Herr Hanspeter, man kann dich bei Wikipedia finden. Das ist immer ein gutes Zeichen. Dort steht auch, dass du einer der bekanntesten evangelikalen Prediger im deutschsprachigen Raum bist. Ich sagte: Mal gucken, ob das bei Wikipedia normal ist. Ich habe dann meinen Namen angegeben, da stand nur, dass der Name unbekannt ist.
Du bist verheiratet mit Hannelore, hast drei Kinder und bist Prediger, Skilehrer sowie Bergführer – eine ungewöhnliche Kombination von Berufen. Kannst du uns ein paar Worte sagen, wie es zu deiner Berufung durch Gott in den Dienst als Prediger und Verkündiger kam und wie es zu dieser Kombination von Berufen gekommen ist?
Guten Morgen mal alle zusammen. Ja, eigentlich wollte ich schon immer Skilehrer und Bergführer werden, und zwar schon seit meiner Jugend. Ich war drei Jahre lang Kuhhirte auf einer Alm. Dort habe ich die Berge liebgewonnen.
Das Predigen hat sich mehr ergeben. Mein Vorgänger, der tödlich verunglückt ist beim Paragleiten am Dauernhof, war der Grund, warum ich dort hinkam. Das war Gernot Kunzelmann. Sie haben mir gesagt: „Wir machen sehr viel Sport.“ Ich habe gesagt: „Hans-Peter, komm und mach das Sportliche, und du musst auch manchmal predigen.“ Dann habe ich gesagt: „Dann komme ich nicht.“ Sie haben gesagt: „Komm trotzdem, das ist egal.“
Dann haben sie mich mal gefragt, ob ich die Andacht machen möchte. Das habe ich dann gemacht. Danach haben sie mich wieder gefragt, und ich habe es wieder gemacht. Dann haben sie mich gefragt, ob ich predigen möchte, und das habe ich gemacht. Danach haben sie mich wieder gefragt. Oft fragen mich Leute: „Wie weiß man, dass Predigen deine Gabe ist?“ Das heißt ganz einfach: Wenn sie dich fragen, tust du es. Wenn sie dich nie mehr fragen, dann ist es nicht deine Gabe, und wenn sie dich wieder fragen, dann ist es wahrscheinlich so.
Ein lieber Freund hat mir vor vielen Jahren zwei Dinge gesagt: Lade dich nie selbst irgendwo ein und frage nie nach Geld. Bis heute habe ich mich daran gehalten. Wir haben dich eingeladen – genau so war es.
Okay, ich glaube, damit hast du vielen Leuten einen ganz wichtigen Hinweis gegeben, was die Gabe des Predigens betrifft.
Du hast gestern über das Zur-Ruhe-Kommen gesprochen, und im Hintergrund deiner Botschaft war immer dieses wunderschöne Bergbild zu sehen. Ich möchte nicht sagen, man müsse in den Bergen sein, um Stille und Gebet zu finden. Aber sind die Berge für dich ein besonderer Ort der Stille und des Gebets? Wie erlebst du das?
Für mich sind die Berge auf jeden Fall ein besonderer Ort. Ich glaube, die Berge sind nicht jedermanns Sache – Gott sei Dank, sonst wären sie übervoll. Für mich sind sie seit meiner Kindheit mein Zuhause. Ich fühle mich wohl, wenn ich an einer Felswand stehe oder auf einem Berg bin. Ich gehe auch gerne spazieren. Das heißt aber nicht, dass das für jeden so ist. Ich glaube auch nicht, dass jeder, der an einer Wand an einem Seil hängt, sich dabei wohlfühlen würde.
Mit Jesus spazieren gehen – das war gestern öfter ein Stichwort. Du hast uns mehrmals dazu aufgefordert. Was genau meinst du mit diesem Ausdruck, mit Jesus spazieren gehen?
Kommend auf die Bibel: Henoch wandelte mit Gott, Noah wandelte mit Gott. Wandeln heißt ja einfach, mit ihm gehen, mit ihm leben. Ich gehe mit guten Freunden spazieren und dann auf ein Bier oder auf einen Kaffee. Vor vielen Jahren ist mir aufgefallen, dass ich Jesus Christus meinen besten Freund nenne. Ich glaube, das meine ich auch so. Aber ich habe noch nie mit ihm Kaffee getrunken oder bin richtig mit ihm spazieren gegangen. Ich dachte, das wäre eigentlich ganz normal.
So habe ich begonnen, einfach mit ihm spazieren zu gehen und mit ihm über das zu reden, was ich denke. Das ist ja auch Gebet. Ich muss nichts erfinden, ich brauche keine Gebetsliste. Ich bespreche mit ihm einfach das, was mich gerade gedanklich beschäftigt, und er ist mein Gegenüber in diesen Gesprächen.
Vielen Dank!
In Wikipedia stand, du lebst in einer Frühstückspension? Ja, das ist ein Haus, das habe ich von meinen Eltern geerbt, und das führt meine Frau. Während ich herumreise, verdient sie das Geld. Das ist auch gut so.
Du bist selbst sehr viel unterwegs, du reist herum. Wie bringst du das mit Familie und Kindern unter einen Hut? Bekommst du nicht manchmal Beschwerden von der Familie, dass du zu wenig da bist? Oder wie machst du das?
Ja, es gibt schon Beschwerden, sie beschwert sich ab und zu. Aber wir haben vor Jahren eine Abmachung getroffen: Ich reise höchstens hundert Tage im Jahr. Das ist einfach eine Vereinbarung zwischen meiner Frau und mir.
Mit den Mitarbeitern funktioniert es auch noch halbwegs. Viel mehr geht nicht, weil ich das sonst nicht mehr aushalte. Aber das ist eine Abmachung, die man treffen muss, und da ist jeder anders gestrickt.
Major Thomas hat seine Frau über 50 Jahre nur einen Monat pro Jahr gesehen. Das würden wir nicht aushalten, müssen wir auch nicht. Andere sagen, sie können nur zwei Wochen weg sein. Das ist auch gut. Das ist nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders.
Folgt deine Familie eigentlich deinen Hobbys, also Skifahren oder Bergsteigen?
Ja, das hätte man wahrscheinlich nie zusammengebracht. Nein, ich weiß es nicht, keine Ahnung. Aber meine Frau ist auch Skilehrerin und macht gerne Sport.
