Einführung in den Kolosserbrief und die Bedeutung Christi
Wenn Sie den Kolosserbrief aufschlagen, schreibt Paulus an eine kleine asiatische Gemeinde. Heute würde man sagen, es handelt sich um eine türkische Gemeinde. Es gab damals viele Christen, noch bevor der Islam kam. Paulus schreibt über Christus, genauer gesagt über Jesus Christus.
Wenn wir mit ihm in Verbindung stehen, kommt eine ungeheure Kraft in unser Leben. Es entsteht eine Erneuerung. Stellen Sie sich das ein wenig anders vor: Manche sagen, bei der Religion sei es eigentlich egal, was man macht – ob Yoga, Buddha, Shiva oder was auch immer. Sie meinen, das sei alles gleich, man verliere sich in diesen Dingen. Das stimmt aber überhaupt nicht. Es ist wie Feuer und Wasser – es ist nicht dasselbe.
Darüber werden wir heute Abend einiges hören, warum das anders ist. Wenn Sie noch einmal zurückdenken an das Schöne am Kolosserbrief: Paulus sagt, dass alles, was in der Welt geschaffen ist, durch Christus kommt. Alle Kräfte sind in Christus gebündelt.
In dieser Welt gibt es nur noch eine andere Macht: die Macht Satans. Es gibt nur diese zwei Mächte, und wir bewegen uns entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. Eine Mittelsituation gibt es nicht. Das stimmt nicht.
In Kolosser 2,9 steht: „Die ganze Fülle wohnt in Christus.“ Die ganze Fülle Gottes ist in Christus da. Ich muss nicht mehr über Gott grübeln. Das ist wichtig: In Jesus ist alles da. Jesus ist uns bekannt. Wir haben die Beschreibungen der Apostel, und wir können Verbindung mit Jesus aufnehmen, weil er uns nicht fremd ist. Wir kennen seine Worte, es ist alles in ihm da.
Wenn Jesus zu uns kommt, wenn wir Jesus haben, haben wir alles. Alles, was wir brauchen: den Frieden, die Tür zum Himmel, die Gerechtigkeit, das neue Wesen, die neue Kraft. Und jetzt kommt der Abschnitt ab Vers 16.
Freiheit von religiösen Vorschriften und Ordnungen
Was wir heute Abend behandeln, ist zunächst ungewohnt, doch es hat eine große Bedeutung für Sie alle.
Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen – weder wegen Speise und Trank noch wegen eines bestimmten Feiertags, Neumondes oder Sabbats. All das ist nur ein Schatten des Zukünftigen, leibhaftig aber ist es in Christus.
Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich in falscher Demut gefällt und Engel verehrt, der sich rühmt, was er gesehen hat, und ohne Grund aufgeblasen ist in seinem fleischlichen Sinn. Er hält sich nicht an das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und durch Gottes Wirken wächst.
Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, warum lasst ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt? Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren.
All das soll doch verbraucht und verzehrt werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbstgewählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen. Sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch.
Die Herausforderung der heutigen Zeit und die Rolle der Kirche
Ich habe ein wenig Sorge, dass Sie zunächst missverstanden werden könnten. Deshalb möchte ich es ganz lieb und klar ausdrücken. Das Ganze ist missverständlich.
Wir leben heute in einer Zeit, in der viele Menschen sagen: „Ich mache, was mir Spaß macht.“ Wir tun, was uns Freude bereitet. Neulich habe ich im Radio oder vielleicht im Fernsehen, irgendwann mittags, eine kurze Bemerkung gehört. Jemand sagte, es gibt einfach Menschen, die so veranlagt sind. Und er gehörte dazu. Er meinte: „Ich muss so viele Frauen in meinem Leben vernaschen, wie ich kann. Das ist mein Lebensstil, und ich bekenne mich dazu. Ich möchte jeden ermutigen, es genauso zu tun.“
Das ist eine Gesetzlosigkeit, die heute offen ausgesprochen wird. Es gibt diese Bindung nicht mehr, und andere dürfen einem nicht ihren Lebensmaßstab aufzwingen. Es gibt Menschen, die sagen: „Entschuldigung, ich lebe einfach anders.“ In unserer freien Welt ist für viele Menschen alles erlaubt. „Ich darf alles tun, wie ich will.“ Für diese Leute ist es eine unerhörte Vorstellung, dass ein paar fromme Spinner ihnen sagen, was erlaubt ist und was nicht.
Wir wollen in der Literatur lesen, was wir wollen. In den Filmen wollen wir sehen, was uns gefällt. Es gibt keine Zensur mehr. Und wenn jemand Rauschgift nehmen will, dann ist das seine Sache. Wenn er dadurch seinen Körper ruiniert, warum nicht? Man kann ja keine Vorschriften machen.
In unserer Welt ist das heute das Lebensziel. Es hat so etwas noch nie gegeben: Der Mensch sagt, ich kann mein Leben selbst bestimmen. Vielleicht gab es so etwas Ähnliches im untergehenden Rom. Dort gab es keine Tugenden mehr, keine Ziele, für die man sich begeistern konnte.
In solchen Zeiten sind wir immer wieder gefragt: Müssen wir heute nicht wieder für eine gute Moral eintreten? Das tun wir ja, indem wir den jungen Leuten sagen, dass es im Kindergarten nicht richtig ist, zu stehlen. Dass es nicht richtig ist, nur an sich selbst und an seine Lust zu denken. Man muss dienen und darauf achten, dass es dem anderen gut geht.
Die Kirche ist die einzige Institution in der Welt, die wirklich dafür eintritt, dass es noch edle Maßstäbe gibt. Die Medien tun das nicht mehr. Sie schauen nur auf die Verkaufszahlen. Es ist wichtig, dass es noch eine Institution gibt, die sagt: Es gibt Werte, die man verteidigen muss.
