Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 283
Unterschiedliche Bedeutungen eines Bildes in verschiedenen Kontexten
Seht zu, wie ihr hört
Heute stoßen wir auf ein interessantes Phänomen. Es geht darum, dass dieselben Bilder in unterschiedlichen Zusammenhängen ganz Unterschiedliches bedeuten können.
Markus 4,21:
Und er sprach zu ihnen: Kommt etwa die Lampe, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt wird, nicht damit sie auf das Lampengestell gestellt wird?
Lukas 8,16:
Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt sie mit einem Gefäß oder stellt sie unter ein Bett, sondern er stellt sie auf ein Lampengestell, damit die Hereinkommenden das Licht sehen.
Hier geht es um eine Lampe, die man auf ein Lampengestell stellt, damit ihr Licht möglichst überall hinscheint.
Weil das Bild von einer Lampe auf einem Lampengestell auch in der Bergpredigt verwendet wird und die Bergpredigt zu den bekanntesten Texten des Neuen Testaments zählt, sind wir natürlich versucht, unsere Übertragung aus der Bergpredigt in diesen Text hineinzulesen.
Genau das sollten wir jedoch nicht tun. Bilder sind Bilder, und ihre Bedeutung ergibt sich aus dem jeweiligen Kontext.
Unterschiedliche Aussagen der Lampe in Bergpredigt und Markus
In der Bergpredigt klingt dieser Vergleichspunkt folgendermaßen: Matthäus 5,16: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“
In der Bergpredigt sind die leuchtenden Lampen ein Bild für Christen, die gute Werke tun.
Schauen wir nun, wo der Vergleichspunkt in unserem heutigen Text liegt. Markus 4,21-22: „Und er sprach zu ihnen: Kommt etwa die Lampe, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt wird? Nicht, damit sie auf das Lampengestell gestellt wird. Denn es ist nichts Verborgenes, das nicht offenbar gemacht werden soll, auch nichts Gemeines, das nicht ans Licht kommen soll.“
Spannend, oder? Diesmal geht es um etwas ganz anderes. So wie eine Lampe auf dem Lampengestell ihr Licht in jeden Winkel des Raumes wirft und alles Verborgene sichtbar macht, so wird ganz grundsätzlich alles in unserem Leben einmal ans Licht kommen und offenbar gemacht werden.
Lukas 8,16-17: „Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt sie mit einem Gefäß oder stellt sie unter ein Bett, sondern er stellt sie auf ein Lampengestell, damit die Hereinkommenden das Licht sehen. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, auch ist nichts geheim, was nicht bekannt wird und ans Licht kommt.“
Die Lampe als Symbol für Offenbarung vor Gott
Merkt ihr, wofür die Lampe steht? Sie steht für ein Prinzip, das unser ganzes Leben vor Gott prägen soll – und damit auch vor dem ewigen Gericht. Es gibt keine Geheimnisse.
Paulus beschreibt deshalb den Herrn Jesus völlig zu Recht als jemanden, der „das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird“ (1. Korinther 4,5).
Dass es sich dabei um eine ganz wichtige Lektion handelt, die wir nicht vergessen dürfen, erkennt man daran, dass es direkt im Anschluss bei Markus heißt: „Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre.“
Die Unvermeidlichkeit der Offenbarung vor Gott
Und was müssen wir hören und verstehen? Folgendes: Es gibt keine Geheimnisse vor Gott. Wir können Gott nicht hinters Licht führen.
Mag unser Leben jetzt auch christlich aussehen, weil wir geschickt darin sind, uns anzupassen und unsere Sünden zu verstecken – das wird sich ändern. Es gibt keine Geheimnisse, die nicht bekannt werden und ans Licht kommen.