Und die Kinder? Das ist vielleicht genetisch veranlagt. Die Dritte, Eva, schlägt aus der Rolle. Sie sagt: „Papa, ich will nicht sportlich sein.“ Aber das ist auch gut, sie ist die Künstlerin.
Ja, das ist super.
Mir gab jemand den Tipp: Du kommst aus einem Elternhaus, das nicht explizit christlich geprägt war. Wie bist du zum Glauben gekommen?
Ich habe ganz liebe Eltern und bin kirchlich aufgewachsen. Das heißt, Kirche war schon ein Teil meines Lebens. Wir leben in einer evangelischen Insel, nämlich in Ramsau am Dachstein. Österreich ist zu etwa siebzig Prozent katholisch, aber mein Ort ist zu 99 Prozent evangelisch. Das ist eine Insel der Gegenreformation.
Kirche war also schon präsent. Bis ich etwa zehn Jahre alt war, haben wir sogar am Mittagstisch gebetet. Allerdings gab es damals noch keine persönliche Beziehung zu Gott oder eine bewusste Nachfolge.
Unser Jugendleiter in der evangelischen Kirche in Ramsau war ein ganz lieber Kerl. Er hat uns von Jesus erzählt. Als ich etwa 15 Jahre alt war, dachte ich: Was er sagt, ergibt Sinn. So habe ich mich mit 15 Jahren einfach entschieden, Christus nachzufolgen. Halleluja!
Noch zwei Fragen zu deinen Prägungen: Welcher Autor oder welcher Prediger hat dich am meisten beeinflusst?
Da gibt es viele. Aber einer ist erstens ein ganz guter Freund von mir, den ich auch öfter treffe: Charles Price. Er war früher Bibelschulleiter in Capernwray und ist jetzt Pfarrer in Toronto. Er ist sicher einer meiner großen geistlichen Brüder.
Ich habe mehrere geistliche Väter. Einer davon ist Gerhard Hegel, Pfarrer in Bobengrün, der ganz viel Liebe ausstrahlt. Peter Wiegand ist mir auch in vielen Dingen ein Vorbild.
Von den Autoren lese ich sehr gerne Ravi Zacharias und Sirius Louis, die in eine ähnliche Richtung gehen.
Hast du ein Buch, von dem du sagen würdest, man sollte es auf jeden Fall gelesen haben – natürlich neben der Bibel?
Vielleicht ein kleines Buch. Ich habe es auch und habe gestern mit jemandem darüber gesprochen. Es heißt „In der Gegenwart Gottes leben“. Es ist von Bruder Lorenz und Frank Laubach.
Darin schreibt Bruder Lorenz über sein Tagebuch, wie er täglich mit Gott redet und mit ihm lebt. Neben der Bibel ist das das Büchlein, das ich immer wieder lese. Es ermutigt mich jedes Mal, zu beten.
Über die Theologie von Laubach kann man streiten, aber dieses Tagebuch finde ich ganz hervorragend.
Guten Morgen noch einmal. Da hinten stehen einige, ihr müsst nicht unbedingt stehen, außer ihr wollt gerne. Vorne sind nur ein paar Plätze frei, das ist kein Problem.
Ich lese noch den zweiten Teil des Bibeltextes vor, und zwar aus Markus Kapitel 8, Verse 34 bis 36. Da sagt der Herr Jesus: „Und als er die Volksmenge samt seinen Jüngern herzugerufen hatte, sprach er zu ihnen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer sein Leben erretten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es erretten. Denn was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein Leben einzubüßen?“
Das ist kein ganz einfacher Bibeltext. Ich treffe relativ oft oder regelmäßig auf Menschen, die durchaus offen sind für Gott und für eine geistliche Erfahrung. Es sind oft erfolgreiche Menschen im Beruf, mit einem hohen sozialen Status. Sie haben häufig eine liebe Frau oder einen lieben Ehemann und gesunde Kinder. Beruflich sind sie erfolgreich, doch trotz all dem Schönen und Guten, was sie haben, wünschen sie sich auch eine tiefere Sinnerfüllung im Leben.
Sie möchten eine geistliche Erfahrung dazu haben, denn das würde ihr Leben sozusagen noch etwas mehr komplettieren. Manchmal, wenn ich diese Leute treffe, habe ich ein gutes Gespräch mit ihnen. Sie glauben, dass Jesus Christus derjenige sein könnte, der ihr Leben noch ein wenig aufwertet – sozusagen ein weiterer Bonus in ihrem Leben, um wirklich erfüllt zu sein.
Solche Menschen kommen dann einmal an den Tauernhof oder nach Wiedernest, aber dann nie wieder. Und wisst ihr warum? Weil sie sehr bald entdecken, dass ein Leben mit Jesus Christus nicht einfach eine Ergänzung ihres alten Lebens ist. Es ist das Ende ihres alten Lebens und der Anfang eines neuen Lebens – und das ist der Stolperstein.
Wenn Christus in ein Menschenleben eintritt, ist das keine Lebensverbesserung oder Lebenserweiterung, sondern ein neues Leben. Jesus erneuert nicht dein altes Leben, er gibt dir ein neues Leben. Und obwohl das das Beste ist, was uns passieren kann, haben wir verständlicherweise Angst davor.
Der Apostel Paulus formuliert es folgendermaßen: Er sagt in Galater 2, „Ich bin mit Christus gekreuzigt.“ Im Kolosserbrief Kapitel 3 sagt er: „Ich bin gestorben mit Christus.“ Und in Römer 6 sagt er: „Ich bin begraben mit Christus.“ Gekreuzigt, gestorben und begraben – das ist wirklich tot.
Den Anfang des neuen Lebens beschreibt Paulus so: „Ich lebe aber nicht ich, Christus lebt in mir.“ Er sagt, er sei auferstanden mit Christus und habe seine Kraft zur Verfügung. Das sind alles Worte, die ich kenne, seit ich Christ geworden bin. Es sind große Worte, aber ich konnte sie nie richtig fassen.
Gestorben mit Christus – ich meine, ich lebe ja immer noch. Begraben mit ihm schon gar nicht. Alles große Worte, aber was bedeuten sie? Sieh dir das Sterben des alten Menschen und die Auferstehung des neuen Menschen an.
