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Jesus im Fokus

09.11.20252. Timotheus 2,8
Wie bleibt Jesus im Alltag wirklich im Fokus, wenn so viele Ablenkungen und Sorgen uns umgeben? Warum ist es so wichtig, Jesus nicht nur ab und zu zu denken, sondern ständig an ihn auszurichten? Und wie motiviert uns das Evangelium, besonders die Auferstehung und Jesu Nachkommenschaft Davids, zu einem Leben voller Hingabe? Entdecke, warum Jesus im Zentrum deines Lebens stehen sollte – und wie das deinen Alltag und deine Hoffnung verändert! Bist du bereit, Jesus zum wichtigsten Teil deines Lebens zu machen?

Vor einigen Jahren habe ich mit unserem ältesten Sohn eine Vater-Sohn-Aktion geplant. Wir wollten zusammen über das Wochenende nach Dresden fahren, und das haben wir auch gemacht.

Unterwegs kam es jedoch zu einem Zwischenfall. Ich saß am Steuer, und wir waren irgendwo bei Gießen. Auf der linken Seite sah ich ein interessantes Schild. In dem Moment wollte ich meinem Sohn etwas dazu erklären. Während ich am Steuer saß, schaute ich zu ihm rüber und wollte ihm den Hintergrund dieses Schildes erläutern.

Plötzlich rief er nur: „Papa, Brems!“ Doch es war schon zu spät. Es kam zu einem etwas größeren Autounfall mit vier beteiligten Pkw. Gott sei Dank gab es keinen Personenschaden.

In diesem Moment habe ich eine wichtige Lektion lernen müssen: Ablenkung kann verheerende Auswirkungen haben. Wenn wir nicht mehr fokussiert sind, wenn wir abgelenkt werden, kann das schlimme Folgen haben.

Dieses Prinzip gilt nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch für unser geistliches Leben. Noch wichtiger als beim Autofahren den Blick klar auf der Straße zu halten, ist es in der Nachfolge, den Blick klar auf Jesus zu richten.

Das ist etwas, woran die verfolgte Gemeinde immer wieder festhalten muss: auf Jesus zu schauen – gerade inmitten der Stürme.

Aber auch wir hier als Christen in Deutschland, mit so vielen Ablenkungsmöglichkeiten, Verführungen und falschen Einflüssen, müssen uns das immer wieder klar vor Augen führen.

Jesus als beständiger Fokus inmitten von Ablenkungen

Deswegen lautet mein Predigtthema heute Morgen: Jesus im Fokus, Jesus im Fokus.

Ich möchte dich persönlich durch diese Predigt heute noch einmal ermutigen, den Fokus niemals von Jesus wegzulenken oder ihn vielleicht heute ganz neu auf Jesus zu setzen.

Mein Predigttext stammt aus dem Zweiten Timotheusbrief, Kapitel 2, Vers 8. Wenn ihr eure Bibeln dabei habt, schlagt gerne Zweiter Timotheus 2,8 auf.

Dort schreibt der Apostel Paulus an seinen Zögling, seinen geistlichen Sohn Timotheus, Folgendes:

„Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.“

Das ist der Text. Ich lese ihn noch einmal vor:

„Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.“

Meine heutige Predigt hat zwei Punkte:

Erstens: Jesus im Fokus durch die ständige Ausrichtung auf ihn.

Und zweitens: Jesus im Fokus durch das Evangelium, das uns motiviert.

Kommen wir zum ersten Punkt: Jesus im Fokus durch die ständige Ausrichtung auf ihn.

Die Dringlichkeit der Ausrichtung auf Jesus

Im ersten Teil unseres Verses heißt es: Halte im Gedächtnis Jesus Christus. Diese Worte finden sich nicht in irgendeinem Schreiben, sondern im letzten Brief, den der Apostel Paulus überhaupt geschrieben hat. Der letzte Brief, der uns von Paulus überliefert wurde, ist der zweite Timotheusbrief. Das heißt, es sind die letzten Worte, die er an seinen Freund, an seinen Sohn Timotheus schreibt, an seinen wertvollen Mitarbeiter.

Paulus geht davon aus, gerade auch während er den zweiten Timotheusbrief schreibt, nicht mehr lange zu leben. Er weiß, er ist in Rom im Gefängnis, es gab ein Verhör, die Lage sieht nicht gut aus für Paulus und er ist sich bewusst, dass er wahrscheinlich nicht mehr lange hat.

Wenn man den zweiten Timotheusbrief liest – und ich kann mir vorstellen, dass viele von euch mit diesem Brief besonders vertraut sind – hört man immer wieder eine gewisse Dringlichkeit heraus. Es sind die letzten Worte, die Paulus schreibt. Es sieht nicht gut aus für ihn. Er schreibt in Kapitel 4, Vers 6:

Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens steht bevor. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die sein Erscheinen liebgewonnen haben.

Paulus steht kurz vor seinem Tod und nutzt daher noch einmal die Chance, um das Wichtigste, um sein Herz, noch einmal auszuschütten. Mit einer gewissen Dringlichkeit weist er Timotheus, seinem lieben Mitarbeiter, noch einmal auf gewisse Dinge hin. Das tut er von Anfang an. Am Anfang sagt er zu Timotheus: Schäme dich nicht für das Evangelium! Timotheus soll ein Vorbild sein, stark sein, das Wort predigen, das Werk eines Evangelisten tun – viele kurze imperative Befehle, die eine Dringlichkeit deutlich machen.

Eine ganz zentrale Anweisung, ohne die alles andere nicht möglich ist, finden wir hier in Kapitel 2. Das ist unser Vers: Halte im Gedächtnis Jesus Christus.

Die Bedeutung des beständigen Gedenkens an Jesus

Im ersten Moment, wenn wir das so lesen, klingt es irgendwo nach einer theoretischen Sache. So nach dem Motto: Denk auch mal an Jesus, leg eine Gedenkminute ein. Das kennen wir vielleicht vor dem einen oder anderen Fußballspiel. Kurz vor dem Anstoß erklingt noch einmal die Stimme des Stadionsprechers: Eine Vereinslegende ist gestorben. Kaum jemand kennt den Namen, eigentlich wollen alle, dass das Spiel beginnt. Aber aus Höflichkeit wird der Form halber eine Gedenkminute eingelegt.

