Die besondere Freude der Weihnachtszeit
Ja, die Weihnachtszeit ist eine Zeit voller Freude. Schon in der Adventszeit ist es so, dass zumindest die Kinder jeden Tag einen kleinen Glücksmoment erleben. Sie bekommen ein Stück Schokolade, um sich schon morgens ein bisschen Freude hineinzufressen. Ich denke, viele andere tun das genauso.
Viele Weihnachtsfeiern sind ähnlich gestaltet. Selbst bei Firmen, in denen es sonst eigentlich wenig zu lachen gibt, herrscht plötzlich eine fröhliche Stimmung. Weihnachtsmärkte, Kerzenlicht und natürlich die Weihnachtsgeschenke tragen alle dazu bei, dass Weihnachten wirklich ein frohes Fest wird.
Dann sind da noch die Weihnachtslieder. Diese Lieder sind eigentlich alle in Dur und klingen fröhlich. Doch für manche Menschen ist das schwer auszuhalten. Ich denke auch an Christen, für die das Leben gerade wenig Anlass zur Freude bietet. Wenn einem gar nicht nach Feiern zumute ist, fällt das fröhliche Singen oft schwer.
Wenn du heute hier bist und es dir so geht, möchte ich dir von Herzen danken, dass du trotzdem hier bist. Danke, dass du dich aufgemacht hast, obwohl dir sicher klar war, dass in diesem Gottesdienst viele frohe Lieder gesungen werden. Du wirst vermutlich in eine insgesamt sehr fröhliche Stimmung kommen, die vielleicht gar nicht zu deinem Gemütszustand passt.
Ich kann mir vorstellen, dass auch der heutige Predigttext im ersten Moment für dich wie eine Zumutung wirkt. Vielleicht empfindest du ihn als Belastung, weil er ein Aufruf ist – ein Aufruf zum frohen Singen, zum Jauchzen und Frohlocken.
Aber meine Hoffnung ist, dass dieser Psalm dein schweres Herz heute froh macht. Sicher nicht mit überschäumender Fröhlichkeit, aber doch mit einer tiefen Freude und Zuversicht. Diese Freude ist fest verankert in dem, was Gott getan hat, im Wissen darum, wer er ist, und im Wissen um die Zukunft.
Allen unter uns, denen es gut geht und die ohnehin schon fröhlich sind, wünsche ich, dass wir unsere Freude neu fokussieren. Dass wir dahin kommen, wirklich über die Dinge froh zu sein, die uns froh bleiben lassen – auch wenn sich die Lebensumstände vielleicht ändern.
So möchte ich beten, bevor wir Psalm 98 hören:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns den Blick längst auf dich und dein Werk gelenkt hast. Du bist der Heiland der Welt, der König aller Könige und der Richter, der eines Tages wiederkommen wird, um alles Böse und alle Ungerechtigkeit zu beseitigen. So wird die Freude deiner Kinder grenzenlos.
Ich bete, dass du denen, die mit schweren Herzen hier in diesem Gottesdienst sitzen, die Augen neu öffnest für deine Herrlichkeit. Dass sie in dir Freude und Zuversicht finden.
Und ich bete für alle, die schon mit frohem Herzen hier sind: Herr, speise unsere Freude nicht aus den Dingen dieser Welt, sondern dadurch, dass wir dich klarer in den Blick bekommen.
So bitten wir dich, gib uns Ohren und Herzen, um dein Wort zu empfangen. Amen.
Psalm 98: Ein Lied des Lobpreises und der Hoffnung
Ich lese uns aus Gottes irrtumslosem Wort Psalm 98:
Ein Psalm.
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil kundwerden, vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel.
Alle Weltenden sehen das Heil unseres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Singet, rühmet und lobet ihn.
Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Seitenspiel, mit Trompeten und Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darin ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Die Ströme sollen frohlocken und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn.
Denn er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es Recht ist.
Die erste Strophe: Rückblick auf das erste Kommen des Heilands
Dieser Psalm, dieses Lied, dieses Adventslied hat ziemlich offensichtlich drei Strophen, die jeweils aus drei Versen bestehen. Ich möchte nun mit uns gemeinsam diese drei Strophen betrachten. Dabei hoffe ich, dass wir erkennen, wie sich von Strophe zu Strophe etwas aufbaut und wie der Herr uns weiterführt.
