Wir fahren fort im Zweiten Buch Mose, Kapitel 14, und lesen vom Durchzug durch das Schilfmeer, Zweiter Mose 14, Vers 10.
Angst und Zweifel in der Bedrängnis
Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Sie fürchteten sich sehr, schrien zu dem Herrn und sprachen zu Mose: „Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir es nicht schon den Ägyptern gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen. Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.“
Interessant, wie wankelmütig der Glaube immer ist und bei der kleinsten Bedrohung umkippt. Ich gebrauche beim Wort Kleinglauben immer lieber die Zeitbegrenzung „Kurzglauben“. Unser Glaube hält also eine Zeit lang ganz gut, aber in der ersten Anfechtung bricht er plötzlich zusammen und ist dann weg, weil er nicht lange durchhält.
Da sprach Mose zum Volk: „Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heiliger Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“
Gottes Eingreifen und die Teilung des Meeres
Und der Herr sprach zu Mose: „Was schreist du zu mir? Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen sollen. Du aber hebe deinen Stab auf, recke deine Hand über das Meer und teile es mittendurch, sodass die Israeliten auf dem Trockenen mitten durch das Meer gehen können.“
„Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, damit sie euch verfolgen. Ich werde meine Herrlichkeit erweisen, und dem Pharao sowie seiner ganzen Macht an Wagen und Männern soll klar werden, dass ich der Herr bin. Das wird deutlich werden, wenn ich meine Herrlichkeit an Pharao und seinen Wagenmännern zeige.“
Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Die Wolkensäule, die zuvor vor ihnen war, erhob sich, trat hinter sie und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Dort war die Wolke finster, während sie hier die Nacht erleuchtete.
Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich diese Wolken- und Feuersäule wirkte. Für die Ägypter war sie nur ein undurchdringlicher Nebel. Für das Volk Gottes hingegen war sie das Licht in der Nacht, durch das sie ihren Weg erkennen konnten. So kamen sich die Heere die ganze Nacht nicht näher.
Als Mose seine Hand über das Meer ausstreckte, ließ der Herr durch einen starken Ostwind die ganze Nacht das Wasser zurückweichen. Das Meer wurde trocken, und die Wasser teilten sich. Die Israeliten gingen mitten ins Meer auf dem Trockenen, wobei das Wasser ihnen zu einer Mauer zur rechten und zur linken wurde.
Die Ägypter folgten und zogen ihnen nach, alle Rosse des Pharaos, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer.
Gottes Sieg über die Ägypter und der Lobgesang Israels
Als die Zeit der Morgenwache kam, schaute der Herr auf das Heer der Ägypter aus der Feuersäule unter Wolken. Er brachte Schrecken über sie und hemmte die Räder ihrer Wagen, sodass sie nur schwer vorwärtskamen.
Da sprachen die Ägypter: „Lasst uns vor Israel fliehen! Der Herr streitet für sie gegen die Ägypter.“ Aber der Herr sprach zu Mose: „Recke deine Hand aus über das Meer, damit das Wasser wieder zurückkommt und über die Ägypter, ihre Wagen und Männer herfällt.“
Mose reckte seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam gegen Morgen wieder in sein Bett. Die Ägypter flohen ihm entgegen, doch der Herr stürzte sie mitten ins Meer. Das Wasser bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen ins Meer gefolgt war, so dass keiner von ihnen übrigblieb.
Die Israeliten aber gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. So errettete der Herr an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres und erkannten die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte. Das Volk fürchtete den Herrn und glaubte ihm sowie seinem Knecht Mose.
Damals sangen Mose und die Israeliten dieses Lied dem Herrn und sprachen: „Ich will dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.“
Ich weiß, wie es Ihnen geht, wenn Sie morgens aufwachen: Mich überkommt ein großes Gefühl der Dankbarkeit. Viele von Ihnen haben schreckliche Zeiten miterlebt, doch wir leben seit vielen Jahrzehnten in Frieden. Trotz aller Ängste, die landauf, landab verbreitet werden – Kriegsangst, Atomangst – wir haben Frieden. Gott schenkt uns, dass wir in Sicherheit leben können.
Wir leben nicht dort, wo die Hutus die Tutsis töten, nicht im Südsudan, im Kongo, in Afghanistan, im Irak oder im Kaukasus. Das erleben wir nur im Fernsehen. Gott schenkt uns unverdient und gratis Zeiten der Erquickung und des Friedens.
