Einführung: Zeugnisse des Glaubens und Psalm 40 als Glaubenszeugnis
Liebe Gemeinde,
Zeugnisse von Menschen zu hören, die Gott ganz konkret in ihrem Leben erlebt haben, ist doch immer etwas Wunderbares, oder? Danke euch für eure Zeugnisse.
Heute Morgen wollen wir noch ein weiteres Glaubenszeugnis hören – und zwar eines aus der Bibel. Es ist ein Glaubenszeugnis von König David, der seinen Rettergott bekennt. Ich lese uns dazu Psalm 40 vor:
Einen Psalm Davids vorzusingen:
Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.
Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann.
Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren Gott.
Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den Herrn hoffen. Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen und denen, die mit Lügen umgehen.
Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweist, dir ist nichts gleich.
Ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind.
Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan.
Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer.
Da sprach ich: Siehe, ich komme; im Buch ist von mir geschrieben: Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen.
Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde; siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen.
Herr, das weißt du, deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen.
Von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich, ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde.
Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden.
Lass deine Güte und Treue alle Wege mich behüten, denn es haben mich umgeben Leiden ohne Zahl.
Meine Sünden haben mich ereilt, ich kann sie nicht überblicken.
Ihr sind mehr als Haare auf meinem Haupt, und mein Herz ist verzagt.
Lass dir es gefallen, Herr, mich zu erretten, eile, Herr, mir zu helfen.
„Schämen sollen sich und zu Schanden werden, die mir nach dem Leben trachten, mich umzubringen.
Es sollen zurückweichen und zu Schanden werden, die mir mein Unglück gönnen.
Sie sollen in ihrer Schande erschrecken, die über mich schreien: Da, da!
Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen, und die dein Heil lieben.
Lass alle Wege sagen: Der Herr sei hoch gelobt!
Denn ich bin arm und elend, der Herr aber sorgt für mich.
Du bist mein Helfer und Erretter, mein Gott, säume doch nicht!
Ich möchte mit uns beten:
Himmlischer Vater, danke für dein Wort, die edle Gabe, dein Wort, das uns die Welt erklärt, das uns uns selbst erklärt und das uns vor allem zeigt, wer du bist und wie du bist.
Danke für dieses Zeugnis, dieses Glaubenszeugnis von König David.
Danke, dass wir in diesem Psalm lesen dürfen, dass du ein Retter bist und ein Helfer in jeder Not.
So hilf uns, dir immer mehr zu vertrauen.
Gebrauche die Verkündigung deines Wortes, um deine Gemeinde zuzurüsten zu jedem guten Werk, uns froh zu machen an dir, dem Retter.
Amen.
Verbindung zu Psalm 39: Vom Ruf zur Rettung zur Erhörung
Wenn wir diesen Psalm lesen, sollten wir nicht denken, dass er für sich allein steht. Auch die Psalmen sind oft in einer bestimmten Reihenfolge verfasst. So folgt Psalm 40 nicht nur numerisch auf Psalm 39.
Psalm 39 ist ebenfalls ein Psalm Davids. In diesem Psalm drückt David aus, dass er in großer Not ist. Dort gibt es noch keine Rettung, sondern nur einen Ruf um Rettung. David erkennt in Psalm 39, dass seine größte Not aus seiner eigenen Sünde stammt. Alles Leid, das er erlebt, ist letztendlich die Konsequenz seiner Sünde. So heißt es in Psalm 39, Vers 9: „Er rette mich aus aller meiner Sünde und lass mich nicht den Narren zum Spott werden.“
Dann folgt Psalm 40. Dieser Psalm zeigt uns gleich zu Beginn, wie dieses Gebet von Gott erhört wurde. Wir haben das gerade gehört. Ich lese noch einmal die Verse 2 und 3 vor: „Ich hachte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann.“
Der Psalmist beschreibt hier im Rückblick seine Not, eine Ausweglosigkeit. Er war gefangen in einer grausigen Grube, wie es hier im Lutherdeutsch so schön heißt, „lauter Schmutz und Schlamm“. Das klingt nach jemandem, der tief im Dreck sitzt, in einem Sumpf, aus dem es kein Entrinnen gibt. Jeder Versuch, herauszukommen, produziert nur noch mehr Schmutz.