Der Staat sieht seine Aufgabe oft nur darin, dem nachzugehen, was die Bevölkerung will. Er muss ja wiedergewählt werden. Aber die Christen müssen sagen: Es gibt von Gott her Maßstäbe.
Die Freiheit in Christus und die Grenzen menschlicher Ordnungen
Und jetzt haben wir einen Abschnitt, in dem Paulus sagt, dass es gar nicht auf die Maßstäbe ankommt. Es ist für mich immer schwierig, wenn man zum Beispiel darüber predigen muss, dass Jesus den Sabbat gebrochen hat. Dann denke ich: Wenn man das heute predigt, wo doch schon so viele Leute den Feiertag gar nicht mehr heilig halten, ist das schwierig.
Jesus hat ja nicht in unsere heutige Situation hineingesprochen, sondern zu einer Zeit, als die frommen Juden ihre Schritte genau zählten. Das macht die Sache kompliziert. Trotzdem möchte ich es heute Abend tun.
Ich wundere mich, dass die ersten Christengemeinden, die in Jerusalem entstanden sind und die Paulus in aller Welt gründete, nicht zuerst ganz klare Statuten hatten. Das wäre doch ganz simpel gewesen. Man hätte sagen können: Wenn eine Gemeinde entsteht, sieht es so aus. Es gibt einen Kirchenvorstand, Gesetze und Ordnungen. Das wäre doch einfach gewesen.
Man hätte auch festlegen können, ob es einen Papst im Volk gibt, ein Gremium, Demokratie oder ein Wahlrecht. Das hätte man alles einfach organisieren können. Dann hätten wir heute nicht dieses Durcheinander, dass es so viele Gemeinden gibt, die alle die Dinge unterschiedlich sehen.
Es wäre doch großartig gewesen, wenn man das einmal geregelt hätte und gesagt hätte: So läuft es, so geht es weiter. Wenn Sie aber die Bibel aufschlagen, sind viele Fragen offen geblieben. Wie soll sich eine Gemeinde versammeln? Wann soll der Sonntagsgottesdienst sein? Wie soll der Prediger sich kleiden? Soll man Kinder taufen oder Erwachsene? Nicht einmal das lässt sich ganz eindeutig aus der Bibel ableiten.
Wie ist es mit Ordnungen? Soll ein Pfarrer verheiratet oder unverheiratet sein? Ganz genau kann man das aus der Bibel nicht herauslesen. Wenn Sie in eine Gemeinde kommen, merken Sie, dass es zuerst um diese äußeren Fragen geht: Wie lang ist der Rock? Wie ist die Frisur? Was isst man? Was trinkt man?
Die Bibel ist nicht dafür da, dass man über alle Stränge schlägt. Wie wird das beim Paulus gebremst? Paulus sagt zuerst: Gemeinden können nur aus Leuten bestehen, die Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland angenommen haben.
Die Situation heute in der Kirche ist schwierig. 95 Prozent unserer Folgehörer sagen: Ich weiß gar nicht, wer Jesus Christus ist. Ist das ein Buchstabe oder was? Gibt es ihn wirklich? Das ist eine traurige Situation. Wer Jesus Christus nicht in sein Leben aufgenommen hat, ist kein Christ. Er kennt ihn nur vom Hörensagen.
Wenn aber jemand Jesus Christus angenommen hat und mit ihm lebt, dann hat er die Sünde als etwas vor Augen, das er nicht mehr will. Es ist unmöglich, mit Jesus Christus im Wort zu leben und Freude daran zu haben, einen anderen zu quälen. Das geht nicht.
Ebenso unmöglich ist es, morgens das Wort Gottes zu lesen und dann noch Freude an Streit zu haben. Da muss das Gewissen schlagen – oder man ist schon abgestorben. Das Gewissen muss wie ein Stein in einem sein.
Wenn Sie sich wirklich vor dem Wort Gottes öffnen – und das ist das Unheimliche – und sagen: Jesus Christus, ich möchte mit dir leben, dann wird der Geist Sie mehr und mehr sensibel machen. Sie werden wissen, dass bestimmte Dinge nicht mehr gehen. Und das ganz ohne, dass es Ihnen jemand sagt. Sie wissen es durch Ihr gewachsenes Gewissen.
Das Gewissen wacht immer durch das Wort Gottes auf. Dann sagen Sie: Das darf ich nicht mehr tun. Ich muss diese Dinge abbrechen. Das ist nicht gut für mich. Dieses Buch lese ich nicht, diesen Film schaue ich nicht, weil ich merke, dass es mir nicht gut tut. Andere Gedanken kommen in mein Leben.
Das ist das Beste, denn Christus ist das Leben. Abseits von Jesus Christus gibt es kein Leben. Alles andere, was man als Leben anbietet, ist nur ein kurzer Nervenkitzel, kein erfülltes Leben.
Kein Ehebruch macht glücklich. Keine Lüge macht glücklich. Kein Streit macht glücklich. Kein unrechtmäßiges Gut macht glücklich. Vielleicht sagt man kurz: Es ist toll, wenn man Geld hat. Aber nach kurzer Zeit wird es zu einer schrecklichen Wunde im Gewissen. Man wird belastet, bedrückt und traurig über all die Dinge im Leben. Man möchte alles ungeschehen machen. Das ist das Schlimme.
Deshalb war es Paulus wichtig zu sagen, dass wir mit Christus verbunden sein müssen. Er ist die Mitte und alles. Jetzt hat Paulus den Mut zu sagen: Es kommt auf all die anderen Dinge nicht mehr an. Das ist gefährlich, aber trotzdem steht es da.
