Bestseller! Hier ist Toni, und ich bin Philipp. Ich heiße Marie. Ah, und einer darf bei uns auch nicht spielen. Äh, Sammy. Uh, hier bin ich. Willkommen im Deckern.
Hey Mike.
Hi Toni, Onkel Mike ist noch im Haus.
Oh, hey Marie.
Sag mal, Toni, kann ich dich was fragen?
Klar, was gibt's?
Findest du nicht auch, Onkel Mike ist in letzter Zeit irgendwie anders?
Was genau meinst du denn?
Er ist angespannter und macht so viele Geheimnisse.
Na ja, also er muss uns nicht alles erzählen.
Ich weiß, aber trotzdem.
Ja, ich merke das auch. Vielleicht kein Wunder bei dem ganzen Ärger um seine Grundstücksgrenze, oder?
Ja, schon. Das ist eine Riesensache. Aber es muss noch mehr sein. Ich dachte, vielleicht hast du eine Idee.
Also irgendwie ist ihm immer unwohl, wenn dieser Thorsten da ist, aber genau weiß ich es auch nicht. Er hat vorher noch nie etwas von mir geheim gehalten.
Toni, denkst du, er vertraut mir nicht mehr?
Ich denke eher, er schweigt, um uns nicht zu belasten.
Belasten? Muss echt eine schlimme Sache sein.
Hallo! Hey Phil! Hi, du siehst aus, als würdest du gleich vor Aufregung platzen.
Stimmt, ich bin doch in der Mathe-AG bei Frau Hilbert.
Ja? Sie kam heute früh zu mir mit einem Brief. Und was stand da drin?
Sie meint, ich könnte auf eine andere Schule wechseln, weil meine Noten so gut sind. Dort hätte ich viel mehr Mathe, Physik, Chemie und Biologie.
Wow, das ist ja voll dein Ding.
Ja, total. Aber ich weiß nicht, ob ich es machen soll.
Professor Phil, ich habe es schon immer gewusst. Warum überlegst du da überhaupt noch?
Weil es einen Haken an der Sache gibt.
Und was für einen?
Es ist ein Internat.
Oh.
Ich könnte euch dann nur noch am Wochenende und in den Ferien sehen.
Hey Leute! Da bist du ja. Du hast Fils große Neuigkeit verpasst.
Hast du etwa den Kindernobelpreis gewonnen?
Das nicht, aber meine Lehrerin meint, ich könnte auf ein Wissenschaftsinternat gehen.
Wow, Glückwunsch! Und willst du hin?
Da bin ich noch am Nachdenken. So eine große Entscheidung will wohl überlegt sein.
Ist eigentlich alles okay, Onkel Mike? Es hat echt lange gedauert, bis du hergekommen bist. Ich habe auf einen wichtigen Brief gewartet, aber der Postbote war immer noch nicht da.
Ah, verstehe. Ja, wo ist denn Jonas? Wollte er nicht heute dabei sein?
Muss er sich anders überlegt haben.
Legen wir los, um die Lounge einzurichten. Marie hat Kissen mitgebracht, und ich habe meine Weltraumlampe dabei.
Und ich habe einen Sitzsack.
Super, wir können ja noch ein paar Regale bauen.
Oh, oder mit den Kissen und Brettern ein Holzsofa.
Du bist ja richtig Feuer und Flamme.
Ich freue mich schon voll lange darauf. Außerdem wird mir das ständige Bedrücktsein einfach zu viel. So was Schönes hilft da vielleicht ein bisschen.
Da ist was Wahres dran.
Wollen wir es noch um eine Geschichte ergänzen?
Gern, auf jeden Fall! Ich wüsste ein Thema. Wie wäre es, wenn jemand für die Schuld von jemand anderem Ärger hat?
Hat das damit zu tun, dass Jonas nicht da ist?
Ja, er hat in Englisch von mir abgeschrieben. Ich hab das gar nicht gemerkt.
Heute wollte Herr Schneider, dass sich der Schuldige meldet.
Ich hab gesagt, dass ich es nicht war, aber Jonas hat das auch behauptet.
Jetzt müssen wir beide die Arbeit noch mal schreiben.
Wie unfair!
Ja! Das ist hart.
Ahnst du, was ich dir raten möchte?
Ihn zu verprügeln sicher nicht. Jonas ist stärker als ich.
Das ist nicht der einzige Grund.
Ich weiß. Ich rate dir, Jonas zu verzeihen und mit ihm zu sprechen.
