Einführung in das Thema der Katastrophe und der Sündenfall
Also, wenn Sie nur auf den Termin gewartet haben, haben viele bereits eine fertige Meinung zu dem, was passiert ist. Die Tagesthemen oder das Heute Journal liefern am Abend der Katastrophe schon eine recht ausführliche Berichterstattung. Die Aufarbeitung hat dann meistens schon begonnen. Erste Hinweise zu den Umständen werden geliefert, Augenzeugen werden befragt, und die Auswirkungen werden skizziert.
Wer sich also zu Hause ein genaueres Bild von einer Katastrophe machen will, muss oft nur bis zum Abend warten – bis zum Abend der Katastrophe.
Das ist mein Predigtthema dieses zweiten Vortrags: Am Abend der Katastrophe – Aufarbeitung und Auswirkungen des Sündenfalls. Der Text stammt aus 1. Mose 3,8-24.
Ja, es ist passiert: Der Mensch hat von der Frucht gegessen, der Super-GAU von Eden ist eingetreten. Der Mensch hat sich gegen Gott entschieden. Die Schlange hat Eva verführt, indem sie Misstrauen gegenüber Gott gesät hat.
Zunächst einmal spielt sich hier alles zwischen dem Menschen und der Schlange ab. Am Ende von Kapitel 3 stellt sich jedoch die Frage: Wie reagiert Gott jetzt? Wie wird Gott reagieren?
Natürlich wissen wir es vielleicht, die wir heute hier sitzen. Aber das ist doch eine brennende Frage: Wie reagiert ein heiliger Gott auf diese mutwillige Sünde des Menschen?
Gottes Suche nach dem Menschen nach dem Sündenfall
Er beginnt mit der Suche. Und, ihr Lieben, das sagt so viel über unseren Gott aus. Gott sucht den Sünder bereits auf den ersten Seiten der Bibel. Er ist ein Gott, der dem Sünder nachgeht.
Es beginnt mit der Suche Gottes. In den Versen acht bis zehn heißt es: „Als es am Abend kühl wurde, hörten sie Gott, den Herrn, im Garten umhergehen. Da versteckten sie sich zwischen den Bäumen.“ Gott, der Herr, rief nach Adam: „Wo bist du?“ Dieser antwortete: „Als ich deine Schritte im Garten hörte, habe ich mich versteckt, denn ich hatte Angst, weil ich nackt bin.“
Schaut mal, Gott kommt am Abend in den Garten. Für den Menschen war das bis dahin immer die schönste Zeit des Tages. Abends kommt Gott, und sie haben unmittelbare Gemeinschaft miteinander, ungetrübt. Sie waren mit Gott auf Augenhöhe. Sie haben Gott so gesehen, wie nach ihnen nie ein Mensch Gott sehen konnte, selbst Mose nicht, der sehr nah dran war. Der Mensch hatte unmittelbare Gemeinschaft mit Gott.
Und wir sehen hier: Was ist passiert? Die Gemeinschaft ist getrübt, die Beziehung zu Gott ist gestört. Das Ungewöhnliche ist nicht, dass Gott in den Garten kommt. Das Ungewöhnliche ist, dass der Mensch sich vor diesem Gott versteckt. Das ist das Besondere an diesem Vers.
Er tut etwas, wozu er bisher überhaupt keinen Grund hatte: sich vor Gott zu verstecken. Warum denn auch? Aber jetzt fühlt der Mensch sich schuldig, er schämt sich und zieht sich zurück.
Wie reagiert Gott? Ich habe es gerade bereits angedeutet: Das Erste, was Gott macht, ist, dass er den Menschen ruft. „Ayeka“ – das ist das hebräische Wort für „Wo bist du?“ Warum stellt Gott diese Frage? Weiß Gott nicht, wo der Mensch ist? Natürlich weiß Gott, wo der Mensch ist.
Aber Gott stellt diese Frage, damit der Mensch erkennt, damit er zum Nachdenken kommt: Warum bin ich hier im Versteck? Warum bin ich nicht bei Gott? Das ist eine pädagogische Frage an den Menschen.
Adam, wo bist du? Natürlich weiß Gott, dass er sich versteckt. Aber Adam kommt zur Besinnung: Moment, warum bin ich eigentlich hier, wie der verlorene Sohn bei den Schweinen? Warum bin ich hier? Was hat die Sünde mit mir gemacht? Er versteckt sich, weil er weiß, dass er schuldig ist.
Das menschliche Verstecken vor Schuld und Gottes Einladung zur Umkehr
Zwei Jugendliche aus der Gemeinde in Köln Ostheim waren vor einigen Jahren mit einer gelben Crossmaschine in Köln Kalk unterwegs. Ich werde jetzt nicht sagen, wer diese beiden Jugendlichen waren oder wer einer von ihnen war, sonst werdet ihr mich nicht mehr einladen.
Es war bereits dunkel. Dummerweise hatte nur einer der Fahrer einen Helm, der andere nicht. Er saß hinten auf dem Crossmotorrad ohne Helm. Außerdem fehlte, wenn ich mich richtig erinnere, an dieser Crossmaschine das Nummernschild. Dummerweise fuhren die beiden nicht auf der Straße, wie es sich gehört, sondern auf dem Fußgängerweg. Noch dazu überquerten sie gerade bei roter Fußgängerampel die Straße. Und dummerweise kam genau in diesem Moment die Polizei und erwischte sie.
Was war die Reaktion dieser beiden Jugendlichen? Sie zögerten nicht lange, drehten ab und flüchteten vor der Polizei. Sie versteckten sich erfolgreich. Die Frage ist: Warum taten diese beiden jungen Männer das? Die Polizei ist doch Freund und Helfer. Warum flohen sie?
Weil sie sich schuldig fühlten. Sie hatten in diesem Moment gegen sämtliche Gesetze der deutschen Straßenverkehrsordnung verstoßen und wollten die Strafe nicht. Genau das sehen wir auch bei Adam und Eva: Der Mensch neigt immer dazu, seine Schuld zu verbergen. Ich denke, das kennen wir alle von uns. Wenn wir gesündigt haben, wollen wir nicht, dass es jemand erfährt.
Eine Sache ist aber anders: Gott sieht es immer. Vor einiger Zeit kamen zwei Jugendliche zum Pastor und sagten: „Ja, wir müssen eine Sünde bekennen. Wir sind noch nicht verheiratet, wir sind in einer Liebesbeziehung, wir waren nachts im Auto und sind zu weit gegangen.“ Der Pastor antwortete: „Ja, ich weiß, euch hat jemand gesehen.“ Die Jugendlichen fragten: „Was, uns hat jemand gesehen?“ Der Pastor sagte: „Ja, Gott hat euch gesehen.“ „Ah, okay.“
Wir lachen jetzt, aber das zeigt doch unsere verkehrte Denkweise. Wenn ein heiliger Gott uns sieht – und er sieht uns immer – dann sollte uns das doch zurückschrecken vor der Sünde. Er sieht uns immer, und das ist das Schlimmste an der Sünde.
