Das Schöne an unserer Adventszeit ist, dass inmitten des größten Leids und Schmerzes die Freude, die uns Jesus schenkt, noch viel größer wird.
Als Predigttext haben wir heute das altkirchliche Evangelium aus Matthäus 21, dem Einzug Jesu in Jerusalem.
Vorbereitung auf den Einzug Jesu in Jerusalem
Als sie sich der Nähe von Jerusalem näherten, kamen sie nach Bethphage am Ölberg. Jesus sandte zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: „Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Dort werdet ihr sofort eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr. Bindet sie los und führt sie zu mir. Wenn euch jemand etwas sagt, so antwortet: Der Herr braucht sie. Sogleich wird man sie euch losgeben.“
Dies geschah, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt worden ist: „Sagt der Tochter Zion, siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Die Jünger gingen hin und taten, wie Jesus es ihnen befohlen hatte. Sie brachten die Eselin und das Füllen, legten ihre Kleider darauf, und Jesus setzte sich darauf.
Eine große Menschenmenge breitete ihre Kleider auf den Weg aus. Andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie ebenfalls auf den Weg.
Die jubelnde Menge und die Reaktion der Stadt
Die Menge, die ihm vorausging und folgte, rief laut: Hosanna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!
Als Jesus in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist das?
Die Menge antwortete: Das ist Jesus, der Prophet aus Nazaret in Galiläa.
Die Adventszeit und die Freude trotz Kritik
Es gehört offenbar zum christlichen Weihnachtsfest und zur Adventszeit, dass ein wenig gebruddelt wird. Alljährlich, wenn man die Ohren aufsperrt, hört man aus dem Mund der Christen manches mürrische und böse Wort gegen den Adventsrummel, der nun wieder begonnen hat, und gegen den Weihnachtsrummel, der unsere Stadt prägt.
Mich ärgert das. Wenn jemand fragt, ob es mich freut, dann muss ich sagen: Ich finde es sehr schön, dass über unseren Städten ein Hauch der Freude liegt. Man wünscht sich, dass so manche schöne und friedevolle Stimmung das ganze Jahr über andauert.
Ich möchte den Menschen diese letzte Freude nicht wegnehmen. Und ich meine, es ist nicht gut, wenn wir Christen uns dagegen erheben und böse Worte sagen. Es kommt mir manchmal so vor, als ob ein schlechter Geschäftsmann sich ärgert, wenn bei der Konkurrenz eingekauft wird.
Genieren wir uns denn? Oder sind wir nicht bessere Geschäftsleute, die sagen: Wir wollen, dass die Leute noch mehr für ihr Geld bekommen? Wir wollen, dass die Menschen noch größere Freude in diesen Tagen haben.
Dann brauchen wir ja nicht nur am Rand zu stehen und zu motzen. Stattdessen können wir den Leuten sagen: Seht doch, das ist ganz richtig, was ihr tut. Aber wir bieten euch noch viel mehr. In diesen Tagen können wir davon sprechen, was Jesus uns schenkt in der Ankunft, die wir erwarten.
Wir brauchen die Konkurrenz nicht zu fürchten – weder die Kerzen und Lichter, die jetzt aufgestellt sind, noch die vielen Freuden, die in den Häusern hin und her gehen. Wir haben eine große Freude anzubieten und eine ganz große Botschaft der Welt zu verkünden.
Dafür bin ich dankbar, dass uns heute am Anfang der Adventszeit dieses Evangelium gegeben ist.
Die tiefe Sehnsucht der Menschen nach Jesus
Das Erste, was ich betonen möchte, ist: In den Menschen lebt eine große Sehnsucht. Vielleicht rührt das verbreitete Schimpfen über die Adventsbräuche unserer Zeit und den Adventsrummel daher, dass wir meinen, die Menschen wollten nichts von der Botschaft des Evangeliums wissen.
Es ist tatsächlich so, dass wir erleben, wie heute viele Türen verschlossen sind. Es tut weh, wenn Menschen alles links liegen lassen. Es kann einen tief bedrücken, wenn man sieht, wie in unseren Schulklassen manchmal nur noch einer oder gar keiner mehr sonntags zum Gottesdienst unter das Wort Gottes kommt.
Wenn man Besuche macht, wie in der vergangenen Woche mit dem Gemeindebrief, wird man zwar noch freundlich aufgenommen, aber man spürt überall, dass Entscheidungen gefallen sind. Das kann dazu verführen, zu denken, dass das Evangelium im Grunde niemanden mehr interessiert und die Türen verschlossen sind.