Wenn heute viel von Menschenrechten gesprochen wird – das, was eigentlich jedem Menschen zusteht –, denke ich immer, jeder Mensch hat eigentlich nur einen Wunsch: Ich will gar nicht viel vom Leben, ich will nicht reich sein, ich möchte nur ein Plätzchen haben, wo es Ruhe und Frieden gibt. Nicht Luxus, sondern ein einfaches Auskommen. Das würde uns allen genügen, das ist so ein Traum.
Aber wir müssen wissen: Gott hat nie in seinem Wort versprochen, dass es so einfach sein wird. Der Herr spricht vom Kampf, vom Überwinden der Welt, von der Bedrohung durch die Welt, von der Versuchung der Welt.
Unser Wunsch und der Wunsch aller Menschen ist einfach, aber das bekommen wir nicht, weil diese Welt es nicht geben kann. Diese Welt liegt im Argen. Es war mir immer eindrucksvoll, wie Walter Glacht, der verstorbene Bibellehrer, es auch an dieser Stätte immer wieder gesagt hat: Die Chaosmächte sind nur zurückgedrängt. Sie brechen immer wieder in diese Welt hinein. In der Schöpfung sind sie nur gebannt, doch sie haben immer wieder Raum und können diese Welt zerstören und vernichten.
Deshalb geht mitten in dieser Welt viel Angst um. Wirklich etwas Besonderes, was wir haben, ist, dass wir nicht wissen, was die nach uns kommenden Generationen noch erleben werden. Wir wissen nicht, was noch vor uns stehen mag an Unfrieden und Angst.
Darum ist es so groß, was in der Bibel erzählt wird, wie die Gemeinde Gottes, wie Israel durch diese Bedrohung in dieser Welt geht und die Herrlichkeit Gottes erlebt.
In meiner ersten Gemeinde im Schwarzwald hatten wir eine Kirchenrenovation. Es war ein altes kleines Kirchlein in Schramberg-Sulden, das etwas verkommen war. Wir ließen es frisch streichen und sagten, man müsste eigentlich ein Wort an die Stirnseite schreiben. Ich habe immer gedacht, wenn man einer Predigt zuhört, schweifen die Gedanken manchmal ab. Dann ist es gut, wenn man an einem Bibelwort hängenbleibt und darüber meditieren kann.
Wir haben 15 Bibelworte ausgeschrieben und die Leute durften drei ankreuzen. Mit großem Abstand war das meistgewählte Wort: „Wenn Jesus spricht: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Das ist für uns alle ein typisches Wort. Wir haben ja nicht den Frieden. Viele von Ihnen empfinden große Ängste, obwohl wir gut versorgt sind. Es ist ganz wichtig, dass uns der Herr mitten im Getümmel und in der Bedrohung unserer Welt, mitten in der Not Frieden schenkt.
Es gibt keinen Menschen, der richtig gesund ist – außer Doktor Meier-Gerber, der strahlt, wenn ich ihn sehe, das ist Gesundheit persönlich. Aber schon bei den Kindern, die aufwachsen, bei den jungen Leuten mit all ihren Bedrohungen, Ängsten und Nöten geht es weiter mit Prüfungsängsten, Berufsnöten, mit dem Kampf um den Arbeitsplatz. Und dann kommen die großen Weltprobleme hinzu.
Die Mächte dieser Welt üben Terror aus, der Teufel wütet und triumphiert in der Welt – das steht in der Bibel.
Deshalb unser erster Punkt: Keiner kann Gottes Wege verstehen. Gott führt seine Gemeinde nicht drumherum, sondern mitten durch die Not hindurch.
So sind sie ausgezogen, und die Feuer- und Wolkensäule ging voran. Die große Kehre war da. Aber Gott führt sein Volk nicht in totale Katastrophe oder Ausweglosigkeit.
Der Weg der Gemeinde Jesu in den letzten zweitausend Jahren war ein Weg durch unzählige Ausweglosigkeiten. Wenn man das verfolgt, sieht man, wo man dachte, jetzt ist es aus, die Gemeinde verführt, in die Hände der Räuber gefallen – und dann hat der Herr sie hindurchgeführt.
Mose kannte den Sinai. Für ihn als Viehhirten war das besonders schwer. Er vertraute der Führung Gottes. Er wusste, dass sie in eine ausweglose Lage kommen würden, wenn sie in das Tal bei Pihariot hineingetrieben würden. Es gab kein Entrinnen mehr: das Meer, die Berge, die Falle war perfekt. Das wollte Gott so.