Wir müssen das heute wieder hören, denn ich erschrecke selbst immer wieder, wie sehr Ordnungen uns einengen.
Beispiele für menschliche Ordnungen und die Freiheit in Christus
Ich habe ein ganz einfaches Beispiel erlebt: In unserer Kirche gibt es die Regelung, dass man keine Kinder segnen darf. Nun, ich möchte damit eine Provokation starten. In diesem Jahr ist unsere Jahreslosung: „Wir sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Jesus hat gesagt: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“ Er hat sie gesegnet. Also kann mir niemand verbieten, Kinder zu segnen.
Wenn man in unserer Kirche so etwas noch verbietet, finde ich das problematisch. Ich möchte hier kein Durcheinander verursachen. Aber es gibt so viele Ordnungen, die irgendwo mal erlassen werden, vielleicht zum Schutz der Kinder. Dabei sage ich, das ist vielleicht der schwierigste Schutz, den wir haben.
Es gibt viele Ordnungen, bei denen andere sagen: „Ja, aber das musst du.“ Ich kenne Frauen, die erzählten, dass sie früher am Sonntag nur dunkle Kleider tragen durften. Was es für heilige Sitten gab, die Menschen sehr stark belastet haben. Jetzt merkt man: Das sind ja gar keine Sünden. Ein buntes Kleid anzuziehen ist doch keine Sünde.
Die Hälfte vom Seniorkreis läuft heute schon mit Hose herum, aber früher war das eine Glaubensfrage. Das ist eine sehr späte Gemeinschaft oder so. Es gibt einen Bereich, in dem Ordnungen plötzlich als heilsnotwendig erklärt werden. Dann sagen Leute: „Das ist ganz, ganz schwierig.“
Zu Ordnungsfragen sagt Paulus absolute Freiheit. Ich möchte Ihnen auch die Bitte übermitteln: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder in einem Geist der Freiheit aufwachsen. Dass unsere jungen Leute in einem Geist der Freiheit aufwachsen, der aber von einer Mitte herkommt, nämlich von Jesus Christus.
Die Leute sollen wissen: Das ist der Punkt, da gibt es gar nichts. Wenn da etwas ist – eine Lästerung, ein Spott oder eine Verhöhnung – dann wird es kritisch. Aber nicht, wenn man unseren Kindern einpflanzt, dass das Wort Gottes für uns heilig ist, Jesus uns heilig ist, das Gebet und der Geist, den er uns gibt.
In anderen Fragen darf man grundverschieden denken. Deshalb haben manche das Verständnis so, dass sie sich nun… Wir können die ganze anglikanische und katholische Kirche betrachten. In vielen Fragen gibt es ja einige, die man von der Schrift her als wichtig ansieht, aber nicht als heilsnotwendig.
Ich würde nicht alles gleich zählen, aber es gibt viele Fragen, die das Äußere betreffen. Eigentlich ist es gar nicht so wichtig, wie wir uns entscheiden. Es soll nur nach einer gewissen Ordnung gehen. Es soll kein Durcheinander sein.
Wir können das Ganze spontan machen, aber wir müssen der Ordnung folgen. Wir sind keine Chaoten. Wir sind auch keine Anarchisten. Wir wollen eine Ordnung haben. Aber Achtung: In den Ordnungen liegt das Leben nicht. Und um die geht es nicht.
Umgang mit Speise- und Feiertagsgeboten
Und jetzt gehen wir mal hier entlang, da geht es um das Bewahren von Speise und Trank, um das Bewahren von Speise und Trank. Wir wollen uns hüten vor allem Fanatismus, vor allem Fanatismus.
Darf ich gern Vegetarier sein, aber tut es der andere nicht auflegen. Es ist immer so schwierig, wenn alle Lehren so heilsnotwendig gebracht werden. Ich bestreite gar nicht, dass das Schwein kein appetitliches Tier ist, aber mir schmeckt es trotzdem den Fleischkäse. Und das lasse ich mir auch nicht von jemandem nehmen. Und da kann er mich noch mit so bösen Bildern traktieren oder was. Aber das ist jedem seine Freiheit, und es gibt viele Dinge im Glauben, die ich nicht machen kann.
Damals hat Paulus sich mit ganz bestimmter Gruppe auseinandergesetzt, aber sie ist ja zeitlos und geht weiter durch die Jahrhunderte. Damals war in den Gemeinden eben ganz schnelle Gruppenbildung da um diese Fragen. Und ich habe gesagt Ja, aber das kann man nicht.
Ich will ganz deutlich sagen: Für mich ist heute die Frage des Alkohols schon lange Frage geworden, die zum Beispiel vor vielen Jahren schon dazu geführt hat, dass wir kein Wein mehr benutzen beim Abendmahl, weil es akuter Alarmzustand im Leben vieler Menschen ist, ob sie überhaupt unter die Räder kommen, und zwar durchs Abendmahl, wo im Leben ganz große Not aufbricht. Es gibt viele Punkte, wo ich sage, das mag sein, aber wir müssen trotzdem aufpassen, dass wir deshalb nicht Gesetze aufstellen, sondern grundsätzlich und gar nicht usw.
Da gibt es Grenzen, und Sie müssen wissen, wo Ihre Grenze ist, ganz klar, aber die kriegen Sie nur von Christus, weil Menschen Sie ihnen auferlegen. Die müssen sie wissen und sagen: Christus muss mich hier führen. So ganz heikler Punkt. Es wäre sicher besser, man würde mal sagen, ha, grundsätzlich machen wir mal eine Schranke drumherum, aber das hat ja der Paulus gerade nicht gemeint. Es geht dann um bestimmte Tage, um Neumonde. Sogar um den Sabbat gibt es ja auch religiöse evangelische Gemeinschaften, die sagen, man muss wieder den Sabbat halten, sonst ist man nicht gehorsam.
