Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band eins: Gott der Vater
Teil drei: Die Autorität der Bibel
Wir müssen nun über die Frage nachdenken, was die Bibel über sich selbst sagt. Das ist unvermeidbar, wenn wir der Reihenfolge unserer Betrachtung der biblischen Lehre folgen wollen, die die Bibel selbst wählt. Doch auch ohne dies würde unser Weg zu diesem Punkt führen.
Wie wir gesehen haben, ist die letztendliche Absicht und das Ziel aller, denen es um den christlichen Glauben geht, Gott zu erkennen. Wir haben außerdem gesehen, dass es Gott gefallen muss, sich zu offenbaren, wenn wir ihn erkennen sollen. Und er hat sich offenbart. Nicht nur in Schöpfung, Geschichte und Vorsehung, sondern mehr noch: Er hat sich so offenbart, wie es in diesem Buch der Bibel geschrieben steht.
Sie ist die Niederschrift der Selbstoffenbarung Gottes. Dementsprechend haben wir die unterschiedlichen Wege bedacht, auf denen Gott dies nach dem Zeugnis der Bibel getan hat. Aber es liegt auf der Hand, dass dies sofort weitere Fragen aufwirft.
Können wir das Zeugnis der Bibel akzeptieren? Können wir sie als autoritativ betrachten? Wie rechtfertigen wir unsere Behauptung als evangelikale protestantische Christen, dass wir hier – und nur hier allein – eine autoritative Aussage hinsichtlich der Offenbarung Gottes vorfinden, die Gott allen Menschen macht?
Warum wenden wir uns an dieses Buch, anstatt an die Kirche, an irgendeine Tradition, an ein inneres Licht oder an unsere eigene Vernunft und unseren Verstand? Das ist unser Standpunkt, das behaupten wir. Darum ist es wichtig, dass wir dies begründen.
Der richtige Weg, dies zu tun, ist, dass wir prüfen, was die Bibel selbst zu diesem Thema zu sagen hat.
Sie behauptet, Gottes Wort zu sein. Sie sagt, göttlich inspiriert zu sein, und darauf gründet sich ihre Autorität.
Es ist nun wichtig, den Unterschied zwischen Offenbarung und Inspiration zu verstehen, denn diese beiden Begriffe sind nicht identisch. Was in der Bibel steht, ist nicht alles Offenbarung, aber alles in der Bibel ist inspiriert.
Lassen Sie mich erklären, was ich meine. Offenbarung bedeutet Gottes Selbstenthüllung. Gott zeigt sich selbst, so wie er ist. Sie werden sofort erkennen, dass es in der Bibel viele Stellen gibt, die keine Offenbarungen sind.
Nehmen Sie zum Beispiel das Buch Prediger oder Äußerungen von sündigen, gottlosen Menschen, von denen in der Bibel berichtet wird. In diesen Äußerungen steckt keine Offenbarung. Dennoch sagt die Bibel, dass all diese Äußerungen, so wie sie dort niedergeschrieben sind, auf inspirierte Weise aufgezeichnet wurden.
Diese Äußerungen helfen uns nicht, mehr über Gott zu erfahren. Sie sind in keiner Weise eine Hilfe, um Erkenntnis über Gott zu erlangen. An diesem Punkt gibt es keine Offenbarung, keine Selbstenthüllung von Gottes Seite.
Doch was die Bibel behauptet, ist, dass alles, was sie enthält, eine inspirierte Niederschrift ist. Deshalb ist sie eine unfehlbare und irrtumslose Niederschrift.
Wir müssen uns also fragen: Was ist mit Inspiration gemeint?
Wenn wir sagen, dass die Bibel göttlich inspiriert ist, was genau meinen wir damit? Beginnen wir erneut mit einer verneinenden Aussage. Wir sind nicht der Meinung, dass nur bestimmte Abschnitte der Bibel inspiriert sind und andere nicht. Ebenso wenig glauben wir, dass die Männer, die geschrieben haben, dies einfach in einem erhellten geistigen Zustand und aus schöpferischer Schaffenskraft taten.
