
Gemeinsam Glauben leben
Sie hören den Predigt-Podcast der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde The Rock Christus Kirche aus Berlin-Spandau. Wir können nun mit unserer kleinen Mini-Predigtreihe weitermachen.
Für alle, die noch keine Gelegenheit hatten, den ersten Teil zu hören: Ihr findet ihn auf unserem Podcast beziehungsweise auf frogwords.de. Dort steht auch das Skript zur Verfügung.
Wir sind jetzt bei Teil zwei. Ich beginne damit, noch einmal einen Einstieg zu geben und zu erklären, wo wir stehen.
Heiligung beschreibt einen Prozess. Genauer gesagt, einen Prozess, durch den wir als Gläubige nach unserer Bekehrung geführt werden. Es ist ein Prozess, bei dem wir auf der einen Seite die Sünde ablegen und auf der anderen Seite dem Herrn Jesus dadurch immer ähnlicher werden, dass wir Sünde aus unserem Leben ausschließen. Charakterlich wachsen wir so in seine Ähnlichkeit hinein.
Es ist der Prozess, in dem wir das Gebot Gottes befolgen, das heißt: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“
Wir wissen inzwischen, dass Heiligung wichtig ist. Das haben wir im letzten Mal angeschaut, zum Beispiel in Hebräer 12,14: „Jagt der Heiligung nach, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“
Dann haben wir einen kurzen Blick ins Alte Testament geworfen. Ich hatte gesagt, dass das Alte Testament das Neue Testament sozusagen vorwegnimmt – etwa wie ein Kinderbuch über die Feuerwehr, bevor man eine echte Feuerwache besucht.
Damit mich niemand an dieser Stelle falsch versteht: Das war nur ein Vergleich. Das Alte Testament ist kein Kinderbuch. Es ist Gottes Wort und enthält dieselben Prinzipien des Glaubens, der Hingabe und der Liebe, die wir auch im Neuen Testament finden. Es ist derselbe Gott, mit dem wir es zu tun haben.
So wie das Volk Israel im Alten Testament dazu berufen war, dem Engel des Herrn durch die Wüste zu folgen – und ihr erinnert euch, da heißt es in 2. Mose 23: „Höre auf seine Stimme, widersetze dich ihm nicht“ – genauso sind wir dazu berufen, dem Herrn Jesus zu folgen.
Und folgen heißt an dieser Stelle immer, dass wir das tun, was er sagt. Das ist Nachfolge. Warum tun wir das? Weil wir ihn lieben. Gehorsam ist die Liebessprache Gottes.
Wir tun das, weil wir so werden wollen, wie er ist. Es ist logisch: Wenn wir gläubig sind, wollen wir so viel Himmel wie möglich charakterlich in unser Leben hineinholen.
Das war alles noch einmal eine Wiederholung vom letzten Mal.
Nun möchte ich fünf Pflöcke einschlagen.
Pflock Nummer eins: Gott hat kein Problem mit deiner Sünde.
Er hat das Problem der Sünde am Kreuz gelöst. Ja, es ist gelöst. Das ist sogar noch schöner: Gott kennt im Gegensatz zu uns alle unsere Sünden.
Du kennst nicht alle Sünden von dir, aber Gott kennt sie, kannte sie und wollte dich trotzdem. Deshalb hat Gott kein Problem mit deiner Sünde. Er weiß, wie du bist, er kennt dich durch und durch. Er schaut durch dich hindurch, wie man durch eine frisch geputzte Fensterscheibe schaut.
Wir leben aus Gnade.
Wir leben, und das heißt, wir werden nicht durch ein heiliges Leben gerettet.
Hatte ich beim letzten Mal gesagt, dass du aus dem Christentum keine Religion des Sündenmanagements machen sollst? Wir sind nicht perfekt. Und es sind auch nicht die Perfekten, die Gott gefallen – solche gibt es nämlich gar nicht. Es sind die Ehrlichen.
Punkt Nummer drei: Du wirst sündigen.
Ganz einfach: Du kannst den Kampf gegen die Sünde nicht immer gewinnen. Deshalb ist dieser fett geschriebene Satz so wichtig: Im Scheitern steckt ganz viel Chance auf Beziehung. Ich finde, das ist ein sehr bedeutender Satz, den wir uns wirklich merken müssen.
Im Scheitern, also dort, wo ich scheinbar in der Beziehung zu Gott versage, steckt eine große Chance auf Beziehung. Warum? Weil man die Qualität meiner Beziehung zu Gott nicht so sehr daran erkennt, was ich alles schon richtig mache, sondern daran, wie ich mit Versagen umgehe. Ganz genau.
Ich hatte es schon gesagt, es ist ein bisschen so wie in der Ehe. Es ist der Moment, in dem meine Frau zu mir kommt und sagt: „Hey, ich habe einen Fehler gemacht.“ Es ist dieser Moment, in dem sie sich entschuldigt, dass ich merke, wie viel ihr tatsächlich an dieser Beziehung, an uns, an mir liegt. Da waren wir letzte Woche stehen geblieben. Jetzt machen wir weiter.
Punkt Nummer vier,
Ein ganz, ganz wichtiger Punkt, den man eigentlich zu einer eigenen Predigt entwickeln müsste: Heiligung braucht Zeit und ist ein Weg. Genau genommen ist es ein Weg, den Gott mit uns geht. Es ist der Weg durch die Wüste, aber wir folgen ja Gott, und er geht ihn mit uns.
Das bedeutet, Gott allein weiß, wann welche Sünde in deinem Leben dran ist, rauszufliegen. Ich hoffe, du bist noch wach, um das zu verstehen: Gott allein weiß, wann welche Sünde in meinem Leben dran ist.
Jürgen, möchtest du damit sagen, dass wir nicht von Anfang an in der Lage sind, jede Sünde, egal welche, sofort zu lassen und als Überwinder zu leben, wenn wir uns nur genug reinhängen?
Genau das wollte ich sagen. Gut verstanden!
Ich kann euch das nur an einer alttestamentlichen Geschichte schön illustrieren. Sie hat mich einfach so berührt, dass ich sie euch mitgebracht habe.
Im Buch der Richter sind die Israeliten dazu berufen, die Kanaaniter aus dem verheißenden Land zu vertreiben. Übrigens genau so, wie wir dazu berufen sind, die Sünde aus unserem Leben zu vertreiben. Schaut man sich die Stämme an, dann machen sie das unterschiedlich erfolgreich.
Der erfolgreichste Stamm ist der Stamm Juda. Juda macht eigentlich alles richtig. Aber dann lesen wir in Richter 1,19 einen ganz merkwürdigen Satz: „Und der Herr war mit Juda, und er nahm das Gebirge in Besitz“ – Halleluja, alles läuft!