Muss das sein? Kann ich nicht einfach warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist?
Das funktioniert doch eh nicht.
Lass mich mal die Geschichte erzählen. Dieser Streit soll doch nicht eure Freundschaft beschädigen. Für Freundschaft müssen schon beide mitmachen.
Absolut. Und manchmal muss der eine besonders treu sein, wenn es Schwierigkeiten gibt.
Na gut. Geht es in der Geschichte wieder um Island?
Die Zeit der längsten Dunkelheit ist vorüber. Es gibt wieder wunderschöne Sonnenauf- und Untergänge. Schaut nicht direkt hinein, denn es blendet stark. Hört das Meer rauschen und die vielen Seevögel.
Boah, das blendet hier aber. Sag mal, geht die Sonne gerade auf oder geht sie unter?
Sie geht auf, es ist jetzt etwa zwölf Uhr mittags. Irgendwie passiert hier in Island alles zu ungewöhnlichen Zeiten. Aber so würde ich gern zur Schule gehen: bei Sonnenaufgang. Und erst bei Sonnenuntergang ins Bett gehen. Das wäre heute etwa um sechzehn Uhr, Sammy.
Oh, voll schön, dass wir hier am Meer sind. Noch schöner wäre es nur, wenn wir auch Islandpferde sehen könnten. Die sind super.
Hier gibt es leider keine Pferde, aber man kann ab und zu Wale beobachten.
Wer bist du denn?
Fenrir. Aber das wollte ich euch auch gerade fragen. Ich habe hier schon ewig keine Fremden mehr gesehen. Habt ihr Verwandte hier?
Hi Fenrir, ähm, ich bin Marie. Das sind meine Freunde Phil, Tony und Sammy. Hast du Nüsse dabei?
Ein sprechendes Streifenhörnchen? Ihr seid definitiv nicht von hier. So etwas Interessantes gibt es hier nicht. Wir haben übrigens keine Verwandten hier. Wie kommt es, dass du fragst?
Reisende verirren sich fast nie hierher. Aber freut mich sehr, dass ihr da seid. Habt ihr heute schon etwas vor?
Hm, also ich wäre ja für Surfen. Die Wellen hier sind echt genial. Glaub mir, bei dem Wetter willst du nicht mal mit Neoprenanzug lang ins Wasser.
Aber wollt ihr mit zum Fischen? Ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Boot.
Oh ja, super gern!
Hm, klar, wieso nicht?
Okay, dann machen wir noch einen Schlenker übers Dorf für ein paar wasserfeste Hosen und Gummistiefel.
Toni und Marie sind begeistert von der Idee, mit Fenrir auf dem Motorboot hinauszufahren. Philipp fühlt sich noch etwas unwohl dabei.
Gerade erreichen sie das kleine Dorf. „Hallo Ragnar!“, ruft jemand. „Hey Frieda, geht es deinem kleinen Sohn wieder besser?“
Die Leute hier scheinen nicht besonders freundlich zu sein. Gerade hat sogar jemand so getan, als hätte er sie gar nicht gesehen. Haben die hier etwas gegen Fremde? Oder gegen Fenrir? Das kann ich mir kaum vorstellen. Was sollte jemand gegen ihn haben?
„Weiß ich nicht“, sagt jemand. „Aber wir kennen ihn ja kaum. Und wie ein Eichhörnchen riecht er jedenfalls nicht.“
„So, Leute, wir sind da!“
Fenrir wohnt mit seiner Großmutter in einem hübschen kleinen Haus mitten im Dorf. Sie ist gerade unterwegs. Deshalb sind die Crew und Fenrir dort allein.
Du, nein, Fenrir? Ja? Die Leute haben uns alle so komisch angeguckt. Haben die ein Problem mit uns? Mach dir da mal keine Sorgen. Sie reden jeden Tag so mit mir, das liegt nicht an euch.
Oh, aber warum? Darüber will ich jetzt nicht reden. Probiert lieber diese Hosen an. Wir müssen los, wenn wir heute noch etwas fangen wollen.
Brauchst du Hilfe, Marie? Ja, irgendwie haben sich die Hosenträger verheddert. Lass mich mal sehen. Hier, wenn du den so festhältst, kannst du den anderen über Kreuz darüber wickeln.
Irgendetwas stimmt mit Fenrir nicht, der ist viel zu nett. Hä, was sagst du, Fenn? Nichts, nichts, alles gut.