Ist es das, was Paulus meint, wenn er hier sagt: Halte im Gedächtnis Jesus Christus? Nein, natürlich nicht! Die NGU hat die Aussage hier sehr treffend übersetzt mit den Worten: Richte deine Gedanken ganz auf Jesus Christus aus! Das trifft den Originaltext sehr gut.

Richte deine Gedanken, dein gesamtes Denkvermögen, woraus ja die Lebenshaltung folgt, also richte dich komplett auf Jesus aus. Und das Ganze ist hier auch noch als ein anhaltender Vorgang beschrieben worden. Es geht hier nicht um ein punktuelles Gedenken. Im Text steht nicht, dass man immer mal wieder an Jesus denken soll, wenn man den Kopf voll hat mit allen möglichen Gedanken. Darum geht es hier nicht.

Im Griechischen, in dem das Neue Testament ursprünglich geschrieben wurde, steht eine grammatikalische Form, der Imperativ Präsens. Genau diese Form meint einen anhaltenden Zustand. Das heißt, wenn Paulus das hier sagt, meint er mit anderen Worten: Lieber Timotheus, denke die ganze Zeit an Jesus, halte deinen Fokus auf Jesus gerichtet.

Das wird übrigens auch aus dem Kontext ersichtlich, dass genau diese Wichtigkeit gemeint ist: eine komplette, beständige Lebensausrichtung auf Jesus. Schaut mal im selben Kapitel, in den Versen 3 und 4. Dort sagt Paulus zu Timotheus: Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu. Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigung des Lebens, damit er dem gefällt, der ihn angeworben hat.

Lieber Timotheus, genauso wie ein Soldat sich nicht ablenken lässt, genauso wie ein Soldat sich nicht in die Beschäftigungen dieses Lebens verwickelt, sondern nur seinem Herrn gefallen will, genau darum geht es: Richte deine Gedanken ganz auf Jesus, sei fokussiert.

Die Herausforderung, Jesus als das Wichtigste zu erkennen

Ein Pastor, den ich sehr schätze, hat es einmal so auf den Punkt gebracht: Das Wichtigste ist, dass das Wichtigste das Wichtigste bleibt.

Und meine Frage heute lautet: Ist Jesus wirklich das Wichtigste in deinem Leben?

Im Laufe meines Christseins habe ich die Erfahrung gemacht, dass mein Herz mich sehr stark betrügen kann. Gerade wenn wir vielleicht schon länger mit dem Herrn unterwegs sind oder als Kind zum Glauben gekommen sind, kennen wir oft immer die „richtigen“ Antworten. Das hat viele Vorteile, aber manchmal auch Nachteile. Denn wir beantworten die Frage dann so, wie es richtig sein sollte – vielleicht aber nicht so, wie es wirklich unsere Lebensrealität widerspiegelt.

Es geht nicht nur darum, ob Jesus in deinem Leben eine Rolle spielt. Entscheidend ist, ob Jesus der Fokus deines Lebens ist. Woran denkst du, wenn du frei bist, zu denken, was du möchtest? Was füllt deine Gedanken?

Es macht einen immensen Unterschied, ob Jesus einfach nur Teil unseres Gedankenguts ist oder ob er unsere Gedanken regiert. Woran denkst du, wenn du morgens aufwachst? Was sind deine ersten Gedanken? Was motiviert dich, aus dem Bett zu steigen und in einen neuen Tag zu starten?

Kann es sein, dass du als Christ Jesus in letzter Zeit – vielleicht sogar in den letzten Monaten oder Jahren – aus den Augen verloren hast? Dann spielst du eigentlich nur noch Christsein. Wir können dahin kommen, dass wir das ganze fromme Programm aus Gewohnheit mitmachen. Aber Jesus selbst ist nicht mehr der Fokus unseres Lebens.

Ich möchte das hier nicht einfach nur anklagend sagen. Wenn Paulus kurz vor seinem Tod die Dringlichkeit spürt, seinen liebsten Mitarbeiter Timotheus, den er immer wieder in den höchsten Tönen lobt, darauf hinzuweisen, dass es „kurz vor zwölf“ ist, dann zeigt das, wie wichtig es ist, jetzt beide den Fokus ganz auf Jesus zu setzen.

Können wir uns vorstellen, dass wir diese Erinnerung auch immer wieder brauchen? Wenn Paulus bei Timotheus eine Gefahr sieht, Jesus aus dem Blick zu verlieren, dann sollten auch wir uns da einreihen und sagen: Ja, es kann auch uns passieren. Ja, auch wir brauchen immer wieder diese Erinnerung, worum es eigentlich geht.

Faktoren, die den Fokus auf Jesus erschweren

Ich möchte das Thema immer etwas praktisch gestalten. Welche Faktoren können dazu führen, dass wir uns von Jesus entfernen? Welche Aspekte in unserem Leben tragen dazu bei, dass wir Jesus nicht mehr klar im Fokus haben und ihn nicht beständig vor Augen sehen?

Einmal können es die Dinge des Alltags sein. Paulus spricht hier im Kontext der Beschäftigungen des Lebens. Manchmal sind es gute Dinge, die jedoch irgendwann zum Feind des Besten werden. Dabei müssen es nicht immer moralisch verwerfliche Dinge sein, sondern Dinge, die unsere Gedanken so sehr einnehmen, dass wir den Fokus auf Jesus verlieren.

Vielleicht sind es deine beruflichen Verpflichtungen. Du trägst Verantwortung, und es fällt dir schwer, im Gottesdienst wirklich deine Sorgen abzugeben. Du möchtest wie ein Jünger vor Jesu Füßen sitzen und sagen: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“ Doch gedanklich bist du so stark bei der Arbeit, auch unter der Woche nimmst du die Arbeit gedanklich mit nach Hause.

Vielleicht sind es deine Verpflichtungen als Mutter. Kleine Kinder fordern viel von dir, und du musst einfach da sein. Da kommst du nicht einfach so heraus, ohne weiteres. Kann es sein, dass gerade dieser Punkt in letzter Zeit deine Gedanken so stark auf die Verpflichtungen dieses Lebens lenkt, aber so wenig auf Jesus?

Vielleicht sind es die Erledigungen des Alltags. Du hast immer wieder eine volle To-do-Liste. Es ist die Autopflege, Arbeiten am Haus oder vielleicht Hobbys, Fitnesstraining oder Medienkonsum. Es muss nicht alles verwerflich sein, versteht mich nicht falsch. Aber es kann so schnell passieren, dass auch gute Dinge das Wichtigste in unserem Leben verdrängen.