In der ersten Strophe lenkt uns dieser Psalm den Blick zurück auf das erste Kommen unseres Herrn und Heilands. Das ist der Grund, warum wir singen sollen. Ich lese uns noch einmal die ersten drei Verse vor:
Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder; er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm. Der Herr lässt sein Heil kundwerden, vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel; alle Weltenden sehen das Heil unseres Gottes.
Gleich zu Beginn hören wir hier die Aufforderung: Singt dem Herrn! Wir sollen ihm ein neues Lied singen, also ein Lied, das mit etwas Neuem zu tun hat. Etwas ist geschehen, das Menschen dazu bringt, zu singen und in diesem Lied die Neuigkeit zu verkünden.
Das Neue, das geschehen ist, ist eindeutig ein Wunder. Er tut Wunder, und das Wunder, das er getan hat, war wie folgt: Etwas war offensichtlich so kaputt, dass es eines Wunders bedurfte, um es wieder heil zu machen. Dieses Heil schafft der Herr, wie es hier heißt, mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Für uns klingt diese Formulierung vielleicht erst einmal seltsam. Doch was hier bildhaft zum Ausdruck kommt, ist, dass der Herr quasi mit seiner Rechten, mit seinem heiligen Arm eingreift – im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat das Unheil auf dieser Welt lange genug mit angesehen. Jetzt ist die Zeit gekommen, und er greift ein, um Heil zu bringen.
Der Arm des Herrn, von dem hier die Rede ist, dieser heilige Arm, ist eine Formulierung, die uns im Alten Testament immer wieder begegnet. Es ist tatsächlich ein messianischer Begriff. Wir haben das gerade in Jesaja 53 gehört. Oft überlesen wir das, weil es für uns so seltsam klingt. Jesaja 53 beginnt mit den Worten: „Wer glaubt dem, was uns verkündigt wurde, und wem ist der Arm des Herrn offenbart?“ Dieser Arm des Herrn, über den es dann weiter heißt, „er schoss auf wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dem Erdreich“. Ihr wisst, wie dieses Gottesknechtslied weitergeht.
Jesus Christus ist dieser arme Gottesknecht, ganz bildhaft. Er ist der arme Gott, mit dem Gott an Weihnachten in diese Welt hineingegriffen hat, um das Heil zu bringen, das alle Menschen so dringend nötig haben.
Wir alle denken, sagen und tun immer wieder Dinge, die offenbaren, wie kaputt wir sind und wie kaputt diese Welt ist. Jesaja beschreibt das mit den Worten: „Wir alle gingen in die Irre wie Schafe.“ Deshalb müssten wir eigentlich Angst haben, wenn der arme Gott in diese Welt kommt. Denn alles, was wir Falsches sagen, tun und denken, ist letztendlich immer ein Affront gegenüber Gott.
Man könnte Angst haben: Kommt der arme Gott, um mich zu schlagen? Kommt er, um mich zu richten? Doch der Psalm verkündet eine große Nachricht: Nein! Der Arm des Herrn kommt in unsere Welt, um uns heil zu schaffen.
Im Fortgang des Psalms klingen dann Worte durch, die im ersten Moment etwas seltsam erscheinen. Am Ende von Vers 2 heißt es, dass dieses Heil kund wird, indem er seine Gerechtigkeit offenbart. Das kann Angst machen. Gerechtigkeit bedeutet, dass Falsches, das Sünde, das alles Böse gestraft wird.
Doch dann heißt es in Vers 3: Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel. Was uns dieser Psalm in diesen zwei Versen nur andeutet, ist das, was im Alten Testament immer wieder auftaucht und oft beschrieben wird als das große Rätsel des Alten Testaments: Wie kann Gott zugleich vollkommen gerecht sein und doch auch gnädig?
Die Antwort darauf finden wir in Jesus Christus. Wir finden sie in den Worten über das Kreuz, in Worten aus dem Römerbrief, in denen Paulus uns diese Gerechtigkeit Gottes beschreibt, die uns Gnade bringt.
Römer 3,21 sagt: „Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ – besser übersetzt: die Gerechtigkeit Gottes – „offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.“ Das ist in der Beschreibung des Alten Testaments, bezeugt auch durch die Psalmen, könnte man sagen.