Und das ist der Punkt, warum man sagt: Nein, es liegt gar nicht darum, ob ich nun genau mir die Ordnung gebe, wie auch immer, dass Christus uns dahin führt, dass ich Ruhe kriege in meinem Leben und in meinem Wochenablauf, das ist klar. Aber ich kriege es durch Christus, der mich treibt und der mich durch sein Wort hinführt und der mich dort zu einer Lebensordnung nötigt.
Jetzt ist es natürlich schwierig, wenn ich das heute so freigebe. Viele junge Menschen unserer Tage sind wirklich aus dem Chaos gekommen. Sie wissen nicht einmal, wie man normalerweise lebt, sie wissen nicht, wie eine Familie aussieht, sie haben das nie erlebt, sie sind ganz schwierig daran.
Aber ich glaube, dann müssen wir erst recht das positive Vorbild zeigen und nicht mitverboten.
Vielfalt in der Gemeinde und die Bedeutung von Christus als Haupt
Was mich immer wieder wundert – und worüber ich mich zum Beispiel bei den Sommerfreizeiten freue – ist, dass unsere jungen Leute das von Gott Geschenkte einfach annehmen. Sie bringen es fertig, dass plötzlich junge Menschen mitmachen und alles akzeptieren. Nicht, weil man sagt, das müsse so sein, sondern weil es einfach so ist. Sie nehmen es von innen heraus an und spüren, dass es Überzeugung ist, die aus dem Leben kommt.
Deshalb gehen wir noch einmal zurück und tauchen ein in die Welt der Religionen. Ob Buddhismus, Islam oder andere – in allen Religionen ist alles genau festgelegt. Im Judentum ist sogar bis zu den Frisuren alles genau geregelt, was geistlich richtig, christlich, göttlich, religiös und wohlgefällig ist. Paulus sagt jedoch, dass selbst im Judentum vieles nur ein Schatten des Zukünftigen ist.
Vielleicht haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum wir nicht die alttestamentlichen Speise- und Reinheitsgebote einhalten. Koscher zu essen wäre sicher auch für unsere Galle nicht schlecht. Es gibt viele Vorschriften, die durchaus sinnvoll erscheinen. Es wäre zum Beispiel gut, wenn man auf der Straße eine Autosperre einrichten würde und sagt: „So, jetzt fährt keiner mehr.“ Wie, Sie regen sich auf? Das ist doch recht! Sie bekommen von mir sogar noch ein Lob, aber Sie essen trotzdem. Sie wissen ja nicht, wie es den Tieren in der Massentierhaltung ergeht. Das wissen Sie gar nicht.
Allein über dieses Thema könnte man viel sagen. Es geht um Freiheit, und deshalb habe ich bewusst das Wort ergriffen, weil es genau mein Anliegen ist. Sie dürfen es auch anders sehen, aber mir hängt nichts daran. Das ist das Einzige. Es ist auch schön, wenn mehrere solche Anschauungen haben. Aber man darf es niemandem aufzwingen. Es darf nicht zu einer Sache werden, die man anderen aufzwingt – denn es geht ja um Religion.
In der Religion ist alles stark gefügt. Wir waren beim Judentum: Die jüdische Religion ist sehr streng, mit Sabbat und vielen weiteren Vorschriften. Man sagt, das sei besser, als wenn die Leute heute so leben, dass sie alles brechen. Für Paulus geht es aber nicht um besser oder schlechter. Er sagt: Es geht um Christus oder ohne ihn.
Darum ist es ihm so wichtig, dass man von Christus her lebt und aus dieser Überzeugung heraus handelt. Es kann ja sein, dass jemand wie Albert Knapp, der in Stuttgart den Tierschutzverein gegründet hat, ein gläubiger Mann war. Er hat das als Ausdruck seines Glaubens getan, aber nicht, um anderen Gesetze aufzuerlegen und zu sagen: „Christ muss so sein.“ Sondern weil es ihm für sein Leben wichtig war. Aus der Freiheit heraus hat er Zeugnis gegeben.
So bleiben alle Ordnungen, auch die Sabbatheiligung, letztlich Paragraphenordnungen. Sie können das Leben nicht vermitteln. Man kann es nie durch Vorschriften erzwingen. Wenn man das einmal erkannt hat, wird man sehr großzügig. An dieser Stelle plädiere ich für eine grenzenlose Liberalität, für eine grenzenlose Freiheit, auch wenn es darum geht, Dinge anders zu gestalten oder anders zu machen. Denn die Formen machen nicht selig.
Die Formen sind eigentlich nur dazu da, dass es keine Pannen gibt – so wie ein Knick in einer Linie, der sagt: „So macht man es.“ Es ist nicht gut, wenn man beim Begrüßen jemandem auf den Fuß tritt oder aus dem Mund riecht. Es gibt eine gewisse Etikette, die das Zusammenleben harmonischer macht. Ebenso gibt es im Glaubensleben Ordnungen, auf die man Rücksicht nehmen sollte.
Aber es war doch wunderbar, dass die erste Gemeinde große Freiheit hatte. Beim Brotbrechen wissen wir genau, wie sie es gefeiert haben: Sie haben die Apostellehre gehalten und miteinander gewählt. Es gab verschiedene Formen, und wenn nur einer anfing, war die Form trotzdem richtig.
Heute erleben wir wieder viele junge Christen, die das so leben. Gott hat immer auch durch andere Wege gewirkt, und das wollen wir offenlassen. Wichtig ist, dass Christus verkündigt wird – das ist das Wichtigste. Menschen sollen Christus annehmen und gläubig werden an ihn.
