Einleitung und Ausgangslage der Geschichte
Unser Predigttext steht im Matthäusevangelium, Kapitel 2, Verse 13 bis 23.
In Matthäus 2 begegnen wir den Weisen aus dem Morgenland, den Magiern, die den Stern gesehen hatten. Sie waren bei Herodes dem Großen in Jerusalem vorbeigekommen. Herodes wollte genau wissen, wo dieses Kind geboren worden war. An dieser Stelle beginnt unser Abschnitt.
Die Weisen kehrten auf einem anderen Weg in ihr Land zurück, um Herodes nicht mehr mitzuteilen, wo sie das Kind gefunden hatten. Nachdem sie weggegangen waren, erschien dem Joseph im Traum der Engel des Herrn und sprach: „Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und fliehe nach Ägypten. Bleibe dort, bis ich dir etwas anderes sage, denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.“
Joseph stand daraufhin auf, nahm das Kindlein und seine Mutter bei Nacht mit sich und floh nach Ägypten. Dort blieb er, bis Herodes gestorben war. So erfüllte sich, was der Herr durch den Propheten gesagt hatte: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Herodes’ Zorn und die grausame Tat
Als Herodes sah, dass er von den Weisen betrogen worden war, wurde er sehr zornig. Er schickte aus und ließ alle Kinder in Bethlehem und der ganzen Umgebung töten, die zwei Jahre alt und jünger waren. Dies geschah nach der Zeit, die er von den Weisen genau erfahren hatte.
Damit wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist. Er spricht: „In Rama wurde ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen. Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren verloren.“
Als Herodes gestorben war, erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Ägypten. Er sprach: „Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und zieh hin in das Land Israel! Die sind tot, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben.“
Da stand Joseph auf, nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kam in das Land Israel.
Die Rückkehr und die Ansiedlung in Nazareth
Als er aber hörte, dass Archelaos in Judäa König war, anstelle seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dorthin zu gehen.
Im Traum erhielt er von Gott den Befehl durch einen Engel. Daraufhin zog er ins galiläische Land und kam in eine Stadt mit dem Namen Nazareth.
So wurde erfüllt, was durch die Propheten gesagt ist: Er soll Nazarener genannt werden.
Die Spannung zwischen Weihnachtsfreude und Realität
Sie kommen jetzt alle noch aus den Festtagen, und es geht eigentlich gerade so weiter, wenn man, wie in diesem Jahr, die Feiertage geschickt aneinanderreihen kann.
Dieser Abschnitt passt gewiss nicht zu dem, was wir feiern. Es war doch so viel die Rede von der Freude an dem Kind Jesus, von dem Frieden, den er bringen will. Doch das ist, als würde jemand mit der Faust ins Auge schlagen, wenn wir plötzlich mitten in den Weihnachtstagen vom Kindermord in Bethlehem hören.
Darum ist es wichtig, dass wir die ganze Weihnachtsgeschichte immer hören – das gehört mit dazu. Manche fragen bereits: Wie ist das denn mit dem Frieden auf Erden? Wir sagen: Schauen wir doch genau hin! Schon in Bethlehem war doch gar kein Friede. Verwechseln wir das nicht mit einer irdischen, ideologischen Parole.
Nehmen wir uns einen Moment Zeit und besinnen wir uns darauf, was Gott hier verkünden will.
Persönliche Erfahrungen mit Feindschaft gegen Jesus
Es war für mich ein Schock. Als ich Jugendpfarrer im Schwarzwald war, Bezirksjugendpfarrer, erlebten wir, wie viele junge Menschen zum Glauben kamen. Dann hörten wir, dass ein Mädchen aus der Sulzer Gegend am oberen Neckar Schwierigkeiten mit ihrer Mutter hatte.
Wie wurde dann hingefahren und mit ihr sowie der Mutter gesprochen? Die Mutter sagte uns: „Ich habe das Testament meiner Tochter zerrissen und verbrannt. Ich möchte nicht, dass meine Tochter etwas mit Jesus zu tun hat.“
Ist das ein Einzelfall? Oder erleben Sie die Feindschaft gegen Jesus?