Paulus erklärt weiter: „Ich rede aber von der Gerechtigkeit Gottes oder der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und entbehren des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut, zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.“
Versteht ihr das? Das ist das große Wunder, das die Menschen dazu bringen soll, dem Herrn zu singen. Eine großartige Nachricht: Gott greift in diese Welt ein – in Jesus Christus. Das ist die Weihnachtsfreude.
Es geschah in Raum und Zeit. Es geschah damals in Israel, und es geschah, wie uns die Verse auch sagen, im Gedenken an die Verheißungen, die der Herr dem Haus Israel gegeben hatte.
Aber Gott ließ noch ein weiteres großes Wunder geschehen. Nicht nur das Wunder, dass er sich selbst in diese Welt hineinbegab und sich selbst am Kreuz von Golgatha aufopferte, damit der Arm, der in die Welt hineinreicht, um uns zu retten, selbst ans Kreuz geschlagen wurde. So müssen unsere Arme nicht am Kreuz hängen, sondern wir sind frei.
Das allein war ein großes Wunder, und doch hätte es uns noch nicht geholfen, weil wir noch nicht glauben würden. Weil es bei uns doch gar nicht angekommen wäre.
Doch der Herr tat ein großes weiteres Wunder. Er tat mehrere Wunder, er tat viele Wunder. Das nächste Wunder war, dass nachdem Jesus am Kreuz gestorben, begraben, wieder auferstanden und in den Himmel aufgefahren war und seine Jünger noch ganz verängstigt waren, er dann an Pfingsten den Heiligen Geist sandte.
Dieser erfüllte die Jünger, sodass sie nicht mehr verängstigt waren, sondern auszogen in alle Welt, um diese Botschaft allen Völkern bekannt zu machen. Der Herr lässt sein Heil kundwerden vor den Völkern.
So zogen die Apostel von Jerusalem nach Judäa, an Samarien und bis an die Enden der Erde. Alle Weltenden sehen das Heil unseres Gottes. Welch ein Wunder, welch eine Gnade!
Die frohe Botschaft vom armen Gott, der in diese Welt kam, ist auch uns in München verkündigt worden. Kennst du den Heiland, der gekommen ist, um dich aus allem, was kaputt ist, herauszuziehen, um dich heilzumachen und dir sein Heil zuzusprechen?
Das ist Anlass, dem Herrn zu singen – ein neues, ein frohes Lied.
Die zweite Strophe: Jubel und Lobpreis für den König aller Welt
Nur manchmal geht es uns Christen mit dieser Freude so wie mit den Weihnachtsgeschenken vom letzten Jahr. Wir wissen, dass wir sie noch haben, sie sind nicht weg, aber wir freuen uns nicht mehr darüber. Geht es dir auch so? Weißt du um den Heiland, der gekommen ist, um dich zu retten? Aber erfüllt es dein Herz vielleicht nicht mehr so mit Freude, dass du dem Herrn wirklich dieses neue Lied singen möchtest?
Wenn es dir so geht, dann möchte ich dich fragen: Wie war deine letzte Woche? Hast du Kämpfe gehabt, Versuchungen? Vielleicht Versuchungen, die du verloren hast, Dinge, bei denen du wusstest, was eigentlich Gottes Wille für dein Leben ist, aber du hast anders gehandelt.
Darf ich dich fragen, wie heil und heilig du bist? Ganz ehrlich, ich würde lieber im Erdboden versinken, als dass ihr alle jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat, die ich allein in der letzten Woche begangen habe, wissen würdet. Es wäre mir so unendlich peinlich, ich würde mich so sehr schämen, ich wüsste gar nicht, wie ich überhaupt jemals wieder hier vor euch auftauchen könnte.
Ist es bei dir nur ein kurzer Auszug, nur ein paar ausgewählte Szenen aus deiner letzten Woche, die jetzt in einem kurzen Videoclip hier auf der Leinwand gezeigt werden? Könntest du es in diesem Raum weiter aushalten?