Wir neigen dazu, uns zurückzuziehen. Vielleicht gibt es einige heute Abend hier im Raum oder auch vor dem Livestream, die diesen Vortrag von zu Hause aus verfolgen, die gerade dabei sind, sich zurückzuziehen. Vielleicht hast du gerade ein schlechtes Gewissen, weil es Sünden gibt in deinem Leben, die du pflegst.
Weißt du, Gott möchte die Beziehung zu dir. Gott möchte, dass du aus deinem Versteck herauskommst, dass du ans Licht kommst, weil er dir dann alle deine Sünden vergeben kann. Aber du musst auf Gott zugehen.
Das Wunderbare, was wir hier in diesem Text sehen, ist: Bevor der Mensch auch nur einen Schritt auf Gott zugeht, geht Gott schon viele Schritte in seine Richtung. Und das möchte ich dir mitgeben: Wenn du dich von Gott entfernt hast, weißt du, wie viele Schritte Gott schon auf dich zugegangen ist? Er wartet auf deinen Schritt.
Und das ist nur ein Schritt. Wir sind immer nur ein Schritt von Gott entfernt. Das ist die gute Nachricht. Aber diesen Schritt musst du gehen. Es ist ein Schritt der Umkehr, ein Schritt von der Finsternis ins Licht. Genau das meinen wir mit Bekehrung: eine Abkehr von der Sünde und eine vertrauensvolle Hinwendung zu Jesus.
Diesen Schritt musst du gehen. Den kann kein anderer für dich gehen.
Wir sehen hier, dass Gott der gute Hirte ist. Er geht dem verlorenen Schaf nach. Das Erste, was nach dem Sündenfall auf Gottes Agenda steht, ist die Suche des Sünders.
Gott stellt dir heute Abend die Frage: Wo bist du? Gott weiß, wo du bist, aber er möchte, dass du dir diese Frage stellst: Warum bin ich da, wo ich bin? Warum bin ich so weit weg von Gott? Wie ist es dazu gekommen, dass ich hier bin? Ich war mal viel näher bei Gott, und jetzt habe ich mich von ihm entfernt.
Gottes Befragung und die menschliche Reaktion auf Schuld
Wenn Gott auf den Menschen zugeht, dürfen wir das nicht falsch verstehen. Es bedeutet nicht, dass Gott beide Augen zudrückt und sagt: Die Sünde ist nicht schlimm. Dann hätten wir Gott mächtig missverstanden.
Gott geht auf den Sünder zu, aber nun wird geklärt, was vorgefallen ist. Das ist mein zweiter Punkt: die Befragung. Da heißt es: „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?“, fragte Gott der Herr. Schaut mal, das fragt Gott, weil die Antwort des Menschen weitere Fragen aufwirft. Bisher war die Nacktheit ja kein Problem. Vor dem Sündenfall heißt es, sie waren nackt und schämten sich nicht.
Gott stellt Adam die Frage: „Wo bist du?“ Aber Adam antwortet gar nicht auf die Frage „Wo bist du, Gott?“. Adam beantwortet eine ganz andere Frage. Er sagt: „Ich habe mich versteckt, weil ich nackt bin.“ Hier sehen wir bereits an der Antwort des Menschen, dass er ein Schuldbewusstsein hat. Er weiß, dass er gerade falsch liegt.
Gott fragt weiter: „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?“ Denn bisher war die Nacktheit kein Problem. Warum bist du dir dessen bewusst, dass das ein Problem ist? Adam sagt hier nicht: „Ich habe mich versteckt, weil ich vom Baum gegessen habe.“ Das wäre die richtige Antwort gewesen. Aber der Mensch möchte nicht mit der Wahrheit herausrücken.
Es kostet uns manchmal so viel Überwindung, einfach die Wahrheit zu sagen, wie es wirklich ist. Das sehen wir bereits auf den ersten Seiten der Bibel. Adam sagt nicht, was vorgefallen ist, er findet Ausreden. Und Gott fragt: „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?“ Und Gott fragt weiter: „Hast du etwa von den verbotenen Früchten gegessen?“
Gott stellt Fragen, Gott stellt unangenehme Fragen. Aber indem Gott Fragen stellt, gibt er dem Menschen die Möglichkeit zu einem Bekenntnis. Gott hat noch nicht gestraft, der Blitz kam nicht vom Himmel. Gott stellt Fragen.
Wir sehen es morgen, wenn wir über Kain und Abel reden: Was macht Gott als Erstes nach diesem brutalen Mord? Er stellt Kain eine Frage. Das heißt, auch Kain hatte die Möglichkeit zur Buße. Auch nach dem Mord stellt Gott Fragen und gibt dem Menschen die Möglichkeit zur Antwort.
Er stellt auch uns immer wieder Fragen, wenn wir in Sünde gefallen sind. Gott fragt Adam: „Hast du etwa von der verbotenen Frucht gegessen?“ Jetzt ist die Frage ziemlich direkt, und hier hätte Adam die Möglichkeit zu einer ausführlichen Buße. Diese Möglichkeit gibt Gott immer wieder dem Sünder.
Vielleicht merkst du, dass du gerade in deinem Leben mit Fragen Gottes konfrontiert wirst: „Was hast du da getan eigentlich?“ Du hast es versucht zu verbergen, aber Gott ruft dir Sünden aus deiner Vergangenheit, die du noch nicht bekannt hast, jetzt vielleicht hoch. Und er sagt: „Was tust du da gerade? Warum machst du das?“
Gott macht das häufig durch ein schlechtes Gewissen, manchmal durch Prediger, manchmal indem er andere Menschen zu uns schickt, die uns unangenehme Fragen über unseren Lebensstil stellen. Und manchmal mögen wir diese Menschen deswegen nicht, weil sie uns überführen. Wir wissen ganz genau, sie haben Recht.
Gott stellt Fragen. Wir sehen es bei Jesus. Wisst ihr, was mich auch an unserem Gott fasziniert? Gott haut uns die Wahrheit nicht immer rechts und links um die Ohren. Wisst ihr, wie Jesus mit dieser Frau am Brunnen umgeht? Er stellt Fragen.
Mit anderen Worten: Jesus hätte sofort als Allererstes zu dieser Frau sagen können: „Du bist eine Ehebrecherin, ich weiß um deine Männergeschichten.“ Aber er stellt ihr eine Frage beziehungsweise eine indirekte Frage. Er sagt: „Hol mal deinen Mann.“ Natürlich wusste Jesus Bescheid, aber er gibt der Frau die Möglichkeit zu einem Bekenntnis.