Doch dann heißt es weiter: „Die Bewohner der Ebene waren nicht zu vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.“ Ein schräger Vers, oder? An so einer Stelle denkt man: Hä, was soll das denn?
Die Bewohner der Ebene waren nicht zu vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten? Ich meine, was soll das? Juda kann die Bewohner der Ebene nicht vertreiben, weil diese ihnen technologisch überlegen sind. Die Israeliten befinden sich formal noch in der Bronzezeit, und diese Kanaaniter schon in der Eisenzeit.
Entschuldigung, was ist das denn für ein Argument? Lest einfach mal ein paar Kapitel im Buch der Richter weiter. Dort reicht es, dass dreihundert Soldaten bewaffnet mit einer Fackel, einem Tonkrug und einer Tröte gegen ein ganzes Heer anlaufen und es in die Flucht schlagen.
Warum? Weil Gott mit ihnen war! Das ist der Punkt: Ich plus Gott, das ist immer die Übermacht.
Was soll also dieses Argument hier, dass sie wegen der eisernen Streitwagen nicht zu vertreiben sind?
Dieses „Die Bewohner der Ebene waren nicht zu vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten“ beschreibt, was der Stamm Juda erlebt. Für sie ist es ein absolut frustrierendes Unterfangen. Sie wollen die Kanaaniter loswerden, aber es klappt einfach nicht. Jedes Mal, wenn sie es versuchen, stehen diese blöden eisernen Streitwagen im Weg.
Ich erzähle euch diese Geschichte, weil sie ganz praktisch für unseren Umgang mit Sünde wichtig ist. Manchmal ist es noch nicht dran, dass Gott uns schon Sieg über eine bestimmte Sünde schenkt – selbst dann, wenn du sie erkannt hast und weißt, was eigentlich getan werden müsste.
Ich kann das persönlich nur zeugnishaft von mir sagen: Ich habe in meinem Leben ein paarmal erlebt, dass ich jahrelang Sünde bekannt habe – jahrelanges, treues Bekennen von Sünde, jahrelanges Flehen –, bis dann irgendwann Dinge zusammenkamen. Das können ganz unterschiedliche Sachen sein: ein bisschen Einsicht, vielleicht sogar jemand, der das selbst schon mal durchgemacht hat und einem einen Tipp gibt.
Aber im Wesentlichen wurde in mir irgendwann ein Schalter umgelegt, und dann ging es plötzlich.
Ich kann euch nicht sagen, woran das liegt. Ich merke nur, wenn es im Buch Prediger heißt: „Alles hat seine Zeit“, dann gibt es Dinge in meinem Leben, die ich gerne schneller loswerden würde, aber die Zeit ist noch nicht da.
Und nochmal: Der Schalter, von dem ich hier spreche, dass ich jetzt plötzlich den Eindruck habe, jetzt geht es, jetzt bin ich reif, die Situation ist reif, jetzt komme ich irgendwie damit klar, jetzt habe ich einen Schritt nach vorne, jetzt ist es plötzlich möglich – dieser Schalter ist nicht von mir umgelegt worden, den hat Gott umgelegt.
Er hat es mir ermöglicht, eine Sünde, die wie ein Berg vor mir stand, bei der ich dachte, ich weiß nicht, das fühlt sich unbezwingbar an, wie so ein eiserner Streitwagen, der mich einfach überrennt, plötzlich zu besiegen.
Deshalb lautet mein vierter Punkt: Heiligung braucht Zeit und ist ein Weg. Gott allein weiß, wann welche Sünde in deinem Leben dran ist.
Ich möchte das verbinden mit einer Aufforderung, die da heißt: Mach dich bitte bloß nicht fertig, wenn du in deinem Leben auf so einen eisernen Streitwagen triffst, der dich immer und immer wieder über den Haufen fährt.
Wir leben aus Gnade.
Und lass mich wiederholen, was ich vorhin gesagt habe: Im Scheitern steckt ganz viel Chance auf Beziehung.
Weißt du, im Scheitern, in dem Moment, wo ich frustriert in den Spiegel schaue und sage: Mist, es ist schon wieder passiert – in diesem Moment kannst du schauen, bei wem du dich birgst, kannst du schauen, wer dir die Füße waschen darf, kannst du schauen, wem du wirklich vertraust, auf wen du wirklich deine Hoffnung setzt.
Und das wird alles im Scheitern viel, viel deutlicher als im Sieg.
Letzter Punkt: Gott liebt dich nicht weniger, wenn du sündigst. Ich sage das nochmal, weil es so ein schöner Satz ist: Gott liebt dich nicht weniger, wenn du sündigst.
Ja, Sünde macht etwas mit mir. Sie macht es fast unmöglich, die Liebe Gottes zu genießen. Wenn man mit einem schlechten Gewissen unterwegs ist, ist das immer schwierig mit mir und Gott, besonders wenn der Geist Gottes gedämpft ist.
Es geht um Beziehung. Es ist wirklich eine Beziehung, und Sünde macht diese Beziehung immer ein Stück kaputt. Es bedeutet, dass ich väterliche Liebe nicht mehr in dem Maß genießen kann, wie ich es mir wünsche, wenn ich sündige.
Aber – und das ist jetzt ganz wichtig – Gott wird dich auch in den Momenten, in denen du versagst, nicht weniger lieben. Versteht ihr das? Ich hoffe, ihr versteht das.
Zephanja 3,17 ist die Stelle, an der Gott sich so ausdrückt. Er sagt: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet.“ Merk dir: Wer hier rettet, das bist nicht du. Gott rettet, er ist der Held, der rettet.
Und dann heißt es weiter: „Er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel.“ Gott, als ein Gott der Retter, jubelt über dich.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du das glauben kannst. Und ich wünsche dir von Herzen, dass du glauben kannst, dass in dem Moment, in dem du versagst, Gott diese Liebe nicht plötzlich beiseite nimmt und sagt: „So, jetzt gilt das nicht mehr.“ Sondern dass du glauben kannst: In diesem Moment liebt er dich sogar noch ein Stück mehr. Er möchte, dass du erst recht verstehst, was es heißt, geliebt zu sein.
Manchmal, wenn wir hier Abendmahl feiern und die Idee aufkommt, ich darf nur nach vorne kommen, wenn die letzte Woche richtig gut lief, ist mein Tipp: Je schlechter deine Woche gelaufen ist, umso lieber komm nach vorne. Du brauchst dieses ganz praktische Erfahren von Gottes Liebe viel mehr als alle anderen.