Und dann bedenke: Der Herr ist gekommen, um all das wegzutun, um all das Kaputte, das immer noch in uns wohnt, von uns zu nehmen, so dass wir vor Gott eines Tages stehen können. Der Herr sieht uns dann heil und heilig, befreit von all dem Schmutz, weil der Arm des Herrn am Kreuz für uns hing.
Mach dir das neu klar und dann juble deinem Heiland zu – jeden Tag neu, wann immer dir deine Sünden vor Augen stehen. Sag ihm Danke, Danke, Danke, dass du vor ihm bestehen kannst.
Dann entsteht doch in uns ein neues Lied: Meine Seele erhebt den Herrn, meinen Retter, meinen Heiland, singend dem Herrn, singend dem Heiland. Das ist die erste Strophe.
In der zweiten Strophe sehen wir, wie diese Aufforderung etwas weitergeht. Wir hören jetzt nicht mehr nur von dem Herrn und Heiland, der seinem Volk erschienen ist und dessen Botschaft sich ausgebreitet hat. Wir sehen nun eine Aufforderung an die ganze Welt, dem Herrn und König zuzujubeln.
Ich lese uns die Verse 4 bis 6 vor: „Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Singet, rühmet und lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Seitenspiel, mit Trompeten und Posaunen! Jauchzet vor dem Herrn, dem König!“
Das Wort „jauchzen“ – ich weiß nicht, wie es euch damit geht – ist für mich eines der Worte, die in meinem Sprachschatz eigentlich keinen Platz finden. Ich musste erst einmal nachlesen, was „jauchzen“ eigentlich genau heißt, was da steht.
Als ich dann schaute, was das im Hebräischen wirklich bedeutet, wurde mir klar: Es heißt eigentlich ein frohes, ein lautes Ausrufen. Es geht hier um Lärm, Lärm – eine von Gott angeordnete Ruhestörung, um nicht falsch verstanden zu werden.
Es gibt Zeiten, in denen sollten wir ganz still werden vor Gott, zum Beispiel, wenn Gottes Wort verkündigt wird. Danke für die Ruhe!
Aber es gibt eben auch den Auftrag, unserer Begeisterung für unseren Gott Freilauf zu lassen. Dazu rufen uns diese Verse jetzt auf: Seid fröhlich, jubelt Gott zu, lobt ihn mit lautem Gesang!
Und dann kommen alle Instrumente mit dazu: Harfen und Trompeten und Posaunen. Ich glaube, wir dürfen das auch ein bisschen kontextualisieren: Klavier und Gitarre – ja, und sogar Schlagzeug.
Echt jetzt? Alles, was Lärm macht, damit wir Gott zujubeln können – darum geht es hier. Alles, was unseren Jubelgesang unterstützt, soll erschallen zu Gottes Ehre.
Dabei sollten wir bedenken, wem diese Aufforderung gilt. Es ist keine Aufforderung nur an einige besonders begabte Musiker: „Lukas, du jauchzt dem Herrn immer wunderbar, wenn du Klavier spielst.“ Nein! Alle Welt! Das schließt wahrscheinlich sogar mich mit ein und dich auch, egal ob wir singen können oder nicht.
Ich gebe ganz offen zu: Als ich Christ wurde und anfing, Gottesdienste zu besuchen, war das Singen für mich immer eine Tortur. Die, die irgendwo in meiner Umgebung schon mal dabei waren, wissen warum.
Inzwischen ist die Tortur mehr für andere, ich habe inzwischen meinen Spaß daran gefunden. Aber je mehr ich dann in Gemeinden war, in denen die ganze Gemeinde gesungen hat, Lieder, die nicht zu kompliziert waren und die sogar ich halbwegs mitsingen konnte, desto mehr ging mein Herz damit auf.
Und, ihr Lieben, ich sage euch ein Privileg, das der Pastor in dieser Gemeinde hat: Er darf typischerweise vorne sitzen.
Ihr denkt vielleicht, es ist irgendwie ganz toll, hinten in der letzten Reihe zu sitzen. Im Abendgottesdienst ist das immer die erstbesetzte Reihe. Oh, ihr verpasst was! Da hinten hört man den Gemeindegesang nicht, da hört man nur das Klavier und die Musiker.
Hier vorne, vor allem hier vorne – nicht so sehr hier vorne –, da hört man am meisten den Gesang der Gemeinde. Und wir dürfen mit einstimmen in diesen Chor.