Man kann sich das vorstellen wie ein Auto, das im Schlamm stecken bleibt: Je mehr Gas man gibt, desto mehr Schmutz spritzt hoch, und das Auto sinkt tiefer. Oder wie wenn man im Sumpf steht, und ein Fuß schon tief eingesunken ist. Versucht man, sich hochzudrücken, sinkt man mit dem anderen Fuß auch noch tiefer ein.
Was David hier beschreibt, ist bildhaft zu verstehen. Es geht um eine grausame Grube voller Sünde, Schmutz und Schlamm, die auf ihm liegt.
Unsere Täuflinge haben gerade beschrieben, wie sie selbst so etwas erlebt haben. Wie sie erfuhren, dass sie in einer grausamen Grube sind, mit Lügen umgehen, verloren sind und Rettung brauchen. Karin hat gerade kurz erzählt, wie sie erkannte, dass sie Jesus am Kreuz brauchte, und wie der Jesusfilm für sie ganz persönlich wurde. Christina berichtete, wie sie in tiefe Trauer verfiel, weil sie erkannte, wie viel Schmutz und Schlamm sie in ihrem Leben angehäuft hatte. Hamid und Naim haben es ebenso bezeugt.
Doch alle durften erkennen, dass in dieser scheinbar ausweglosen Situation ein Retter da ist, dem man sich zuwenden kann. Ihr habt ihn angerufen, habt in eurer Not zum Herrn geschrien, und er hat euch gehört.
So hören wir Zeugnisse, die gar nicht so anders klingen als das, was in Psalm 40, Verse 2 und 3 steht: „Ich hachte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann.“
Der Herr hat euch und viele von uns aus großer Not befreit und uns auf einen Felsen gestellt. Vielleicht kann euch, den Täuflingen, und auch uns anderen, die wir das erlebt haben, die Taufe nachher das noch einmal bildhaft vor Augen stellen.
In dem Moment, in dem ich euch unter Wasser tauche, dürft ihr erkennen und bedenken, dass das Untertauchen ein Bild für das Verderben, das Verlorengehen ist – das, wo wir ohne das Eingreifen Gottes wären. Aber keine Sorge: Ich hole euch wieder heraus. Und das tue ich nicht aus eigener Autorität, sondern kraft der Autorität Jesu Christi, der jeden, der an ihn glaubt, aus der grausigen Grube rettet.
Ihr wollt das in der Taufe bekennen.
Lobpreis als Reaktion auf Gottes Rettung
Und wer das erlebt, was David hier beschreibt, der wird froh. Das drückt sich oftmals im Lobpreis aus. David beschreibt das in Vers 4. Dort wird deutlich, dass sein Lobpreis nicht einfach seine ganz persönliche Reaktion auf das ist, was er erlebt hat, sondern das Wirken Gottes in seinem Leben.
Vers 4: Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben. Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben seinen Gott. Das werden viele sehen, sich fürchten und auf den Herrn hoffen.
David erklärt hier, dass sein Lobpreis nicht etwas ist, das er einfach selbst tut. Nein, es ist die logische Konsequenz dessen, was Gott in ihm tut. Der Herr hat ihm ein neues Lied in seinen Mund gegeben. Mit diesem neuen Lied hat der Herr etwas vor.
Das heißt, der Lobpreis Davids ist nicht einfach nur etwas zwischen ihm und Gott. Nein, was hat er damit vor? Das werden viele sehen, sich fürchten und auf den Herrn hoffen. Der Lobpreis, den Gott in David verursacht, soll dazu führen, dass auch andere von Gott hören, ihn erkennen, zur biblischen Gottesfurcht kommen und ihre Hoffnung auf ihn setzen.
Was David hier ausdrückt, ist etwas, das wir in dem Psalm immer wieder sehen. In dem Psalm lesen wir viel Lobpreis. Es ist das Lobpreisbuch von König David. Immer wieder sehen wir, dass sein Lobpreis zwei Zielrichtungen hat. Zum einen ist der Lobpreis an Gott gerichtet, denn Gott gebührt alles Lob.