Das ist Gottes Methode, uns von Sünde zu überführen. Er legt seinen Finger auf die wunden Stellen in unserem Leben. Er überfordert uns damit nicht, aber er gibt uns die Möglichkeit zu antworten.
Die Ausflüchte Adams und Evas und die menschliche Schuldverlagerung
Was antwortet Adam? Das ist jetzt die Frage. Erwartet diese Frage eigentlich ein Ja oder Nein? Zum Beispiel: Hast du etwa von den verbotenen Früchten gegessen? Wie würde die richtige Antwort anfangen? Mit den Worten Ja, ich… oder?
Schaut mal, wie Adam antwortet: Die Frau – falsche Antwort, falsche Antwort! Die Frau antwortete Adam: „Die, die du mir zur Seite gestellt hast, gab mir von der Frucht.“ Und deshalb, deshalb – und „weil“ ist immer falsch in einem Sündenbekenntnis. „Ich habe gesündigt, weil…“ – als wenn es dafür eine Begründung gäbe, als wenn wir das irgendwie rechtfertigen könnten, wenn wir sündigen. „Deshalb habe ich davon gegessen.“ Es war die Frau.
Wisst ihr, was hier auch auffällt? Er nennt sie nicht einmal mehr seine Frau. Warum fällt das auf? Weil wir gestern Abend gesehen haben, als Gott Adam in die Narkose versetzt hat, dass er aufwacht und die wunderbare Frau sieht, die Gott für ihn gemacht hat. Es ist ein Jubelschrei: „Das ist endlich Gebein von meinem Gebein!“ Er freut sich über die Frau. Und jetzt ist es nur noch „die Frau“.
Wisst ihr, was uns das über Sünde lehrt? Sünde gegen Gott schafft immer Distanz zwischen Menschen. Sünde gegen Gott verursacht Eheprobleme, Sünde gegen Gott verursacht Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, Probleme in der Gemeinde. Sünde hat immer auch Konsequenzen für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen.
Und das sehen wir hier zwischen Adam und Eva: Da ist ein Keil getrieben worden. Was hat die Frau getan? „Sie gab mir von der Frucht, deshalb habe ich gegessen.“ Also sagt Adam hier mit anderen Worten: Die Frau ist schuld. Aber wenn wir genauer hinsehen, ist nicht nur die Frau schuld, auch Gott ist schuld – in Adams Augen. Denn Gott hat ihm ja die Frau zur Seite gestellt.
Wisst ihr, was ich so interessant finde an Adams Antwort? Eigentlich bleibt Adam bei den Fakten. Hat Eva ihm die Frucht gegeben? Ja. Hat Gott ihm die Frau gegeben? Ja. Ist doch alles richtig, oder? Schaut mal: Er bleibt bei den Fakten, ordnet sie aber so an, dass er selbst im guten Licht dasteht. Er interpretiert die Fakten entsprechend.
Ihr Lieben, das erleben wir in der Seelsorge. Du hast den Täter vor dir, und er sagt nur die Wahrheit. Aber er ordnet sie so an und interpretiert sie so, dass er als Opfer erscheint. Wir Menschen – ich will nicht den Finger auf einzelne Leute zeigen, versteht mich nicht falsch – so ticken wir alle. Das ist das Problem, das ist unser Problem: Wir versuchen immer, Sünde in unserem Leben irgendwie zu rechtfertigen.
Ich habe euch hier mal den hebräischen Text mitgebracht, das ist das Original. Adams Sündenbekenntnis ist im Hebräischen nur ein einziges Wort: „Die Frau hat mir gegeben und ich aß.“ „Ich aß“ ist nur ein Wort im Hebräischen. Alles andere davor sind viele Worte für „die Frau“, „Gott“ und so weiter. Er selbst erwähnt seine Sünde nur ganz am Ende: „Ich aß.“ Leider, leider, leider.
Es steckt mehr von Adam in uns drin, als wir manchmal wahrhaben wollen.
Vers 13: Da fragte Gott der Herr die Frau. Gott wendet sich jetzt an die Frau: „Was hast du getan?“ Auch die Frau muss sich vor Gott verantworten. Und die Frau sagt: „Die Schlange verleitete mich dazu“, antwortete sie, „deshalb aß ich von der Frucht.“
Also auch bei Eva: Die Schlange ist schuld, dann habe ich gegessen. Eva ist ein bisschen besser als Adam. Sie gibt Gott zumindest nicht die Schuld. Sie ist vielleicht näher dran an einem echten Sündenbekenntnis, aber knapp verfehlt es auch.
Und das sehen wir bei Eva: Sie sagt auch nicht, der Mann hat mich gehindert, hat mich eben nicht gehindert, deswegen ist er schuld. Sie ist näher dran als Adam, aber sie ist auch weit davon entfernt. Beide minimieren ihren eigenen Anteil an der Schuld.
Die menschliche Neigung zur Schuldverlagerung – Ein aktuelles Beispiel
Ich habe heute unseren Freund mitgebracht. Vorab möchte ich sagen: Es geht mir hier überhaupt nicht um ein politisches Statement. Es geht mir auch nicht darum, mit dem Finger auf andere Menschen zu zeigen. Ich verwende das nur als eine Illustration.
Kurz vor der Präsidentschaftswahl geriet Donald Trump noch einmal so richtig in die Bredouille, weil Videos aus seiner Vergangenheit aufgetaucht sind. Vielleicht erinnern wir uns an diesen Wahlkampf. Er hat sich daraufhin entschuldigt, aber ich habe seine Entschuldigung einmal untersucht und euch einige Auszüge mitgebracht.
Schaut mal: Er sagt, jeder, der ihn kennt – es ging bei Donald Trump darum, dass er sich sehr abwertend und auch pervers über Frauen geäußert hat, das war der Kontext – jeder, der ihn kennt, weiß, dass diese Worte nicht wiedergeben, wer er ist. Er sagt: „Ich habe es gesagt, es war falsch, ich entschuldige mich.“ Hört sich an wie eine Entschuldigung, oder?
Aber dann kommt es: „Ich habe Zeit mit trauernden Müttern verbracht, die ihre Kinder verloren haben.“ Übrigens war Hillary Clinton sein Wahlkampfgegner, und ihresgleichen hätten das Land ruiniert. „Ich habe törichte Dinge gesagt, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem, was andere Leute sagen und dem, was sie tun. Bill Clinton hat tatsächlich Frauen missbraucht, und Hillary hat seine Opfer gemobbt, angegriffen, beschämt und eingeschüchtert.“ Das ist original von ihm.
Die Analyse ist: Er sagt, ja, ich habe etwas Falsches gemacht, aber eigentlich bin ich ein guter Mensch, weil ich mich um arme Mütter kümmere. Ich habe viel Gutes getan. Als ob gute Werke die Sünde irgendwie neutralisieren könnten. Durch gute Werke bin ich gut, und die anderen sind viel schlimmer.
