Wir hatten als Predigtreihe das Kapitel Jesaja 62, die Ankündigung vom Kommen des Herrn, in vier Teile unterteilt. Für unsere heutige Predigt betrachten wir die Verse 10 bis 12 aus diesem Kapitel.
Dabei haben wir darüber gesprochen, wie Gott uns ermahnt, ihn zu drängen, damit er zu uns kommt. Wir hörten, wie er Boten aufstellt – Mahner und Erinnerer –, die ihn an seine Verheißungen erinnern müssen.
Beim letzten Mal sprachen wir darüber, dass dieses Kommen Jesu eine ganz sichtbare Seite hat und die ganze Natur mit einschließt. Außerdem haben wir erlebt, dass, wenn der Herr kommt, sich wirtschaftliche Nöte lösen können.
Der Aufruf zur Vorbereitung des Weges für den Herrn
Nun heißt es: „Geht ein, geht ein durch die Tore, bereitet dem Volk den Weg, macht Bahn, macht Bahn, räumt die Steine hinweg, richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der Herr lässt es hören bis an die Enden der Erde. Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt, siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Man wird sie nennen heiliges Volk, erlöstes Herrn, und dich wird man nennen gesuchte und nicht mehr verlassene Stadt.“
Herr, gib uns jetzt ein Stück deiner Adventsfreude! Amen.
Liebe Gemeinde, mich interessiert immer, warum Weihnachten solch eine Anziehungskraft ausübt. Wir haben in allen Predigten davon gesprochen, jetzt in diesen Adventssonntagen.
In Russland hat man einmal den interessanten Versuch gemacht, die christliche Botschaft auszutauschen durch das Väterchen Frost. Man meinte, das sei doch eigentlich ganz gleich: Nimm die eine Märchenfigur raus und nimm die andere Märchenfigur rein. Das sei doch eins wie das andere.
Eine interessante Erfahrung war: Das geht nicht. Es geht an Weihnachten nicht um irgendwelche süßen Geschichten. Weihnachten steht und fällt damit, dass Gottes Sohn in unsere Welt kommt und dass Menschen, die unter der Dunkelheit dieser Welt leiden, erfahren: Er, Jesus, ist bei mir, ich gehöre ihm!
Zeugnis aus der Nachkriegszeit als Adventserfahrung
Rudolf Irmler erzählt, wie er 1945 und 1946 im besetzten Schlesien, das damals zu Polen gehörte, versuchte, eine Gemeinde zu sammeln. Sie trafen sich dort noch in Wohnstuben. Es war ein kleines Häuflein der zurückgebliebenen Deutschen, die bei der Flucht nicht mehr mitgekommen waren.
Die polnischen Besatzer beobachteten diese Hausversammlungen mit großem Misstrauen und machten alle nur möglichen Schwierigkeiten. Eines Adventssonntags geschah es, dass eine dieser Frauen plötzlich ein großes Adventstransparent auftreiben konnte.
Sie stellten es während des Gottesdienstes in einem Wohnzimmer auf, mit einer Kerze dahinter, und waren so glücklich. Danach versteckte die Frau das Transparent wieder. In der Nacht stürmten Soldaten in das Haus, schlugen die Tür ein und zerrten die Bewohner heraus. Die Frau wusste: Jetzt kommen sie gleich an meine Tür. Die Kinder schrien bereits im Zimmer.
Dann nahm sie das Transparent, stellte es auf den Tisch und zündete eine Kerze dahinter an. Plötzlich stürzten die russischen Soldaten in das Zimmer und blieben still. Einer von ihnen sagte: „Dabei, hau ab, wir gehen!“ Danach gingen sie leise und still die Treppe hinunter.
Rudolf Irmler erzählt, dass dies selbst die Menschen berührte, die über Jahrzehnte hinweg nichts anderes gehört hatten, als dass Weihnachten nicht stimmt, nicht geschehen darf und es nur eine materialistische Erlösung gibt. Sie wurden plötzlich vom Mittelpunkt der Weihnachtsbotschaft angezogen – in einer furchtbaren Nacht voller Schrecken und Gewaltandrohung.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesen Advents- und Weihnachtstagen Zeit finden, über die Mitte der Weihnachtsbotschaft nachzusinnen. Unser Gott will Ihnen begegnen, mitten in dieser Welt, in Jesus, und dass er Ihrem Leben ein Beispiel gibt.