Und Satan ist sehr trickreich. Wisst ihr, in meinem Leben war es lange Zeit die Theologie. Es klingt wie ein Widerspruch, aber meine geistlich gesehen schlechteste Zeit hatte ich auf der Bibelschule. Ich habe mich nur mit Theologie beschäftigt – der Grammatik, den verschiedenen Sichtweisen gewisser Theologen. Dabei habe ich mich hineingekniet und lieber meine Griechisch-Vokabeln gelernt, als morgens einfach vor meinem Herrn und Heiland ruhig zu werden.

Es kann so vieles sein in unserem Leben: die Beschäftigungen des Lebens, denen wir nachgehen, aber dabei Jesus aus dem Blick verlieren.

Stürme des Lebens und ihre Auswirkungen auf den Fokus

Einmal die Beschäftigung des Alltags – welche Faktoren kann es noch in unserem Leben geben?

Die Stürme des Lebens sind Schwierigkeiten, die plötzlich und unangemeldet in unser Leben treten und uns gedanklich förmlich niederdrücken.

Stürme im Leben können auf der einen Seite dazu führen, dass wir automatisch zu Jesus rennen und eine noch viel tiefere Beziehung zu ihm aufbauen. Auf der anderen Seite können diese Stürme aber auch dazu beitragen, dass wir so sehr bei den Stürmen selbst sind, dass wir Jesus nicht mehr sehen.

Wie war es bei Petrus? Er ist auf dem Wasser gegangen. Solange er auf Jesus geschaut hat, war alles gut. Doch dann machte Petrus den Fehler, den wir auch häufig machen: Er schaute auf die Wellen. Er hatte Jesus nicht mehr im Fokus, weil die Wellen seine Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Wegen der Stürme in unserem Leben kann es sein, dass du gerade durch solche Stürme gehst und dein Blick so stark auf die Wellen gerichtet ist. Vielleicht kämpfst du mit körperlichen Beschwerden oder Schmerzen. Du schläfst nachts schlecht, weil es dir so weh tut, und bist deshalb sehr bei deinen körperlichen Leiden.

Vielleicht sind es Sorgen, die deine Gedanken beherrschen – Ängste, Depressionen, quälende Gedanken oder Grübeleien. Die dunkle Jahreszeit hat auch noch begonnen und trägt ihren Teil dazu bei, dass du dich häufig niedergeschlagen fühlst.

Vielleicht kämpfst du mit Einsamkeit, und jetzt, wo Weihnachten näher rückt, fühlt sich diese Einsamkeit in deinem Leben immer brutaler an. Vor einigen Monaten kam meine Schwester, Mitte dreißig, nach dem Gottesdienst zu mir und weinte bitterlich. „Es ist so schwer, alleine zu sein“, sagte sie.

Sind das die Stürme, durch die du gerade gehst? Du schaust auf die Wellen, siehst die Probleme, aber dein Blick ist nicht mehr auf Jesus gerichtet.

Vielleicht ist es eine schwierige Ehesituation, die schon länger andauert. Viele Wunden und Verletzungen habt ihr euch schon zugefügt. Manchmal fühlt sich das wie die Hölle auf Erden an. Du bist verbittert, ziehst dich immer mehr zurück und hast in deiner Enttäuschung den Fokus auf Jesus verloren.

Vielleicht macht dir eines deiner Kinder gerade sehr viel Mühe. Der Weg, den dein Kind eingeschlagen hat, ist ein falscher und gefährlicher Weg. Diese Sorge nimmt dich so sehr ein, dass du Jesus nicht mehr klar sehen kannst.

Vielleicht ist es eine berufliche Situation, die sich einfach nicht bessert. Du bist zunehmend überfordert. Wenn du ehrlich bist, musstest du dich heute hierher schleppen und wärst am liebsten zu Hause geblieben.

Das sind Stürme – Stürme in unserem Leben, die die Kraft haben, unseren Fokus von Jesus auf die Wellen zu lenken.

Sünde als Hindernis für den Fokus auf Jesus

Es gibt aber noch einen dritten Faktor, der uns im Blick immer wieder von Jesus wegzieht: Sünde in unserem Leben. Sünde richtet sich immer in erster Linie gegen Gott selbst – und zwar sehr, sehr persönlich.

Herzenshaltungen, die wir eingenommen haben, die Liebe zu den Dingen dieser Welt, der Zorn, den du vielleicht gegenüber deinem Ehemann in deinem Herzen hegst, oder auch deine schmutzigen Geheimnisse im Internet – vielleicht sind es andere Lieblingssünden, die dich immer und immer wieder zu Fall bringen. Für diese Sünden entscheidest du dich aber auch immer wieder willentlich. Dann stellst du dir die Frage: Warum habe ich keine intime Beziehung zu Jesus? Warum ist zwischen uns etwas?

Ich muss die Aufzählung hier nicht groß weiterführen. Wenn es dich betrifft, dann weißt du vermutlich sehr genau, welche Dinge es in deinem Leben sind, die immer wieder dazu beitragen, dass du den Fokus auf Jesus verlierst und nicht diese Liebesbeziehung zu ihm hast. Du betrübst den Heiligen Geist durch Sünde in deinem Leben.

Du sitzt hier und musst feststellen: Ich bin nicht der Christ, der ich gerne wäre. Da möchte ich dir aber auch heute sagen: Jesus möchte dir den Sieg schenken. Jesus möchte dir den Sieg schenken.

Die Frage ist: Bist du dafür bereit, alles zu tun, um Sünde in deinem Leben radikal zu töten und zu bekämpfen? John Owen hat gesagt: „Töte die Sünde, oder die Sünde wird dich töten.“ Was bist du bereit zu tun?

Jesus im Fokus zu haben, ist nämlich auch ein sehr aktiver Vorgang unsererseits.

Die aktive Entscheidung für Jesus im Fokus

Warum sage ich das? Der Text sagt das. In unserem Predigttext handelt es sich um eine Aufforderung: Halte im Gedächtnis Jesus Christus. Mit anderen Worten: Entscheide du dich. Hier liegt die Verantwortung bei den Menschen.