Wenn ein Poet ein Meisterwerk verfasst hat, hört man oft, wie Leute sagen, er sei inspiriert gewesen. Aber wir meinen natürlich nicht, dass die Autoren der biblischen Bücher in diesem Sinne inspiriert waren, als sie diese schrieben.
Was also meinen wir? Wir meinen, dass die Heilige Schrift ein göttliches Produkt ist, von Gott ausgehaucht. Inspiriert bedeutet eigentlich „von Gott ausgehaucht“. Wir glauben, dass Gott diese Botschaften in die Männer hineingehaucht und durch sie hindurch weitergegeben hat. Das heißt, diese Schriften sind das Resultat dieses göttlichen Handelns.
Wir sind überzeugt, dass sie durch den schöpferischen Atem des allmächtigen Gottes geschaffen wurden. Einfacher ausgedrückt sind wir der Meinung, dass alles, was wir hier haben, dem Menschen von Gott gegeben worden ist. Natürlich schließt dies auch den Gedanken ein, dass dies ebenso auf die einzelnen Worte zutrifft.
Ich werde also versuchen, Ihnen nachzuweisen, dass die Bibel für sich selbst in Anspruch nimmt, was wir verbale Inspiration nennen. Nicht nur die Gedanken allein sind inspiriert, nicht nur die Vorstellungen, sondern die tatsächliche Niederschrift bis hin zu den einzelnen Wörtern.
Es ist nicht nur so, dass die Aussagen korrekt sind, sondern jedes Wort ist göttlich inspiriert.
Wir müssen jedoch klarstellen, dass wir keinesfalls eine mehr oder weniger mechanische Form des Diktierens lehren, wenn wir sagen, dass die Bibel wörtlich inspiriert ist.
Wir sind nicht der Meinung, dass sich die Schreiber hinsetzten, wie ein Stenograph, und dass Gott ihnen alle Wörter diktierte. Die Stilunterschiede zwischen den Schreibern sind ein Beweis dafür, dass dies nicht der Fall ist.
Sie haben sicher bemerkt, dass jeder Schreiber seine individuellen Besonderheiten und Gewohnheiten hat, seinen eigenen Stil. Man kann sofort erkennen, was zum Beispiel von Paulus geschrieben wurde, im Gegensatz zu den Schriften von Petrus oder Johannes.
Ferner werden Sie feststellen, wenn Sie die Einleitung des Lukasevangeliums lesen, dass Lukas selbst verschiedene andere Niederschriften gelesen hat, um bestimmte Berichte prüfen zu können. Im Alten Testament finden sich oft ähnliche Hinweise.
Daher muss unsere Vorstellung von der Inspiration der Bibel nicht nur Raum für den individuellen Schreiber und seine Charakteristika lassen, sondern auch für seine Nachforschungen und das Heranziehen anderer Autoritäten.
Was ist demnach mit Inspiration gemeint? Inspiration bedeutet, dass der Schreiber in solcher Weise durch Gottes Heiligen Geist gelenkt wurde, dass er sich in dem, was er schreibt, keines Irrtums schuldig machen kann.
Es gibt viele Illustrationen dazu. Meines Erachtens ist die beste jene, die Inspiration mit einem Mann vergleicht, der auf dem Rücken eines Pferdes von einem Ort zum anderen reitet.
Heute reitet er auf einem Pferd, das sehr beherzt ist, voller Feuer und Kraft. Am nächsten Tag ist er auf derselben Strecke unterwegs, nimmt aber ein anderes Pferd. Dieses Pferd ist schon ziemlich alt, müde und lethargisch geworden.
In beiden Fällen reitet der Mann zu demselben Ort und wieder zurück. Doch die Art und Weise, wie ihn die beiden Pferde tragen, ist völlig unterschiedlich. Das eine Pferd versucht immer wieder durchzugehen, doch der Reiter schafft es, auf dem Weg zu bleiben, bis er sein Ziel erreicht.