Wilhelm Busch erzählt von Jugendmitarbeitern im Weigle-Haus, wie einer von ihnen im Rahmen seiner beruflichen Ausbildung weggekommen ist. Sie legten ihm ans Herz: „Wenn du dann in deinem Massenquartier bist, nimm am ersten Tag die Bibel heraus und lies offen vor, damit klar ist, dass du Christ bist. Du kannst nicht langsam anfangen, Jesus zu bekennen.“
Er hat es so gemacht. Es gab Spott und Gelächter, und er wurde verhöhnt. Nach ein paar Tagen öffnete er seinen Spind, aber die Bibel war weg. Er drehte sich um und fragte seine Kameraden: „Habt ihr mir die Bibel geklaut?“
Einer grinste frech und sagte: „Ja. Und wir haben sie zum Lagerleiter gebracht.“
Daraufhin lief der junge Christ zum Leiter des Ausbildungslagers und fragte: „Waren Sie es, der mir die Bibel weggenommen hat?“
Der Leiter antwortete: „Was denken Sie eigentlich? Merken Sie nicht, welch eine Unruhe die Bibel verbreitet, wenn man sie einfach so liest?“
Der junge Christ sagte ganz fröhlich: „Sogar wenn sie im Spind eingeschlossen ist, verbreitet sie Unruhe.“
Jesus als rotes Tuch in der Welt
Haben Sie das erlebt und kennen Sie das Gefühl, dass Jesus nicht nur das süße Kind ist, zu dem man Wiegenlieder singt, sondern dass die Welt erregt und empört ist? In der Mehrzahl der Nationen der Welt ist es heute, im Jahr 1986, nicht möglich, das Evangelium frei zu verkündigen und ungehindert zu verbreiten.
Wenn wir von Äthiopien hören, wo Kirchen geschlossen werden, vergessen wir oft, dass Christen in Burundi, diesem afrikanischen Staat, seit Jahren kein Existenzrecht mehr haben. Und niemand spricht von ihnen, weil wir nur an unsere Freiheit gewöhnt sind, die wir hier genießen.
Das gehört mit zur Weihnachtsgeschichte: Jesus erregt die Menschen in dieser Welt. Darum möchte ich zuerst darüber sprechen, dass Jesus wie ein rotes Tuch wirkt.
Es war so schön, wie die Hirten zur Krippe geeilt sind, niederknieten und das Kind anbeteten. Aber es waren eben nur die Hirten, und dann nur die Magier, die von Ferne kamen. Für viele andere wirkte Jesus wie ein rotes Tuch.
Sie kennen doch das rote Tuch, das man dem Stier in der Arena vorhält, sodass er wild darauf losrennt. Nicht das Christentum ist heute das rote Tuch, nicht die Religion an sich.
Wir haben seit einigen Sonntagen im Missionsbund Berichte aus dem Osten gehört. Sie müssen nicht glauben, dass auch in einer Zeit unter Gorbatschow so viele namentlich bekannte Evangeliumschristen, Jesus-Jünger, für mehrere Jahre in Straflager gehen, nur weil sie das Evangelium von Jesus verbreiten.
Dazu werden Dinge konstruiert: „Ihr habt nichts auf den Friedensfonds der Regierung überwiesen. Können Sie klären, warum nicht?“ Dann wird gesagt: „Ihr seid religiös.“ Nein, wir sind nicht religiös, wir wollen das Wort von Jesus weitergeben.
Die orthodoxe Kirche macht das nicht so. Jesus wirkt wie ein rotes Tuch gegen sie.
Herodes’ Angst vor dem Kind und die politische Lage
Warum hat Herodes eigentlich so reagiert? Wir kennen den Herodes den Großen sehr gut durch die Schilderungen des Josephus. Man kann sagen, er war ein sehr geplagter Mann und litt unter Verfolgungswahn. Er hatte zehn Frauen, und ausgerechnet seine Lieblingsfrau, Marianne, ließ er umbringen.
