, kannst du mich gerne ansprechen. Ich werde an der Tür stehen.
Schauen wir uns nun die Verse 4 bis 6 an, den ersten Teil. Dort heißt es: In Christus hat Gott uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, damit wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten. In seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder durch Jesus Christus zu sein, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns in dem Geliebten begnadet hat.
Hier erhalten wir einen Blick in die ewige Vergangenheit. Wir sehen, wie Gott einen großen Plan in Bewegung setzt. Gott hat sozusagen die ganze Geschichte der Menschheit geplant. Dazu gehört die eindrucksvolle Aussage, dass er uns in Christus erwählt hat, heilig und tadellos zu sein.
Vor Grundlegung der Welt hat Gott diejenigen erwählt, die an Jesus Christus glauben. Wenn du hier sitzt und an Jesus glaubst, bist du erwählt. Gott sah dich, bevor er dich schuf, und sagte: "Diesen will ich" oder "Diese will ich."
Das ist ein bisschen so, als käme dein Chef eines Tages zur Arbeit und schenkte dir einen bezahlten Urlaub. Du fragst dich, warum er das getan hat, denn du bist nicht besser als deine Kollegen und hast nichts Besonderes geleistet. Doch von allen hat er dich ausgewählt, diesen Urlaub zu genießen – einfach so, weil der Chef es wollte. Das ist ein tolles Erlebnis.
Wie viel bedeutender ist es, wenn der Schöpfer und Erhalter des ganzen Universums das tut – einfach so.
Wir werden erwählt mit einem Zweck: heilig und tadellos zu sein. Das heißt, Gott hat uns mit all unseren Mängeln und Sünden erwählt, um aus uns heilige, reine Kreaturen zu machen.
Viele Menschen sind mit sich selbst unzufrieden. Sie spüren ihre Fehler sehr deutlich – besonders wir Christen sollten das wissen. Vielleicht kämpfst du heute auch mit einer Sünde oder etwas Unheiligem. Du fühlst dich schmutzig und unwürdig und hältst dich deswegen für einen Versager. Wie kann Gott mich noch lieben?
Doch vergesst nicht, wer ihr seid und was eure Identität ist. Es ist Gottes unveränderlicher Plan, dass wir rein und unbefleckt vor ihm stehen. Dieser Plan kann nicht durch Menschen wie dich und mich verhindert werden.
Seid mutig: Das ist Gottes Plan. Du wirst heilig vor ihm stehen, du wirst untadelig vor ihm stehen.
Weiter geht es mit der Sohnschaft. Gott hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder durch Jesus Christus zu sein. Hier ist von Adoption die Rede. Luther übersetzt es mit "seine Kinder zu sein". Im Original steht, dass er uns zur Sohnschaft berufen hat.
Von Natur aus sind wir nicht Kinder Gottes. Unser geistiger Zustand ist vielmehr, dass wir in Sünde verstrickt und dem Teufel versklavt sind. Wir sind von Gott entfernt und unter seinem Zorn.
Doch Gott wollte uns in seiner Liebe eine andere Identität geben. Er hat uns adoptiert und zu seinen Kindern gemacht. Später werden wir noch genauer darauf eingehen, was das bedeutet. Jetzt sehen wir einfach, dass es sein Wille war und von Ewigkeit her beschlossen ist.
Aber warum? Warum hat Gott uns und nicht andere erwählt? Warum hat er das für uns vorherbestimmt und nicht für andere?
Weil wir besser sind als andere Menschen? Nein, ganz und gar nicht. Gott rettet uns nicht, weil wir besser sind oder weil er in die Zukunft geschaut hat und dachte, diese Menschen würden sich mehr bemühen.
Nein, niemand erreicht den Standard. Gott tut das aus Gnade. Gnade bedeutet unverdiente Gunst, die uns durch Jesus Christus, den Geliebten, zuteilwird.