Das Benehmen, der Stil sozusagen, variiert enorm. Doch beide Pferde werden von demselben Reiter geführt und im Zaum gehalten, und das Ergebnis ist dasselbe.
Verbale Inspiration bedeutet, dass der Heilige Geist solchen Einfluss auf diese Männer genommen hat, sie kontrolliert und geleitet hat – bis hin zur Wahl bestimmter Wörter. Dadurch wird jeder Irrtum ausgeschlossen und vor allem das Ergebnis erzielt, das von Anfang an von Gott beabsichtigt war.
Wie nun erhebt die Bibel diesen Anspruch? Ich denke, die folgenden Punkte werden dabei eine Hilfe sein.
Mein erster Punkt lautet: Die Bibel erhebt bestimmte Ansprüche in der Frage der Inspiration. Nehmen Sie beispielsweise Begriffe, die die Bibel über sich selbst verwendet, wie etwa den Begriff „Schrift“. Dieser bezeichnet nicht normale Schriftstücke, sondern heilige Schriftstücke, also besondere, heilige Texte.
Oder betrachten Sie die Bezeichnung, die die Bibel benutzt, um sich selbst zu definieren: Wort Gottes. Wie oft verwendet die Bibel diesen Begriff für sich selbst? Eine beeindruckende und interessante Tatsache in diesem Zusammenhang ist, wie oft – und jemand hat sich die Mühe gemacht, dies zu zählen – die Bibel die Worte „Der Herr sagte“, „der Herr sprach“, „das Wort des Herrn geschah“ und verwandte Ausdrücke verwendet. Allein im Alten Testament kommt dies 3.808 Mal vor.
Doch lassen Sie uns zu einigen weitaus spezifischeren Ansprüchen kommen, die die Bibel macht.
Denken Sie noch einmal über die bedeutende Prophezeiung nach, die in 5. Mose 18,18 niedergeschrieben ist und in dieser Sache so entscheidend ist. Dies sind die Worte: „Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde.“
Dies ist nicht nur eine Prophezeiung über das Kommen unseres Herrn, sondern sie sagt uns auch ebenso viel über Mose und seinen eigenen Dienst aus. Natürlich erheben alle Propheten des Alten Testaments diesen Anspruch. Sie sagen nicht, dass sie sich plötzlich dazu entschlossen hätten zu schreiben. Sie sagen, das Wort des Herrn geschah.
Siehe zum Beispiel Hesekiel 1,3, Hosea 1,1 und Jona 1,1. Sie sagen uns ganz genau, wann es geschah. Sie waren berufen, sie waren bevollmächtigt, und das Wort wurde ihnen gegeben. Deshalb sagen sie ständig so etwas wie „So spricht der Herr.“ Das ist ihr Anspruch.
Eine andere interessante Tatsache und ein sehr wertvolles Argument ist, dass manche dieser Propheten uns ganz aufrichtig gestehen, dass es Zeiten gab, in denen es ihnen widerstrebte, zu sprechen. Jeremia wollte oft nicht reden, doch er wurde dazu genötigt (Jeremia 1,6-7). Dieses Widerstreben wird in der Art und Weise deutlich, in der er seine eigene Verfasserschaft abstreitet. Doch die Last kam. Sie wurde ihm von Gott auferlegt, und er gab schlichtweg weiter, was Gott ihm geoffenbart hatte.
