Schön, dass ihr wieder dabei seid zum liebevollen Eheabend, egal ob am Donnerstag oder an einem anderen Abend. Wir freuen uns auf jeden Fall sehr, dass ihr das Projekt verfolgt. Es ist für euch da, für eure Ehen, für unsere Ehen.
Unser gemeinsames Anliegen ist, dass Ehen gestärkt werden – gerade in einer Zeit, in der wir immer wieder Ermutigung für unsere Ehen brauchen. Ich hoffe, dass der heutige Abend euch genau das gibt.
Ich möchte mit einer Frage beginnen, die ihr euch beide stellen könnt: Gab es eine Zeit in eurer Ehe, in der ihr euren Ehepartner mehr bewundert habt als jetzt? Vielleicht wart ihr am Anfang voller Bewunderung, und jetzt merkt ihr, dass das etwas eingerostet ist. Eigentlich wäre es schön, wenn wir so einen neuen zweiten Frühling erleben könnten.
Vielleicht sagt ihr aber auch: „Uns geht es super, ich bewundere meinen Ehepartner jetzt noch viel mehr als am Anfang.“ Preis dem Herrn, wenn das so ist. Genau darüber wollen wir heute sprechen.
Das Thema des Abends lautet: Gegenseitige Bewunderung erneuern. Gott hat die Ehe als einen Ort voller Bewunderung gedacht. Das sehen wir im Garten Eden, als Eva zum ersten Mal vor Adam tritt. Er sagt auf Hebräisch mit anderen Worten „Wow“. Er bewundert seine Frau. Es war eine Zeit der gegenseitigen Bewunderung. Das schildert uns auch das erste Buch Mose ganz am Anfang.
Daraus können wir entnehmen, dass das eigentlich Gottes Idealbild ist: Die Ehe ist ein Ort der gegenseitigen Wertschätzung, der Liebe und der Bewunderung.
Jetzt kann es aber passieren, dass diese Bewunderung in der Ehe nachlässt. Es gibt ganz unterschiedliche Ursachen dafür. Vielleicht gab es einen oder mehrere Konflikte. Vielleicht ist es auch einfach Vernachlässigung – man kümmert sich nicht mehr so viel umeinander. So wird das Ganze dann zu einem Nebeneinander, und die Bewunderung sinkt.
Gegenseitige Bewunderung erneuern – darüber möchten wir heute nachdenken. Erneuern ist hier im doppelten Sinne zu verstehen: Zum einen, dass man sie wieder zum Ausdruck bringt, obwohl man sie vielleicht schon einmal gezeigt hat. Insofern bedeutet erneuern auch ein Bekräftigen.
Zum anderen heißt erneuern aber auch, dass man da, wo es Konflikte gab, wieder herauskommen kann aus den Beziehungsproblemen und zu einer Bewunderung neu finden kann – also noch grundsätzlicher.
Wir schauen uns heute einen Text an, in dem es um zwei sogenannte Beschreibungslieder geht. Das Hohelied ist ja Poesie, das haben wir ganz am Anfang festgehalten. Man kann sich das vorstellen wie bei einem Musical, das auch etwas künstlerisch und in poetischer Form zum Ausdruck gebracht wird.
Im heutigen Text sehen wir zuerst, wie die Frau die Bühne betritt und sozusagen ein Loblied auf ihren Mann singt. Danach betritt der Mann die Bühne und bewundert seine Frau.
Wichtig ist, dass wir festhalten: Die Worte der Bewunderung, die der Text hier zeigt, spiegeln das wider, was im Herzen ist. Sie sind Ausdruck dessen.
Wir wollen uns heute auch die Frage stellen, was im Herzen passieren muss, damit eine Bewunderung auch wieder durch unsere Worte zum Ausdruck kommt.
Wir starten heute mit der Frau, die den Mann bewundert. Ab Kapitel 5, Vers 9, lese ich einmal Vers 9 vor. Es beginnt eigentlich mit einer Frage ihrer Freundinnen. Dort heißt es: „Was hat ein Geliebter einem anderen Geliebten voraus, du Schönste unter den Frauen? Was hat ein Geliebter einem anderen Geliebten voraus, dass du uns so beschwörst?“
Um die Frage richtig einordnen zu können, müssen wir uns auch noch einmal den Vers davor anschauen. Dort heißt es in Vers 8: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, wenn ihr meinen Geliebten findet, was wollt ihr ihm ausrichten, dass ich krank bin vor Liebe?“
Im Zusammenhang steht hier also eine Konfliktsituation, die wir uns beim letzten Vortrag angeschaut haben. Er ist nachts bei ihr und will rein, sie sagt nein, jetzt nicht. Dann entscheidet sie sich doch, die Tür zu öffnen, aber er ist weg. Sie ist total außer sich, denn er ist einfach weggegangen. Es entsteht eine größere Konfliktsituation. Sie geht nachts raus, wird von den Wächtern geschlagen und sieht am Ende keine andere Möglichkeit mehr, als sich an ihre Freundin zu wenden und sie um Hilfe zu bitten.
Das ist jetzt die Antwort der Freundinnen. Sie fragen mit anderen Worten: Ist er die Suche wert? Und das nimmt sie zum Anlass, um vor ihren Freundinnen von ihrem Geliebten regelrecht zu schwärmen.
In diesem Abschnitt finden wir die ausführlichste Bewunderung des Mannes seitens der Frau. Das kam auch schon vorher zum Vorschein. Wenn ihr die Vorträge vorher angeschaut habt, gab es immer auch gegenseitige Komplimente. Aber so ausführlich und geballt das Lob des Mannes seitens der Frau, das finden wir nur hier.