Ich möchte noch einmal betonen: Ich erwähne das nur als Beispiel, als Illustration, weil wir alle häufig genau so reden. Wir wollen die Schuld auf andere schieben, wir wollen unseren Anteil irgendwie minimieren. Ich denke, wir handeln sehr, sehr häufig ähnlich.
Da werden wir gefragt: Arbeitest du schwarz? Da antworten wir vielleicht: „Weißt du was, der Staat geht so – wenn wir nur an den Flughafen in Berlin denken – der Staat geht so unverantwortlich mit den Steuergeldern um, da zahle ich doch keine Steuern, um das, was der Staat tut, auch noch zu befürworten.“ Wir rechtfertigen unsere Sünde.
Hast du dich auf der Klassenfahrt betrunken? „Ja, alle anderen haben sich betrunken und haben mir gesagt, ich gehöre nicht dazu, wenn ich nicht mitmache. Ja, da habe ich auch ein bisschen getrunken.“ Wir schieben die Schuld auf andere.
Hast du gelästert? „Ja, weißt du was, die Person ist so kompliziert, und außerdem habe ich das nur als Gebetsanliegen weitergegeben.“ Kennen wir das?
Hast du dich in den anderen Mann verliebt? Hast du dich mit ihm getroffen? „Weißt du was, mein Mann ist so kompliziert, wenn du meinen Mann kennen würdest. Er macht mir seit Wochen keine Komplimente mehr. Ja, und ich habe mich einmal mit meinem Arbeitskollegen getroffen, aber das machen ja auch alle.“
All diese Beispiele haben eins gemeinsam: Die eigene Schuld wird minimiert und auf die Umstände geschoben. Die Umstände sind schuld, die anderen sind schuld.
Das Vorbild Davids – Aufrichtige Busse statt Schuldverlagerung
Ihr Lieben, unser Vorbild in der Bibel ist König David. David ist wirklich ein echtes Vorbild. Ich stelle mir immer wieder die Frage: Warum war David ein Mann nach dem Herzen Gottes? Vielleicht stellt ihr euch diese Frage auch.
Saul war kein Mann nach dem Herzen Gottes. Wenn wir jedoch Sauls Sünden mit denen Davids vergleichen, würden wir aus menschlicher Perspektive sagen, dass David schlimmere Sünden begangen hat. Er hat Ehebruch begangen und den Mann seiner Frau töten lassen. Trotzdem wird er in der Bibel als Mann nach dem Herzen Gottes bezeichnet. Warum ist das so?
Der Unterschied zwischen David und Saul liegt in der aufrichtigen Buße Davids. David wird vom Propheten Nathan überführt. Nathan erzählt David ein Gleichnis von einem Mann, der ungerecht gehandelt hat. David sagt, dieser Mann müsse sterben. Daraufhin sagt Nathan zu David: „Du bist der Mann.“
Wie reagiert David darauf? David stellt sich vor Gott. Aus Psalm 51 können wir entnehmen, dass er wahrscheinlich bitterlich weint und einfach nur sagt: „Ja, ich bin der Mann.“ Er sagt nicht: „Warum hat die Frau auch nackt gebadet? Eigentlich ist sie ja mitschuldig.“ Er schiebt seine Schuld nicht auf die Umstände. Er sagt: „Ich bin der Mann, ich habe gesündigt.“
In Psalm 51 benutzt David die stärksten Begriffe für Sünde. Er sagt, dass es seine Schuld ist, dass er gesündigt hat. Er braucht Gnade, er braucht Vergebung. Genau das macht echte Buße aus: nicht dass wir unsere Sünde irgendwie kleinreden, rechtfertigen oder schönreden, sondern dass wir sagen: „Ja, ich bin der Mann“ oder „Ja, ich bin die Frau, ich bin schuld an allem, ich habe gesündigt.“ Aber Gott ist heilig, und was ich brauche, ist deine Vergebung.
Das ist aufrichtige Buße. Das sehen wir so deutlich an David. Er hat so schwer gesündigt, und dennoch nennt Gott ihn „einen Mann nach meinem Herzen“, weil er sich vor seiner Sünde gedemütigt hat.
Ihr Lieben, genau das ist das, was wir brauchen: dass wir vor Gott auf die Knie gehen und sagen: „Ich habe gesündigt. Ich allein bin schuld. Du bist gut zu mir, aber ich habe deine Güte mit Füßen getreten. Ich brauche dich, ich brauche deine Vergebung.“ So eine Buße gefällt Gott.
Vielleicht ist genau so eine Buße heute in deinem Leben dran. Dass du zu ihm kommst und sagst: „Ich will meine Sünde nicht mehr schönreden. Ich will nicht sagen: ‚Ich sündige, aber alle anderen sind genauso schlimm.‘ Oder: ‚Gott kann ja noch froh auf mich sein, weil ich so viele Dienste in der Gemeinde tue.‘“ Sondern dass du einfach mit leeren Händen zu Gott kommst und sagst: „Ich brauche Gnade, weil ich ein Sünder bin.“
Ein zerbrochenes Herz liebt Gott. Die Frage ist: Wann warst du das letzte Mal zerbrochen über die Sünde in deinem Leben?
Die Konsequenzen der Sünde für Schlange, Frau und Mann
Sünde hat Konsequenzen, ihr Lieben, und dazu kommen wir jetzt – Punkt drei: Die Konsequenzen.
Zunächst einmal hat Sünde Konsequenzen für die Schlange. Gott beginnt bei der Schlange, weil alles mit ihr anfing. Dann geht es weiter mit Eva und schließlich mit Adam. In der Reihenfolge, wie der Sündenfall ablief, schildert Gott hier auch die Konsequenzen.
Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: „Weil du das getan hast, sollst du unter allen zahmen und wilden Tieren verflucht sein. Dein Leben lang sollst du auf dem Bauch kriechen und Staub fressen.“ Wahrscheinlich hatte die Schlange vorher Füße – wir wissen es nicht genau. Auf jeden Fall können wir uns seit dem Sündenfall schlecht vorstellen, wie es vorher war, weil wir ja nicht dabei waren. Aber seit dem Sündenfall wird die Schlange kriechen, sagt Gott, sie wird ihr Leben lang Staub fressen.
Das wissen wir von heute: Schlangen fressen eigentlich keinen Staub. Wie ist das gemeint? Vielleicht ist das hier bildlich gemeint, denn die Bibel verwendet genau die gleichen Worte mit dem Staublecken häufig als Bild der Demütigung. Gott hat dieses Tier, Gott hat den Feind, gedemütigt. Und vielleicht ist das mit dem Staubfressen nicht wörtlich zu verstehen. Ich weiß es nicht genau, aber vielleicht ist das hier ein Bild für die Demütigung.