Eine weitere wichtige Tatsache ist, dass wir Stellen haben, in denen der Prophet sagt, er könne das, was er selbst schreibt, nicht verstehen. Nehmen Sie die Aussage in Daniel 12,8. Dort sagt Daniel: „Ich hörte, aber ich verstand es nicht.“ Petrus bestätigt dies in 1. Petrus 1,10-12:
„Im Hinblick auf diese Errettung suchten und forschten Propheten, die über die an euch erwiesene Gnade weissagten. Sie forschten, auf welche oder was für eine Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er die Leiden, die auf Christus kommen sollten, und die Herrlichkeiten danach vorherbezeugte. Ihnen wurde es geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienten in dem, was euch jetzt verkündigt worden ist durch die, welche euch das Evangelium gepredigt haben im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt ist, in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren.“
Dann macht der Apostel Paulus eine entscheidende Aussage. Er sagt, dass davon gesprochen wird, nicht in Worten, die durch menschliche Weisheit gelehrt sind. Er bezieht sich dabei, wie Sie sehen, nicht nur auf den Inhalt oder die Lehre, sondern auch auf die Art und Weise, wie er es sagt.
Die Worte, mit denen er spricht, sind nicht menschlich, sondern „gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten“ (1. Korinther 2,13). Dieses gesamte Kapitel ist in dieser Hinsicht sehr wichtig.
Weiterhin haben wir die interessante und für mich immer sehr faszinierende Aussage, die wir in 2. Petrus 3,15-16 finden. Dort sagt Petrus im Hinblick auf „unseren geliebten Bruder Paulus“: „Wie auch unser geliebter Bruder Paulus, nach der ihm gegebenen Weisheit, euch geschrieben hat, wie auch in allen Briefen, wenn er in ihnen von diesen Dingen redet. In diesen Briefen ist einiges schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, und jetzt haben sie acht auf sie wie auf die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.“
Indem er den Ausdruck „die übrigen Schriften“ verwendet, setzt der Apostel Petrus hier die Briefe des Paulus mit den Schriften des Alten Testaments gleich und stellt sie auf dasselbe Fundament.
Eine weitere wichtige Aussage finden wir in Epheser 2, wo Paulus sagt, dass Christen aufgebaut sind auf der Grundlage der Apostel und Propheten. Sie und ich sind also auf dieser Grundlage aufgebaut.
Wir betrachten nichts anderes als autoritativ als das, was nach Bildung des neutestamentlichen Kanons verfasst worden ist. Hier ist unsere Grundlage, und wir akzeptieren keinerlei Lehre irgendeiner Kirche oder irgendeiner Tradition als göttlich inspiriert.
Dies ist die Basis, und die Gemeinde muss auf dieser Glaubensgrundlage aufgebaut werden, weil sie eine einzigartige Autorität besitzt.
Das wiederum bringt mich zu den Textabschnitten, die ich als entscheidend bezeichnen möchte.
Der erste steht im zweiten Timotheusbrief: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.“ (2. Timotheus 3,16-17).
Alle Schrift ist von Gott eingegeben, es gibt keine Ausnahme.
Den zweiten entscheidenden Abschnitt finden wir im zweiten Petrusbrief: „Indem ihr dies wisst, dass keine prophetische Weissagung der Schrift aus persönlicher Deutung geschieht, denn die prophetische Weissagung wurde in früheren Zeiten nicht durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern es sprachen heilige Männer Gottes, bewegt vom Heiligen Geist.“ (2. Petrus 1,20-21).
Eine äußerst wichtige Aussage.
Nun ist es natürlich entscheidend, wie wir diese Stelle interpretieren. Was meint Petrus, wenn er sagt: „Keine Weissagung der Schrift geschieht aus persönlicher Deutung“?
Er sagt nicht, dass niemand das Recht auf seine eigene spezielle Auslegung der Bibel hat. Nein, Petrus geht es hier um den Ursprung der prophetischen Weissagung, den Ursprung der Schrift.
Was Petrus meint, ist, dass keine Weissagung der Schrift irgendeine private Auffassung oder Interpretation von Dingen wiedergibt. Mit anderen Worten: Er möchte nicht sagen, dass diese prophetischen Weissagungen so entstanden sind, wie es die sogenannten Bibelkritiker im letzten Jahrhundert gelehrt haben.