Zum anderen beschreibt das hier verwendete Verb „Gedenken“ etwas sehr Aktives. Warum sage ich das? Es ist immer wieder hilfreich, wenn wir uns anschauen, wo gewisse Worte in der Bibel noch verwendet werden, um die Bedeutung dieses Wortes besser zu erfassen.

Das Wort, das hier in unserem Predigttext im 2. Timotheusbrief, Kapitel 2, Vers 8 steht, gebraucht Paulus auch in Galater 2, Vers 10. Schaut mal, was da steht: In Galater 2,10 steht ebenfalls das Wort „Gedenken“. Paulus sagt dort: „Nur sollten wir der Armen gedenken, was zu tun, ich mich auch befleißigt habe.“

Und glaubt mir, hier geht es nicht um eine theoretische Erinnerung am grünen Tisch, so nach dem Motto: Legt auch mal eine Gedenkminute für die Armen ein. Wenn Paulus sagt „Gedenkt der Armen“, meint das eine aktive Handlung, die aus der Gesinnung hervorkommt. Genau dieses Wort verwendet er hier.

Das heißt, wenn er also Timotheus sagt: „Gedenke an Jesus Christus“, „halte im Gedächtnis Jesus Christus“, „halte Jesus im Fokus“, dann bedeutet das: Mach es ganz praktisch, triff Entscheidungen. Das ist keine theoretische Sache, es geht um ein aktives Bestreben unsererseits.

Das christliche Leben basiert ja nicht nur auf ein paar großen, spektakulären Momenten. Ja, es ist wichtig, dass es diese großen Momente gibt. Vielleicht der Moment, wo du irgendwann bei einer Predigt angesprochen wurdest und dein Leben als Christ noch einmal ganz neu dem Herrn hingegeben hast. So ein ganz besonders großer Moment. Vielleicht eine besondere Zeit des Gebets mit anderen Geschwistern, wo Gott so mächtig und übernatürlich gewirkt und gesprochen hat.

Es gibt im Laufe unseres Christenlebens diese großen Momente, in denen wir Gott plötzlich auf eine Weise spüren, wo wir sein Wirken und Handeln deutlicher sehen als in anderen Momenten. Aber wir dürfen das christliche Leben nicht auf diese großen Momente, auf die Events, konzentrieren.

Das christliche Leben basiert nicht auf ein paar großen Momenten. Das christliche Leben basiert auf Millionen kleinen Momenten und Entscheidungen, immer wieder neu auf Jesus zu schauen.

Deswegen sage ich: Jesus im Fokus zu haben, ist ein sehr aktiver Vorgang deinerseits. Jakobus 4,8 sagt: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“

Deswegen stelle ich heute die Frage: Wie nah willst du Jesus sein? Weißt du, du bist Jesus immer nur so nah, wie nah du ihm sein willst.

Am Münchner Flughafen gibt es über längere Strecken hinweg sogenannte Rollbänder. Als ich mal auf einem Rollband stand – ich meine jetzt nicht die Rolltreppen, sondern die waagerechten Rollbänder am Boden – musste ich in dem Zusammenhang an das christliche Leben denken.

Ich musste irgendwann mit Erschrecken feststellen: Automatisch bewege ich mich eigentlich immer von Gott weg. Wenn ich nichts mache, wenn ich einfach völlig passiv bin, bewege ich mich immer von Gott weg. Diese Tendenz hat das Herz leider.

Es ist so, als ob wir auf einem Rollband stehen, aber immer gegen die elektrische Kraft arbeiten müssen, also gegen die Fahrtrichtung. Wenn wir nichts tun, erkalten wir.

Ich möchte dich heute ermutigen, neu dagegen anzukämpfen. Vielleicht ist es an der Zeit, dich radikal von einer gewissen Sünde in deinem Leben zu trennen. Wenn das der Grund ist, warum du immer wieder so geschwächt wirst, dann möchte ich dich heute einladen, noch einmal ganz neue Buße zu tun, mit einer Sünde ans Licht zu gehen und zu sagen: Ich will alles, was mich hindert, diesen klaren Fokus auf Jesus zu haben, heute ablegen. Ich gehe ans Licht, ich will die Nähe zu Jesus.

Ein aktives Bestreben, Jesus näher zu sein, kann aber auch bedeuten, Dinge abzulegen, die nicht unbedingt verkehrt sind, aber dich daran hindern. Vielleicht bedeutet es, tatsächlich deinen Tagesablauf oder deine Morgenroutine zu ändern, um diese Zeit zu haben, ganz bewusst in Jesu Nähe aufzutanken.

Es kann bedeuten, dass du dich bemühst, jeden Morgen oder irgendwann im Laufe des Tages einen festen Termin mit Gott zu haben. Nein, es ist nicht auf diese Termine zu reduzieren, aber dass du neu sagst: Herr, ich will ins Wort, ich nehme mir mehr Zeit, um den Tag ganz bewusst mit Gebet zu starten.

Vielleicht ist es so wichtig, die geistliche Gemeinschaft mit anderen Christen noch einmal neu zu entfachen. Dich einem Hauskreis anzuschließen, eine Zweierschaft einzugehen, die ich zum Beispiel sehr mit eurem Pastor Peter Krell schätze, wo wir immer wieder in unser Leben sprechen, wo wir uns gegenseitig ermutigen, fokussiert zu leben.

Jesus im Fokus halten wir durch die ständige Ausrichtung auf ihn. Das war mein erster Punkt, und ich möchte dich ermutigen, hier konkret zu werden. Denn es geht nicht um eine theoretische Gedenkminute, sondern um ein aktives Bestreben.

Die Motivation durch das Evangelium

Aber, ihr Lieben, das, was uns dazu motiviert, wieder zu Jesus zu kommen, das, was uns immer wieder neu motiviert, jeden Tag sein Angesicht zu suchen, das, was ihn immer wieder in seiner Schönheit vor uns malt, ist nicht einfach nur ein Befehl „Du sollst“, sondern es ist das Evangelium.

Und das ist der zweite Teil meiner Predigt: Wie können wir Jesus im Fokus haben durch das Evangelium, das uns motiviert?

Schaut mal, nach der Aufforderung „Halte im Gedächtnis Jesus Christus“ beschreibt unser Text Jesus näher. Diese Näherbestimmung hat hier einen motivierenden Charakter.