Ich hoffe, du kannst das verstehen. Egal, was du denken magst, egal wie du denkst, dass Gott über dich denkt, wenn du versagt hast: Fang bitte nicht an, an seiner Liebe zu zweifeln.
Das sind fünf Pflöcke, die mir ganz wichtig sind. Man kann ihnen die Überschrift geben: Kreuz, Ehrlichkeit, Gnade, Gottes Zeitplan und Gottes Liebe – fünf Punkte, die wir einfach nicht vergessen dürfen beim Thema Heiligung.
Ich habe das Thema vorweggenommen, weil ich jetzt ganz praktisch mit euch darüber nachdenken möchte: Wie gestalten wir eigentlich die Heiligung? Heiligung ist ja ein sehr abstrakter Begriff. Wie können wir ihn so herunterbrechen, dass er im Alltag verständlich wird?
Nochmal zum Ziel: Das Ziel der Heiligung ist, dass wir Jesus ähnlicher werden. Am Ende geht es immer um Liebe. Es geht darum, im Alter ein richtig lieber, gereifter Christ zu sein – ein Christ, dessen liebevolle Art im Alter Zeugnis für die Kraft des Evangeliums ist. Darum geht es letztlich: Ein Mensch zu werden, bei dem die Liebe aus jeder Pore tropft. Das ist das eigentliche Ziel.
Man könnte sogar sagen – das mag für den einen oder anderen provokant klingen – dass Heiligung selbst, also der Weg der Veränderung, eigentlich eine vom Heiligen Geist geführte Verhaltenstherapie ist. Verhaltenstherapie bedeutet ja, dass ich ein bestimmtes Verhalten, das ich erlernt habe, auch wieder verlernen kann. Ich habe mal so gedacht und gehandelt, dann gehe ich diesen Weg, und jemand hilft mir, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, etwas Neues auszuprobieren und es jetzt anders zu machen.
Dieses Potenzial zur Veränderung steckt in uns. Gott hat uns als Menschen diese Fähigkeit gegeben. Der Heilige Geist nimmt dieses in uns angelegte Veränderungspotenzial und nutzt es, um zu sagen: „Hey, lass uns doch mal überlegen, ob wir in deinem Leben an der einen oder anderen Stelle noch etwas verändern können. Du bist doch selbst nicht ganz zufrieden damit, wie du das gerade machst. Trau dich, mit mir einen Weg der Veränderung zu gehen.“
Diesen Weg der Veränderung habe ich euch mitgebracht.
Womit fängt alles an? Alles beginnt oben rechts mit einem Ping. Das müsst ihr euch merken: Es fängt immer mit einem Ping an.
Was ist ein Ping? Ein Ping ist eine Idee, die mir der Heilige Geist gibt. Also: Ein Ping ist eine Sünde oder ein irgendwie dummes Verhalten, auf das mich Gott aufmerksam macht.
Wie macht er das? Wie bekomme ich so einen Ping? Wie weiß ich, worum sich mein Leben drehen soll? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich habe euch mal vier unterschiedliche mitgebracht.
Eine Möglichkeit wäre: Komm in den Gottesdienst und hör dir die Predigt an. Vielleicht gehst du hier raus mit einem Ping – das wäre möglich.
Oder ich habe eine längere Heiligungsliste, auf der ich für die Geschwister bete. Ganz viele Heiligungsanliegen, die ich mir wünsche, dass ihr sie mal lernt. Immer, wenn ich für euch bete, schaue ich natürlich die Liste an und denke mir: Wie sieht es denn eigentlich bei dir aus? Der QR-Code führt zu dieser Heiligungsliste, falls ihr sie mal herunterladen wollt.
Das ist wirklich spannend: Alle paar Monate bete ich diese Liste durch. Dann ist das für mich wie ein „Wie sieht es bei dir aus, Jürgen?“ Aha, du hast gerade dafür gebetet, dass sie sich so und so verhalten. Verhältst du dich eigentlich auch so? Das könnte ein Tipp sein, oder?
Studiere das Buch Sprüche. Lies mit offenem Herzen die Bibel. Der beste Tipp ist allerdings der vierte – und der ist auch der brutalste: Frag mal Leute, die dich kennen. Man hat ja meistens so einen blinden Fleck, wisst ihr? Man ist schon irgendwie komisch, und der Einzige, der es nicht sieht, ist man selbst. Frag mal die anderen: Ganz ehrlich, Hand aufs Herz, wo bin ich komisch? Wo würdest du gerne, dass ich anders wäre? Das ist ein großer Tipp.
Also: Vier Möglichkeiten – und es gibt bestimmt noch viel, viel mehr. Auf alle Fälle geht es darum, dass ich irgendwie so einen Ping finde. Der ist wichtig, weil, wenn du dich frisch bekehrst, dann wirst du in den ersten paar Monaten deines Christseins ganz, ganz viel ändern. Du schmeißt ganz viel raus.
Danach wird dieser Veränderungsprozess langsamer. Ich sage mal, wenn du so zwei, drei echte Pings im Jahr bekommst, das ist schon eine Menge. Wenn du dann noch ein bisschen Weisheit hinzufügst – so zwei, drei Pings plus ein bisschen grundsätzlich weiser leben –, weißt du, wenn du dranbleibst und das kontinuierlich veränderst, dann jagst du tatsächlich der Heiligung nach.
Wichtig ist, dass du in diesen Prozess hineinkommst. Dass du verstehst: Wow, Gott möchte, dass ich nicht bleibe, wie ich bin. Und er hat mir ein Leben lang Zeit gegeben, mehr zu werden wie er.
Deswegen ist es wichtig, dass wir bei Heiligung nicht einfach nur bewundern. Man kann Heiligung bewundern: „Boah, ist das schön!“ Man liest Biografien: „Boah, die waren alle so heilig!“ Man bewundert Heiligung oder wünscht sie sich. Aber das ist nicht der Punkt. Du sollst ein Jäger werden.
Deshalb zurück zu unserer Folie mit dem Kreislauf, weil da steht es: Werde zum Jäger. Du brauchst einen Ping. Gott schenkt dir etwas und sagt: Aha, an der Stelle.
Mal ein Beispiel: Nehmen wir an, ich merke, dass ich kein Teamplayer bin. Vielleicht gehe ich wenig diplomatisch und wenig liebevoll mit Menschen um, werde grantig, wenn man meine genialen Vorschläge in der Gemeindeleitung nicht ernst nimmt. Im Umgang mit meiner Frau bin ich vielleicht auch nicht immer so nett – ich bin jemand, der alles vielleicht ein Stückchen zu verbissen sieht oder zu persönlich nimmt.
Das war eine Beschreibung von mir vor etwa 25 Jahren. Wenn ich so etwas mitkriege, dass ich eigentlich so ein Kotzbrocken bin, dann ist das ein Ping. Versteht ihr? Das ist ein ziemlich fetter Ping. Da merke ich, ich muss etwas ändern.
Die Beschreibung alleine reicht nicht, da ist viel drin. Jetzt kann ich mir überlegen: Wie fange ich das an?
Schritt Nummer eins: Setze die Brille „Bibel“ auf. Was heißt das? Ich schaue mir das Problem, das ich identifiziert habe, durch die Brille von Gottes Wort an. Wie heißt die Sünde, mit der ich es da eigentlich zu tun habe? Wie nennt man dieses ungute Gefühl in mir drin, dass da etwas nicht stimmt?
Ist das, was ich denke, dass es Sünde ist, eigentlich überhaupt Sünde? Oder denke ich nur, dass das Sünde ist? Es gibt ja auch Leute mit einem schwachen Gewissen, die halten alles für Sünde. Also muss ich vielleicht mal mit reifen Christen fragen. Vielleicht sagen die: Hey, ist alles gar nicht so wild.
Ich studiere das Problem, das ist der erste Schritt. Nutze deinen Hauskreis, bring das als Thema rein, nutze Bibellehrer, nutze Seelsorger hier in der Gemeinde. Lass dir an dieser Stelle bitte Zeit.
Am Ende machst du Folgendes: Du schreibst so viele Bibelstellen raus, wie du finden kannst für dein Problem. Es geht wirklich darum, dass du erst einmal das, was du da entdeckt hast, intellektuell erfasst. Was habe ich da eigentlich?
Ihr ahnt es, weil ihr mich kennt, schon, was jetzt kommt: Lernen von mir aus auch so viele Bibelstellen auswendig davon. Das ist wichtig, damit der Geist Gottes dich dann, wenn du in die Situation kommst, daran erinnern kann, weil das Wort dann im Herzen ist.
Aber egal, wie viele du auswendig lernst, der erste Schritt ist: Werde zum Experten. Wenn du eine Sünde hast, kannst du sie unter den Teppich kehren, verdrängen, ignorieren oder sagen: Okay, du bist mein Spießrutenlauf, du stehst zwischen mir und Jesus, dich kriege ich weg.
Und der erste Schritt lautet: Werde zum Experten. Was machst du nicht? Wegschauen, das Problem ignorieren, dir keine Hilfe suchen – das machst du nicht. Du bleibst einfach dran.
Dann Schritt Nummer zwei: Richtung Veränderung ist Bekennen.
Warum ist mir das so wichtig? Weil es als Gewohnheit erstens dafür sorgt, dass meine Beziehung mit Gott intakt bleibt. Ihr wisst das aus Johannes 13, Vers 8, wo der Herr Jesus sagt: „Wenn ich euch die Füße nicht wasche, dann habt ihr keine Gemeinschaft miteinander.“
Wer Sünde nicht bekennt, wird von seiner Sünde nicht gereinigt. Und deswegen mach reinen Tisch. Sorge dafür, dass nichts zwischen dir und Gott steht und natürlich auch nichts zwischen dir und anderen Menschen.
Noch etwas ist wichtig: Wenn ihr euch an meine Predigtreihe über Gewohnheiten erinnert, habe ich gesagt: Gewohnheiten prägen mein Herz.
Wenn du die Gewohnheit hast, Sünde zu bekennen – und zwar täglich im Gebet vor Gott und natürlich auch vor Menschen, an denen du schuldig geworden bist –, wozu führt diese Gewohnheit?
Diese Gewohnheit führt dazu, dass ich mir selbst jedes Mal, wenn ich es tue, den Wert von Heiligung, den Wert von Heiligkeit predige.
Wenn du deine Sünde nicht bekennst oder Menschen nicht um Vergebung bitten willst, wenn du so ein Typ bist, der immer nur dann etwas zugibt, wenn man ihm im Bild gesprochen die Pistole auf die Brust setzt – jetzt kurz Metaebene – was bist du dann? Was hast du dann, wenn du sagst: „Oh ja, könnte ich sein, ist mir schon mal passiert“? Was ist das? Ein Ping, ganz genau, das ist ein Ping.
Wenn ich das so sage, hey, vielleicht bist du jemand, der nicht immer gleich alles zugibt, vielleicht fällt es dir auch schwer, Sünde zuzugeben, und du denkst: Ping, ja, das ist Ping. Du sitzt hier und merkst: Ja, das beschreibt mich. Ping.
Ist nicht schlimm, Ping ist gut. Solange Ping Ping sein darf – eine Ansprache Gottes an dich – ist alles in Ordnung.
Mach dich auf, kümmer dich drum. Glaub nicht, dass du Sünde bekennen musst, lern die Verse auswendig. Glaub nicht, dass du Menschen um Vergebung bitten willst, lern die Verse, schau nach, werde zum Experten, bis du wirklich Bescheid weißt.
Und wenn wir dann unsere Sünde bekennen und um Vergebung bitten, an denen wir schuldig geworden sind, dann predigen wir uns selbst jedes Mal, wenn wir das tun, tatsächlich, dass wir andere Menschen werden wollen. Und das wird etwas mit dir machen.
Wie geht es weiter?
Dritter Schritt: Recht einfach mit einem Experiment.
Wir sind ja jetzt an dem Punkt, dass wir die Sünde kennen, wir sind an dem Punkt, dass sie uns nervt, und jetzt, gerne im Gebet geboren, kann man mal überlegen: Welche neue gute Gewohnheit wäre eigentlich cool? Versteht ihr? Ein Experiment wagen.
Dabei ist es völlig egal, was es ist. Wichtig ist, dass du dich bewegst, dass du dich in die richtige Richtung – Richtung Christusebenbildlichkeit – bewegst.
Und das wird jetzt hier total persönlich: Ich glaube, an dieser Stelle brauchen wir einen Hauskreis, um gute Ideen zu bekommen. Leute, die vielleicht vor uns schon mal genau bei der Sünde einen Weg gegangen sind, die Ideen haben.
Wir brauchen Geschwister aus der Gemeinde, die uns nahe sind, die uns kennen, die mit uns auf dem Weg sind, vielleicht ein Stück weiter, von denen wir Fragen stellen können, wie sie das machen.
Was darfst du nicht tun? Na ja, an der Stelle ist es ganz wichtig, dass du in diesem Übergang – ich bekenne meine Schuld zu, ich wage ein Experiment – superwichtig ist, dass du dich nicht frustrieren lässt.
Logisch, wenn ich ständig Sünde bekenne, ist das ein Problem, dass sie irgendwann wieder passiert. „Ist ja doof, dass ich dann aufhöre.“ Lass dich nicht frustrieren, lass dir an der Stelle, wo du Schuld bekennst, nicht die Hoffnung rauben.
Und dann, wenn du weitergehst und ein Experiment machst, dann würde ich sagen: Nimm dir nicht zu viel vor. Das ist nämlich so: Die Leute, die dann einmal sagen: „Boah, ich habe tausend Ideen, ich will die Welt retten.“ Ja, die Welt ist ein bisschen viel.
Fang mit deinen Nachbarn links und rechts an. Vielleicht kannst du die erst mal einladen. Okay, gut, schönes Experiment, will ich probieren.
Also nicht zu viel, viele kleine Schritte bringen dich ans Ziel. Das ist der Trick dabei.
Wenn du jetzt merkst, da geht was voran, gibt es einen ganz wichtigen Punkt: Feier deine Erfolge. Gönn dir, wenn du etwas ein bisschen besser auf die Reihe kriegst, mal so ein ganz zufriedenes Grinsen.
Warum ist das wichtig? Weil wir so eine Latte haben – und das ist ja auch richtig: Ihr sollt vollkommen sein, so wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Da wollen wir hin, das tue ich nicht weg.
Aber auf dem Weg dahin dürfen wir natürlich, wenn wir so einen kleinen Schritt nach vorne gehen, nicht sagen: „Es ist ja noch ganz weit.“ Sondern: „Ja, nächster kleiner Schritt, Hammer!“ Ein bisschen feiern, mein Stück Torte kaufen, irgendwie diese Richtung.
Wie passe ich auf, dass sich das alles langsam weiterentwickelt? Und dann, wenn ich da oben ankomme bei Charakter Christi, wo muss ich dann vorsichtig sein?
Also ich mache eine kleine gute Gewohnheit, aus der kleinen guten Gewohnheit, aus diesem Experiment mache ich es nochmal. Das wiederholt sich also, und dann passe ich mein Leben an diese Gewohnheit an.
Aus einem kleinen Experiment wird etwas, wo ich denke: Wow, das mache ich ja jetzt die ganze Zeit, das ist ja super.
Und aus diesem kleinen Experiment wird eine Gewohnheit, und aus der Gewohnheit ein Charakter, das ist ja klar.
Ich mache etwas einmal, mache es immer wieder, dann gewöhne ich mich dran, dann mache ich es irgendwann ein Stückchen automatisch, muss gar nicht mehr darüber nachdenken.
Und irgendwann stelle ich fest: Leute nehmen mich anders wahr und sagen: „Wie, du bist doch gar nicht so!“ – „Stimmt, aber früher war ich so.“ Dann wird daraus ein Charakter.
Frage: Wenn dieser Charakter sich entwickelt, worauf muss ich dann aufpassen?
Na ja, logisch, dass ich nicht stolz werde. Logisch. Also es geht ja wirklich voran.
Das ist ja das Schöne im geistlichen Leben. Das ist ja nicht nur ein Spruch: Wenn du dich auf das einlässt, wirst du ein anderer Mensch. Jesus wird in dir Gestalt gewinnen.
Du bist heute ein Kotzbrocken und wirst ein liebevoller Mensch. Das braucht von mir aus 40 Jahre, das ist ja kein Ding, wir haben ja Zeit. Versteht ihr? Wir werden auch nicht fertig, bis wir sterben. Das ist auch nicht schlimm.
Wir dürfen einfach nur nicht aufhören, diesen Weg zu gehen. Werde nicht stolz und dann passe auf, dass du dich nicht rückwärts entwickelst.
Alte Sachen schmeißt man raus, und Sünden sind wie so… Die wollen wir wieder reinschleichen. Die sind nicht ganz glücklich, wenn sie da draußen sind, sie wollen wieder rein.
Und das kann ich tatsächlich durch einen einfachen Trick verhindern. Und dieser Trick ist Gebet.
Schreib dir eine Liste, auf der all deine Pings und die Dinge, an denen du schon gearbeitet hast und noch arbeiten willst, draufstehen.
Und dafür betest du einfach regelmäßig.
Immer, wenn du für deine Pings und für deine Sünden betest, kannst du ja mal schauen, wie sieht’s aus.
Dann hast du so alte Problemzonen, die stehen da. Ich habe wirklich so eine Liste. Da stehen alte Problemzonen. Da denke ich mir: Du störst mich nicht mehr, du bist durch. Du bist nicht mehr mein Problem.
Aber ich lasse sie bewusst da stehen, damit sie nicht irgendwann wiederkommen.
Einfach hinschauen, einfach beten.
Und dieses Beten, dass Jesus in mir Gestalt gewinnt, das ist – und jetzt werde ich unsere Gemeinde ein ganz klein wenig dissen, verzeiht mir das – dieses Leben in Heiligung, um einen liebevollen Charakter zu werden, ist ganz arg wichtig für Gemeinden wie unsere.
Warum? Weil wir als EFG The Rock Christuskirche einen Schwerpunkt auf Wissen legen.
Das ist nicht schlecht. Deswegen sind unsere Predigten vielleicht ein bisschen länger, deswegen bieten wir Kurse an, deswegen sind unsere Teenies jetzt unten und hören einen Vortrag über die Sintflut.
Das ist so. Ich weiß viel, und das ist gut.
Der Punkt ist nur: In diesem Wissen liegt die Gefahr, dass ich denke, es reicht, viel zu wissen.
Und das ist falsch.
Also in einer Gemeinde, in der Wissen wertgeschätzt wird, kann sich ganz leicht der Gedanke einschleichen, dass es nur darum geht, etwas im Kopf zu haben.
Und dann ist es schlimmer noch, wenn die, die weniger wissen, weil sie vielleicht nicht so schlau sind – und die gibt es unter uns –, denken, sie seien die schlechteren Christen, weil sie nicht alles verstehen.
Das ist völliger Mumpitz, das will ich von hier vorne ganz deutlich sagen.
Und das sage ich als jemand, der wirklich gerne Bücher liest und auch Dinge durchdenkt.
Die große Gefahr in einer Gemeinde, die Wissen liebt, ist, dass wir uns mit dem, was wir wissen, selbst betrügen.
Das will ich so formulieren: Gott kann supergut damit leben, dass du nicht alles weißt.
Er kann supergut damit leben, dass du nicht alle theologischen Konzepte durchblickst und erklären kannst.
Das ist nicht der Punkt.
Aber womit Gott nicht leben möchte, das ist, wenn wir lieblos miteinander umgehen.
Wissen und Erkenntnis, so gut das ist, sind ein Mittel dazu, liebevoller zu werden.
Und wenn wir es alleine für sich hinstellen, wenn wir sagen: „Darum geht es eigentlich mehr. Wissen und der Charakter ist egal.“ – Falsch!
Deswegen mache ich diese Predigt: Es geht um Charakter. Es geht darum, dass Christus in uns Gestalt gewinnt.
Hab so viel Wissen, wie du magst. Ich unterstütze dich dabei, ich gebe dir wilde Bücher, das ist überhaupt kein Thema.
Aber wenn du sagst: „Ich weiß viel, aber ich bin ein Kotzbrocken“, dann hast du nicht verstanden, wozu Wissen da ist.
Und wie gesagt, unsere Gemeinde hat da – ich will nicht sagen ein Problem –, aber weil wir an der Stelle noch so ein Stück intellektuell aufgestellt sind, muss ich das immer wieder predigen:
Bleib nicht stehen beim Wissen. Nutze dein Wissen, um einen christusgemäßen Charakter zu entwickeln.
Du kannst Gott nicht lieben – und jetzt gehen wir in die Schlussgerade dieser ganzen zweiteiligen Predigtreihe – du kannst Gott nicht lieben, wenn du die Geschwister nicht liebst.
Vergiss das nie.
1. Johannes 4,20 ist ein ganz wichtiger Vers für Gemeinden wie unsere:
„Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, ist er ein Lügner.“
Und hassen heißt hier weniger lieben, sich nicht kümmern um den Bruder, nicht unbedingt ihm gleich eins in den A geben. Das ist gar nicht nötig.
Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat.
Liebe ist eine Kompetenz, die wir im Miteinander lernen.
Der Apostel Paulus macht ganz deutlich, dass unser ganzer gemeindlicher Dienst nichtig ist, wenn er nicht aus der Liebe heraus geschieht.
1. Korinther 13,3:
„Und wenn ich alle meine Habe den Armen gebe und meinen Leib dahingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.“
Also finanzieller Einsatz, körperlicher Einsatz spielt alles keine Rolle, wenn die Liebe fehlt.
Lasst uns das wirklich gut verstehen: Büchertisch, JAM, Predigten, Musik, Putzdienst – egal wie viel du weißt, wie sehr du begabt bist, wo du dich einbringst.
Wenn du keine Liebe hast, wenn das charakterlich nicht stimmt, dann ist das sinnlos, es nützt dir nichts, das will Gott nicht.
Dann hör wirklich damit auf.
Liebe ist das Wichtigste.
Liebe ist deshalb das Wichtigste, weil wir nur in dem Maß Jesus ähnlicher werden, wie wir lieben.
Man kann sogar so weit gehen – letzter Vers – dass Liebe ein Beweis dafür ist, dass wir überhaupt von Neuem geboren sind.
1. Johannes 4,7:
„Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott.“
Liebe ist die Quintessenz von geistlichem Leben.
Und deswegen diese zweiteilige Reihe.
Ich fasse nochmal die drei wichtigsten Punkte zusammen:
Erster Punkt: Heiligung ist wichtig, richtig, gehört zu einem normalen geistlichen Leben, das Jesus nachfolgt, einfach dazu.
Zweiter Punkt: Diese fünf Pflöcke – für Sünde gibt es das Kreuz, Gott will Ehrlichkeit, lebe aus Gnade, akzeptiere Gottes Zeitplan im Umgang mit dir und lass dich wirklich von Gott lieben.
Du brauchst diese Liebe, die Gott zu dir hat, nicht erarbeiten.
Letzter, dritter Punkt: Verstehe Heiligung als einen Prozess, der dich jeden Tag, wenn du es zulässt, ein klein bisschen weiterbringt.
Wir werden da nicht fertig, bis wir sterben, aber wir wollen auch nicht aufhören, versteht ihr? Wollen auch nicht aufhören, ganz im Sinne von Jesus, wenn er sagt: „Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
Wir sehen das Ziel und wir gehen einfach jeden Tag einen kleinen Schritt darauf zu.
Und jeden Tag wird Jesus ein klein wenig mehr in uns Gestalt gewinnen.
Und dann mein Traum – man darf ja träumen – kriegen wir eine Gemeinde von all diesen so richtig lieben alten Geschwistern?
Wäre das schön, so richtig liebe alte Geschwister.
Das ist das Ziel, da wollen wir hin.
Lasst uns das erreichen. Amen.
www.weil-gott-dich-liebt.de
Wir wünschen Ihnen Gottes reichen Segen. Bis zum nächsten Mal.
Schritt Nummer zwei auf dem Weg zur Veränderung ist das Bekennen. Warum ist mir das so wichtig?
Erstens sorgt es als Gewohnheit dafür, dass meine Beziehung zu Gott intakt bleibt. Das kennt ihr aus Johannes 13,8, wo der Herr Jesus sagt: „Wenn ich euch die Füße nicht wasche, dann haben wir keine Gemeinschaft miteinander.“ Wer Sünde nicht bekennt, wird von seiner Sünde nicht gereinigt.
Deshalb solltest du reinen Tisch machen. Sorge dafür, dass nichts zwischen dir und Gott steht – und natürlich auch nichts zwischen dir und anderen Menschen.
Noch etwas ist wichtig: Wenn ihr euch an meine Predigtreihe über Gewohnheiten erinnert, habe ich gesagt, dass Gewohnheiten unser Herz prägen.
Wenn du die Gewohnheit hast, Sünde zu bekennen – und zwar täglich im Gebet vor Gott und natürlich auch vor den Menschen, an denen du schuldig geworden bist – wozu führt diese Gewohnheit?
Diese Gewohnheit führt dazu, dass du dir selbst jedes Mal, wenn du es tust, den Wert von Heiligung und Heiligkeit predigst.
Wenn du deine Sünde nicht bekennst oder Menschen nicht um Vergebung bitten willst, wenn du so ein Typ bist, der immer nur dann etwas zugibt, wenn man dir im übertragenen Sinn die Pistole auf die Brust setzt, dann – kurz auf der Metaebene – was bist du dann?
Was hast du dann, wenn du sagst: „Oh ja, könnte ich sein, ist mir schon mal passiert.“ Was ist das? Ein Ping! Ganz genau, das ist ein Ping.
Wenn du an dieser Stelle, wenn ich das so sage, denkst: „Hey, vielleicht bin ich jemand, der nicht immer gleich alles zugibt, vielleicht fällt es mir auch schwer, Sünde zuzugeben“ – und du merkst: Ping, ja, das ist ein Ping, das beschreibt mich – dann ist das nicht schlimm.
Ping ist gut. Solange Ping Ping sein darf, also eine Ansprache Gottes an dich ist, ist alles in Ordnung.
Mach dich auf, kümmer dich darum. Glaub nicht, dass du Sünde bekennen musst, ohne die Verse zu kennen. Lern die Verse auswendig, glaub nicht, dass du Menschen um Vergebung bitten willst, ohne vorbereitet zu sein. Lern die Verse, schau nach, werde zum Experten, bis du wirklich Bescheid weißt.
Und wenn wir dann unsere Sünde bekennen und um Vergebung bitten bei denen, an denen wir schuldig geworden sind, dann predigen wir uns selbst jedes Mal, wenn wir das tun, tatsächlich, dass wir andere Menschen werden wollen.
Und das wird etwas mit dir machen.
Wie geht es weiter? Der dritte Schritt ist recht einfach und besteht aus einem Experiment.
Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem wir die Sünde kennen und sie uns nervt. Nun, gerne im Gebet geboren, kann man überlegen: Welche neue gute Gewohnheit wäre eigentlich cool? Versteht ihr, ein Experiment zu wagen? Dabei ist es völlig egal, was es ist. Wichtig ist, dass du dich bewegst und dich in die richtige Richtung, nämlich in Richtung Christusebenbildlichkeit, bewegst.
Das wird jetzt hier total persönlich. Ich glaube, an dieser Stelle brauchen wir einen Hauskreis, um gute Ideen zu bekommen. Leute, die vielleicht vor uns schon mal genau bei dieser Sünde einen Weg gegangen sind und Ideen haben. Wir brauchen Geschwister aus der Gemeinde, die uns nahe sind, die uns kennen und mit uns auf dem Weg sind – vielleicht ein Stück weiter – von denen wir Fragen stellen können, wie sie das machen.
Was darfst du nicht tun? An dieser Stelle ist es ganz wichtig, dass du in diesem Übergang „Ich bekenne meine Schuld“ zu „Ich wage ein Experiment“ gehst. Dabei ist es super wichtig, dass du dich nicht frustrieren lässt. Logisch, wenn ich ständig Sünde bekenne, ist das ein Problem. Irgendwann passiert es ja doch wieder, und das ist doof. Wenn du dann aufhörst, lass dich nicht frustrieren. Lass dir an der Stelle, wo du Schuld bekennst, nicht die Hoffnung rauben.
Wenn du weitergehst und ein Experiment machst, würde ich sagen: Nimm dir nicht zu viel vor. Das ist nämlich so: Die Leute, die einmal sagen „Boah, ich habe tausend Ideen, ich will die Welt retten“ – ja, die Welt ist ein bisschen viel. Fang mit deinen Nachbarn links und rechts an. Vielleicht kannst du die erst mal einladen. Okay, gut, schönes Experiment, will ich probieren. Also nicht zu viel. Viele kleine Schritte bringen dich ans Ziel. Das ist der Trick dabei.
Wenn du jetzt merkst, da geht was voran, gibt es einen ganz wichtigen Punkt: Feier deine Erfolge! Gönn dir, wenn du etwas ein bisschen besser auf die Reihe kriegst, mal so ein ganz zufriedenes Grinsen.
Warum ist das wichtig? Weil wir so eine Latte haben. Und das ist ja auch richtig: „Ihr sollt vollkommen sein, so wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Matthäus 5,48). Da wollen wir hin, das tue ich nicht weg. Aber auf dem Weg dahin dürfen wir natürlich, wenn wir so einen kleinen Schritt nach vorne gehen, nicht sagen: „Es ist ja noch ganz weit.“ Sondern: „Ja, nächster kleiner Schritt, Hammer!“ Ein bisschen feiern, vielleicht ein Stück Torte kaufen – irgendwie in diese Richtung.
Wie achte ich darauf, dass sich alles langsam weiterentwickelt? Und wenn ich dann oben ankomme, beim Charakter Christi, worauf muss ich vorsichtig sein?
Zunächst mache ich eine kleine gute Gewohnheit. Aus dieser kleinen guten Gewohnheit, aus diesem Experiment, mache ich es nochmal. Das wiederholt sich also. Dann passe ich mein Leben an diese Gewohnheit an. Aus einem kleinen Experiment wird etwas, bei dem ich denke: „Wow, das mache ich ja jetzt die ganze Zeit, das ist super!“ Aus diesem kleinen Experiment entsteht eine Gewohnheit, und aus der Gewohnheit wird ein Charakter. Das ist klar.
Ich mache etwas einmal, mache es immer wieder, gewöhne mich daran und irgendwann mache ich es ein Stückchen automatisch. Ich muss gar nicht mehr darüber nachdenken. Irgendwann stelle ich fest, dass Leute mich anders wahrnehmen und sagen: „Du bist doch gar nicht so.“ Stimmt, früher war ich so. Dann wird daraus ein Charakter.
Die Frage ist: Wenn sich dieser Charakter entwickelt, worauf muss ich dann achten? Na ja, logisch, dass ich nicht stolz werde. Es geht ja wirklich voran. Das ist das Schöne im geistlichen Leben. Es ist nicht nur ein Spruch: Wenn du dich darauf einlässt, wirst du ein anderer Mensch. Jesus wird in dir Gestalt gewinnen. Du bist heute vielleicht ein Kotzbrocken und wirst ein liebevoller Mensch. Das kann 40 Jahre dauern, das ist kein Problem. Wir haben Zeit.
Versteht ihr? Wir werden auch nicht fertig, bis wir sterben. Das ist auch nicht schlimm. Wir dürfen einfach nur nicht aufhören, diesen Weg zu gehen. Werde nicht stolz. Und dann pass auf, dass du dich nicht rückwärts entwickelst. Alte Sachen schmeißt man raus, und Sünden sind wie... Die wollen wir nicht wieder reinschleichen lassen. Sie sind nicht glücklich, wenn sie draußen sind, sie wollen wieder rein.
Das kann ich tatsächlich durch einen einfachen Trick verhindern. Dieser Trick ist Gebet. Schreib dir eine Liste, auf der all deine Pings und die Dinge stehen, an denen du schon gearbeitet hast und noch arbeiten willst. Dafür betest du einfach regelmäßig.
Immer, wenn du für deine Pings und für deine Sünden betest, kannst du mal schauen: Wie sieht es aus? Dann hast du so alte Problemzonen, die stehen da. Ich habe wirklich so eine Liste. Da stehen alte Problemzonen drauf, und ich denke mir: „Du störst mich nicht mehr, du bist durch. Du bist nicht mehr mein Problem.“ Aber ich lasse die bewusst da stehen, damit sie nicht irgendwann wiederkommen.
Einfach hinschauen, einfach beten.
Und dieses Beten, dass Jesus in mir Gestalt gewinnt – das ist, und jetzt werde ich unsere Gemeinde ein ganz klein wenig dissen, verzeiht mir das –, dieses Leben in Heiligung, um ein liebevoller Charakter zu werden, das ist ganz arg wichtig für Gemeinden wie unsere.
Warum? Weil wir als EFG The Rock Christuskirche einen Schwerpunkt auf Wissen legen. Das ist nicht schlecht. Deswegen sind unsere Predigten vielleicht ein bisschen länger, deswegen bieten wir Kurse an, deswegen sind unsere Teenies jetzt unten und hören einen Vortrag über die Sintflut. Das ist so. Ich weiß viel, und das ist gut.
Der Punkt ist nur: In diesem Wissen lieben – da steckt die Gefahr drin, dass ich denke, es reicht, viel zu wissen. Und das ist falsch. Also, in einer Gemeinde, wo Wissen wertgeschätzt wird, kann sich ganz leicht der Gedanke einschleichen, dass es nur darum geht, etwas im Kopf zu haben. Und dann ist es schlimmer noch, wenn diejenigen, die weniger wissen, weil sie vielleicht nicht so schlau sind – und die gibt es unter uns –, dann denken, sie seien die schlechteren Christen, weil sie nicht alles verstehen. Das ist völliger Mumpitz, das will ich von hier vorne ganz deutlich sagen.
Und das sage ich als jemand, der wirklich gerne Bücher liest und auch Dinge durchdenkt. Die große Gefahr in einer Gemeinde, die Wissen liebt, ist, dass wir uns mit dem, was wir wissen, selbst betrügen. Das will ich so formulieren: Gott kann supergut damit leben, dass du nicht alles weißt. Er kann supergut damit leben, dass du nicht alle theologischen Konzepte durchblickst und erklären kannst. Das ist nicht der Punkt.
Aber womit Gott nicht leben möchte, das ist, wenn wir lieblos miteinander umgehen. Wissen und Erkenntnis – so gut das ist – sind ein Mittel dazu, liebevoller zu werden. Und wenn wir es alleine für sich hinstellen, wenn wir sagen, darum geht es eigentlich, mehr Wissen, und der Charakter ist egal, dann ist das falsch.
Deswegen mache ich diese Predigt: Es geht um Charakter, es geht darum, dass Christus in uns Gestalt gewinnt. Hab so viel Wissen, wie du magst, ich unterstütze dich dabei, ich gebe dir wilde Bücher, das ist überhaupt kein Thema. Aber wenn du sagst, ich weiß viel, aber ich bin ein Kotzbrocken, dann hast du nicht verstanden, wozu Wissen da ist.
Und wie gesagt, unsere Gemeinde hat da – ich will nicht sagen ein Problem, aber – weil wir an der Stelle noch so ein Stück intellektuell aufgestellt sind, muss ich das immer wieder predigen: Bleib nicht stehen beim Wissen, nutze dein Wissen, um einen christusgemäßen Charakter zu entwickeln.
Du kannst Gott nicht lieben – und jetzt gehen wir in die Schlussgerade dieser ganzen zweiteiligen Predigtreihe – du kannst Gott nicht lieben, wenn du die Geschwister nicht liebst. Vergiss das nie. 1. Johannes 4,20 ist ein ganz wichtiger Vers für Gemeinden wie unsere: "Wenn jemand sagt, ich liebe Gott und hasst seinen Bruder, ist er ein Lügner." Und hassen heißt hier weniger lieben, sich nicht kümmern um den Bruder, nicht unbedingt ihm gleich eins in den A geben, das ist gar nicht nötig.
Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. Kann nicht. Liebe ist eine Kompetenz, die wir im Miteinander lernen.
Der Apostel Paulus macht ganz deutlich, dass unser ganzer gemeindlicher Dienst nichtig ist, wenn er nicht aus der Liebe heraus geschieht. 1. Korinther 13,3: "Und wenn ich alle meine Habe den Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts." Also finanzieller Einsatz, körperlicher Einsatz – spielt alles keine Rolle, wenn die Liebe fehlt.
Lasst uns das wirklich gut verstehen: Büchertisch, JAM, Predigten, Musik, Putzdienst – egal wie viel du weißt, wie sehr du begabt bist, wo du dich einbringst, wenn du keine Liebe hast, wenn das charakterlich nicht stimmt, dann ist das sinnlos. Es nützt dir nichts, das will Gott nicht. Und dann hör wirklich damit auf.
Liebe ist das Wichtigste. Liebe ist deshalb das Wichtigste, weil wir nur in dem Maß Jesus ähnlicher werden, wie wir lieben. Man kann sogar so weit gehen, letzter Vers, dass Liebe ein Beweis dafür ist, dass wir überhaupt von Neuem geboren sind. 1. Johannes 4,7: "Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott."
Liebe ist die Quintessenz von geistlichem Leben. Und deswegen diese zweiteilige Reihe. Ich fasse nochmal die drei wichtigsten Punkte zusammen:
Erster Punkt: Heiligung ist wichtig, richtig, gehört zu einem normalen geistlichen Leben, das Jesus nachfolgt, einfach dazu.
Zweiter Punkt: Diese fünf Pflöcke für Sünde – es gibt das Kreuz, Gott will Ehrlichkeit, lebe aus Gnade, akzeptiere Gottes Zeitplan im Umgang mit dir und lass dich wirklich von Gott lieben. Du brauchst diese Liebe, die Gott zu dir hat, nicht erarbeiten.
Letzter, dritter Punkt: Verstehe Heiligung als einen Prozess, der dich jeden Tag, wenn du es zulässt, ein klein bisschen weiterbringt. Wir werden da nicht fertig, bis wir sterben, aber wir wollen auch nicht aufhören. Versteht ihr? Wollen auch nicht aufhören. Ganz im Sinne von Jesus, wenn er sagt: "Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." Wir sehen das Ziel und wir gehen einfach jeden Tag einen kleinen Schritt darauf zu. Und jeden Tag wird Jesus ein klein wenig mehr in uns Gestalt gewinnen.
Und dann mein Traum – man darf ja träumen – kriegen wir eine Gemeinde von all diesen so richtig lieben, alten Geschwistern. Wäre das schön, so richtig liebe, alte Geschwister. Das ist das Ziel, da wollen wir hin. Lasst uns das erreichen.
Amen.
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Wir wünschen Ihnen Gottes reichen Segen. Bis zum nächsten Mal.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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