Diese haben etwa Folgendes gesagt: „Diese Propheten waren sehr große und fähige Männer, sie waren tiefgründige Denker, sie betrachteten das Leben und die Geschichte, dann meditierten sie darüber und grübelten nach. Als Ergebnis ihres Nachdenkens entwickelten sie eine Theorie, arbeiteten eine Idee aus und schrieben sie schließlich auf.“
Hier jedoch teilt uns Petrus mit, dass prophetische Weissagung nicht auf diese Weise entsteht. Es ist nicht irgendeine persönliche Interpretation des Lebens, der Menschen, Gottes oder der Geschichte. Denn Weissagung wurde in früheren Zeiten nicht durch den Willen eines Menschen hervorgebracht.
Es war überhaupt nicht der Mensch, sagt er, der sie ersonnen hat.
Aber was ist sie dann? Heilige Männer sprachen „bewegt vom Heiligen Geist“.
Es gibt mehrere Übersetzungen dieses Wortes „bewegt“. Manche sagen, es müsste „hinweggetragen“ heißen, andere würden sagen, es bedeutet „sanft getragen“, manche würden es gar mit „getrieben“ übersetzen. Wahrscheinlich liegen sie alle richtig. Das Wort kann all diese verschiedenen Bedeutungen haben.
Wichtig für uns ist, dass sie alle in einem Punkt übereinstimmen: Als diese prophetischen Weissagungen niedergeschrieben wurden, geschah dies nicht durch Menschen, die sich selbst unter Kontrolle hatten, ihre natürlichen Kräfte, Neigungen und Fähigkeiten gebrauchten, sich Sachen ausdachten, um sie dann nach bestem Können aufzuschreiben. Absolut nicht!
Die ganze Zeit über wurden sie beherrscht von dieser steifen Brise des Geistes, diesem Wind Gottes, dieser göttlichen Energie, diesem göttlichen Hauch. Afflatus kam über sie, erhielt sie und trug sie; sie wurden hinweggetragen vom Geist.
Es war ein Ergebnis dieses Prozesses, dass diese Weissagungen und Schriften entstanden.
Wir haben nun die wichtigsten und eindeutigsten Aussagen betrachtet, die die Bibel selbst hinsichtlich der verbalen Inspiration aufstellt. Auf dieses Fundament stellt sie sich und auf kein geringeres.
Das ist der Ursprung der Bibel. Sie sagt: Alle Schrift ist von Gott eingegeben.
Doch lassen Sie mich zu einem zweiten Punkt kommen. Es ist immer wieder faszinierend für mich, die Dinge zu sehen, die die Bibel für sich selbst und ihre Aussagen voraussetzt.
An erster Stelle steht die Aussage, die unser Herr selbst gemacht hat. Als er sich bestimmten, anders denkenden Leuten gegenüber sah und aus der Heiligen Schrift zitierte, sagte er: „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben, ihr seid Götter? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging, und die Schrift nicht aufgelöst werden kann, sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, du lästerst, weil ich sagte, ich bin Gottes Sohn?“ (Johannes 10,34-36).
Die entscheidende Aussage ist: Die Schrift kann nicht aufgelöst werden. Damit ist gemeint, dass man sie weder für ungültig erklären noch sich ihr widersetzen kann. Sie muss anerkannt werden.
Beachten Sie ferner Galater 3,16: „Nun ist die Verheißung Abraham zugesagt und seinem Nachkommen; es heißt nicht ‚und den Nachkommen‘, als gelte es vielen, sondern es gilt einem, und deinem Nachkommen, welcher ist Christus.“
Sehen Sie, wie wichtig verbale Inspiration ist? Der Apostel misst hier einem einzigen Buchstaben eine besondere Bedeutung zu. Es heißt „sein Nem Nachkommen“, nicht „sein Nenn Nachkommen“.
Was diese ganze Frage der verbalen Inspiration betrifft, ist dies eine der wichtigsten Aussagen von allen. Die gesamte Argumentation des Apostels hängt an der Tatsache, dass die Schrift „sein Nem“ und nicht „seinen Nachkommen“ sagt.