Doch heute haben wir diesen Bibelabschnitt, in dem Tausende und Abertausende zusammenströmen und Jesus zujubeln. Das war damals auch nicht selbstverständlich. Wir wissen aus dem Neuen Testament, wie viele Menschen vorher von Jesus weggelaufen sind, wie manche sagten: „Was will der denn sagen?“ oder „Komm, lass ihn reden“, und sich von ihm absetzten. Und plötzlich gab es so einen Zulauf.
Man hat schon oft darüber nachgedacht, was da in den Menschen vorgegangen ist. Ich meine, es gibt nur eine Antwort: Die Menschheit wird fortwährend gegen Jesus manipuliert. Schauen Sie nur unsere Zeitungen an oder werfen Sie einen Blick in unsere Schulen. Dort herrscht eine solche Grundstimmung, dass man sich kaum zu Jesus bekennen kann, ohne verspottet zu werden.
Das belastet besonders unsere jungen Leute, aber auch im Berufsleben ist es schwierig, wenn jemand sich offen bekennt und sagt: „Ich gehöre Jesus.“ Damals war es nicht anders. Gewisse Leute achteten genau darauf, dass keiner aus der großen Masse heraussticht. Das wird in unserer Welt nie anders sein.
Aber zu bestimmten Zeiten wird offenbar, dass in den Menschen eine große Sehnsucht nach Jesus lebt. Ich möchte Sie in diesen Adventstagen bitten, dies aus unserem Bibelabschnitt zu erkennen.
Wenn Sie zurück in Ihre Wohnung gehen, zu Ihren Nachbarn oder in der kommenden Woche mit Menschen sprechen, dann wissen Sie: Unter dieser äußeren Decke, unter der man sich mit der großen Masse gleichschalten muss, liegt ein Heimweh.
Jeder Mensch wird das nie los: Dass ihn Gott in dieses Leben hineingesetzt hat, dass er von Gott herkommt und auf Gott zuläuft. Und plötzlich brach es damals bei Jesu Einzug in Jerusalem auf. Es sind nur ganz wenige Momente, aber sie genügen uns, um zu sehen, wie die Menschen mit einer Begeisterung ohnegleichen rufen, schreien und jubeln.
Was hat sie an Jesus so begeistert? Sie sehnten sich nach dem Friedensreich. Das ist ein Traum unserer Welt. Warum folgen Sie den Ideologen unserer Zeit? Warum glauben Sie an den Fortschritt? Weil sie letztlich das Heimweh nicht loswerden. Irgendwo muss das Reich des Friedens kommen, irgendwo und irgendwann.
Es ist ein großes Heimweh nach dieser Botschaft. Wir versäumen sehr viel, und wir Christen sind schuldig, wenn wir das nicht weiter erzählen und weitersagen. Wir sollten den Menschen doch davon berichten.
Oft genieren wir uns und meinen, das sei zu utopisch, was uns die Bibel immer wieder an Ewigkeitshoffnung gibt. Doch danach sehnen sich die Menschen: Wird es wirklich Frieden geben?
Die sanfte Herrschaft Jesu als Zeichen der Hoffnung
Ich wundere mich, dass die Leute damals Jesus zugejubelt haben, als er auf diesem Esel dahergeritten kam. Es war doch ein armseliges Bild: Ein Esel, dessen Füße fast den Boden streifen. Wäre Jesus auf einem Pferd gekommen, wie Alexander der Große, der mächtige Feldherr, dann hätten die Menschen das Pferd als Zeichen eines Kriegers erkannt.
Die Leute haben genau verstanden: Nicht einer von denen, die Politik machen, nicht einer von den großen Herren, kommt so. Jesus aber kommt sanftmütig. Er, der mit Liebe die Welt regiert, genau danach sehnen sie sich.
Oh, die Welt versteht das Evangelium so gut, und wir sollten uns nicht blenden lassen, ob wir den Beifall der Menschen bekommen. Wir sollen der Welt diese große frohe Botschaft sagen.
Man kann es gar nicht fassen, wie die Menschen damals ihre Kleider auf die Straße legten. Ich würde mir lange überlegen, bis ich mein Jackett ausziehe und auf die Hohenheimer Straße lege, damit ein Esel darüber trampeln kann. Und damals waren die Straßen nicht asphaltiert, sondern schmutzig und staubig. Dennoch legten sie in großer Zahl ihre Kleider, ihre Oberkleider, auf die Straße.