Wenn Jesus sagt: „Wer sein Leben errettet, der wird es verlieren; wer es verliert, der wird es erretten“, ist das nicht mystisch zu verstehen. Es ist vielmehr äußerst praktisch.
Ein Vergleich, der vielleicht hilfreich ist: Wenn ein Mann eine Frau heiratet – und ich spreche hier als Mann –, dann gibt er sein bisheriges Singleleben auf. Das bedeutet, dass ich, wenn ich heirate, meinem alten Singleleben sterben muss. Ich muss es verleugnen, um das neue Leben in der Ehegemeinschaft beginnen zu können. Das ist nicht immer leicht.
Ich kann mich gut erinnern: Als meine Frau und ich unsere Verlobungsringe gekauft haben – bei uns ist es so, dass der Verlobungsring später zum Ehering wird, man wechselt nur die Hand. Ist das bei euch auch so? Den Verlobungsring haben wir in Salzburg gekauft. Das war einer meiner schwärzesten Tage im Leben. Erstens habe ich gesehen, wie viel sie kosten, und zweitens wusste ich, dass ich meine Freiheit verkauft habe. Das fiel mir extrem schwer.
Rückblickend muss ich darüber lachen, aber damals war es so: Ich wusste, ich sterbe meinem alten Singleleben ab, um in das Leben der Zweisamkeit einzutreten. Seht ihr den Unterschied zwischen Singleleben und verheiratet sein? Das Eheleben ist bemerkenswert.
Bis gestern war ich allein im Zimmer, heute ist jemand da. Bis gestern gehörte alles mir allein, jetzt gehört es uns zu zweit. Bis gestern habe ich Selbstgespräche geführt, heute hört jemand zu. Bis gestern habe ich getan, was mir recht erschien, heute bespreche ich alles mit meinem Partner, ob es auch ihm recht ist.
Das heißt: Der alte Single muss sterben, damit der vereinte Mensch in der Ehe leben kann.
Ähnlich ist es, wenn ein Mensch beginnt, mit Gott zu leben. Wenn ein Mensch mit Christus lebt, gibt er sein bisheriges Single- oder gottloses Leben auf, um in eine Gemeinschaft mit Christus einzutreten. Das heißt, ich muss in meinem gottlosen Leben sterben, um in die Vereinigung mit Gott eintreten zu können. Das ist es, was es bedeutet.
Der Unterschied zwischen einem Leben mit oder ohne Christus ist ebenfalls bemerkenswert.
Bis gestern habe ich so gelebt, als würde Gott gar nicht existieren. Heute weiß ich, dass Gott bei mir ist, sogar in mir lebt. Bis gestern habe ich keine Minute damit verschwendet, zu fragen, was Gott will. Heute frage ich jeden Tag Gott: „Was möchtest du mit diesem Tag eigentlich?“ Bis gestern war ich nur mir selbst verantwortlich, heute bin ich Gott verantwortlich. Bis gestern habe ich aus eigener Kraft gelebt, heute habe ich die Kraft Christi im Heiligen Geist zur Verfügung.
Das heißt: Der alte, selbstbestimmte Mensch muss sterben, damit der neue, von Christus abhängige Mensch leben kann.
Und das ist, was Jesus sagt: Wer sein Leben errettet, der wird es verlieren; wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erretten.
Seht ihr, das ist keine Lebensverminderung. Als ich geheiratet habe, hat mein Leben nicht aufgehört. Es war keine Einschränkung oder Verminderung des Lebens, im Gegenteil: Es war eine Lebenserweiterung.
Und so ist es auch mit dem Leben mit Christus: keine Verminderung, sondern Erweiterung.
Die Frage ist nun: Was muss im alten Menschen sterben, damit der neue Mensch leben kann? Ich möchte mit euch jetzt die nächste halbe Stunde eine Prüfung machen. Keine geschriebene, das können wir vielleicht auch. Aber im 2. Korinther 13,5 sagt der Apostel Paulus: Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch selbst. Wisst ihr, was die Prüfung ist? Erkennt ihr nicht selbst, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, ihr seid durchgefallen.
Jetzt habe ich eine Prüfung für uns alle, und die Frage der Prüfung lautet: Lebe ich ein Leben der Selbstverwirklichung oder der Christusverwirklichung? Ich nenne es die große Prüfung. Erkennt ihr nicht, dass Christus in euch lebt und dass ihr nicht mehr euch selbst gehört?
Nun, ich möchte die Prüfung so praktisch wie möglich formulieren, denn das sind alles große Worte, aber ich befürchte, dass wir nicht genau wissen, was sie beinhaltet. Ich habe da auf dem Oberherd – das kannst du jetzt da eins nach dem anderen Punkt heruntergeben – ich möchte einige Rechte aufzählen, die wir selbstverständlich glauben beanspruchen zu können, die uns aber niemand gegeben hat.
Ein Recht zum Beispiel, das wir glauben zu haben, ist das Recht auf Selbstverwirklichung. Wir haben es vorher super gesehen bei dem Anspiel, wo jeder versucht, sich selbst zu verwirklichen. Und sobald man das tut, entsteht eigentlich eine Disharmonie in der ganzen Gruppe. Aber wir glauben: Ich habe ein Recht, mich selbst zu verwirklichen, zu bestimmen, wo mein Leben hingeht. Ich habe ein Recht, meine Ziele zu erreichen, koste es, was es wolle. Wir nennen das auch ein autonomes Leben. Das kommt von einem griechischen Wort aus zwei Teilen: autos, das heißt selbst, und nomos, das Gesetz. Ich bin mein eigenes Gesetz, ich bestimme, wo es langgeht.
Die Frage ist nur: Wer hat uns dieses Recht gegeben? Und die Antwort ist: Niemand. Wir können es uns nehmen, aber ein Recht ist ja nur etwas, das uns gegeben ist.
Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf Beziehungen. Wir glauben, ein Recht zu haben auf gute Freunde, auf eine Ehefrau oder einen Ehemann, auf sexuelle Befriedigung, auf gesunde Kinder und so weiter. Ich habe ein Recht darauf, beliebt zu sein, und wenn mir das nicht gelingt, dann werde ich bitter oder ich ziehe mich zurück.
