Und nun schlagen Sie bitte im zweiten Korintherbrief Kapitel 4 auf. Hoffentlich kennt er sich in seiner Bibel schon so gut aus, dass er die Stelle nach den Evangelien im Neuen Testament findet: Römerbrief, erster Korintherbrief, zweiter Korintherbrief, Kapitel 4.
Wenn jemand von den Konfirmanden seine Bibel dabei hat, darf er ausnahmsweise sogar die Seitenzahl nennen. Aber es sind ja verschiedene Bibelausgaben. Hat jemand von den Konfirmanden schon eine Bibel? Wie viele sind es? Zweihundert? Zweihundertfünfzehn? Dann findet ihr sie im Neuen Testament.
Im zweiten Korintherbrief, Kapitel 4, Verse 1 bis 6, spricht Paulus über seinen Predigtdienst, über seine Missionarstätigkeit. Er sagt: „Darum, weil wir dieses Amt haben, nach der Barmherzigkeit, die uns widerfahren ist, werden wir nicht müde.“
Er meint damit, dass er durch die Arbeitsfülle nicht müde wird, durch den scheinbaren Misserfolg nicht entmutigt ist und auch durch die harte Arbeit nicht ermüdet. Er betrachtet es als Vorrecht, solch einen Dienst tun zu dürfen.
Paulus fährt fort: „Wir meiden schändliche Heimlichkeit, gehen nicht mit List um und fälschen auch nicht Gottes Wort. Sondern durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns dem Gewissen aller Menschen vor Gott.“
Er erklärt weiter: „Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist es denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher das Ebenbild Gottes ist.“
Paulus betont: „Denn wir predigen nicht uns selbst.“ Lass mich das gleich übersetzen, damit er es besser versteht: Wir machen keine Reklame für uns selbst. Wir wollen keine großen Sprüche über Kirchen, Konfessionen oder Predigernamen machen. Um diese Dinge geht es nicht.
Sondern es geht um Jesus Christus, dass er der Herr ist, und wir sind eure Knechte um Jesu willen.
Denn Gott, der sprach: „Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten“, hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Dadurch soll durch uns die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi entstehen.
Herr, du musst uns hier die Augen öffnen! Amen!
Die Bedeutung des unsichtbaren Wirkens Gottes im Gottesdienst
Wir wollten am Flughafen in Stuttgart Gäste abholen. Als wir dort ankamen, an der Sperre bei der Ankunft, war ein unheimlicher Menschenauflauf. Leute schrien durcheinander, Fotografen blitzten wie verrückt. Man hätte fast gedacht, Gorbatschow sei da. Doch nein, es war eine viel wichtigere Person angekommen. Alles strömte zusammen, alle schauten auf eine junge Frau. Sie war sauber frisiert, aber jedes Haar stand in eine andere Richtung. Ihre Haare waren orange und gelb, sie trug einen Minirock und hatte einen schmachtenden, käsebleichen Blick. Ein Lagerstar unserer Tage war zum Konzert in der Schleierhalle angekommen.
Alles strömte zusammen, eine Sensation bahnte sich an. Das ist aufsehenerregend. Wenn man heute sieht, welche Mühe man sich im Fernsehen gibt, damit die Leute richtig wirken, ist das bemerkenswert. Die werden stundenlang vorher geschminkt, damit alles schön aussieht. Dann werden die Scheinwerfer lange eingestellt. Denn in unserer Zeit zählt heute nur die Schau, das, was ins Auge springt.
Und jetzt, ihr lieben Konfirmanden, heißen wir euch hier in dieser Kirche willkommen. Was ist denn hier los? Hier gibt es nichts zum Gucken. Keine Tore fallen, kein K.o. Was passiert denn da? Vielleicht denkt der eine oder andere: Wenn wir wenigstens im Kölner Dom säßen, das wäre doch ein Bauwerk, eine Kathedrale. Oder im Petersdom in Rom, das wäre doch erhebend. Und wenn dann die mächtige Orgel spielen würde, so wie man es im Dom zu Salzburg hören kann – das wäre doch etwas. Aber hier, in dieser schlichten Kirche…
Ich habe diesen Abschnitt gewählt, weil ich euch das einmal erklären muss. Da passiert etwas in unserem Gottesdienst, aber nichts zum Sehen. Keine Schau, nichts Äußerliches. Ich sage euch ganz freimütig: Ich bin froh, dass ich nicht in einem Dom oder einer Kathedrale predige, sondern in diesem schlichten Kirchlein. Und mir ist das sogar wohl.