Anders gesagt: Es gibt keinen Grund, warum er uns erwählt hat, außer dass er es einfach so wollte. So wie ein Kind, das zur Adoption steht, seine Adoption nicht verdient hat, sondern die Eltern sich ihm erbarmt haben.
So ist es auch mit unserer Adoption durch Gott. Er handelt aus Liebe.
Warum tut Gott das? Am Ende von Vers 6 heißt es: "Zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns in Christus begnadet hat."
Er tut das, um seine Herrlichkeit zu zeigen – um zu zeigen, dass er gnädig ist. Alle sollen staunen, dass er nicht so mit Menschen umgeht, wie sie es verdienen, sondern sie überschwänglich beschenkt.
Er macht unreine Menschen heilig, Verbrecher untadelig, Kinder des Zorns zu seinen geliebten Kindern – einfach, weil es ihm gefällt.
Das ist Gnade, Gottes Gnade. Das zeigt die Herrlichkeit Gottes. Das hat Gott von Ewigkeit her geplant.
Gottes Handeln in Raum und Zeit: Erlösung und Offenbarung
Jetzt gehen wir weiter und schauen, was Gott in Raum und Zeit gemacht hat, um das auszuführen. Dabei lese ich Vers 7 und 8:
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen, in aller Weisheit und Klugheit.
Gott führt diesen Plan aus. Und wie tut er das? Im ersten Punkt lag der Fokus auf dem Vater, seinem Handeln von Ewigkeit her. Hier sehen wir sein Handeln, aber wie es in Jesus Christus ausgeführt wird.
Das Erste, was wir dabei sehen, ist diese Erlösung, die wir durch Christi Blut haben, die Vergebung der Sünden. Erlösung ist hier ein Rechtsbegriff. Es ist wie bei einem Sklaven, der nur frei kommt, wenn jemand Lösegeld bezahlt, damit er freigelassen wird. In ähnlicher Weise sind wir auch der Sünde versklavt und stehen von Natur aus, wie schon gesagt, unter dem Zorn Gottes – Gott, der Richter der ganzen Welt.
Wir können uns selbst nichts freikaufen, es ist unmöglich. Es ist wie ein Beschuldigter, der im Gerichtssaal steht, mit einer Million Schuld und total pleite ist, völlig bankrott, ohne einen Cent zu seinem Namen. Doch dann bezahlt der Richter selbst das Lösegeld.
Unsere Schuld gegenüber Gott ist groß, und nichts im Himmel oder auf der Erde hätte das zahlen können. Aber dann hat für dieses Lösegeld gesorgt – nämlich das teure Blut seines geliebten Sohnes. Dieses Blut ist unser Freibrief.
Ja, genau: dreckige Sünder, die von Natur aus Gott hassen und ihm ins Gesicht gespuckt haben, werden durch das teure Blut seines geliebten Sohnes erlöst. Und nur deshalb sind wir jetzt frei, nicht mehr versklavt, nicht mehr Gottes Zorn ausgesetzt. Wir sind erlöst, unsere Schuld ist vergeben.
Das, ihr Lieben, gehört zum Reichtum von Gottes Gnade, die er uns reichlich und überschwänglich hat widerfahren lassen.
An dieser Stelle zoomen wir in den Kern des Plans Gottes hinein. Wir lesen dabei, dass uns gegeben wird, die Mechanismen dieses großen Plans zu erkennen.
Lest bitte mit mir Vers 9 und 10:
Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt werde, dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist.
Die Offenbarung des göttlichen Geheimnisses
Die Offenbarung eines Geheimnisses
Im biblischen Sinne ist ein Geheimnis etwas, das einst verborgen war und nun von Gott plötzlich offenbart wird. Man kann es sich vorstellen wie das Wegnehmen eines Schleiers oder das Öffnen der Motorhaube eines Autos zum ersten Mal, um die Mechanismen dahinter zu sehen.
