Einführung und Kontext des Epheserbriefs
Jetzt sind wir beim Epheserbrief, Epheser 2. Ich war wieder sehr begeistert, wie schön der Epheserbrief ist. Man ist ja manchmal blind und legt ihn dann irgendwo beiseite. Ich hatte bei mir so eine Erinnerung, dass der Epheserbrief etwas Schwieriges, etwas Schwerverständliches sei. Das stimmt aber gar nicht. Er ist ein Brief, der ungemein gefüllt ist.
Also, jetzt muss ich Ihnen auch noch etwas sagen: Bei Theologen gibt es ja immer wieder die Behauptung, die Paulusbriefe seien nicht alle von Paulus geschrieben. Wenn man einem Theologen sagt: „Ja, warum eigentlich?“, dann sagen sie, die Briefe seien zu grundverschieden. Nun, die Briefe, die ich an meine Frau schreibe, und die Briefe, die ich an meine Kinder schreibe, sind auch sehr verschieden, wenn man sie miteinander vergleicht. Und die Briefe, die ich Ihnen schreibe, sind noch mal anders.
Also ist es deswegen gar kein Wunder, natürlich sind sie von Paulus. Sie verstehen die ganzen Briefe nur von dort her – und ganz abgesehen davon, das geht ja auf die erste Christenheit zurück. Lassen Sie sich nie von so einem Quatsch einwickeln, das ist so ein Unsinn.
Natürlich ist das gerade die Situation des Paulus in der Gefangenschaft. Und zwar den Paulus muss man immer vor sich sehen in dieser Stadt Ephesus, wo er ja den Kampf hatte mit diesem okkulten Zauberzeichen der Diana. Die Diana war die Artemis mit ihren fünfzig Brüsten, so wie es in einem Lexikon dargestellt ist. Die Artemis in Ephesus war ja ein Riesentempel aufgebaut, der zu den Weltwundern gehörte.
Und dort gab es eine Christengemeinde, und der schreibt Paulus. Jetzt ist jedes Wort nur von dort her verständlich. Er zeigt ihnen zuerst den Hintergrund, dass Gott, der ewige Herr, durch seinen Sohn Jesus in Ephesus, in dieser Heidenwelt, etwas gewirkt hat.
Dann schließt er im sechsten Kapitel: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“ und „steht in der Auseinandersetzung“. Und die kam ja. Wenn man heute nach Ephesus kommt, dann ist man betroffen, weil alles in Trümmern liegt.
Dort gab es früher, schon im vierten Jahrhundert, eine große Christengemeinde, noch die Johanniskirche – da steht die Ruine. Heute sind dort nur noch Moslems, Türken.
Die geistliche Lage vor der Bekehrung
Und jetzt lesen wir Kapitel zwei, Verse eins bis zehn:
Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt, nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt, in den Begierden unseres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne. Wir waren Kinder des Zorns von Natur, wie auch die anderen.
Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr selig geworden. Und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus erzeige.
Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch; Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott so vorbereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Beim Lesen haben wir deshalb Schwierigkeiten, weil wir heute alle flüchtig lesen. Wie lange braucht man zur Morgenlektüre der Zeitung? In vier Minuten ist man durch. Dann weiß man, was im Nahost läuft, wie die Börsenkurse stehen, wie das Wetter wird und alles. Dann fliegt man so durch.
Früher haben die Menschen ganz anders gelesen. Sie haben auch nicht so viel geschrieben, aber was sie geschrieben haben, haben sie anders gelesen. Sie haben auch laut gelesen. Das ist eine große Hilfe, wenn man langsam und laut liest.
Ihr Memorierer merkt das sowieso beim Lernen, aber das zeigt sich auch sehr schön in der Geschichte vom Kämmerer aus dem Moorenland, der für Philippus bekehrt wird (Apostelgeschichte 8). Er fragt: „Verstehst du, was du liest?“ Und es wird nur so erklärt, dass er laut vor sich hinlas, sonst hätte er nicht gewusst, dass er die Bibel liest. Also hat man damals laut gelesen.
Das ist ein ganz großer Tipp und würde uns vor vielem flüchtigen Lesen bewahren. Wir brauchen das flüchtige Lesen, sonst kommen wir nicht mehr durch. Es ist ja schön, wenn man ein zwei Stunden Buch mit zweihundert Seiten durchlesen kann, wenn man so darüberfliegt und weiß, was drinsteht. Manche Bücher lohnen es auch nicht, dass man sie gründlicher liest.
Aber es ist schön, wenn man beim Bibellesen jetzt jedes Wort auf die Goldwaage legt.
Die geistliche Wende durch den Glauben
Also, worum geht es jetzt? Es geht um die große Wende, die eintritt, wenn ein Mensch zum Glauben kommt.
Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Beispiele erzählen. Für uns ist das oft nicht richtig bewusst, besonders wenn wir aus christlichen Traditionen stammen. Das ist eigentlich das Schwierigste. Man kommt aus geprägten Verhältnissen und ist dann nicht mehr in der Lage, Christus, Jesus, wirklich zu sehen. Man sieht nur seine Eltern, mit denen man vielleicht im Streit gelebt hat. Es herrscht eine Spannung, und der christliche Glaube ist belastet.