Wenn ich heute Mittag wieder unter Stundenläuten bin, wo Bäcker, Handwerksmeister oder Lehrer die Bibel auslegen, vielleicht sitzen sie nur in einer Wohnstube zusammen – da passiert etwas. Da ist Gott mitten unter uns, auch wenn man nichts sieht. Und Gott redet. Vielleicht ist es dann gerade gut, wenn die äußere Feierlichkeit weggenommen ist.
Hoffentlich stößt sich niemand daran, wenn ich ab und zu unter der Predigt ein wenig gegen Kirchenherrlichkeit und Macht predige. Ich meine, das kann den Blick fesseln und stört dann doch nur das Eigentliche. Denn das Eigentliche liegt ganz woanders. Nicht unter herrlichen Ornaten und feierlichen liturgischen Klängen, sondern dort, wo Gott redet.
Irdische Tempel braucht Gott nicht. Dome, die Meister erbauen, sind Schatten vor seinem Licht, das kein Auge schauen kann. Aber er selbst baut sich ein Haus. Er wählt sich zur Wohnung Menschen aus, die seinem Ruf gehorchen.
Das passiert in unseren Jugendgruppen, wenn ein paar Kerle beieinandersitzen und über Glauben, über Gottes Wort reden. Dann ist Gott mitten unter ihnen. Größeres gibt es nicht in dieser Welt, als dass man Gott begegnet. Und das kann man nur so erleben.
Aber noch einmal: Das ist nichts fürs Auge. Das ist nichts zum Sehen, keine Show, nichts Spektakuläres. Das kann man nicht mit Video- oder Fernsehkamera einfangen. Es hängt nicht an Personen oder Namen.
Die Kraft der Wahrheit, die das Gewissen erreicht
Mein erster Punkt: Es geht durchs Gewissen, es geht durchs Gewissen. Weißt du überhaupt, was ein Gewissen ist? Ein schlechtes Gewissen kennst du sicher. Wir haben hier einen Einblick in die Korrespondenz der ersten Christenheit. Paulus war ein reisender Evangelist und Missionar. Er reiste durch die Länder der damaligen Welt und gründete Gemeinden. Schon früh gab es Streit unter den Christen. Schade, dass es solche Auseinandersetzungen gibt, aber man muss wissen, dass auch sie nur Menschen waren wie du und ich.
Es gab Spannungen – lass dich davon nicht abschrecken. Die Leute stritten, weil sie die Prediger miteinander verglichen. Sie sagten: Der ist besser als der andere, der kann besser predigen, und bei dem wirkt das viel eindrucksvoller und mächtiger. Interessanterweise schnitt Paulus auf dieser Erfolgsskala am schlechtesten ab. In Korinth schätzte kaum jemand den Apostel Paulus. Die Leute sagten, wenn er kommt, redet er so armselig, das ist ein Geplapper, und das wirkt gar nicht groß. Andere machten das viel wirkungsvoller.
Paulus verteidigt sich im Korintherbrief. Wir können hier nicht alles im Detail betrachten, aber im ganzen 2. Korintherbrief lesen wir von seiner Verteidigung. Er erzählt, wie es war, als er nach Korinth kam und die Gemeinde gründete. Alle sind durch Paulus zum Glauben gekommen. Damals war Paulus sogar Handwerker. Er arbeitete als Sattler bei Aquila und Priscilla in deren Lederfachgeschäft, in der Werkstatt hinten. Am Sabbat ging er in die jüdische Synagoge und las mit den Leuten die Prophetenschriften.
Beim Lesen der Prophetenschriften kam immer wieder die Weissagung vom kommenden Messias vor. Dort machte Paulus die Zuhörer aufmerksam und sagte: Ich weiß, wer der Messias ist. Er ist gekommen, geboren in Nazaret und Bethlehem. Dieser Jesus ist mir erschienen, als ich auf dem Weg nach Damaskus war. Als ich entdeckt habe, dass Jesus lebt, habe ich begriffen, dass ich mein Leben falsch gelebt habe. Aber ich habe erfahren, dass Jesus die ganze Menge der Sünden wegträgt.