Dann aber kommt ein wunderbarer Vers in Vers 15. So mitten in den Konsequenzen der Sünde sagt Gott: „Von nun an setze ich Feindschaft zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.“ Aber dann heißt es weiter: „Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm in die Ferse beißen.“
Dieser bekannte Vers wird auch als das Protoevangelium bezeichnet, also als das Evangelium, das hier bereits so langsam aufleuchtet. Es heißt, ein Nachkomme der Frau – das heißt ein Mensch – wird irgendwann kommen und der Schlange den Kopf zertreten. „Beißen“ bedeutet, dass er eine Verletzung mit sich tragen wird, aber er wird die Schlange besiegen.
Der Mensch hat darauf gewartet. Wir müssen uns einfach mal in jede Frau hineinversetzen: Eva dachte bei ihrer ersten Geburt, das ist jetzt der Retter. Aber Kain hat völlig versagt, er war nicht der Retter. So ging diese Hoffnung weiter. Mit jeder Geburt eines Sohnes war vielleicht die Hoffnung verbunden, dass endlich dieser Retter kommt, der der Schlange den Kopf zertritt und den Sieg über die Sünde erringt. Und immer wieder Enttäuschung, Enttäuschung, Enttäuschung – bis in der Nacht von Bethlehem Christus geboren wird, der Retter.
Ja, die Schlange hat ihm in die Ferse gestochen – er starb am Kreuz. Aber in diesem Tod hat er den größten Sieg errungen: über Satan, über die Mächte der Finsternis. In Kolosser 2 heißt es, er hat die Mächte der Finsternis öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert. Und das sehen wir bereits in diesem dunkelsten Kapitel der Bibel, dem Sündenfall: Wir sehen diese Verheißung auf Christus hin.
Ich möchte es jetzt schon mal sagen: Christus ist die Lösung für die Sünde in deinem Leben. Christus allein, nicht deine guten Werke. Deine guten Werke und dein Dienst in der Gemeinde sind wichtig, aber sie können dich nicht vor Gott als heilig darstellen. Die einzige Lösung, wenn wir mit Sünde zu kämpfen haben, ist Christus.
Es geht weiter mit den Konsequenzen für die Frau. Die Frau wird auch Konsequenzen zu spüren bekommen. Da heißt es im Vers: „Dann sprach er zu der Frau: Mit großer Mühe und unter Schmerzen wirst du Kinder zur Welt bringen. Du wirst dich nach deinem Mann sehnen, doch er wird über dich herrschen.“
Zunächst einmal müssen wir feststellen, dass die Konsequenzen bei der Frau mit den Bereichen zusammenhängen, in denen sie eigentlich am meisten Erfüllung findet – in der Beziehung zu ihrem Mann und in der Beziehung zu den Kindern. Genau diese Bereiche werden jetzt von der Sünde getroffen.
Nein, Kinder bekommen ist keine Strafe. Diesen Auftrag gibt es schon vor dem Sündenfall. Aber die Geburts-schmerzen, die jede Frau hat, sind eine Konsequenz der Sünde. Ich glaube, alle Mütter hier im Raum können ein Lied davon singen und stellen sich vielleicht das eine oder andere Mal die Frage: „Eva, was hast du uns da angetan?“ Aber eigentlich sitzen wir alle im gleichen Boot. Wir wollen die Schuld nicht schon wieder auf andere schieben.
Mit jeder Geburt sind körperliche Schmerzen verbunden. Diese Schmerzen gab es noch nicht vor dem Sündenfall. Schmerz, Krankheit – und wir werden gleich dazu kommen – Tod und Leid sind eine Folge des Sündenfalls. Die Frau wird immer daran erinnert, dass die Sünde verheerend ist, wenn sie ein Kind bekommt. Ein so wunderbares Ereignis ist belastet durch das, was die Sünde mit sich gebracht hat.
Die Konsequenzen beziehen sich aber auch auf ihre Beziehung zum Mann. Da heißt es ja: „Du wirst dich nach deinem Mann sehnen, doch er wird über dich herrschen.“ Diese Aussage wirft einige Fragen auf, und wir müssen diesen Text gut verstehen, weil ich glaube, dass er manchmal missverstanden wird.
Hier sind zwei Worte sehr, sehr wichtig zu verstehen: Was bedeutet „sehnen“? Was bedeutet es, sich nach ihrem Mann zu sehnen beziehungsweise Verlangen zu haben? Und was bedeutet es, dass der Mann über die Frau herrscht?
Uns hilft hier eine Parallelstelle, wo beide Worte nur ein Kapitel weiter vorkommen. Deswegen denke ich, das ist der Schlüssel zum Verständnis, denn dort werden beide Worte auch verwendet. Da heißt es: „Ist es nicht so, wenn du Recht tust? Keiner erhebt sich. Wenn du aber nicht Recht tust, lagert die Sünde vor der Tür, und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen.“
Was ist hier gemeint? Die Sünde möchte in einer falschen Art und Weise Besitz von Kain ergreifen. Das bedeutet, dass die Sünde nach ihm Verlangen haben wird, also ein falsches Besitz ergreifen will. Er aber soll über die Sünde herrschen, er soll gegen die Sünde siegen.
Und das wenden wir jetzt mal auf die Beziehung zwischen Mann und Frau an. Das heißt, was Vers 16 sagen wird, ist, dass eine Folge der Sünde ist, dass es immer einen Geschlechterkampf geben wird. Die Frau möchte in einer unangebrachten Weise über ihren Mann herrschen. Nicht „sehnen“ im Sinne von „Ach, hoffentlich liebt mich mein Mann“ – das will der Text nicht sagen –, sondern sie möchte über den Mann stehen, in diesem Sinne ein Verlangen nach dem Mann, nach seiner Position.
Aber er wird über sie herrschen, er wird sie tyrannisieren. Das ist das, was der Text sagen möchte.
Ganz wichtig ist zu erkennen: Hier geht es um die Konsequenzen der Sünde. Das ist kein biblisches Gebot, dass die Frau sich über den Mann erheben soll. Und kein Mann darf diesen Vers nehmen als Begründung dafür, dass er seine Frau tyrannisiert.
Denn wie wirkliche Unterordnung im Gottessinn aussieht, sehen wir in Epheser 5. Der Mann ist eine liebevolle Autorität. Wie Christus die Gemeinde geliebt hat, so hat er die Autorität in der Familie. Aber es ist eine liebevolle Autorität. Und die Frau, die sich unterordnet, tut dies gerne. Sie erkennt die Autorität des Mannes an.
Seit dem Sündenfall gibt es jedoch diesen Geschlechterkampf, und das sehen wir bis heute. Leider gibt es bis heute Männer, die ihre Frauen tyrannisieren, die ihre Frauen einfach nur zu Bediensteten machen – und das ist falsch.