Ich habe das bei 40-jährigen Menschen gehört. Wenn man ihnen sagt, man möchte sie in die Gemeinde einladen, kommt oft die Antwort: „Oh, wir dürfen als Kinder keine bunten Kleider anziehen.“ Oder: „Der Religionslehrer hat mir eine gewischt.“ Sobald Christen so etwas hören, denken sie nicht daran, was Jesus wirklich bedeutet.
Deshalb bitte ich Sie immer, mit den Menschen über ihre Erfahrungen mit der Kirche zu sprechen. Für viele ist der Begriff „Pfarrer“ die schlimmste Vogelscheuche. Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht: Es gab Streit, etwas wurde ihnen abgeschlagen, oder es war böse und finster. Immer wieder schlechte Erlebnisse.
Oder wenn sie an Kirche denken, dann an den Petersdom oder an Kirchensteuer – das sind meist negative Erfahrungen.
Das größte Erlebnis ist jedoch, wenn Menschen Jesus entdecken. Wir sollten besonders darauf achten und sagen: „Von der Kirche wollen wir jetzt gar nicht reden.“ Ich mache manchmal ein paar flotte Sprüche und sage: „Ach, Kirche, da könnte ich Ihnen auch manches Kritische erzählen.“ Aber mir geht es um Jesus. Das hat mich fasziniert. Er hat in meinem Leben eine Wende bewirkt. Seitdem ist er der Herr meines Lebens.
Über diesen Punkt sollten wir reden – das missionarische Gespräch. Paulus sagt: „Ihr in Ephesus, wisst ihr eigentlich, was damals passiert ist, als ihr Jesus als euren Herrn angenommen habt?“ Die meisten Menschen, die sich heute christlich nennen, sagen: „Ich bin doch Christ.“ Aber sie haben Jesus nie wirklich angenommen. Er ist nie Herr ihres Lebens geworden. Sie sind sich im Glauben nicht einmal klar, was sie wollen.
Und genau darin liegt die große Not in unserer Kirche. Man findet immer wieder Leute, die sagen: „Das sind ein paar geisteskranke Menschen, die so drängend sind und diesen missionarischen Eifer haben. Da muss irgendwo in ihren Chromosomen eine komische Anordnung sein, ein religiöser Spleen oder so etwas.“
Aber sie verstehen gar nicht, dass wir etwas mit Jesus erlebt haben. Wir sagen: „Auf vieles könnten wir verzichten, aber Jesus ist die Mitte unseres Lebens.“
Die Bedeutung des geistlichen Todes
Warum? Wir waren tot ohne Jesus. Letztendlich waren wir tot, das meint Paulus nicht nur im Sinne eines Leichnams, der mit eingefallenen Wangen daliegt oder schon verwest ist. Für ihn bedeutet Tod, dass aus diesem Leben nichts Neues mehr hervorgeht.
Ein anderes Beispiel, warum der Tod bei Paulus so wichtig ist: Ein Mensch, so wie wir ihn treffen, kann für göttliche Dinge nichts entwickeln, weil er abgestorben ist. Wenn man ihm etwas erzählt, das ihn erfüllen könnte, ordnet er es nur ein und sagt: Ja, ja, das ist Esoterik oder eine Mischung aus Buddhismus und Islam. Aber er ist taub für Gottes Stimme. Es ist, als wäre er schwerhörig. Jemand könnte neben ihm laut schreien, und er würde nur ahnen, dass etwas um ihn herum passiert, aber nicht folgen können. Oder wie ein Blinder, der die Farben nicht sieht. Wenn man ihm sagt, dass an der Wand schöne Bilder hängen, antwortet er höchstens höflich mit „Aha“. Er versteht nicht, was man sagt, er kann es nicht sehen.
Paulus meint mit Tod also, dass die geistlichen Sinne abgestorben sind. Im 1. Korinther 2,14 sagt er, der natürliche Mensch vernimmt nichts von der göttlichen Welt. Er kann überhaupt nur etwas wahrnehmen, wenn der Geist Gottes in ihm wirkt. Gott muss in uns eine Vorbereitung schaffen, damit wir für göttliche Dinge offen werden.
Deshalb ist es wichtig, Menschen nicht nur mit frommen Sprüchen zu bombardieren. Man muss auch für sie beten, denn Gott muss zuerst den Riegel wegschieben und den Geist erwecken, damit Verständnis überhaupt möglich wird.
Das ist wie bei Physik: Wenn mir jemand etwas erklärt, sage ich zwar „Ja, ja, ist klar“, aber ich verstehe nichts. Mir fehlt die geistige Kapazität, um das zu begreifen. Es ist eine fremde Welt.
Ihr wart tot, ihr wart geistlich tot. Das Erkennen war tot, das Wissen war tot und das Fühlen für Gott war tot. Dass die Menschen auf der irdischen Ebene gegessen und getrunken haben, ist selbstverständlich.
Die Sinnlosigkeit des Lebens ohne Gott
Ich vergleiche das gerne anhand von Beispielen. Es ist immer wieder so, dass man vielleicht Beispiele nimmt, die man auch wiederholen darf. Das ist ja auch eine Hilfe für sie, denn solche Beispiele kann man dann wieder anwenden.