In der Synagoge von Korinth gab es daraufhin Aufruhr, Widerspruch und Empörung. Schließlich warfen sie Paulus aus der Synagoge. So entstand die Gemeinde. Paulus erinnert die Korinther daran und sagt: Wisst ihr, damals ist das Wesentliche passiert, obwohl es versteckt war unter äußerem Streit und Auseinandersetzung. Gott hat Menschen durch das schlichte Wort oder Zeugnis berufen, das er damals gebracht hat.
Er sagt, er ist so froh und tut diesen Dienst gern. Er will allen in schlichter Weise erzählen, was er mit Jesus erlebt hat. Ihr Konfirmanden: Wisst ihr, was hier geschehen soll? Keine großen Reden sollen geschwungen werden. Es soll erzählt werden, was Menschen mit dem Wort Gottes erlebt haben.
Paulus sagt jetzt in den ersten Versen, Vers 2: Wir machen keine Tricks. Wir verpacken das Wort Gottes nicht poppig, wir verkleiden es nicht, um die Leute anzuziehen. Wir machen keinen Firlefanz darum. Obwohl das doch schön wäre, könnte das alles abhalten. Wir wollen das Wesentliche ganz klar hervorheben, das Wichtigste: die Offenbarung der Wahrheit.
Hier in der Mitte unseres Gottesdienstes geht es darum: Ist das wahr? Und ihr habt das Recht, so zu fragen, liebe Konfirmanden. Ist es wahr, dass Jesus den Tod besiegt hat? Sonst brauchen wir Ostern nicht mehr zu feiern, dann feiern wir nur ein Frühlingsfest. Ist Jesus wirklich der Sieger über die Todesmacht? Ist das wahr? Das soll hier verhandelt werden.
Ist es wahr, dass jeder Mensch einmal vor Gottes ewigem Gericht Rechenschaft geben muss über sein ganzes Leben? Ist es wahr, dass kein Mensch für seine eigenen Missetaten und sein Fehlverhalten vor Gott büßen kann? Sondern dass der Opfertod, das Blut Jesu, mich rein macht von aller Sünde? Das predigt Paulus und sagt: Ich bin so froh, dass ich diese Wahrheit predigen kann.
Diese Wahrheit dringt ins Gewissen der Menschen, ins Gewissen, und Menschen kommen zum Glauben. Noch nie ist ein Mensch zum Glauben gekommen, weil in der Kirche nette Leute waren. Das sind sie nämlich auch nicht. Aber selbst wenn es so wäre, dadurch kommt man nicht zum Glauben. Vielleicht findet man für einige Jahre nette Freunde, aber zum Glauben kommt man nur durch die Offenbarung der Wahrheit, indem sie in die Mitte gestellt wird.
Ludwig Hofacker, der Prediger, nach dem unsere Kirche benannt ist, hatte ein Motto, das mir sehr gefällt. Er sagte: Man soll keine Brühe um die Wahrheit machen. Wir Schwaben essen die Maultaschen gern in der Soße, weil sie besser schmeckt. Da will man es attraktiver machen. Er sagte, wir sollten die Wahrheit des Evangeliums nicht mit irgendwelchen Zusatzdingen versehen, damit der Mensch sie leichter schluckt, sondern sie so sagen, wie sie ist.
Jesus hat in der Bergpredigt gesagt, dass unsere Augen voll Ehebruch sind, dass wir im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen Totschläger sind – mit dem Hass, der uns regiert. Und dass wir uns nicht durch einige gute Vorsätze selbst verändern können, sondern dass nur Jesus unser Leben verändern kann, indem er Wohnung bei uns nimmt – durch die Offenbarung der Wahrheit.
Das geht durch das Gewissen, das geht durch das Gewissen! Wenn wir uns hier in der Kirche versammeln, passiert das hier. Das geht durch das Gewissen! Darum beten wir, dass das auch bei euch im Gewissen geschieht – auch heute.