Die Schlüsselrolle des Menschen im Heilsplan Gottes
Über dieser Welt steht der große Heilsplan unseres Gottes. Ich möchte zuerst davon sprechen: Ihnen fällt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Unter Christen ist es weit verbreitet, dass sie viel von der großen Weihnachtsbotschaft hören, die Bibelworte kennen, Lieder singen und am gottesdienstlichen Leben teilnehmen. Doch wenn man nun fragt: „Was hat sich denn in deinem Leben mit dem Kommen Jesu ereignet?“, empfinden viele diese Frage als peinlich. Ich verstehe das, denn das ist eine sehr persönliche Frage. Aber irgendetwas muss sich doch in unserem Leben ereignet haben.
Wenn wir die Botschaft nur im Ohr haben, ist sie wie eine Fata Morgana – ein Trugbild, ein Hoffnungsschimmer. Welche Hoffnung haben wir, wenn sie sich nicht in unserem Leben verwirklicht? Wenn sie unser Leben nicht prägt und uns nicht zu neuen Menschen macht?
Achten Sie deshalb einmal darauf, dass in der Adventsbotschaft unseres Gottes immer wieder an unseren Willen appelliert wird. Man kann nicht einfach nur im Gottesdienst sitzen und alles über sich ergehen lassen, sagen „Ich habe es gehört.“ In all den großen Adventsankündigungen steht: „Macht Bahn, geht durch die Tore ein, macht Bahn, räumt die Steine hinweg, richtet ein Zeichen auf, tut doch mal was! Wollt ihr nicht etwas machen? Helft doch mit, dass dieses Kommen Jesu sich ereignen kann.“
Wir haben gerade eben diesen Abschnitt noch einmal gehört in der Schriftlesung von Johannes dem Täufer. Dieser merkwürdige Bote steht in der Wüste und fragt die herauskommenden Menschen: „Wollt ihr eigentlich diesen Herrn einziehen lassen?“ Das ist eine Entscheidung, die ihr treffen müsst. Es liegt an euch. Euch fällt die Schlüsselrolle zu, ob dieser Herr einziehen kann oder nicht.
Es macht mir zu schaffen, dass wir diesen wichtigen Punkt in unseren Predigten oft unterschlagen. Bei der Konfirmation wird er nicht unterschlagen. Dort fragen wir die Konfirmanden, ob sie wollen. Es ist neben der Trauungshandlung die einzige Gelegenheit, bei der ein Mensch direkt gefragt wird: „Willst du oder willst du nicht?“
Die Herausforderung der persönlichen Entscheidung für Jesus
Johannes der Täufer hat sehr harte Worte an diejenigen gerichtet, die in der Bibel zu Hause waren und sich zum Volk Gottes zählten – das sind wir. Er sagte: „Ihr Otterngezüchte, ihr seid Leute, die das alles im Ohr herumtragen, die das in ihren Gedanken bewegen, aber nie einen Entschluss gefasst haben.“
Er meint damit, dass viele zwar von Gott hören und darüber nachdenken, sich aber nie wirklich entscheiden, sich dem König ganz zu unterstellen. Johannes fordert auf: „Ich möchte diesem König mich ganz zu eigen geben. Ich möchte mein Leben, meine Entscheidungen und meinen Willen ihm unterstellen. Er soll mein Herr sein.“
Wenn diese Adventsbotschaft in Ihrer Freude ankommen soll, müssen Sie heute an genau diesem Punkt stehen bleiben. Hier ist vom Befehl die Rede: „Macht Bahn! Räumt die Steine weg, macht den Weg frei, damit er einziehen kann.“
Das ist eine Frage an unseren Willen: Wollen wir heute brechen? Johannes der Täufer sprach so, und auch Jesaja fordert uns auf, zu brechen – mit allem, was vor Gott nicht sein darf und sein kann. Wenn Jesus einzieht, müssen wir uns von anderem loslösen.
Es ist nicht möglich, gleichzeitig an dunklen Dingen teilzuhaben und ihn zu haben. Diese Entscheidung fällt oft schwer, weil das Loslassen schmerzt. Wenn Sie mitten in einem Streit stehen, müssen Sie sich entscheiden: Wollen Sie Jesus oder den Streit?
Wenn Sie in einer unrechten Beziehung bleiben wollen, in einem zwielichtigen Verhältnis, müssen Sie heute wählen, ob Sie den König Jesus oder diese unklare Beziehung weiterführen wollen.
Wenn Sie unrechtmäßige Güter in Ihrem Besitz haben, die Sie unrecht erworben haben, stellt sich die Frage, ob Sie sie heute zurückgeben.