Wir sehen, dass es dabei nicht darum geht, dass wir uns irgendwie selbst darstellen, dass wir besonders unsere Arme bewegen oder tanzen oder eine große Show abziehen. Nein, der Star, um den es hier geht, ist Gott. Das ist der Herr, unser König.
Er steht im Fokus des Jauchzens. Die Aussage ist bedenkenswert, weil Israel viele Könige hatte, von denen nicht viele wirklich besonders toll waren. Und die umliegenden Völker hatten auch viele Könige. Bis zum heutigen Tag gibt es verschiedenste Könige, monarchische Herrscher, Regierungschefs.
Keiner von denen ist der König aller Welt. Aber hier geht es um den König aller Welt, und das ist ein König, vor dem wir jauchzen können, dem wir zujubeln können, an dem wir uns wirklich freuen können.
Ich las kürzlich über den neuen König von Thailand – vielleicht hat der eine oder andere das mitbekommen: Der König in Thailand ist vor wenigen Wochen gestorben. Der alte König war ein König, den das Volk liebte. Wo der Herr hinkam, da kamen Menschen zusammen, da wurde ihm zugejubelt – das war wirklich ein toller König.
Sein Sohn, der jetzt den Thron übernommen hat, ist bekannt als ein Tyrann. Die Menschen in Thailand, so habe ich mir sagen lassen – manche wissen es vielleicht besser –, dieser neue König ist einer, vor dem sich das Volk größtenteils fürchtet. Da ist dann kein Jubel.
Und ich befürchte, dass manche Menschen immer noch, wenn sie an Gott denken, denken, dass das so ein König ist, vor dem man sich vor allem fürchten soll. Weil die Bibel ja auch von Gottesfurcht spricht und man dann ganz still wird und sich verstecken will.
Aber wer diesen König als seinen Heiland kennt, der weiß: Das ist der ewige König, der in guter, herrlicher, perfekter und gerechter Weise regiert. Diesem König dürfen wir laut zujubeln!
Dieses laute Zujubeln hat auch noch einen weiteren Zweck, denke ich: Wenn ich als fußballinteressierter Mensch in der Nähe eines Fußballplatzes vorbeigehe und plötzlich jubeln die Menschen laut, was mache ich denn typischerweise? Was machst du?
Dann schaue ich aufs Spielfeld, gucke, was passiert, welche Mannschaft ein Tor geschossen hat. Ich schaue mir nicht die Zuschauer an, die jubeln.
Darum geht es hier auch: Wenn wir dem Herrn laut zujubeln, hat das die Funktion, dass die Augen aller Menschen sich auf diesen König richten. Es ist eine Fanfare, in der wir verkündigen: Unser König kommt!
Wir machen ja regelmäßig Andachten in einem alten Pflegeheim. Unsere Praktikanten und ich wechseln uns dort ab. Neulich singen wir da immer ein paar Lieder, sogar ich.
Wir hoffen, dass wir den Senioren damit eine Freude machen. Dann gibt es eine Andacht. Vor zwei oder drei Wochen hat Simon Meier die Andacht gehalten, ich war nicht dabei, er erzählte mir das danach.
Die lokale Pastorin war da, um mal zu schauen, was wir da so treiben. Sie sagte ihm danach, gar nichts zum Inhalt seiner Andacht, die aus der Bibel war. Sie sagte: „Ach wissen Sie, der Inhalt ist nicht so wichtig. Im Prinzip geht es nur darum, dass der Tonfall so warm klingt, das reicht eigentlich schon. Dann sind die Menschen schon glücklich. Sie könnten im Prinzip aus der Bunte vorlesen, aber sehen Sie zu, dass Sie Ihre Stimme da ein bisschen anpassen.“
Kein Witz, das war wirklich die Empfehlung der Pastorin.
Letzte Woche waren einige aus der Gemeinde auch in verschiedenen Seniorenheimen und haben Weihnachtslieder gesungen. Habt ihr es eigentlich egal, was wir singen? Ob wir „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ singen oder „Freue dich, Welt“?
Nein, natürlich nicht, denn unser Jubelgesang ist ein Gesang, in dem wir unseren König verkündigen, damit alle Welt weiß: Der König ist da.
