Ich möchte mit uns beten: Stille vor dir, Herr. Ja, das brauchen wir gerade in unruhigen Zeiten. Heute Abend wird es noch einmal unruhig werden.
Wir wollen dich bitten, dass du uns hilfst, jetzt still zu werden und unsere Herzen zu öffnen, um auf dich zu hören, wenn du jetzt zu uns redest. Schenke uns nicht nur Ohren dafür, sondern auch Herzen, die begierig sind, dein Wort zu hören, aufzunehmen und danach zu leben.
Deshalb bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Die Herausforderung unruhiger Zeiten und die Kraft der Stille
Ja, Stille – das ist nicht unbedingt das, was man vielleicht im neuen Jahr erwartet, wenn man genau hinhört. Viele, scheinbar fast alle, erwarten ein eher unruhiges Jahr, ein Jahr voller Unsicherheit.
Die Frage, ob die Weltwirtschaft in eine Rezession abrutschen wird, wird an vielen Orten gestellt. Man erwartet ein schwieriges Börsenjahr. Der Prozess der politischen Destabilisierung scheint immer weiter voranzuschreiten. Wer weiß, ob am Ende von 2019 die Bundeskanzlerin noch Angela Merkel heißt oder der amerikanische Präsident noch Donald Trump?
Dann gibt es natürlich Themen, die uns hier in München bewegen: Was wird aus dem FC Bayern? Schafft er den Turnaround? Wird die deutsche Nationalmannschaft auch mal wieder vernünftig spielen? Es gibt viele Unsicherheiten und vieles Ungewisse.
Und doch ist das alles für uns letztendlich relativ weit weg. Aber auch in unserem eigenen Leben wissen wir nicht, was kommen wird. Ich habe mich vorhin über das Gebet von Simone gefreut, in dem sie die unerwarteten Dinge erwähnt hat, die im Leben geschehen. Herzlichen Glückwunsch euch nochmals zur Geburt eures Kindes, mit dem ihr nicht mehr gerechnet hattet. Wir freuen uns mit euch. Das war eine schöne Überraschung.
Aber wir wissen nicht, was das neue Jahr bringt. Gerade weil wir nicht wissen, was das neue Jahr bringt, ist es tröstlich und gut zu wissen, dass wir nicht alleine in das neue Jahr hineingehen, sondern mit einem allmächtigen und guten Herrn. Er möchte uns durch sein Wort durch das neue Jahr leiten und uns weiter verändern, sodass wir gute Frucht bringen können.
Wir dürfen selbst erleben, wie Frucht in unserem Leben entsteht. Er möchte mit seinem Licht immer heller in unser Leben hineinscheinen, sodass wir, auch wenn das Leben mal durch finstere Täler geht, sicheren Schrittes vorangehen können. Und er geht mit.
Jesus ist der große Bruder, der bei uns ist alle Tage. Das dürfen wir wissen. Das verheißt uns Gottes Wort.
Einführung in den Predigttext und seine Botschaft
Ja, all das verspricht uns Gott durch den Predigttext, den wir heute Abend gemeinsam betrachten wollen. Dieser Text findet sich im Lukasevangelium, Kapitel 8, Verse 4 bis 21.
Ursprünglich war dieser Predigttext für Ende November geplant, im Rahmen unserer Serie durchs Lukasevangelium. Doch aus Krankheitsgründen und wohl letztendlich durch Gottes gute Vorsehung ist dieser Text nun erst heute an der Reihe. So dürfen wir diese Worte als Wegweisung für das neue Jahr verstehen.
Der Abschnitt besteht aus drei Teilen, die alle dieselbe Botschaft vermitteln. Es ist der Aufruf, gut zuzuhören und aufmerksam auf Gottes Wort zu hören.
Daran sind drei große Zusagen geknüpft: Wer auf Gottes Wort hört, wird viel Frucht bringen. Wer auf Gottes Wort hört, wird immer mehr verstehen und immer mehr Licht im Leben haben. Wer auf Gottes Wort hört, gehört zur Familie Gottes und darf Jesus seinen großen Bruder nennen.
Über diese drei Punkte wollen wir heute nachdenken.