Auch das Herz des Pharao hat Gott gewirkt. Es musste so kommen, weil Gott alles in der Hand hat und keine Situation entgleitet ihm. Er hat alles in seiner Regie und macht es wunderbar.
Für Gott gibt es kein Unmöglich und keine Ausweglosigkeit, auch wenn es vor unseren Augen so erscheint.
In dieser Situation zerbricht bei vielen der Glaube. Das ist schlimm: Unser Vertrauen zu Gott ist oft so klein. Jesus tadelte schon seine Jünger, warum hält der Glaube nicht, wenn die Stürme toben? Warum ist er so gering? Weil unser Ich zu stark ist, weil wir uns nicht total an den Herrn ausliefern.
Ich will Ihnen heute zusprechen, auch im Blick auf die Not, die Sie bedrängt. Sie haben viele Dinge, bei denen Sie sagen: „Ich sehe nicht mehr weiter, ich glaube nicht, dass Gott das noch in der Hand hat, ich bin hier allein.“
Wir müssen lernen, Gott viel mehr zuzutrauen als unseren Ängsten.
Mir hilft es immer, wenn ich in den Glauben anderer hineinschlüpfen kann. Philipp Spitta sagte: „Ich stehe in meines Herren Hand und will darin bleiben. Nicht Erdennot, nicht Erdentanz soll mich vertreiben. Und wenn so fällt die ganze Welt, wer sich an ihm hält und wen er erhält, wird wohlgehalten bleiben. Er ist ein Fels.“
Das sollten wir uns zusprechen, gerade bei Krankenbesuchen oder am Telefon, wenn jemand weint. Wir dürfen sagen: „Ich will dir jetzt ein Wort sagen. Das gilt, und es ist größer als alle Gefühle, die dich heute niederdrücken.“
Gott foppt dich nicht, er führt dich nicht an der Nase herum. Sein Wort ist kein Trug und kein Traum, sondern verlässlich.
Wir werden erleben, wie die Meinung aller Bibelkritiker und aller, die das Bibelwort nicht ernst nehmen, vergeht. Morgen hat das keine Bedeutung mehr.
Was der Herr zusagt, das erfüllt sich. Sein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und im Leben.
Darauf können Sie sich halten, in allen dunklen Stunden, egal ob Sie verzweifelt sind, keinen Ausweg mehr sehen oder meinen, es sei das Ende.
Auch Paulus verzagte am Leben, wie er in der Provinz Asien schilderte: „Wir meinten, wir müssten sterben.“ Das geschah, weil wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst und auf den Herrn setzten, der seine Zusagen gibt.
Das Erste: Keiner kann Gottes Wege verstehen. Das sollten wir offen sagen.
Auch bei Begräbnissen sollten wir nie versuchen zu sagen, ob das vielleicht doch noch gut war. Es ist genug, dass Gott seinen Plan hat.
Auch wenn wir ihn nicht verstehen, bei schwerem Sterben oder wenn eine Mutter von kleinen Kindern weggenommen wird, wollen wir sagen: „Der Herr hat es in seiner Hand.“ Wir wollen ihn ehren und preisen.
Wir brauchen nicht das „Warum“ klären, weil es der Herr uns nicht enthüllt hat. Aber wir wissen, dass der Herr uns ganz besonders führen will, auch durch schwere Geschehnisse.
Das Zweite: Du bist nie allein. Mit dem Volk Gottes kann man keinen Staat machen, und mit den Gläubigen auch nicht.
Die Gläubigen können keine Heldengeschichten schreiben. Schon bei den Osterberichten zweifelten die Jünger.
Es ist ein makabrer Witz, dass es heute moderne Irrlehrer in der Kirche gibt, die behaupten, der auferstandene Jesus sei von den Jüngern erfunden worden. Die Gemeinde hat immer zu wenig geglaubt an den auferstandenen Jesus, dass sie das erfunden hätte. Die Kirche war gar nicht dazu fähig, aus lauter Unglauben.
Betzel sagt einmal: „Wie ein dünner Rinnsaal, ein ganz kleiner Flusslauf windet sich diese Quelle durch die Geschichte der Christenheit.“ Es ist immer trüb, dass Christen Jesus nicht mehr bekannt haben.