Ich habe Ihnen ja letztes Jahr in der Predigt ausführlich erklärt, was das in Jerusalem bedeutete: Wie sie diese kostbar hochgepäppelten Alleenbäume, die dort in diesem heißen Land überhaupt wuchsen, zusammengerissen haben. Da wären doch die Herren vom Gartenbauamt eigentlich gerannt und hätten gesagt: Seid ihr wahnsinnig, ihr dürft doch unsere Palmen nicht zusammenreißen!
In diesem Augenblick wussten sie: Für diesen Herrn lohnt sich das größte Opfer. So sehnen sich die Menschen nach einem Heiland, nach einem Retter.
Wissen Sie, dass es in unseren Tagen kein bisschen anders ist? Die Menschen, denen Sie begegnen und von denen Sie denken, sie seien so zugeknöpft, sehnen sich nach diesem Heiland und Retter.
Und sie rufen hier ja direkt: Hosanna dem Sohn Davids! Sie jubeln dem König zu. Wir haben ja kein Verständnis mehr von König, wo schon unser letzter württembergischer König Wilhelm der Zweite ein sehr demokratischer König war.
Für Israel war das Wort König noch viel mehr gefüllt als bei uns. Wenn sie das Wort König in den Mund nahmen, wussten sie: Der einzige, der richtig König ist, das ist Gott. Er hält die ganze Welt fest in seiner Hand. Wenn die Naturgewalten toben, hält er die Welt. Und es kann gar nichts aus seiner Hand gleiten.
Lesen Sie mal die Königspsalmen in der Bibel, wie dort das Königtum Gottes besungen wird.
Und nun sehnen sie sich, dass endlich die Königsherrschaft Gottes auf dieser Welt wieder durchbricht. Wir wollen sagen: Mit ihrer Sehnsucht können die Leute Jesus als diesen mächtigen König und Herrn erfahren.
Vielleicht verschweigen wir es viel zu oft, weil wir von der Niedrigkeit Jesu reden.
Zeugnisse von Gottes Wirken und die Einladung zum Glauben
Es reizt mich fast, Ihnen eine Geschichte nach der anderen zu erzählen. In den vergangenen Tagen haben wir große Wunder Gottes erlebt, die mir andere berichtet haben. Menschen sind zu mir gekommen und haben gesagt: „Es geht kein Weg mehr weiter, ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll.“
Wir haben den König, der bei uns einziehen will. Er kann unsere verworrenen Lebensverhältnisse ganz neu ordnen und uns den Weg bahnen. Heute zeigt er machtvoll, dass er Herr ist.
Wenn die Menschen das wüssten! Dann würden sie nicht so vielen menschlichen Scharlatanen nachlaufen. Sie würden nicht so manchem Sektenapostel folgen oder sich menschlichen Führern verschreiben. Stattdessen würden sie, wie damals, begeistert aufbrechen und Jesus zujubeln.
Ich wünsche mir, dass wir Christen in diesen Adventstagen unsere Scheu ablegen. Wir haben eine merkwürdige Zurückhaltung. Es fällt uns schwer, offen vom Glauben zu sprechen.
Warum können wir nicht jubeln, so wie die Fans im Neckarstadion einem Hansi Müller zujubeln? Wir haben doch noch viel mehr an Jesus. Warum jubeln wir nicht lauter, damit die anderen unsere Freude hören?
Wir haben den König gefunden, den Herrn, der unsere verworrenen Lebensverhältnisse lösen kann. Er hält diese Welt in seinen Händen. Er ist der Erste und der Letzte, der wiederkommen wird und den neuen Himmel und die neue Erde bringt.
Darin sehnen sich die Menschen heute.
Die Enttäuschung nach dem Jubel und ihre Ursachen
Aber nun beobachten wir etwas Zweites: Trotz aller Begeisterung kann man enttäuscht sein. Wo lag eigentlich der Punkt, an dem die Menschen plötzlich nicht mehr begeistert waren? Es ist ja jedem bekannt, dass dieselben Leute vier oder fünf Tage später riefen: „Kreuzige ihn!“
In unserem Abschnitt steht nicht ausdrücklich, woran das lag. Wenn wir darüber nachdenken, können wir unserer Fantasie freien Lauf lassen. Doch ich meine, auch hier ist es völlig eindeutig. Acht Tage später berichtet die Bibel von zwei Jüngern, die noch einmal ganz deutlich sagen, warum sie an Jesus enttäuscht waren.