Gleichzeitig zielt der Lobpreis Davids immer auch darauf ab, andere Menschen über Gott zu lehren und sie so zum Glauben zu ermutigen.
In Vers 5 macht der Psalmist deutlich, dass das, was er bisher beschrieben hat, nicht nur sein ganz persönliches Ding ist. Genauso wenig, wie die Zeugnisse unserer Täuflinge etwas sind, über das wir nachher sagen können: „Na gut für sie, gut für ihn.“
Nein, was sie bezeugen, ist eine Wahrheit, eine universelle Wahrheit, eine Wahrheit, die wir alle erkennen sollten.
Wenn du heute hier bist, vielleicht mitgekommen bist, weil du die Taufe ansehen wolltest, oder wenn du heute hier bist, weil du neugierig bist und einfach mal eine Gemeinde sehen möchtest, dann möchte ich dir sagen: Höre den Aufruf aus Vers 5. Denn der macht deutlich, dass David alle Menschen anspricht.
Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen, Stolzen könnte man auch sagen, und denen, die mit Lügen umgehen.
Wenn du bisher den Herrn noch nicht als deinen Retter kennst und somit dein Herz vielleicht auch noch nicht diesen frohen Lobpreis kennt, dann möchte ich dich einladen: Höre diesen Aufruf, setze deine Hoffnung auf den Herrn. Folge nicht den Stolzen, die behaupten, keinen Retter zu brauchen.
Die Realität ist, dass alle Menschen, wirklich alle Menschen, einen Retter brauchen – auch wenn viele das erst einmal nicht wahrnehmen. Von Natur aus stecken alle Menschen mitten im Sumpf, in der grausamen Grube. Und eines Tages, wenn sie darin versinken, werden sie für alle Zeit verloren sein, wenn sie nicht gerettet werden, wenn sie niemand herausholt.
Dieser Schmutz und Schlamm ist selbst gemacht. Unser Schöpfer hat uns gesagt, wie wir leben sollen: ein gutes Leben im Gehorsam und in der Liebe. Aber früher oder später, ich denke, das muss jeder Mensch eingestehen, lebt niemand vollkommen so.
Wir alle haben Fehler und Schwächen im Leben und manövrieren uns immer mal wieder in den Dreck. Oftmals wird dabei nicht erkannt, wo die Rettung herkommen muss.
Die falsche Selbstrettung und Gottes Plan
Ich habe jemanden aus meiner Heimatstadt mitgebracht: Baron Münchhausen. Er verkündet uns hier die Strategie, die wir so oft hören und der viele Menschen glauben.
Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt: Der Baron Münchhausen steckte mit seinem Pferd einst in einer grausamen Grube, umgeben von Schmutz und Schlamm. Er war im Sumpf versunken. Und was tat er? Stolz berichtet er, dass er sich am eigenen Schopf samt seines Pferdes aus dem Sumpf zog. Das ist eine Lügengeschichte, das ist klar, das funktioniert nicht und sollte man nicht ausprobieren.
Das ist das, was David hier meint: Folgt nicht den Lügen, denen, die mit Lügen umgehen. Erkenne deine Not und dann erkenne, wo allein Hoffnung zu finden ist. Hoffnung ist allein beim Herrn. Wohl dem, der seine Hoffnung auf den Herrn setzt.
Ab Vers 6 lesen wir dann, dass David den Herrn preist als einen Gott, der mächtige Wunder tut und einen großartigen Plan hat. Ich lese uns den Vers 6 vor: "Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweist; dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind."
David erkennt hier an, dass Gott allmächtig ist und Dinge tun kann, die rein menschlich betrachtet unmöglich sind. Er kann Wunder tun. "Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder." Diese Wunder sind nicht einfach beliebig. Sie sind kein Spielzeug, das Gott ab und zu mal benutzt, weil er mal ein bisschen Spaß haben will. Nein, er handelt durch Gedanken, entsprechend seiner Gedanken, wie es hier heißt.