Wenn sie „seinen“ gesagt hätte, dann wäre diese spezielle Argumentation belanglos. Aber weil die Bibel die Einzahl und nicht die Mehrzahl benutzt, ist dies ein Verweis auf den Herrn Jesus Christus.
Dieser besondere Sachverhalt kann in seiner Wichtigkeit und Bedeutung wohl kaum überschätzt werden.
Manchmal stößt man auf Aussagen in der Bibel, in denen eine Aussage des Neuen Testaments mit einer aus dem Alten Testament kombiniert wird. Beide zusammen werden dann als Schriften bezeichnet.
Nehmen wir zum Beispiel 1. Timotheus 5,18: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen, der da trischt, nicht das Maul verbinden, und der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Hier haben wir zwei Schriftstellen: Die erste stammt aus 5. Mose 25,4, die zweite ist eine Aussage unseres Herrn, die in Lukas 10,7 steht.
Achten Sie darauf, wie Paulus diese zitiert, nämlich mit den Worten „Denn die Schrift sagt“. Dies ist wichtig, weil es zeigt, dass die Bibel sowohl das Neue als auch das Alte Testament als heilige Schriftstücke ansieht – als die Schriften.
Ein weiteres wichtiges Beweisstück ist die Art und Weise, wie das Neue Testament das Alte Testament zitiert. Es ist schwierig zu entscheiden, welche Abschnitte man am besten anführen sollte, aber ein Beispiel findet sich in der Apostelgeschichte.
Dort heißt es: „Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herrscher, du bist es, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was in ihnen ist, der du durch den Heiligen Geist und den Mund unseres Vaters, deines Knechtes David, gesagt hast.“ Dann folgt ein Zitat aus einem Psalm.
Was die Christen an dieser Stelle sagen, ist, dass es Gott ist, der durch den Mund seines Knechtes David sprach.
Ein weiteres Beispiel aus der Apostelgeschichte zeigt dies ebenfalls: „Deshalb sagt er an einer anderen Stelle“ (Apostelgeschichte 13,35). Wieder ein Verweis auf Gott, der zeigt, dass er sozusagen der Autor der Psalmen ist. Die Psalmen Davids sind die Psalmen Gottes. Gott ist es, der die Psalmen verfasste.
Doch vermutlich am interessantesten ist die Weise, in der der Hebräerbrief das Alte Testament zitiert. Zum Beispiel heißt es dort: „Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hört“ (Hebräer 3,7). Dies ist ein Zitat aus Psalm 95.
Arbeiten Sie Ihr Neues Testament einmal durch und achten Sie darauf, wie oft darin das Alte Testament zitiert wird. Dabei werden diese Worte Gott und dem Heiligen Geist zugesprochen oder der Ausdruck „Es heißt“ verwendet, was jeweils dasselbe meint.
Mein letzter allgemeiner Hinweis ist, dass wir beim Lesen der Bibel einige offensichtliche Schlussfolgerungen ziehen können, die die Lehre von der Inspiration klar belegen.
Sechsundsechzig Bücher wurden über einen Zeitraum von mindestens sechzehnhundert Jahren von mehr als vierzig Autoren verfasst. Dennoch gibt es nur eine Art von Lehre in der gesamten Bibel und nur eine Art von Moral in der gesamten Heiligen Schrift. Finden Sie dafür eine andere Erklärung als die der Inspiration?
Betrachten Sie das Alte Testament und achten Sie auf den einen Gedanken, der es durchzieht: die Hoffnung auf den Messias. Über all diese Jahrhunderte hinweg, mit all diesen unterschiedlichen Männern, existiert eine messianische Hoffnung. Im Neuen Testament gibt es nur ein großes Thema: Jesus Christus, und zwar als der Gekreuzigte. Alles weist auf ihn hin und konzentriert sich auf ihn. Die Verschiedenheiten zwischen den Schreibern machen keinen Unterschied; es gibt immer nur dieses eine große Thema.