Das Lebendige ist in Christus. Wenn jemand Christus empfangen hat, kann er nicht mehr mit der Sünde des Gegners mitmachen. Es geht um die Sünde, und da geht es ganz klar um alle Gebote – und noch viel mehr. Da darf nichts mehr drin sein von Eigensinn, Hochmut oder anderem.
Warnung vor falschen Lehren und die Bedeutung des Siegespreises
Vers 18: Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen.
Was ist der Siegespreis? Dass Jesus Christus mich durch sein Blut gerecht macht. Anders bekomme ich keinen Siegespreis. Das ist die Krone, die ich aus Gnade gratis erhalte.
Wenn nun andere kommen und sagen: "Das war schon richtig, aber nun muss man noch dies oder das tun", dann geschieht das oft in einer falschen Demut und Verehrung der Engel. Damals, in der griechischen Gnosis, wurde offenbar gelehrt, dass man auch noch ein paar Heilige anbeten müsse oder Ähnliches. Ich möchte jetzt nicht alle alten Lehren durchgehen.
Heute begegnet man solchen Lehren wieder in neuen Gruppen, die sich damit rühmen, was sie gesehen haben. Sie prahlen mit ihren Visionen und sind ohne Grund in ihrem fleischlichen Sinn aufgeblasen. Sie lehren ständig, wie man leben muss, was man tun muss und wie man es können soll. Doch von Christus selbst sprechen sie kaum.
Darum bitte ich Sie noch einmal: Wir sollten in allem, wo wir sind, immer wieder darauf achten, dass es in unserem Hauskreis und in unserer Gemeinschaft um Christus geht. Wenn Christus in der Mitte steht, merkt man plötzlich, wie Menschen erkennen, was in ihrem Leben anders werden muss.
Zeugnis aus der Praxis und die persönliche Lebensentscheidung
Ich habe in meinem Hühlerbibelkreis in Stuttgart, in der Johannesgemeinde, eine Familie kennengelernt. Dort gab es junge Burschen, die früher schwer erziehbar waren, von der Polizei abgeholt wurden und vieles mehr. Einer aus dieser Familie kam ganz treu zu unserem Bibelkreis.
Als er etwa achtzehn Jahre alt war, habe ich ihn einmal gefragt, wie es ihm im Bibelkreis ergeht. Er antwortete: „Was hatte ich denn im Bibelkreis zu erwarten?“
Er erklärte, dass er aus sehr chaotischen Verhältnissen stammt. In seinem Umfeld wurden oft unschöne Witze erzählt, und es gab ganz andere Themen, über die gesprochen wurde. Daher war er froh, dass man im Bibelkreis nicht wieder über Themen wie Sex oder Ähnliches auf eine unangenehme Weise gesprochen hat. Stattdessen merkte er, dass hier wirklich etwas vom Leben behandelt wird.
Dieser junge Mann fand auf einmal seine Lebenslinie sehr klar, ohne dass man ihm sagen musste, wie ein Christ zu leben hat. Es ist immer wieder gut, wenn man einen Tipp bekommt, wie ich Ihnen heute sage: Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre stille Zeit bekommen, dass Sie Ruhe haben, um still zu beten und in der Bibel zu lesen.
Doch Ihre Lebensentscheidung müssen Sie selbst vor Jesus Christus treffen. Ist es richtig oder ist es nicht richtig?
Die Gespräche, die ich heute geführt habe, zeigen, dass viele Dinge vor Christus nicht recht oder sogar falsch waren. Vieles, was ich heute tue, war vor Christus nicht richtig. Deshalb muss ich mich immer wieder von dieser Seite her prüfen und nicht nur an irgendwelchen Kirchenordnungen orientieren.
Die klare Haltung zu Geboten und Sünde
Wie großzügig war Paulus hier und doch in der Sache so klar. Er sprach immer deutlich, wenn es um Themen wie den Nächsten nicht zu übervorteilen oder Hochmut ging. Manche sagen heute, das sei alles anders, aber das stimmt nicht. An dieser Stelle wird deutlich, ob jemand Christus hat oder nicht.
Es ist niemals erlaubt, ein Gebot zu brechen. Das gilt grundsätzlich. Wenn Sie zu Jesus gehören, können Sie kein Gebot brechen. Sie können keinem Nächsten Leid zufügen und dabei behaupten, Sie gehörten doch Christus. Das geht nicht. Sie können auch keine Unwahrheiten sagen und sich damit herausreden, dass Sie das „gemusst“ hätten. Das ist nicht möglich.
Ich kenne Christen, die lügen wie gedruckt und behaupten, der Heilige Geist habe sie das gelehrt. Da wissen Sie, dass das alles verlogen ist. Merken Sie sich das gut. Darauf müssen Sie nichts geben. Das ist ein Prüfstein, um zu erkennen, ob etwas wahr ist.
Paulus ging im Kolosserbrief sehr tief darauf ein. Er sagt: Aus Christus heraus kann ich nun in großer Freiheit leben. Lasst euch den Siegespreis nicht von jemandem wegnehmen. Wer durch Jesus Vergebung erlangt hat und den Frieden Gottes angenommen hat, muss sich nicht in diese oder jene Form hineinstürzen lassen.
In unserem Leben wäre manches unkomplizierter verlaufen, wenn wir immer wieder bedacht hätten: Ich darf mit meiner Wesensart Christus dienen. Es muss nicht so sein wie bei demjenigen, der Sie vielleicht zum Glauben geführt hat. Hier muss man immer aufpassen, sich nicht von Menschen einengen zu lassen.