Viele andere Übersetzungen verwenden an dieser Stelle statt "Gedanken" das Wort "Plan" oder "Pläne". Was David hier also anerkennt, ist, dass Gott gute Pläne hat, einen guten Plan, und dass wir Menschen irgendwie Teil davon sind. Er weiß, Gottes Pläne sind so umfassend, dass er sie nicht alle beschreiben könnte. Doch er möchte davon zeugen und etwas von diesen Plänen Gottes verkünden.
Genau das tut er in den Versen 7 bis 9: "Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer; da sprach ich: Siehe, ich komme, im Buch ist von mir geschrieben. Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen."
David verkündet hier, dass der Herr ihm die Ohren aufgetan hat. Er hat begonnen, etwas zu verstehen. Er versteht, dass Gott nicht wirklich irgendwelche Opfer will – weder Schlachtopfer und Speisopfer noch Brandopfer oder Sündopfer. All das will Gott letztlich nicht. Nein, was er wirklich will, ist etwas ganz anderes: völlige Hingabe.
Wiederum macht David deutlich, dass dies nicht etwas ist, was er jetzt selber vollbringen muss, sondern ein Werk Gottes in ihm. So wie der Herr ihm ein neues Lied in den Mund gelegt hat, so hat der Herr ihm auch sein Gesetz ins Herz gelegt. Er hat sein Herz verändert.
Deshalb gibt der Herr nicht einfach nur Anordnungen wie "Tu dies und tu das" oder "Bring bestimmte Opfer". Nein, er gibt ihm ein Herz, damit David nun tun kann, was Gott gefällt. So kann David sagen: "Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, denn dein Gesetz habe ich in meinem Herzen."
Aber wirklich? Ja, David war ein Mann, der in der Bibel als ein Mann nach Gottes Willen, nach Gottes Herzen beschrieben wird. Und doch wissen wir alle, dass David nicht immer so gehandelt hat, wie Gott es wollte. David war ein Ehebrecher und jemand, der jemanden hat ermorden lassen.
Deshalb geht Gottes Plan über das hinaus, was David über sich selbst sagen kann. Das ist auch der Grund, warum es überhaupt diese Anordnung von Opfergesetzen gibt. Man könnte sich fragen: Warum hat Gott sie dann überhaupt gegeben? Wozu diese Opfer, wenn er sie doch eigentlich gar nicht will?
Weil Gott damit etwas vorhatte. Er wollte uns allen deutlich machen, dass wir stellvertretende Opfer brauchen. Sie sind ein Hinweisschild. Wir haben über sie schon in Hebräer 10 gehört. Sie sind ein Hinweisschild.
Diese Opfer mussten immer und immer wieder gebracht werden. Kaum war eine Sünde getan, musste ein Opfer her. Dann kam die nächste Sünde, und das nächste Opfer war notwendig. Die Opfergesetzgebung war an sich ein Hamsterrad, es war hoffnungslos.
Was gebraucht wurde, ist das, wovon wir vorhin gesungen haben: ein ein für allemal Opfer. Deshalb ist entsprechend des perfekten Plans Gottes das große Wundergeschehen, dass Gott selbst Mensch geworden ist. Deshalb kam er zu uns Menschen.
Jesus Christus ist derjenige, in dem sich diese Worte vollständig erfüllen. Gott der Vater sendet seinen Sohn in diese Welt, um das Opfer zu sein, auf das alle anderen Opfer bis dahin nur hingewiesen haben. Sie waren Teil seines Plans und hatten eine Hinweisfunktion, aber sie waren nicht das, was er letztlich wollte.
Deshalb sind die Worte aus Vers 8 und 9 wirklich Worte, die in Jesus ihre vollkommene Erfüllung finden: "Siehe, ich komme, im Buch ist von mir geschrieben. Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen."
Ihr Lieben, das ist die frohe Botschaft des Advents, das ist die frohe Botschaft von der Ankunft des Herrn. Der Retter ist da. Jesus Christus ist gekommen, um den Willen Gottes zu tun und den Plan Gottes auszuführen.