Er hat auch den Hohepriester eigenhändig getötet. In seinen Wasserspielen, bei denen er oft trank, geschahen unbeschreibliche und grausame Morde. Besonders bei den lustigen Gartenpartys im Haus des Herodes kam es zu solchen Taten.
Herodes baute eine Reihe von Fluchtburgen, die man heute noch besichtigen kann. Die berühmteste davon ist die Felsenfestung Masada. Aber auch das Herodion ist eine dieser trotzigen Fluchtburgen gewesen. Muss er sich denn vor einem Kind fürchten?
Dazu muss man wissen, dass Herodes ein ungeheuer geschickter Diplomat war. Er schaffte es immer wieder, die verschiedenen Übergänge in Rom zwischen den dortigen Cäsaren zu meistern. So blieb er oben und sicherte sich die Gunst der jeweiligen römischen Herrschaft. Er war ein sehr gewandter Fuchs.
Ist es möglich, dass er Angst vor dem Kindlein Jesus hatte? Das sagt uns die Bibel. Die Mächtigen der Welt zittern nicht vor dem Christentum oder vor der Kirche. Aber vor Jesus haben sie Furcht. Sie spüren, dass die Lebenslüge, die sie sich aufgebaut haben, zusammenbricht.
Sie fühlen sich nicht mehr sicher hinter den Mauern ihrer Fluchtburgen. Dabei hat Jesus keinen einzigen Schuss abgefeuert und keinen Pfeil abgeschossen. Jesus hat kein Hasswort gegen die Politiker gesprochen – und dennoch fühlen sie sich verunsichert.
Die Ursache der Feindschaft gegen Jesus
Wir müssen heute an diesem Sonntag darüber nachdenken, was das eigentlich ist und warum sich so viele Menschen erregen. Es werden ja immer wieder äußere Gründe vorgeschoben.
Mich hat es bei der Christenverfolgung in Russland am meisten überrascht, dass selbst ein so großes Reich wie das sowjetische wirklich den lächerlichen Versuch macht, als Ursache bei der Bestrafung der Christen anzugeben, dass beim Hauskreis, wo sie miteinander Bibel gelesen haben, Feuerlöscher gefehlt hätten. Damit seien die Feuerlöscher-Bestimmungen nicht beachtet worden, und darum müssten sie nun fünf Jahre ins Straflager.
Oder es wird behauptet, das Versammlungsstättengesetz sei nicht beachtet worden. Sie können doch Vorwände unterscheiden, auch wenn sie in Ihrer Nähe hören, wie heute ungläubige Menschen über Christen lästern, die sich zu Jesus bekennen.
Sie können das doch unterscheiden, wenn Sie in der Zeitung etwas lesen über Fromme oder über Menschen, die Jesus dienen. Vielleicht können Sie das auch sorgfältig prüfen, wenn Menschen über ihre Eltern so viel Schlechtes erzählen.
Dann sollten Sie ein wenig stutzig sein, ob da wirklich Wahrheit gesagt wird oder ob nur jemand abreagiert, was er empfindet, wie bei einem roten Tuch.
Gewaltlosigkeit Jesu und die Wirkung seines Wortes
Warum ist Jesus eigentlich so ein rotes Tuch? Ich möchte noch einmal ganz deutlich sagen: Jesus hat niemals Gewalt angewandt. Die Gemeinde Jesu darf niemals Gewaltmittel für sich oder ihre Zwecke einsetzen – auch nicht bei der Verkündigung des Evangeliums.
Das ist nicht nur unangemessen, sondern zutiefst schädlich, wenn wir meinen, Druck auf unsere Kinder ausüben zu müssen, damit sie den Weg mit Jesus gehen. Das gilt ebenso in der Jugendarbeit, bei der Mission oder bei der Evangelisation. Gewalt ist seitens Jesu nicht nötig, er will das auch nicht, und es ist nur schädlich.
Die größte Unruhe, die in dieser Welt verbreitet wird, geht von Jesus selbst aus – aber nicht durch Gewalt, sondern dadurch, dass er immer wieder den Finger auf den wunden Punkt legt. Er zeigt auf, dass mein Leben mit Gott nicht in Ordnung ist und dass ich einen Heiland brauche.