Ich verstehe, wenn jemand sagt: Ich möchte sonntags ausschlafen, ich ertrage das nicht mehr, weil mich das Gewissen quält. Das hält man nicht aus, bis man Frieden vor Gott gefunden hat. Denn die Wahrheit kann man nicht unterdrücken. Die Wahrheit ist größer als alle Ausflüchte. Du kannst ein Leben lang davonrennen und sagen: Ich will nichts mehr wissen, du kannst aus der Kirche austreten. Die Wahrheit wird in deinem Gewissen brennen, bis du ihr nachgehst und dich ihr stellst.
Paulus sagt: Wir werden nicht müde. Er hat viel Misserfolg erlebt. Nicht nur, dass die Gemeinde ihn ablehnte, sondern auch, dass er vor Tausenden und Abertausenden gepredigt hat, aber nur eine ganz kleine Schar wirklich gläubig wurde. Und heute, wenn man das so sieht: Wer ist denn wirklich überzeugt? Ein Christ? Ach, das sind doch wenige in unserem Volk, auf der Welt.
Paulus sagt: Wir werden nicht müde. Das soll uns nicht abschrecken.
Die Standhaftigkeit im Dienst trotz Widerständen
Und ich möchte das noch einmal an einer Lebenssituation des Paulus erzählen, weil es dort noch einmal deutlich wird.
Er war über zwei Jahre in Palästina, in Caesarea, der römischen Festung am Mittelmeer, in einer Haftzelle eingesperrt. Er, der rastlose Prediger, der unermüdlich Pläne schmiedete, wie er die fernsten Länder noch erreichen kann, musste in feucht-kalten Wänden sitzen und warten – und warten. Dabei wurden die Gicht und das Rheuma immer schlimmer.
Er saß und saß, bis er endlich zu einem Verhör herausgeholt wurde. Man führte ihn in einen festlichen Saal. Dort saßen König Agrippa – ein jüdischer König, von den Gnaden der Römer eingesetzt – und der römische Prokurator. Beide waren auf großen Thronen postiert. Um sie herum standen die Höflinge und die Räte. Es war eine feierliche, würdevolle Versammlung.
Dann führten sie Paulus mit Handschellen herein. Er war abgemagert, verfallen, unrasiert und sah jämmerlich aus. König Agrippa, der sich ein wenig für Religion interessierte, saß neben seiner Frau Bernice. Sie sagten zu Paulus: „Erzähl uns mal, warum bist du in Haft?“
Sie erwarteten, dass Paulus sie anflehen würde: „Lass mich raus, ich halte es nicht mehr aus, die Haft ist so schlimm.“ Doch Paulus reckte die Hand und sagte: „Ich habe euch etwas zu sagen – von einem Toten, der lebt: Jesus! Er ist der Herr der Welt. Euer ganzer Flitterglanz der Macht Roms mit euren Legionen ist nichts im Vergleich zur Herrschaft Jesu, dem ich diene.“
Er sprach vom jüngsten Tag vor dem Gericht, vor dem auch König Agrippa stehen wird. Er sprach von der Keuschheit unseres Lebens, von Unrecht und Korruption.
Daraufhin fuhr der König hoch und sagte: „Sperrt ihn ein, ich kann das nicht mehr ertragen.“ So schwach war König Agrippa vor der Macht der Wahrheit.
Was Christen der Welt schuldig sind, ist nicht Einfluss in der Politik, nicht Geld, nicht große Zahlen und nicht Werbung – sondern Wahrheit, das Wort der Wahrheit. Paulus sagt: „Ich werde nicht müde, das Wort der Wahrheit zu bezeugen. Ich bin ein Bote der Wahrheit.“
Es kann sein, dass wir heute vor lauter Flitterglanz und Kirchenherrlichkeit gar nicht mehr wissen, dass wir das Wort der Wahrheit, also das Wort der Bibel, das Gotteswort für die Welt, schuldig sind – ein Wort, das durchs Gewissen geht.
Paulus sprach auch davon, dass wir uns bekehren müssen von der Macht Satans, vom Satan. Wer glaubt denn noch an den Satan? Doch es gibt die Macht Satans. Jeder Mensch spürt das und weiß es aus der grausamen Realität seines Lebens.
Wir schulden Wahrheit.