Er ist der Einzige, der immer den Willen Gottes getan hat. Er ist vollkommen gerecht. Er ist das perfekte ein für allemal Opfer. Durch seinen Tod am Kreuz ist er stellvertretend den Tod gestorben, den wir verdient hätten. Er hat unsere Schuld für alle Zeit gesühnt – das, was kein Schlachtopfer oder Brandopfer jemals tun konnte.
Er ist es, der uns gerettet hat aus der grausigen Grube, aus allem Schmutz und Schlamm. Er ist der Fels, auf dem wir stehen können, von dem im Vers 3 die Rede war.
Zeugnis und Verkündigung als Folge der Rettung
Und wer das erkennt, wer das erkennen darf, weil Gott es ihm ins Herz legt, der kann nicht schweigen. Das sehen wir in Vers 10 und 11.
David sagt: „Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, Herr, das weißt du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen. Von deiner Wahrheit und deinem Heil rede ich. Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde.“
Was David hier tut, passiert immer wieder, wenn Menschen erleben, wie Gottes Güte und Treue in ihr Leben kommen. Sie können nicht schweigen, sie wollen es bezeugen.
Es ist nicht jedermanns Sache, das vor der ganzen Gemeinde zu tun, und das ist auch in Ordnung. Doch wenn Menschen erlebt haben, wie großartig Gottes Rettungshandeln in ihrem Leben war, wenn sie erlebt haben, wie verloren sie waren und wie gerettet sie jetzt sind, dann sprudelt das aus ihnen heraus. Selbst dann, wenn es Widerstand gibt, selbst dann, wenn Menschen es nicht mehr hören wollen und es ihnen auf die Nerven geht.
Wir haben gerade von Naim gehört, wie er im Flüchtlingsheim Probleme bekommen hat. Wir haben letzte Woche von Roya erfahren, den ich vorhin reinkommen sah, der Probleme bekommen hat und geschlagen wurde, weil er Jesus bekennt. Und dennoch hören diese Menschen nicht auf damit. Sie sollten auch nicht aufhören, weil sie wissen, dass die Menschen um sie herum in einer grausigen Grube sind – voller Schmutz und Schlamm. Sie sind verloren, und ihre einzige Hoffnung ist, dass jemand wie Naim, Roya, Hammed oder auch in unserer Nachbarschaft Karin, Christina oder auch du den Mund aufmacht und ihnen den Weg weist. Damit sie nicht mehr den Lügen und den Stolzen folgen, sondern ihre Hoffnung auf den Herrn setzen.
Möge der Herr uns Christen immer wieder neu zu unserer ersten Liebe zurückbringen, zu unserer ersten überschwänglichen Begeisterung, die uns dazu veranlasst hat, zu reden – selbst wenn wir gar nicht mehr genau wussten, was wir noch sagen sollen. Mögen wir mutig Zeugnis geben, so wie David es hier tut. Er lässt sich seinen Mund nicht stopfen, er verbirgt nicht in seinem Herzen die Wahrheit, die verkündet werden muss. Er redet.
Die Realität des Leidens trotz Rettung
Damit kommen wir zu Vers zwölf. In diesem Vers nimmt der Psalm eine etwas überraschende Wendung. Bis hierhin haben wir gesehen: Der aus der Not Schreiende wird gerettet und bekommt ein neues Lied in den Mund gelegt. Mit diesem Lied preist er fröhlich Gott, auch als Zeugnis gegenüber anderen. Er erkennt, dass Gott Wunder tut, einen guten Plan hat und unsere Hingabe möchte. Dieses alles bezeugt er.
Jetzt lesen wir jedoch, wie aus dieser frohen Botschaft, aus diesem freudigen Bekenntnis, ein erneutes Flehen um Rettung wird. Ich lese uns Vers zwölf vor:
„Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden,
lass deine Güte und Treue alle Wege mich behüten,
denn es haben mich umgeben Leiden ohne Zahl.
Meine Sünden haben mich ereilt, ich kann sie nicht überblicken,
ihrer sind mehr als Haare auf meinem Haupt,
und mein Herz ist verzagt.