Doch das wichtigste Zeugnis überhaupt, das wir anführen müssen, ist das Zeugnis des Herrn Jesus Christus selbst. Lesen Sie Ihre Evangelien und achten Sie darauf, wie er immer wieder das Alte Testament zitiert. Achten Sie darauf, wie er davon ausgeht, dass das Alte Testament autoritativ ist und wie durch dieses strittige Sachverhalte geklärt werden, sodass sie nicht weiter zur Diskussion stehen.
Er sagte nur: „Es steht geschrieben“, und damit ist es endgültig. Siehe zum Beispiel Lukas 19,46 und Johannes 6,45. Ohne Frage akzeptierte er das Alte Testament in toto, im Ganzen – als autoritativ, endgültig und über allem stehend.
Es gibt einige charakteristische Aussagen, die Jesus machte und die dies betonen. Er sagte: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“
In gewissem Sinn erfasst dies das ganze Alte Testament, Mose und die Propheten. Jesus betont: „Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“
Dann wiederum sagt er zum Beispiel Folgendes: „Habt ihr nicht gelesen, dass der, der sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Weib schuf?“ Wir werden noch auf diese Stelle zurückkommen müssen. Doch bedenken wir, dass dieses Zitat allein ausreichend ist, um zu zeigen, dass unser Herr das, was wir in den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose lesen, als maßgeblich für die gesamte Beziehung zwischen Mann und Frau und ihr Auftreten in der Welt angesehen hat.
Wenn also Menschen beginnen, mit der Autorität der Bibel und ihrer wörtlichen Inspiration doppeltes Spiel zu treiben, werden sie mit Sicherheit Schwierigkeiten mit der Person des Herrn selbst bekommen.
Es gibt jedoch noch viele weitere Aussagen. So darf man zum Beispiel Markus 12, die Verse 26-27, lesen. Darüber hinaus lohnt es sich, Lukas 24, Vers 44 zu bedenken: „Er aber sprach zu ihnen: Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz des Mose und den Propheten und Psalmen.“
Hier ist erneut die Gesamtheit des Alten Testaments gemeint. Das Gesetz des Mose besteht nicht nur aus den zehn Geboten und dem Moralgesetz, sondern umfasst die fünf Bücher Mose, die Propheten und die Psalmen. Jesus akzeptierte sie alle und bat die Jünger, zu beachten, was dort über ihn gelehrt wird. Danach hat er ihnen alles erklärt.
Ich weiß sehr wohl, dass es viele gibt, die an diesem Punkt gerne eine Frage stellen würden: Wie verhält sich dies mit den verschiedenen Diskrepanzen im biblischen Zeugnis, mit bestimmten Unstimmigkeiten und so weiter?
Auf all das gibt es eine sehr tröstliche Antwort. Es gibt, so wie wir sie in unseren Übersetzungen haben, gewisse Dinge, die wir einfach nicht erklären können. Es ist unsere Pflicht, dies bereitwillig und ganz offen zuzugeben.
Doch ich möchte sofort hinzufügen, dass sich die meisten dieser sogenannten Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten, die von Kritikern angeführt werden, erklären lassen. Tatsächlich sind die meisten von ihnen schon erklärt worden. Viele wurden in den letzten Jahren aufgeklärt – als Ergebnis der Archäologie und eines fortgeschrittenen linguistischen Verständnisses der Heiligen Schrift.
Dennoch gibt es einige bestimmte Unstimmigkeiten, die noch nicht geklärt sind. Es ist jedoch bezeichnend, dass sie niemals die Lehre der Bibel oder geschichtliche Fakten betreffen. Es geht vielmehr um Zahlen oder um vergleichsweise unwichtige Dinge. Diese lassen sich ohne Probleme erklären, zum Beispiel durch den Fehler eines Abschreibers oder Übersetzers.
Es gibt jedoch nichts, was in irgendeiner Weise mit einer entscheidenden, wesentlichen Lehre im Widerspruch steht.