Die Herausforderung der Verblendung und die Notwendigkeit göttlicher Erleuchtung
Ein zweiter Punkt, den Paulus anspricht, ist, was passiert, wenn niemand die Verkündigung annimmt. Wenn wir auf der Königstraße predigen, gehen viele einfach vorbei. Einige lächeln, andere versuchen zu stören. Ich weiß genau, dass es auch bei den zurückliegenden Konfirmanden viele gab, die nicht wirklich wollten. Für sie war es nur eine Formalität, und dann war es vorbei – wie eine Schluckimpfung: einmal tief geschluckt, und es tut nicht mehr weh.
Das geht bei vielen so vorüber. Es kann schon sein, dass sich jemand aufregt und sagt: „Was redest du denn da von der Wahrheit?“ Paulus sagt, es gibt viele, denen ist das, was wir predigen, verborgen. Man sagt dann vielleicht: „Ach ja, das liegt daran, dass die Bibel so schwer verständlich ist, das ist die komische Sprache.“ Aber es gibt doch bessere Übersetzungen, wie die Gute Nachricht, die sich ganz flott lesen lässt. Es liegt also bestimmt nicht an der Übersetzung. Warum verstehen wir dann so schlecht?
Paulus sagt in Vers 4: „Denen hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet.“ Er behauptet, wir hätten von Natur aus alle keinen klaren Kopf, um Gottes großes Wort überhaupt zu verstehen. Unser Sinn ist verblendet. Wenn uns jemand beim Autofahren mit dem Scheinwerfer in die Augen leuchtet, verstehen wir, dass wir kurz nichts mehr sehen können. Paulus sagt, dass der Gott dieser Welt – also der Welt, in der das Sichtbare so wichtig ist – uns so geblendet hat, dass wir das Göttliche nicht mehr sehen können.
Wenn wir das Evangelium hören, fällt es uns schwer, es zu erfassen. Der größte Eindruck unserer Reise nach Israel, der alle Teilnehmer bewegt hat, war die Frage: Wie ist es möglich, dass in Israel jedes Jahr Tausende von Neuen Testamenten verkauft werden? Unser jüdischer Guide kennt das Neue Testament besser als wir alle und kann es auswendig zitieren. Doch mit großer Leidenschaft sagt er: „Nein, Jesus ist nicht der Messias.“ Es ist so nah, alles im Kopf, und doch gibt es in ganz Israel höchstens 400 gläubige Christen unter den Juden – verblendete Sinne.
Jeder von uns hat damit zu tun und kämpft mit dieser Schwierigkeit. Wir sollen nur wissen, wo der Grund liegt. Warum ist unser Sinn vom Gott dieser Welt verblendet? Weil wir schon ganz tief in der Sünde stecken. Auch ihr jungen Mädchen – wir sind schon weit weg von Gott. Und immer wenn wir hören wollen, wollen wir es eigentlich gar nicht hören, weil wir nicht von unseren Praktiken lassen wollen. Wir wollen unser Leben nicht mit Gott in Ordnung bringen. Wir wollen nicht die Freude des neuen Lebens und die Schönheit der Ordnungen Gottes erleben. Stattdessen hängen wir in der Sünde fest und wehren uns dagegen. So können wir gar nicht hören.
Dass man im Gottesdienst unbeteiligt sitzt oder einschläft, das geht schlecht – obwohl viele aus unserem Chor erst heute Nacht um eins von einer Hochzeit zurückgekommen sind. Die sind vielleicht müde, das gibt es. Oder der Pfarrer ist wirklich schlecht vorbereitet und predigt langweilig, sodass man um eins einschläft. Aber das ist nicht der Grund. Viel schlimmer ist: Ich habe keinen Sinn dafür, ich will das nicht hören. Ich wehre mich gegen die Offenbarung der Wahrheit und will dieses Wort nicht mehr hören. Ich kann es nicht ertragen.
Ich kann nur bitten: Herr, gib mir jetzt einen Sinn, erleuchte mich, mach es hell bei mir, dass ich verstehen kann. Wenn du dich hinsetzt und deine Bibel liest, ist das mein Gebet: Herr, ich möchte nicht einfach zur Zeitung greifen. Ich möchte hören, was du mir sagen willst. König, gib uns gesunde Augen, die etwas taugen. Rühre unsere Herzen an, denn das ist die größte Plage: Wenn man am Tage das Licht nicht sehen kann.