Deswegen werden zumindest wir in Großhadern nächstes Wochenende wieder durch unsere Nachbarschaft ziehen und unseren Nachbarn Weihnachtslieder singen, um ihnen zu sagen: Wir haben einen König und wir freuen uns, dass wir feiern können, dass er gekommen ist und dass er wiederkommen wird.
Es ist eine Verkündigung im Gesang.
Ihr Lieben, ich wünsche mir das auch für unseren Gottesdienst, dass wenn wir hier miteinander singen und jemand kommt in unsere Gemeinde hinein, der nicht nur sagt: „Oh ja, das ist hier eine Versammlung von Menschen, die ganz nett singen.“
Sondern dass der schaut, von wem sie singen, wem sie so zujubeln und nicht ins Publikum schaut, sondern aufs Spielfeld – weg von uns, auf Gott, auf den König. Alle Welt jubelt ihm zu.
Also, wie geht es dir damit? Manchmal fällt uns das auch schwer. Ja, wir wissen, der Herr ist unser König, und doch hängt unsere Freude so leicht an anderen Dingen.
Unser Jubeln hat nicht so viel damit zu tun, dass wir einen König haben, der uns manchmal unheimlich weit weg vorkommt. Nein, unsere Freude hängt dann an den Dingen, die wir genau vor Augen haben. Und dann gibt es Dinge, die uns traurig machen.
Aber, ihr Lieben, wenn unsere Freude vor allem, wenn unsere Freude primär von unseren Lebensumständen abhängt, dann beginnen diese Dinge, uns zu regieren. Dann entthronen wir den König, dessen Gegenwart uns eigentlich zum Jauchzen bringen sollte.
Dann hängt unsere Freude auf einmal davon ab, ob wir eine glückliche Ehe haben, eine schlechte Ehe oder gar keine Ehe, ob wir Kinder haben und es ihnen gut geht oder wir unter Kinderlosigkeit leiden.
Unsere Freude wird abhängig vom beruflichen Erfolg oder vom Kontostand oder vom Arztbericht oder davon, was andere von uns denken.
Lieber Christ, weil das so ist, hilft der Psalmist uns hier. Er möchte, dass wir wieder unseren Herrn und König in den Blick bekommen.
Er ruft uns dazu auf, die Dinge dieser Welt zu entthronen und den König wieder auf dem Thron sein zu lassen, ihm wieder zuzujubeln, unsere Freude wieder in ihn zu hängen und alle anderen Götzen beiseitezuschieben.
Denn er allein kann uns die Erfüllung bringen, die wir in all den anderen Dingen suchen.
Den Unverheirateten könnte ich ein paar Leute vorstellen, die sagen, dass Ehe auch nicht immer toll ist. Denjenigen, die eine schlechte Ehe haben, würde ich gerne mal Leute vorstellen, die sagen, wie hart es ist, alleine zu sein.
Erfüllung finden wir nicht in solchen Sachen.
Die Erfüllung finden wir bei einem Vater, der uns unendlich liebt.
Und dein Arztbericht – ja, der mag gut oder schlecht sein, aber letztendlich darfst du doch wissen, dass die schlimmste Krankheit schon geheilt ist: Deine Sünde ist von dir genommen, sodass du ewig leben wirst.
Er versorgt dich mit allem, was du in dieser Welt brauchst und für die Ewigkeit.
Das kann dir der beste Kontostand nicht bieten.
Und du musst ihm nichts beweisen, du musst nicht ringen um seine Aufmerksamkeit oder seine Beachtung.
Er hat dich schon geliebt vor Anbeginn der Welt, er hat dich schon geliebt, als du noch sein Feind warst.
Das ist unser König.
Für diesen König dürfen wir leben, diesem König dürfen wir zujubeln, denn er regiert über alle Umstände in unserem Leben hinweg.
Die dritte Strophe: Die ganze Schöpfung im Lobpreis und die Verheißung des kommenden Gerichts
In dieser gefallenen Welt ist die Freude am Herrn, das Jauchzen für unseren König, manchmal noch hart umkämpft. Es gibt viele Dinge, die uns die Freude am Herrn nehmen wollen. Auch die Schöpfung selbst, die ganze Welt um uns herum, leidet noch darunter, dass sie eine gefallene Schöpfung ist.