Als die zwei Jünger nach Emmaus hinausliefen und Jesus ihnen von hinten nachfolgte, sagten sie ganz betroffen zueinander: „Ach, wir dachten ja eigentlich, er würde Israel erlösen.“ Die große Enttäuschung für alle Leute, auch im Jüngerkreis, war, dass Jesus die ganz bedrängenden Nöte nicht löste. Das habe ich ja auch gerade in meinem ersten Teil verkündigt.
Aber es ist eine bittere Tatsache, dass Jesus eine große Reihe von Weltnöten liegen lässt. Es wäre für unseren Herrn so leicht, auch heute die verworrene politische Lage zu lösen, das Flüchtlingselend in der Welt oder die Hungerprobleme. Doch er lässt uns diese Nöte da. Manche sind im Glauben daran gescheitert.
Sie haben gar nicht gemerkt, wie in diesen vier, fünf Tagen, in denen sich die Enttäuschung an Jesus ausbreitete, Jesus nicht untätig war. Er hat eine Nacht in Gethsemane durchgewacht und mit dem Vater im Himmel gerungen – um die Erlösung der Welt.
In dieser Zeit sind die Menschen an Jesus irre geworden. Und das geschieht bis in unsere Tage hinein. Man kann in einem Gottesdienst sitzen und heute herrlich, fröhlich singen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“ Und dann wird man eines Tages an Jesus irre, weil man ihn festnageln will und sagen möchte: „Herr, ich habe erwartet, du löst mir dieses Problem.“
Man merkt gar nicht, dass es Jesus vordringlich ist, zuerst unser Verhältnis zu Gott in Ordnung zu bringen. Darum ging er in diese tiefste Tiefe hinunter. Die Leute haben sich ja ursprünglich gar nicht an Jesus gestoßen, weil er so unscheinbar und erniedrigt kam. Das hat sie sogar angezogen. Dass er auf einem Esel und nicht auf einem Pferd daherging, dass er sanftmütig kam und nicht mit einer großen Schar Soldaten um sich herum – das hat sie nicht abgestoßen.
Abgestoßen hat sie vielmehr, dass er nicht das gelöst hat, was ihnen vorrangig erschien. Man kann sich an Jesus ärgern, wenn man nicht darauf achtet, was er in diesen Adventstagen vorrangig lösen will. Er hat kein anderes Ziel bei uns, als in diesen Tagen unser Verhältnis zu Gott ganz zu klären.
Ich wünsche mir, dass Sie in diesen Adventstagen viel mit Jesus erleben. Aber all das, was Sie erleben, hängt damit zusammen, dass Sie erschüttert sind über das, was Ihnen erst in Ihrem Leben aufgedeckt wird und was bereinigt werden muss.
Die Adventszeit ist eine Bußzeit, eine Vorbereitung auf die Weihnachtstage. Dort will er in unsere Tiefen hineinleuchten und uns zuerst zurichten, damit wir ihm dienen können. Er will sein Friedensreich in unserem Leben aufrichten.
Das geht bei Jesus natürlich weiter. Natürlich meint er die ganze Welt. Natürlich will Jesus auch die Nöte der Völker lösen. Natürlich wird Jesus auch die neue Erde schaffen. Aber heute kommt er und will zuerst die Schuldfrage lösen.
Weichen Sie dem nicht aus, sonst werden Sie an Jesus irre. Es geht Ihnen sonst so wie diesen Menschen, die begeistert rufen und sich später voller Hass und Bitterkeit von Jesus abwenden.
Und dann soll es so sein, dass wir sagen: Herr, du bist uns nicht am größten, wo du auf diesem Esel einziehst, sondern du bist uns am allergrößten, wo du dich ganz tief erniedrigt hast – mit einer Dornenkrone, wo du dich neben mich gestellt hast. Und ich begreife das erst in diesen Tagen.
Sagen Sie so zu ihm: Ich verstehe das erst in diesen Adventstagen. Du wolltest dich noch viel weiter erniedrigen. Sonst hättest du den Schächer am Kreuz nie gefunden. Du wolltest ganz auf die unterste Tiefe.