Da ist wohl jemand eifersüchtig auf den Fischermann, weil Marie ihn gern hat. Was? Nein, das habe ich doch überhaupt nicht gemeint. Mir machst du nichts vor, ich rieche so etwas. Quatsch!
Wieso machst du dich nicht ein bisschen nützlich und hilfst mir mit den Hosenträgern, statt solche Behauptungen aufzustellen? Na gut, wenn du schon so lieb fragst! Danke, Fenrir!
Phil, Toni, seid ihr soweit?
Als alle angezogen sind und Fenrir die Vorräte gepackt hat, kann es endlich losgehen. Die Anlegestelle ist nicht weit von hier. Fenrir hilft allen, ins Boot zu steigen. Das Boot schaukelt beim Einsteigen ganz schön. Auf dem Wasser liegt es jedoch sehr ruhig, sodass niemand seekrank werden sollte.
„Okay, so viel Wasser – da will ich nicht rein.“
„Musste du auch nicht, Fanny. Bleib einfach immer bei mir, dann passiert auch nichts.“
Fenrir hat nicht zu viel versprochen. Das Boot schwankt kaum. Marie und Toni genießen den Fahrtwind und die Aussicht. Auch Philipp gewöhnt sich schnell an die Fahrt.
Bald halten sie an. Fenrir erklärt, wie die Fischernetze ausgeworfen werden. Die Zeit vergeht wie im Flug.
„Das hat richtig Spaß gemacht, hätte ich gar nicht gedacht.“
„Ich hätte auch nicht erwartet, dass du so geschickt mit den Netzen bist. Am Anfang warst du ja noch misstrauisch.“
„Ach na ja, du hast bisher die meisten Fische gefangen. Ich finde dein Flaschenzugsystem echt interessant. Man kann das Netz schnell einholen und wieder ins Wasser lassen. Dadurch sind nie zu viele Fische auf einmal im Netz. Dabei ist es fast lautlos und schreckt die Fische nicht auf. Gut durchdacht.“
„Danke, in meiner Familie gab es schon viele Fischer. Mein Opa hat mir früher vieles beigebracht.“
„Sieh mal, das Seil spannt sich. Zeit, deinen Fang einzuholen.“
Oh ja, richtig. Philipp eilt zum Netz. Jetzt, wo Marie und Toni zuschauen, will er es noch einmal besonders gut machen. Hastig dreht er an der großen Kurbel.
Oh, das ist schwer. Das muss ein großer Fang sein.
Dann dreh lieber langsamer.
Es geht schon.
Leider dreht Philipp in seiner Euphorie etwas zu hastig. Da kommt das Netz.
Schaut euch die vielen Fische an.
Hör, herrlich! Mach langsamer!
Wieso denn? Es ist doch schon fast oben!
Und da passiert es. Eins der Seile verhakt sich in einer Winde. An ihrem scharfkantigen Rand reißt es entzwei. All die vielen Fische fallen wieder aus dem Netz, ein Teil davon zurück ins Wasser.
Und ein anderer Teil ...
Ih, tut die weh!
Boah, der ganze Pulli voller Flecken!
Boah, da ist einer in die Hosentasche gerutscht!
Vorsicht, Sammy! Wo kommt der denn her?
Ein großer Fisch rutscht quer über den Boden. Sammy gerät aus dem Gleichgewicht und rutscht mit. Direkt auf den Rand des Bootes zu, wo die Fischernetze eingerollt werden. Dort könnte er leicht herunterfallen.
Hilfe!
Hab dich!
Puh, danke Marie, ich will nicht baden gehen.
Das war's mit dem Barsch, das war uncool, Phil, kann man so sagen.
Vielen Dank auch.
Ich weiß, tut mir leid.
Missmutig setzt sich Philipp an die Spitze des Bootes und dreht den anderen den Rücken zu. Am liebsten würde er vor Scham im Boden versinken. Er ist nur froh, als es bald dämmert und Fenrier das Boot aufs Ufer zusteuert.
Die ausgelassene Stimmung ist gewichen, und die Rückfahrt verläuft still. „So, da wären wir wieder. Helft ihr mir noch, die Fische ins Lager zu bringen und für den Verkauf vorzubereiten? Gleich morgen früh geht’s damit auf den Markt.“
„Ja, okay.“
„Klar.“
Toni springt allein aus dem Boot. Fenrir bietet Marie seine Unterstützung beim Ausstieg an, doch sie meistert den Sprung ebenfalls ohne Hilfe. Fenrir lächelt ihr zu.