Wie beschreibt Paulus Jesus näher? „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids nach meinem Evangelium.“

Paulus beschreibt Jesus hier mit zwei Aussagen näher und fügt dann anschließend an: Das ist das Evangelium. Jesus im Fokus, durch das Evangelium, das mich motiviert.

Jesus wird hier näher beschrieben, zunächst einmal als der, der auferweckt ist aus den Toten. Das Evangelium sagt uns: Jesus ist der Auferstandene, auferweckt aus den Toten.

Bei dieser Aussage geht es nicht einfach nur um ein Ereignis, das irgendwann in der Vergangenheit passiert ist. Die Form, die Paulus hier im Text verwendet, beschreibt eine abgeschlossene Handlung, deren Folgen immer noch andauern.

Ja, also es geht um eine Handlung, die in der Vergangenheit passiert ist, aber durch diese Handlung der Auferstehung ist ein Zustand eingetreten, der immer noch anhält in der Gegenwart – und das motiviert uns.

Das kann man ein bisschen vergleichen mit dem WM-Finale. Bei der letzten Fußballweltmeisterschaft 2022 spielte Argentinien im Finale gegen Frankreich. Es ging ins Elfmeterschießen, vielleicht können sich einige noch daran erinnern.

Als der Spieler Gonzalo Montiel den vierten Elfmeter für Argentinien verwandelte, ist ein Zustand eingetreten: Argentinien ist Weltmeister geworden.

Das ist nicht einfach nur ein Ereignis in der Vergangenheit, sondern dieses Ereignis hat Auswirkungen auf die Gegenwart. Sie sind heute Weltmeister, weil damals etwas passiert ist.

Mit dem Sieg im Finale ist ein Zustand eingetreten, der Auswirkungen auf die Gegenwart hat.

Ihr Lieben, die Tatsache, dass Christus im Jahr 33 nach Christus von den Toten auferweckt wurde, bedeutet, dass er jetzt lebt. Es bedeutet, dass er jetzt der Auferstandene ist.

Es bedeutet, dass wir jetzt im Zustand leben, an den Auferstandenen zu glauben. Jesus befindet sich jetzt in dem Zustand, der Auferstandene zu sein.

Schaut mal: Gewisse Personen in der Menschheitsgeschichte werden unzertrennlich mit gewissen Ereignissen in Verbindung gebracht. Und wenn wir ihre Namen hören, denken wir an das Ereignis.

Wenn wir den Namen Christopher Columbus hören, denken wir an die Entdeckung Amerikas. Wenn wir den Namen Neil Armstrong hören, denken wir direkt an die erste Mondlandung, Apollo 11 – „Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit.“

Wenn wir den Namen Martin Luther hören, denken wir sofort an die Reformation.

Aber, ihr Lieben, wenn wir den Namen Jesus hören, dann denken wir an den Auferstandenen, dann denken wir an den Sieger von Golgatha, dann denken wir an das leere Grab, dann denken wir an den weggerollten Stein.

Ihr Lieben, die Auferstehung Jesu ändert alles. Sie ändert alles, und deshalb fordert uns dieser Vers auf, unseren Fokus auf den Auferstandenen zu setzen.

Martin Luther hat es gut auf den Punkt gebracht. Er sagt: „Bei uns ist alle Tage Ostern, nur dass man einmal im Jahr Ostern feiert.“

Luther hat es so gut verstanden: Bei uns ist alle Tage Ostern. Jeden Tag befinden wir uns im Zustand, an den Auferstandenen zu glauben.

Die Auferstehung Jesu Christi ist das Fundament unseres Glaubens.

Die Bedeutung der Auferstehung für den Glauben

Vor einiger Zeit saß ich mit einem Geschäftsmann zum Mittagessen zusammen. Er durchlebte gerade eine schwere Zeit in seinem Glaubensleben. Ganz zu Beginn des Essens fragte er mich plötzlich: „Andre, warum glaubst du eigentlich?“

Kennst du das vielleicht aus deinem Leben? Dass du dir selbst noch einmal die Gründe deines Glaubens bewusst machst und reflektierst: Warum glaube ich eigentlich? Vielleicht ist das manchmal verbunden mit gewissen Zweifeln, die Satan in deinem Kopf sät. Plötzlich stellst du dir die Frage: Bilde ich mir das vielleicht alles nur ein?

So stellte er mir die Frage: „Andre, was sind die Gründe deines Glaubens? Warum glaubst du?“ Ich nannte ihm zwei Gründe, obwohl ich noch mehr hätte nennen können. Doch ich denke, diese zwei sind die wesentlichen.

Der erste Grund ist, dass ich Jesus in meinem Leben erlebe. Der zweite Grund ist, dass es in Jerusalem ein leeres Grab gibt. Beides ist so wichtig.

Es ist sehr bedeutsam, dass wir auf Ereignisse in unserem Leben zurückgreifen können, auf Begegnungen mit Jesus. Diese Erfahrung kann dir niemand nehmen. Das ist das Wunderbare daran: Sie bleibt dir erhalten. Es ist wichtig, dass wir darauf zurückblicken und sagen: Natürlich lebt Jesus, weil ich ihn erlebe.

Aber, ihr Lieben, manchmal geraten wir in ein Gedankenkarussell. Satan kämpft gegen uns in unserer Gedankenwelt. Deshalb ist es so wichtig, einen Grund für unseren Glauben zu haben, der außerhalb von uns liegt. Dieser Grund ist das leere Grab.

Die Leiche wurde nie gefunden, weil es keine gab. Augenzeugen haben Jesus gesehen und Berichte darüber niedergeschrieben. Darauf stützt sich unser Glaube.

Wie Petrus zu den Christen sagt: „Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb“ (1. Petrus 1,8). Wir wissen, dass wir das erlebt haben.

Ihr Lieben, das leere Grab ändert alles. Das ist etwas, das mir in letzter Zeit immer kostbarer wird. Mein Glaube hat einen festen Grund, und dieser Grund liegt in der Auferstehung Jesu Christi.

Die Auswirkungen des Evangeliums auf das Leben

Was sind die Auswirkungen dieses wunderbaren Evangeliums, dass Jesus der Auferstandene ist?

Einmal gibt es dir Zuversicht angesichts des Todes. Wie schon erwähnt, befindet sich Paulus hier kurz vor seinem Tod. Ich kann mir vorstellen, dass er bei diesen Worten leuchtende Augen hat, wenn er sie aus dem Gefängnis schreibt oder diktieren lässt: Jesus ist der Auferstandene.