In Stuttgart kommt es vor, dass junge Leute einen Brief an die Stuttgarter Straßenbahnen schreiben und darum bitten, Geld zur Wiedergutmachung dessen zu geben, was sie einst falsch getan haben. Sie tun das, weil sie den König Jesus in ihrem Leben haben wollen und ganz konkret mit der Sünde brechen möchten.
Jesus kommt nicht zu Menschen, die das Unrecht weiter verbergen oder damit weitermachen. Es geht um den Willen: Macht Bahn, macht den Weg frei!
Wir haben eine Schlüsselrolle. Wir besitzen den Schlüssel, mit dem wir die Tür öffnen oder abschließen können. Es ist eine ganz konkrete Entscheidung, die wir heute treffen: Öffnen wir ihm die Tür, lassen wir ihn einziehen und werfen das andere hinaus?
Es geht um ein klares Entweder-oder in der Adventsbotschaft. Die Bibel lässt uns darüber nicht im Unklaren.
Die Verheißung bleibt unverändert inmitten der Geschichte
Ein zweites: Kein Wort wird zurückgenommen. Vielleicht ist es in diesen letzten Predigten ein wenig zu kurz gekommen, dass dieses Wort, diese Adventsankündigung, in einem geschichtlichen Horizont verkündigt wurde.
Damals wurde es dem Volk Israel mitgeteilt, das sich in schweren politischen Katastrophen befand. In jener Zeit, als der Belagerungsring um Juda immer enger wurde und die Feinde sich immer stärker anschickten, Jerusalem zu zerstören, kamen die ersten Verheißungen des Jesaja: Es wird nicht dunkel bleiben.
Diese Verheißungen erstrecken sich bis nach der Zerstörung, als das Volk in Gefangenschaft war. Gerade dieses Wort wurde wahrscheinlich gesprochen, als ein Teil aus Babel schon zurückgekehrt war, während die anderen noch in Babel verweilten. Man spürt diesem Wort direkt an, dass es ein mutmachendes Zeichen für die war, die noch in Babel sind.
Das Interessante für uns ist, dass sich diese Worte nicht vollständig in der geschichtlichen Situation erfüllten. Die Israeliten versuchten mit großem Eifer, ihre Häuser wieder aufzubauen. Sie errichteten sogar den Tempel neu und bauten unter Nehemia die Mauern wieder auf. Nun schien doch alles in Ordnung zu sein.
Die entscheidende Adventsverheißung stand jedoch noch aus. Deshalb hören wir heute diese Worte, denn die entscheidende Adventsverheißung wurde erst mit dem Kommen Jesu in Bethlehem erfüllt, als Gott seinen Sohn in diese Welt sandte.
Es ist für mich unverständlich, dass heute bei uns immer wieder unklar sein kann, welche Botschaft wir der Welt bringen sollen. Dass wir die wirtschaftliche Not der Völker lindern, ist selbstverständlich. Können Sie sich an Ihrem Guthaben oder Ihrem Monatsgehalt im Dezember freuen, wenn Sie wissen, dass andere Menschen auf der Welt hungern?
Dass Christen zum Teilen aufgerufen sind, ist klar. Doch gerade wenn wir dieses Brot, diese Hilfen und Medizin weitergeben, wollen wir den Völkern sagen: Nehmt das als ein Zeichen unserer Liebe. Aber wisst auch, das Heil liegt im Kommen Gottes in diese Welt.
Gerade dort wird davon gesprochen, dass die Boten über die ganze Welt hingehen und vom Heil Gottes weitersagen. Dass es eine Weltmission gibt, ist bereits in dieser Verheißung angekündigt. Doch diese Predigt der weltweiten Botschaft handelt immer vom Heil Gottes.
Das Heil Gottes besteht nicht darin, satt gegessen zu sein oder ein Haus bauen zu können – das gehört zwar zu den Zeichen der Liebe dazu. Das Heil liegt darin, wenn Gott Menschen mit sich versöhnt und wenn Menschen Gott zum Freund haben.
Keine Religion der Welt könnte so etwas Kühnes aussprechen: dass sterbliche, sündige Menschen so nah zu Gott kommen können und dass sich der allmächtige, starke und ewige Gott so sichtbar in unser irdisches Leben stellt. Er stellt sich neben mich, ist bei mir, umgibt mich mit seiner Liebe, bekennt sich zu mir und verwandelt mein Leben.