Lass dir es gefallen, Herr, mich zu erretten,
eile, Herr, mir zu helfen.“
König David weiß um seinen barmherzigen Retter. Er weiß, an wen er sich jetzt wenden kann. Er wendet sich an den, der ihn aus aller Not gerettet hat. Hier wird deutlich, dass er als der Gerettete nicht einfach sanft und sorgenfrei durchs Leben gleitet.
Ich hoffe, das ist nicht eure Erwartungshaltung, wenn ihr heute getauft werdet, Karin, Christina, Naim und Hamid. Ihr denkt nicht, dass ihr euch zu Jesus bekehrt und von da an wird euer Leben nur fröhlich, leicht und locker sein. Ich glaube, ihr seid schon lange genug dabei, um das zu wissen. Und viele von uns können das nur zu deutlich bezeugen.
König David macht uns hier nichts vor. Er bekennt frei heraus: Sie haben mich umgeben, Leiden ohne Zahl, und meine Sünden haben mich ereilt. Er weiß, wie die Realität aussieht.
Liebe Gemeinde, ich wünsche mir, dass wir eine Versammlung sind, in der wir ähnlich klar und deutlich bereit sind, unsere Not und unsere Sünden zu bekennen. Gemeinden, in denen der Eindruck entsteht, dass jeder alles im Griff hat, sind fürchterlich. Für einen Moment mag das ja mal ganz nett sein, wenn man eine heile Welt vorgespielt bekommt. Aber spätestens, wenn ich selbst Leid in meinem Leben erfahre und alle um mich herum geben mir nur ein „alles easy“, dann fange ich an, mich zu fragen, was bei mir nicht stimmt.
Und wenn dann beim Sündenbekenntnis die schlimmsten Sünden, von denen ich höre, diese sind: „Ich habe letzte Woche jeden Tag nur zehn Minuten gebetet, meine stille Zeit war nicht so gut, und ich habe sogar einmal, als ich hätte können, kein Zeugnis gegeben“, dann schaue ich mich selbst an mit meinen Sünden. Dann kann die Frage aufkommen: Wenn das bei allen anderen wirklich so ist, bin ich denn überhaupt Christ? Was ist denn mit mir los?
Ich bin David dankbar, weil ich mich in seinen Worten wiederfinden kann: Leiden von außen und Sünden im Inneren. Der große König David, ein Mann nach dem Herzen Gottes, macht niemandem etwas vor. Er bekennt offen seine Not und seine Schuld. Und er weiß, wo er damit hingehen kann.
Er bekennt es übrigens nicht geheim, nur in seinem persönlichen Gebet. Es ist niedergeschrieben, und wir alle wissen das. Aber ich möchte uns Mut machen: Das Bekennen unserer Not, unserer Leiden, das Anteilgeben daran, so dass jemand für uns beten kann, so dass jemand für uns da sein kann. Auch das Bekennen unserer Sünde, so dass jemand mit uns beten kann, setzt frei.
Und wir sehen auch: Was David hier in Anbetracht seiner eigenen Sünde tut, ist nicht, sich von Gott zu entfernen oder sich vor Gott zu verstecken. Er denkt nicht: „Ich muss irgendwie meine Sünden regeln, und dann kann ich vielleicht wieder in seine Gegenwart kommen.“
Ich denke, wir Christen handeln manchmal so. David nimmt seine Schuld mutig und offen und gibt sie Gott. Er weiß um seinen gnädigen Retter, um einen Gott, der Sünden vergibt.
Gebet gegen Spott und Zuversicht in Gottes Hilfe
Ab Vers 15 lesen wir, dass Davids Nöte nicht nur innerlich waren. Er hatte es auch mit Menschen um sich herum zu tun, die über ihn spotteten. Vielleicht spotteten sie gerade wegen seines Leidens und sagten: „Ha, dein Gott, schau dir mal an, was der dir bringt, haha!“ Das sind meine Worte, David drückt es etwas anders aus, aber der Sinn ist ähnlich.