Als Pastor ist man immer wieder auch mal am Sterbebett von lieben Geschwistern aus der Gemeinde. Vor einiger Zeit war ich bei einer Schwester im Krankenhaus, die krebskrank war und ganz kurz vor dem Tod stand. Oft ist es so, dass man als Pastor hingeht, um die Schwester zu ermutigen, und man selbst wird noch mehr ermutigt.

Ich habe ihr ein paar Verse weitergegeben. Sie schaut mich an, gezeichnet und gekennzeichnet vom Krebs, und sagt einfach nur: „Andre, ich freue mich so sehr.“ Das ist die Auferstehungshoffnung unseres Glaubens. Der Glaube an Jesus Christus trägt nicht nur im Leben, er trägt auch im Sterben.

Paulus sagt: „Das habe ich vor Augen“, jetzt kurz vor seinem Tod. Aber dann wendet er sich ja auch mit diesen Worten an Timotheus. Das heißt, die Auferstehungshoffnung ist nicht nur etwas, das wir im Sterbebett brauchen.

Die Auferstehungshoffnung gibt uns Mut, wenn wir mitten im Leben stehen. Timotheus steht voll im Saft, er ist noch ein junger Mann. Paulus sagt, es ist wichtig, dass du an die Auferstehung denkst, weil sie dir immer wieder Mut macht, morgens neu aufzustehen.

Die Auferstehung klärt die Sinnfrage. Sie gibt unserem Leben eine so klare Ausrichtung. Ihr Lieben, was wäre, wenn das alles nicht wahr wäre? Dann könnten wir hier einpacken. Dann würde Paulus sagen: „Lass uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“

Der Grund, warum wir heute hier sind, ist, weil wir an einen Auferstandenen glauben. Und das ändert alles. Das leere Grab ändert alles in unserem Leben. Es motiviert uns, alles macht Sinn, weil er wirklich lebt.

Ich möchte dich heute ermutigen: Hab Jesus im Fokus als den Auferstandenen. Das gibt deinem Leben Sinn, das gibt jeder Tätigkeit deines Alltags Sinn. Denn du lebst vor einem lebendigen Jesus und mit einem lebendigen Jesus, der an deiner Seite ist und dir Kraft schenkt.

Deine Hoffnung ist eine Person, und die heißt Jesus. Ich möchte dich ermutigen, gerade auch wenn du durch Stürme gehst: Unser Glaube hat ein festes Fundament. Unser Glaube ist kein Luftschloss, unser Glaube ist nicht Opium fürs Volk, unser Glaube ist so real, und deswegen macht alles Sinn.

Die Bedeutung der königlichen Abstammung Jesu

Paulus fährt hier mit der Beschreibung unseres Herrn fort. Jesus steht im Mittelpunkt des Evangeliums, und Paulus hat gerade über die Auferstehung gesprochen. Doch das Evangelium sagt uns noch mehr: Halte Jesus Christus im Gedächtnis. Er ist „auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium“.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Was ist daran so wichtig, dass Paulus hier plötzlich auf ein Geschlechtsregister zurückgreift? Was bedeutet es, dass Jesus aus der Nachkommenschaft Davids stammt? Was meint Paulus genau, und was steckt alles in dieser Aussage?

Paulus betont das auch in Römer 1,3, wo er vom Evangelium spricht, das sich auf seinen Sohn bezieht, der „aus der Nachkommenschaft Davids, dem Fleische nach“ gekommen ist. Um diese Aussage zu verstehen, möchte ich mit dir ins Alte Testament gehen.

Es gab einen Tag im Leben Davids, an dem König David Gott ein Versprechen geben wollte. Doch Gott sagte: „Nein, nicht du machst mir ein Versprechen, ich mache dir ein Versprechen“ (2. Samuel 7). David hatte gesagt, er wolle Gott ein Haus bauen, doch Gott antwortete: „Nein, nicht du wirst mir ein Haus bauen, ich werde dir ein Haus bauen.“ Dabei meinte Gott keine physische Behausung aus Stein, sondern sprach von einer davidischen Dynastie, einer Königsdynastie.

In 2. Samuel 7,16 heißt es: „Dein Königshaus und deine Königsherrschaft werden vor mir für immer Bestand haben, dein Thron wird für alle Zeit feststehen.“ Mit anderen Worten: Es wird immer ein Nachkomme Davids auf dem Thron geben.

Es gab viele Nachkommen Davids, doch gerade bei den Propheten des Alten Testaments sehen wir eine immer stärkere Zuspitzung auf diesen einen Nachkommen. David, der immer wieder verheißungsvoll erwähnt wird, der Spross Isais, der Same aus dem Geschlecht Davids. Aber wir müssen warten. Wer ist dieser Mann?

Zum Ende des Alten Testaments hört man beim Lesen, wenn man dem roten Faden folgt, förmlich die Frage: Wo bleibt dieser Nachkomme Davids? Wo bleibt der verheißene Messias? Wo bleibt der König aus dem Stamm Juda? Wo bleibt der Schlangenzertreter aus 1. Mose 3,15? Wo bleibt der Sohn Davids, der größere David, auf den wir die ganze Zeit warten?

Und schaut mal, womit beginnt das Neue Testament: Das Neue Testament beginnt im Matthäusevangelium mit einem Geschlechtsregister. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum Matthäus nicht mit der Weihnachtsgeschichte beginnt, sondern zunächst mit einem Geschlechtsregister.

Matthäus will hier die royale Linie aufzeigen. Mit dem Geschlechtsregister liefert er den Beweis: Der Nachkomme Davids, der in 2. Samuel 7 verheißungsvoll genannt wurde und von den Propheten konkretisiert wurde – dieser eine König – das ist Jesus. Er ist gekommen, er ist der verheißene Messias.

Dann sagt der Engel zu Josef in Matthäus 1,21: „Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden.“ Das ist der Nachkomme Davids.

Am Ende von Matthäus 1 sind zwei Punkte klar: Jesus ist der verheißene Messias aus der Nachkommenschaft Davids. Gleichzeitig wird auch die Art seiner Herrschaft deutlich. Er ist nicht gekommen, um politische Befreiung zu bringen, sondern um sich um unser größtes Problem zu kümmern: unsere Sünden.