Deswegen möchte ich heute Abend den Schwerpunkt darauf legen. Ich möchte mich heute Abend sehr viel an die Frauen richten. Nicht zuletzt auch, weil uns eine Rückmeldung erreicht hat – oder immer wieder mal – mit der berechtigten Anmerkung, dass ich in meinen Anwendungen häufig die Männer anspreche. Gerade bei den ersten Vorträgen war das häufig der Fall. Ich fand es hilfreich, dass ihr uns das geschrieben habt. Deswegen nehme ich das zum Anlass, heute auch ganz viel Anwendung für die Ehefrauen zu bringen, wie sie ihre Bewunderung ihrem Mann gegenüber zum Ausdruck bringen können.
Sulamitsch schwärmt von ihrem Geliebten vor ihren Freundinnen. Sie beginnt in Vers 10 mit seiner Hautfarbe. Sie sagt: „Mein Geliebter ist weiß und rot.“ In Kapitel 1 habe ich ja schon gesagt, braun gebrannt war damals nicht so das Schönheitsideal, eher weiß und rot. So heißt es auch von David in 1. Samuel 16, er war rötlich und hatte schöne Augen und ein gutes Aussehen.
Sulamit lobt hier an ihrem Geliebten, dass er eine gesunde Gesichtsfarbe, einen schönen Hautton hat. Dann sagt sie weiter: „Er ist hervorragend unter Zehntausenden.“ Das ist interessant. In diesem Wort „hervorragend“ steckt ein Begriff, der sonst im 4. Buch Mose für das Banner verwendet wird. Die Stämme haben sich im 4. Buch Mose so angeordnet, dass jeder Stamm in der Wüste eine bestimmte Position einnahm, die mit einem Banner angezeigt wurde.
Hier ist der Stamm, und so ein Banner sieht man unter Zehntausenden. Vielleicht kann man das heutzutage eher mit einem Fußballstadion vergleichen, wenn 80.000 im Stadion sitzen – vor Corona. Da kann man ja nicht den Einzelnen sehen, aber man hat die Fahne in der Südkurve gesehen. So sagt sie: „Mein Geliebter ragt heraus, er ist mein Held.“ Unter zehntausend sehe ich nur ihn. Das beschreibt sie hier und drückt ihre Wertschätzung vor ihren Freundinnen aus: „Mein Geliebter ist mein Held, er zählt für mich, und alle anderen zehntausend Männer überhaupt nicht.“
Nun beschreibt sie ihn näher. Was macht ihn so besonders? In Vers 11 heißt es: „Sein Haupt ist feines, gediegenes Gold.“ Ich vermute, dass es hier gar nicht so sehr um den Kopf als Körperteil geht, weil sie lobt gleich noch seine Haare und deren Schwarz. Hier geht es vielmehr um seine Persönlichkeit, wenn sie von seinem Haupt spricht. Das macht auch die Farbe Gold deutlich. Es geht darum, dass er eine edle Persönlichkeit hat. Daraus wird ersichtlich, dass sie ihn ehrt. Sie respektiert ihn total und findet seine ganze Persönlichkeit einfach so ehrenhaft. Es fällt ihr nicht schwer, ihn zu respektieren.
Dann kommt sie auch auf sein Äußeres zu sprechen: „Seine Locken sind Dattelrispen, schwarz wie der Rabe.“ Er hat schwarze Locken. Mit anderen Worten, das ist natürlich dynamisch. Er hat keine Glatze, kein graues Haar, sondern schwarze Locken. Das zeigt, dass er noch voll im Saft steht, also nicht alt ist.
Dann lobt sie weiter seine Augen: „Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen.“ Ich habe das schon mal gesagt: Die Tauben waren damals ein Symbol für die Liebe, wie heute das Herz. Wasserbäche signalisieren hier Überfluss. Sie sagt, seine Augen sind voller überfließender Liebe für sie. Seine Blicke sind einfach so liebevoll, und das bewundert sie an ihm.
Dann macht sie weiter mit seinen Zähnen: „In Milch gebadet seine Zähne, festsitzend in der Fassung.“ Ich habe auch schon mal erwähnt, dass es damals nicht selbstverständlich war, noch alle Zähne im Mund zu haben. Die Zahnmedizin war nicht so weit wie heute. Aber was sie hier lobt, ist ein strahlendes, gepflegtes Lächeln.
In Vers 13 fährt sie fort: „Seine Wangen sind wie ein Balsambeet, das Würzkräuter sprossen lässt.“ Hier ist sehr wahrscheinlich sein Bart gemeint, der etwas sprießt. Modernisiert gesagt hat er ein tolles Aftershave, und sein Drei-Tage-Bart duftet gut.
Dann spricht sie von seinen Lippen: „Seine Lippen sind Lilien, triefend von flüssiger Myrrhe.“ Die Lilien oder vielleicht auch die Lotusblume stehen für Lebensfrische. In der hebräischen Poesie ist es häufig so, dass, wenn die Lippen erwähnt werden, nicht unbedingt die Lippen als Körperteil gemeint sind, sondern das, was aus den Lippen herauskommt. Das passt auch gut zu den Augen. Die Augen sind voller liebevoller Blicke, und die Lippen voller liebevoller Worte. Ich denke, sie lobt hier vor allem, wie er mit ihr redet – auf eine so liebevolle Art und Weise.
Dann bewundert sie seine Arme: „Seine Arme sind goldene Rollen, mit Türkis besetzt.“ Ich denke, die Rollen beschreiben nicht die Form der Arme, sondern das Material, das erwähnt wird – mit Türkis besetzt. Damit macht sie deutlich: Seine Arme sind für sie so kostbar. Sie bewundert seine Arme, das heißt im Klartext.
