Einführung in die Posaunengerichte und die Stille im Himmel
Offenbarung 9. Das letzte Mal war Kapitel acht dran. Bei Rieger ist nun Kapitel neun, die Posaunengerichte, die über die Welt kommen. Vielleicht sage ich es doch noch einmal: Der entscheidende Einschnitt liegt im Kapitel acht.
Als das Lamm, der gekreuzigte und erwürgte Jesus, das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, die etwa eine halbe Stunde anhielt. Diese Stille ging voraus an das unheimliche Inferno – so muss man es nennen – die dramatischen Abläufe der Katastrophengerichte, die über die Welt hereinbrechen.
Man möchte fragen: Warum haben die Täter nicht mehr gerufen, dass diese Gerichte Gottes noch etwas zurückgehalten werden über der Erde? Sie müssen losbrechen. Vor der Stille Gottes werden sie noch einmal zurückgehalten. Ganz wichtig ist: Die Ewigkeit können sie nicht berühren.
Wir haben schon vor 14 Tagen diesen Vers 1 des Kapitels 8 extra erwähnt, weil er eine der Schlüsselstellen ist. Es ist immer wieder wunderbar zu sehen, wie hinter allem der große Frieden im Himmel steht.
Das fünfte Posaunengericht: Der Stern und die Heuschrecken
Jetzt folgt das fünfte Posaunengericht. Der fünfte Engel blies seine Posaune, und ich sah einen Stern vom Himmel auf die Erde fallen. Ihm wurde der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben.
Er öffnete den Brunnen des Abgrunds, und Rauch stieg daraus auf, wie der Rauch eines großen Ofens. Die Sonne und die Luft wurden durch den Rauch des Brunnens verfinstert. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde.
Den Heuschrecken wurde Macht gegeben, wie die der Skorpione auf der Erde. Ihnen wurde gesagt, sie sollten weder dem Gras auf der Erde noch irgendeiner grünen Pflanze oder einem Baum Schaden zufügen. Sie durften nur den Menschen schaden, die nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn hatten.
Ihnen wurde Macht gegeben, nicht um zu töten, sondern um die Menschen fünf Monate lang zu quälen. Ihre Qual war wie die eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.
In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden. Sie werden sich sehnen zu sterben, doch der Tod wird von ihnen fliehen.
Die Heuschrecken sahen aus wie Pferde, die für den Krieg gerüstet sind. Auf ihren Köpfen trugen sie etwas wie goldene Kronen, und ihr Gesicht glich dem eines Menschen. Sie hatten Haare wie Frauenhaar und Zähne wie Löwenzähne.
Sie waren mit Panzern bedeckt, die wie eiserne Panzer aussahen. Das Geräusch ihrer Flügel klang wie das Rasseln vieler Wagen, die in den Krieg ziehen. Ihre Schwänze waren wie die von Skorpionen und hatten Stacheln.
In ihren Schwänzen lag ihre Kraft, den Menschen fünf Monate lang Schaden zuzufügen. Über ihnen stand ein König, der Engel des Abgrunds. Sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon und auf Griechisch Apollon.
Das erste Wehe ist vorüber. Siehe, zwei weitere Wehe werden noch folgen.
Der Thron Gottes als Mittelpunkt und die Realität der Welt
Man muss stets einen klaren Blick auf die Offenbarung haben. Im Mittelpunkt steht der Thron Gottes in einer vollkommen unbeschreiblichen Herrlichkeit.
Heute Abend sitzen wir so gemütlich auf unseren Stühlen. Zwischen uns und der ewigen Welt liegt nicht einmal eine Papierwand. Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, das hat Gott für diejenigen bereitet, die ihn lieben. Um uns herum ist diese neue Welt, doch wir können die verschiedenen Dimensionen des Raumes nicht erfassen.
Wir wissen, dass der Herr mit seinen Engeln um uns ist. Der Lobpreis Gottes erklingt, wenn der Herr uns ruft und wir in jene vollendete neue Welt hinübergehen dürfen – weg von der großen Trübsal auf dieser Erde. Das muss ein unvorstellbarer Anblick sein.
Ich möchte satt werden, wenn ich erwache an deinem Bild. Ich will in das Gesicht des gekreuzigten, dorngekrönten Jesus schauen, mit den Wundmalen, vor dem die Ältesten ihre Kronen niederwerfen. Das ist die Botschaft der Offenbarung.