Das ist Heil: nicht von einem Gott irgendwo zu reden, sondern zu wissen, dass ich unter seinen Schirmen vor den Stürmen aller Feinde frei bin. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern – mir steht Jesus bei.
Das sollen Menschen heute erfahren und wissen, gerade in einer Welt voller Angst und Leid. Von dieser Heilsverheißung wird kein Wort zurückgenommen.
Unser Gott möchte auch die Welt prägen, die Ungerechtigkeit besiegen und das Böse zurückdrängen. Doch er tut dies, indem er Menschen zu seinen Jüngern macht und durch uns Zeichen seiner Gerechtigkeit in der Welt aufrichten lässt.
„Siehe, der Herr lässt es hören bis an die Enden der Erde“, sagt der Tochter Zion, „Siehe, dein Heil kommt, siehe, dein Heil kommt.“ Und das kommt.
Der Prophet weiß: Dort, wo Menschen sich mit dem lebendigen Gott versöhnen lassen, wo Menschen Frieden bei Gott finden und erlöst sind, da kommt das Heil.
Die weltweite Spur des Glaubens durch die Geschichte
Wir kommen zum letzten Punkt, den ich aus diesem Abschnitt herausgreifen möchte. Eine Spur zieht sich durch die Weltgeschichte. Ich habe versucht, noch einmal drei Sätze zu formulieren, die einprägsam sind.
Der erste lautet: Uns fällt die Schlüsselrolle zu beim Aufschließen, dem Appell an unseren Willen. Der zweite Satz lautet: Kein Wort wird zurückgenommen, Gott bleibt dabei – über Jahrhunderte hinweg – ein Heil zu schaffen, das er schaffen will. Nun zieht diese Spur eine Linie durch die Weltgeschichte.
Eine Familie, die bei uns im Bibeltraining und im Gottesdienst war, hat in diesen Tagen einen Advents- und Weihnachtsgruß aus Westmalaysia geschrieben. Sie ist dort geschäftlich tätig, im Beruf, und berichtete, dass sie eine Gemeinde gefunden hat. Es ist ganz wunderbar, dass es so etwas in der Fremde gibt: eine lutherische Gemeinde, die von einem amerikanischen Pastor geleitet wird. Dort herrscht ein lebendiges Gemeindeleben, junge Menschen kommen zum Glauben, und sie sind Teil einer Dienstgemeinschaft. Dort haben sie eine Heimat gefunden – im Land der Tempel und Moscheen.
Wie merkwürdig ist das, wenn man plötzlich auch einen Blick bekommt und sieht, was in dieser Welt geschieht, über die man sonst nur schreckliche Schlagzeilen hört. Dort leben Menschen, die nicht nur Lieder singen, sondern deren Leben sich gewandelt hat. Sicher, auch sie haben noch Sünde, doch sie haben sich einmal Jesus zur Verfügung gestellt. Sie suchen, seinen Willen zu erfüllen. Und da geschieht etwas in der Weltgeschichte, in der Welt!
Plötzlich wird ein Stück Reich Gottes gebaut. Ich möchte Ihnen nicht nur von Eva von Thiele-Winkler, Fritz von Bodelschwing und anderen Menschen erzählen, die im Dienst der Liebe tätig waren, sondern auch davon, dass so etwas heute geschieht. Wenn man die Augen öffnet und auf manches Werk blickt, das heute im Glauben und im Vertrauen auf Jesus begonnen wurde, staunt man, dass das möglich ist. Menschen haben gesagt: Jesus, komm, ich will dich haben. Dann wollen sie sich von dir senden lassen und dir gehorsam sein, dir zum Dienst.
Seit dem Kommen Jesu von Bethlehem zieht sich diese Spur durch die Weltgeschichte. Es sind lauter Menschen, einer nach dem anderen, die sich Jesus geöffnet haben, die ihm gehorsam wurden und in seinen Dienst getreten sind. Diese Entscheidung war stärker als alle Sünde in ihnen; sie wurde zurückgedrängt.
Es wird von diesem Zug gesprochen, der durch die Weltgeschichte geht: "Siehe, was er gewann, ist bei ihm, bei diesem Herrn, und was er sich erwarb, geht vor ihm her." Da zieht eine Gemeinde durch die Zeiten, da sind lauter Menschen, die man das heilige Volk nennt, Erlöste des Herrn. Menschen, in deren Leben dieser Herr, der Wunder vollbracht hat und die Macht der Finsternis zurückgedrängt hat, sichtbar geworden ist. Menschen, die durch Vergebung und durch sein Blut frei gemacht wurden von aller Sünde und die willig gemacht wurden zum Dienst.