Seht ihr, der Unterschied ist der: Ich persönlich muss sagen, ich habe ein riesiges Vorrecht. Ich habe das Vorrecht, eine liebe Frau zu haben, ich habe das Vorrecht, drei gesunde Kinder zu haben. Aber das ist kein Recht, das ich beanspruchen dürfte. Wenn ich morgen Abend nach Hause komme und eines meiner drei Kinder hat einen furchtbaren Unfall erlitten oder ist nicht mehr da, dann ist das sehr schwer. Aber Gott hätte kein Recht verletzt. Ich habe kein Recht auf drei gesunde Kinder. Es ist nur ein Vorrecht, wofür ich danken kann.
Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf Freiheit. Wir glauben, das Recht zu haben, dahin zu gehen, wo wir wollen. Ein Recht, meine Hobbys und meinen Sport ausleben zu können. Und wehe mir, du behinderst mich daran, dann verletzt du mein Recht.
Übrigens, interessant: Punkt zwei und drei schließen sich aus. Wenn jemand Beziehungen haben will, dann vergisst er die Freiheit. Und wenn du Freiheit haben willst, dann vergiss Beziehung. Aber wir sind manchmal so naiv zu glauben, beides haben zu können oder sogar das Recht darauf zu haben.
Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf Besitz, speziell in unserer Gesellschaft. Ich habe das Recht auf eine hundert Quadratmeter Wohnung oder auf ein Haus, auf ein Auto. Seht ihr, Besitz ist ja sehr oft nur die Erweiterung meiner eigenen Person. Ich will mit meinem Besitz zeigen, wer ich eigentlich sein möchte oder bin.
Darum übrigens sind Männer oft so zornig, wenn man ihr Auto zerkratzt, weil es eine Erweiterung ihrer eigenen Persönlichkeit ist. Und im Winter, wenn die Frau aussteigt und beim Aussteigen hinfällt und das Auto zerkratzt, schimpft sie: Ob sie sich den Fuß gebrochen hat, ist nicht so tragisch, aber das Auto ist zerkratzt.
Seht ihr, das kommt von diesem Denken her: Ich habe mir jeden Euro selbst verdient. Dieses Denken ist völlig unbiblisch. Im 5. Buch Mose, Kapitel 8, nur nebenbei, aber im 5. Mose 8, Vers 17, sagt uns das Wort: Denke nicht in deinem Herzen: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft. Sondern du sollst deinen Herrn, deinen Gott, bedenken, dass er es ist, der dir die Kraft gibt, Vermögen zu schaffen.
Ich habe Neuigkeiten: Du hast keinen einzigen Euro selbst verdient. Es ist alles nur Geschenk. Hast du dir die Hände selbst gebastelt? Hast du deine Augen selbst gemacht? Nein, es ist Geschenk, es ist ein Vorrecht. Du hast keinen einzigen Euro selbst verdient, darum gehört alles Gott, es ist ein Geschenk.
Aber wir glauben, ein Recht zu haben. Und sobald du glaubst, es ist dein Recht und es wird dir genommen, dann wirst du entweder zornig oder du ziehst dich zurück. Das sind in der Regel die zwei Reaktionen.
Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf körperliche Gesundheit. Wir glauben, ein Recht darauf zu haben, dynamisch, vital, hübsch, gesund zu sein. Wir glauben, das Recht zu haben, gesunde Kinder zu haben. Aus diesem Denken kommt auch dieses Health-Wealth-Prosperity-Movement, diese Theologie, die behauptet, dass wenn du nur genug glaubst und Christ bist, dann musst du immer glücklich, fröhlich und gesund sein.
Natürlich möchte ich immer gerne glücklich, fröhlich und gesund sein. Das ist ja nicht falsch, das zu wollen. Du wärst ja abnormal, wenn du das nicht wolltest. Aber ich habe kein Recht darauf. Das ist der Unterschied.
Ich bin jetzt 48, ich bin immer noch relativ gesund, und ich danke Gott jeden Tag dafür. Aber wenn ich morgen nicht mehr laufen kann, aus irgendeinem Grund, das wäre furchtbar schwer für mich. Aber Gott hätte kein Recht verletzt. Es ist ein Vorrecht, das ich genieße, aber kein Recht, das ich beanspruchen dürfte.
Die meisten Probleme und Bitterkeit im Herzen kommen daher, dass wir Dinge als Recht beanspruchen, die uns niemand gegeben hat. Es gibt ein Buch, es heißt Jesus wants you well – Jesus möchte immer, dass es dir gut geht. Das ist ja ganz nett, aber es entspricht nicht den Fakten der Bibel.
Dann glauben wir auch, ein Recht zu haben auf mentale und emotionale Gesundheit. Das ist ein Riesenthema, weil wir glauben, ein Recht darauf zu haben, emotional gesund zu sein. Wir sind sehr schnell dabei, alle Menschen zu verurteilen, die uns daran gehindert haben, das zu sein, was wir sein könnten. Dann werden die Eltern beschuldigt, weil die Erziehung nicht so war, wie sie sein sollte. Dann werden Freunde beschuldigt oder Feinde oder Geschwister, Schulkollegen, der Chef ist schuld daran, dass ich nicht der bin, der ich sein könnte.
Ich bin vernachlässigt worden, ich bin zu wenig geliebt worden, ich bin sogar missbraucht worden, darum bin ich so, wie ich bin. Nun, das stimmt ja auch. Du und ich, wir sind zum großen Teil das Produkt unserer Vergangenheit, das ist gar keine Frage.
Aber dann kommt die Frage auf: Warum hat Gott das zugelassen? Und in dieser Frage schwingt bereits mit: Gott, ich habe ein Recht darauf, und du hast dieses Recht verletzt. Und darum bin ich bitter und zornig und versinke in Selbstmitleid, weil du mir dieses Recht nicht gegeben hast, mental und emotional gesund zu sein.
Wiederum, Freunde, es ist ein Vorrecht. Ich habe das Vorrecht, mental halbwegs gesund zu sein – das würden einige sowieso bezweifeln. Ich bin dankbar dafür, aber ich habe kein Recht darauf.