Denn das ist nicht, was Petrus sagt. In 1. Petrus 3,7 heißt es, dass ein Mann in einer verständnisvollen Weise mit seiner Frau, dem schwächeren Gefäß, zusammenleben soll.
Das hier ist kein biblisches Gebot. Deswegen darf dieser Vers nicht gebraucht werden im Sinne von: „Jetzt herrsche ich über dich als Tyrann.“
Wir Männer sollen eine liebevolle Autorität ausüben. Aber die Sünde hat es so weit gebracht, dass Männer ihre Frauen unterdrücken. Aber die Sünde hat es auch dahin gebracht, dass die Frauen „die Hosen anhaben“ wollen, sprichwörtlich.
Frauen wollen heute häufig über den Mann herrschen. Sie wollen die Leiterschaft zuhause übernehmen, und das ist eine Konsequenz der Sünde. Das ist nicht Gottes Wille.
Die Folgen der Sünde für Adam und die Einführung des Todes
Wir kommen zu den Konsequenzen für den Mann. Da heißt es: „Und zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört hast und von der verbotenen Frucht gegessen hast, soll der Acker deinetwegen verflucht sein. Dein ganzes Leben lang wirst du dich abmühen und dich davon ernähren. Dornen und Disteln werden auf ihm wachsen, doch du musst dich vom Gewächs des Feldes ernähren. Dein ganzes Leben lang wirst du im Schweiße deines Angesichts arbeiten müssen, um dich zu ernähren, bis zu dem Tag, an dem du zum Erdboden zurückkehrst, von dem du genommen wurdest, denn du bist aus Staub und wirst wieder zum Staub werden.“
Man könnte meinen, die Strafe für den Mann bestehe darin, dass er sich vom Gewächs des Feldes ernähren muss – also kein Fleisch mehr, sondern nur noch Pflanzen. Was wollen wir Männer schon mit dem Grünzeug? Doch das ist nicht, was hier gemeint ist.
Was war die Nahrung Adams vorher? Kostbare Früchte. Jetzt aber nur noch Gewächs des Feldes. Das ist keine Verbesserung, sondern ein Niedergang.
Aber nicht nur das: Es ist interessant, dass die Strafe Adams mit dem Essen zusammenhängt. Denn worin bestand die Sünde? Im Essen. Die Strafe entspricht also dem Vergehen. Das sehen wir häufig in der Bibel: Die Strafe entspricht dem Vergehen. Deshalb wird Adam täglich daran erinnert.
Das ist ja häufig die Erfüllung, die der Mann in seiner Arbeit findet. Und hier treffen die Konsequenzen den Mann. Bei der Frau war es so, dass sie Erfüllung im Muttersein und im Ehefrausein findet. Genau dort treffen die Konsequenzen sie.
Wo findet der Mann häufig seine Erfüllung? Auch in der Arbeit. Arbeit ist ja an sich etwas Gutes, haben wir gestern festgehalten, etwas Gottgewolltes. Aber genau hier, da wo ein Mann eigentlich auch Erfüllung findet, treffen ihn die Konsequenzen der Sünde.
Jetzt kann man natürlich sagen: Ja, der Mann hat doch die schwächere Konsequenz. Eine Frau erlebt Geburts-schmerzen, und der Mann hat erschwerte Arbeit. Na klar, wenn wir das heute so betrachten, bei den Bürojobs, da kann höchstens ein Aktenordner auf den Kopf fallen, und das war’s dann mit dem Schmerz. Aber sonst ist der Mann nicht sehr vom Schmerz betroffen.
Wir müssen uns jedoch in die damalige Zeit hineinversetzen. Was bedeutete das für Adam? Er hatte noch keine Werkzeuge. Mit Händen, Dornen und Disteln – das war mit Schmerzen verbunden.
Und bei Eva – das muss man ja fairerweise sagen, um das Verhältnis ein wenig zu relativieren – hat sie maximal alle neun Monate Schmerzen. Adam dagegen jeden Tag. Zwar nicht ganz so intensiv wie die Frau, das wollen wir eingestehen, aber er hat sie jeden Tag, andauernd und bis an sein Lebensende. Deswegen kann man das vielleicht doch als gleichwertig darstellen, wenn man die Summe betrachtet. Das hier als Nebenbemerkung.
Aber die Sünde hat noch eine weitere Konsequenz. Ganz am Ende, in Vers 19, fast in einem Nebensatz, heißt es: „Dein ganzes Leben lang wirst du im Schweiße deines Angesichts arbeiten müssen, um dich zu ernähren. Und jetzt kommst du bis zu dem Tag, an dem du zum Erdboden zurückkehrst, von dem du genommen wurdest, denn du bist auch Staub und wirst wieder zu Staub werden.“
Der Tod ist eingetreten, die Sterblichkeit aufgrund der Sünde.
Schaut mal: Die Welt, wie Gott sie geschaffen hat, war sehr gut. Er hat den Menschen ursprünglich unsterblich geschaffen. Die Sterblichkeit, die Vergänglichkeit – das sagt uns auch Psalm 90 – kam durch die Sünde. Durch die Sünde.
Leid als Folge der Sünde und die Hoffnung auf Gottes Verheißung
Wenn wir das Ganze jetzt noch einmal zusammenfassen: Was kam alles durch die Sünde? Durch die Sünde kamen Beziehungsprobleme, Konflikte, Enttäuschung, Mühe, Streit, Sorgen, Schmerzen und Tod. All das lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Leid. Die Sünde hat Leid mit sich gebracht.
Immer wieder verzweifeln Menschen an der Frage, warum Gott das Leid zulässt. Diese Frage stellen sich viele, auch Christen. Zum Beispiel eine junge Mutter, die am Krebs zugrunde geht. Wie kann man das mit einem liebenden Gott vereinbaren? Oder nehmen wir die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs. Da sagen einige Menschen: Wer kann nach Auschwitz noch an einen liebenden Gott glauben? Warum lässt ein guter, liebender und allmächtiger Gott solche Dinge zu? Warum sollte man überhaupt noch an Gott glauben, wenn es gegenteilige Beweise gibt?
Das ist natürlich ein großes Thema, das ich hier zum Schluss noch einmal aufwerfe. Ich möchte einige Gedanken dazu mitgeben. Zunächst einmal müssen wir festhalten, dass das Böse – das lehrt uns dieser Text sehr deutlich – die Sünde ist die Hauptursache für alles Leid.
Versteht mich nicht falsch: Ich möchte nicht sagen, wenn jemand erkrankt, war das eine ganz bewusste Sünde in seinem Leben. Ich spreche hier allgemein. Durch die Sünde kam erst das ganze Leid in diese Welt. Wir leben in einer gefallenen Welt. Jetzt kennt der Mensch Schmerz, er kennt den Tod, er kennt Leiden.