Der Auferstandene selbst ist der, der die Gemeinde überführen, aufwecken und überzeugen muss.
So war es zu allen Zeiten. Nicht nur bei den Jüngern waren sie ungläubig, verzagt und mutlos. Der Herr erschien ihnen, machte Erweckungen, holte seine müde Gemeinde, führte einzelne zum Glauben und gebrauchte sie als Zeugen.
Hier sehen wir es wieder: Gleich nach dem Auszug sagte die große Masse der Gemeinde: „Ach, es wäre doch besser gewesen, in der Knechtschaft in Ägypten zu bleiben.“ Ist das wirklich möglich? Haben sie nicht gewusst, dass es dort gar kein Leben gab? Lieber in der Gefangenschaft bleiben und Gottes Verheißungen vergessen.
Das ist bis heute ein Spiegelbild unseres Unglaubens. Wir haben oft keinen Mut mehr, dem Herrn Großes zuzutrauen, dass er heute Erweckungen will, Aufbrüche schafft und durch unser Wort andere zur Erkenntnis der Wahrheit führt.
Ich möchte jeden bitten, Gott mehr zuzutrauen – viel mehr, was er noch tun will. Egal wie alt Sie sind, Gott kann Sie gebrauchen.
Heute kann er einen jungen Mann zu Jesus führen. In Ulm sprach eine Frau, die ihre Nöte hatte, einen jungen Studenten an: „Kennst du Jesus?“ Er antwortete: „Nein, aber können Sie mich dorthin führen, wo ich ihn finden kann?“
Dieser junge Student war Professor Dr. Tetschkos Wilinow, der größte Verbreiter des Evangeliums in Bulgarien, ein großer Medizinprofessor, der die Bulgarienhilfe leitet, hunderttausende Kinderbibeln verbreitet und besten Zugang zur Regierung hat.
Die Frau Frasch, heute 93 oder 94 Jahre alt, leitet noch die Bulgarienhilfe. Sie hatte den Mut, den jungen Mann auf der Straße oder in einer Buchhandlung anzusprechen und schlicht zu fragen: „Kennst du Jesus?“
Das ist kein System meiner Worte, sondern der Geist Gottes befähigt und macht uns brauchbar.
Wir sollten mehr Glauben haben und wissen: Wir sind nie allein.
Dieser Kleinglaube und Unglaube ist tragisch und schlimm. Ich könnte viele Beispiele erzählen, wie der Herr oft wunderbar wirkt und Menschen gebraucht.
Jetzt ist die Frage: Wir haben den Unglauben und das Nichtrechnen mit dem Herrn besprochen. Kein Gläubiger kann das Meer austrocknen oder einen Weg durchs Schilfmeer bahnen. Wir können nichts machen, nicht einmal ein Boot herzaubern.
Selbst wenn die tollsten Evangelisten aus Amerika eingeflogen werden, klappt es nicht.
Wir können nicht mit den Leuten kommen. Der Herr kann es machen, durch seine schwachen Leute.
Ehe wir es verstehen, ist er da. Er ist nahe bei denen, die zerbrochen, verzweifelt und angefochten sind, bei denen, die leere Hände haben, aber auf den Herrn blicken.
Sie hatten noch die Gebeine Josephs dabei. Sie hätten daran denken sollen: Wir haben das reiche Erbe von Joseph, der im Gefängnis war und den Herr erhöhen kann.
Bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Wie hat Joseph am Ende seines Lebens zu seinen Brüdern gesagt? „Ihr dachtet, Böses mit mir zu tun.“ Aber Gott kann aus allem Gemeinen, Hinterhältigen und Bösen noch Segen stiften und Gutes machen. Das ist die Art Gottes.
Den setzt keiner matt.
Wir haben nicht nur die Gebeine Josephs bei uns, sondern auch viele Glaubenszeugen.
Mir ist es wichtig, dass wir in alten Biografien lesen. Das ist toll, auch in der Bibliothek oben habe ich immer wieder alte Lebensbilder hergeholt, um zu lesen, wie es war.
Viele von uns haben erlebt, wie Paul Schneider im KZ Buchenwald bis zu seinem Tod rief: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“
Er sagte: „Ich kann doch nicht schweigen.“ Atheisten wurden von diesem Wort getroffen, weil der Herr stark ist durch den Mund der Gebundenen und Ohnmächtigen.