Ich kenne Gottesmänner, Gottesfrauen, die für Gott einstanden, ganz klar, und jetzt im Alter sind sie sehr verwirrt, sehr gottlos in dem, was sie sagen und tun. Nicht weil sie das gewählt haben, sondern weil ihr Denken verwirrt wird, zum Teil durch körperliche Dinge. Hat Gott ein Recht verletzt? Nein, wir haben kein Recht darauf, höchstens ein Vorrecht, wofür wir danken können.
Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf Komfort und Bequemlichkeit. Ich habe ein Recht, mich wohlzufühlen. Ich habe ein Recht auf die richtige Raumtemperatur. Das merkst du im Büro oft: Eine macht das Fenster auf, die andere macht es zu, und beim dritten Wechsel wird es schon ein bisschen heißer – ich meine jetzt innerlich –, weil jeder hat ja das Recht auf die richtige Temperatur.
Seht ihr, das kommt alles von diesem Denken: Ich habe ein Recht darauf, anstatt dass wir lernen zu erkennen: Ich habe so viele Vorrechte, für die ich danke, aber kein Recht und darum bitte sein muss.
Wir glauben auch – und der Christen ist das ein großes Thema – wir glauben, ein Recht zu haben auf Anerkennung. Dann hört man bei Christen sehr oft: Wenn sie etwas geleistet haben, an dieser Konferenz hilft jemand mit, aber niemand kommt zu dir und bedankt sich. Dann hört man: „Ich habe mich nicht einmal bedankt.“ Ich habe doch ein Recht auf Anerkennung, und weil er sich nicht einmal bei mir bedankt hat, werde ich nie mehr mitmachen.
Kirchengemeinden, wisst ihr, woher das kommt? Weil wir glauben, ein Recht zu haben auf Anerkennung. Und bei manchen Christen sollten sogar die Bäume in die Hände klatschen, wenn sie mal etwas Gutes tun.
Wisst ihr, was ich euch sagen möchte? Anerkennt Menschen immer! Gerade für mich als Leiter ist es meine Verantwortung, Menschen anzuerkennen, sie zu ermutigen. Ich bin ihr Diener. Als Leiter bist du nur Diener oder darfst der größte Diener sein. Es ist ein Vorrecht, die anderen zu ermutigen, das zu tun, was sie tun sollen.
Ich will immer Anerkennung aussprechen. Aber wenn du mal nicht anerkannt wirst, wenn dein Bild nicht drauf ist in der Gemeindezeitung, kannst du dich vollkommen entspannen. Es hat niemand ein Recht verletzt. Es ist ein Vorrecht, aber kein Recht.
Wir glauben auch – und den Christen ist das ein großes Thema – wir glauben, ein Recht zu haben auf Verständnis. Wir glauben, ein Recht darauf zu haben, immer verstanden zu werden. Und bei Christen ist es manchmal besonders schlimm: Sie glauben, das Recht zu haben, verstanden zu werden, ohne dass sie ihr Problem kundtun. Wir sollten sie ja riechen.
Es gibt durchaus auch Leute, die fahren von Dauernhof nach Hause und dann fragen sie jemanden: „Da hat mich niemand verstanden.“ Dann frage ich: „Hast du dein Problem irgendjemandem mitgeteilt?“ „Nein.“ Aber es hat mich niemand verstanden. Keiner sieht, wie schlecht es mir geht.
Aber seht ihr: Zum einen ist es wichtig, dass wir unsere Probleme kundtun. Wir müssen reden lernen. Und wiederum sollten wir immer darauf bedacht sein, Verständnis zu zeigen. Wir sollten vielleicht Dinge an der Körpersprache erkennen, auf Leute zugehen, sie fragen, wie es ihnen geht.
Aber wenn du einmal nicht verstanden wirst, ich habe eine gute Botschaft: Du musst nicht zornig und auch nicht bitter werden. Es hat niemand ein Recht verletzt. Wenn du verstanden wirst, das ist ein großes Vorrecht, auch von deinem Ehepartner. Wenn du verstanden wirst von ihm, danke Gott für das Vorrecht. Aber es ist nicht ein Recht, das wir jeden Tag beanspruchen könnten.
Wir glauben auch gerade in unserer Gesellschaft, ein Recht zu haben auf Gerechtigkeit. Wir glauben, das Recht zu haben, immer fair und gerecht behandelt zu werden. Wir glauben, das Recht zu haben, immer anständig behandelt zu werden, gerade im Alter.
Die größte Versuchung von jungen Menschen ist im Bereich von Sex, die größte Versuchung im mittleren Alter ist im Bereich von Geld, die größte Versuchung im hohen Alter ist die Ehre. Wenn die verletzt wird, dann werden sie zornig und ziehen sich zurück.
Und wir sollten schauen, dass Gerechtigkeit geschieht, gar keine Frage. Aber wenn du glaubst, dass dir immer Gerechtigkeit widerfährt in diesem Leben, dann muss ich dich enttäuschen. Und das wisst ihr alle selber: Das Leben ist nicht fair, das Leben ist sogar extrem unfair in vielen Bereichen.
Aber wisst ihr, die gute Botschaft ist: Wir haben kein Recht darauf. Es ist ein Vorrecht, aber nicht ein Recht.
Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf Sicherheit. Wir glauben, das Recht zu haben, immer und überall behütet und bewahrt zu bleiben. Heute sind unsere Kinder unterwegs und machen vielleicht etwas Abenteuerliches, und dann tut sich einer extrem weh. Das ist sehr schade.
Heute muss alles so sicher sein, dass man mit Jugendlichen fast nichts mehr tun kann. Ich bin ein großer Feind von diesem Denken. Es kommt aus Amerika und wird auch bei uns immer schlimmer.
Aber seht: Es ist eine höchst unbiblische Praxis, wenn jemand etwas zustößt, immer einen Schuldigen finden zu müssen. Wenn ich durch die Stadt gehe und über den Kanaldeckel falle, weil der vorsteht, dann klage ich die Stadtgemeinde an.
Freunde, diese Praxis ist etwas so derartig Unbiblisches und nimmt uns jede Selbstverantwortung. Am Dauernhof dürfen wir das, wir können das noch tun. Am Berg kann vieles geschehen.
Ich hatte in meinen Gruppen Gott sei Dank noch nie einen Toten, Verletzte ja, aber noch nie einen Toten. Vielen meiner Kollegen ist es nicht so gut ergangen.