Ihr Lieben, wir müssen festhalten: So wollte Gott diese Welt ursprünglich nicht. Es ist der Mensch, der sich dafür entschieden hat.
Der Kölner Dom ist ein faszinierendes Bauwerk, ich denke, ihr kennt ihn alle. Er ist ja nicht allzu weit weg. Wir Kölner lieben unseren Dom und bewundern diejenigen, die daran gearbeitet haben. Während des Zweiten Weltkriegs war der Dom jedoch Ziel einzelner Luftangriffe. Natürlich, wie jede Stadt in Westeuropa, wurde auch der Dom getroffen und schwer beschädigt.
Wenn wir genauer hinschauen, können wir feststellen: Einiges von dem Glanz ist noch zu sehen. Man sieht die schönen Türme, die Orgel war allerdings kaputt, das Dach zerstört, überall lagen Trümmer. Aber wenn man genau hinsah, konnte man noch etwas von der ursprünglichen Herrlichkeit dieses Gebäudes erkennen.
Damals fing niemand an, an der Güte des Architekten zu zweifeln, wenn man den Dom sah. Niemand zweifelte an der Existenz eines Architekten, nur weil der Dom kaputt war. Denn der Architekt hat den Dom ursprünglich gut geplant. Es waren die Menschen, die ihn zerstört haben.
Und genau das ist doch zumindest eine Teillösung, wenn wir nach dem Leid in dieser Welt fragen: Gott wollte dieses Leid nicht. Der Mensch hat sich dafür entschieden, und deswegen kam Leid, Schmerz, Trauer und Not in diese Welt. Aber Gott wollte das eigentlich nicht. Es kam alles mit der Sünde.
Jetzt müssen wir aber auch festhalten: Wir leben in einer gefallenen Welt, wir leben außerhalb von Eden. Wir leben in einer Welt, in der Leiden dazugehört. Wenn man mit Menschen zu tun hat, die ganz handfest noch Leid erlebt haben, wird einem bewusst, wie verheerend das Leid dieser Welt ist.
Liebe, manchmal denken wir hier im Westen, wir hätten das Recht, nicht zu leiden. Wir sind verwöhnt, wir sind reich, wir erleiden keine Christenverfolgung. Die Gefahr ist, dass wir denken, wir hätten ein Recht darauf, dass es uns gut geht. Das haben wir nicht, das haben wir definitiv nicht.
Aber wir warten auf einen Tag, an dem Gott alles neu machen wird. In Römer 8,18-19 heißt es: „Ich bin aber davon überzeugt, dass unsere jetzigen Leiden bedeutungslos sind im Vergleich zu der Herrlichkeit, die er uns später schenken wird. Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf den Tag, an dem Gott offenbaren wird, wer wirklich zu seinen Kindern gehört.“
Ihr Lieben, wir warten. Wir befinden uns in einer gefallenen Welt, aber wir warten. Das bedeutet doch auch, dass wir Hoffnung haben. Gott verspricht uns, er wird eine neue Welt machen, einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dort wird es kein Leid mehr geben, keine Tränen mehr.
Auf diese Welt warten wir. Auf diese Welt blicken diejenigen, die durch Leid gehen. Wenn man Vater ist, habe ich gemerkt, dass man einige Bibelstellen noch etwas genauer versteht. Bis heute kommen unsere Kinder immer wieder zu mir und sagen: „Papa, kannst du mir die Tränen von den Augen wischen?“ Sie sagen das nicht, weil sie die Tränen nicht selbst wegwischen können. Worum es ihnen geht, ist, dass sie die Hände des Vaters spüren und getröstet werden.
Die Bibel sagt, es wird einen Tag geben, an dem Gott alle unsere Tränen wegwischen wird. Wenn du gerade durch Leid gehst – und einige hier gehen durch Leid – dann nimm das mit: Auf uns wartet eine zukünftige Stadt, und Gott selbst wird deine Tränen von deinen Augen wegwischen.
Noch leben wir in einer gefallenen Welt und haben kein Recht darauf, nicht zu leiden. Früher oder später werden wir leiden, wenn wir lang genug leben. Wenn wir nicht lang genug leben, bedeutet das, dass andere umso mehr leiden. Aber Leid gehört zu einer gefallenen Welt. Es war nicht die Welt, die Gott wollte. Es ist die Welt, für die sich der Mensch mit der Sünde entschieden hat.
Lichtblicke trotz Sünde: Leben, Bedeckung der Scham und Gottes Schutz
Es gibt einige weitere Lichtschimmer, die wir uns in den letzten Minuten noch einmal anschauen wollen.
Ein erster Lichtschimmer ist: Das Leben geht weiter. Das ist zunächst einmal ein Hoffnungsschimmer. Im Vers 20 heißt es: „Dann gab Adam seiner Frau den Namen Eva, denn sie sollte die Mutter aller Menschen auf der ganzen Erde werden.“ Adam nennt seine Frau Leben beziehungsweise die Lebensspendende. Dieser Name ist, ihr Lieben, Programm. Das Leben geht weiter – das ist ein Lichtschimmer.
Eigentlich hätte Gott hier alles Licht ausmachen können, was auch gerechtfertigt gewesen wäre. Aber das Leben geht weiter, und das ist Gnade – so ist Gott. Er hat keinen Gefallen am Tod des Sünders. Das ist auch etwas, was wir festhalten müssen: Leben ist ein Geschenk. Dass du lebst, ist ein Geschenk Gottes an dich, denn wir haben es nicht verdient. Alles, was wir verdient haben, ist die Hölle, sagt die Bibel ganz deutlich. Und alles, was besser ist als die Hölle, haben wir unverdient – dazu gehört auch das Leben.
Es gibt einen weiteren Lichtschimmer: Die Scham wird bedeckt. In Vers 21 heißt es: „Und Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Kleidung aus Tierfellen und zog sie ihnen an.“ Bevor Adam und Eva den Garten verlassen müssen, schützt Gott sie also in gewisser Weise. Er macht ihnen Tierfelle, die wesentlich qualitativer sind als die Feigenblätter, die sie vorher hatten.
Doch ich denke, es geht hier um einen ganz anderen Punkt. Wenn Gott ihnen Tierfelle macht, musste ein Tier sterben. Der Mensch sieht zum ersten Mal, dass Sünde nicht dadurch bedeckt wird, dass man sich ein paar Feigenblätter pflückt. Sünde kann nur bedeckt werden, Schuld kann nur bedeckt werden, wenn Blut fließt. Das ist die Lektion aus den ersten Seiten der Bibel.