Auch die Hugenotten, Am Bodelschwingh und Eva von Thiele-Winkler.
Wenn wir an die ganze Geschichte denken, die vor unserem Auge vorübergezogen ist, sagt der Herr: Du bist nie allein. Wer auf ihn traut, erlebt das.
Es hängt nur an deinem Blick, ob du mit ihm rechnest.
Deshalb heißt es hier: „Still sein, ihr werdet still sein.“ Still sein, weil Gott uns gar nicht braucht. Er kann es mit seinen Engeln allein machen.
Merkwürdig ist, dass er uns nicht braucht, sondern will, dass wir still sind, auf ihn blicken und mit ihm rechnen. Das ist das Einzige.
Dann macht er es.
Ein kleiner Hinweis: Der Stab Moses – manche würden am liebsten solche Stäbe nachmachen und sagen, es liegt am Stab.
Es liegt nicht daran. Es liegt auch nicht an unserer Gebetshaltung. Niemand kann sagen, die gebeugten Knie, die ausgereckten oder gefalteten Hände seien es.
Gott braucht den Stab Moses nicht. Aber es ist seine Freundlichkeit, dass er sagt: „Moses, heb den Stab hoch, dann will ich es durch dich tun.“
Durch den schwachen Mose, der auch später den Glauben nicht durchhielt. Das Vertrauen ist eine Not bei uns.
Der Herr will trotzdem durch uns schwache, ungläubige Leute seine großen Siege machen.
Still sein, still sein.
Ein lästerlicher Satz, der bei uns verbreitet ist, lautet: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“
Das ist Quatsch.
Das ist kein Glaube, sondern eine Beruhigungspille oder ein Placeboeffekt, den man nur zum Schein nimmt.
Der Herr will durch uns schwache Leute wirken.
Es gibt kein anderes Rezept als, durch alle Jahrhunderte hindurch mit Jesus zu rechnen, seine Verheißungen zu wiederholen.
Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch seinen Geist, durch eine Gemeinde, die dabei bleibt.
Das ist mir groß bei dem, was in China geschehen ist.
In der Kulturrevolution unter Mao Zedong wurde alles vernichtet, alle Bibeln verbrannt, alle Kirchen geschlossen, nichts war mehr da.
Heute wachsen die Gemeinden ungeheuer.
Wir sind in der Mandschurei, bei Wladiwostok, mit einem Teil unserer chinesischen Mitarbeiter.
Ich erinnere mich, als ich das erste Mal dort war, las ich im Gebet für die Welt bei Patrick Johnson, dass es dort auch einige Hauskreise gibt.
Man sagte mir, es gibt zehn wiedergeborene Christen in dieser Stadt.
Es geht so rapide schnell, wie der Herr seine Gemeinde baut, durch schlichtes Zeugnis einfacher Christen.
Wir orientieren uns oft zu sehr auf große Namen.
Die meisten Menschen werden durch mündliches Zeugnis zu Jesus geführt.
Das müssen wir neu lernen, durch Hausbesuche, durch den Dienst von Paten oder Verwandten, durch das Vorbild der Eltern, in der Familie, in der Nachbarschaft.
Jugendleiter sind treu gewesen und haben sich zu diesem Dienst bekannt, auch in schweren, bösen Zeiten.
Still sein.
Natürlich müssen wir reden, aber mit dem Herrn rechnen, auf ihn blicken.
Der Herr macht es, weil er alle Macht im Himmel und auf Erden hat.
Er hat die Schlüssel zu den Herzen der Menschen.
Was die Ägypter wollen, kann den Herrn nie hindern.
Die Völker sind ein Tropfen am Eimer, den man wegwischt (Jesaja 40,15).
In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land, gibt es viele Christen.
Christen in Indonesien behaupten, dass 25 % der Bevölkerung Christen geworden sind.
Es gibt keine Statistik der Regierung mehr.
Das ist eine wahnsinnige Zahl, wenn man bedenkt, dass viele Muslime den Weg mit Jesus nur im Martyrium gehen.
Wenn der Herr wirkt, befähigt und benutzt er seine Gemeinde wunderbar.
Alle Angriffe der Feinde des Kreuzes Christi können der Gemeinde nichts schaden.
Nur die Glaubenslosigkeit der Christen lähmt die Gemeinde.
Das ist das Schlimme: die unglaubige Gemeinde, das Vergessen der Verheißungen, das Selbstwichtignehmen.