Sie geht weiter runter und sagt: „Sein Leib ist ein Kunstwerk aus Elfenbein, bedeckt mit Saphiren.“ Hier ist nicht der Leib als Ganzes gemeint. Das hebräische Wort beschreibt auch den Bauch. Das würde Sinn machen, weil sie gleich noch weiter runter an seinem Körper geht. Das, was sie hier an ihm bewundert, ist sein Bauch. Und das steht in der Bibel: Die Frau bewundert den Bauch des Mannes. Das macht sie auch, indem sie Elfenbein und Saphire erwähnt. Damit beschreibt sie, welche kostbare Wirkung sein Bauch auf sie hat. Sie bewundert seinen Bauch.
Dann geht sie noch weiter runter. In Vers 15 heißt es: „Seine Schenkel sind Säulen aus Alabaster, gegründet auf Sockel von gediegenem Gold.“ Hier wird der Teil des Beines eines Mannes erwähnt, der die meisten Muskeln hat, nämlich die Schenkel. Sie vergleicht die Schenkel mit Alabaster. Alabaster ist bekannt als ein sehr schöner und zugleich sehr starker Stein. Dann wird ergänzt „gegründet auf einem Sockel“, was auf Stärke und Festigkeit hinweist, aber zugleich auch auf Schönheit und Kostbarkeit. Zusammengefasst bewundert sie seine starken, aber auch gut aussehenden, schönen Schenkel.
Am Ende ist sie bei seiner Gestalt: „Seine Gestalt ist wie der Libanon, auserlesen wie Zedern.“ Man kann sich das so vorstellen, als würde die Kamera noch einmal ein Stück zurückgehen. Sein gesamtes Auftreten wird bewertet. Der Libanon ist ein Gebirge. Wenn jemand von euch schon einmal in den Alpen war oder vor einer Gebirgskette stand, weiß er, dass Berge etwas Imposantes, Majestätisches und Beeindruckendes haben. Das sagt sie in Bezug auf sein Auftreten.
Mit anderen Worten: Wenn er den Raum betritt, merkt man, dass er da ist. Es ist etwas Erhabenes, etwas, das sie mit vollem Respekt sagen kann. Sie bewundert ihn. Er hat so ein gutes Auftreten, er ist ein Mann, und das sieht man.
Am Ende sagt sie in Vers 16: „Sein Gaumen ist Süßigkeit, und alles an ihm ist begehrenswert. Das ist mein Geliebter, und das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems.“ Wenn sie hier seinen Gaumen erwähnt, denke ich, sie meint seine Küsse. Seine süßen Küsse. Direkt in Vers 2 beginnt das Hohelied damit, dass sie von ihm geküsst werden will. Daran denkt sie immer wieder.
Dann lobt sie noch einmal allgemein: Alles an ihm ist begehrenswert. Ich denke, das muss man so verstehen, dass sie die Beschreibung seines Körpers, seines Charakters und seiner Persönlichkeit mit einem gedanklichen Kuss abschließt und deutlich macht: Ich liebe ihn so sehr, ich bewundere ihn so sehr.
Daraufhin stellt die Freundin eine Rückfrage in Kapitel 6, Vers 1: „Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Frauen? Wohin hat dein Geliebter sich gewandt, dass wir ihn mit dir suchen?“
Die Antwort darauf ist überraschend. Ihr erinnert euch: Er ist nachts weggegangen, sie weiß nicht, wo er ist, und bittet die Freundin um Hilfe bei der Suche. Die Freundin fragt also, wo er hingegangen ist.
Schaut euch an, was sie antwortet, Vers 2: „Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen, zu den Balsambäumen, um in den Gärten zu weiden und Lilien zu pflücken.“
Das, was sie hier beschreibt, ist kein konkreter Ort, sondern ein emotionaler Zustand, in dem er sich befindet. Warum sage ich das? In Kapitel 4 wird deutlich, dass sie selbst der Garten ist. Sie lädt ihn ein, in den Garten zu kommen, also lädt sie ihn ein, sich an ihr zu erfreuen. Das ist ja in Kapitel 4 beschrieben. Vielleicht erinnert ihr euch noch daran.
Jetzt beschreibt sie hier, dass er in seinen Garten gegangen ist. Das meint einen Gefühlszustand, einen Zustand, in dem er sich emotional befindet.
Das heißt: Er ist weggegangen, die Freundin fragt, wo er hingegangen ist, und sie antwortet nicht mit einem Ort, sondern sagt eigentlich, er liebt mich.
Wo ist sein Freund hingegangen, wo ist sein Geliebter hingegangen, sein Mann? Sie sagt nicht, wo er hingegangen ist, sondern sie sagt, er liebt mich von ganzem Herzen.
In Vers 3 bekräftigt sie das Ganze noch einmal: „Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter gehört mir, er, der in den Lilien weidet.“
Sie sagt also, wir gehören zusammen, und damit schließt sie den Teil der Bewunderung ab.
Wenn wir uns heute Abend mit dem Thema erneuerte Bewunderung befassen, stellt sich konkret die Frage: Wie kommen wir da hin? Vielleicht sagst du dir: „Ich würde meinen Mann gerne wieder mehr bewundern. Irgendwie fehlt mir manchmal der Respekt vor ihm, es fällt mir so schwer, ihn zu ehren. Aber ich will da wieder mehr hinkommen.“
Das ist gut, dass du das möchtest. Ich möchte deshalb ein bisschen auf die Frage eingehen, wie man wieder dahin kommen kann, dass die Bewunderung wirklich erneuert wird.
Wisst ihr, es wäre viel zu oberflächlich zu sagen: „Macht einmal im Jahr ein Ehewochenende zu zweit und macht euch gegenseitig wieder Komplimente. Dann klappt das auch wieder mit der Bewunderung.“ Bewunderung und Komplimente sind ja ein Ausdruck dessen, was aus dem Herzen kommt.
Das heißt, wenn wir darüber nachdenken, wie Bewunderung erneuert werden kann, müssen wir wieder über das Herz reden. Denn dort muss die Bewunderung auch wieder entstehen – im Herzen. Deswegen reden wir zuerst noch einmal darüber: Eine erneuerte Bewunderung hängt mit einer erneuerten Gesinnung zusammen. Sie hängt mit unserer Einstellung und unserem Denken zusammen.
Bewunderung ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Haltung, die wir gegenüber unserem Ehepartner haben. Wenn ich jetzt konkret zu euch Frauen spreche: Eine Bewunderung eures Mannes hängt mit eurer Haltung im Herzen zusammen. Hier geben uns die beiden Fragen der Freundinnen einen Einblick. Fragen regen ja immer zum Nachdenken an, oder?
Sonalimid bekommt eine Frage gestellt und muss jetzt nachdenken. Diese Fragen der Freundinnen sind meiner Ansicht nach der Schlüssel, wie man wieder zu einer Bewunderung des Mannes kommen kann. Ich möchte mit der letzten Frage, also mit der zweiten Frage, beginnen. Kapitel 6, Vers 1: Da fragen die Freundinnen Folgendes: „Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Frauen? Wohin hat dein Geliebter sich gewandt, dass wir ihn mit dir suchen?“
Diese Frage trifft bei ihr eigentlich den wunden Punkt, oder? Wenn ihr euch an den letzten Vortrag erinnert, er ist weggegangen. Er hat sie allein gelassen vor der Tür. Das hatte negative Konsequenzen für sie: Sie wurde emotional total verletzt, sie wurde von den Wächtern der Stadt verletzt. Das ist ihr wunde Punkt. Die Freundinnen fragen also: „Wohin ist er gegangen?“
Und schaut mal, sie antwortet nicht: „Was fällt ihm ein, er hat mich einfach verlassen. Er hat die Fehler gemacht, er hat das falsch gemacht, er hat das falsch gemacht.“ Davon ist hier überhaupt keine Rede. Stattdessen antwortet sie: „Ist hier was? Er liebt mich so sehr und wir gehören zusammen.“
Und das ist der Punkt, den ich machen möchte. Ja, jeder Mann macht Fehler. Aber wenn du dich ständig nur auf die Fehler deines Mannes konzentrierst, wirst du nicht zu einer erneuerten Bewunderung kommen. Da muss im Herzen etwas passieren, eine Entscheidung muss getroffen werden: Ich will die Fehler meines Mannes nicht ständig wieder an die Oberfläche holen.
Da gab es eine Begebenheit: Ein Mann und eine Frau kamen an den Punkt, dass sie nicht mehr zurechtkamen in ihrer Ehe. Sie beschlossen, alles aufzuschreiben, was sie am anderen störte. Das ist nicht unbedingt immer die beste Idee, aber sie haben es gemacht. Die Frau beginnt ein bisschen zu schreiben, muss nachdenken: „Hm, was gefällt mir eigentlich noch nicht an meinem Mann?“ Sie schreibt noch zwei, drei Sachen auf.
Der Mann hingegen schreibt die ganze Zeit. Er hat eine Seite voll, dreht die Seite um und schreibt weiter. Das regt natürlich die Frau auf: „Wieso schreibt er so viel darüber, was ihm nicht gefällt?“ Am Ende tauschen sie die Blätter aus. Als die Frau das Blatt des Mannes liest, will sie ihr Blatt sofort zurückhaben. Denn der Mann hat einfach nur geschrieben: „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich.“ Er hat ihr die Fehler nicht angerechnet.
Das ist das, was Sonalimid macht. „Wo ist dein Mann hingegangen?“ Jetzt könnte sie vor ihren Freundinnen auspacken und ihre ganze Verletzung und Wut auf ihn freien Raum lassen. Stattdessen antwortet sie auf diese sensible Frage: „Wo ist er hingegangen?“ – „Er liebt mich, und wir gehören zusammen.“
Das heißt: Wenn man zu einer neuen Bewunderung kommen will, entscheide dich dazu, die Fehler deines Mannes nicht anzurechnen. Das ist ein biblisches Prinzip, das in 1. Korinther 13 steht: Die Liebe rechnet das Böse nicht an. Und damit muss es beginnen.
Schau mal: Wenn du ständig die Fehler deines Mannes vor Augen hast und deine Gedanken damit füllst, wirst du keine Bewunderung haben. Du wirst nur das Falsche sehen, weil dein Mann Fehler hat. Es muss eine Entscheidung getroffen werden: Ich vergebe und ich rechne das Böse nicht an. Das ist das Erste.
Am Anfang wurde Sonalimid noch eine weitere Frage gestellt, und das ist Kapitel 5, Vers 9. Die erste Frage lautete: „Was hat dein Geliebter einem anderen voraus, du Schönste unter den Frauen? Was hat dein Geliebter einem anderen Liebenden voraus, dass du uns so beschwörst?“
Der zweite Punkt, den ich hier weitergeben möchte, ist: Wie kann man zu einer erneuerten Bewunderung im Herzen kommen? Mach dir bewusst, was du alles an deinem Ehemann hast. Das ist die Frage, und es ist eine geleitete Frage. Die Freundinnen fragen nicht: „Beschreibe uns deinen Ehemann“, sondern: „Beschreibe, was er den anderen voraus hat.“
Deshalb ist es gut, wenn du dich darauf konzentrierst, was alles so wunderbar an deinem Mann ist. Dankbarkeit beginnt mit Denken. Denk mal nach! Eine erneuerte Bewunderung beginnt mit Nachdenken. Denk mal darüber nach, wofür du dankbar bist. Was hat dein Mann alles für gute Eigenschaften?
Paul David Tripp sagt: Das, was die meisten Ehen kaputtmacht, ist Vernachlässigung. Man macht sich keine Gedanken mehr darüber, was man am anderen schätzt. Diese fehlende Bewunderung ist häufig ein Ergebnis der Vernachlässigung.
Ich möchte dich ermutigen, als Ehefrau nimm dir mal Zeit. Vielleicht schreibst du es auch noch einmal ganz bewusst für dich auf, damit du dir vor Augen führst: Was schätze ich an meinem Mann, den Gott mir gegeben hat? So sehr.
Das ist im Sinne von 1. Korinther 13: Die Liebe glaubt alles, die Liebe hofft alles, die Liebe geht von Gutem aus. Sie setzt den Fokus auf das Gute, das man am Ehemann hat. Das bedeutet nicht, dass man alles rosarot zeichnet. Ja, er ist ein Sünder, er macht Fehler. Aber durch das Evangelium können wir vergeben und Gott danken für all das Gute, das er schon in meinem Mann bewirkt hat.
Drittens: Mach dir bewusst, es geht um Christus. Das muss in deinem Herzen ganz, ganz deutlich zum Vorschein kommen. Es geht darum, dass ich meinen Mann bewundere, weil ich damit Christus ehre. Dazu rede ich gleich noch ein bisschen mehr. Aber das ist die ultimative Motivation.
Jetzt haben wir darüber gesprochen, wie es zu einer erneuerten Bewunderung in meinem Herzen kommt. Erstens: Rechne ihm die Fehler nicht an – vergib. Zweitens: Mach dir bewusst, was du alles an deinem Mann hast. Und drittens: Mach dir bewusst, es geht um Christus. Das ist deine Motivation.
Dein Mann kann Fehler haben, aber Christus ist vollkommen. Ihn kannst du dadurch verherrlichen, wie du dich gegenüber deinem Mann äußerst.
Das führt uns nun zu einer sehr praktischen Ebene, der Handlungsebene. Wie zeige ich denn meine Bewunderung? Dazu möchte ich dir einige Ratschläge und Ermutigungen mitgeben.
Wie kannst du die Bewunderung, die du für deinen Mann hast, zum Ausdruck bringen? Mein erster Rat ist: Rede vor anderen Personen gut von deinem Mann. Schau mal, sie schwärmt vor ihren Freundinnen von ihrem Mann. Leider passiert es häufig auch unter Christen, dass eine Frau anfängt, sich vor ihren Freundinnen über ihren Mann zu beklagen. Das ist leider keine Seltenheit. Dabei regt man die anderen Frauen auch noch an, ihre Enttäuschungen über ihre Ehemänner loszuwerden. Man redet und redet, und zieht sich gegenseitig eigentlich nur runter: Was haben wir doch für fehlerhafte Ehemänner! „Mein Mann macht das auch nicht besser“, „Ach, mein Mann, wenn du ihn kennen würdest, der kommt von der Arbeit nach Hause und rührt keinen Finger“ – so zieht man sich gegenseitig runter.
Es gibt aber auch Frauen, die sehr wertschätzend von ihrem Mann sprechen. Und ich möchte einmal folgende Behauptung aufstellen: Das, was eine Frau über ihren Mann sagt, sagt mehr über die Frau aus als über den Mann. Wenn eine Frau abwertend von ihrem Mann spricht, dann sagt das sehr viel über sie aus. Wenn eine Frau sehr lobenswert von ihrem Mann spricht, dann sagt das ebenfalls viel über sie aus.
Ich will damit nicht sagen, dass das, was sie sagt, nie stimmt über ihren Mann. Aber es gibt Frauen, bei denen man sogar weiß: „Ach, der Mann hat echt einen schwierigen Charakter“, und trotzdem hört man sie nur lobend über ihren Mann sprechen. Da muss man sagen: Wow, Respekt! Diese Frau hat geistlich gesehen total viel verstanden, wie sie über ihren Mann redet.
Vielleicht stellst du dir die Frage: „Boah, wie schaffe ich das? Ich kenne doch all die Baustellen meines Mannes, ich kenne seine Fehler. Wie schaffe ich es trotzdem, gerade auch in der Öffentlichkeit, vor anderen, so voller Liebe und voller Bewunderung über ihn zu reden?“ Meine Antwort ist: Christus! Tu es um Christi willen.
Schaut mal, in Epheser 5 wird deutlich: Paulus sagt, die Frauen sollen ihren Mann ehren, ihren Mann respektieren. Damit sollen sie widerspiegeln, wie sich eine Gemeinde gegenüber Christus verhält. Das heißt, wie du dich deinem Mann gegenüber verhältst, kannst du symbolisieren und öffentlich darstellen, wie sich die Gemeinde gegenüber Christus verhält. Es geht um Christus, und das ist eine große Motivation.
Ich möchte dich ermutigen, dir immer wieder deutlich zu machen: Auch wenn dein Mann fehlerhaft ist, es geht um Christus. Wie du über deinen Mann redest und ihm begegnest, kannst du Christus verherrlichen. Du kannst andere Frauen sehr dadurch ermutigen. Es wird einen bleibenden Eindruck auf die Frauen in deinem Umfeld haben, wenn du wertschätzend über deinen Mann sprichst. Sie werden es abschauen und ebenfalls in ihren Ehen umsetzen.
In Titus 2 heißt es, dass die älteren Frauen die jüngeren Frauen lehren sollen, ihre Männer zu lieben. Es gibt immer jüngere Frauen in deinem Umfeld, und wenn du einfach durch das, wie du über deinen Mann redest, ein Vorbild bist, kannst du sie sehr prägen. Dazu möchte ich dich ermutigen: Rede vor anderen Menschen gut über deinen Mann und lass dich nicht dazu hinreißen, ihn abwertend in der Öffentlichkeit zu behandeln.
Der zweite praktische Rat ist: Sei in deiner Bewunderung konkret. Schau mal, Sulamit bewundert ihn sehr konkret – seine Persönlichkeit, seine liebevolle Art, aber auch seinen Körper. Vielleicht bleiben wir jetzt erst einmal bei der liebevollen Art und bei der Persönlichkeit.
Wie kannst du deinem Mann deine Bewunderung zum Ausdruck bringen? Ich nenne einfach mal ein paar Beispiele. Vielleicht spricht dich das eine oder andere an und passt zu deiner Situation:
Du kannst deinem Mann sagen: „Schatz, ich bewundere an dir, dass du Jesus folgen möchtest, ich sehe das.“
„Liebling, ich bin so dankbar, dass du dich bemühst, ein guter Vater für unsere Kinder zu sein. Das sieht man, dass du dir wirklich Mühe gibst.“
„Ich danke dir, dass du nicht passiv bist wie viele andere Männer, sondern dass du Entscheidungen triffst.“
„Schatz, danke, dass du fleißig bist und gerne arbeiten gehst, um uns als Familie zu versorgen.“
„Ich bewundere an dir, dass du zu deinem Wort stehst. Du bist wirklich ein Mann, ein Wort. Du hältst, was du sagst.“
„Ich finde es so toll, dass du ehrlich bist und man auf dich bauen kann.“
„Danke, dass du Sünde nicht leichtfertig nimmst. Auch wenn du immer wieder mal in Sünde fällst, gibst du dich nie damit zufrieden, sondern kämpfst weiter. Das schätze ich an dir.“
„Ich bewundere an dir, dass du mich motivierst, wenn ich ein Tief habe. Du gibst mir Mut, und ich bewundere deinen Mut und deine Glaubensschritte.“
„Ich respektiere dich sehr dafür, wie du mit anderen Menschen umgehst.“
Wisst ihr, liebe Frauen, die Bewunderung einer Ehefrau ist für einen Ehemann eine unglaubliche Ermutigung. Ein weiser Mann legt sehr viel Wert auf die Worte seiner Frau. Deshalb möchte ich euch ermutigen: Ihr könnt so eine Ermutigung für eure Ehemänner sein, wenn ihr sie bewundert und dabei auch sehr konkret seid.
Ich möchte aber auch noch auf eine dritte Möglichkeit eingehen, wie man Bewunderung ausdrücken kann: Drücke ihm körperliche Bewunderung aus. Das ist das, was Sulamit hier in diesem Abschnitt tut. Vielleicht variiert das von Mann zu Mann.
Ich tendiere dazu zu sagen, dass einem Mann die Wertschätzung seiner Persönlichkeit und der Respekt, den eine Frau ihm gegenüber zeigt, wichtiger sind als ein Kompliment für sein Aussehen. Aber das soll nicht heißen, dass es einem Mann völlig egal ist, was seine Frau auf körperlichem Gebiet von ihm denkt.
Ich glaube, auch Männer machen sich Gedanken über ihr Aussehen: Bin ich noch attraktiv? Vor allem, wenn dann mal die Geheimratsecken kommen, das Haar grau wird, oder man den Bauch nicht mehr wegkriegt.
Deshalb finde ich es interessant, dass wir in der Bibel – hier geht es um Gottes Wort – einen Abschnitt haben, in dem eine Frau den Körper ihres Mannes sehr detailliert lobt. Das kann auch eine Vorlage für dich sein.
Hast du zum Beispiel schon einmal die Arme oder die Schenkel deines Mannes bewundert? Sulamit macht das, auch den Bauch. Wenn es etwas gibt, was du körperlich an deinem Mann bewunderst, dann kannst du es ihm auch mal sagen. Vielleicht hast du das bisher zu selten gemacht, aber lobe ihn dafür:
„Ich freue mich, dass du so stark bist und tolle Muskeln hast.“
„Ich freue mich, dass du eher ein bisschen Bauch hast. Ich finde das echt besser, als wenn du so dürr wärst.“
Oder auch umgekehrt: „Ich finde deinen Bart toll, Schatz.“
„Deine Frisur steht dir total gut.“
„Ich liebe deine grauen Haare, damit siehst du so weise aus – das bist du ja auch.“
„Deine Augen sind schön, mit dem Shirt sehen sie auch noch so betont aus, Schatz.“
„Oder das Foto, dein Lächeln, die Falten dabei – einfach herrlich.“
Ja, es gibt ganz viele Möglichkeiten, wie du deinem Mann auch in dieser Hinsicht deine Bewunderung zeigen kannst.
Nun wenden wir uns kurz den Männern zu. Auch der Mann bewundert hier die Frau. Darüber haben wir bereits viel in Kapitel vier gesprochen, aber ich möchte diesen Text nicht überspringen. Auch hier finden sich wichtige Prinzipien, wie die Bewunderung, die im Herzen entsteht, zum Ausdruck gebracht wird. Wie wir zur Bewunderung gelangen, ist bei Männern und Frauen gleich: Fehler nicht anrechnen, sich auf das konzentrieren, was wir an unserem Partner haben, und stets im Blick behalten, dass es um Christus geht.
Wenn die Bewunderung da ist, stellt sich die Frage: Wie können wir sie ausdrücken? Von dem Mann lernen wir ab Kapitel sechs, Vers 4, dass Bewunderung sehr kreativ zum Ausdruck gebracht werden kann. Dort heißt es: „Schön bist du, meine Freundin, wie Tirza und anmutig wie Jerusalem.“ Er vergleicht sie mit zwei Städten, Tirza und Jerusalem, die beide wunderschön waren. Das ist genau das, was die Frau mit diesen Städten gemeinsam hat: Sie ist beeindruckend und wunderschön.
Hast du deiner Frau schon einmal gesagt: „Du bist so schön wie Heidelberg und so attraktiv wie München“? Wahrscheinlich eher nicht, ich auch nicht. Wenn man es tut, muss man sich nur die richtigen Städte aussuchen – bitte nicht Duisburg oder Wuppertal. Man sollte schon die passenden Städte nennen. Im Ernst: Was wir hier lernen können, ist, dass wir in unseren Komplimenten und in unserer Bewunderung durchaus kreativ sein dürfen.
Zweitens bringt Bewunderung die Wirkung auf dich zum Ausdruck. Ich finde das sehr interessant: Er beschreibt sie weiter und sagt, sie sei „furchterregend wie Kriegsschan“. Das muss richtig verstanden werden. Es geht nicht darum, dass er Angst vor ihr hat. Stellt euch ein geordnetes militärisches Heer vor – das ist beeindruckend, man hat Respekt davor. Genau das möchte er ausdrücken: Sie ist keine passive Schönheit, kein Mauerblümchen. Wenn sie den Raum betritt, fällt sie ihm sofort auf. Es ist ein beeindruckendes Äußeres.
In diese Richtung geht es auch weiter, das ist die Begründung für meine Auslegung von Vers 5: „Wende deine Augen von mir ab, denn sie verwirren mich.“ Damit sagt er: Du hast eine so starke Ausstrahlung, dass ich, wenn du mich anschaust, nicht mehr der souveräne, abgeklärte Typ bin, der alles richtig macht. Deine Augen haben eine faszinierende Wirkung auf mich, und das bringt er hier zum Ausdruck.
Das ist die Lektion für uns Männer: Bewunderung bringt immer auch die Wirkung zum Ausdruck. Sage deiner Frau nicht nur, was du an ihr bewunderst, sondern auch, welche Wirkung das auf dich hat. Du kannst sagen: „Ich finde deine Augen schön.“ Aber du kannst auch sagen: „Schatz, immer wenn du mich anschaust, denke ich, ich bin der glücklichste Mann der Welt. In deinen Augen sehe ich so viel Treue.“ Damit beschreibst du nicht nur die Schönheit der Augen, sondern auch die Wirkung, die sie auf dich haben.
Das ist es, was der Geliebte hier im Hohelied tut. Es bezieht sich nicht nur auf das äußere Bewundern, sondern auch auf die ganze Persönlichkeit. Du kannst deiner Frau sagen: „Du bist so liebevoll zu unseren Kindern.“ Aber du kannst auch die Wirkung beschreiben: „Wenn ich nach Hause komme und sehe, wie gut du dich um die Kinder gekümmert hast, dann denke ich, unsere Kinder haben die beste Mutter der Welt.“ Damit drückst du auch aus, wie sehr dich das berührt.
Drittens: Bewunderung ist eine Haltung, die wiederholt zum Ausdruck kommt. Ich werde die Verse 5 bis 7 nicht mehr vorlesen, denn dort werden dieselben Worte verwendet wie in Kapitel vier. Er lobt ihr Haar mit denselben Worten, ihre Zähne ebenso und ihre Wangen ebenfalls. Das heißt, er wiederholt sich. Auch das ist eine Anwendung für uns Männer: Wir können unsere Bewunderung immer wieder für dieselben Dinge zum Ausdruck bringen. Es ist nicht verkehrt, etwas mehrfach zu sagen – genau das macht der Geliebte im Hohelied.
Viertens: Bewunderung stellt alle anderen Frauen in den Schatten. In den Versen 8 bis 10 heißt es: „Sechzig Königinnen sind es und achtzig Nebenfrauen und Mädchen ohne Zahl. Eine aber ist meine Taube, meine Vollkommene; sie ist die Einzige ihrer Mutter, die Auserkorene ihrer Gebärerin. Seht die Töchter an, sie preisen sie glücklich, die Königin und die Nebenfrauen rühmen sie. Wer ist sie, die da hervorglänzt wie die Morgenröte, schön wie der Mond, klar wie die Sonne, furchterregend wie Kriegsschan?“
Diese Verse sind vielleicht für Frauen, aber auch für Männer weniger romantisch. „Ich habe sechzig Frauen, achtzig Nebenfrauen, und du bist die Beste.“ Das klingt für uns nicht wirklich romantisch, und ich verstehe jede Frau, die sagt, das sei kein echtes Kompliment. Wir müssen uns jedoch in die damalige Zeit versetzen. Salomo hatte viele Frauen – er war ein Stück weit Kind seiner Zeit. Im Alten Testament hatten Männer, besonders Könige, mehrere Frauen. Bei so vielen Frauen am Hof wurde die einzelne Frau eigentlich austauschbar. Für Salomo war Sulamit jedoch nicht austauschbar. Sie war sein Herzstück unter all den anderen Frauen.
Seine Bewunderung für sie stellt alle anderen Frauen in den Schatten. Ich kann jede Frau verstehen, die sagt, dass sie das nicht ganz als Kompliment annehmen kann. Aber für die damalige Zeit war es definitiv ein großes Kompliment für Sulamit. Er nennt sie auch beim Namen, bewundert sie und vergleicht sie mit einem Sonnenaufgang. Er sagt, sie sei schön wie der Mond und wie die Sonne.
Ich glaube, Sulamit war wirklich die Frau in Salomos Leben, unter all den anderen Frauen. Das bringt er hier zum Ausdruck. Auch im Buch Prediger, das Salomo am Ende seines Lebens schrieb, gibt er den Rat weiter, das Leben mit der Frau, die man liebt, zu genießen – der Frau im Singular. Vermutlich denkt er dabei an Sulamit. Sie war wie eine Perle.
Wir können das heute nicht eins zu eins übertragen, aber das Prinzip ist dennoch verständlich: Die Bewunderung für deine Frau sollte alle anderen Frauen in deinem Umfeld völlig in den Schatten stellen – egal ob Frauen in der Gemeinde oder auf der Arbeit. Sei vorsichtig und bewundere andere Frauen nicht zu sehr. Fokussiere dich ganz auf deine Frau.
Genau das steigert die Bewunderung noch einmal: Wenn wir nicht die anderen Frauen im Blick haben, sondern uns völlig auf unsere Frau konzentrieren, nur Augen für sie haben – für all das, was an ihr schön ist und was an ihrem Charakter wunderbar ist. Das maximiert unsere Bewunderung für sie.
Abschließend sagt er in den Versen 11 und 12: „In dem Nussgarten ging ich hinab, um die jungen Triebe des Tales zu besehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, ob die Granatäpfelbäume blühen; da setzte mich, wie ich weiß nicht, mein Verlangen auf die Prachtwagen meines edlen Volkes.“
Diese Verse sind nicht ganz einfach auszulegen. Ich vermute, sie knüpfen an Vers 2 an, in dem Sulamit ihre Freundin gefragt hat, wo sein Geliebter hingegangen sei. Sie antwortet dort, dass er in seinen Garten gegangen ist. Das heißt: Er liebt sie, er ist innerlich mit ihr verbunden. Ganz am Ende bestätigt er genau das, was Sulamit zuvor ihrer Freundin gesagt hat. Er sagt, dass er sich zwar entfernt hat, aber von seinem Verlangen zurückgetrieben wurde – zurück zu ihr, in seinen Garten.
Ich denke, genau das ist hier gemeint: Er drückt seine Bewunderung dadurch neu aus. Grundsätzlich ist es natürlich nicht der beste Rat, sich von seinen Verlangen leiten zu lassen. Aber in diesem Fall war sein Verlangen auf das Richtige gelenkt – auf seine Frau. So hat er sich wieder neu vor Augen geführt, was er an ihr bewundert, und das hat ihn zurück zu ihr getrieben.
So möchte ich für uns Männer eine Frage stellen: Hat dich dein Verlangen schon einmal woanders hingetrieben als zu deiner Frau? Vielleicht musst du feststellen, dass du dich von deiner Frau entfernt hast – vielleicht nicht räumlich, vielleicht sitzt ihr sogar gerade zusammen auf dem Sofa. Doch innerlich, emotional, seid ihr weit auseinander. Früher wart ihr eng, intim und emotional verbunden, habt eine große Vertrautheit erlebt. Diese ist jetzt vielleicht nicht mehr da.
Vielleicht hängt das damit zusammen, dass du dich Stück für Stück entfernt hast. Vielleicht hast du Dinge, die sie gesagt hat, nicht wirklich vergeben. Vielleicht haben dich irgendwann andere Frauen mehr beeindruckt, und du hast sie bewundert statt deiner Frau. Was auch immer der Grund ist: Es ist vor allem eine Entscheidung, dich ganz neu auf deine Frau einzulassen.
Entscheide dich, nur deine Frau im Blick zu haben. Bitte um Vergebung, wo du dich von ihr entfernt hast – emotional, körperlich oder in anderer Weise. Triff die Entscheidung: Ich will meine ganze Bewunderung auf meine Frau richten, weil ich damit Christus ehre.
Ich möchte ihre Fehler nicht anrechnen, sondern mir bewusst machen, wofür ich dankbar sein kann – für meine Frau und für unsere gemeinsame Zeit, die wir bisher hatten. Ich möchte, weil ich Christus liebe und Christi Willen folge, meine Frau so lieben, wie Jesus die Gemeinde geliebt hat.
Gegenseitige Bewunderung erneuern – das war das Thema. Wie kommen wir zu einer erneuerten Bewunderung? Wir haben festgestellt, dass das vor allem mit Nachdenken und einem Sinneswandel beginnt. Das ist etwas, das im Herzen passieren muss – eine Haltung.
Das hängt ganz, ganz viel mit einer Entscheidung zusammen. Dann haben wir auch gesehen, wie sich das praktisch zeigen kann: indem wir vor anderen bewundernd über unseren Ehepartner sprechen und in unseren Komplimenten sowie in unserer Sprache immer wieder Bewunderung zum Ausdruck bringen.
Das Evangelium ist letztendlich unsere Ermutigung dazu: Lasst uns einander lieben, weil Jesus uns zuerst geliebt hat. Er hat uns angenommen, deshalb können wir einander so annehmen, wie wir sind. Er hat uns vergeben, deswegen können wir vergeben. Wir können den ersten Schritt auf den Partner zugehen, weil Jesus den ersten Schritt auf uns zugegangen ist.
In diesem Sinne möchte Jesus uns befähigen. Ich wünsche mir sehr für euch – und wir beten für euch –, dass ihr, wenn ihr euch auseinandergelebt habt, wirklich in Christus zu einer neuen Bewunderung füreinander kommen könnt.
Das war es soweit heute Abend von uns.
Ich möchte euch, wie an jedem Abend, jetzt auch noch ein paar Fragen mitgeben, über die ihr euch austauschen könnt. Natürlich könnt ihr auch über ganz andere Dinge sprechen, aber vielleicht sind diese Fragen für euch eine Hilfe.
Die erste Frage ist meistens eher allgemein: Was ist euch heute besonders bewusst geworden? Was war neu? Was wollt ihr euch vornehmen? Darüber könnt ihr heute reden, wenn die Bewunderung füreinander nachgelassen hat.
Dann stellt euch beide einmal die Frage: Was könnten die Gründe dafür sein? Sind es vielleicht wirklich unbereinigte Konflikte? Ist es Verbitterung? Oder ist es vielleicht einfach Vernachlässigung, dass ihr euch keine Mühe mehr füreinander gegeben habt? Redet doch einfach mal darüber, was die Gründe sein könnten.
Und eine dritte Frage, mit der wir dann auch sehr positiv schließen: Was bewundert ihr an eurem Partner? Es ist nicht nur wichtig, das im Herzen für sich zu behalten, sondern sagt es eurem Partner. Was schätzt ihr alles an ihm? Und dankt Gott abschließend dafür, was er euch durch euren Ehepartner gegeben hat.
In diesem Sinne verabschieden wir uns liebevoll von euch, wünschen euch einen sehr gesegneten Abend und freuen uns, euch nächsten Monat wiederzusehen. Bis dann!