So heißt es im Römerbrief, Kapitel 8: Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt. Aber eines Tages wird die ganze Schöpfung und mit ihr auch wir, wenn wir Jesus Christus unseren Herrn nennen, befreit werden. Befreit von all diesen Plagen, von all diesen Misstönen des Leidens und der Klagen, damit der Jubel vollkommen sein wird.
Auf diesen Zeitpunkt hin richtet der Psalmist unseren Blick in der dritten Strophe des Adventsliedes, in den Versen sieben bis neun: Das Meer, Brause und was darin ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn, denn er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es Recht ist.
Seht ihr, wie uns jetzt diese dritte Strophe noch einmal einen Schritt weiter nimmt? Wie dieser Lobpreis immer breiter wird, dieser Strom des Lobpreises? Vom Singen des Hauses Israels über den verheißenen Heiland weiter zum Jauchzen aller Völker über den König, der regiert, und jetzt hin zu einem Frohlocken der ganzen Schöpfung über den kommenden Richter.
Es nimmt uns mit in einen immer größeren Strom des Lobpreises und führt uns voran in der Heilsgeschichte: vom ersten Advent, vom Kommen des Herrn und Heilands zu Weihnachten, hin in die Gegenwart, zum Schauen auf unseren König, dem wir tagtäglich zujubeln dürfen, und weiter zum Wiederkommen unseres Herrn, des Richters, am Ende aller Dinge.
Ist dieser Gedanke daran, dass der Richter kommt, etwas, das dich jubeln lässt? Das Wissen um einen vollkommen gerechten Richter sollte uns innehalten lassen, denn unschuldig sind wir hier alle nicht. Wir haben alle Schuld auf uns geladen und müssten das Gericht Gottes eigentlich fürchten – es sei denn, wir haben einen gnädigen Heiland, der uns bereits von aller Schuld befreit hat.
Deshalb ist das Kommen des Richters eine so gute Nachricht für alle, die ihn zuvor als ihren Heiland und König anerkannt haben. Das heißt: Wenn du im Glauben zu Jesus als Heiland gekommen bist, wenn du ihm deine Schuld bekannt hast und seine Vergebung empfangen hast, dann musst du den Richter nicht mehr fürchten.
Wenn du in der Herrschaft des guten Königs lebst, wenn er dich regiert, dann musst du kein Gericht fürchten. Nein, im Gegenteil: Dann ist diese Verheißung des kommenden Gerichts eine großartige Verheißung. Du weißt, dass dann alles Unrecht, auch das, was in dir noch drin ist, weggenommen werden wird.
Alles Unrecht wird ein Ende haben. Die ganze Schöpfung wird neu werden. Alles, was heute noch Anlass gibt, zu klagen, zu weinen, für Leid – das wird nicht mehr da sein. Die Misstöne werden weg sein, und der Jubel wird vollkommen sein.
Der Psalmist packt das hier in so wunderbar bildhafte Sprache. In Psalm 96 klatschen schon die Bäume zur Ehre Gottes. Hier fließt jetzt der Strom, die Flüsse frohlocken durch die Gegend. Und die Berge freuen sich – ein herrliches Bild!
Wenn der Herr kommt, wenn er kommt, das Erdreich zu richten, dann wird der Lobgesang aller Schöpfer, aller Schöpfung, unendlich wunderbar sein. So dürfen auch wir unserem Heiland, unserem König und dem kommenden Richter zujubeln, ihn loben und preisen mit frohen und neuen Liedern.
Gemeinsamer Lobpreis zum Abschluss
Und das wollen wir jetzt gemeinsam tun. Lasst uns aufstehen und miteinander zwei Loblieder zur Ehre Gottes singen.
Zuerst singen wir das Lied „Meine Seele erhebt den Herrn“. Danach wollen wir ein Lied singen, das Isaac Watts geschrieben hat. Es ist eine Vertonung dieses Psalms. In der deutschen Übersetzung kommt das leider nicht ganz so gut zur Geltung, aber vielleicht finden wir es trotzdem.
Es handelt sich um Psalm 98, „Joy to the World“. Freut euch, lasst uns aufstehen und die beiden Lieder miteinander singen.