Wenn Paulus nun in unserem Predigttext Timotheus daran erinnert: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus aus dem Samen Davids nach meinem Evangelium“, dann möchte er, nachdem er Timotheus zuerst an die Auferstehung erinnert hat, ihn jetzt auf Golgatha hinlenken.

Dieser Jesus, der Nachkomme Davids, ist gekommen, um stellvertretend für Sünder zu sterben.

Das stellvertretende Opfer Jesu Christi

Ernst Gordon war im Zweiten Weltkrieg ein britischer Kriegsgefangener der Japaner. In seinem Buch erzählt er eine Begebenheit aus dem Gefängnislager in Burma. Wie man sich vorstellen kann, herrschten dort schreckliche Bedingungen für die Häftlinge, die Kriegsgefangenen. Er berichtet in seinem Tagebuch von einem Arbeitstag, der besonders eindrücklich war.

Am Ende eines Arbeitstages wurden immer die Werkzeuge gezählt, mit denen die Kriegsgefangenen gearbeitet hatten, bevor sie in ihre Unterkünfte gehen konnten. In diesem Moment stellte ein Wärter fest, dass eine Schaufel fehlte. Der Wärter begann zu toben und wollte wissen, welcher Gefangene die Schaufel gestohlen hatte. Er stellte alle Gefangenen in eine Linie und sagte: Der Schuldige, derjenige unter den Gefangenen, der die Schaufel gestohlen hat, soll einen Schritt vortreten.

Doch keiner tat es, niemand trat hervor. Man konnte förmlich sehen, wie die Adern dieses Gefängniswärters anschwellten und wie er rot vor Wut wurde. Dann kam das Ergebnis: Alle Gefangenen sollten sterben. Der Wärter entsicherte sein Gewehr und zielte in die ängstlichen Gesichter der Kriegsgefangenen.

Und dann passierte etwas Überraschendes: Ein Mann trat einen Schritt nach vorne und sagte stramm stehend: „Ich habe es getan.“ Dieser Mann ist eine wahre Begebenheit. Er wurde in diesem Moment vor den Augen aller Gefangenen von dem japanischen Wachmann mit einem Knüppel zu Tode geprügelt.

Als seine Mitgefangenen den leblosen Körper wegtrugen, wurden die Schaufeln im Geräteschuppen noch einmal nachgezählt. Man kam zu dem Ergebnis, dass keine Schaufel fehlte. Das heißt, dieser eine Mann ist diesen Schritt nach vorne gegangen, obwohl er es nicht getan hatte. Seine einzige Absicht war, die anderen vor dem schlimmen Tod zu retten.

Wenn wir diese Geschichte hören, müssen wir sagen: So etwas bewegt uns. Jemand ist bereit, für andere in den Tod zu gehen. Eine bewegende Geschichte, oder? Aber der Vergleich hinkt, wenn wir an das stellvertretende Opfer Jesu Christi für uns am Kreuz denken.

Es gibt einen gewaltigen Unterschied. Und dieser Unterschied besteht darin, dass in unserem Fall die Schaufel wirklich fehlt – und noch viel, viel mehr. Wir hätten als Sünder, als Geschöpfe, die wir unsere Faust in den Himmel gestreckt haben und zu Gott gesagt haben: „Wir wollen es auf eigene Weise machen. Wir brauchen dich nicht. Wir vertrauen dir nicht, dass dein Gebot gut ist. Wir entscheiden uns willentlich gegen das, was du von uns möchtest“, den vollen Zorn Gottes verdient.

Aber Jesus, der Messias, unser Retter, ist einer von uns geworden. Er hat sich genau in diese Reihe eingereiht, in der wir als sündige Menschen standen. Er ist Mensch geworden. Er hat als einziger Mensch das Menschsein gelebt, so wie Gott sich Menschsein vorstellt. Er hat alle Gebote gehalten.

Dann geht er diesen Schritt nach vorne – und er stirbt für uns. Weißt du was? Ich möchte dir heute sagen: Das hat er für dich getan.

Aber meine Frage ist: Hast du dein Vertrauen schon auf Jesus gesetzt? Hast du ihn persönlich als deinen Retter angenommen? Ist das etwas, das du einfach nur auswendig gelernt hast, oder gab es wirklich diesen Punkt in deinem Leben? Du musst dich nicht zwangsläufig an das Datum erinnern, aber gab es diesen Moment, in dem du wirklich gesagt hast: „Jesus, ich vertraue nicht mehr auf mich, auf meine Werke. Ich habe dir nichts zu bieten. Ich bin verloren, aber ich weiß, dass du alles für mich getan hast, und ich setze mein ganzes Vertrauen auf dich“?

Wenn du das noch nie gemacht hast, lade ich dich ein, diese Entscheidung heute zu treffen. Ich lade dich ein, diesen Schritt heute zu gehen. Du kannst gerne nach dem Gottesdienst zurückbleiben. Wir können uns gerne Zeit nehmen, auch für ein persönliches Gespräch.

Aber du musst verstehen, dass du dafür nichts tun kannst. Du kannst es einfach nur im Glauben annehmen – er hat alles getan.

C. J. Mahaney schreibt: Wir unterschätzen oft, wie radikal biblischer Glaube auf Gnade beruht. Gnade bedeutet, dass das, was die Dinge in Ordnung bringt, von außen auf uns zukommt. Es ist eine fremde Gerechtigkeit, es ist seine Gerechtigkeit, die uns angerechnet wird, in dem Moment, in dem wir unser Vertrauen auf sein vollbrachtes Werk am Kreuz setzen.

Die ständige Erinnerung an das Evangelium als Motivation

Das Evangelium ermöglicht die Beziehung zu Gott. Gleichzeitig ist es auch die entscheidende Motivation für dich als Christ. Paulus schreibt diese Worte an einen Christen, nämlich an Timotheus. Timotheus braucht die ständige Erinnerung an das Evangelium, denn genau das schenkt uns immer wieder neuen Mut, um aufs Neue fokussiert für Jesus zu leben.

Manchmal ist unsere Sicht so sehr vernebelt, dass wir das Evangelium nicht mehr klar erkennen können. Dann nimmt es uns die Freude. Zweifel, die an uns nagen, und fehlende Heilsgewissheit, die uns herunterziehen, führen dazu, dass wir das Evangelium nicht mehr klar sehen. Deshalb brauchen wir die ständige Erinnerung daran, wer wir in Christus geworden sind.