So verhält es sich auch mit dem Plan Gottes. Lange Zeit war dieser Plan verborgen, und unzählige Menschen sehnten sich danach, ihn zu kennen. Doch er blieb ihnen verborgen. Als jedoch die Zeit erfüllt war, wurde er offenbart.
Was sah man, als dieser Schleier weggenommen wurde? Christus steht im Zentrum, alles dreht sich um ihn. Er ist an der Spitze über alles, was im Himmel und auf Erden ist – über die ganze Schöpfung. Er ist der Arm, durch den Gott regiert. Er ist der Herrscher, und alles ordnet sich ihm unter.
Er bringt Übereinstimmung und Harmonie in eine Schöpfung, die durch die Sünde ins Chaos gestürzt wurde. Er vereint und versammelt, was durch die Sünde zerstreut war. Er bringt Versöhnung und ist das Haupt über alles.
An anderen Stellen der Bibel lesen wir, dass alles für ihn bestimmt ist. Alles geht auf ihn zu – die ganze Geschichte der Menschheit, alle Unternehmungen und Handlungen der Menschen, ob sie es wollen oder nicht, führen auf Christus zu.
Christus ist die Endsumme. Auch wenn wir das heute vielleicht nicht in vollem Ausmaß wahrnehmen, wird der Tag kommen, an dem es allen klar wird – nicht nur uns. Christus steht an der Spitze von Gottes ewigem Plan.
Das ist ein König, das ist ein Retter.
Erbschaft und Hoffnung in Christus
Und es kommt noch mehr dazu: Wir werden zu Erben gemacht, wir bekommen eine Erbschaft. In Vers 11 lesen wir: „In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.“
In ihm wurden wir zu Erben gemacht. Wir haben vorher über die Adoption in Gottes Familie gesprochen, und hier wird deutlich, was das bedeutet. Ich habe darauf bestanden, dass wir das Wort „Sohnschaft“ beibehalten, weil damit sehr viel Bedeutendes verbunden ist.
Wie ihr wahrscheinlich wisst, war damals der Sohn der Erbe, der erste Erbe. Und der erste Sohn vor allem hat alles bekommen. Wenn Paulus also sagt, dass wir zu Söhnen gemacht werden, bedeutet das, dass wir Gottes Erben sind. Wir sind zusammen mit Christus Erben von Gott. In Vereinigung mit Christus, dem Erstgeborenen, sind wir Erben von Gott.
Du, christlicher Mann, der heute hier sitzt, du bist ein Erbe Gottes. Du bist als Sohn Gottes ein Erbe. Und du, christliche Frau, die heute hier sitzt – es stimmt, Frau Rumpf, auch du bist als Sohn Gottes ein Erbe Gottes. Ihr Lieben, schaut euch um: Es sind alle Erben Gottes.
Und als Erbe bekommen wir eine Erbschaft. Aber nicht wie die Erbschaften dieser Welt. Ich habe schon öfter von Leuten gehört, die so große Häuser und Autos bekommen haben. Ich kenne sogar einen, der Adel ist, und auf den kommt ein Schloss zu. Ich selbst bin ganz auf der anderen Seite der Skala. Ich bin Enkel fleißiger, aber doch sehr bescheidener Großeltern, Sohn von Missionaren, und dazu sind wir noch fünf Kinder.
Auf eine irdische Erbschaft setze ich nicht so viel Hoffnung. Ich glaube, viele hier gehen vielleicht ähnlich damit um. Aber so oder so, ob wir eine große irdische Erbschaft bekommen oder nicht, das ist egal. Unsere Erbschaft kommt von Gott. Gottes Erbschaft, die er uns geben will, ist viel großartiger als jegliche irdische Erbschaft – viel mehr als Häuser, Schlösser oder Reichtum.