Im Roman von Kazak wird die Stadt hinter dem Strom geschildert. Im Grunde ist es ein Blick in die Welt der Hölle. Wie sieht es dort aus? Kazak beschreibt, dass die Menschen unentwegt tätig sind, ohne Unterlass.
Je mehr man den dicken Roman von Kazak liest – ein wirklich lesenswertes Buch –, desto erschütternder wird das Bild. Die Leute gehen zum Friseur und lassen sich die Haare schneiden. Die Haare werden geschnitten. Dann lassen sie sich die Nägel richten, anschließend undullieren sie sich, danach parfümieren sie sich. Dann gehen sie weg. Kaum sind sie aus der Tür, kommen sie wieder herein und sagen: „Ich brauche einen Haarschnitt.“
Im Grunde zeigt das Buch die furchtbare Nichtigkeit des Lebens. Die Menschen tun immer wieder dasselbe. Da ist zum Beispiel ein alter Rechtsanwalt. Er kommt mit seinen Gerichtsakten und sagt: „Da muss ich noch den Paragraf 712, Abschnitt B, bearbeiten.“ Dann führt er seinen Prozess, legt Berufung ein, und Tag und Nacht geht das so weiter, ohne Ende. Schließlich zerfallen seine ganzen Akten zu einem Berg aus Asche und Staub. Alles ist nichtig, was sie tun.
Ein weiteres Beispiel ist bei Kazak die Fabrik in der Stadt hinter dem Strom. Dort wird Kunststein hergestellt, also Terrazzo-Platten, wie man sie von schönen Treppen im Treppenhaus kennt. Diese Steinplatten sehen marmoriert aus und werden dort aus Stein gemacht.
In der Fabrik gibt es eine Betriebsführung. Der Betriebsleiter erklärt stolz die Technik: „Wir machen das alles vollautomatisiert, wir brauchen nur wenig Arbeit.“ Die Loren fahren und kippen Sand hinein, dann kommt der Zement, die Platten werden geschliffen, und am Ende kommen die fertigen Platten heraus.
Dann sagt der Betriebsleiter: „Jetzt zeige ich euch noch einen Clou.“ Das Tollste sei eine ganz neue moderne Fabrikanlage. Dort, wo die Platten herauskommen, fahren sie sofort mit der nächsten Lore weiter in ein Werk. Dort werden die gleichen Platten wieder zertrümmert, bis sie ganz klein sind. Dann werden sie getrennt, der Sand wird wieder verwendet, und eine Eisenbahn fährt hinten herum. Die Platten werden vorne wieder eingefahren und neu hergestellt.
Im Grunde zeigt auch dieses Beispiel die Nichtigkeit des Lebens. Wenn man das liest, wird einem bewusst, wie viel Nichtigkeit es in unserer Welt gibt.
In der Kantine zum Beispiel: Die Menschen essen mit Heißhunger und stellen sich danach sofort wieder in die Schlange, holen erneut Essen und sagen: „Ich brauche wieder Essen.“ Es kommt nie zu einer Sättigung.
Kazak will damit sagen: Das ist die Nichtigkeit des Menschen. Die Hölle ist schon hier in dieser Welt. Ich tue etwas, aber was ich tue, ist gar nichts Bleibendes, nichts Wirkliches, nichts Fruchtbringendes. Das meint das Wort „Tod“.
Wenn ich das Wort „Tod“ höre, denke ich: „Ich bin doch nicht tot! Ich kann doch sonntagmorgens noch auf dem Fußballfeld zwölf Tore schießen. Ich kann durch den Wald rennen und joggen. Ich kann noch die große Rolle machen oder Bauchumschwünge.“ Doch für Gott bedeutet „Tod“, dass das Wirken meines Lebens nichts hervorgebracht hat.
Die Leute in Ephesus waren tätig, aber für Gott blieb nichts Bleibendes. Was blieb vom alten Rom? Kultur, Ruinen...
Die Veränderung durch die Bekehrung
Und jetzt ist wichtig: Was hat sich denn durch die Bekehrung verändert?
Es betraf Künstler, die uns erzählten, wie sie zum Glauben kamen. Vor zwölf Jahren waren sie völlig fern davon – nicht einmal aus einer christlichen Tradition stammend, sondern in einer fremden Religion aufgewachsen. Durch verschiedene Zeugen wurden sie mitgenommen und stellten alles auf Rot. Sie hatten immer die Ohren zugehalten, wenn irgendetwas Christliches kam. „Davon will ich nichts, ich will mit diesen Kathedralen und mit den Popen nichts zu tun haben“, sagten sie.
Doch irgendwo in einer Versammlung sprach ein Nichtpfarrer von Jesus. Das hat den Mann so gepackt – zuerst die Frau, dann den Mann. In einer konkreten Not beteten sie und verschrieben sich noch am selben Abend dem Herrn Jesus.