Der Seelsorger und Autor Paul David Tripp schreibt in seinem Andachtsbuch „Jeden Morgen neue Gnade“ – ein Buch, das hier in der Gemeinde sicherlich auch fleißig gelesen wird – Folgendes: Hier wurde eine grundlegend neue Identität verliehen. Das Problem ist leider, dass viele von uns immer oder zumindest sehr oft ihre Identität vergessen.

Wir vergessen, wer wir sind, und wenn wir das tun, geben wir dem Zweifel, der Furcht und dem Kleinmut Raum. Dieses Vergessen gibt dir das Gefühl, arm zu sein, obwohl du in Wirklichkeit reich bist. Es gibt dir das Gefühl, töricht zu sein, obwohl du eine persönliche Beziehung zu dem hast, der die Weisheit ist. Es gibt dir das Gefühl, unfähig zu sein, obwohl du mit Kraft gesegnet wurdest.

Es gibt dir das Gefühl, allein zu sein, obwohl es seit dem Einzug des Geistes in dir unmöglich ist, wirklich allein zu sein. Du fühlst dich ungeliebt, dabei bist du als Kind des himmlischen Vaters mit ewiger Liebe begnadet. Du empfindest, dass du den Ansprüchen Gottes nicht genügen kannst – was an sich ja auch stimmt. Aber du vergisst manchmal, dass in Wirklichkeit der Retter dir zugute völlig genügt.

Wenn du vergisst, wer du in Christus bist, nimmt dir das die Kraft, nach Gottes Willen zu leben. Wenn du gerade in deinem Christsein nicht vorankommst und gefühlt mehr Niederlagen als Siege erlebst, dann musst du dir das Evangelium neu vor Augen führen. Führe dir neu vor Augen, was du alles in Christus hast und wer er wirklich für dich ist.

Höre dabei nicht in erster Linie auf deine Gefühle. Ich kenne das von mir selbst: Ich bin eher ein emotionaler Mensch, und oft spielen unsere Gefühle und Emotionen uns einen gewaltigen Streich. Eine der größten Lügen unserer Zeit ist die Gleichsetzung von Empfindungen und Identität.

Der französische Philosoph René Descartes hat einmal gesagt: „Ich denke, also bin ich.“ Der heutige Mensch formuliert das oft so: „Ich fühle, also bin ich.“ Diesen Trugschluss darfst du als Christ niemals unterliegen. Es geht nicht um deine Gefühle.

Wenn du wissen willst, wer du bist, höre nicht auf deine Empfindungen, sondern auf Gottes Wort. Wenn du wissen willst, wer du bist, schau nicht in den Spiegel, sondern aufs Kreuz. Wenn du wissen willst, wer du bist, schau nicht in deinen Personalausweis, sondern führe dir vor Augen, dass dein Name im Buch des Lebens steht.

Wenn du wissen willst, wer du bist, beschäftige dich nicht mit Büchern zur Selbstfindung, sondern erinnere dich daran, dass er dich gefunden hat. Und das motiviert dich, für ihn zu leben.

C. J. Mahaney schreibt: „Das Evangelium ist nicht ein Kurs unter vielen Kursen, an denen du in deinem Leben als Christ teilnehmen wirst. Das Evangelium ist das ganze Gebäude, in dem alle Kurse stattfinden.“

Es ist so wichtig, ihr Lieben. Ich sage euch nichts Neues, ich möchte euch einfach nur daran erinnern, dass wir uns immer und immer wieder dieses kostbare Evangelium vor Augen führen. Lerne Verse auswendig, in denen das Evangelium auf den Punkt gebracht wird. Höre Lieder, die das Evangelium besingen. Studiere den Römerbrief. Höre evangeliumszentrierte Predigten. Fülle dich täglich mit dem Evangelium.

Genau das ist es, was Paulus hier Timotheus schreibt, wenn er sagt: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.“ (2. Timotheus 2,8)

Die Konsequenz der völligen Hingabe an Jesus

Und diese logische Schlussfolgerung, die daraus folgt, ist unsere völlige Hingabe an Jesus.

Einer meiner Lieblingsverse, mit dem ich auch gleich schließen möchte, steht im 2. Korinther 5,5: Paulus schreibt dort: „Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die da leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu einem neuen Leben erweckt worden ist.“

Wenn wir Jesus klar im Fokus haben – wer er ist und was er für uns getan hat – dann machen wir keine halben Sachen mehr. Wir leben nicht nur zu 90 Prozent für Jesus. Wenn wir wirklich verstehen, dass er den Tod besiegt hat, dass er für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist und alles vollbracht hat, dann ist die logische Schlussfolgerung, dass wir sagen: „All in“, jetzt ganz für ihn, mit Haut und Haaren.

Ich liebe Jim Elliot, einen meiner Glaubenshelden der neueren Kirchengeschichte. Seine Hingabe fasziniert mich sehr. Für diejenigen, die Jim Elliot nicht kennen: Er ist mit 29 Jahren den Märtyrertod gestorben, als er unerreichten Indigenen in Ecuador die gute Nachricht von Jesus Christus predigen wollte.

Vor einiger Zeit habe ich sein Tagebuch noch einmal gelesen. Dort schreibt er ein Gebet, das lautet: „Herr, zünde an den toten Reisighaufen, den toten Reisighaufen meines Lebens. Gib, dass ich aufflamme und für dich verbrenne. Verzehre mein Leben, Herr, denn es ist dein. Ich trachte nicht nach einem langen, sondern nach einem erfüllten Leben, gleich dir, Herr Jesus.“

Diese Worte schreibt er nicht mit 50 Jahren – dieses Alter hat er nie erreicht –, sondern schon mit Anfang 20. Ein junger Mann, der einfach nur verstanden hat, was Jesus für ihn getan hat.

So möchte ich heute ermutigen, deinen Fokus ganz neu auf Jesus zu setzen, ihn in aller Klarheit vor Augen zu haben und das wunderbare Evangelium nicht nur als etwas Theoretisches zu sehen. Sondern dass du heute antwortest mit einem „Ja, Herr, nimm mein ganzes Leben, nimm es. Mach du mit mir, was du willst. Ich will für dich leben, weil du alles für mich getan hast.“ Amen.