Er sagt: „Schämen sollen sich und zu Schanden werden.“ Das geht auch ohne Folie immer so. „Schämen sollen sie sich und zu Schande werden, die mir nach dem Leben trachten, mich umzubringen. Es sollen zurückweichen und zu Schande werden, die mir mein Unglück gönnen. Sie sollen in ihrer Schande erschrecken, die über mich schreien: ‚Da, da!‘“ Das kennen wir doch, oder? Hast du das schon mal erlebt? Der Nichtchrist sagt dann vielleicht: „Ja, was ist denn bei euch Christen? Seid ihr auch nicht besser? Schau mal, was dein Gott dir jetzt gebracht hat! Ha!“
Doch David betet dagegen an. Er betet gegen den gerecht richtenden Gott und für sich sowie alle, die unter solchem verächtlichen Spott leiden.
In Vers 17 heißt es: „Lass deiner sich freuen, und fröhlich seien alle, die nach dir fragen und dein Heil lieben, dass alle Wege sagen: Der Herr sei hochgelobt!“ Dann verkündet David: „Denn ich bin arm und elend, aber der Herr sorgt für mich.“
Diese Zuversicht führt ihn dazu, dass er sich in seiner Not an seinen Retter wendet: „Du bist mein Helfer und Erretter, mein Gott, säume doch nicht!“
Wir Christen sind schon gerettet! Im Moment seines Todes am Kreuz von Golgatha rief Jesus aus: „Es ist vollbracht!“ Und doch leben wir noch in einem sündigen Leib, in einer sündigen Welt.
Doch in aller Not und in allem Leid dürfen wir wissen, dass der Gott, der uns gerettet hat, auch unser gegenwärtiger Helfer ist. Lieber Christ, kannst du mit David bekennen: „Der Herr aber sorgt für mich“? Kannst du das sagen? In aller Not, in allem Leiden: „Der Herr aber sorgt für mich“?
Eines Tages wird er alle Leiden und alle Not beenden. Wir, die wir Rettung erlebt haben, können darauf zurückblicken, wie der Herr uns aus der grausamen Grube, aus allem Schmutz und Schlamm herausgeholt hat und uns auf den Felsen Jesus Christus gestellt hat. Gerade im Rückblick dürfen wir diese Zuversicht auch für die Zukunft haben.
Advent als Zeit des Rückblicks und der Hoffnung
Der Advent war immer eine Zeit, in der beides getan wird: Zum einen wird auf das erste Kommen, auf die Ankunft Jesu, zurückgeschaut – im frohen Lobpreis. Zum anderen wird auch nach vorne geschaut. Es ist eine Zeit des Besinnens darauf, dass es eine zweite Ankunft des Herrn geben wird.
Erleben durften wir Christen aufgrund seiner großen Gnade und Barmherzigkeit, dass der Herr uns gerettet hat. Er hat uns ein neues Lied in unseren Mund gegeben, damit wir ihn loben können – für alle Welt zum Mithören. Er hat unsere Herzen verändert, sodass wir für ihn leben können.
Er hat uns dazu befähigt, ihm Zeugnis zu geben, und er hat uns zugesagt, dass er uns in aller Not beistehen wird. Eines Tages wird er uns retten und in seine Herrlichkeit bringen.
Großer Gott, du bist unser Helfer und Erretter, unser Gott – säume doch nicht! Lieber Vater, das ist unser Gebet. So wie wir es am Ende der Bibel lesen: Komm, Herr Jesus! Wir beten das voller Zuversicht, weil wir bekennen, dass du es schon vollbracht hast. Du hast schon Rettung gebracht.
Dein großartiger Plan wurde durch Jesus Christus allein aufgrund deiner Gnade ausgeführt. Dürften wir erkennen, in welcher Not wir stecken: Allein durch den Glauben wurden wir gerettet und auf diesen Felsen gestellt – einen Felsen, auf dem wir sicher stehen.
Herr, so wollen wir beten, dass du uns immer wieder neu ein Lied in unseren Mund gibst. Dass wir dich bezeugen in Liedern und Worten und dass wir unser Leben dir hingegeben leben. Danke, dass du uns diese Herzen dafür gegeben hast.
So wollen wir auf dich vertrauen, alle Tage. Denn du bist treu und gütig! Amen.