Das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld: Die Bedeutung des Hörens
Anfangen wollen wir mit dem längsten Abschnitt, der auch den Großteil der Predigt einnehmen wird, nämlich dem bekannten Gleichnis vom Seemann oder vom vierfachen Ackerfeld. Und vielleicht genau deshalb haben wir schon die Folie. Ich habe hier nur einige Verse abgedruckt, aber ihr habt Bibeln vor euch. Dort könnt ihr sehen, dass dieser Abschnitt wirklich in Vers 4, Kapitel 8 beginnt.
Dort heißt es: Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, zu Jesus, redete er in einem Gleichnis. Es ging ein Seemann aus, um seinen Samen zu säen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf. Einiges fiel auf den Fels, und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen, und die Dornen gingen mit auf und erstickten es. Und einiges fiel auf gutes Land, und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Am Ende dieses Gleichnisses sagt Jesus: Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Dieses Gleichnis ist sehr bekannt, und ich kann mir vorstellen, dass viele von uns das, was hier steht, mehr oder weniger auswendig wissen. Aber ich möchte für einen Moment, dass ihr nicht nur hinschaut, sondern mal überlegt: Kann man das, was wir gerade gehört haben – dieses Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld – wirklich verstehen, wenn man es einfach nur hört? Was sagt dir das: Ein Seemann sät Saat, und dann gibt es vier verschiedene Reaktionen?
Das war eine Predigt, die Jesus dort gehalten hat. Sie war vielleicht so wie manche Predigt von mir – ich weiß nicht, hoffentlich nicht –, wo man sagt: Interessant, was er damit wohl meint. Und das war wahrscheinlich die Reaktion von vielen, die sich ein bisschen wunderten, dachten: Ja, klingt ja irgendwie ganz interessant, und dann sind sie gegangen. Aber einige wollten wirklich verstehen, was Jesus ihnen zu sagen hatte. So wird er dann gefragt, was diese Gleichnisse bedeuten, was dieses Gleichnis bedeutet.
Jesus erklärt in den Versen 9 und 10 erst kurz, warum er überhaupt in Gleichnissen spricht. Dann macht er deutlich, was mit diesem Gleichnis wirklich gemeint ist, worum es hier wirklich geht. Ab Vers 11 kommt er darauf zu sprechen. Das ist der Abschnitt, der mit den Worten beginnt: „Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes.“
Bevor wir zu Vers 12 kommen, muss uns klar sein: Jesus hilft uns zu verstehen, dass der Same das Wort Gottes ist. Der Sämann, der da ausgesät, ist in gewisser Weise er selbst, der ja gerade durch diese Worte den Samen sät. Heute Abend ist er immer noch der Sämann. Ich gebe die Saat nur weiter, die von ihm kommt. Die Saat, die hier aussieht, ist das Wort Gottes.
Der Boden, auf den das Wort fällt, der Same trifft, das sind Hörer von Gottes Wort. Jesus macht deutlich, dass es vier unterschiedliche Hörergruppen gibt. Vielleicht gibt es mehr, aber er bringt hier durch dieses Gleichnis vier Gruppen ins Blickfeld. Eines ist klar: Es gibt nur ein Ziel, nur ein großes Ziel, zu dem die gute Saat gesät wird.
Ich hoffe, das ist uns klar. Das große Ziel eines jeden Seemanns ist was? Sehen, nicht sehen? Vielleicht sehen? Was soll mit der Saat geschehen? Frucht soll entstehen, das ist das große Ziel. Gottes Wort soll ausgesät werden mit einem großen Ziel. Und dieser Same hat Potenzial in sich. Dieser Same, der da ausgesät wird – das Wort Gottes – hat das Potenzial, dass viel Frucht entstehen kann.
Jesus macht gleichzeitig deutlich, dass dieser Same umkämpft ist. Es gibt Feinde, die nicht wollen, dass dieser Same sein Potenzial entfaltet. Er nennt drei Feinde. Oft wird das zusammengefasst unter die Welt, das Fleisch und der Teufel – das habt ihr vielleicht schon mal gehört. Und in gewisser Weise sehen wir genau das in den ersten drei Böden.
Wir sehen, dass der erste Same auf einen Boden fällt, der einfach hart ist. Das ist ein Same, der letztendlich die Menschen gar nicht wirklich erreicht, der gar nicht eindringt. Er fällt drauf, aber er dringt nicht ein. Der Teufel kämpft gegen diesen Samen und versucht, ihn wegzupicken wie ein Vogel, weil er weiß, welches Potenzial in diesem Samen steckt. Er will nicht, dass Menschen zum Glauben kommen oder im Glauben wachsen.