Jeder von uns ist ganz anders. Andreas Vogel oder jemand anderes sind grundverschiedene Menschen und dürfen ihren Glauben auch unterschiedlich leben. Der eine ist vielleicht gemessener und sagt: „Wie kannst du ein Christ sein, wenn du immer so viel grinst oder herumhüpfst? Ich verstehe das nicht.“ Aber das war nicht sein Problem. Er lebt von seinem Herrn und darf sein Leben freigestalten.
Das ist auch so schön: Wir haben eine große Freiheit, und unsere Kinder sagen: „Lebt mit Jesus, aber bitte keine Sünde.“ Das ist klar. Diesen Punkt wollen wir festhalten.
Christus als Haupt und die Bedeutung der individuellen Berufung
Und deshalb sagt er: Wer aufgeblasen ist in seinem fleischlichen Sinn, das heißt in seinem äußeren menschlichen Wesen, und sich nicht an das Haupt hält – Christus ist das Haupt –, der irrt. Von dem her muss ich alles durchdenken. So wie der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird, so ist auch das Verhältnis zum Haupt entscheidend.
Es gibt zum Beispiel Leute, die sich entscheiden, Diakonisse zu werden, weil sie das an irgendeinem menschlichen Vorbild gesehen haben. Das funktioniert nur ein paar Jahre gut, doch dann kommt oft ein ganz schrecklicher Zusammenbruch. Das muss einfach von Christus her direkt Menschen aufgelegt werden – niemals nur von Menschen selbst. Genau dasselbe erleben wir beim Missionsdienst oder Ähnlichem. Wenn jemand sagt: „Das möchte ich auch mal machen“, dann muss sehr genau geprüft werden, ob das wirklich von Christus, vom Haupt her gedacht ist, oder ob es nur Nachahmung eines anderen ist. Das geht nicht gut.
Man darf nie anderen in der Form oder Art nachahmen, sondern soll in seiner Freiheit mit seinen Gaben Christus dienen. Es geht hier vor allem auch um die Gemeinden, dass sie in ihrer Eigenart leben. Ich freue mich immer wieder, wenn heute afrikanische Kirchen ihre eigenen Lieder finden und ihre eigene Musik entwickeln.
Oft gibt es natürlich auch Diskussionen: Ich bin kein Meister darin, wie weit es mit der Musik gehen darf. Wo kommt etwas Fleischliches, etwas anderes, vielleicht sogar Dämonisches durch? Wenn man zum Beispiel wahnsinnige Donnerschläge hört, fühlt es sich an, als würde das jüngste Gericht anbrechen. Ich bin kein Meister darin, aber ich sage immer: Die jungen Leute sollen selbst bestimmen.
Mein Schwiegersohn spielt Schlagzeug und hat mich einmal gefragt: „Du musst mir ein bisschen erklären, wo machst du geistlich die Grenze? Was ist richtig und was ist nicht richtig?“ Dabei merke ich, dass Menschen, die mit Christus leben, sehr schnell ein Gefühl dafür bekommen, was nicht gut ist. Was Christus nicht antreibt, ist nicht richtig. Da ist etwas anderes drin, da wirkt ein anderer Geist.
Wir erleben es auch immer wieder mit Schrecken, wenn wir Musik hören und dabei beobachten, wie Menschen sich selbst produzieren wollen. Das ist ebenfalls nicht richtig, wenn es um die Ehre Gottes geht. Alles muss vom Haupt her gedacht sein und durch Gottes Wirken wachsen.
Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, was lasst ihr euch dann noch für Satzungen auferlegen? Was lebt noch in der Welt? Wenn du Jesus hast, dann darf das für dich gar keine Versuchung mehr sein. Du brauchst dann auch keine Ordnung mehr.
Die Grenzen menschlicher Ordnungen und die Kraft des Glaubens
Ich habe auch immer Schwierigkeiten gehabt, wenn Leute so gerne für das ganze tägliche Leben eine Fülle von Ordnungen aufgestellt haben – als Christ, als Christ, als Christ, und sonst ist man kein Christ.
Wir waren früher schon in den Jungenschaftsordnungen und haben immer gesagt: Das kann ich für unsere jungen Leute nicht akzeptieren. Mir ist bloß eins wichtig: Sie sollen Jesus über alles lieben, und dann wird das andere von selbst kommen. Behaupte ich. Wenn sie Jesus richtig lieben und sein Wort lesen, wird das andere genug korrigiert sein, vor allem noch, wenn sie eine gute Gemeinschaft haben.
Wollen wir darüber reden? Es besteht immer die Gefahr, dass man andere prägt. Und wenn ich heute Abend mal so ganz offen sagen darf, für die, die mich schon länger kennen: Ihr habt große Angst. Besonders nachdem ich jetzt so lange in der Gemeinde bin, würde ich auch in manchem Sieg so arg prägen. Ich würde gern auch verkündigen, aber ich freue mich, wenn es einen Hauskreis gibt, der vielleicht einen ganz anderen Stil der Bibelauslegung hat.
Da gibt es auch Vielfalt, und es müssen nicht alle so werden, wie ich bin. Es gibt eine Vielfalt im Reiche Gottes und in der Gemeinde Jesu, und das muss zur Entfaltung kommen – in der Weite und in der Vielfalt ihrer Gaben.
Wir sind nun den Mächten der Welt geschoben. Was sind das? Das sind die satanischen Mächte, die über den Menschen regieren heute: die Ichsucht, die Gier – ich muss mit meinem Leben etwas haben –, die Habgier, die Unreinheit. Das ist ja so furchtbar. Das ist schlimmer, wie soll ich sagen, als ein Taifun, der daherkommt und Menschen reißt. Es ist doch nicht bloß bei der Alkoholsucht so.
Ich weiß doch, ich kenne doch Menschen, wenn die heute ein unanständiges Blatt angucken, dann muss es schon besser sein, dass sie nicht irgendwo ein kriminelles Vergehen machen. Das treibt sie so, diese unreinen Gedanken, die sie gesehen haben. Das ist furchtbar. Und das wissen wir doch alle von uns selber: Das sind Mächte, die uns treiben.