Letztendlich gehört das ganze Universum ihm, und Gott gibt sich selbst uns. Was ist größer als das? Und dazu sind wir vorherbestimmt, wie der Text noch einmal sagt und betont: Wir sind dazu vorherbestimmt. Gott hat das gewollt. Das war Teil seines unveränderlichen Ratschlusses. Es war einfach sein Wohlgefallen, das zu tun.
Doch diese großartigen Segnungen sind nicht das Ziel. Schau, was da steht: „Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit.“ Was Gott für uns in Christus tut, dient letztendlich dazu, dass er Lob und Ehre bekommt. Und dass Menschen den Reichtum seiner Gnade, seiner Liebe, seiner Großzügigkeit, seiner Weisheit, seiner Einsicht, seinen Plan und sein Handeln sehen und anerkennen – ja, seine große Erlösung, die größte seiner Herrlichkeit.
Und nicht nur das. Schau nochmals in Vers 12: Es gibt noch eine Sache, die Licht auf die Herrlichkeit Gottes wirft. „Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, wir, die auf Christus gehofft haben.“ Wir sind Scheinwerfer auf Gottes Herrlichkeit. Die Engel und Mächte im Himmel und die Wesen auf Erden werden die Kinder Gottes anschauen und darüber staunen, wie herrlich Gott ist.
Die Zukunftssicherung durch den Heiligen Geist
Zuletzt richtet sich der Fokus von dem, was Christus im Raum und in der Zeit tut, auf den Heiligen Geist und darauf, wie er unsere Zukunft sichert. Das lesen wir in Vers 13 und 14:
„In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit. In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist. Welcher ist das Unterpfand unseres Erbes zur Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Gott garantiert uns das, er stempelt uns, er kennzeichnet unsere Zugehörigkeit. Wenn du ein Siegel auf etwas siehst, bedeutet das Eigentum; es gehört zu der Person, die das Siegel gesetzt hat. Es bedeutet auch volle Sicherheit durch die Autorität des Eigentümers. Zudem ist es eine Garantie für den Inhalt dessen, was versiegelt ist.
Lieber Christ, als du gläubig wurdest, wurdest du von Gott versiegelt. Du wurdest gestempelt. Gott hat gesagt: „Du bist mein“ – und das mit nichts Geringerem als sich selbst, mit seinem eigenen Heiligen Geist, den er verheißen hat. Das ist eine ziemlich gute Garantie, würde ich sagen.
Der Heilige Geist wird hier weiterhin als eine Anzahlung oder ein Unterpfand beschrieben. Wenn man zum Beispiel ein Haus kauft und eine Anzahlung leistet, ist das die Art zu sagen: „Ich verpflichte mich, den vollen Preis zu zahlen.“ So verpflichtet sich Gott mit sich selbst, uns das ganze Erbe zu geben. Das ist ziemlich sicher, würde ich sagen.
Dies geschieht im Hinblick auf die Erlösung des Eigentums. Luther hat das etwas interessant übersetzt; er schreibt: „Unterpfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden.“ Ich glaube, es ist etwas komplizierter als es klingt – es geht um die Erlösung unseres Eigentums. Gott gibt diese Anzahlung, um zu sagen, dass er das volle Erbe dann erlösen wird. Das Eigentum wird in diesem Sinn uns gehören.
Wir haben schon über die Erlösung gesprochen, die Jesus bereits vollbracht hat, die also vollendet ist. Doch momentan sehen wir noch nicht das volle Ausmaß der Erlösung. Unser Leben und unsere Umstände wirken oft noch chaotisch. Du magst sagen: „Ich sehe noch so viele Probleme, so viele Baustellen in mir. Werde ich wirklich ans Ziel kommen?“
Sei guten Mutes, lieber Christ! Du darfst Gewissheit haben, denn es hängt nicht von dir ab. Gott verpflichtet sich durch seinen Geist, dich ans Ziel zu bringen und deine Erlösung zu vervollständigen.