Es war so schön, mit ihnen zusammen zu sein, wenn sie erzählten. Sie sagten: „Jeden Tag, wenn wir im Auto sitzen, können wir bloß mit ihm reden. Wir sagen zu Gott jetzt einfach nur ‚Papa‘ – so ist er unser lieber Vater. Wir sind so vertraut mit ihm, wir leben mit ihm, sehen seine Wunder und erfahren seine Nähe.“
Auf einmal ist das Leben ein anderes. Sie können sich überhaupt nicht mehr vorstellen, wie sie vorher gelebt haben. Das ist für sie eine Revolution. Sie leben in einer ganz anderen Intensität. Jeder Tag, auch das Schwere ihres Lebens, hat Sinn. Sie können es annehmen und jedem Augenblick einen Sinn abgewinnen. Sie leben mit Jesus und für ihn und wollen ihm dienen.
Und das sind keine Leute, die in einem christlichen Dienst stehen, sondern in einem weltlichen Beruf. Aber sie sagen: „Ich lebe jetzt für ihn, und mein Leben soll ein Lobpreis für Jesus sein.“
Wir müssen uns immer wieder klar machen, worum es bei dieser Wende geht: dass ich Christus wirklich annehme.
Ein Missverständnis wäre zu denken, dass es im neuen Leben keine Sünden mehr gibt. Doch leider gibt es sie weiterhin. Wir waren tot in Übertretungen und Sünden. Solange dieser Leib uns anhängt, haben wir immer noch damit zu kämpfen.
Aber die überwältigende neue Art ist, dass ich jetzt die Herrschaft Christi in meinem Leben erfahren habe und ihm nun diene.
Persönliche Erfahrungen und Ermutigungen
Ich habe mir auf meinem Zettel notiert, Ihnen einfach noch mehr solcher Geschichten zu erzählen. Aber die Zeit ist jetzt um.
Wenn Sie einfach einmal Lebensbilder betrachten: Wesley, der aus frommer Tradition kam und später sagte, er sei schon Missionar gewesen. Doch die entscheidende Wende seines Lebens erfuhr er erst, als er sein Leben wirklich in die Hand Jesu legte. Er sagte: „Jetzt soll Jesus mein Herr sein, und ich will nicht mehr mit meinen frommen Taten leben.“
Hier beschreibt uns Paulus in Vers 2, wie wir früher gelebt haben – nach der Art dieser Welt, nach der Mode dieser Welt. Es ist bei uns immer leicht zu erklären, besonders wenn wir morgen Abend junge Leute im Jugendbibliokreis haben, die zum Glauben kommen. Dann sagen die Eltern oft zu Hause: „Ja, hör mal, du brauchst nicht alles glauben, was die da sagen.“ Der Hofhackel ist gemeint.
Dann sagen die Eltern vielleicht: „Das kommt ja häufig vor bei einem Mädel. Also eigentlich unnatürlich: Jetzt bist du 15 und hast noch keinen Freund.“ Dann sagt das Mädel: „Ja, die anderen haben da eigentlich auch noch keinen.“ Dann sagen die Eltern: „Du hast nichts dabei.“ Die Mode der Zeit wird wahrscheinlich scharfsinnig überhaupt nichts dagegen haben, dass ihr miteinander Urlaub macht.
Im sexuellen Bereich sagt man: „Wir haben eine andere Mode. Christen leben anders.“ Doch das betrifft nicht nur diesen Bereich. Es ist interessant, dass wir von einem neuen Denken erfüllt sind. Und wir sollten aufpassen, dass wir nicht nur das sexuelle Gebiet betrachten, sondern in allem im Umgang miteinander.
Wir sollten nicht fragen: „Wie leben die anderen Leute?“ sondern: „Wie lebt man heute mit Jesus? Wie macht man das? Wie sieht es aus mit Urlaub und Freizeit, Essen und Trinken, Freude und Feste feiern?“ Nicht nach der Art dieser Welt.
Dass das eine Spannung mit der Welt bedeutet, dass wir da vielleicht oft auch ein bisschen anecken, da wollen wir vorsichtig sein. Aber wir wollen uns gar nicht mehr nach der Art dieser Welt ausrichten. Wir wollen eine andere, eigene Denkweise haben.
Es ist klar: Wir leben eine Alternativkultur. Und es ist richtig schön, wenn wir auch in dieser Zeit wieder Mut hätten, als Christen eine andere Kultur zu leben.
Die geistliche Gefahr und Gemeinschaft
In vielen Bereichen können wir den Lesestoff nicht mehr einfach so nutzen. Wir können auch nicht alle Fernsehprogramme bedenkenlos konsumieren. Ebenso ist es nicht möglich, einfach alle Gedanken zu übernehmen. Stattdessen müssen wir alles an Christus neu ausrichten, dort, wo er Herr unseres Lebens geworden ist.
Der Geist, der in dieser Zeit wirkt, ist entscheidend. Ich habe zufällig eine heilige Lektüre gelesen, die Apothekerzeitung. Dabei fiel mir eine Buchbesprechung auf. Es wurde ein Buch über Esoterik vorgestellt, geschrieben von einem Studienrat. Er erklärt darin, wie man richtig Tarotkarten legt, richtig pendelt und wie man all das mit dem Geistheilen heute verbindet.