So redet der Teufel den Menschen ein, dass dieses Wort gar nicht so hörenswert ist, nicht so lesenswert. Er sagt, dass dieses Wort viel zu schwer zu verstehen ist und es sowieso keinen Sinn macht, es zu lesen. Natürlich sind die Zeiten, in denen große Aussehung geschieht, am Sonntagmorgen sehr umkämpft. Der Teufel möchte nicht, dass dieses Wort, dieser Same aufgeht.
Er versucht, die Hörer abzulenken, damit eben nicht das geschieht, was nicht geschehen soll: dass sie nicht glauben und selig werden, wie es am Ende von Vers 12 heißt. Das ist der erste Boden, das ist der erste große Kampf, der tobt.
Dann sehen wir, dass andere dieses Wort aufnehmen. In Vers 13 lesen wir davon, dass einige das Wort mit großer Freude aufnehmen. Es gibt eine emotionale Reaktion, ein freudiges Ja zu dem, was Gottes Wort verheißt. Doch wird hier durch das Bild, das Jesus gebraucht, deutlich, dass wenn auf diese Freude nicht eine Zeit folgt, in der der Glaube tiefe Wurzeln schlägt, dieses Bekenntnis auch schnell verpuffen kann.
Anfechtungen und Versuchungen führen dazu, dass Menschen sich wieder vom Wort abwenden. Sie waren für einen Moment auf Wolke sieben, voller großer Freude, aber dann kommt die harte Landung. Das geschieht oft, wenn sich zeigt, dass ein Leben mit Jesus eben nicht immer nur leicht ist, wenn die Stürme des Lebens kommen. Dann braucht es Wurzeln.
Ich weiß nicht, was das neue Jahr bringen wird. Ich wünsche uns ein frohes, leichtes, gutes Jahr. Aber weil wir nicht wissen können, was die Zukunft für uns bringt, ist es so wichtig, dass wir tiefe Wurzeln haben, dass wir gegründet sind in den Zusagen, die Gottes Wort uns gibt.
Gott verheißt uns nicht, dass es immer leicht wird, aber er verheißt uns, dass er bei uns ist – alle Tage. Dass er gerade auch bei uns ist im Leid, dass er als guter Hirte mitgeht, gerade auch, wenn uns das Leben durch finstere Täler führt. Und er verheißt uns, dass letztendlich allen, die ihn lieben, alle Dinge zum Besten dienen werden.
Das ist gut zu wissen. Deshalb ist es wichtig, dass dieser Same nicht auf diesen zweiten Boden fällt, auf den felsigen Boden, wo er gleich wieder verdorrt, wenn die Hitze kommt.
In Vers 14 geht Jesus auf eine dritte Gruppe von Menschen ein, die sein Wort nicht dauerhaft so hören, dass es wirklich gute Frucht bringt. Es handelt sich um Menschen, die Gottes Wort wohl auch für eine gewisse Zeit begierig aufgenommen haben, aber danach lassen, weil andere Dinge ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Hier ist die Rede von Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens.
Ich glaube, das können wir nachvollziehen. Viele Menschen starten mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. Gerade in den Feiertagen vor Silvester kann man sich vieles überlegen und vornehmen. Aber spätestens am 7. Januar fangen wir alle wieder an zu arbeiten, das Leben wird wieder hektisch, und dann kommen diese Dinge, diese Sorgen und die Freuden des Lebens. Sie lenken uns ab.
Sie lenken uns ab von dem, was wirklich zählt. Und es kann dazu führen, dass Gottes Wort nicht mehr so in uns eindringt. Vielleicht halten wir sogar durch und haben eine stille Zeit, jeden Morgen oder jeden Abend. Aber ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich kenne zumindest das Gefühl, dass ich die Bibel lese und auch bete und dann die Bibel zumache. Wenn man mich fünf Minuten später fragen würde, worum es ging, dann... Gestern früh war ich in einem Gottesdienst, und ich habe am Abend zwei Leute, die mit im Gottesdienst waren, gefragt, was sie noch erinnern, welcher Bibeltext gepredigt wurde, worum es ging.
Mir ist das auch schon mal so gegangen. Ich weiß nicht, ob du das kennst. Dann kann natürlich dieser Glaube nicht mehr wirklich in uns wachsen. Dann kann Gottes Wort, dann kann der gute Same nicht mehr die Frucht bringen, weil er nicht mehr unser Denken, unser Reden und unser Tun prägt.
Ihr Lieben, es muss klar sein: Unser Hören auf Gottes Wort ist umkämpft. Es gibt jemanden, der nicht möchte, dass wir uns verändern, dass der gute Same, den Jesus aussät, dass das Wort Gottes in uns wirklich Frucht bringt. Aber es ist möglich, dass das geschieht.
Das macht Jesus deutlich durch den vierten Boden, von dem er spricht. „Das aber sind die auf dem guten Land, die das Wort hören und behalten und in einem feinen und guten Herzen bringen Frucht in Geduld.“
Ist das nicht eine großartige Zusage, dass das, was Gottes Wort tun kann, möglich ist? Gute Frucht kann entstehen. Und Gottes Geist, der in jedem Christen lebt, gebraucht dieses Wort, um Frucht zu wirken.
In Galater 5 beschreibt Paulus einige Früchte, die entstehen können: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Großzügigkeit, Treue, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung. Wünschst du dir das? Solche Frucht? Mehr Liebe, mehr Frieden, mehr Freude? Ich wünsche mir das.
Jesus sagt hierzu: Das ist möglich, denn der gute Same kann das hervorbringen, er kann das bewirken. Das Potenzial dazu ist nicht im Boden, das ist im Samen selbst. Jesus sagt, das kann geschehen, wenn wir seinem Wort in unserem Leben Raum geben – und zwar mit Geduld, wie es hier so schön heißt, mit Ausharren.
Es reicht also keine Zehntageskur am Anfang des Jahres, die vielleicht funktioniert, um so ein bisschen das Weihnachtsessen abzuarbeiten. Nein, wir brauchen beständig diese Nahrung. Wir müssen beständig dieses Wort aufnehmen und ihm Raum geben in uns.
Wir haben uns bei der ältesten Klausur in diesem Jahr im Sommer Zeit genommen, darüber nachzudenken, wie das mehr geschehen kann in der Gemeinde. Wir haben darüber nachgedacht, was wir tun können, damit die gute Saat, das Wort Gottes, mehr Raum bekommt in unserem Denken und Leben.
Wir haben darüber nachgedacht, dass wir die Hauskreise hier in der Gemeinde stärken wollen, weil das ein guter Ort ist, an dem Menschen zusammenkommen, nicht nur das Wort hören, sondern miteinander lesen, diskutieren und sich darüber austauschen. Dann nimmt es mehr Raum in uns ein, und es fängt an zu wirken.
Wir haben darüber nachgedacht, dass die Bibelstunde eigentlich so ein Ort ist, von dem wir uns wünschen, dass noch mehr Menschen das wahrnehmen, dass sie donnerstagabends kommen und sagen: Ja, wir wollen miteinander kauen, durcharbeiten, dieses Wort immer mehr verstehen.
Als eine ganz praktische Schlussfolgerung haben wir gesagt: Lasst uns ein Gottesdienstblatt machen, auf dem immer ein paar Reflexionsfragen stehen, damit die Leute das mit nach Hause nehmen können und noch einmal darüber nachdenken, was sie am Sonntag gehört haben. Einige tun das. Es gibt sogar Hauskreise, die das diskutieren. Genau, sehr gut, Ruth.
Jesus macht deutlich: Im Endeffekt braucht es Geduld und die richtige Herzenshaltung. Das seht ihr hier: das ist das feine und gute Herz, wie es im schönen Lutherdeutsch heißt.
Im Endeffekt hat das also etwas damit zu tun, ob unser Herz ein Verlangen danach hat, dieses Wort aufzunehmen. Ich denke, das hat viel damit zu tun, ob wir vertrauen, ob wir lieben, ob wir begierig auf den schauen, von dem dieses Wort kommt. Es hat etwas mit unserer Beziehung zu Gott zu tun.
Das ist übrigens genau das, was in dem Einschub, den ich vorhin übersprungen habe, deutlich wird. In Versen 9 und 19 wird deutlich, dass es die einen gibt, die das Gleiche gehört haben und damit ihre Pflicht und Schuldigkeit getan haben – das war die stille Zeit und Bibel zu, oder die Sonntagspredigt und raus zum Mittagessen. Das bewirkt aber nichts.
Dann gibt es die Jünger Jesu. Die gehen zu Jesus und sagen: Jesus, wir wollen es wissen, wir kennen dich, wir vertrauen dir, wir wissen, du hast etwas Wichtiges zu sagen, und wir wollen wirklich immer mehr davon, wir wollen das verstehen.
Natürlich erhört Jesus diese Bitte. Er erklärt es ihnen, das ist das, was wir hier sehen. Und das tut Jesus heute noch, wenn wir wirklich verstehen wollen, was er uns zu sagen hat, wenn wir ihn darum bitten.
Dann dürfen wir darauf vertrauen, dass er uns dabei hilft, dieses Wort immer mehr zu verstehen, so dass es Frucht bringen kann in unserem Leben.
Das Bild vom Licht: Gottes Wort als Wegweiser
Und genau das verdeutlicht Jesus anhand eines zweiten kurzen Berichts in den Versen 16 bis 18, den wir uns nun als Zweites anschauen wollen. Es ist immer noch dasselbe Thema, nur mit einem anderen Bild.
Ich lese diesen Abschnitt, die Verse 16 bis 18, vor:
Niemand aber zündet ein Licht an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank, sondern er setzt es auf einen Leuchter, damit, wer hineingeht, das Licht sehe. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden soll, auch nichts Geheim, was nicht bekannt werden und an den Tag kommen soll. So seht nun darauf, wie ihr zuhört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint zu haben.
Hier sehen wir, wie Jesus die Bilder wechselt. Das Thema bleibt dasselbe, aber die Illustration ist eine andere. Eben war es der Seemann, der die gute Saat sät, und jetzt geht es darum, dass jemand ein helles Licht bringt, das hell erleuchten soll.
Auch dieses Bild hat ganz offensichtlich mit dem Wort Gottes und dem Hören auf Gottes Wort zu tun. Denn wir sehen, was Jesus letztendlich in Vers 18 sagt: „Seht nun darauf, wie ihr zuhört.“ Das Licht will gehört werden. Darum geht es.
Das ist das, was wir zu Beginn des Gottesdienstes bedacht haben: Gottes Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg. Wenn wir darüber nachdenken, ist das eigentlich erstaunlich – eine erstaunliche Gnade Gottes.
Wisst ihr, wie das am Anfang war in der Beziehung zwischen Gott und Mensch? Gott lebte in Gemeinschaft mit den Menschen. Er sprach zu den ersten Menschen wie zu engen Freunden. Was taten diese ersten Menschen? Sie fingen an, seine Worte anzuzweifeln und hörten stattdessen auf den Versucher, die Schlange.
Dadurch ging die Beziehung kaputt – das tut der Zweifel immer. Aber Gott zog sich nicht zurück in einen Schmollwinkel. Er sagte nicht: „Okay, dann bleibt ihr halt mit der Schlange und macht euer eigenes Ding.“ Nein, Gott sprach weiter zu den Menschen.
Das ganze Alte Testament ist letztendlich Gottes Reden zu Menschen, die sich immer wieder von ihm abwenden und nicht zuhören wollen. Doch er spricht weiter und weiter. Immer wieder bringt er sein helles Licht, damit die Menschen, die sich von ihm abwenden und in die Finsternis gehen, wieder ins Licht kommen können und nicht verloren gehen.
Letztendlich, weil die Menschen immer wieder die Finsternis mehr liebten als das Licht, sandte Gott sein Licht in der Form seines geliebten Sohnes. Das ist es, was Jesus selbst sagte, als er sagte: „Ich bin das Licht der Welt.“ Und er betonte: „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
In Jesus Christus kommt das Licht Gottes in besonders heller, in besonders sichtbarer Form zu uns Menschen. Hier wird deutlich, dass auch dieses Licht Widerstand findet. Das ist nachvollziehbar. Denn wenn wir Jesu Worte wirklich hören, merken wir, dass diese Worte herausfordernd sind.
Sie halten uns oft den Spiegel vor, zeigen uns unsere Schwächen und unsere Sünden. Sie rufen uns zur Umkehr und wollen uns verändern. Das Licht Gottes hat dabei einen Effekt wie ein Licht, das man manchmal anschaltet.
Was passiert im ersten Moment, wenn das Licht angeschaltet wird? Es tut ein bisschen den Augen weh, nicht wahr? Ein helles Licht. Im ersten Moment tut es weh. Aber dann gewöhnen sich die Augen daran.
Wenn wir uns nicht wegdrehen, wenn wir nicht weglaufen, sondern sagen: „Ich lasse mich darauf ein“, dann fängt es an, uns Licht zu geben im Leben, sodass wir unseren Weg finden.
Genau das hat Jesus getan: Er kam zu uns, um uns herauszurufen aus dem Falschen, aus der Dunkelheit, und uns den Weg zu weisen zurück in die Beziehung mit Gott, dem Vater. Deswegen ist er gekommen, deswegen ist er gestorben, deswegen hat er sein Leben gegeben für jeden, der sich ihm zuwendet.
Er nahm unsere Schuld und unsere Finsternis auf sich, damit wir wieder in Gottes Licht leben können.
Der Text sagt uns hier aber auch, dass dieses Licht eines Tages so vollständig angeschaltet wird, dass es so hell strahlt, dass nichts mehr verborgen bleiben wird. Aber wenn unsere Augen dann nicht schon an das Licht gewöhnt sind, werden sie verglühen, vergehen und nicht bestehen können.
Das ist eine Warnung, die hier mit drinsteckt. Deshalb werden die, die meinen, was sie haben, am Ende ohne alles dastehen. Sie werden verloren sein in der ewigen Finsternis.
Aber diejenigen, die ihr Vertrauen auf Jesus gesetzt haben, die diesem Licht nachfolgen und sich den Weg weisen lassen, werden immer mehr sehen. Für sie wird es immer heller und immer besser werden.
Ich hoffe, ich spreche hier zu Menschen, die in diese Kategorie fallen. Und, ihr Lieben, das ist eine großartige Verheißung, oder nicht?
Wir haben Licht, und dieses Licht will betrachtet werden. Gott sagt: „Schau drauf, nimm es immer mehr auf.“ Je mehr du darüber nachdenkst und dich damit auseinandersetzt, desto mehr wirst du verstehen.
Ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr wieder einen Bibelblock zu machen, wie jedes Jahr. Viele aus der Gemeinde wissen das. Auf unserer Webseite gibt es eine Kategorie „Bibelblock“. Jeden Wochentag blogge ich dazu.
Jedes Jahr ist es etwas anderes. In diesem Jahr war es einmal das ganze Neue Testament und einmal durch die Geschichtsbücher des Alten Testaments – jeden Tag ein Kapitel aus dem Alten und Neuen Testament.
Im nächsten Jahr habe ich mir vorgenommen, etwas zu tun, das mich persönlich sehr herausfordern wird: Ich blogge durch die Propheten, die fünf Großen und die zwölf Kleinen – 17 Prophetenbücher. Das passt ziemlich genau, jeden Tag ein Kapitel, dann kommen wir da einmal durch.
Ich muss ganz ehrlich sagen: Die Prophetenbücher sind für mich ziemlich schummriges Licht. Ich weiß nicht, wie es euch geht.
Aber ich vertraue dieser Verheißung. Ich vertraue darauf, dass wenn wir uns wirklich tief hineinbegeben, darüber nachdenken und darüber nachsinnen, es heller werden wird. Es wird unser Leben mehr prägen, uns verändern und uns Wegweisung geben.
Ich vertraue darauf, dass die Prophetenbücher tiefe Schätze für uns haben. Und das trifft überhaupt auf alles zu, was Gott uns in seinem Wort gesagt hat.
Deshalb: Hört gut zu! Das ist das, was Jesus seinen Jüngern hier sagt.
Die Zugehörigkeit zur Familie Gottes durch das Hören und Tun
Und das bringt uns zum letzten Abschnitt, zu den Versen 19 bis 21. Scheinbar gehören diese Verse nicht dazu. Aber ich habe, als ich damals die Predigtplanung gemacht habe, gesagt: Doch, das gehört dazu. Denn es geht auch hier, wie in den ersten beiden Abschnitten, darum, auf Gottes Wort zu hören. Und wiederum steckt eine Verheißung darin.
Es kam aber seine Mutter und seine Brüder, heißt es hier, zu ihm und konnten wegen der Menge nicht zu ihm gelangen. Da wurde ihm gesagt: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen." Er antwortete und sprach zu ihnen: "Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun."
Ich gebe zu, das klingt im ersten Moment ein bisschen seltsam. Man könnte fast denken, Jesus macht jetzt hier seine Mutter und seine Geschwister, seine Brüder, herunter. Aber das ist nicht so. Wir wissen, Jesus hat eine ganz besondere Liebe für seine Mutter. Selbst am Kreuz hängend kümmert er sich noch liebevoll um sie.