Das ist schlimm, wenn wir nicht mehr auf den Herrn vertrauen.
Mose hörte die Stimme Gottes. Er war ein Einzelner und unüberwindlich in dieser schrecklichen Not, als sie vor dem Meer standen.
Deshalb unser dritter Punkt: Nicht fürchten, sondern feststehen.
Mose sagt: „Nicht fürchten, sondern feststehen, der Herr wird für euch streiten. Mit beiden Füßen hinstehen.“
Wir selbst zappeln oft: „Wie geht es jetzt weiter?“ Doch Mose sagt: „Wartet, der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“
Geduld habe ich auch nicht immer. Geduld ist eine Geistesgabe, die uns warten lässt.
Wenn die Stunde gekommen ist, bricht die Hilfe mit Macht herein.
Um dein Krämen zu beschämen, wird es unverhofft sein.
Wartet ab, wie es kommt.
Ich habe ein Buch „In der Spur Gottes bleiben“ mit vielen Beispielen, die man gebrauchen kann.
Das ist ein Bilderbuch Gottes, das uns Zeugen schenkt.
In England war der große Prediger Martin Lloyd-Jones Arzt, aber nicht zufrieden mit dem Arztberuf.
Er wurde Prediger in der Westminster Chapel.
1941, mitten im Gottesdienst, fiel eine V1-Rakete der Deutschen in der Nähe der Kapelle nieder.
Sechzig Menschen starben, dreihundert wurden schwer verletzt.
Das Licht fiel aus, Staub lag in der Luft.
Martin Lloyd-Jones betete weiter, nur kurz unterbrochen.
Er beendete den Gottesdienst, obwohl Decke und Fenster beschädigt waren.
Viele fragten ihn: „Wie machst du das?“
Er antwortete: „Ich bin genauso ängstlich wie ihr.“
Aber man muss wissen, dass Gott der souveräne Herr ist.
Wir sollen nicht nach Gefühlen suchen.
Es ist ein großer Irrtum, durch Veranstaltungen ein Gefühl zu bekommen.
Man braucht Lehre, die in den Kopf kommt.
„Es kann mir nichts geschehen, als was Gott vorgesehen hat und was mir nützlich ist.“
Es gibt keine Zufälle mehr im Leben, alles ist von Gott gelenkt.
Man muss immer mehr in dieses Wissen hineingehen.
Das muss man lernen.
Gerade er als Arzt sagt, Ängste, Depressionen und Zweifel kann man nur mit mehr Bibellehre überwinden.
Wir müssen immer besser erkennen, wer Jesus ist, dass er alles hat, was uns Schutz gibt.
Dass das Bleiben in ihm und seinem Wort frei macht.
Natürlich haben wir das im Glauben, aber unsere Nerven spielen verrückt.
Dr. Lechler schrieb das schöne Büchlein „Der große Nervenarzt legt Nerven in Gottes Hand.“
Das ist schwierig, aber wunderbar, wenn ein Mensch das bezeugt und sagt, dass Gott ihm in schweren Situationen Kraft schenkt.
Wir sollen immer Gottes Wort im Blick haben und sonst nichts.
Dann wissen wir: Der Herr ist da.
Auch das, was uns erschreckt, ist von ihm gelenkt und zugelassen.
Wie er es führt, wissen wir nicht, aber wir müssen das Feld ihm überlassen.
Ich habe in meinem Leben viel Not durch böse Menschen erlebt, die mir das Leben schwer machten.
Bis zum Schluss in meiner Zeit in der Gemeinde war das so.
Zwei Jahre bevor ich aufgehört habe, lasen meine Frau und ich in der Zeitung, dass unsere Gesamtkirchengemeinde in Stuttgart unsere Gemeinde auflöst.
Wir waren sprachlos und ratlos.
Wir überlegten, ob wir schwarze Fahnen hissen sollten.
Manche sagten, das habe keinen Wert.
Wir beschlossen, wegzugehen.
Doch dann geschah ein Wunder: Nach dem alten Gesetz wurden die neuen Gesetze nicht beschlossen.
Die Pfarrstelle wurde nicht eingespart, sie wurde besetzt, und bis heute läuft die Gemeindearbeit weiter.
Der Herr wies uns den Weg.
Wir machten Eingaben beim Oberkirchenrat und schlugen vor, eine Freiwilligkeitsgemeinde zu gründen.