Solche Praktiken werden immer mehr Verbreitung finden. In der Zeitung stand auch, dass man natürlich wissen müsse, worauf man sich einlasse. Es gäbe auch Gefahren dabei, wurde in der Besprechung erwähnt. Dennoch hat diese Geisterzeit heute eine weite Ausstrahlung in vielen Bereichen.
Deshalb müssen wir immer wieder betonen, dass man sich fest an die Gemeinschaft anschließen muss. Es geht nicht, dass man allein Christ ist. Man braucht Freunde, mit denen man sprechen kann, seelsorgerlichen Kontakt und die Möglichkeit, Probleme zu besprechen.
Paulus spricht immer wieder vom Zorn Gottes – ein Wort, das heute in Predigten oft nicht mehr vorkommt. Für Paulus war es ein ganz wichtiges Bibelwort: Diese Welt steht unter dem Zorn Gottes. Das gilt nicht nur für Personen wie Saddam Hussein, sondern auch für unsere Stadt Stuttgart und die Bundesrepublik Deutschland.
Es ist nicht so, dass wir durch das Niederreißen der Mauer mit dem lieben Gott versöhnt wären. Unser Land liegt unter dem Zorn Gottes. Nicht nur, weil Kinder abgetrieben werden, sondern auch wegen maßlosem Unrecht, wie es in Sodom geschah.
Gottes Zorn und seine heilige Geduld
Ich habe das gesehen, sagt der Herr – oder wie bei Noah zur Zeit der Sintflut: Es reut mich, dass ich Menschen geschaffen habe. Der Zorn Gottes ist entbrannt. Dabei ist Gott kein zorniger Gott, so wie wir manchmal zornig sind, wenn wir rot anlaufen und dann blindwütig reagieren. Gott ist voller unermesslicher Geduld. Dennoch ist er einer, der das Böse hasst, die Lieblosigkeit verabscheut und das Gemeine ablehnt.
So wie uns ein heiliger Zorn überkommt, wenn wir etwas Fieses sehen – das geht Ihnen doch auch so, oder? Es ist doch nicht möglich, dass Sie bei einer solchen Nähe einfach wegsehen, wenn jemand wirklich schuftig handelt. Wie reagieren Sie, wenn Sie sehen, dass ein junger Mann einer vierzehnjährigen Frau auf den Boden fällt und ihr die Handtasche wegreißt? Das gibt es doch nicht! Sie werden doch nicht einfach zusehen, sondern für die Schwachen eintreten. Irgendwo muss doch der Zorn entbrennen. Es ist doch richtig, dass ich für die Wahrheit eintrete.
Und wer dann sagt: „Ja, wir wollen doch nicht zornig sein“, der hat wohl nicht verstanden, dass es uns wohl angestanden hätte, zornig zu sein, wenn Juden vernichtet werden. Verstehen Sie, wir wollen doch wach werden für das Unrecht. Gott ist ein zorniger Gott, der die Sünde heimsucht. Er tadelt auch das Unrecht unserer Zeit.
Nun erzählt der Text hier, was Gott tut, in Vers 3: Durch seine Barmherzigkeit hat er uns mit seiner großen Liebe geliebt. Der Anfangspunkt des Glaubens ist: Gott hat mich lieb. Anders fing es nie an. Ich, der ich es gar nicht wert war, er hat mich gesucht. Von unserer Seite aus begann es oft anders: Wir sagen, ich habe zuerst nach Gott gesucht, ich habe eine Bibel gelesen, ich habe in meinem Gewissen Unruhe empfunden. Aber wenn wir wirklich darüber nachdenken, ist doch alles darauf zurückzuführen, dass Gott zuerst angefangen hat – mit seiner unendlichen Liebe. Er hat uns nie abgeschrieben, selbst als wir noch in der Ferne waren und ihn noch nicht gesucht hatten.
Das wird im Bild vom verlorenen Sohn immer so schön dargestellt – mit der großen Liebe, mit der er uns sucht. Er hat sein Werk an uns getrieben. So habe ich diesen Teil überschrieben: Er treibt sein Werk an uns, er hat uns lebendig gemacht.
Das geistliche Erwachen und Wachstum
Das ist wie bei einem Baby. Wenn man das jetzt bei den Enkelkindern sieht, wie sie plötzlich anfangen zu greifen und Dinge in die Hand nehmen, dann reagieren sie. Das ist etwas Wunderbares, wenn jemand geistlich lebendig wird, neu wird und dann anfängt zu sagen: „Ich kann mit Christus leben.“
Natürlich fällt es einem am Anfang schwer, bis man das erste Mal laut beten kann oder bis man sagt: „Ich kann mit jemand anderem über meinen Glauben reden.“ Aber das sind alles Schritte des Erwachsenwerdens im Glauben, des Lebendigwerdens. Man lernt, seine Gaben und sein Leben zu benutzen.
Am Anfang lässt man sich bedienen wie ein Baby, das einen Schuppen bekommt und gewickelt wird. Aber irgendwann wird man geistlich lebendig. Und ich möchte, dass die Menschen selbständig werden und ihren Glauben an andere weitergeben können. Sie sollen nicht nur betreut werden, sondern auch anderen dienen.