Dort steht fest, was noch läuft: Der Sieg ist dort. Was noch läuft, spielt sich auf der Erde ab, die Entwicklung ist noch im Gang. Diese Welt ist seit dem Abfall von Gott, seit dem empörten Nein des Menschen gegen Gottes Ordnung, im Aufruhr und in Revolution.
Wenn man, wie wir es gerade in der Türkei erlebt haben, einfach auf den Spuren der Geschichte wandelt, kann man sich fragen: Gibt es überhaupt noch einen Flecken Land, an dem in jedem Jahrhundert nicht unzählige Morde geschehen sind? Wenn man über den Sklavenmarkt von Siede geht – ein riesiges Thema –, dort wurden Sklaven verkauft. Welche Schicksale sind dort geschehen?
Denken Sie an Alexander den Großen, denken Sie an die Römerreiche, an die arabischen Heere, an die Kreuzfahrer. Was ist dort alles geschehen? Was wurde gemordet, geschändet und geplündert?
Die Welt ist nicht nur die Ursache dieses Unfriedens. Es ist nicht bloß so, dass die Menschen nicht mehr miteinander auskommen. Die Menschen sind von Gott weggegangen, und die ganze Welt liegt im Unfrieden.
Die Offenbarung als Erklärung für das Weltgeschehen
Die Offenbarung zeigt, wie Gott seine neue Welt bringt, indem er dieses Unheil jetzt zulässt. Die Bibel lässt das Wort ausreifen und zeigt dieses schreckliche Geschehen in der Welt. Es muss so deutlich werden, dass es auch der Letzte erkennt und sagt: „Da liegt die Ursache!“
Die Leute fragen oft: Wie kann Gott das zulassen? Die Antwort ist: Wir sind die Ursache durch unsere Gottesferne. Diese Posaunengerichte bedeuten lediglich, dass Gott dem Menschen das gibt, was er will.
Ich sah einen Stern vom Himmel auf die Erde fallen. Ich möchte keine ausführliche Engellehre anbieten, aber die Bibel sagt, dass die Teufelsmächte gefallene Engel sind. Das baut auf dem auf, was wir am Sonntag besprochen haben – in Bezug auf das menschliche Ich und den Ehrgeiz. Genau an dieser Stelle sind sie gescheitert. Sie konnten ihren hohen Platz als Diener Gottes nicht einnehmen.
Nirgendwo ist der Fall schlimmer als dann, wenn Gott uns begnadet und uns Ämter gibt, und wir glauben, das sei unsere Würde. An diesem Punkt zeigt sich die Fratze des Teufels am deutlichsten. So ist die biblische Lehre von den Finsternismächten.
Hier sind diese gestürzten Engelmächte, die auf die Erde fallen, wenn der fünfte Engel seine Posaune bläst. Ganz großartig ist das beim Gräfenitz in der Stiftskirche an der Säule des Posaunengels über der Kanzel umgesetzt worden. Ich möchte nichts zur Veränderung der Stiftskirche sagen, aber es war so genial. Ich habe mich sehr gefreut, was man damals als Kirchenrahmen geschaffen hat.
Dieser wunderbare Engel, der dort oben angebracht ist – der Posaunengel, der die Gerichte ankündigt – erinnert sicher auch an Karl Hardenstein und seine Offenbarungsauslegung, die er in der Schlosskirche der Stiftkirchengemeinde gegeben hat. Der Posaunengel ruft als Warnruf an die Gemeinde.
Die Herausforderung für die Gemeinde in der heutigen Zeit
Und jetzt ist wichtig: Wie nehmen wir als Gemeinde die Geschehnisse auf der Erde wahr? Wie verarbeiten wir das? Es sind ja auch Menschen wie du und ich. Sie hören die Nachrichten, lesen die Zeitung. Wir sind erschüttert, wenn wir sehen, wie sich die Lage immer weiter verschlechtert.
Die Bibel spricht vom Menschen der Gesetzlosigkeit. Das ist ein Ausdruck, den Jesus geprägt hat. In der Endzeit wird der Mensch der Gesetzlosigkeit – der Anomia, der ohne Gesetz lebt – immer beherrschender. Es ist beeindruckend, wie die Bibel schon damals Einblicke in die Gesetzlosigkeit unserer heutigen Zeit gibt.