Das war toll – eine Freiwilligkeitsgemeinde in der Landeskirche.
Nach drei Wochen kam ein gläubiger Prälat zurück und sagte, der Oberkirchenrat werde das Schreiben nicht beantworten.
Alle Wege waren versperrt.
Doch der Herr führte einen Weg, sodass in Stuttgart das Evangelium weiter erklingen kann.
Er braucht mich nicht dazu; er hat andere genommen.
Das ist mir immer wieder rätselhaft.
Man kämpft, wird gern bitter und beginnt mit bösen Worten.
Aber der Herr hat die Situation in der Hand.
Jetzt wollen wir sehen, wie er es hinausbringt.
Wir sind passiv, können es nicht machen.
Er ist der Herr aller Herren und König aller Könige.
Wir singen: „Du wirst dein herrlich Werk vollenden.“
Wenn es dein Werk war, Herr, kannst du es nicht untergehen lassen.
Der Herr muss auch mit unseren Feinden umgehen können.
Er muss meinen Tod besiegen und meine Angst wegnehmen.
Mehr auf ihn blicken.
Dann geh, dann geh, sag: „Jetzt gehe ich auf das Wasser zu.“
Es ist interessant, dass später, als sie ins Land Kanaan einzogen und durch den Jordan gingen, die Träger der Bundeslade zuerst mit den Füßen ins Wasser treten mussten.
Erst dann hörten die Fluten auf.
Karl Hardenstein, ein großer Bibelausleger der Offenbarung, sagt: Wir sind immer so sehr an Wundern interessiert.
Er hält es für schwierig zu verstehen, was Gottes Eingreifen ist.
Gottes Eingreifen ist auch in den natürlichen Dingen da.
Wir denken oft nur an das, wo die rationalen Abläufe durchbrochen sind.
Dabei ist jedes nette Wort, das uns heute trifft, ein Geschenk Gottes.
Jeder Sonnenstrahl ist von ihm.
Wir glauben, dass Gott Wunder wirken kann; das haben wir oft erlebt.
Doch das größte Wunder, sagt Hardenstein, geschieht in deinem Herzen, wenn du wirklich mit Gott rechnest.
Dann wirst du Wunder erleben.
Das Größte ist, frei zu werden von der Blockierung, an sichtbaren Dingen zu hängen.
„Fürchte dich nicht, blick auf Jesus, er hat dich lieb. Sieh ihn am Kreuz, wie er für dich das größte Opfer gebracht hat.“
Dann kann dir nichts mehr schaden.
Dann kannst du die Welt überwinden.
Darum brauchen wir nicht, wie ich am Anfang sagte, einen Platz auf der Ofenbank, einen Friedensplatz, wo wir nichts vom Getümmel der Welt erleben.
Wir stehen mittendrin, in schweren Geschehnissen, und dürfen Gottes Siege erleben.
Die Wasserströme können toben, aber der Herr führt meine Geschicke wunderbar.
„Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
„Wenn du ins Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass die Ströme dich nicht ersäufen.“
„Wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versenken, denn ich bin bei dir.“
Das haben sie damals erlebt, wie der Herr sie durchs Meer führte.
Für Israel war das bis zum Kommen Jesu der größte Machterweis Gottes.
Eigentlich sollten wir schon aus der Schöpfung den großen Machterweis haben.
Doch der Herr führt seine Gemeinde mitten durch Gefahren hindurch.
Oft standen Naturgewalten Spalier, damit die Gemeinde Jesu durchziehen konnte.
Auch die Macht der Stalinisten wurde unter kommunistischer Verfolgung und durch Nazi-Schergen gebrochen.
Wir haben so viele Liederdichter.
Ich möchte an Karl Bernhard Garwe erinnern, der bei den Herrnhutern war.
Merkwürdig, wie manche Leute das erleben.
Er war begabt und geistreich, Lehrer am theologischen Seminar mit 34 Jahren.
Er tat seine Aufgabe wahnsinnig gern.
Doch die Leiter der Herrnhuter kritisierten ihn wegen der Zustände bei vielen Studenten, die wenig Interesse und Eignung für den Dienst hatten.
Sie machten ihn zum Bibliothekar.
Das war für ihn das Schlimmste.
Er wollte mit jungen Menschen umgehen und ihnen das Wort Gottes lieb machen.
Das durchlief er mit schweren Anfechtungen und tiefem Leiden.