Das bedeutet: Jetzt kann ich im Hauskreis anfangen, jetzt gründe ich mal eine Kindergruppe in meiner Gegend und sammle die Kinder. Ich bin gewachsen und weiß, dass Christus mich braucht und meine Gaben benutzt. Er hat mich lebendig gemacht mit der großen Liebe, mit der er mich geliebt hat. Uns, die wir tot waren in den Sünden, hat er mit Christus lebendig gemacht.
Liebe Freunde, es ist immer so, dass wir untüchtig sind und uns nicht begabt fühlen. Beim Bibellesen ist es deshalb immer eine ermutigende Sache, an Thomas zu denken und zu sagen: Er war ein Zweifler. Er hat vieles nicht verstanden, und trotzdem konnte er ein brauchbarer Zeuge für Jesus sein.
Oder Petrus, den nehmen wir gern in den Bibelarbeiten als Beispiel. Er hat versagt, doch Jesus hat ihn benutzt und lebendig gemacht. Es waren lauter Nieten, aber Jesus macht lebendig – mit Christus lebendig gemacht.
Dabei geht es eigentlich um das Beispiel der Auferstehung, das große Wunder, dass der Tod sogar durchbrochen wird. Das soll sich auch in unserem Leben ereignen.
Persönliche Erinnerungen und Gottes Werk an uns
Jetzt möchte ich Sie heute noch einmal zurückversetzen in die Tagesarbeit, die Sie alle geleistet haben. Sie waren mitten im Tag beschäftigt und haben tüchtig geschuftet.
In solchen Momenten will Christus, der Auferstandene, wirksam sein an uns – mit seiner Kraft, die lebendig macht. Wenn wir manchmal traurig und verzagt sind, holt er uns wieder heraus. Sein Wort macht uns lebendig. Der Trost eines Mitbruders oder einer Mitschwester macht uns lebendig. So bekommen wir neuen Mut.
Die heutige Losung sagt: Wir werden getröstet mit dem großen Trost Jesu. Und dann können wir wiederum andere trösten. Das ist besonders schön, wenn man erlebt, dass es Kranke unter uns gibt, die trotz ihrer Krankheit so viel Leben erfahren, dass sie die anderen „Toten“ herausholen.
Oh, dass es Trauernde gibt, die nicht bloß in der Trauer verharren, sondern aus ihrer Trauer lebendig werden und jetzt fröhliche Trostworte hineinrufen. Er hat uns lebendig gemacht. Er, der Auferstandene, wirkt so mächtig in unserem Leben. Christus zu ergreifen, das ist das Wunder unseres Lebens.
Jetzt möchte ich etwas einschieben, mitten in den Text. Es ist ja immer am Abend auch eine Sache, wenn man müde ist und noch so toll zuhört, wie Sie jetzt, während ich hier einen Monolog halte.
Ich werde an diesen Text immer erinnert. Ich habe Ihnen neulich schon erzählt, dass ich hier in der Ludwig-Hofacker-Kirche meine Examenspredigt gehalten habe – meine zweite Examenspredigt. Früher war das grausam, heute ist das ja besser, da kommt das Prüfungskollegium in die Gemeinde. Aber früher musste man die Predigt wirklich in einer leeren Kirche halten.
Und eben diese Predigt habe ich in der leeren Ludwig-Hofacker-Kirche gehalten. Was ich hier schon erlitten habe! Ich bin einfach so froh, dass ich jetzt keine leere Ludwig-Hofacker-Kirche mehr habe. Das habe ich durchgestanden. Es war das erste Mal, dass ich in der Ludwig-Hofacker-Kirche gepredigt habe.
Zwei liebe Leute waren da: meine Mutter und meine Frau, die zugehört haben. Mein Predigttext war Epheser 2, Vers 10, der letzte Vers. Ich habe diese Predigt noch einmal herausgeholt. Damals war auch Karl Gutbro dabei, der Schwiegervater meines Bruders Rolf. Er setzte sich demonstrativ auf die Seite und wollte in diesem Augenblick nicht mehr dem Prüfungskollegium angehören.
Es waren noch zwei andere Herren dabei. Der eine saß hier in der Kirche, der andere dort. Und dann noch die zwei lieben Frauen – wie beim Grabe Jesu am Ostermorgen. So schön war es.
Ich habe mir redliche Mühe gegeben zu sagen: Wir sind sein Werk. Ich komme jetzt mal auf den zehnten Vers zurück: Wir sind ein Werkstück Gottes.
Kennen Sie einen Rohling? Die Metallarbeiter unter uns wissen, wie das ist. Sie haben mal sechs Monate bei Daimler-Benz gearbeitet. Ich war Gesenkschmied und kenne das gut. Man hat immer solche Stücke, die erst zugeschmiedet werden.
Wir sind erst ein solches grobes Eisenstück, an dem Gott arbeitet. Das hat mich heute ungemein angesprochen. Wenn ich damals gedacht hätte, dass ich einmal in dieser Kirche so viele liebe Menschen finden würde, werde ich sentimental und muss fast weinen.
Es ist wunderbar, dass wir Liebe finden, Gemeinde erleben und dass Gott an uns arbeitet. Es ist nicht unser Werk, es ist Gottes Werk, dass er uns benutzt.