„Phil, kommst du?“
„Ja, ja, bin ja gleich da.“
„Brauchst du Hilfe?“
„Geht schon.“
Missmutig und etwas unbeholfen klettert Philipp über die niedrige Reling. Er landet mit einem Bein am sandigen Ufer, mit dem anderen platscht er ins Wasser. War ja klar. Fenrir merkt, dass Marie und Toni gar nicht auf Philipps Unbehagen reagieren. Mahnend nimmt er sie zur Seite.
„Ihr habt was miteinander zu besprechen.“
„Ist doch alles gesagt.“
„Ja, Phil hat es doch nicht böse gemeint.“
„Passt schon.“
„Also ich habe da auch nichts mehr zu sagen.“
„Ich schon. Immerhin hat mir Phils Missgeschick noch mehr geschadet. Ich habe ein Netz weniger und verliere Zeit bei der Reparatur. Das kostet mich bares Geld.“
„So habe ich das noch gar nicht gesehen.“
„Hey Phil, tust du mir den Gefallen und kommst rüber?“
„Mhm, ich habe es mal wieder voll versaut. Da mache ich einmal was richtig und dann werde ich übermütig und mache doch alles kaputt.“
„Keine Sorge, ich habe mitgehört. Ich weiß, dass dich das Geld kostet. Sicher mehr, als ich dir bezahlen kann. Ich hatte sowieso vor, den Schaden selbst zu bezahlen. Das war wirklich nicht toll, was du gemacht hast. Aber das weißt du selbst, und ich trage es dir nicht nach. Ich habe deine Entschuldigung schon vorhin angenommen.“
„Echt?“
„Ja, ist wieder alles so wie vorher zwischen uns.“
„Danke.“
„Und ich finde es wichtig, dass ihr euch wieder versöhnt, ihr seid schließlich Freunde.“
„Ich wäre fast patschnass geworden.“
„Ich bin patschnass geworden. Aber Fischers Fenier hat Recht. Ist vergeben, Filly Dilly?“
„Ja, schließe ich mich an.“
„Danke, Leute.“
Beim Ausladen ist die Crew schon wieder ausgelassener. Nachdem alle Fische ausgenommen und in Eisschränken verstaut sind, wäscht sich jeder gründlich die Hände.
Hm, ich wette, ich rieche nächsten Monat noch nach Fisch. So richtig angenehm war es nicht gerade. Dafür habt ihr euch wacker geschlagen. Danke euch!
Sammy kommt als Letzter aus dem Schuppen. Fenrir schließt hinter ihm zu. Habt ihr eigentlich schon eine Unterkunft für die Nacht? Ihr könnt sonst gern bei Oma und mir bleiben.
Sehr gerne! Mhm, danke, Fenrir. Klar, ich freue mich über die Abwechslung. Aber für ein echtes Islanderlebnis müsst ihr vorher unbedingt das Meer bei Nacht sehen.
Ich sitze mal dort hinten bei den Felsen, kommt doch mit!
Au ja!
Einen kurzen Spaziergang später haben sie Fenris Lieblingsplatz erreicht. Die Wellen brechen heftig an den hohen Felsen. Einmal wird Sammy sogar ein bisschen nass gespritzt, weil er ganz vorne an der Felskante sitzt.
Im Wasser spiegeln sich schimmernde Polarlichter. „Ist das schön hier, aber manchmal auch einsam, oder?“
„Ach, ich habe ja meine Oma. Mit ihr und auf dem Wasser wird es nicht so schnell langweilig.“
„Aber mit den anderen Leuten verstehst du dich nicht gut, oder?“
„Ist mir auch aufgefallen. Deshalb war ich am Anfang so skeptisch.“
„Aber Mensch, Fenrir, du bist cool.“
„Aber wirklich!“
„Danke, Leute. Und danke auch für deine Offenheit, Phil.“
„Ist wohl das Mindeste.“
„Was die Leute im Dorf wohl gegen dich haben?“
„Ich denke, ich komme ihnen ziemlich fremd vor.“
„Obwohl du hier aufgewachsen bist?“
„Gerade deshalb.“
In einem Dorf hält man fest zusammen. Man weiß, dass man bei Sturm, Überflutungen oder knappen Lebensmitteln aufeinander angewiesen ist. Das funktioniert im Großen und Ganzen. Aber leider läuft es auch manchmal anders.