Es ist erschütternd, wie bei den Demonstrationen oft selbst das Minimum demokratischer Grenzen nicht mehr eingehalten wird. Ich möchte jetzt nicht politisch werden, aber es wird immer deutlicher, dass es keine ordnende Macht mehr gibt. Besonders in Afrika wird Jahr für Jahr sichtbar, wie die Gesellschaft in Gesetzlosigkeit abrutscht – sowohl im persönlichen Leben als auch im gesellschaftlichen Bereich. Die Grenzen, die selbstverständlichen Grenzen des Menschlichen und Gültigen, werden immer weiter zurückgedrängt.
Wie reagieren die Gemeinden darauf? Nicht mit empörtem Aufschrei, sondern mit einem Busruf an uns selbst: Bring dein Leben mit Gott in Ordnung. Mehr können wir nicht empfinden. Wir brauchen uns nicht überheblich zu fühlen und zu sagen: „Ach, in der bösen Zeit leben wir.“ Nein, wir wissen, dass wir Kinder unserer Zeit sind – wenn wir nur unser Leben ordnen.
Der Busruf, der Posaunenstoß, der Ruf zur Umkehr – das ist heute die Losung. So schön steht es auch im Losungsbüchlein: „Umkehr bringt ein Leben mit Gott in Ordnung.“ Dieses Thema kann man eigentlich nicht zu stark betonen.
In einer Gemeinde muss der Busruf immer wieder deutlich erklingen. Wir sind Menschen, die der Korrektur vor dem heiligen Gott bedürfen. Wir müssen unser Leben ordnen, denn wir passen uns so leicht an unsere verkehrte, verdrehte Zeit an. Deshalb müssen wir uns vom Wort Gottes ausrichten lassen.
Die Macht der dunklen Mächte und die Bedeutung des Gebets
Der Posaunenengel posaunt, und gerade weil die Geschehnisse so sind, liegt das daran, dass Er den Schlüssel hat. Was lässt Er denn aus dem Brunnen des Abgrunds heraus? Die unheimliche Macht der dämonischen Gewalten wird losgelassen und losgebunden.
Ich frage mich manchmal, wenn ich in Ländern der Dritten Welt erlebe, wie dort selbst Christen – auch befreundete Missionsfamilien – bis zu schweren körperlichen Krankheiten von dämonischen Mächten betroffen sind. Da wird mir erst bewusst, dass wir in unserem Land noch unter den Segnungen unserer Vorfahren stehen. Wir haben in der Öffentlichkeit und um uns herum sehr wenig mit diesen dunklen Mächten zu tun. Wir leben in einer sehr bereinigten Atmosphäre.
Es ist einfach schwer, in Ländern zu leben, wo man weiß, wie es ist. Bei Haiti zum Beispiel, wo 90 Prozent des Volkes in grausamem Voodoo-Kult leben, im Nebenhaus die Leute schreien mit ihren schrecklichen Teufelsbeschwörungen und so weiter – das ist unheimlich. Ich weiß, dass es Blut kostet, sich auch hier zu schützen, aber wir ahnen nicht, was geschieht, wenn Gott diesen Mächten Raum gibt. Was hält diese Mächte auf?
Jetzt gehen wir noch einmal zurück in Kapitel 8. Es lohnt sich immer, noch einmal dorthin zurückzugehen, wo ich nicht war: mit dem goldenen Räucherwerk, das der Engel darbringt – die Gebete der Heiligen vor den Altar. Ein Engel heiligt die Gebete der Gemeinde. Wissen Sie eigentlich, welche Macht das Beten hat? Die Abläufe der Weltgeschichte können nur durch die Gebete der Heiligen beeinflusst werden.
Unsere Gebete sind nicht rein, aber ein Engel heiligt sie durch sein Räucherwerk, damit sie vor Gott bestehen können. Unsere Gebete sind oft eigensinnig, oft verbohrt, verquer und vieles mehr. Ein Engel heiligt sie – das ist ein Trost. Aber wir als gläubige Gemeinde könnten durch unsere Gebete in den Wellenläufen so viel mitbestimmen.
Die UNO kann doch nichts ausrichten. Auf dem Dach sitzt ein Kreis, der sich nicht zu helfen weiß. Was soll denn die arme UNO tun? Außer Spesen nichts gewesen. Sie sind noch wehrlos angesichts der Weltprobleme. Die Beter können es noch vollbringen. Reinhold Schneider schrieb, das Schwert über unseren Häuptern aufzuhalten.
Es ist ein Geschehen der großen Mächte dieser Welt. Paulus hatte davon gesprochen, die „der Luft herrschen“. Die großen Geisterströmungen werden ausgelöst. Jetzt merken Sie plötzlich, wie auch diese großen Themen plötzlich laufen: diese ideologischen Strömungen, manchmal wahnsinnige Themen, die plötzlich auf dem Tisch liegen und überall beherrschend diskutiert werden.
Ich will nicht, ich will gar nicht mitdiskutieren über die heutige Thematik, wie sie plötzlich überall über die Homosexualität und die Segnung der Homosexualität diskutiert wird. Wahnsinnige Mächte werden losgebunden, und plötzlich ist alles dort bis ins Gemeindeblatt hinein – wir wollen doch ein wenig christlicher sein und so weiter.
Die Realität geistlicher Mächte und ihre Tarnung
Passen Sie mal auf, es ist so unheimlich. Ich habe neulich wieder etwas entdeckt: Mein Vater hat sehr viele Archive aufbewahrt, weil er politisch interessiert war. Wenn man das liest, erkennt man große Dinge aus dem Dritten Reich und aus dem Kirchenkampf. Man kann gar nicht mehr verstehen, wie Menschen damals waren.
Wenn man so ein Originalblatt vom Stürmer, diesem schrecklichen Hetzblatt gegen die Juden, in der Hand hält, sieht man, was der Geist der Mächte war. Wie er Menschen mitgerissen und fanatisiert hat. Dabei waren das ganz liebe Leute.
In unserer Zeit ist es genauso. Das sind doch Besessenheiten. Und das sind Mächte, die aus dem Brunnen des Abgrunds losgebunden werden. Deshalb war es mir so wichtig, dass wir auch immer wieder in unserem missionarischen Zeugnis, im evangelistischen Dienst und bei unseren Schulungen daran denken: Es ist nicht nur eine Frage der Propaganda, wie wir den christlichen Glauben verbreiten. Es ist zuerst eine Sache des Gebets.
Wenn Gott nicht den Riegel bei einem Menschen wegschiebt, kann kein Wort auf fruchtbaren Boden fallen. Wir sind sehr dankbar, dass Gott das tut. Oft erleben wir überwältigende Momente, wie Gott in seiner Güte in Menschenleben wirken kann, wo vorher Täter waren.
Sie können das auch in Ihrem eigenen Leben feststellen. Oft wissen Sie die ganze Zeit: Ich suche nur, wer war das eigentlich, der für mich gebetet hat? Denn Gott hat mich als Einzigen aus der Familie berufen.
Umgekehrt bekommen Sie ein barmherziges Herz, wenn Sie heute sehen und merken, dass Sie in Ihrer Umgebung oder bei jungen Menschen sagen: „Die kann ich gar nicht ansprechen oder beeinflussen.“ Dann wissen Sie, dass ungeheure Mächte und Gewalten herrschen, die in der Luft sind und den Geist beherrschen.
Sie halten Menschen wie in einem Rauschzustand gefangen, wenn nicht der Heilige Geist sie herausreißt und ihnen die Augen öffnet. Und das ist ein Geisteskampf.
Die Symbolik der Heuschrecken und ihre zerstörerische Kraft
Wenn dieses Bild nun in Vers 2 erscheint, wie der Rauch heraufsteigt und diese dunklen Mächte die Sonne und die Luft durch den Rauch des Brunnens verfinstern, sind sich alle einig, dass es um finstere, dämonische Gewalten geht, die herrschen.
Jetzt geht es weiter. Die Bilder, die für diese Mächte gewählt werden, sind eigentlich Bilder, die wir alle aus unserer Militärerfahrung kennen. Bei den Heuschrecken denkt man an Kampfhubschrauber, an die Skorpione, die zustechen. Dann hört man das rasselnde Geräusch der Panzer, wie sie voranschreiten, und man sieht, wie aus diesen gepanzerten Fahrzeugen geschossen wird.
Einer der Ausleger, der Balte Helmut Frey, sagt: Was steht denn hinter diesen ganzen militärischen, technischen Errungenschaften? Etwas anderes als ein Kopf, ein Ideengeber? Instrumente zu konstruieren, die nichts anderes tun, als auf möglichst effektive Weise andere zu töten – ist das etwas anderes als die Mächte des Abgrunds? Sie sind ja keine Friedenswerkzeuge. Darum haben sie dieses Gesicht.
Aber wir wollen uns nicht damit begnügen, nur zu sagen, wir sind nicht für Waffen. Es ist mir rätselhaft, wie so etwas je noch gelöst werden kann. Von den drei Millionen Kalaschnikows in Albanien – was denken Sie, wie viele davon auf dem Schwarzmarkt in Deutschland verkauft werden und längst mit Schiffen in Flüchtlingslager nach Bari transportiert werden? Aber mich soll das nicht mehr interessieren, denn davor fürchten wir uns nicht.
Noch viel typischer sind diese Mächte, die ich äußerlich gar nicht sehe, die sich ausgeben – und das ist hier so eindrücklich beschrieben – die sich ausgeben mit einem Menschenanglitz. Sie kommen in einem Bild der Humanität und sind doch zerstörerische Mächte.
Es ist immer wieder bei den Auslegern zu lesen, wenn sie sagen: Das Bild vom Menschenanglitz, Vers 7: „Ihr Angesicht glich dem Menschenanglitz.“ Sie sehen ganz versöhnlich aus, und doch sind es Mächte, die zerstören und zerbrechen.
Sie hatten Haare wie Frauenhaar und Zähne wie Löwenzähne. Was ist das Schöne am Frauenhaar? Es ist erotisch, attraktiv, verführerisch, schön, es lockt. Und dennoch haben sie Zähne wie Löwenzähne, die reißen und zerreißen.
Und sie sind wie geschützt – man kann diese Mächte nicht bekämpfen.
Historische Perspektiven und die Gefahr der Verführung
Ich habe vor ein paar Tagen in einem alten Büchlein von Zinzendorf eine Passionsbetrachtung gelesen. Ich lese immer wieder gern alte Ausleger, weil mir wichtig ist, dass wir auf dem Boden der Bibel bleiben und zugleich in der Spur dieser großen Gotteszeugen wandeln. Es kann ja nicht sein, dass unser Jahrhundert eine eigene innere Lehre hat. Sprachlich formulieren wir manches vielleicht etwas anders, aber in der Sache darf es keinen Unterschied geben.
Zinzendorf schrieb, ich glaube, es war 1736: In unserer Zeit gibt es fast niemanden mehr, der das Blut Jesu vom Kreuz gelten lässt. Wir als die Herrnhuter sind noch die Einzigen, die nicht dem neuen Geist verfallen sind. Es ist unheimlich, wie die Mächte, die Verführungsmächte, eine ganze Christenheit betrügen.
Damals war die Zeit der Aufklärung. Wenn Sie wissen, wie die Aufklärung damals in Deutschland gewütet hat und die Christengemeinden zerstörte. Was wir gegenwärtig wieder in unserem Land erleben, ist so furchtbar. Es ist mir immer rätselhaft, wie das überhaupt in den letzten fünfzig Jahren geschehen konnte.
Ich mache es an einem Beispiel deutlich: Als ich in alten Nazi-Akten blätterte, fand ich Zeitungsausschnitte. Darunter war ein Bericht über einen schlesischen Pfarrer, der in einer Zeitung aufs Korn genommen wurde. Er hatte mit seinen Konfirmanden einen Ausflug nach Berlin gemacht und ihnen vorher gesagt: Jeder Konfirmand nimmt auf diesen einwöchigen Ausflug seine Bibel mit. Jeden Morgen lesen wir dann in der Bibel.
Einige Konfirmanden sagten, sie seien Hitlerjugend und müssten deshalb die Uniform tragen. Der Pfarrer sagte: Ihr auch, sonst konfirmiere ich euch nicht. Daraufhin wurde er in der Zeitung mit Namen und Ort diffamiert. Darunter stand ein triumphierender Bericht: „Wir haben dafür gesorgt, dass keiner der jungen Leute die Bibel mitnahm.“
Als ich das las, dachte ich: Wie sieht es heute aus? Wie viele Freizeiten werden heute von der evangelischen Jugend in Deutschland durchgeführt, bei denen die jungen Leute gar keine Bibel mehr dabei haben? Und das ganz ohne staatlichen Druck, sondern allein durch den Zeitgeist, der in den kirchlichen Raum eingedrungen ist, um Menschen die Bibel verächtlich zu machen.
Jungen Leuten wird die Bibel so zerrissen, dass sie keinen Halt mehr im Leben und im Sterben haben. Was sind das für Zeitströmungen? Ich sage immer wieder: Ich kenne keinen Grund aus der Archäologie, der Wissenschaft oder der Forschung, nur eine einzige Stelle in der Bibel argumentativ zu bezweifeln.
Der Lüdemann, ein Kritiker der Auferstehung, sagte in einer Diskussion, er könne nicht mehr behaupten, als dass man die Auferstehung nicht naturwissenschaftlich beweisen kann. Das hat auch niemand behauptet. Aber bis heute gibt es keinen Beweis für irgendeine Stelle, die man anzweifeln könnte. Man sagt nicht, es gebe kein Bethlehem oder keinen Kaiser Augustus. Man sagt nicht, dass in der Bibel etwas nicht stimmt.
Damals wurden Menschen gekreuzigt. Wenn etwas nicht passen würde, wäre das ein Argument. Alles, was in der Bibel steht, ist absolut glaubwürdig und überzeugend – nur das eine nicht. Das sprengt das Denken: dass Gott Menschen lieb hat, das kann man nicht verstehen. Dass er seinen Sohn sterben lässt für uns, dass er den Tod zerbricht, dass er Auferstehung schenkt – das übersteigt unser Verständnis.
Was sind das für Zeitgeister, die so vieles mitreißen, benebeln und Menschen verführen? Man kann nur sagen: Es ist unheimlich. Ich weiß, wie ich selbst in meinem ersten Semester von der bibelkritischen Theologie fasziniert war. Gott hat mir durch die Hilfe einiger Menschen Gnade geschenkt, sodass ich merkte: Es gibt Argumente dagegen. Von der anderen Seite sieht es ganz anders aus.
Aber das Schwierige ist, dass wir seit der Aufklärung, seit der Französischen Revolution, als Gott abgeschafft wurde und durch eine Hure ersetzt wurde, die damals durch Paris geführt wurde, den Menschen in den Mittelpunkt des Denkens gestellt haben – und außer ihm nichts mehr gelten lassen. Die Empörung gegen Gott ist bis zu einer Spitze fortgeschritten.
Wir müssen uns genau an dieser Stelle überlegen, wie weit wir auch heute wieder Kinder unserer Zeit sind, wenn wir so stark betonen: „Ich muss zu mir selber finden.“ Natürlich muss ich zu mir selber finden, aber ich kann nur zu mir selber finden in der Begnadigung und der Vergebung meiner Schuld. Alles andere, wo ich meine, ich könnte das tun, ohne mein Leben vorher mit Gott zu bereinigen, kann keine Heilung eines Menschen sein.
Die Qual der Menschen und die Suche nach dem Tod
Es wird gesagt, dass diese Mächte, diese unheimlich dunklen Mächte, allem Schaden zufügen und erschütternd sind. Sie töten den Menschen nicht, sondern quälen ihn fünf Monate lang.
Der moderne Mensch findet in allem, was er tut, nirgendwo Befriedigung. Es ist immer wieder beeindruckend, wenn man das Leben eines Literaten wie Hemingway betrachtet, vor allem gegen Ende seines oft leeren Lebens. Es ist faszinierend, welche Gaben ein solcher Mann besitzt, wenn man liest, wie er schreiben kann. Doch am Ende führt das nicht weiter als zu Werken wie „Der alte Mann und das Meer“ und ähnlichen.
Dies ändert sich in nichtssagenden Lehren. Man hat keinen Lebensinhalt mehr, sondern gequälte Menschen ohne Lebensziel. Alles steht offen und ziellos.
Am schlimmsten zeigt sich das bei uns in einer Generation, die wie keine andere auf der Welt über wahnsinnige Mittel verfügt. Es gibt grenzenlose Möglichkeiten, alles zu tun, was man sich vorstellen kann. Trotzdem gibt es keine Lebenserfüllung mehr, keine Freude und keinen Frieden. Das ist wie die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht – ein Bild aus der Bibel.
In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden. Sie werden sich sehnen zu sterben, doch der Tod wird vor ihnen fliehen. Das ist noch schlimmer als unsere riesigen Pflegeheime, in denen man oft nicht mehr weiß, ob es sich überhaupt noch um Leben handelt.
Vor einigen Wochen wurde ich zu einer Frau gerufen, deren Angehörige sagten, sie sei nicht mehr bei Bewusstsein. Es waren katholische Angehörige, die baten, noch einmal zu beten, sonst würden sie die letzte Ölung erbitten. Doch die Frau war evangelisch und lebt bis heute noch, obwohl sie einem reinen Leichnam gleicht und im Koma gehalten wird. Man könnte das sicher noch zwei Jahre ausdehnen.
Was ist eigentlich unsere Lebenslust? Was steckt hinter unserer Medizin? Wenn man all diese Fragen betrachtet, will ich jetzt gar nicht mehr sagen, wie gewaltig der fünfte Posaunengel ist. An dieser Stelle wollen wir nicht bei der Diagnose verweilen, sondern einen Bußruf an die Gemeinde richten.
Kümmert ihr euch um die Bereinigung eures Lebens? Wir sollen wieder die Gemeinde sein, die sich rüstet für die Feier, die wir in der Ewigkeit mit dem Herrn haben werden, zu dem wir berufen sind.
Schutz der Gläubigen und die Begrenzung der Mächte
Es ist wichtig zu betonen, dass diese dunklen Mächte, wie es im Vers 4 heißt, dem Gras und den Bäumen nichts anhaben können. Dieses Bild wirkt für viele ungewöhnlich, weshalb manchmal eine Erklärung notwendig ist. Wenn man die Lutherbibel erklärt, findet man dazu gute Hinweise, zum Beispiel in den Randbemerkungen von Fritz Grünzweig. Dort wird erläutert, dass Gras und Bäume in der Offenbarung symbolisch für Menschen stehen, die zu Gott gehören.
Das kann man nicht einfach wissen, sondern nur durch eine Erklärung verstehen, warum das so ist. Es reicht nicht aus, nur die Zeit zu nennen. Dort heißt es ja, dass es sich um Menschen handelt, die nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn tragen. Die bildhafte Sprache meint, dass Gott es nicht zulässt, dass Menschen, die Jesu Eigentum sind, von diesen dunklen Mächten berührt werden.
Deshalb bin ich immer sehr dagegen, die okkulte Gefahr ständig zu beschwören und ständig davon zu reden. Man hört oft: „Was ist denn, ich bin auch okkult verseucht.“ Wer Christus gehört und unter seinem Kreuz steht, die Kraft seines Blutes über sein Leben anruft, ist frei geworden. Und selbst wenn neben ihm Voodoo-Priester ihre Hahnenkämpfe und Teufelsrufe veranstalten, wird das ihn nicht berühren. Sie können unbeschadet mitten durchgehen.
Sie werden nicht belastet sein. Die Krankheiten, die sie haben, sind nicht durch die dunklen Mächte zugelassen, sondern durch Gottes Willen, der ihnen auch durch schwere Zeiten einen Segen geben will. Es ist wichtig, dass hier steht: Die, die das Siegel Gottes auf ihrer Stirn haben, werden nicht angetastet. Das heißt, sie sind Eigentum Jesu. Eigentum Jesu wird man nur durch sein Blut, durch seine Versöhnung. Von dort her ist man geborgen.
Es ist jetzt wichtig, einfach zu wissen, dass wir nicht mehr über die dunklen Mächte reden wollen. Ich möchte auch in meinem Haus keine Bücher haben, die mir mehr über Dämonen erzählen. Ich lese solche Bücher nicht und möchte auch nicht mehr vom Teufel wissen. Es gibt Dinge, die ich in meinem Leben nicht wissen möchte. Ich möchte nicht jeden Dreck der Sünde auswendig lernen.
Es gibt einfach Dinge, mit denen wir uns nicht beschäftigen müssen, weil sie uns mehr belasten. Ich möchte Sie bitten, sich nicht damit zu beschäftigen. Es ist auch nicht nötig. Wir reden vom Sieg Jesu, und das genügt.
Die zeitliche Begrenzung der Mächte und die Bedeutung des Namens Apollon
Auch die Zeit
Vers 10: Die Zeit, in der diese Mächte auf der Erde wüten dürfen, ist von Gott begrenzt und nicht ewig. Hier wird ein Name genannt, Apollon, der für diese Macht steht. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments ist das Wort Apollon ein Ausdruck für die Hölle. Man muss das nicht genau wissen; es reicht, dass es ein Begriff für diese unheimlichen, widergöttlichen Mächte ist.
Wir wissen von dieser Sache. Es ist eigentlich erschütternd, wie viele aufgeklärte Christen – so nennen sie sich – sich modern fühlen, indem sie furchtbar lachen müssen, wenn von Teufelsmächten die Rede ist. Dabei hätte unser Jahrhundert genug Grund, zu zittern.
Können Sie sich die schrecklichen Verbrechen, die im Namen Deutschlands geschehen sind, anders erklären als durch Verführungsmächte? Wenn Sie einem Menschen gegenüberstehen, der selbst als Verbrecher Böses getan hat, verstehen Sie das besser. Es ist kaum vorstellbar, dass es sich dabei um einen ganz friedlichen Mann handelt.
Ich erinnere mich an einen Lehrer im Kollegenkreis einer Schule, der wegen alter Kriegsverbrechen verhaftet wurde. Er war der liebste Lehrer im Kollegium und setzte sich besonders für den Tierschutzverein ein. Ein rührend liebender und gütiger Familienvater.
Wenn Sie in Ihrem Leben erfahren haben, was Verführungsmächte sind, wie leicht man in Versuchung geführt werden kann und was den Menschen heute angeboten wird, dann wissen Sie, wovon ich spreche. Am schlimmsten ist, und das muss man laut sagen, dass unsere literarischen Produktionen und Fernsehprogramme von früh bis spät den Menschen, besonders den Kindern, eine widergöttliche Denkweise einimpfen.
Dadurch fühlt man sich seltsam, wenn man vielleicht nicht lügt, keinen Ladendiebstahl begeht oder sonst etwas Unrechtes tut. Für die Gemeinde ist es wichtig, sich nicht nach der Welt zu richten, sondern nach Gottes Wort. Wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten.
Der Segen Europas und der Aufruf zum Gebet
Herr Präsident! Vielleicht noch einmal dieser Hinweis, den ich vorher schon angesprochen hatte: Wenn man an die geschichtliche Entwicklung der französischen Revolution denkt, leben wir heute in Deutschland. Und da machen uns Ausländer aus Asien und Afrika immer wieder darauf aufmerksam, dass Europa ein ungemein gesegneter Kontinent ist. Das verstehen wir oft gar nicht.
Doch was die Segensspuren unserer Vorfahren hinterlassen haben und was es heute noch bedeutet, dass fast jeder Mensch über vierzig Jahre eine ganze Reihe von Chorälen auswendig kann, beten kann, die Bibel kennt und die Jesusgeschichten kennt – das ist bedeutsam. Die meisten Menschen sind so aufgewachsen. Bei Eltern ist es oft schwierig, aber fast nie gibt es jemanden, selbst bei gottlosen Leuten, der nicht eine betende Großmutter hatte.
„Oh, meine Großmutter hat morgens stundenlang Bibel gelesen“, hört man dann. Das gilt sogar für gottlose Menschen. Da war schon eine Atmosphäre, in der Dämonengeister nicht wirken konnten. Und es ist so furchtbar, was vor unserer jetzigen Generation steht. Wenn man wirklich fragt: Wo sind die Beter in unserer Stadt, die zu Gott schreien: „Herr, lass dein Gericht noch nicht anbrechen, lass es nicht kommen“?
Wenn das losgeht, dass die Köpfe verzaubert werden, wenn die Fäuste geballt werden und die Menschen suchen, sich selbst zu verwirklichen, dann passieren schreckliche Dinge. Aber wir wollen uns nicht anhalten lassen davon, sondern uns selbst zubereiten, versöhnlich eintreten und wollen, dass viele Menschen heute frei werden.
Es ist eine großartige Botschaft, dass Jesus gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören. Und wo wir sie finden, ist es das Größte, dass Jesus seinen Triumph immer daraus gemacht hat, bei den Menschen, die am schlimmsten gebunden waren. Dass er sie herausgeholt, freigemacht und zu Werkzeugen seines Friedens gemacht hat.
Ich bin froh, dass das in unseren Tagen noch geschehen kann. Aber es geht nur über gebeugte Knie und über das Schreien zu Gott, wenn wir uns wirklich hilflos fühlen. So beten sie für ihre Kinder, für die jungen Leute, die ihnen begegnen, oft in der Straßenbahn und in der Stille. Dann beten sie einfach still für die Leute – etwas Großes.
Ganz besonders beten sie für unsere württembergische Kirche, wo das Wort gepredigt wird, das Evangelium. Aber sie beten: „Herr, lass es doch so klar sein, lass es nicht bloß ein ganz verwässertes Ding sein, wo niemand mehr weiß, worum es eigentlich geht.“ Sondern dass es diese Zeit scheidet.
Es kann doch nie sein, dass das Evangelium für alle Menschen nur ein Allgemeinplatz ist. Das Wort Jesu ist doch spaltend. Es entlarvt den falschen Geist und zeigt auf, wo der Lügengeist unserer Zeit ist – und das ist wichtig.