Dass da Schuld ist, darüber muss gar nicht viel geredet werden. Das weiß jeder. Sie können es bei Menschen erleben, wenn sie anfangen, ein wenig zu erzählen, voll Freude, wie Jesus ihnen Schuld vergeben hat. Oft springen andere empört auf und sagen: „Ich lasse mir das nicht unterstellen, als ob ich mir etwas vorzuwerfen hätte, ich bin recht.“
Das ist das Stärkste, was sie tun können. In der Verkündigung Jesu geht es einfach darum, von den Wohltaten zu erzählen, die sie empfangen haben – und das wirkt wie ein rotes Tuch.
Und der Herodes wütet?
Jesu Auseinandersetzungen mit Mächten der Finsternis
Man kann das ganze Leben Jesu hindurch verfolgen, wie es eben nicht nur eine Episode bei seiner Geburt war. Zum Beispiel, als Jesus am See Genezareth entlangging und dort der Besessene ihm entgegenkam. Dieser Mann hatte immer wieder versucht, sich eiserne Ketten anzulegen, die ihm jedoch nichts nützten, oder riss sich die Kleider vom Leib. Es war ein schreckliches Bild eines kranken Menschen, der mit sich selbst im Unfrieden war.
Plötzlich riefen aus diesem Mann unheimliche, dunkle Mächte: „Jesus, Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu schaffen?“ Man erkennt hier deutlich Satansmächte, die sich gegen Jesus auflehnten.
Deshalb gibt es keinen Frieden in der Welt, sondern Auseinandersetzungen und Kampf. Die Gemeinde Jesu ist vom ersten Tag seines Kommens an in diesen Kampf hineingezogen. Es herrscht Feindschaft, und daran erinnert der heutige Sonntag.
Stephanustag und das Martyrium als Teil der Nachfolge
Die Christenheit hat den zweiten Christfeiertag gerne als Stephanustag festgelegt. An diesem zweiten Feiertag wird an das Martyrium des ersten Diakons erinnert, der seinen Liebesdienst unter den Armen von Jerusalem getan hat. Er hat diesen Dienst sogar mit seinem Leben bezahlt. Das gehört mit dazu, wenn wir Jesus nachfolgen.
Wir kennen die Situation bei der Bestattung Jesu, als der Hohe Rat kam und sagte: „Wir wollen den Grabstein versiegeln.“ Sie vertrauten nicht einmal dem Leichnam Jesu. Doch dann kommt Jesus aus dem Grab heraus und kümmert sich nicht um all diese Feinde.
Wir können die herrliche Majestät Jesu hier so wunderbar beobachten. Besonders im Angriff des Herodes des Großen, der in seiner Feindschaft gegen Jesus wütete. Er sagte: „Ich will dieses Kindlein töten.“ Doch Jesus durfte nicht sterben. Trotz der Feindschaft der Menschen können wir die Größe und Majestät Jesu erkennen.
Er ist nicht nur das Kindlein in der Krippe, sondern Herr und König der Welt. Ihn beten wir an und...
Offenbarung und der Kampf gegen das Kindlein
Ich habe Ihnen zuvor auch diese Lesung aus der Offenbarung zugemutet, weil ich es für so wichtig halte, dass Sie diese kennen. Dort ist beschrieben, wie sich dieser Drache auf das Kindlein stürzt und es verschlingen will.
In dieser Darstellung sind die ganzen Christenverfolgungen der Kirchengeschichte abgebildet. Sie zeigen, wie die Gemeinde Jesu unter dem Angriff des Teufels steht.
Wir wollen nicht schweigen und keinen Frieden schließen. Auch wollen wir nicht mit einer missverstandenen Weihnachtsbotschaft Stimmung machen. Stattdessen wollen wir hinausgehen in die Welt und nicht überrascht sein, wenn uns Spott und Verachtung treffen.
Wo immer wir Jesus bekennen, wo wir unter Kollegen offen sagen, warum wir Jesus über alles lieben, wollen wir uns nicht verstecken. Ebenso wollen wir in der Verwandtschaft und unter Bekannten offen sagen: Wir gehören zu Jesus und stehen für sein Wort.