Und dann bricht bei uns der Jubel los, dass wir sagen: Der am Kreuz ist meine Liebe und sonst nichts auf dieser Welt. Darum freuen wir uns so über ihn, weil er so demütig und sanftmütig zu uns kommt, weil er das große Gebränge ablegt, weil er mich sucht und in meinem Leben sein Reich aufrichten will.
Das offene Ende der Geschichte und die Freiheit der Nachfolge
Noch das Letzte, was ich Ihnen zeigen will: Die Geschichte endet unbefriedigend. Das ist mir jedes Mal eine Not in der Adventszeit, dass am Ende Wasser in den Wein gegossen wird.
Es begann so fröhlich mit dem Adventsjubel, und man wollte eine Predigt halten über den fröhlichen Adventsjubel. Doch am Ende schickt man die Gemeinde heim und sagt: „Aber das war enttäuschend, sie haben am Ende ‚Kreuzige‘ gerufen.“
Hier endet die Geschichte damit, dass die Leute sich in Diskussionen verloren haben. Sie fragten: „Wer ist der?“ Sie waren ratlos und wussten nicht, wer Jesus eigentlich ist. Am Anfang gab es diesen begeisterten Ruf und das fröhliche Jauchzen. Sie brachten Opfer für Jesus. Wissen Sie eigentlich auch, warum das hier so unentschlossen enden musste? Jesus hat einen ganz großen Fehler gemacht. Er hätte es viel leichter haben können.
Er hatte seine Jünger losgeschickt und gesagt: „Da steht ein Esel mit seinem Füllen, bindet ihn los und bringt ihn her zu mir.“ Ein junger Mann hat dazu eine Bibelarbeit gehalten, die mir sehr gefällt. Wenn junge Leute so ein bisschen klassische Formulierungen bringen, die man im Kopf nicht so schnell vergisst, dann ist das schön. Er hat als Thema seiner Bibelarbeit gesetzt: „Ein Esel macht Karriere.“
Prima, wenn Jesus so einen Esel ruft und in Dienst nimmt. Und dann kommt der Besitzer und sagt: „Könnt ihr nicht meinen Esel mitnehmen?“ Dann sagen die bloß: „Der Herr bedarf seiner“, und schon muss er folgen.
Hätte Jesus seine Autorität gebraucht und damals über die Bevölkerung Jerusalems gesagt: „Löst sie, bringt sie her zu mir, bindet sie los, der Herr bedarf ihrer“, dann wäre eine Gemeinde in Jerusalem entstanden. Wenn Jesus mit göttlicher Autorität wie einen Esel gerufen hätte, auch uns – entschuldigen Sie den Vergleich – einen Esel gerufen und ihn in Dienst genommen hätte, damit er mit unserem Leben in dieser Welt Staat machen kann.
Das kann er doch, aber er will es nicht. Das macht er nur mit Tieren, aber nicht mit Menschen. So verfügt er nur über Esel, aber nicht über uns. Und das ist ja eigentlich der springende Punkt in der Geschichte. Die Leute stehen unbeteiligt da.
Wie wäre es jetzt, wenn Jesus majestätisch über unserer Gottesdienstversammlung heute sagen würde: „Bringt sie her zu mir, ich brauche sie“, und er würde seine Autorität über ihr Leben aufrichten? Stattdessen singen wir das Schlusslied und trotten auseinander. Jesus wartet auf unser Rufen und Schreien. Er zwingt niemanden in seine Nachfolge. Er kommt, klopft an der Tür und wartet dann auf unser Rufen.
An dieser Stelle kommt die große Enttäuschung. Viele verstehen das nicht und verlieren sich danach nur in ratlosen Diskussionen. Man kann ein Leben lang in der Frage bleiben, wer Jesus ist, wenn man nicht einmal ruft: „Herr, lass mich!“
Sei so wie der Esel, den du brauchen kannst: „Komm du in mein Leben, sei mein Herr, binde du mich los von dem, wo ich angebunden bin in dieser Welt, von dem, was mich kettet, und gebrauche du mich für dein Reich.“ Wenn man ihn darum bittet, kommt er.
Die Bedeutung der Autorität Jesu für das Glaubensleben
Wir haben in den letzten Jahren viel über Jesus gesprochen und viel geredet. Auch in unseren theologischen Diskussionen ist für viele die mächtige Autorität Jesu fast ganz verloren gegangen – dieses Königliche, dieses Herrschen Jesu. Manche meinen, Christsein sei ein fortwährendes Fragen und Suchen.