Hier gibt es immer wieder Betrügereien, Diebstahl und andere schlimme Dinge. Werden die Leute dafür hier nicht bestraft? Am Anfang schon, sagt meine Oma. Aber es wurden so viele, die mitgemacht haben. Man wollte niemanden beschuldigen, weil man ja aufeinander angewiesen war.
Das klingt ungerecht. Schon, aber leider auch nachvollziehbar. Stell dir vor, der einzige Bäcker weit und breit hat dir zu viel Geld berechnet. Was passiert wohl, wenn du ihn anzeigst? Dass er bestraft wird, natürlich.
Na, Moment! Wenn er hart bestraft wird, kann der Bäcker nicht mehr backen. Dann hat niemand mehr Brot. So ist es. Und selbst wenn er milder bestraft wird, will er dir vielleicht nichts mehr verkaufen, weil er sauer ist.
Nun stellt euch vor, der Bäcker verkauft sein Brot zu teuer. Deinetwegen arbeitet er dann gar nicht mehr. Dann sind noch mehr Leute sauer auf mich, weil sie den Betrug des Bäckers dagegen nicht so schlimm fanden. Das ist echt mies.
So wurden über die Zeit erst Kleinigkeiten und dann immer größere Verbrechen für die Leute normal. Keiner wusste, was man dagegen tun sollte. Bald war jeder irgendwie einverstanden, dass es so läuft. Hauptsache, man kann aufeinander zählen und niemand hört mit seinem Handwerk auf.
Und was hat das mit dir zu tun? Hast du etwa einen betrügenden Bäcker verpetzt? Nein, das nicht.
Mein Opa brachte einmal einen besonderen Schatz nach Hause: eine wunderschön eingebundene Bibel, die er von reisenden Händlern gekauft hatte. Er, Oma und ich haben begeistert darin gelesen. Es hat uns fasziniert, wie Jesus sich für uns Menschen eingesetzt hat – ganz ohne Betrügereien. So wollten wir es auch machen.
Vorher hatten wir auch viel zu viel Geld für unseren Fisch verlangt. Aber das haben wir dann nicht mehr gemacht und nur noch ehrlich mit allen gehandelt. Wo wir es wussten, haben wir sogar noch etwas zurückgegeben.
Wir haben im Gebet alles Unehrliche mit Jesus besprochen, was wir gemacht hatten. Er hat uns verziehen, wir haben uns ihm komplett anvertraut und die bösen Sachen hinter uns gelassen. Über die Zeit hat es uns sehr verändert.
Aber das ist doch etwas Gutes, wo liegt also das Problem?
Wir haben anderen einen Strich durch ihre Rechnung gemacht. Kein überteuertes Brot wurde mehr gegen Fisch eingetauscht, sondern wir haben selbst gebacken. Einer ärmeren Familie haben wir eine kostenlose Wohnung angeboten, damit sie nicht einem Wucherpreis ausgesetzt ist. Ihr Vermieter war darüber stinksauer.
Als ein paar Männer illegal einen Wal fangen wollten, habe ich ihnen kein Boot gegeben. Damit hast du doch nichts Falsches gemacht, oder?
Stimmt, aber ihr Betrug ging nicht mehr auf. Das haben sie mir übel genommen. Sie unterstellen mir, ich wolle ihnen schaden, obwohl das nicht stimmt – ehrlich nicht.
Deshalb gehe ich immer freundlich auf sie zu. Manche lernen mich dann besser kennen, und wir verstehen uns. Andere wechseln schon von weitem die Straßenseite. Der Kleine weiß Bescheid.
Klar wäre es leichter, mitzuspielen und sich so mit den Leuten gutzustellen. Aber daraus entstehen keine echten Freundschaften. Mit Jesus und seiner Hilfe schon. Deshalb halte ich mich an ihn.
Jetzt lass uns aber losgehen, bestimmt braucht Oma Hilfe beim Kochen.
Eine Frage: Ja? Du hast das Boot festgebunden? Stimmt. Wieso schwimmt es dann so weit draußen?
Was meinst du? Da ganz weit hinten.
Wo denn, Sammy? Ich sehe im Dunkeln fast gar nichts. Vielleicht hast du einen Schatten gesehen oder einen Wal, der aufgetaucht ist. Wenn dem so wäre, würde ich ihn auch gern sehen.