Es ist eigentlich schon ein Wahnsinn, dass ich damals zwei Frauen und zwei Prüferinnen predigen wollte. Da ist ja alles im Grundtheater. Und Gott benutzt das Wort. Wenn ich dann erlebe, dass es Ihnen etwas gegeben hat, dann wirkt Gott durch unsere schwache Menschenart hindurch, durch unsere fehlbare Menschenart.
Das dürfen Sie genauso bei sich erleben: Wir sind ein Rohling Gottes, an dem Gott arbeitet. Gott muss uns noch zurechtweisen, Gott muss an uns herumhämmern. Gott muss uns tüchtig machen.
Denken Sie daran: Ich bin ein Rohling Gottes, an dem er arbeitet. Paulus macht das den Ephesern groß und sagt: Lasst euch von Christus bearbeiten, lasst euch in die Zucht nehmen, lasst euch auch behämmern, lasst euch verändern.
Wir sind oft gar nicht bereit, uns verändern zu lassen. Wir sind so angestrengt, etwas selber zu machen. Das ist gar nicht nötig. Er hämmert an uns herum. Deshalb sind die Schwierigkeiten so wichtig für uns, die Demütigungen und die Kritik, die wir erfahren.
Dann dürfen wir wieder aufleben am Trost, den uns Jesus gibt. Er drückt uns nicht nieder, er zieht uns nicht in die Tiefe. Er holt uns immer wieder heraus.
Er hat uns geschaffen zu guten Werken. Er hat uns so gemacht, dass wir anderen Liebe geben können. Das ist ganz wichtig für Ihre Lebensführung. Sie brauchen gar nicht nach anderem zu streben. Bleiben Sie da, wo Sie sind, und wirken Sie fröhlich zu guten Werken. Das wird vom Herrn gesegnet.
Er hat Sie geschaffen zu guten Werken, die Gott so vorbereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. Wenn ich dann mein Leben überblicke und auch die Jahre des Dienstes, kann ich Gott nur danken: Du hast das wunderbar gemacht.
Ich hätte mir das Leben immer anders vorgestellt als er. Wie er Plätze füllt, wie er Dienste segnet und wie er aus so einem Tag etwas macht. Manchmal wird bei mir ein Tag völlig auf den Kopf gestellt.
Da plant man und denkt: Heute ist viel zu machen. Plötzlich kommt Besuch, und alles wird umgeworfen. Der Tag gerät aus den Fugen. Am Abend muss man sagen: Da hat Gott Regie geführt. Selten war ein Tag so gesegnet wie dieser.
Es ist wunderbar, wenn man sich so der Führung Gottes überlässt und sagt: Auch die Widrigkeiten kommen aus seiner Hand. Aber ich darf im Glauben und unter seiner Herrschaft leben.
Die himmlische Stellung der Gläubigen
Jetzt wollen wir noch die paar Verse dazwischen lesen: „Er hat uns auferweckt mit Christus“ (Vers 6), „eingesetzt im Himmel, in Christus Jesus“.
Wir haben jetzt die Türen zum Himmel geöffnet. Der Himmel ist angebrochen in der Welt, und wir sind als Christen reiche Leute, weil wir wissen, dass Christus bei uns ist.
Wir haben das Lied gesungen: „Herr, wir wissen, dass du lebst, dass du da bist in deiner Macht.“ Es wird immer wieder von der Gnade gesprochen. Es ist alles unbegreifliche Gnade. Ihr seid selig geworden aus Gnade.
Paulus hatte ja immer Todesangst davor, dass wir etwas aus eigener Kraft machen wollen. Er sagt: „Lass dir doch die Gnade gefallen, freu dich an dem, was Christus bei dir tut.“
Und wir dürfen auch viel mehr im täglichen Leben warten: „Herr, ich weiß jetzt nicht mehr, wie es weitergeht, jetzt warte ich auf dich. Du bist doch so wunderbar.“
Kindlicher sollten wir werden und uns in diese Gnade Jesu einhüllen lassen. Er will in den kommenden Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade gegen uns in Christus Jesus zeigen.
Ihr seid aus Gnade selig geworden, unverdient – unverdient ist das. Ihr seid schon heute Himmelsbürger, Leute, die eine Zukunft haben, gerecht und heilig geworden durch die Vergebung Jesu. Ihr seid reiche, glückliche Leute.
Glaube als Geschenk Gottes
Jetzt muss ich noch ein Wort zum Durchglauben sagen. Das ist nicht aus euch, sondern eine Gottesgabe.
Bei uns wird oft so getan, als ob der Glaube etwas wäre, das irgendwo von selbst in Gang gesetzt wird. Zum Beispiel sagt man: Für einen Kranken ist gar nicht wichtig, was er glaubt, Hauptsache, er hat einen Glauben. So sagt ja das Hänschen: Hauptsache, er hat einen Glauben. Er muss einfach nur glauben, dass es gut wird. Der Glaube wird dann zur Suggestionskraft, mit der man alles verändert – das positive Denken.
Man muss also an irgendetwas glauben. Die Christen glauben an irgendwelche alten, verstaubten Unsinnigkeiten von vorgestern, und heute glaubt man halt an positives Denken oder an Karma oder etwas Ähnliches, und dann verändert sich etwas. Das ist Nonsens, völliger Nonsens. Diesen Glauben meint Paulus nicht.