Diese Mächte sind satanische Mächte, aber die satanischen Mächte kann ich nicht mit Verbotstafeln stoppen. Das hat gar keinen Wert. Und wenn wir heute anfangen und sagen, wir müssen den jungen Leuten sagen, sie sollen moralischer sein, wie es unser Staat auch verlangt, und Ehescheidung hat, hat gar keinen Wert.
Wir sagen von Christus her das Einzige, was wir sagen können: Wenn einer Christus hat, dann weiß er, wie er lebt, nämlich in Treue, Liebe und Verantwortung. Aber mit Verbotstafeln kann ich diese Mächte nicht einengen. Das wird nicht funktionieren. Wenn ich Verbotstafeln aufstelle, klappt gar nichts.
Wenn man da unten das Weindorf sieht, beim Weindorf, da gibt es eben zum Schluss eine Rotkreuzstation, und da gibt es vielleicht auch noch einen Stand vom Blauen Kreuz, der sagt: Wir wollen ja auch ein bisschen moralisch sein, damit es nicht ganz schlimm ist – zur Beruhigung der Gewissen.
Aber das würde ich gerade nicht machen. Nein, das hat gar keinen Wert. Entweder ganz mit Christus oder ohne ihn. Ich kann es nicht mit ein bisschen Christlichkeit machen.
Siegen ja manche Leute ihre Kinder in Konfirmandenunterricht und sagen: „Ha, mir hat es ja auch nichts geschadet. Es gibt Schlimmeres“, oder so sagen sie, „uns ging es nicht besser, meinem Sohn soll es auch nicht besser gehen als mir damals, das hätten wir auch durchmachen müssen, das muss er auch durch.“ Und dann sagen sie: „So ein bisschen christlich ist ja ganz gut.“
Und das ist eine Einstellung, die heute ganz verbreitet ist, und den Schuh sollten wir uns nicht anziehen lassen. Von den Volkskirchlichen um uns herum, die sagen: „Ja, ein bisschen christlich ist schon gut, aber ja, nicht so richtig, nicht wie die von Hofacker da oben. Aber so ein bisschen was ist gut, damit der Mensch nicht ganz barbarisch lebt. So ganz sollte man ja nicht.“ Und das geht nicht.
Dann müssen die Menschen sich überlegen, wie sie den Mächten dieser Welt wehren wollen. Und ich sehe es erschütternd, in welcher Weise sie in unserem Leben wüten.
Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, seid ihr den Mächten der Welt gestorben. Oder haben diese Mächte noch einen Einfluss? Dann müsst ihr den Sieg Jesu über diese Mächte kriegen, bitte.
Dann reden wir an der Seelsorge darüber und kämpfen darum. Wir sagen: Das haben wir unter Jesus druntergelegt, jetzt wollen wir den Sieg leben, weil Jesus größer ist als alle Anfechtungen, die mich plagen können.
Und was es nun ist, auf welchem Gebiet es auch ist: Dann wollen wir uns nicht mit Satzungen einschnüren lassen – „Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren.“
Paulus’ Haltung zu Opferfleisch und die Macht Christi
Paulus war immer großzügig, besonders in der Frage des Opferfleisches. Man muss sich vorstellen, dass das gesamte Fleisch, das beim Metzger verkauft wurde, aus dem Tempel stammte. Dort war es den dämonischen Mächten Jupiter, Adonis und Venus geweiht, und das war sehr grausam. Dieses Fleisch war also dämonisch besetzt.
Paulus sagt jedoch, wenn das Fleisch im Glauben an Jesus gegessen wird, kann es keinen Schaden anrichten. Er hat nie gesagt, dass Hurerei erlaubt sei. Aber in Bezug auf das Götzenopferfleisch meinte er, dass Fleisch eben Fleisch ist. Die Menschen können damit machen, was sie wollen, doch der Christ ist stärker.
Er fügte hinzu, dass Rücksicht genommen werden muss, wenn der schwache Bruder Anstoß daran nimmt. Dann soll man auf den achten, der verführt werden könnte. Paulus betont sogar, dass die Welt keine dämonische Macht mehr über denjenigen hat, der Christus gehört. Dieser muss keine Angst vor dämonischen Einflüssen haben.
Paulus selbst ging in die Tempel, in denen Götzenopfer dargebracht wurden, und predigte dort Christus. Das war großartig! In einem Buch habe ich gelesen, dass in Beerscheba schreckliche Amulette aus Elfenbein gefunden wurden, mit wüsten pornografischen Darstellungen, die aus der Zeit Abrahams stammen. Abraham predigte dort den Namen des Herrn.
Dieses Wissen gab ihm die Kraft, denn er wusste, er kommt im Namen des Herrn. Deshalb hatte all dieses dämonische Zeug keine Macht mehr. So müssen auch wir in der Welt leben. Was uns schützen kann, ist allein Jesus Christus.
Es gibt keinen Kompromiss mit der Sünde, aber alles beginnt von der Mitte her. Unsere Aufgabe ist es, zu evangelisieren, uns im Glauben immer wieder zu stärken und dann zu überlegen, was Christus heute von uns will. Wie können wir Christus mit unserem Leib dienen?
Paulus gibt auch weitere Hinweise, die wir später in der christlichen Haustafel finden. Dort wird beschrieben, wie Männer und Frauen zusammenleben sollten, wie Kinder erzogen werden sollen, wie Väter ihre Kinder behandeln sollen und sogar, wie gläubige Sklaven mit ihren oft schwierigen Herren umgehen sollten.