Ich habe ein Nachtsichtfernglas dabei. Fenrir hält sich das Fernglas vor die Augen und sucht bis zum Horizont nach etwas in der Dunkelheit.
Tut mir leid, Sammy, ich sehe da gar nichts. Die Bootsanlegestelle sieht man von hier aus nicht, oder?
Nein, sonst hätte ich dort zuerst geschaut. Aber auf dem Rückweg gehen wir dort vorbei, um sicherzugehen. Irgendetwas stimmt da nicht.
Bestimmt ist alles in Ordnung, Sammy. Es war ein langer Tag und du hast noch nicht so viele Nüsse gegessen.
Na, daran liegt es aber nicht. Also, mit Nüssen ist alles besser, aber daran liegt es trotzdem nicht. Wir gehen erst mal los. Komm mit!
Zurück unten am Strand. Da vorne ist das Boot fest angebunden, genau wie vorhin. Siehst du, Zwerg, alles in Butter. Weg hier!
Femmi! Wo rennt der hin? Oh oh, nirgendwohin, sondern weg von dem da! Im spärlichen Licht sieht Toni, wie tatsächlich ein Eisbär von einer Eisscholle springt und aufs Ufer zuschwimmt – genau dorthin, wo sie stehen.
Seht ihr auch, was ich sehe? Ich dachte, in Island gibt es keine Eisbären. Nur ganz selten in den Westfjorden, also hier. Was machen wir jetzt, Henri?
Ruhig bleiben. Stellt euch hinter mich und bleibt dort. Er ist schon fast am Ufer.
Hey Marie, ja, das war nicht der Bär. Wir sitzen in der Scheune. Gudrun ist da. Kein Bär, nein, nein, nur ich.
Hallo zusammen, da bin ich. Erleichtert.
Hallo Gudrun, erschreck sie doch nicht so!
In den Geschichten, Mike, es ist nichts Schlimmes passiert. Wir waren gerade an einer spannenden Stelle.
Bringst du zufällig die Post mit, auf die ich warte? Deshalb bin ich hier. Der Postbote hat mir den Brief persönlich gegeben. Ich dachte, ich bringe ihn gleich her.
Ja, unbedingt. Habt ihr einen Moment Geduld? Ja, voll, mach den Brief auf. Also dann, gute Güte, ich bin aufgeregt.
Sehr geehrter Herr Beck, nach einer ausführlichen Prüfung der Unterlagen kommen wir zu folgendem Ergebnis: Eine Revision kann innerhalb von vier Wochen eingelegt werden.
Ja und? Puh, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Mach doch nicht so spannend, Onkel Mike. Ja, was ist nun?
Der Brief liegt direkt beim Gericht vor. Das Gutachten gibt Herrn Reinhardt in allen Punkten Recht.
Das heißt, die Scheune steht wirklich auf der Grenze und damit zum Teil auf seinem Grundstück?
Tja, so sieht es aus.
Das kann doch nicht wahr sein! Komm mal her, Liebes! Die ganze Zeit habe ich gedacht, das Gericht wird schon richtig entscheiden. Und jetzt?
Was passiert denn jetzt?
Jetzt würde ich sagen, ihr packt eure Sachen und verschwindet von meinem Grundstück.
Darf ich denn nicht in meinem eigenen Garten herumlaufen?
Außerdem werde ich das Urteil noch einmal prüfen lassen. Bis dahin bleibt hier jeder Stein auf dem anderen.
Gott hat mich daran erinnert, dass er größer ist als jede Schwierigkeit.
Können wir nicht doch weglaufen? Ganz langsam?
Bitte bleibt stehen und schaut mal genau hin. Gibt es da noch ein anderes Problem?
Leider ja. Island ist kein guter Ort für einen Eisbären.
Eine Möglichkeit gibt es. Aber die gefällt mir nicht.
Jetzt können wir endlich etwas ausruhen.
Ausruhen? Das Abenteuer fängt doch gerade erst an.
Hallo zusammen. Ich störe doch nicht, Thorsten?
Doch.
Egal, was es ist, Mike, wir gehen da mit dir durch.
Mhm, danke, Leute.
Und was ist mit den Bären?
Hör es dir im zweiten Teil von „Bär auf dem Meer“ an!
Schau bis dahin auf www.doppeldecker-crew.de vorbei und sag uns, wie dir das Hörspiel gefällt.
Dort gibt es auch dein Magazin zum Hörspiel und das Staffelposter.
Die Crew freut sich auf dich!