Gesellschaftlich akzeptierte Lügen entlarven und bewerten. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um dein Herz.
Rückblick auf frühere Erkenntnisse zur Wahrheitssuche
Vor einigen Wochen haben wir uns mit gesellschaftlich akzeptierten Lügen beschäftigt. Das sind Lügen, die wir immer wieder hören und die unsere Umwelt so sehr prägen, dass sie häufig gar nicht mehr als Unwahrheiten wahrgenommen werden.
Diese Woche wollen wir damit weitermachen und uns zunächst ein wenig mit dem Thema Gefühle beschäftigen.
Zuvor möchte ich jedoch noch einmal rekapitulieren, worüber wir bereits gesprochen haben. Der Mensch, der sich nicht von Autorität leiten lassen will und schon gar nicht von Gott, wendet sich nach der Aufklärung zuerst dem Naturalismus zu. Wissen kann man demnach nur, wenn man es anfassen und messen kann. Man erwartete von der Wissenschaft, dass sie auf alle Aspekte des Lebens eine sinnvolle Antwort geben würde.
Doch genau das geschah nicht. Stattdessen erlebte die Welt nie dagewesene Kriege und nie dagewesene Grausamkeit. Ihr Gott, die Wissenschaft, hatte sich als ein zweischneidiges Schwert herausgestellt. Sie erlaubte ihren Anhängern, sowohl Bakterien mit Antibiotika zu bekämpfen als auch Menschen mit Zyklon B zu vernichten.
Damit schwang das Pendel zurück. Plötzlich trat ein radikaler Skeptizismus in den Vordergrund. Nach dem Motto: Wenn man nicht alles wissen kann, dann müssen wir eben damit leben, dass wir gar nichts wissen können.
Während sich die Moderne jeder Form von Autorität und göttlicher Offenbarung entledigt hatte, kam die Postmoderne zu dem Schluss, dass die menschliche Vernunft überhaupt nicht in der Lage ist, Wahrheit zu erkennen. Alle Wahrheit ist subjektiv, ein Produkt unserer eigenen Vorstellungen und Auffassungen. Sie ist natürlich ganz maßgeblich geprägt von der Kultur, in der wir leben.
Die Rolle der Gefühle als vermeintliche Wahrheit
Aber an diesem Punkt stand der Zeitgeist, bildlich gesprochen, vor einem Problem. Der Mensch braucht etwas, woran er Wahrheit festmachen kann. Immerhin muss auch der postmoderne Mensch Entscheidungen treffen, die ihm logisch erscheinen.
An dieser Stelle kommt die Idee der Gefühle ins Spiel. Gefühle sind die Lösung. Wo Tradition, Gott, Wissenschaft und Nachdenken wegfallen, bleibt als Orientierung im Leben das Gefühl.
So kommen wir zur nächsten Lüge: Lüge Nr. 6 – Folge deinem Herzen, es wird dich nie in die Irre führen. Wie schräg und offensichtlich falsch diese Behauptung ist, kann jeder erkennen, der mal eine Internet-Bildersuche zu dem Stichwort "Regrettable Tattoos" macht.
Oder jeder, der sich an Paare erinnert, deren Hochzeit man besucht hat, die mal total ineinander verknallt waren und heute nur noch Verachtung füreinander empfinden. Folge deinem Herzen? Kein guter Rat, auch wenn wir ihn immer wieder hören.
Wer das tut, seinem Herzen folgt, verwechselt Gefühle mit Fakten. Aber genau das sind sie nicht.
Gefühle: Wertvoll, aber nicht gleichbedeutend mit Wahrheit
Gefühle sind Gefühle, und es ist fatal, wenn wir unsere Lebensentscheidungen auf etwas bauen, das von Faktoren wie dem Zuckerspiegel, der Regelblutung, einem strengen Blick der Chefin, einer schlechten Mattenote oder dem Morgenkaffee abhängig ist. Wer das tut, ist in meinen Augen einfach nur verrückt.
Gefühle sind etwas Gutes, sie sind Gott gegeben. Sie können uns mit Realitäten konfrontieren, die unserem Weltbild bisher unbekannt sind. So ist es zum Beispiel, wenn ein Atheist im Angesicht der Milchstraße plötzlich Ehrfurcht empfindet oder sich beim Lesen von Herr der Ringe danach sehnt, das Leben eines Abenteurers zu führen, der für das Gute eintritt – obwohl er doch gar nicht an das Gute glaubt.
Wie gesagt, Gefühle sind wertvoll, aber sie sind leider nicht automatisch wahr. Abgesehen von den Folgen eines Traumas kann man meistens fühlen, was man fühlen will. Und das ist eine gute Nachricht. Jeder kann seine Gefühle tatsächlich in einem gewissen Maß kontrollieren.
Ich sage „in einem gewissen Maß“, weil es natürlich Gefühle wie Angst oder Trauer gibt, die einen erst einmal überrennen. Aber daneben gibt es viele Momente, in denen wir Gefühle erfahren, die wir sofort und ganz einfach mit unseren Gedanken kontrollieren können. Ich fühle nämlich, was ich denke.
Die Macht der Gedanken über Gefühle
Lasst mich euch dazu ein Beispiel geben. Stell dir vor, jemand nimmt dir die Vorfahrt. Es kommt zu einem Zusammenstoß, ein Blechschaden entsteht. Was fühlst du?
Die Antwort ist: Du fühlst, was du willst. Genauer gesagt, du fühlst je nachdem, wie du die Situation beurteilst. Es ist deine Beurteilung des Geschehens, die über dein Gefühl entscheidet.
Du kannst zornig und frustriert aussteigen und dein Gegenüber zur Schnecke machen, weil du den Schaden siehst. Oder du kannst erleichtert und ruhig aussteigen, weil du sofort erkennst, dass niemand verletzt wurde und es tatsächlich nur ein Blechschaden ist. Was ist schon Blech? Vielleicht hat sogar Gott die Begegnung mit dem anderen Fahrer vorbereitet.
Schauen wir doch mal: Je nachdem, wie ich die Situation beurteile, wie ich auf die Situation schaue, werde ich dieselbe Situation ganz unterschiedlich fühlen.
Wenn also jemand kommt und behauptet, er könne seine Gefühle nicht kontrollieren, dann kann ich nur sagen: falsch! Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass jede zivilisierte Gesellschaft genau das von den Erwachsenen erwartet und hoffentlich bereit ist, auch ihren Kindern beizubringen.
Der Umgang mit negativen Gefühlen und ihre Bedeutung
Und auch die Behauptung, dass negative Gefühle immer schädlich seien, ist falsch. Warum das so ist? Sie sind einfach ein Teil des Lebens. Wir müssen wohl nur lernen, damit umzugehen. Dazu ist es nötig, dass wir unsere Gefühle nicht mit der Wahrheit verwechseln. Gefühle spiegeln nur manchmal die Realität und damit die Wahrheit wider.
Mein Tipp – und dazu kann dieser Podcast wirklich nur ein Anstoß sein – lautet: Beschäftige dich mit deinen Gefühlen, es lohnt sich. Und falle nicht auf die Lüge herein, dass wahr ist, was du fühlst. Geh lieber erst einmal vom Gegenteil aus. Nimm dein Gefühl und betrachte es wie eine Spinne in einer Becherlupe.
Überlege, was du fühlst, und benenne das Gefühl. Achtung: Es gibt leider auch unechte Gefühle. Das ist dann der Fall, wenn wir eine Vermutung zum Ausdruck bringen und denken, es wäre ein Gefühl. Wer sagt: „Ich fühle mich betrogen“, sagt nichts über das, was er tatsächlich fühlt.
Also lerne, deine Gefühle zu beschreiben. Überlege, warum du fühlst, was du fühlst, und welches Bedürfnis gerade erfüllt oder auch nicht erfüllt wurde. Und dann kommt der Clou: Wie steht dieses Bedürfnis zu Gottes Wort?
Wenn Gottes Wort die ultimative Realität beschreibt, dann ist das sogar die eigentliche Frage. Also entdecke dein Gefühl, beschreibe dein Bedürfnis und denke darüber nach, wie dein Bedürfnis hinter dem Gefühl zum Wort Gottes steht.
Ich sage das so ausführlich, weil Gefühle, die wir nicht kontrollieren und nicht am Wort Gottes ausrichten, zu Tyrannen werden können, die unser Leben zerstören. Wenn wir Gefühle für Wahrheit halten, werden wir unfähig, vernünftige Entscheidungen zu treffen.
Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen
Und um das auch noch abschließend zu sagen: Nein, andere Menschen sind nicht dafür verantwortlich, immer und überall Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Ja, sie sollten nicht auf ihnen herumtrampeln. Aber es wird nicht gelingen, ein Leben zu führen, in dem ich nicht auch ab und zu schlechte Gefühle habe.
Ein gewisses Maß an Dickhäutigkeit gehört wohl zum Leben in einer nichtigen Welt dazu. Deshalb möchte ich mit Psalm 43,5 abschließen. Dort schreibt der Psalmist: „Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, das Heil meines Angesichts und meinen Gott.“
Ich mag diesen Vers mit meinen Worten so ausdrücken: Kopf an Bauch, hör mal zu, jetzt ist Schluss mit aufgelöst sein und Rumstöhnen, richte dich gefälligst auf Gott aus.
Man sieht hier schön, wie der Intellekt die Gefühle in die Schranken weist, weil diese ein Eigenleben entwickeln, das nicht der Realität entspricht. Diese Art von weisem Umgang mit den eigenen Gefühlen sollten wir uns alle angewöhnen.
Einladung zur Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wo du in der Gesellschaft erlebst, dass Gefühle die Realität formen – und nicht umgekehrt.
Das war's für heute.
Ein Tipp: Ein guter Einstieg ins Thema Gefühle ist der zweiseitige GfK-Navigator für Gefühle, Emotionen und Stimmungen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.