Es mag sein, dass dies in unseren Tagen für manche fremd erscheint. Vielleicht steht die Christenheit selbst nicht mehr treu zu Jesus, sodass es bei uns keine Verfolgung und keine Feindschaft mehr gibt.
Aber dort, wo wir wieder evangelistisch vorangehen und mutig offen reden, werden wir den Widerstand erfahren, der uns trifft. Wir wollen fröhlich zu Jesus stehen und uns nicht wundern, wenn Verachtung und Spott uns begegnen.
Mut und Ermutigung im öffentlichen Bekenntnis
Am dritten Advent bin ich wieder voller Angst zu den Straßen gegangen, wo wir kurze Predigten halten und Weihnachtslieder singen. Ich weiß immer genau, was dort passieren kann. Es ist sehr leicht, eine solche Versammlung zu stören oder zum Platzen zu bringen.
Dann ist man sehr besorgt, weil man nicht mit witzigen Sprüchen oder unterhaltsamen Einlagen die Leute zum Applaudieren bringen kann. Man kann nur ehrlich das bekennen, was man mit seinen Gaben vermag. Es geht nicht darum, auf der Straße Erfolg zu haben, wenn man von Jesus spricht.
Umso überraschter war ich, wie viele Menschen andächtig zugehört haben. Es ist erstaunlich, wie Jesus den Widerstand überwindet und uns Mut macht, ihn offen und ohne Scheu vor der Welt zu bekennen.
Die Macht des Kindes und das unzerstörbare Reich Gottes
Jesus wirkt wie ein rotes Tuch. Doch in der Geschichte steht noch etwas anderes: Es heißt, dass das Reich Gottes nicht untergeht. Man könnte die ganze Geschichte auch einmal so betrachten, wie groß und mächtig das Kind in der Krippe ist.
Herodes wird nervös. Warum? Weil das Kind unbewaffnet ist. Herodes hat ja die römischen Legionen hinter sich und seine eigenen Soldaten. So müssen wir uns das vorstellen. Wir sollten niemals in die Gefahr geraten, zu rechnen, welche Mittel wir haben, was uns stark macht und wo wir mit denselben Mitteln zurückschlagen können. Das braucht die Gemeinde Jesu nie.
Sie sieht immer schwach aus. Es ist eindrucksvoll, dass es oft kümmerliche Hauskreise sind, kleine Jugendkreise. Und doch sind sie so stark, dass Gott sich zu ihnen bekennt. Das spüren am meisten die Ungläubigen, die mit ihren bösen, gemeinen und verlorenen Reden über die Bibelleser und die Bibeltreuen herziehen.
Sie ahnen, dass eine Kraft von dort ausgeht. Es ist ja nicht unsere Kraft. Gut, dass Gott so deutlich macht, dass es nie an der Gabe unseres Redens liegt. Unsere Gemeinde ist in ihrer ganzen Schwäche kein Zeichen für die Welt. Vielmehr ist es das, was wir von Jesus sagen. Dieses Wort trifft und beunruhigt die Welt. Es löst die Auseinandersetzung aus.
Verfolgung und Schutz durch Gott
Wir haben nicht gehört, dass auch in diesen Monaten in Äthiopien Kirchen geschlossen wurden, dass erneut eine ganze Reihe von Predigern verhaftet wurden – und das nicht nur dort, sondern auch in anderen Ländern. Dies geschieht um des Wortes von Jesus willen.
Doch dieses Kind steht unter dem Schutz Gottes, so wie es auch in Offenbarung 12 heißt, dass Gott die Zeit bestimmt hat. Und dann nimmt Jesus das Kind heraus. Wie geschieht das? Durch einen Traum. Wir fragen immer wieder: Welche Mittel hat Gott, um uns seine Pläne zu offenbaren? Ist Flucht eigentlich der richtige Weg? Ist das nicht feige?