Was wir also bekräftigen und erklären, ist Folgendes: Die Originaldokumente, so wie sie ursprünglich geschrieben wurden, sind irrtumslos und unfehlbar. Wir sagen selbst von der Authorized Version, abgesehen von einer Handvoll kleinerer Unstimmigkeiten, die bisher noch nicht erklärt wurden, doch völlig unwichtig sind, dass sie Gottes Wort ist und die einzige unfehlbare Richtschnur für Glauben und Leben.
Es gibt noch andere Argumente, die ich anführen könnte. Doch sie ergeben sich nicht aus biblischen Aussagen, sondern aus dem Stil, der Erhabenheit der Gedanken, was das Lesen der Bibel durch die Jahrhunderte hindurch bei Menschen bewirkt hat, sowie aus den Erklärungen frommer Menschen über die Bibel.
Letztendlich können sie jedoch niemandem beweisen, dass die Bibel einzigartig und göttlich inspiriert ist. Im Grunde müssen Menschen durch den Heiligen Geist erleuchtet werden.
So möchte ich schließen mit einem Zitat des Westminster-Glaubensbekenntnisses, das die Sachlage vollkommen zum Ausdruck bringt:
„Zwar kann uns das Zeugnis der Kirche bewegen und anleiten zu einer Hochschätzung und Ehrbietung gegen die Heilige Schrift. Desgleichen die himmlische Beschaffenheit des Gegenstandes, die Kraft der Lehre, die Majestät der Redeweise, die Übereinstimmung aller Teile, der Zweck des Gesamten, welcher ist, Gott alle Ehre zu geben, die völlige Entdeckung, dass sie den einzigen Heilsweg zeigt. Die vielen anderen unvergleichlichen Eigenschaften und ihre gänzliche Vollkommenheit sind Gründe, durch die sie sich völlig überzeugend als das Wort Gottes erweist. Nichtsdestoweniger stammt unsere volle Überzeugung und Gewissheit ihrer unfehlbaren Wahrheit und ihrer göttlichen Autorität vom inwendigen Werk des Heiligen Geistes, der durch das und mit dem Wort Zeugnis in unsere Herzen gibt.“ (Westminster Glaubensbekenntnis Kapitel 1, Absatz 5)
Es gibt noch weitere Argumente, die ich anführen könnte. Allerdings ergeben sie sich nicht direkt aus biblischen Aussagen. Dazu gehören der Stil, die Erhabenheit der Gedanken und die Wirkung, die das Lesen der Bibel über die Jahrhunderte hinweg auf Menschen hatte. Ebenso zählen dazu die Erklärungen frommer Menschen über die Bibel.
Doch letztendlich können diese Argumente niemandem beweisen, dass die Bibel einzigartig und göttlich inspiriert ist. Im Grunde müssen Menschen durch den Heiligen Geist erleuchtet werden.
So möchte ich schließen mit einem Zitat aus dem Westminster-Glaubensbekenntnis, das die Sachlage vollkommen zum Ausdruck bringt:
Westminster-Glaubensbekenntnis Kapitel 1 Absatz 5:
Zwar kann uns das Zeugnis der Kirche bewegen und anleiten zu einer Hochschätzung und Ehrfurcht gegenüber der Heiligen Schrift. Ebenso die himmlische Beschaffenheit des Gegenstandes, die Kraft der Lehre, die Majestät der Redeweise, die Übereinstimmung aller Teile und der Zweck des Gesamten, welcher darin besteht, Gott alle Ehre zu geben. Auch die völlige Offenbarung, dass sie den einzigen Heilsweg zeigt, sowie die vielen anderen unvergleichlichen Eigenschaften und ihre gänzliche Vollkommenheit sind Gründe, durch die sich die Bibel als das Wort Gottes völlig überzeugend erweist.
Nichtsdestoweniger stammt unsere volle Überzeugung und Gewissheit von ihrer unfehlbaren Wahrheit und göttlichen Autorität aus dem inneren Wirken des Heiligen Geistes, der durch und mit dem Wort Zeugnis in unsere Herzen gibt.
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit