Vom Untertanenvolk zur Hoffnung auf Wiederherstellung
Die Juden waren nicht mehr der Mittelpunkt der Erde und auch nicht mehr der Bezugspunkt der Geschichte. Stattdessen waren sie zu einem Untertanenvolk geworden. Dass dies so kommen würde, hatte Mose bereits in 5. Mose 28 angekündigt.
Wir wollen dazu zuerst 5. Mose 28, Vers 13 lesen:
„Und der Herr wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz, und du wirst nur immer höher kommen und nicht abwärts gehen, wenn du den Geboten des Herrn, deines Gottes, gehorchst, die ich dir heute zu beobachten und zu tun gebiete.“
Doch es kam anders. Das Volk Israel wandte sich vom Wort Gottes ab. Entsprechend wurden die Nationen zum Haupt, und Israel wurde zum Schwanz. In 5. Mose 28, die Verse 43 und 44 heißt es:
„Der Fremdling, der in deiner Mitte ist, wird höher und höher über dich empor kommen, und du wirst tiefer und tiefer hinabsinken. Er wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen. Er wird zum Haupt, du aber wirst zum Schwanz werden.“
Wir können sogar ein genaues Ereignis benennen, bei dem dies deutlich wurde. Gott machte es dem Volk selbst klar, als heidnische Heere Jerusalem belagerten, die Stadt zerstörten und den Tempel zerstörten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Heiden zum Haupt geworden, Israel zum Schwanz.
Kurz darauf offenbart Gott einem jungen jüdischen Mann im babylonischen Exil, Daniel, den Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar. In diesem Traum sieht Nebukadnezar ein Standbild aus vier Metallen. Daniel sagt zu ihm: „Du bist das Haupt von Gold.“ Das Haupt ist nicht Israel, nicht Juda, sondern der babylonische Herrscher, das babylonische Reich. Du bist das Haupt von Gold.
Daniel erkannte, dass dies bedeutet, dass die Juden nun ein Untertanenvolk geworden sind. Die Juden konnten aus dem babylonischen Exil nur zurückkehren, weil ein heidnischer König diesen Erlass ausgab. Der persische Großkönig Kyrus erlaubte allen Juden, nach Jerusalem zurückzukehren. Nur deshalb konnten sie auch anfangen, den Tempel wieder aufzubauen.
Doch es gab Widerstand. Ein nachfolgender König erließ ein Verbot, das den Juden den Weiterbau untersagte, sodass sie aufhörten zu bauen. So waren sie von der Gunst heidnischer Könige abhängig.
Wie bereits erwähnt, war die Versuchung für sie sehr groß zu glauben, sie würden für immer von Gott abgelehnt und verstoßen bleiben. Doch Gott sendet seine Propheten und zeigt ihnen: Ja, ihr seid wegen eurer Sünden immer noch ein Untertanenvolk. Aber ich bin mit euch, ich bin bei euch, ich führe euch. Trotz eures Versagens bin ich daran, meine Heilsabsichten unter euch und durch euch zu verwirklichen.
Die Bedeutung des Propheten Zacharja für das unterdrückte Volk
Diese Botschaft, die Gott Zacharja gab, muss ihm besonders viel bedeutet haben, denn Zacharja war ein Priester. Ein Priester ohne Heiligtum ist wie ein Priester, dem das Leben selbst genommen ist.
Dass Zacharja ein Priester war, erkennen wir aus Nehemia 12,4.14.16. In Nehemia 12,1 heißt es: „Und dies sind die Priester und Leviten, die mit Zerubbabel, dem Sohn Schealtiels, und Jeshua hinaufzogen.“ Dabei handelt es sich um die Priester, die aus Babylon nach Jerusalem zurückkehrten.
Im Vers 4 dieses Kapitels wird Iddo als Priester genannt. In Nehemia 12,12 wird berichtet, dass in den Tagen Jojakims Priester und Häupter der Väter lebten. Das Geschlechtsregister wird zurückgeführt auf Seraja, Meraja, Jeremia, Hananja, Esra, Mischulam, Amaria, Jochanan, Meluki, Jonathan, Schebanja, Josef, Harim, Adna, Merajot, Chelkaj und Iddo, Zacharja.
Iddo, ein Vater oder Großvater von Zacharja, gehörte zu den Priestern. Somit war Zacharja Priester. In Zacharja 1,1 heißt es: „Im achten Monat des zweiten Jahres des Darius geschah das Wort des Herrn zu Zacharja, dem Sohn Berekias, des Sohnes Iddos.“ Iddo war also der Großvater des Propheten.
Zacharja war Priester und Prophet. Auch Ezechiel war Priester, der vom Herrn zum Propheten berufen wurde, ebenso Jeremia. Für einen Priester war es besonders schwer, die Situation zu tragen, dass das Haus Gottes noch nicht aufgebaut war. Gerade in dieser Lage gab Gott ihm die Trostbotschaft, die er an sein Volk weitergeben konnte.
Aufbau und Inhalt des Buches Zacharja
Nun schauen wir uns den Inhalt des Buches Sacharja im Überblick an. Das Buch ist sehr einfach gegliedert.
Zuerst enthält Sacharja eine Reihe von Botschaften zur Gegenwart Jerusalems. Die Kapitel 1 bis 8 umfassen Botschaften, die sich auf die Umstände seiner eigenen Zeit beziehen und natürlich darüber hinaus. Sie geben Verheißungen von kommendem Heil, sind aber vor allem Botschaften zur Gegenwart Jerusalems.
Ab Kapitel 9 bis zum Ende des Buches folgen Botschaften zur Zukunft Jerusalems. Dabei enthalten die Kapitel 9 bis 11 Botschaften, die von der Zeit handeln, in der nicht mehr die Perser Herren im gesamten Alten Orient sind, sondern die Griechen und später die Römer. Kapitel 9 beschreibt sogar den Feldzug Alexanders des Großen durch Palästina. Kapitel 11 spricht von der Zeit, in der die Römer in Palästina herrschen.
Die Kapitel 12, 13 und 14 behandeln die Endzeit, die noch aussteht. Sie sprechen von der letzten Bedrängnis und Drangsal Jerusalems und Judas, die zum zweiten Kommen des Messias führt. Das sind also die zwei großen Hälften des Buches.
Man kann das Buch weiter unterteilen: Die Botschaften zur Gegenwart Jerusalems bestehen aus zwei Teilen. Die erste Botschaft ist eine ganz grundlegende, die den gesamten prophetischen Dienst charakterisiert. Diese werden wir gleich lesen.
Die zweite Botschaft besteht aus acht Nachtgesichten, die wir in den kommenden Abenden miteinander behandeln werden. In diesen acht Nachtgesichten wird die Befreiung und endgültige Wiederherstellung Jerusalems und Judas geschaut.
Die weiteren Botschaften können wir in diesen Tagen nicht behandeln. Die dritte Botschaft handelt von eigenwilligem und rechtem Gottesdienst sowie von Wiederherstellung. Die vierte Botschaft, die Kapitel 9 bis 11 umfasst, ist eine Botschaft an die Nationen und Jerusalem.
Die Kapitel 12 bis 14 enthalten eine Botschaft über die letzten Tage Jerusalems und das zweite Kommen des Messias.
Die erste Botschaft Zacharjas: Aufruf zur Umkehr und Gehorsam
Ja, jetzt wollen wir die Verse 1 bis 6 im ersten Kapitel miteinander lesen: Sacharja 1, die Verse 1 bis 6.
Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berekias, des Sohnes Iddos, dem Propheten. Der Herr ist heftig zürnend über eure Väter und spricht zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, kehrt zu mir um! Spricht der Herr der Heerscharen, und ich werde zu euch umkehren. Spricht der Herr der Heerscharen, seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten zuriefen und sprachen: So spricht der Herr der Heerscharen, kehrt doch um von euren bösen Wegen und von euren bösen Handlungen! Aber sie hörten nicht und merkten nicht auf mich, spricht der Herr.
Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig? Doch meine Worte und meine Beschlüsse, welche ich meinen Knechten, den Propheten, gebot – haben sie eure Väter nicht getroffen? Und sie kehrten um und sprachen: So wie der Herr der Heerscharen vorhatte, uns nach unseren Wegen und nach unseren Handlungen zu tun, also hat er mit uns getan.
Wir haben hier eine ganz grundlegende Botschaft, die alle prophetischen Botschaften charakterisiert: Hören auf Gottes Wort bringt Segen, nicht hören auf Gottes Wort bringt Unheil – ganz einfach. Hören bringt Heil, nicht hören Unheil – ganz einfach. Es ist nicht schwer zu verstehen, das kann jeder verstehen.
Nun, die Schwierigkeit liegt ja nicht in der Botschaft, sondern bei uns. Wir sind der schwierige Teil in dieser Sache. Es braucht sehr viel, bis ein Mensch anfängt, auf Gottes Reden zu hören, sich Gottes Reden zu stellen, Gottes Reden anzunehmen und zu beherzigen. So musste Gott mit Israel lange und notvolle Wege gehen, um das Volk zum Gehorsam zu erziehen. Gott ist beständig daran, das auch heute an Menschen zu tun. Wenn er dich auf schwierige Wege führt, dann mag das damit zusammenhängen, dass er daran ist, dich zu erziehen und zu lehren, auf sein Wort zu hören und es zu beherzigen. Denn Hören auf sein Wort bringt Heil, nicht hören bringt Unheil.
Nun, Zacharias Botschaften sind datiert, und das müssen wir uns jetzt ansehen. Seine erste Botschaft erging im zweiten Jahr des Königs Darius, das heißt im Jahr 520 v. Chr. Im gleichen Jahr begann Haggai zu weissagen (Haggai 1), allerdings zwei Monate früher, nämlich im sechsten Monat, während Zacharja im achten Monat weissagte.
Es war ja so gewesen, dass die Israeliten – oder besser gesagt die Juden – aus Babylon zurückgekehrt waren im Jahr 537 v. Chr. Sie hatten vom Großkönig Kyros den Auftrag erhalten, das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen. Sie begannen damit, den Grund zu legen, einen Altar zu errichten und schon zu opfern. Das war im Jahr 537, davon berichtet Esra Kapitel 3, Verse 1 bis 4, wie sie das tatsächlich taten:
"Und als der siebte Monat herankam und die Kinder Israel in den Städten waren, da versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem. Joshua, der Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die Priester, und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und seine Brüder machten sich auf und bauten den Altar des Gottes Israels, um Brandopfer darauf zu opfern, wie geschrieben steht im Gesetz Moses, des Mannes Gottes."
Es genügt erst einmal so weit.
Dann, in Kapitel 3, Vers 10, steht (Esra 3,10): "Und als die Bauleute den Grund zum Tempel des Herrn legten, ließen die Priester in ihrer Kleidung hintreten." Also sie legten den Grund zum Tempel.
Aber dann gab es Anfeindungen, und es kam ein neuer Erlass vom nachfolgenden König Ahasveros, der den Weiterbau am Tempel verbot. Die Juden ließen sich einschüchtern. Dann erweckte Gott Propheten – die Propheten Haggai und Zacharia (Esra Kapitel 5, Verse 1 und 2):
"Haggai der Prophet und Zacharia, der Sohn Iddos, die Propheten, weissagten den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels."
Sie weissagten ihnen, und da machten sich Serubbabel, der Sohn Jehaltiels, und Jeshua (oder Joshua), der Sohn Jozadaks, auf und fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen. Mit ihnen die Propheten Gottes, welche sie unterstützten.
Das war die unmittelbare Aufgabe dieser beiden Propheten: das Volk Gottes, die Juden, dazu zu bewegen, am Tempel weiterzubauen und den Bau des Tempels zu vollenden. Diese beiden Propheten traten im Jahr 520 auf, also 17 Jahre nachdem sie schon angefangen hatten, aber dann aufgehört hatten.
Im Jahr 537 hatten sie angefangen, und es dauerte bis 520, bis sie wieder fortfuhren mit dem Bau. Durch die Weissagungen Haggais und Zacharias vollendeten sie im Jahr 516 den Bau des Tempels. Das steht in Esra 6, Verse 14 und 15:
"Und die Ältesten der Juden bauten, und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais des Propheten und Zacharias des Sohnes Iddos. Sie bauten und vollendeten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl Kyros’ und Darius’ und auch der Artaxerxes, des Königs von Persien."
Hier sehen wir übrigens die besondere Situation, in der die Juden waren: Durch die Propheten standen sie unter Gottes Befehl, aber gleichzeitig auch unter dem Befehl heidnischer Könige. Sie waren und blieben ein Untertanenvolk. Aber Gott war mit ihnen, in seiner großen Güte und Gnade, samt Propheten. So hatten sie Erfolg.
Nun schauen wir die präzise Datierung dieser Weissagungen Haggais und Zacharias an. Sie geben der ersten Botschaft des Propheten Sacharja, wenn wir sie beachten, zusätzliches Profil. Haggai begann zwei Monate vor Sacharja mit seinen Weissagungen.
Die erste Weissagung Haggais (Haggai 1) war eine Rüge an das Volk: "Ihr schaut nur für euch, ihr wohnt in schönen getäfelten Häusern, und das Haus Gottes wird nicht gebaut." Das Volk hörte auf die Weissagung Haggais und begann zu bauen.
Dann, Haggai 2, im siebten Monat, am einundzwanzigsten des Monats, also immer noch im Monat bevor Zacharja anfing. Zacharja begann im achten Monat.
Im siebten Monat geschah das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai: "Rede doch zu Serubbabel, dem Sohn Jehaltiels, dem Landpfleger von Juda, und zu Joshua, dem Sohn Jozadaks, dem Hohenpriester, und zu dem Überrest des Volkes, und sprich: Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht wie nichts in euren Augen?"
Und das wussten die damals Bauenden. In Esra steht ja, dass die Alten, die den alten Tempel noch gesehen hatten – also da waren 80- bis 90-jährige Männer und Frauen noch da, die nach diesen siebzig Jahren Exil zurückgekehrt waren – vielleicht als 15- oder 20-Jährige den Tempel Salomos noch gesehen hatten. Als sie die Grundrisse und die Mauern des neuen Tempels sahen, weinten sie. Das war nichts im Vergleich zum Tempel Salomos, es war viel bescheidener. "Es ist nicht wie nichts in euren Augen", sie weinten.
Und jetzt kommt diese Botschaft Zacharias im achten Monat, die Botschaft, die wir eben gelesen haben, seine erste Botschaft in den Versen 2 bis 6.
Ja, es stimmt, der jetzt erstehende Tempel würde nicht so prächtig sein wie der Tempel Salomos. Aber es hilft nicht zu klagen, es hilft nicht zu weinen, über vergangene, verflossene Herrlichkeit zu trauern und verflossenen, besseren Tagen nachzuweinen. Das hilft nicht.
Das ist übrigens sehr dumm, sehr töricht. Zwar ist es in Ordnung, dass wir auch einmal traurig werden über Dinge, die wir verkehrt gemacht haben und die wir verloren haben, aber irgendwann müssen wir uns sagen: Weinen hilft jetzt nichts. Jetzt müssen wir uns aufmachen und endlich lernen, auf Gottes Reden zu hören.
So beginnt Zacharja seine ganzen Weissagungen. Ich hoffe, ihr habt die Lektion gelernt und wir wollen sie gelernt haben, liebe Brüder: In der Vergangenheit ist es uns schlecht gegangen, weil wir nicht auf das Reden des Herrn hörten. Jetzt sind wir ein Untertanenvolk, die verlorene Herrlichkeit kommt in der Weise nicht mehr zurück. Aber jetzt wollen wir auf Gottes Reden hören. Das ist das einzig Vernünftige und Gescheite, was wir tun können – die Torheiten der Väter nicht zu wiederholen.
Ja, der Herr war heftig zürnend. Es war Gottes Zorn, der über Juda und Jerusalem kam, und deshalb gingen die Stadt und der Tempel in Flammen auf. Aber seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten – also die Propheten Jeremia als der Letzte und auch andere Propheten, die vor ihm weissagten – zuriefen, aber sie hörten nicht und merkten nicht auf.
Dann diese Frage in Sacharja 1, Vers 5: "Eure Väter, wo sind sie?" Tja, die sind in ihren Gräbern, sie sind in ihrem Ungehorsam umgekommen, in Babylon beerdigt.
Und dann die Propheten, Vers 5: "Leben die ewig?" Nein, die Propheten leben nicht ewig. Die Propheten kommen, erfüllen ihren Auftrag und ziehen wieder zurück. Man musste also die Stunde der Heimsuchung nutzen.
Damals hatte Gott Propheten gesandt, er sandte sie aber nicht ewig. Irgendwann hört Gott auf zu reden. Jetzt hat Gott wieder Propheten gesandt, zwei sind da, sie reden, aber sie werden nicht ewig reden. Nutzt jetzt die Zeit, da Gott seine Knechte, die Propheten, zu euch sandte.
Gott gibt seinem Volk immer wieder solche Stunden: Er redet zu seinem Volk, und wir wissen es dann auch. Er gibt uns Gelegenheit, dass wir uns von ihm brauchen lassen, dass wir uns ihm zur Verfügung stellen: "Hier sind wir, brauche uns, sende uns." Aber er redet nicht immer.
Wenn Gott zu uns redet und seine Hand auf uns legt, dann müssen wir die Stunde nutzen. Wenn wir dann nicht bereit sind, hinzuhören und nachher das zu tun, was Gott sagt, hat es keinen Wert, weiter auf Gottes Reden zu warten. Das können wir auf uns anwenden: Wenn wir die Bibel aufschlagen und nicht hören wollen, was Gott sagt, können wir genauso gut aufhören, die Bibel zu lesen – es hat keinen Wert.
Das ist die erste Botschaft, die Sacharja an das Volk richtete: Wenn ihr nicht bereit seid zu hören, was soll dann alles weitere Reden zu euch? Es wird alles nutzlos sein, was Gott noch ferner euch sagen wird. Nein, schlimmer als nutzlos: Es wird eure Schuld nur vergrößern, es wird euer Gericht nur erschweren.
Es ist eine ganz gefährliche Sache, auf Gottes Wort zu hören – aber nur dann gefährlich, wenn wir hören und es nicht beherzigen.
So würde ich hier in diesem Saal niemandem raten, einfach die Bibel zu lesen und zu denken: "Ja, ich nehme dann das, was mir gefällt, an, und was mir nicht so gefällt, nehme ich nicht an." Das ist eine ganz gefährliche Sache.
Denn je mehr wir wissen von Gott, von seinem Willen, von seinem Wort und von seinen Absichten, desto größere Verantwortung haben wir. Wenn wir dann nicht danach tun, ist unsere Schuld größer, und es geht uns nachher schlimmer, als wenn wir Gottes Reden nie gehört hätten.
Nun, was bewirkte diese Botschaft, diese erste Botschaft Zacharias? Das steht im Vers 6 am Schluss: "Und sie kehrten um und sagten: So wie der Herr der Heerscharen vorhatte, uns nach unseren Wegen und nach unseren Handlungen zu tun, so hat er mit uns getan."
Es ist alles eingetroffen, was Gott gesagt hat. Also wollen wir uns seinem Wort, seinem Reden stellen.
Dann hat Gott weiter zu ihnen geredet, und zwar durch acht Nachtgesichte.
Die acht Nachtgesichte, die folgen, sind eine einzige großartige Trostbotschaft. Und das ist immer die Folge: Wenn wir uns von Gottes Wort überführen lassen, auch sehen, dass wir versagt haben, gesündigt haben, schuldig geworden sind, wir unsere Schuld bekennen und sagen: Es tut uns leid, wir sind darüber bekümmert – dann beginnt Gott uns zu trösten.
Dann beginnt sein Wort uns zu Kraft, zu Leben, zu Freude und zu Licht zu werden.
Das hat uns der Sohn Gottes übrigens auch gesagt. Er hat gesagt: "Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden." Die werden getröstet, die anfangen, Leid zu tragen über ihr Versagen, ihre Sünde, ihren Ungehorsam, ihr Ungenügen, ihr Zu-kurz-Kommen. Dann beginnt Gott sie zu trösten.
Dann wird ihnen sein Wort zu Licht, zu Stärke, zu Freude, zu Wonne und gibt ihnen Mut.
Genau so geschieht es jetzt in der nachfolgenden zweiten Botschaft. Diese zweite Botschaft ist sehr lang, von Kapitel 1, Vers 7 bis Kapitel 6, Vers 15.
Sie besteht aus lauter Gesichten, also nicht Worten, die der Prophet empfängt und dann im Namen des Herrn an das Volk weiterrichtet, sondern Gesichte. Diese hat er dann aufgeschrieben, und die haben wir hier vor uns.
Diese acht Nachtgesichte sind eine Trostbotschaft, eine Botschaft über Befreiung und endgültige Wiederherstellung Jerusalems und Judas.
Ja, in der Nacht ein Gesicht – es ist Nacht, wo er sie empfängt – und ein Gesicht ist etwas, das man sieht, nicht hört. Eine Vision, ein Gesicht, etwas, das man sieht, nicht hört.
Was Gott seinen Propheten in Gesichten mitteilt, ist immer Symbolsprache. Das ist immer so, das ist auch im Buch der Offenbarung so. Darum muss man im Buch der Offenbarung immer darauf achten: Wenn Johannes sagt, "ich sah" und "ich sah", dann ist alles Symbolsprache. Manchmal sagt er "ich hörte", dann ist es nicht Symbolsprache.
Also Gesichte und diese Symbole wollen wir miteinander deuten suchen.
Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Bitte? Aha, noch 15 Minuten, noch 14 Minuten. Gut, dann können wir mit der ersten Botschaft, mit dem ersten Nachtgesicht schon anfangen.
Das erste Nachtgesicht: Wir lesen diese Verse – Sacharja 1, die Verse 7 bis 17:
"Am 24. Tag im elften Monat, das ist der Monat Schebat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berekias, des Sohnes Iddos, dem Propheten:
Ich schaute des Nachts, und siehe, ein Mann, der auf einem roten Ross ritt, und er hielt zwischen den Myrten, welche im Talgrund waren. Hinter ihm waren rote, hellerote und weiße Rosse.
Ich sprach: Mein Herr, wer sind diese? Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Ich will dir zeigen, wer diese sind.
Der Mann, der zwischen den Myrten hielt, antwortete und sprach: Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, um die Erde zu durchziehen.
Sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: Wir haben die Erde durchzogen, und siehe, die ganze Erde sitzt still und ist ruhig.
Da hob der Engel des Herrn an und sprach: Herr der Heerscharen, wie lange willst du dich nicht Jerusalems und der Städte Judas erbarmen, auf welche du gezürnt hast diese siebzig Jahre?
Und der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, gütige Worte, tröstliche Worte.
Der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Rufe aus und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen:
Ich habe mit großem Eifer für Jerusalem und Zion geeifert, und mit sehr großem Zorn zürne ich über die sicheren Nationen, denn ich habe ein wenig gezürnt, sie aber haben zum Unglück geholfen.
Darum spricht der Herr also: Ich habe mich Jerusalem mit Erbarmen wieder zugewandt. Mein Haus, spricht der Herr, soll darin gebaut und die Messschnur über Jerusalem gezogen werden.
Rufe ferner aus und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: Meine Städte sollen noch überfließen von Gutem, und der Herr wird Zion noch trösten und Jerusalem noch erwählen."
Ja, in diesem Gesicht sollen die Juden getröstet werden. Das ist ganz deutlich, das wird mit Nachdruck gesagt, wiederholt gesagt: Ich wende mich Jerusalem mit Erbarmen zu, die Stadt soll wieder gebaut werden, ich werde in ihrer Mitte wohnen, sie soll noch überfließen von Gutem – eine Trostbotschaft.
In diesem Nachtgesicht spielt ein Mann die Hauptrolle. Um diesen Mann dreht sich alles. Dieser Mann ist der Engel des Herrn gleichzeitig. Das wird deutlich, wenn wir Vers 8 mit Vers 11 vergleichen.
Sacharja 1, Vers 8: "Ich schaute des Nachts, und siehe, ein Mann auf einem roten Ross. Und er hielt zwischen den Myrten."
Und dann Vers 11: "Sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt."
Also dieser Mann ist der Engel des Herrn, also der Herr selbst. Dieser Mann ist der Messias, der ein Mensch ist und auch der Herr selbst, nämlich Gott.
Die drei Gruppen verschiedenfarbiger Rosse, die diesem Mann folgen, stehen für Gottes Wirken in der Vorsehung.
Als Schlüssel zum Verständnis für diese verschiedenfarbigen Rosse dient uns Offenbarung 6, wo ebenfalls verschiedenfarbige Rosse vorkommen: ein weißes, ein rotes, ein schwarzes und dann ein grünliches oder fahles.
In Offenbarung 6, das kann man ganz deutlich zeigen, wenn wir Offenbarung 4 mit Offenbarung 6 vergleichen, stehen diese Rosse, die ausziehen auf das Geheiß von einem der vier lebendigen Wesen hin, für Gottes Wirken in der Vorsehung, seine Gerichte der Vorsehung.
Diese Gruppen von verschiedenfarbigen Rossen stehen für Gottes Wirken in der Vorsehung. Er lenkt die Geschicke der Völker.
Gerade während der Zeit, in der Israel ein Untertanenvolk ist, ist es für das Volk Gottes von Bedeutung, das zu wissen.
Diese Rosse ziehen aus hinter diesem Mann hier, hinter dem Engel des Herrn. Die Reiter können ihn also nicht überholen, sie können nur dahin gehen, wo er hingeht. Sie stehen unter seiner Führung und handeln unter seiner Anleitung. Er regiert sie.
Dieser Engel des Herrn, das ist eben der Messias Israels.
Ihr betet für sein Volk. Tatsächlich, so steht nämlich im Vers 12: Da hob der Engel des Herrn an und sprach: "Herr der Heerscharen", und dann betet er für sein Volk und bekommt eine Antwort, eine tröstliche Antwort.
So lernen wir an diesem ersten Gesicht, dass das Volk Gottes alle seine Wohltaten dem Messias verdankt, der sich als Mittler zwischen Gott und seinem Volk für sein Volk einsetzt.
Das können wir auch auf uns anwenden: Alle Wohltaten, die wir empfangen, fortwährend, während wir unterwegs sind, alle Segnungen, die wir empfangen, als Gemeinde, als Einzelne, als Gläubige, verdanken wir der Fürbitte unseres Mittlers für uns. Er tritt beständig für uns ein.
Wir können sogar sagen, dass alle diese weiteren Nachtgesichte, die die verschiedenen Segnungen im Einzelnen behandeln und zeigen, Antworten auf die Gebete des Engels des Herrn, des Messias Israels, für sein Volk sind.
Wir werden uns noch Einzelheiten ansehen, noch näher betrachten, aber versuchen wir zuerst, uns einen Gesamteindruck von diesem Gesicht zu verschaffen.
"Die ganze Erde sitzt still und ruhig", so heißt es im Vers 11. Die ganze Erde sitzt still und ruhig. Das heißt, die Macht der herrschenden Völker ist festgefügt, es bewegt sich nicht viel in der Völkerwelt.
Eigentlich hätte man das ja gern normalerweise. Wir wären ja froh, wenn festgefügte Zeiten wären – das Imperium Romanum und die Pax Romana und die viel gerühmte oder auch die Pax Britannica wären uns auch willkommen. Aber so wie es jetzt ist, wo man nie weiß, was jetzt für ein Wahnsinniger welche Bombe schmeißt...
Eigentlich könnte man denken, die Juden müssten doch zufrieden sein. Aber für sie war es schlimm, denn für sie sah es so aus: Diese Ordnung, in der heidnische Reiche alles bestimmen und wir von ihnen abhängig sind, scheint völlig unerschütterlich.
Wird es jemals anders werden? Der Herr hat andere Gedanken über die Nationen und über Israel, als es der äußere Schein verstehen lässt.
Nein, es wird nicht so bleiben, dass die Nationen obenauf sind und das Volk Gottes niedergedrückt ist. Er wird sich Jerusalems erbarmen, aber das kann nicht anders geschehen, als dass er die sicheren Nationen erschüttert.
Er wird diese Ordnung aufbrechen und Jerusalem wieder einsetzen als Mittelpunkt der Erde, als seine Stadt, wo er wohnen und herrschen wird.
Das ist zusammenfassend die Botschaft dieses ersten Nachtgesichts.
Noch drei Minuten? Ja gut, dann ist es sicher passend, wenn wir hier schließen. Morgen Abend werden wir noch einige Einzelheiten aus diesem Gesicht nachtragen, bevor wir zum zweiten Gesicht kommen.
Die Bedeutung der Datierung für das Verständnis der Botschaften
Und nun schauen wir uns die präzise Datierung dieser Weissagungen Haggais und Sacharjas an, denn sie geben der ersten Botschaft des Propheten Sacharja, wenn wir sie beachten, zusätzliches Profil.
Haggai begann zwei Monate vor Sacharja mit seinen Weissagungen. Die erste Weissagung Haggais, Haggai 1, war eine Rüge an das Volk: „Ihr schaut nur für euch, ihr wohnt in schönen getäfelten Häusern, und das Haus Gottes wird nicht gebaut.“ Das Volk hörte auf die Weissagung Haggais und begann zu bauen.
Dann, in Haggai 2, im siebten Monat, am einundzwanzigsten Tag des Monats – also immer noch im Monat bevor Sacharja anfing, der im achten Monat begann – geschah das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai. Dort heißt es: „Rede doch zu Serubbabel, dem Sohn Jealtiels, dem Landpfleger von Juda, und zu Josua, dem Sohn Jozadaks, dem Hohenpriester, und zu dem Überrest des Volkes, und sprich: Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht wie nichts in euren Augen?“
Das wussten die damals Bauenden. In Esra steht, dass die Alten, die den alten Tempel noch gesehen hatten – also Männer und Frauen im Alter von 80 bis 90 Jahren, die nach den siebzig Jahren Exil zurückgekehrt waren – vielleicht als 15- oder 20-Jährige den Tempel Salomos noch gesehen hatten. Als sie die Grundrisse und Mauern des neuen Tempels sahen, weinten sie. Das war nichts im Vergleich zum Tempel Salomos. Es war viel bescheidener. Es war nicht wie nichts in ihren Augen, sie weinten.
Jetzt kommt diese Botschaft Sacharjas im achten Monat. Diese Botschaft, die wir eben gelesen haben, seine erste Botschaft in den Versen 2 bis 6. Ja, es stimmt, der jetzt erstehende Tempel würde nicht so prächtig sein wie der Tempel Salomos. Aber es hilft nicht zu klagen. Es hilft nicht zu weinen. Über vergangene, verflossene Herrlichkeit zu trauern und verflossenen, besseren Tagen nachzuweinen, hilft nicht.
Das ist übrigens sehr dumm, sehr töricht. Zwar ist es in Ordnung, dass wir auch einmal traurig sind über Dinge, die wir verkehrt gemacht haben und die wir verloren haben, aber irgendwann müssen wir uns sagen: Weinen hilft jetzt nichts. Jetzt müssen wir uns aufmachen und endlich lernen, auf Gottes Reden zu hören.
So beginnt Sacharja seine ganzen Weissagungen. Ich hoffe, ihr habt die Lektion gelernt und wir wollen sie gelernt haben. Liebe Brüder, in der Vergangenheit ist es uns schlecht gegangen, weil wir nicht auf das Reden des Herrn hörten. Jetzt sind wir ein Untertanenvolk. Die verlorene Herrlichkeit kommt in der Weise nicht mehr zurück. Aber jetzt wollen wir auf Gottes Reden hören. Das ist das einzig Vernünftige und Gescheite, was wir tun können: die Torheiten der Väter nicht zu wiederholen.
Ja, der Herr war heftig zornig. Es war Gottes Zorn, der über Juda und Jerusalem kam, und deshalb gingen die Stadt und der Tempel in Flammen auf. Aber seid ihr nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten – also die Propheten Jeremia als der Letzte und auch andere Propheten, die vor ihm weissagten – zuriefen, aber sie hörten nicht und merkten nicht auf?
Dann kommt diese Frage in Sacharja 1, Vers 5: „Eure Väter, wo sind sie?“ Tja, die sind in ihren Gräbern. Sie sind in ihrem Ungehorsam umgekommen, in Babylon beerdigt.
Und dann die Propheten, Vers 5: „Leben die ewig?“ Nein, die Propheten leben nicht ewig. Die Propheten kommen, und nachdem sie ihren Auftrag erfüllt haben, zieht Gott sie wieder zurück. Sie treten wieder ab. Man musste also die Stunde der Heimsuchung nutzen.
Damals hatte Gott Propheten gesandt. Er sandte sie aber nicht ewig. Irgendwann hört Gott auf zu reden. Jetzt hat Gott wieder Propheten gesandt. Zwei sind da, sie reden, aber sie werden nicht ewig reden. Nutzt jetzt die Zeit, da Gott seine Knechte, die Propheten, zu euch sandte.
Gott gibt seinem Volk immer wieder solche Stunden. Er redet zu seinem Volk, und wir wissen es dann auch. Er gibt uns Gelegenheit, dass wir uns von ihm brauchen lassen, dass wir uns ihm zur Verfügung stellen: „Hier sind wir, brauche uns, sende uns!“ Aber er redet nicht immer.
Wenn Gott zu uns redet und seine Hand auf uns legt, wenn wir dann die Stunde nicht nutzen, dann ist sie verstrichen. Das wollen wir lernen. Wir wollen lernen, wenn Gott redet, zu hören. Wenn wir nicht bereit sind, hinzuhören und danach das zu tun, was Gott sagt, dann hat es gar keinen Wert, weiter auf Gottes Reden zu warten.
Wir können das jetzt auf uns anwenden: Wenn wir die Bibel aufschlagen und nicht hören wollen, was Gott sagt, können wir genauso gut aufhören, die Bibel zu lesen. Es hat keinen Wert.
Das ist die erste Botschaft, die Sacharja an das Volk richtete: Wenn ihr nicht bereit seid zu hören, was soll dann alles weitere Reden zu euch? Es wird alles nutzlos sein, was Gott euch noch ferner sagen wird. Nein, schlimmer als nutzlos: Es wird eure Schuld nur vergrößern, es wird euer Gericht nur erschweren.
Es ist eine ganz gefährliche Sache, auf Gottes Wort zu hören – aber nur dann gefährlich, wenn wir hören und es nicht beherzigen.
So würde ich hier in diesem Saal niemandem raten, einfach die Bibel zu lesen und zu denken: „Ja, ja, ich nehme dann das, was mir gefällt, an, und was mir nicht so gefällt, nehme ich nicht an.“ Das ist eine ganz gefährliche Sache.
Denn je mehr wir von Gott wissen – von seinem Willen, von seinem Wort und von seinen Absichten – desto größere Verantwortung haben wir. Und wenn wir dann nicht danach handeln, ist unsere Schuld größer, und es geht uns nachher schlimmer, als wenn wir Gottes Reden nie gehört hätten.
Die Wirkung der ersten Botschaft und der Beginn der Trostbotschaften
Nun, was bewirkte diese Botschaft, diese erste Botschaft Zacharias?
Am Ende, in Vers 6, steht: „Und sie kehrten um und sagten: So wie der Herr der Herrscher vorhatte, uns nach unseren Wegen und nach unseren Handlungen zu behandeln, so hat er es mit uns getan. Es ist alles eingetroffen, was Gott gesagt hat. Also wollen wir uns seinem Wort, seinem Reden, stellen.“
Dann hat Gott weiter zu ihnen geredet, und zwar durch acht Nachtgesichte.
Die acht Nachtgesichte, die folgen, sind eine einzige großartige Trostbotschaft. Und das ist immer die Folge: Wenn wir uns von Gottes Wort überführen lassen, wenn wir sehen, dass wir versagt haben, gesündigt haben und schuldig geworden sind, wenn wir unsere Schuld bekennen und sagen, es tut uns leid, wenn wir darüber bekümmert sind, dann beginnt Gott, uns zu trösten.
Dann wird sein Wort zu Kraft, zu Leben, zu Freude und zu Licht.
Das hat uns der Sohn Gottes übrigens auch gesagt. Er sagte: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Getröstet werden diejenigen, die anfangen, Leid zu tragen über ihr Versagen, ihre Sünde, ihren Ungehorsam, ihr Ungenügen, ihr Zu-kurz-Kommen. Dann beginnt Gott, sie zu trösten.
Und dann wird ihnen sein Wort zu Licht, zu Stärke, zu Freude, zu Wonne und gibt ihnen Mut.
Genau so geschieht es jetzt in der nachfolgenden zweiten Botschaft. Diese zweite Botschaft ist sehr lang, von Kapitel 1, Vers 7 bis Kapitel 6, Vers 15.
Sie besteht aus lauter Gesichten, also nicht aus Worten, die der Prophet empfängt und dann im Namen des Herrn an das Volk weitergibt, sondern aus Gesichten. Diese Gesichte hat er dann aufgeschrieben, und wir haben sie hier vor uns.
Diese acht Nachtgesichte sind eine Trostbotschaft, eine Botschaft über Befreiung und endgültige Wiederherstellung Jerusalems und Judas.
Ja, es ist Nacht, als er sie empfängt, und ein Gesicht ist etwas, das man sieht, nicht hört.
Eine Vision, ein Gesicht ist etwas, das man sieht, nicht hört.
Was Gott seinen Propheten in Gesichten mitteilt, ist immer Symbolsprache.
Das ist immer so, auch im Buch der Offenbarung. Darum muss man im Buch der Offenbarung immer darauf achten: Wenn Johannes sagt, „Ich sah“ oder „Ich sah“, dann ist alles Symbolsprache. Manchmal sagt er „Ich hörte“, dann ist es keine Symbolsprache.
Also wollen wir die Gesichte und diese Symbole miteinander zu deuten suchen.
Das erste Nachtgesicht: Gottes Fürsorge und die Hoffnung auf Erbarmen
Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Bitte? Aha, also noch 15 Minuten, noch 14 Minuten. Gut, dann können wir mit der ersten Botschaft, mit dem ersten Nachtgesicht schon anfangen – das erste Nachtgesicht.
Wir lesen diese Verse aus Sacharja 1,7-17. Am 24. Tag im elften Monat, dem Monat Shebat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berekias, des Sohnes Iddos, dem Propheten.
Ich schaute des Nachts, und siehe, ein Mann ritt auf einem roten Ross. Er hielt sich zwischen den Myrten, welche im Talgrund waren. Hinter ihm waren rote, hellerote und weiße Rosse.
Ich fragte: „Mein Herr, wer sind diese?“ Der Engel, der mit mir redete, antwortete: „Ich will dir zeigen, wer diese sind.“ Der Mann, der zwischen den Myrten hielt, sagte: „Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, um die Erde zu durchziehen.“
Sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: „Wir haben die Erde durchzogen, und siehe, die ganze Erde sitzt still und ist ruhig.“
Da hob der Engel des Herrn an und sprach: „Herr der Heerscharen, wie lange willst du dich nicht Jerusalems und der Städte Judas erbarmen, auf welche du gezürnt hast diese siebzig Jahre?“
Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, mit gütigen und tröstlichen Worten. Der Engel sprach zu mir: „Rufe aus und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe mit großem Eifer für Jerusalem und Zion geeifert, und mit sehr großem Zorn zürne ich über die sicheren Nationen, denn ich habe ein wenig gezürnt, sie aber haben zum Unglück geholfen.
Darum spricht der Herr also: Ich habe mich Jerusalem mit Erbarmen wieder zugewandt. Mein Haus, spricht der Herr, soll darin gebaut werden, und die Messschnur soll über Jerusalem gezogen werden.
Rufe ferner aus und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: Meine Städte sollen noch überfließen von Gutem, und der Herr wird Zion noch trösten und Jerusalem noch erwählen.“
Ja, in diesem Gesicht sollen die Juden getröstet werden. Das wird ganz deutlich, mit Nachdruck und wiederholt gesagt: Ich wende mich Jerusalem mit Erbarmen zu. Die Stadt soll wieder aufgebaut werden, ich werde in ihrer Mitte wohnen. Sie soll noch überfließen von Gutem – eine Trostbotschaft.
In diesem Nachtgesicht spielt ein Mann die Hauptrolle. Um diesen Mann dreht sich alles. Dieser Mann ist zugleich der Engel des Herrn. Das wird deutlich, wenn wir Vers 8 mit Vers 11 vergleichen.
Sacharja 1,8: „Ich schaute des Nachts, und siehe, ein Mann auf einem roten Ross. Und er hielt zwischen den Myrten.“
Vers 11: „Sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt.“
Also ist dieser Mann der Engel des Herrn, also der Herr selbst. Dieser Mann ist der Messias, der ein Mensch ist und zugleich der Herr selbst, nämlich Gott.
Die drei Gruppen verschiedenfarbiger Rosse, die diesem Mann folgen, stehen für Gottes Wirken in der Vorsehung. Als Schlüssel zum Verständnis dieser verschiedenfarbigen Rosse dient uns Offenbarung 6. Dort gibt es ebenfalls verschiedenfarbige Rosse: ein weißes, ein rotes, ein schwarzes und ein grünliches oder fahles.
In Offenbarung 6 wird ganz deutlich, wenn man Offenbarung 4 mit Offenbarung 6 vergleicht, dass diese Rosse, die auf das Geheiß eines der vier lebendigen Wesen hin ausziehen, für Gottes Wirken in der Vorsehung stehen – seine Gerichte der Vorsehung.
Diese Gruppen verschiedenfarbiger Rosse symbolisieren Gottes Wirken in der Vorsehung. Er lenkt die Geschicke der Völker. Gerade während der Zeit, in der Israel ein Untertanenvolk ist, ist es für das Volk Gottes von Bedeutung, das zu wissen.
Diese Rosse ziehen hinter diesem Mann her, hinter dem Engel des Herrn. Die Reiter können ihn also nicht überholen, sie können nur dorthin gehen, wohin er geht. Sie stehen unter seiner Führung und handeln unter seiner Anleitung. Er regiert sie.
Dieser Engel des Herrn ist eben der Messias Israels. Im Vers 12 betet er für sein Volk: „Herr der Heerscharen“, und erhält eine tröstliche Antwort.
So lernen wir an diesem ersten Gesicht, dass das Volk Gottes alle seine Wohltaten dem Messias verdankt, der sich als Mittler zwischen Gott und seinem Volk für es einsetzt. Das können wir auch auf uns anwenden.
Alle Wohltaten, die wir empfangen – fortwährend, während wir unterwegs sind –, alle Segnungen, die wir als Gemeinde, als Einzelne, als Gläubige erhalten, verdanken wir der Fürbitte unseres Mittlers für uns. Er tritt beständig für uns ein.
Wir können sogar sagen, dass alle weiteren Nachtgesichte, die die verschiedenen Segnungen im Einzelnen behandeln und zeigen, die Antworten auf die Gebete des Engels des Herrn, des Messias Israels, für sein Volk sind.
Wir werden uns noch Einzelheiten ansehen, doch zunächst versuchen wir, einen Gesamteindruck von diesem Gesicht zu gewinnen.
„Die ganze Erde sitzt still und ruhig“, so heißt es in Vers 11. Die ganze Erde sitzt still und ruhig. Das bedeutet, die Macht der herrschenden Völker ist festgefügt. Es bewegt sich nicht viel in der Völkerwelt.
Eigentlich wünscht man sich das ja normalerweise. Wir wären froh über festgefügte Zeiten. Das Imperium Romanum und die Pax Romana oder die viel gerühmte Pax Britannica wären uns willkommen.
Doch so, wie es jetzt ist, wo man nie weiß, welcher Wahnsinnige welche Bombe wirft, ist das anders.
Man könnte denken, die Juden müssten zufrieden sein. Aber für sie war es schlimm. Denn diese Ordnung, in der heidnische Reiche alles bestimmen und wir von ihnen abhängig sind, scheint völlig unerschütterlich.
Wird es jemals anders werden? Der Herr hat andere Gedanken über die Nationen und über Israel, als es der äußere Schein vermuten lässt.
Nein, es wird nicht so bleiben, dass die Nationen obenauf sind und das Volk Gottes niedergedrückt bleibt. Er wird sich Jerusalems erbarmen. Doch das kann nicht geschehen, ohne dass er die sicheren Nationen erschüttert.
Er wird diese Ordnung aufbrechen und Jerusalem wieder einsetzen als Mittelpunkt der Erde, als seine Stadt, wo er wohnen und herrschen wird.
Das ist zusammenfassend die Botschaft dieses ersten Nachtgesichts.
Noch drei Minuten? Gut, dann ist es sicher passend, hier zu schließen. Morgen Abend werden wir noch einige Einzelheiten aus diesem Gesicht nachtragen, bevor wir zum zweiten Gesicht kommen.