Aber man lehrt die Studenten, was sie wissen müssen, um es zu bewältigen, um im Berg sicher zu klettern und sich zu bewegen. An einem bestimmten Punkt sage ich ihnen: Jetzt könnt ihr es. Wenn euch jetzt etwas passiert, ist es euer Problem, ihr habt es gelernt.
Natürlich kann etwas geschehen, aber das Leben ist von Haus aus nicht sicher. Es ist der Unwille, für meine eigenen Aktionen und Versäumnisse verantwortlich zu sein, der hinter dieser ganzen Sache steht.
Natürlich sollten wir nicht dumm sein, nicht verantwortungslos. Aber wir haben kein Recht auf Sicherheit.
Manchmal glauben wir auch, ein Recht zu haben auf Abenteuer. Wir glauben, ein Recht zu haben auf Dinge, die das Adrenalin hochschießen lassen, auf Dinge, die aufregend sind. Und dann fährt halt der eine Mann auf den Everest, wenn du so einer bist wie ich, der andere schießt halt einen Bären oder einen Grizzly in Alaska oder sonst irgendwas.
Es muss ja irgendwas Abenteuerliches sein. Der andere sucht sich halt eine neue Frau mit 45, was immer es ist, weil er ja ein Abenteuer will.
Übrigens interessant: Doch sieht er, dass Sicherheit und Abenteuer sich gegenseitig ausschließen. Wenn du Abenteuer willst, dann vergiss Sicherheit. Wenn du Sicherheit willst, vergiss Abenteuer. Aber es ist witzig, wir wollen beides.
Und ein letztes: Leben an sich. Wir glauben auch, ein Recht zu haben auf das Leben an sich. Wir glauben, ein Recht darauf zu haben, 80 Jahre alt zu werden oder mehr. Wir glauben, ein Recht darauf zu haben, die Hochzeit unserer Kinder und Enkel mitzuerleben.
Und wenn dann ein Kind oder ein Enkel mit 30 Jahren stirbt, dann nennen wir es einen vorzeitigen Tod. Ich glaube nicht an einen vorzeitigen Tod. Es ist natürlich sehr tragisch, wenn Kinder oder Menschen früher sterben, als es normalerweise der Fall ist.
Aber es muss uns bewusst sein: Wir haben kein Recht auf Leben. Es ist ein Geschenk, es ist ein Vorrecht zu leben, aber kein Recht, das ich beanspruchen dürfte, auch nicht das meiner Kinder.
Nun, die Frage ist: Was sagt das Wort Gottes zu unseren Rechten, die ich gerade erwähnt habe? Die Liste könnte man endlos fortsetzen, und ich habe dazu drei Punkte.
Erstens: Alle unsere Rechte wurden am Kreuz von Golgatha aufgekauft. Alle Rechte, von denen wir glauben, sie zu haben, hat Jesus aufgekauft. Ich lese dazu zwei Bibelstellen vor, Römer 14,7-8. Dort schreibt der Apostel Paulus: "Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn sei es auch, dass wir leben, wir leben dem Herrn; sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Und sei es nun, dass wir leben, sei es auch, dass wir sterben, wir sind des Herrn."
Das heißt, ob im Leben oder im Sterben, wir gehören nicht uns selbst, wir sind des Herrn im Leben und im Sterben. Unser Leben mit all seinen vermeintlichen Rechten hat Christus aufgekauft. Wir lesen weiter in Vers 9: "Denn dazu ist Christus gestorben und lebendig geworden, dass er herrsche, sowohl über Tote als auch Lebende." Das bedeutet, unsere Rechte, die wir zu haben glauben, hat Jesus aufgekauft, weil wir ihm im Leben und im Sterben gehören.
Zweitens: Alle unsere Rechte, die wir glauben zu haben, übergeben wir in der Nachfolge Jesu. Darum lesen wir sowohl im heutigen Bibeltext als auch in Matthäus 10,37 folgende Worte: Jesus sagt dort fast dasselbe: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden."
Das heißt, nur wenn ich mein Leben mit all meinen Rechten an Jesus übergebe und sage: "Es gehört alles dir", finde ich mein Leben in Christus. Übrigens, wenn man das Leben übergibt, klingt das manchmal so, als sei alles aus, tot, vorbei – sieht schlecht aus. Aber das ist nicht so.
Seht ihr, als unsere Kinder noch kleiner waren – jetzt sind sie groß – haben meine Frau und ich ab und zu einen Tag freigenommen, sind irgendwo hingefahren und haben die drei kleinen Kinder unseren Eltern übergeben. Wir haben unsere Kinder übergeben, aber wir haben sie ja nicht weggeworfen, sondern in gute Hände gegeben. Das heißt, wenn ich mein Leben mit all meinen Rechten Christus übergebe, werfe ich sie nicht weg, sondern gebe sie in die besten Hände, die es gibt.
Also: Erstens, unsere Rechte wurden am Kreuz aufgekauft. Zweitens, unsere Rechte werden in der Nachfolge Jesu übergeben. Und drittens: Alle unsere Rechte, wenn wir sie Gott unterordnen, werden uns zum Segen.
Was meine ich damit? Das Beispiel Abraham: Wenn ein Mann in der ganzen Weltgeschichte das Recht auf einen Sohn hatte, dann war es Abraham. Er hatte einen Sohn von seiner eigenen Frau. Gott sagte zu ihm: "Abraham, ich möchte, dass du ihn opferst." Abraham klammerte sich nicht an sein Recht und sagte nicht: "Aber du hast mir doch einen versprochen, er ist der einzige, den kann ich nicht geben." Stattdessen gab er ihn zurück – im Glauben, dass Gott ihn auferwecken wird, falls er sterben muss.
Und was ist heute geschehen? Jeder, der hier in diesem Raum sitzt, ist ein Kind Abrahams. Er bekam tatsächlich so viele Kinder wie der Sand am Meer und wie die Sterne am Himmel. Das ist der Segen, den Abraham zurückbekam.