Es geht hier überhaupt nicht darum, jetzt seine Mutter oder seine Brüder niederzumachen. Worum es hier wirklich geht, ist, dass Jesus eine großartige Zusage weitergibt – eine großartige Zusage für jeden, der sein Wort wirklich aufnimmt, der es so aufnimmt, dass es sein Handeln prägt.
Es ist wiederum wie im ersten Gleichnis mit dem Samen, der nicht nur irgendwo hinfällt, sondern wirklich aufgeht und etwas bewirkt. Es ist wie mit dem Licht, das hineinscheint und wirklich Helligkeit bringt. So ist das hier auch.
Jesus sagt: Wer diese ersten beiden Kategorien ist, für den habe ich noch eine besondere Zusage. Wenn du zu denen gehörst, die Gottes Wort hören und danach leben, dann darfst du wissen: Du gehörst zu meiner Familie. Du bist mein Bruder, ich bin dein Bruder.
Nur wie kommen wir dahin, dass aus dem Hören auch ein Tun wird? Ich glaube, die Antwort ist ganz einfach. Wir müssen so hören, dass dieses Wort tief in uns eindringt. Denn wenn dieses helle Licht anfängt, in uns zu scheinen, wenn wir immer mehr erkennen, was für gute Worte Gott für uns hat, wenn wir immer mehr erkennen, dass der Gott, der uns liebt, uns ins Leben spricht, um uns einen guten Weg zu weisen, dann werden wir es tun. Dann werden wir es tun.
Das heißt, es ist nicht mehr ein Hören auf Gottes Wort, bei dem ich sage: Ich mache jetzt mein Pflichtprogramm – stille Zeit, am Morgen Bibel zu und zur Seite – und dann kommt der Rest des Tages. Sondern ich sage: Ich möchte, dass dieses Wort Licht gibt für meinen Weg, damit ich durch den ganzen Tag gehen kann mit diesem Licht.
Ich möchte, dass dieses Licht so in mich hineinscheint, dass dieser Same in mir aufgeht, dass er wirklich etwas bewirkt, dass er Frucht hervorbringt. Das Tun ist die logische Konsequenz eines Hörens im Glauben. Und Jesus sagt dir: Wenn du das tust, dann gehörst du zu mir und ich zu dir.
Abschluss: Verheißungen für das neue Jahr und Gebet
Das neue Jahr beginnt in wenigen Stunden. Wir wissen nicht, was es uns bringen wird. Die Unsicherheiten sind da, aber zugleich haben wir diese großartigen Zusagen: Wenn wir Gottes Wort im neuen Jahr Raum geben, wird Frucht entstehen – gute Frucht. Denn in diesem Samen steckt, dass unser Leben immer mehr Licht wird, dass wir unseren Weg immer besser erkennen, den guten Weg, den Gott für uns bereithält.
Vor allem, liebe Geschwister, dürfen wir wissen: Egal, was kommt, du darfst durch dieses Jahr gehen an der Hand deines großen Bruders Jesus. Er ist bei dir alle Tage, 2019 und bis an das Ende der Welt.
Ich bete: Himmlischer Vater, danke für diese großartigen Zusagen. Dein Wort ist ein Licht auf unserem Weg. Vergib uns, wo wir im nun zu Ende gehenden Jahr dir nicht den Raum gegeben haben, deinem Wort nicht den Raum, damit es wirklich in uns eindringen, uns verändern und unser Leben prägen kann.
Aber Herr, wir wissen, deine Gnade ist größer als unser Versagen. Deshalb vertrauen wir darauf, dass deine Zusagen bestehen und dass wir einfach neu anfangen dürfen.
Darum möchte ich dich bitten, dass du uns dieses Verlangen gibst, mit dir durch das neue Jahr zu gehen, auf dein Wort zu hören, es zu lesen, zu studieren, zu diskutieren und danach zu fragen, was es uns ganz persönlich sagen will.
So bitte ich dich, dass dein Wort wirklich Licht für uns ist und dass wir erleben, wie du mit uns gehst und uns hilfst, immer mehr verwandelt zu werden – hinein in dein Ebenbild, sodass gute Frucht entsteht.
Deshalb bitten wir im Namen unseres Herrn, des Lichts der Welt, des fleischgewordenen Wortes: in Jesu Namen, Amen.