Blut muss fließen, damit Sünde bedeckt werden kann. Deshalb führte Gott später die Tieropfer ein, damit der Mensch wieder in eine Beziehung treten kann. Dabei wurde ein Tier, das an sich unschuldig war, geschlachtet. Das dürfen wir uns nicht romantisch vorstellen. Beim Passafest war das Lamm einige Tage vorher in der Familie. Die Kinder bauten eine Beziehung zu diesem Lamm auf, und am Ende wurde das Lamm geschlachtet. Alle sehen: Ein unschuldiges Lamm stirbt, damit wir das Leben haben.
Das ist die Botschaft vom Kreuz: Ein unschuldiges Lamm Gottes stirbt, damit wir das Leben haben. Diese Botschaft können wir aus den ersten Seiten der Bibel mitnehmen.
Die endgültige Trennung von Gott und die Hoffnung auf Versöhnung
Aber ganz am Ende, und das sind die letzten Verse, auf die ich heute eingehen möchte, steht dennoch die Trennung von Mensch und Gott.
Dann sprach Gott der Herr: „Der Mensch ist geworden wie einer von uns, er kennt sowohl das Gute als auch das Böse. Nicht dass er etwa noch von den Früchten des Baumes des Lebens pflückt und isst, dann würde er ja für immer leben.“
Der Mensch hat jetzt etwas mit Gott gemeinsam: Er weiß auch, was gut und böse ist. Wir haben gerade schon festgehalten, dass Gott weiß, was gut und böse ist, als Untersucher. Der Mensch hingegen weiß, was gut und böse ist, aus eigener Erfahrung, weil er das Böse jetzt in sich hat.
Der zweite Teil ist nicht ganz einfach zu verstehen: Warum verbietet Gott, warum ergreift Gott hier Maßnahmen, dass sie nicht in diesem Zustand vom Baum essen, der das Leben mit sich bringt?
Ihr Lieben, das ist eine Schutzmaßnahme, damit der Mensch nicht auf ewig in diesem schuldbeladenen, getrennten Zustand von Gott lebt. Dafür sorgt Gott. Daher heißt es in Versen 23 und 24: „Deshalb schickte Gott der Herr Adam und seine Frau aus dem Garten fort. Er gab Adam den Auftrag, den Erdboden zu bearbeiten, aus dem er gemacht war. Nachdem er sie aus dem Garten vertrieben hatte, stellte Gott der Herr Cherubim auf, die mit einem flammenden, blitzenden Schwert den Weg zum Baum des Lebens bewachen.“
Dazu steht die Trennung von Gott. Sünde trennt den Menschen von Gott. Sünde in deinem Leben trennt dich von Gott, von dem Gott, der eigentlich die Gemeinschaft mit dir möchte.
Ihr Lieben, diesen Weg zu Gott, die Trennung, die können wir nicht selbst überbrücken, schaffen wir nicht, egal wie sehr wir uns bemühen. Wir schaffen es nicht, dem Maßstab Gottes zu entsprechen.
Das ist so ähnlich wie beim Hochsprung: Der Weltrekord – ich habe die genauen Zahlen nicht im Kopf, wir sagen jetzt einfach mal – liegt ungefähr bei 2,70 Metern. Aber wenn die Latte, der Maßstab Gottes – ich spreche jetzt im Bild – bei zehn Metern hängt, dann nützt es nichts, wenn du dich noch so sehr anstrengst und vielleicht sogar den Weltrekord knackst und drei Meter überspringst.
Wir reichen nicht an die Herrlichkeit Gottes heran, wir schaffen es nicht. Diese Kluft, die Trennung zwischen Gott und Menschen, die kannst du auch nicht durch gute Werke überbrücken.
Wisst ihr, das Konzept von guten Werken steckt so tief im Menschen drin. „Ja, aber ich gehe doch ab und zu in die Kirche. Ich war doch heute Abend mal hier in der Gemeinde. Ich gehe sonst nicht in die Kirche, aber heute Abend bin ich ja hier. Vielleicht bringt das mich jetzt schon näher zu Gott.“
Nein, das allein bringt dich noch nicht näher zu Gott.
Ich habe vor einiger Zeit mit meinem Friseur gesprochen. Er sagt: „André, weißt du was? Ich bin 18 Jahre verheiratet, 17 Jahre lang war ich meiner Frau treu.“ Und er stellt das als so positiv dar. Ich rechne nach und sage, es geht nicht ganz auf. Aber er denkt, die 17 Jahre Treue, die guten Werke, neutralisieren dieses eine Jahr Untreue.
Schaut mal: Wenn ich über Rot fahre und von der Polizei erwischt werde und sage: „Ich fahre sonst immer über Grün, das sind meine guten Werke“, wird die Polizei sagen: „Das ist selbstverständlich, aber das neutralisiert nicht dieses eine Mal, in dem du über Rot gefahren bist.“
Weißt du, deine guten Werke bringen dich keinen Schritt näher zu Gott, wenn du dadurch gerechtfertigt werden willst. Die Trennung ist da. Der Mensch hat keine Möglichkeit, von sich aus diese Trennung zu überwinden. Aber Gott.
Er geht den ersten Schritt auf den Sünder zu. Er sendet seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt. Der Nachkomme der Frau wird geboren, er zertritt die Schlange, er ringt den Sieg über die Sünde, und er stirbt für deine Sünden.
Wie dieses Tier, das im Garten Eden gestorben ist für die Sünde von Adam und Eva, so stirbt das vollkommene Lamm Gottes am Kreuz für deine Sünden.
Meine Frage an dich heute: Willst du diesen Schritt zu Gott gehen? Willst du Vergebung für deine Sünden in Anspruch nehmen?
Dann lade ich dich sehr gerne ein, einfach nach dem Gottesdienst, nach dieser Veranstaltung hier zurückzubleiben. Wir können gerne gemeinsam beten. Mein Wunsch ist es für dich, dass du die befreiende Sündenvergebung empfängst.
Aber dafür musst du deine Sünde eingestehen. Du darfst sie nicht mehr auf andere Menschen schieben, auf die Umstände in deinem Leben, auf deinen komplizierten Ehepartner oder was auch immer.
Du musst sagen wie David: „Ich bin der Mann, ich brauche Gnade.“
Und dazu lade ich dich ein, gleich im Anschluss diesen Schritt zu tun.
Vielleicht bist du auch schon länger Christ, und Gott hat dir heute einige unangenehme Fragen gestellt. Gott hat dich auf einige Sünden in deinem Leben hingewiesen, die du liebst, die du pflegst.
Ich möchte auch dich ermutigen, einen Neuanfang zu machen. Oft ist es hilfreich, wenn man ein Gespräch führt mit einer Vertrauensperson, die sagt: „Ich möchte einen Neuanfang machen. Lasst uns zusammen vor das Kreuz gehen und die Sünden bekennen.“
Dafür möchte ich gerne jetzt zum Abschluss beten. Lasst uns dazu aufstehen.