Ein anderes Beispiel ist der Apostel Paulus im Philipperbrief Kapitel 3. Er hat all seine Rechte aufgegeben und sie Christus hingelegt. Dort zählt er seine ganzen Rechte als Jude auf. In Philipper 3,4-6 lesen wir: "Wenn jemand meint, er könne auf sich selbst vertrauen, ich noch mehr. Beschnitten am achten Tag, vom Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, Hebräer von Hebräern, dem Gesetz nach ein Pharisäer, dem Eifer nach ein Verfolger der Gemeinde, der Gerechtigkeit, die im Gesetz ist, untadelig."
Was schreibt Paulus dann weiter? Er sagt: "Aber all die Rechte, was auch immer mir Gewinn war, habe ich um Christi willen für Verlust geachtet. Ja, noch mehr, ich halte alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu meines Herrn willen, um dessen Willen ich alles eingebüßt habe, alle Rechte, und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne."
Und was hat Gott mit diesem Paulus getan? Bis heute sind wir durch seine Briefe gesegnet, weil er bereit war, all seine Rechte aufzugeben, um Christus zu gewinnen.
Noch ein letztes, und das ganz persönlich jetzt, damit darf jeder machen, was er will. Wie sollten wir Sie und ich, du und ich nun mit diesen Rechten umgehen?
Und wenn ich fertig bin, in ungefähr fünf oder zehn Minuten, dann möchte ich noch fünf Minuten einfach eine Zeit der Stille belassen, in der jeder von uns, der will, sich diese drei Punkte alleine vor Gott durchdenkt.
Wie sollten wir umgehen?
Erstens: Identifiziere das Recht, das du glaubst zu haben. Dieses Recht kannst du ganz leicht erkennen, der Heilige Geist ist dabei sehr behilflich. Es ist immer dann, wenn du sagst: Ja, ich möchte Christus nachfolgen, und ich muss heiraten. Wenn das nicht gelingt, dann bin ich zornig. Es ist immer dieses „Und“. Ja, ich will Christus nachfolgen, aber meine Kinder müssen bewahrt bleiben. Es ist immer dieses Zweite, das du als Recht beanspruchst.
Ich möchte euch ermutigen: Ich mache das regelmäßig, weil ich diese Punkte oft aufzähle, für mich selbst. Und es ist interessant: Ich identifiziere ein Recht und gebe es Gott, und ein Jahr später nehme ich es mir wieder. Das ist etwas, das wir laufend tun müssen in der Nachfolge Jesu.
Identifiziere also das Recht, das du glaubst zu haben. Und hier beginnt, ich nenne es eine innere Turbulenz. Es ist extrem unangenehm. Sei nie überrascht übrigens, wenn in der anfänglichen Nachfolge Jesu es sehr schmerzlich ist. Das ist normal. Denn da, wo Egoismus aufgedeckt wird, ist immer ein bisschen Schmerz dabei.
Sei ehrlich mit dir selbst. Wenn du lügst, belügst du dich nur selber, sonst niemanden. Erlaube den Verwundungsprozess. Hosea 6,1: Gott verwundet, aber er heilt.
Das heißt: Nimm dir einen Zettel – wir haben also Zettel auf unserem Sessel – nimm die Rückseite und schreib drauf die Rechte, bei denen du sagst, das muss so sein.
Zweitens: Nimm dann diese Rechte, die du aufschreibst, und übergib sie alle an Gott. Das können deine Kinder sein, das kann deine Gesundheit sein, deine Karriere, deine Menschenfurcht – was immer es ist. Nimm es und übergib es Christus und sag: Herr, sie gehören alle dir.
Ich nenne das das Gebet der Übergabe. Das ist, wo man alle Rechte loslässt, einfach loslässt und sagt: Herr, ich stehe nur vor dir. Dich möchte ich gewinnen, alles andere ist deine Sache.
Das Riskante, was wir glauben, riskant ist, ist, dass du keine Sicherheit mehr hast außer Jesus alleine. Und das fällt uns gar nicht leicht. Seht ihr, das sind alles Worte. Wir mögen sagen: Ja, Jesus ist mein Leben. Ist er das wirklich? Ist es nicht die Kontrolle, die ich ausübe über meinen Ehemann, über meine Ehefrau? Was ist es, das mir Sicherheit gibt?
Beim Abseilen sieht man das so schön immer. Ich habe es gestern schon erwähnt: Da hängt man am Seil und sagt: Ja, ich vertraue voll, das Seil ist das einzige, das mich hält, aber den Felsen lasse ich nicht los. Es ist genau das.
Etwas, was ich ab und zu mal erzähle: Vor 18 Jahren ging ich mit Jesus spazieren, da hat er mir vier Fragen gestellt. Es ist mir nie mehr passiert seitdem. Ich hatte nur ein anderes Gebet, das dieselbe Tiefe hatte, wo ich wusste, Gott redet. Kommt bei mir nicht allzu oft vor. Bis jetzt in dieser Tiefe war es zweimal in meinem ganzen Leben.
Aber ich ging spazieren, und Gott stellte mir vier Fragen.
Die erste Frage war: Hans-Peter, ich weiß, du wohnst in Österreich in den Bergen, du liebst sie. Aber Hans-Peter, ich möchte gerne, dass du ab morgen in einem anderen Land mir dienst – in China oder Afrika oder England, ist ja egal, irgendwo anders. Und es war so real, ich wusste, wenn ich jetzt ja sage, bin ich morgen in China. Es war extrem bedrohlich. Ich ging mit ihm spazieren und ich habe mit ihm darüber geredet. Ich kam zum Punkt, wo ich sagte: Herr, ich würde zwar gerne hierbleiben, aber wenn du mich hier nicht gebrauchen kannst, dann ist kein Morgen okay.
Dann kam die zweite Frage, die war viel schwieriger. Damals hatten wir zwei Kinder, und Gott sagte zu mir: Ich weiß auch, du liebst deine Frau, die zwei Kinder, aber ich möchte eigentlich, dass du mir ab morgen als ein Single, als alleinstehender Mann dienst. Ist das okay? Es war extrem schwer, denn ich wusste, wenn ich ja sage, komme ich nach Hause und bekomme die Nachricht: Frau und Kinder hatten einen Autounfall, sind alle drei tot.