Gott weiß, was das Richtige ist – ob wir kämpfen sollen oder ob wir uns auch einmal zurückziehen sollen in die Stille. Josef hört das, weil Gott zu ihm redet. Ich bin überzeugt, dass Gott durch sein Wort zu ihnen spricht, aber am allermeisten auch durch den Rat der Schwestern und Brüder in der Gemeinschaft. Sie dürfen fragen: Ist das richtig? Wie sollen wir uns bei diesem Angriff verhalten? Sollen wir schweigen, sollen wir reden?
So zieht Josef mit Maria und dem Jesuskind hinunter nach Ägypten, in den Schutz, wo Herodes mit seinen Waffen nicht mehr hinkommen kann. Es ist wunderbar, dass das Reich Gottes nicht ausgelöscht werden kann.
Gottes Schutz über die Gemeinde durch die Geschichte
Ich lese immer wieder gerne in der Kirchengeschichte. Wenn man sie einmal betrachtet, fällt einem auf, dass in jedem Jahrhundert die Sache der Gemeinde Jesu im Grunde verloren zu sein schien.
War es in der altchristlichen Zeit, als das Bekenntnis zu Jesus, dem Gottessohn, in Gefahr war? Oder denkt man an die Reformationszeit, insbesondere an den Reichstag zu Augsburg im Jahr 1530. Dort hatte der Kaiser bereits alles so weit durchgesetzt, dass keine Verkündigung des Evangeliums mehr möglich war. Die letzten Landesfürsten, die Widerstand leisteten, wurden eingeschlossen und konnten die Stadt Augsburg nicht mehr verlassen.
Dann hat Gott gefügt, dass Philipp von Hessen, nachdem sein Pferd durchgegangen war, nach Marburg zurückkehrte. Ist es nicht immer wieder so, dass Gott die Sache seines Reiches selbst beschützt? Deshalb geht sie nicht unter.
Die Sache Jesu wird nur durch den Unglauben behindert – dort, wo wir untreu sind und feige handeln. Das ist besonders schädlich, wenn wir nicht mehr ganz bei Jesus bleiben und seinem Wort treu sind. Die Feinde können dem Reich Gottes nichts anhaben; sie können es nicht zerstören. So greifen sie ins Leere, weil sie Jesus nicht antasten können und seine Gemeinde nicht zerstören können.
Es mag sein, dass Kirchen geschlossen werden und Prediger verhaftet werden. Aber dort, wo eine Gemeinde beim Wort Jesu bleibt und allein auf Jesus blickt und ihm glaubt, wird die Sache Jesu nicht aufhören. Das Reich Gottes wird nicht untergehen.
Das Leiden und der Weg des Kreuzes
Das war das zweite Thema. Zum dritten möchte ich noch etwas sagen, und zwar zum Weg des Kreuzes.
Man kann diese Geschichte kaum lesen, weil sie wirklich wie die Faust aufs Auge passt in unsere Weihnachtsfreude. Wie die Kinder von Bethlehem gemordet werden – wir kennen ja die Bibelfilme, die Genesis-Filme. Jedes Mal muss man unwillkürlich wegschauen, selbst wenn das nur mit Schattenbildern gezeigt wird. Wie die rauen Männerhände in die Kinderbettchen greifen und dann mit ihren Schwertern diese kleinen Kinderleiber töten.
Ist das denn möglich? Ja, das ist es. Und wir wollen jetzt nicht scheuer und keuscher sein als die Welt, sondern sagen: So ist die Welt. Und das soll uns nicht überraschen. Die Welt, in der Jesus geboren wird – dort werden die Kindlein ermordet. Sicherlich waren auch einige Kinder von jenen Hirten dabei, die niedergekniet waren und Jesus angebetet haben.
Es gibt unendlich viel Leid, und wir brauchen das nicht immer erst Gott vorzuhalten und die Faust zu ballen mit der Frage: Gott, warum gibt es in meinem Leben so viel Leid? Wir haben Teil an dem Leiden dieser Welt, in der Tyrannen wüten.