Bei Christen ist es manchmal so, als ob Glaube etwas wäre, das man machen muss. Nein, der Glaube ist nur das Annehmen, das Fürwahrhalten, das Wissen: Christus hat für mich bezahlt. Der Glaube ist nichts, was ich leisten muss.
Manche sagen: Ich kann gar nicht glauben. Doch, das kannst du. Du kannst einfach sagen: Danke, Herr Jesus, ich glaube. Danke, dass alles vergeben ist, danke, dass du da bist, und danke, dass ich nie in eine tiefe Falle falle, wo du mich nicht hältst. Danke – das ist Glauben.
Macht aus dem Glauben bitte nicht so eine Kraft, die meinem Leben immer eine positive Seite abgewinnen muss. Das kann ich gar nicht. Die Bibel ist viel realistischer. Sie redet auch vom Leiden und von schweren Dingen. Aber ich darf wissen, dass seine Zusage nicht bricht, dass sein Wort wahr ist.
Glaube ist nur die Röhre, der Handschlag, wo ich sage: Jawohl, Herr Jesus, ich packe es, ich glaube dir. Das ist doch klar. Früher hat man das mit einem Liebesverhältnis verglichen, wo zwei Menschen sagen: Wir heiraten, ich traue dir. Das ist Glauben, gar keine große Sache.
Sie brauchen keinen zerlumpten Menschen, der sagt: Ich vertraue dir, das wäre wahnsinnig. Sondern sie können dem Herrn aller Herren vertrauen, der noch nie gelogen hat. Dem können sie vertrauen. So einfach ist der Schritt, ja zu sagen zu ihm.
Durch Glauben habt ihr die Gnade angenommen und lebt jetzt in dieser Gnade. Ihr dürft auch darin sein, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme.
Paulus erzählt in dem ganzen Abschnitt so wunderbar, wie reich wir beschenkt sind durch das, was Jesus an uns tut. Ich will hier aufhören, möchte aber noch einmal in Erinnerung rufen, was das bedeutet.
Was das bedeutet: Leute mit all ihren Mängeln und Fehlern – die Epheser waren aus dem Heidentum gekommen, tot in Begierden und Sünden – sind auf einmal von Gott wertvoll gemacht worden.
Wir sollten vielmehr damit rechnen, dass Gott heute auch mit den schwierigsten Menschen fertig wird. Die Gnade Jesu macht die Menschen neu.
Hoffnung und Ermutigung für schwierige Zeiten
Ich hatte vorhin ein Gespräch mit unseren Kindergärtnerinnen. Sie sagen, es sei heute so furchtbar schwierig mit den Kindern. Sie berichten immer wieder, dass wir gar nicht wissen, was auf uns zukommt. Es sei wie eine Lawine, die auf uns zurollt, und das sei sehr belastend. Die Kinder seien alle erschöpft, und man könne sie kaum noch zurechtbiegen. Die Stimmung sei also völlig pessimistisch.
Ich kann das gut nachvollziehen. Wenn Kinder schon mit drei Jahren nur noch vor dem Fernseher sitzen, dort Gewalt sehen und allerlei Unsinn, und dann auch noch die nötige Erziehung fehlt, damit sie richtig gefördert werden, dann ist das eine große Herausforderung. Doch ich bin überzeugt, dass die Gnade alles wieder ins Lot bringt, wenn sie wirklich Raum in unserem Leben gewinnt.
Es gibt verbitterte und depressive Menschen, doch wenn sie die Gnade Jesu begreifen, ändert sich vieles. Sie erkennen: Er liebt mich, er nimmt mich an, er hat meine Schuld durchgestrichen. Diese Botschaft möchte ich mein Leben lang verkünden. Sie ist das Eine, die große Botschaft des Erbarmens, die du siehst.
Paulus sagt, das ist das Wunderbare: Wer diese Gnade ergriffen hat, ist neu geworden. Er hat etwas erlebt, und das ist die Revolution, die damals in Ephesus geschehen ist. Ihr habt das ergriffen. Ihr müsst sehen, was Gott an euch wirkt, durch euch hindurch, und an euch vollbringt er die entscheidende Sache.
Nun steht vor Ihnen wieder ein Bergmorgen, und Sie sagen vielleicht: Vor mir liegen so viele ungelöste Dinge. Sie brauchen gar nicht den Berg hochzuklettern. Sie dürfen darauf vertrauen, dass Christus durch Sie gute Werke vollbringt. Er wird Ihnen die richtigen Worte in den Mund legen, er wird Liebe in Ihr Herz geben, er wird Verständnis schenken. Sie dürfen mit ihm leben – in einer ganz engen, vertrauten Lebensgemeinschaft. Und das ist Christsein.
Heute Abend habe ich mich bemüht, nicht nur theoretisch darüber zu sprechen, doch vielleicht ist es doch wieder etwas theoretischer geworden. Ich hoffe, dass der Geist Gottes die Brücke geschlagen hat und manches auch ganz konkret bei Ihnen gezeigt hat.