Hinter uns liegt ein Gleichnis, das den Umgang von Menschen mit dem Wort Gottes beschreibt. Warum nun diese Warnung? Vielleicht erinnert ihr euch noch an das redliche und gute Herz. Es ging um die gute Erde, die Frucht bringt. Das redliche und gute Herz ist, wenn man so will, diese gute Erde. Und nun macht die Warnung hoffentlich Sinn.
Nach außen hin ist es gar nicht so schwer, fromm zu wirken. Man kann artig während der Predigt mitschreiben, auch wenn man die Notizen nie wirklich nacharbeitet. Man kann in schweren Zeiten fromme Phrasen dreschen, während einen der Groll auf Gott innerlich auffrisst.
Man kann sich selbst Verzicht auferlegen und einen heiligen Lebensstil pflegen, während man wohlhabende Geschwister oder die Nachbarn um ihr Haus und den Urlaub beneidet. Nach außen hin ist es nicht schwer, fromm zu wirken, obwohl man doch nur ein scheinheiliger Frömmler ist.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns vor Augen halten, wen wir mit unserer Halbherzigkeit, unserer Heuchelei und unserer Doppelzünglichkeit nicht täuschen können – und das ist Gott.
Wie wir wirklich sind, wird ans Licht kommen, garantiert. Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre.
Die Bedeutung des Hörens und der Umgang mit Gottes Wort
Und weil das so ist, ist es umso wichtiger, darauf zu achten, wie wir mit dem Wort Gottes umgehen.
In Markus 4,24-25 heißt es: „Und er sprach zu ihnen: Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden, und es wird euch hinzugefügt werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird auch genommen werden, was er hat.“
Ähnlich steht es in Lukas 8,18: „Seht nun zu, wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird selbst das genommen werden, was er zu haben meint.“
Es geht also darum, genau darauf zu achten, was und wie man hört.
Denke darüber nach, welche Hörgewohnheiten du im Blick auf das Wort Gottes entwickelt hast. Was hörst du dir an, und wie hörst du es dir an? Mit welchen Inhalten beschäftigst du dich, und wie gehst du mit dem Gehörten um?
Geistliches Wachstum als Prozess des Hörens und Verstehens
Warum ist es so wichtig, genau darauf zu achten, was wir hören und wie wir es hören?
Weil geistliches Leben ein Prozess ist. Wer hat, dem wird gegeben. Wenn ich eine Wahrheit aus dem Wort Gottes gehört, aufgenommen, bewahrt, verstanden und getan habe, dann wird mir Gott eine neue Wahrheit schenken.
Gott will mich einerseits nicht überfordern, andererseits aber auch nicht so lassen, wie ich bin. Das Gegenteil gilt jedoch ebenfalls: Wer nicht hat, von dem wird selbst das, was er zu haben meint, genommen werden.
In diesem Satz steckt das Drama der Scheinheiligen, die denken, sie hätten viel verstanden, in deren Leben aber keine echte geistliche Frucht zu finden ist. Es sind Menschen, die nur meinen, den Durchblick zu besitzen – fromme Menschen, die es nie gelernt haben, das Wort Gottes zu fürchten, weil sich ihr Ego nie dem Wort Gottes untergeordnet hat.
Das können durchaus kultivierte Menschen sein: mit tollen Umgangsformen, spendabel und gebildet. Menschen, die mit Worten beeindrucken, und doch sind sie im Blick auf die Dinge, die Gott ihnen geben will, Habenichtse. Ihnen wird selbst das, was sie zu haben meinen, einmal genommen werden.
Spätestens im Jüngsten Gericht wird ihr Herz offenbar. Doch es scheint häufig schon früher zu geschehen, im Alter, wenn die Kraft nachlässt, um den frommen Schein aufrechtzuerhalten und das eigentliche Ego zum Vorschein kommt.
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich fragen, was im Blick auf dein Leben im Jüngsten Gericht ans Licht kommen wird.
Das war es für heute. Am Freitag starten die Spandauer Bibeltage. Bitte bete für das Gelingen, besonders was die Technik betrifft.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