Nein, den Frieden gibt es nicht. Die Gemeinde Jesu wird am Ende der Zeit in die schlimmste Bedrängnis kommen, beim Antichristen. Wir wollen uns darauf rüsten und vorbereiten. Es gibt keinen Frieden. Es gibt zwar äußerlich manchmal Frieden, aber nie an der Front. Um die Königsherrschaft Jesu und um seinen Erlösungswillen gibt es nie Frieden, sondern immer Auseinandersetzung.
Und so brutal ist die Welt und so gemein. Das spottet jedem Rechtsempfinden, weil sie ein Kind suchen müssen, so viele sterben. Wir fragen: Was ist denn eigentlich mit diesen Kindern? Hätte Gott das nicht verhindern können? Gott hat es nicht verhindern wollen.
Das Böse reift aus, und das Böse kommt immer stärker ans Licht. Das erinnert uns daran, dass Jesus dem Kreuz nicht ausgewichen ist. Eigentlich war das ja schon in Bethlehem der Anfang vom Kreuzweg, vom Passionsweg. Als er fliehen muss, weil die Menschen ihn hassen, weil Herodes ihm nachstellt.
Und da wird eigentlich noch viel größer, was Jesus tut. Er stirbt ja freiwillig. Bei ihm ist sein Leben als Opfer noch viel unsinniger, noch viel bedeutungsvoller.
Die Bedeutung des Opfers Jesu und die Frage nach dem Leid
Jetzt bleiben sie doch nicht stehen bei den unschuldigen Kindern von Bethlehem. Sie sind unschuldig – und viele andere, die in dieser Welt sterben, sind es ebenfalls. Für die eigentliche Sache sind sie unschuldig.
Aber wir gehören mit hinein in eine Welt, in der Leid und Tränen triumphieren. Jesus jedoch gehört nicht hinein. Der Sohn Gottes nimmt das freiwillig auf sich. Er tut das nur, um mich herauszulösen.
Am Ende dieser Geschichte steht vor uns ganz groß noch einmal Jesus mit seinem Opfer am Kreuz. Er gibt sein Leben dahin, um uns herauszuziehen aus dieser leidvollen Welt. Er will uns in all dem Unrecht und dem Schweren, das geschehen mag, seinen ewigen Frieden geben.
Gott ist für uns – wer kann jetzt noch gegen uns sein? Das ist der Friede, den Jesus gibt. Auch dort, wo Menschen wüten und Unrecht geschieht, kann ich ganz fröhlich sein, weil ich weiß: Jesus ist da, der mich hält.
Keine Anklage, auch keine Schuld meines Lebens kann mich mehr von ihm trennen, weil er für mich starb.
Gedanken zu den Kindern von Bethlehem und die Nachfolge Jesu
Aber was ist mit den Kindern von Bethlehem? Wir sind ja immer noch nicht zufrieden. Es ist wirklich so, dass viele mit hineingezogen wurden, auch in den Leidensweg Jesu.
Die alte Christenheit hat immer an diese Kinder gedacht und sie mit hineingenommen in jene ersten Märtyrer. Ich möchte mich heute an diesem Sonntag fragen lassen: Bin ich bereit, alles für Jesus herzugeben, auch mein Leben? Ihn über alles zu lieben?
Es bekümmert mich oft, wenn ich daran denke, dass wir alle, die wir hier im Gottesdienst sitzen, schon längst Gefangene sind – gefangen vom Teufel. Er hat irgendwo seine Schlingen um uns gelegt und uns gefangen genommen an einigen Stellen, die uns von Jesus trennen. Und das nur wegen einer kleinen Sünde, meines Ungehorsams oder einer Untreue.
Leg das doch weg und erneuere heute deinen Schwur zu Jesus, der sein Leben für dich gelassen hat. Sage: Ich will für dich alles wagen, alles hergeben. Das Größte ist, dich zu bekennen als König und Herr meines Lebens.
Seine majestätische Geschichte zeigt, wie Jesus sein Reich aufbaut – unter dem Thron wütender Tyrannen dieser Welt. Wir sind gefragt, ob wir ihm die Treue schwören, Jesus, dem Heiland, und ob wir ihm folgen und alles für ihn hergeben.