All das gilt, wenn sie von Christus her leben. Paulus gibt Tipps, keine Gesetze. Er sagt, er gibt Ratschläge, wie man das Leben gestalten kann. Es sind Gebote und Lehren von Menschen.
Das ist auch der Grund, warum Paulus mutig und kühn die Gesetze des Alten Bundes, insbesondere die Reinheitsgesetze, für die Heidenchristen außer Kraft gesetzt hat.
Freiheit in Christus versus menschliche Regulierungen
Aber wenn heute jemand sagt: „Ja, als Christ, wir sind ja als Protestanten frei“, dann liege ich völlig falsch. Wir gehören mit Haut und Haar zu Jesus Christus, oder wir stehen unter dem Teufel. Eine andere Möglichkeit gibt es gar nicht.
Jeder sollte für sich überlegen, wo er steht. Er sollte sich auch nicht über die Folgen wundern. Es ist nicht so, dass wir einfach frei sind. Wir sind nur frei von diesen Verbotstafeln und von diesen Regulierungen.
Wir brauchen heute nicht mehr die Vorschriften über die rote Kuh zu beachten, auch nicht die Regeln über die Asche der roten Kuh oder das, was in 4. Mose 19 steht. Stattdessen haben wir Christus, und das ist viel, viel mehr, als das ganze Gesetz uns gesagt hat.
Und Christus nimmt uns gefangen und führt uns zum Gehorsam.
Abschluss und Einladung zum Gespräch
Jetzt möchte ich noch einmal fragen: Ist alles klar geworden, oder sind durch meine vielen Beispiele vielleicht Missverständnisse entstanden? Ich möchte dafür noch einmal Raum geben. Ist irgendetwas unklar, oder möchte jemand etwas korrigieren? Gibt es etwas, das falsch dargestellt wurde?
Das gehört nicht zum Thema. Nein, davon war kein Wort enthalten. Vom Schwein war keine Rede. Es geht hier nicht um Tierschutz. Sie haben doch gesagt: „Ich freue mich, dass Sie das machen.“ Mehr kann ich dazu nicht sagen. Soll ich sagen: „Ich freue mich nicht, weil wir dieses Thema hier nicht verhandeln wollen“? Ich glaube, das genügt.
Oder soll man es sagen lassen? „Kommen Sie, sagen Sie es, sonst können Sie heute Nacht nicht mehr schlafen. Sagen Sie es!“ Die meisten Tiere werden wahnsinnig gequält. Ich hatte Dias von siebzehn Schlachtrücken. Sie sehen ja gar nicht, wie zwölf Stromstöße innerhalb von zwölf Sekunden gesetzt werden. Und heute erfahren Sie auch noch nebenbei, wie ein Tier stirbt – ob ich da die Freiheit habe, das zu sagen. Nein, sonst würde ich nicht sagen, ich würde eben dieses Fleisch essen. Das ist auch eine wahre Entdeckung.
Das ist richtig: Ich esse nur Fleisch, bei dem zwölf Stromstöße angewandt wurden. Klar, jeder darf das für sich entscheiden. Ich möchte Ihnen auch nicht vorschreiben, wie Sie es handhaben. Wie Frau Rieger weiß, schätzen und ehren wir uns, und das ist nur eine Bemerkung. Wer den Leib nicht schonen will, ist nichts wert und befriedigt nur das Fleisch.
Es gibt auch viel, viel, was nur dem Leib dient. Charles Haddon Spurgeon, den Sie ja kennen – ich liebe diesen großen Prediger Englands aus der Mitte des letzten Jahrhunderts – hat Gewaltiges gesagt. Er hatte immer sehr schöne Beispiele. Er sagte einmal zu jemandem: „Es ist doch etwas dran, wenn man richtig fastet.“ Spurgeon war ein sehr korpulenter Mensch und meinte, es sei doch etwas dran, wenn man fastet. Das kann man auch gleich sagen: Medizinisch und in Bezug auf das Blut ist es natürlich viel besser. Das bestreite ich nicht.
Aber jetzt, nicht vom gesundheitlichen Standpunkt her, sondern vom religiösen, sei es eben ganz anders. Er hat im Zug einen katholischen Priester getroffen, der ganz ausgezehrt war. Das sei auch ein Zeichen, dass dieser Mann ganz anders mit Gott leben würde. Spurgeon sagte daraufhin sicher, der hätte Magenleiden, das habe überhaupt nichts mit dem Glauben an Gott zu tun.
Verstehen Sie? Das ist einfach die Natürlichkeit, dass jemand sagt: „Du musst von Christus her kommen und deinen Weg finden.“ Ich wünsche mir, dass Sie das so übernehmen können und sagen: „Es gibt Raum dafür.“ Obwohl ich heute auch sagen würde: Ich bin traurig über jedes Gramm, das ich zu viel habe.
Sonst hätten wir hier an der Universität eine Diskussion, und heute wird alles so fanatisch. Sie haben verstanden, worum es ging: von Christus her zu wissen, wo die Punkte sind, an denen es Sünde wird – was klar gegen Gottes Willen geht. Und im anderen Bereich gibt es auch Raum, wo Christus mich so treibt, dass man im Leben nicht alles so streng nehmen kann.
Manchmal ist es sehr umständlich, wenn jemand sagt: „Bei mir im Leben kann ich nur das, und das vertrage ich nicht, das geht alles nicht.“ Wir wollen ja auch keine komplizierten Menschen werden, sondern aus dem Leben heraus handeln. Aber wir wollen das Schwergewicht darauf legen: Ich möchte Christus nicht betrüben. Ich möchte Christus nicht betrüben. Ich will ihm in die Augen sehen können mit allem, was ich tue, und mein Leben soll vor seinem klaren Gericht bestehen können.