Das ist extrem schwer, weil das surreal war. Ich ging spazieren, das hat lange gedauert, das war auch unter Tränen, aber ich kam zum Punkt, wo ich sagte: Herr, es ist das Letzte, was ich mir wünsche, es ist das Letzte, was ich mir je erwartet habe von meinem Leben. Aber wenn es die einzige Möglichkeit ist, wie du mich gebrauchen kannst, dann soll es so sein.
Die dritte Frage war noch schwieriger. Gott sagte: Hans-Peter, ich weiß, du bist dankbar für deine Gesundheit, du liebst Sport und das alles, aber ich möchte dich gerne ab morgen im Rollstuhl haben. Ich habe Freunde, die im Rollstuhl sind, darum weiß ich, was es im alltäglichen Leben beinhaltet, und es war extrem schwer. Es hat lange gebraucht, bis ich dahin kam, wo ich sagte: Herr, das ist das Letzte, was ich mir je von meinem Leben erwartet hätte mit dir. Aber wenn es die einzige Möglichkeit ist, dann soll es so sein.
Es kam noch eine vierte Frage, die war eher rhetorisch, glaube ich. Er sagte: Hans-Peter, ist es okay, wenn ich mich selbst aus deinem Leben herausnehme? Und es war interessant, es war wie ein Schmerz, wie wenn das Herz zerbricht. Und ich sagte: Gott, du kannst mir alles nehmen – mein Land, meine Karriere, meine Familie, meine Gesundheit – aber du kannst mir nicht dich nehmen, denn du bist mein Leben.
Nach diesem Gebet habe ich zum ersten Mal verstanden, was Paulus sagt in Philipper 1,21: „Mein Leben ist Christus. Sterben ist Gewinn, mein Leben ist Christus.“
Und wisst ihr, was ich noch nach diesem Gebet verspürt habe? Eine Freiheit, die ich vorher nie kannte. Ich war der freieste Mensch der Welt. Denn ich wusste: Gott, die Welt oder der Teufel können mir alles nehmen, aber nicht mein Leben. Christus ist mein Leben.
Seht ihr, das fragt Gott, glaube ich, nicht in der Art von jedermann, aber in gewisser Weise fragt Gott das doch jeden von uns. Vielleicht nicht in der Art, nicht in der Weise, aber Gott fragt. Jesus hat gesagt: Wer sein Leben verliert, der wird es finden. Wer sein Leben behält, der wird es verlieren. Die Freiheit.
Und da habe ich verstanden, was Johannes sagte: Die Wahrheit wird euch freimachen. Das heißt, die Rechte – das ist der zweite Punkt – alle an Gott übergeben.
Und dann der dritte und letzte Punkt: Entschließe dich, Gott zu danken, was auch immer die Konsequenzen dieser Entscheidung sein werden. Wenn du das tust – ich habe keine Ahnung, was Gott dann tun wird – aber du kannst Gott schon im Vorhinein danken. Es ist das Beste, was dir passieren kann.
Noch ein letztes: Wir haben in der Bibel keine Rechte zugesprochen, alles nur Vorrechte, von der Geburt an über alles andere. Aber ein Recht ist in der Bibel verankert. Das ist kein Vorrecht, das ist ein Recht, das wir beanspruchen können, und darauf kann ich pochen vor Gott. Denn er hat mir ein Recht gegeben.
Wenn du ein Auto kaufst und du hast eine Garantie auf das Auto für ein Jahr, dann kannst du sie in diesem Jahr beanspruchen, denn dieses Recht wurde dir gegeben.
Ein Recht haben wir. In Johannes 1,12 ist es aufgeschrieben. Johannes 1,12: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“
Ein Recht habe ich: Ich bin ein Kind Gottes. Und wenn ich einmal vor Gott stehe, sage ich: Ja, alles nur Vorrecht, aber ein Recht habe ich, ich bin dein Kind, hast du mir gegeben.
Und Freunde, das ist das gewaltigste Recht, das es gibt. Für jetzt und für ewig bin und bleibe ich Kind Gottes. Es ist ein Recht, das mir mein Herr gegeben hat und das ich beanspruchen darf. Alles andere ist Vorrecht.
Ich möchte jetzt einfach noch fünf Minuten Zeit geben. Wir haben noch genug Zeit, sodass es problemlos möglich ist, dass jeder vielleicht einfach an seinem Platz sitzen bleibt und für sich alleine ist.
Wer sagt, das interessiert mich nicht, das ist auch in Ordnung. Vielleicht gibt es auch den Gedanken: Das ist mir zu heiß, das ist zu früh für mich – auch das ist okay. Gott ist sehr geduldig.
Wenn du aber sagst: Herr, ich glaube, ich möchte ein paar Dinge klären, ein paar Rechte übergeben, dann bist du eingeladen, das jetzt zu tun. Ich möchte noch gemeinsam beten.
Dann bitte ich darum, dass wir für fünf Minuten einfach still sind. Wer möchte, kann ruhig hinausgehen, oder du bleibst einfach sitzen. Nach den fünf Minuten werde ich noch ein kurzes Gebet sprechen, und dann schließen wir den Morgen ab.
Lieber Vater, ich danke dir für dein gutes Wort. Danke dir, Herr Jesus, dass es keine Lebensverminderung, sondern eine Lebenserweiterung ist, unser altes Leben aufzugeben und zu verleugnen. Denn wir kommen dadurch in Gemeinschaft mit dir.
In dieser Gemeinschaft, Herr Jesus, wollen wir immer sein und bleiben. Dafür sind wir geschaffen worden: in Gemeinschaft mit dir zu leben. Das ist unser Ursprung und das Ziel unseres Lebens.
Danke, Herr Jesus, dass du gekommen bist, um diese Verbindung wiederherzustellen und uns mit Gott zu versöhnen. Wir danken dir auch, dass wir nicht das alte Singleleben mitschleppen müssen. Manche Dinge werden wir in diesem Leben nie ganz los, andere können wir ablegen.
Die Dinge, die wir ablegen können und sollen, wollen wir jetzt auch tun. Danke für den Heiligen Geist, der uns klar überführt und zeigt, welche Rechte wir glauben zu haben, die uns aber eigentlich in Gefangenschaft halten.
Ich bete um Mut und Freimut, dass wir diese Rechte erkennen, sie dir übergeben und dir danken – was immer das auch beinhaltet. Dafür bete ich in diesen paar Minuten. Amen.