Jetzt ist es einfach die Frage, ob wir zu dieser Gemeinde gehören. Das ist keine äußere Mitgliedschaft, die man nur mit einem Namen erwirbt. Ich danke Ihnen für alle Geldmittel, die Sie durch Ihre Steuer dieser Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Aber die Frage ist, ob Ihr Herz dabei ist, nicht nur Ihr Geld. Ob Ihr Leben dabei ist. Ob dieser Jesus in Ihrem Leben eine Schneise schlagen kann, ob Ihr Berufsleben und Ihr Familienleben so geheiligt wird, dass man von Ihnen sagen kann: Man wird Sie nennen Erlöste, heiliges Volk, Menschen, in deren Leben die Macht Jesu sichtbar geworden ist.
Es ist so groß, dass es nicht um Träume geht.
Die lebendige Hoffnung durch das Kommen Jesu heute
Wir haben in diesen vier Adventssonntagen unter dem Thema diesen Text betrachtet: Warum haben wir solch eine Hoffnung?
Wir sind von der Aussage ausgegangen, dass heute Marxisten wie der französische Marxist Roger Garaudy sagen: Ja, ja, die Christen haben auch eine Hoffnung, und wir Marxisten können mit den Christen gemeinsam gehen. Wir können von ihnen lernen. Dabei wird jedoch nicht erkannt, dass wir nicht nur von einem Traum sprechen, einem Silberstreif am Horizont. Wir haben heute den Herrn. Heute will Jesus in mein Leben hineinwirken.
Weil er heute in mein Leben hineinwirken will, geschieht heute etwas. Und das, was heute geschieht, ist nur ein Teil des Kommenden. Darum haben wir Hoffnung, weil er schon heute so viel in unserem Leben bewirken kann. Wie war das unter den ersten Christen, als Jesus anfing zu wirken? Wie sie begannen, miteinander Gemeinschaft zu haben, wie sie plötzlich füreinander sorgten und wie die Boten hinauszogen in die Welt, um die frohe Botschaft von Jesus weiterzutragen. Auf einmal waren das Menschen, in denen die Kraft Jesu wirksam wurde.
Wir wissen, dass wenn Jesus einmal ganz herrschen wird in der Herrlichkeit, er dann die neue Welt bringt. Das ist unsere Endhoffnung. Aber heute stellt sich die Frage, ob wir sein Kommen verstehen – sein Kommen zu uns.
Amen. Herr, das ist die Schuld unseres Lebens, dass wir so oft deinen Ruf vernommen haben, doch aus deinem Evangelium nur einen Deckel gemacht haben, unter dem wir das alte Leben weiterlebten. Herr, das ist Sünde vor dir. Wir bitten dich: Lass uns keine Ruhe mehr finden, bis wir alles in dein Licht gebracht haben, bis du uns ganz frei gemacht hast von allem Eigenen, von allem Falschen und von allem Sündigen.
Du möchtest durch unser Leben hindurch in dieser Welt Zeichen deines Reiches aufrichten. Herr, du musst uns dazu ganz verwandeln und verändern. Herr, du allein kannst die Macht des Bösen in unserem Leben überwinden. Dir glauben wir und dir trauen wir, dass du stärker bist als alles andere.
Wir haben nicht die Kraft, aber du hast Kraft. Auf dein Wort verlassen wir uns. Herr, wir danken dir, dass wir so auch in diese Festtage hineingehen dürfen, im Wissen, dass du uns ganz neu begegnen willst. Jeder Platz, an den du uns hingestellt hast, ist für dich ein Platz, an dem dein Name verherrlicht werden soll, wo du durch uns hindurch wirken willst.
Herr, gebrauche uns dazu und segne alles, was wir in deinem Namen anfangen. Wir bitten dich auch für die vor uns liegenden Gottesdienste: Lass alle Menschen, die zu diesen Gottesdiensten kommen, eine Begegnung mit dir haben. Überall, wo in der Welt dein Wort verkündigt wird, gib ein Verstehen deines Rufes, deines Kommens und des Lebens der Menschen.
Herr, wir bitten dich für diese Welt im Unfrieden, für diese Welt in ihren Leiden. Gib doch, dass Menschen dein Heil verstehen – das, was du schenken willst –, dass du dich mit der Welt versöhnen und Frieden stiften willst. Herr, mach uns zu Boden deines Friedens, damit wir andere in diese große Freude hineinführen dürfen und Menschen zu deinen Jüngern werden.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