Alle diese Segnungen, erworben durch Christus und garantiert durch den Heiligen Geist, hast du nicht selbst erarbeitet. Es ist einfach Gottes Werk – und das ist lobenswert, oder?
Und genau das ist das Ziel. Zum dritten Mal sagt der Text: „Zum Lob seiner Herrlichkeit.“ Das ist das Ziel. Diese Segnungen öffnen die Tür, damit wir in Gottes Gegenwart kommen und seine Herrlichkeit betrachten können.
So großartig sind Gottes Pläne und Taten, so großartig sind seine Eigenschaften, so großartig ist Gott. Soli Deo gloria – allein Gott die Ehre.
Praktische Konsequenzen für unser Leben
Zum Schluss möchte ich nur ein paar Worte dazu sagen, was das jetzt für uns bedeutet – angesichts dessen, dass Gott so ein großes Heil geplant, ausgeführt und garantiert hat, damit seine Herrlichkeit sichtbar wird. Was bedeutet das für uns?
Ich habe hier drei Bereiche:
Erstens bedeutet es, in unserem Denken eine gottzentrierte Perspektive zu schaffen. Das heißt, wir konzentrieren uns nicht in erster Linie darauf, was uns am meisten dient, sondern fragen uns ständig: Wie kann ich so leben, dass Gott verherrlicht wird? An dieser Stelle heißt es: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.“ Selbst die kleinsten Dinge, die kleinste Tätigkeit im Leben, sollen Gott verherrlichen.
Eine andere Stelle sagt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, und Gott wird sich um euch kümmern.“ Darüber braucht niemand Sorge zu haben, aber trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.
Zweitens bedeutet es, in einer Art zu leben, die Gottes Herrlichkeit widerspiegelt. Jesus hat einmal zu seinen Jüngern gesagt: „Ihr seid das Licht in dieser Welt. Lasst euer Licht leuchten, damit die Menschen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Drittens bedeutet es, sein heilbringendes Werk großzumachen und nicht zu verschweigen, wie es leider heute viele Gemeinden und vielleicht auch viele Christen tun. Sie fordern Menschen auf, dies oder jenes zu tun, nach dem und dem zu trachten und setzen die Hoffnung auf eigene Leistung oder auf Irdisches. Das ist menschenzentriert.
Das führt entweder zu Stolz bei denen, die das gut tun, oder zu Verzweiflung bei denen, die erkennen: „Ich kann Gott nichts bringen.“ Lasst uns lieber gottzentriert sein, indem wir darüber nachdenken, was Gott getan hat, und unsere Hoffnung völlig darauf setzen. Und lasst uns das fröhlich weitergeben.
Schlussgebet und Lobpreis
Lass mich beten. Ich selbst, der so wenig tut, soll doch so viel mehr von dieser Perspektive haben. Und ich weiß, dass es möglich ist, auch wenn nicht alle oder die meisten hier so sind, Herr.
Herr, du hast uns Grund gegeben, dich zu loben. Du hast uns deine Herrlichkeit gezeigt in deinem Sohn Jesus Christus. Ich bete, dass du unsere Blindheit, wenn irgendetwas zwischen unseren Augen und deiner Herrlichkeit steht, wegnimmst. Hilf uns, auf dich zu schauen, denn du hast den Weg bereits geöffnet, Herr.
Wir dürfen durch Jesus Christus in das Allerheiligste kommen und deine Herrlichkeit betrachten – etwas, das Mose nicht durfte. Herr, wenn wir dieses so großartige Privileg haben, dich persönlich kennenzulernen, bete ich als Gemeinde, dass wir das schätzen und danach trachten. Wir wissen, dass das dazu führt, dass unser Leben anders geführt wird.
Bitte schenke uns diese Perspektive! Ich bete, dass sie unser ganzes Leben durchdringt. Wir danken dir für dieses Privileg, dich kennenzulernen und deine Herrlichkeit zu sehen. Amen!
Wir singen alle: Ehre sei meinem Retter!