Wenn man so geblendet ist von all den Dingen: „Wir haben keine Zeit, wir haben keine Zeit.“ Doch wir haben Zeit, wir wollen nur nicht. Paulus sagt, wir werden nicht müde, auch wenn viele Menschen um uns herum das ablehnen. Er hat darunter gelitten, dass Israel das Evangelium vom Messias Jesus ablehnt. Er sagte, er wäre in das letzte Straflager gegangen und hätte mit seinem Leben bezahlt, wenn er nur sein Volk von der Blindheit befreien könnte. Doch er konnte es nicht. Es ist so schwer, wenn man erlebt, dass Menschen blind sind und nicht verstehen.
Das Wunder göttlicher Erleuchtung und die Weitergabe des Lichts
Gott schafft ein großes Wunder. Darüber wollte ich heute mit euch sprechen: Gott steckt Menschen Licht an. Das steht so in der Bibel, und ich bin sehr dankbar, dass Paulus sagt, wir arbeiten nicht mit Tricks oder verfälschen das Wort Gottes, indem wir es anpassen oder verkleiden. Wir machen auch keinen politischen Club daraus oder einen Beat-Club, in der Hoffnung, dass die Leute am Ende nur wegen der Musik glauben. Stattdessen sagen wir die Wahrheit. Und dann passiert es, dass Gott ein Licht anzündet.
Das ist ganz ähnlich wie damals, als Finsternis die Erde bedeckte, vor der Schöpfung der Welt. Gott sprach, und es geschah. Gott wirkt durch sein schöpferisches Wort. Ich halte immer den Atem an, wenn im Gottesdienst Menschen zum Glauben kommen und sagen: „Gott hat mich geholt, ich habe mein Leben ihm anvertraut.“ Sie merken, dass es nicht um den Prediger oder äußere Herrlichkeit geht, sondern dass Gott sie ruft.
Ich war ein Junge wie ihr damals im Schullandheim. Da kam einer meiner Mitschüler völlig verzweifelt zu mir. Er hatte große Not und suchte Rat und Hilfe. Für mich war das ganz neu, denn ich war selbst ein junger Mensch mit all meinen Problemen und Schwierigkeiten. Dass ich einem anderen helfen könnte, so wie man es Seelsorge nennt, konnte ich gar nicht verstehen. In meiner Hilflosigkeit sagte ich nur: „Du, wir können jetzt einfach darüber beten.“ Ich sehe noch vor mir, wie dieser junge Mann ging. Heute hat er längst zum Glauben gefunden und ist in einer verantwortlichen Position als Direktor.
Das hat mich tief berührt: Dass ich als Schüler, der selbst mit seinen Noten kämpfte, anderen Licht weitergeben durfte. Das konnte doch nicht von mir kommen. Sondern Gott, der einen Lichtschein in uns gegeben hat, schafft dadurch Licht in anderen. Wir bleiben komplizierte, schwierige Menschen. Aber das ist wunderbar. Davon spricht Paulus im Vers 6: Das Licht, das aus der Finsternis hervorscheint, leuchtet auch jetzt im Leben der Zeugen weiter.
So wie sie selbst das Licht empfangen haben, dürfen sie es weitergeben. Vor einigen Wochen haben wir unsere Fräulein Kurm beerdigt. Sie hat nie über die Behinderungen in ihrem Leben gesprochen und sich nicht nach der Mode der Zeit gekleidet. Sie war eine alte Frau, doch wie vielen Kindern hat sie Licht weitergeben dürfen! Nicht durch ihr Können, sondern weil in ihr das Licht Jesu geleuchtet hat. Sie hat Jesus erkannt und konnte das vielen weitergeben.
Wenn sie in der Kinderkirche erzählt hat: „Weißt du, dass das Wunder hier geschieht?“ Dann durften wir das, was wir selbst erlebt haben, zeugnishaft weitergeben. Das heißt, wir erzählen anderen, was wir entdeckt haben. Der größte Dienst, den Christen in dieser Welt tun können, ist zu erzählen, wie sie der Wahrheit auf die Spur gekommen sind.
Sie sagen: „Dort, in Jesus, dort finden wir Gott. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Lass dich ganz hell erleuchten, damit durch dich Gott viele Menschen erleuchten kann.“