Wissen Sie, was Christsein wirklich bedeutet? Es heißt, von Jesus beschlagnahmt zu werden, unter seine Autorität zu kommen und von ihm geführt zu werden. Viele Menschen haben heute jedoch Angst vor Autoritäten. Vielleicht haben sie einen strengen Vater erlebt, und diese Wunde ist tief im Seelenleben noch nie verheilt.
Lassen Sie sich von irdischen Autoritäten nicht abschrecken. Unser Christenleben kann nur gut geführt sein, wenn Jesus als mächtige Autorität uns leitet. Wenn das nicht von Anfang bis Ende über unserem Leben steht, dann funktioniert es nicht. Ich will mich nicht selbst führen; du sollst als Hirte mich regieren.
Das Glück eines Lebens hängt davon ab, wie viel Raum man Jesus als Autorität im Leben einräumt, wie sehr man ihn bestimmen lässt und wie stark in unserem Glaubensleben das Wort „Gehorsam“ an die Spitze rückt. Darin liegt die große Freude.
Je länger wir leben und je mehr uns im Glauben die Augen dafür geöffnet werden, desto mehr bekommen wir einen Abscheu und eine Angst vor uns selbst. Wir wissen, dass wir von den kleinsten Dingen abgezogen werden, von so vielen unwichtigen Dingen versucht und abgelenkt sind.
Wie wunderbar ist es, wenn wir anders handeln als die meisten Menschen: Wenn wir uns nicht beim Menschen Klarheit suchen, sondern in dieser Adventszeit sagen können: Jesus, wir wollen dich als König haben, als letzte Autorität. Wir sind nicht die Bibelkritiker, und wir sind auch nicht diejenigen, die dein Wort zurechtschnipseln können. Wir wollen deine Schüler sein und wollen, dass du als Herr von unserem Leben Besitz ergreifst. So wie du einst einen Esel gebrauchen konntest, um deine Herrlichkeit zu offenbaren.
Nimm du unser Leben und mach daraus etwas zu deiner Ehre. Komm du zu uns in diesen Adventstagen als unser König und unser Herr. Amen.
Gebet um die Herrschaft Jesu im Leben
Und beten. Herr, du willst in diesen Tagen nicht nur von uns besungen werden, sondern du möchtest dein Königreich und dein Friedensreich in unserem sündigen und zerbrochenen Leben aufrichten. Vergib uns, wo wir uns immer wieder davor gedrückt haben, wo wir stets in äußeren Stimmungen verharrt sind. Das war Flucht vor dir, und so sind wir lange nicht zum Frieden, zur Gewissheit und zur Freude vorgedrungen.
Wir möchten dich bitten: Lass uns keine Ruhe, bis wir deiner Königsherrschaft in unserem Leben Raum geben. Bis wir erkennen, dass du mit all deinen Worten bei uns Gehorsam suchst. Bewahre uns vor aller äußeren religiösen Begeisterung, die nicht im Alltag zu Gehorsam dir gegenüber führt.
Mach dir alles untertan und hilf uns, dass wir unser Leben durchleuchten können, sodass nichts vor dir verborgen bleibt. Unsere Gedanken, unser Reden, all unser Tun, unsere Familien, unsere Freizeit, unsere Berufsarbeit und alle Verpflichtungen, die wir haben – komm und herrsche darüber. Wo wir gebunden sind, da löse uns, und lösche alle Schuld aus, damit wir dir ganz dienen können und du in unserem Leben Wohnung nehmen kannst.
Geh dann mit uns, wenn wir anderen in diesen Tagen von dieser großen Freude weitersagen wollen. Wir möchten nicht nur äußere Begeisterung verbreiten, sondern Menschen zum Durchbruch und zur Klarheit verhelfen. Zu einer ganzen Nachfolge dir nach, zu einem ganzen Leben des Gehorsams mit dir.
Du musst unseren Worten Nachdruck verleihen, damit Menschen durch uns zum Glauben, zum Frieden und zur Freude finden. Segne so die Adventszeit an uns und an vielen Menschen.
Gemeinsames Vaterunser und Segensworte
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht,
und über denen, die da wohnen im finsteren Land, scheint es hell.
Gehen Sie auch in dieser Gewissheit hin:
Der Herr geht mit Ihnen und legt seine segnende Hand auf Sie.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.