Dieser Mann schenkte uns das Lied „Stark ist meine Sehschuhhand, und er wird mich ewig fassen.“
Er wandte sich an mich, um mich wieder loszulassen.
Sie sind nicht die Ersten, die solche Anfechtungen durchleiden.
„Mein Erbarmer lässt mich nicht, das ist meine Zuversicht.“
„Es sieht mein Kleinmut auch Gefahr, fürchte ich zu unterliegen.“
„Christus reicht die Hand mir da, hilft der Ohnmacht siegen.“
„Dass mich Gottes Held verpflichtet, das ist meine Zuversicht.“
Das muss man manchmal ganz allein tun, auch ohne Freunde, die einen stützen.
Doch es wird für uns alle zum Zeugnis und zur großen Ermutigung.
Wir sind beteiligt an den großen Siegen Gottes.
Gott will uns das erleben lassen und nimmt uns mit in diese Siege hinein.
Ich möchte noch ein Wort zu diesem Lied sagen.
Man könnte viel dazu sagen, wie der Herr uns das erleben lässt und diese großen Siege schenkt.
Bevor Bruder Straub morgen mit dem Ende des 15. Kapitels weitermacht, möchte ich noch ein paar Worte zu diesem Lied sagen.
Wir singen viele Lieder.
Heute ist es oft schwierig für Ältere, die Jungen zu verstehen, die nur noch ihre Plastiklieder mit vielfachen Refrains kennen.
Ich beobachte oft, dass viele nicht mitsingen können.
Das beschwert mein Herz.
Vielleicht ist das Wichtigste an diesem Loblied, dass Mose gar nichts von seinen Gefühlen sagt.
Ich komme immer wieder auf diesen Punkt, weil das heute fast das Wichtigste geworden ist: Wie fühle ich mich?
Es ist interessant, wie sich Gefühle verändern, wie das Wetter im April – auf und ab, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Unser Glaube lebt vom Wort Gottes, das feststeht und nicht wankt.
Egal, wie unsere Gefühle sind.
Es gibt ein Bild bei den geistlichen Gesetzen von Paul Weid, wo vorne der Glaube ist und hinten das Gefühl folgt.
Der Glaube geht voran, das Gefühl kommt erst in der Erfahrung nach.
Bei diesem Lied ist herrlich, dass die großen Tatbestände einfach festgestellt werden.
„Ich will dem Herrn singen.“
Natürlich kommt das „Ich“ vor.
Es gab eine Zeit, die sich noch erinnern, in der „Ich-Lieder“ beschimpft wurden.
„Wir dürfen nicht ich singen.“
Warum nicht? Ich muss das Heil Gottes verinnerlichen.
Ich muss sagen können: „Mein Gott, mein Erretter, mein Heiland, ich will ihm singen.“
Aber jetzt nicht von mir reden, wie ich mich fühle.
Er ist der Kriegsmann, Herr ist sein Name.
Er hat die Taten getan, er tut Wunder an uns.
Wir müssten das ganze Lied durchgehen.
Das ist wie bei vielen Liedern, die wir haben.
Ich kann Sie nur ermuntern, all diese Glaubenszeugnisse aufzunehmen und wieder zu singen.
Auch heute gibt es herrliche Glaubenslieder, die die großen Heilstatsachen Gottes zum Inhalt haben.
Daran wollen wir einstimmen in den Jubel.
Wir sollten uns nicht daran stören, sondern uns freuen, wenn junge Leute sie singen.
Wir schauen nur auf den Inhalt: Wird der Herr groß gemacht? Werden seine Wunder geschildert? Wird sein Heilshandeln an uns und der Welt deutlich?
Das brauchen wir heute als große Lieder des Heils.
Man kann sie aufzählen: Paul Gerhardt mit „Ein feste Burg ist unser Gott“, Johann Heermann und viele andere.
Ihr großes Krankheitsleid haben sie in Liedern verarbeitet.
Meiner Frau und mir war es wichtig, auch bei den Buchen Kummer vom Herzen zu singen.
Das noch einmal zu erleben, dass diese Lieder auch dort Bedeutung haben.
Wie man sie singt, ist egal.
Im letzten Jahr nahmen wir in unserer Gemeinde nur noch das Klavier, weil uns der Bleifuss, die Orgel, störte.
Manchmal braucht es das.
Ich freue mich, wenn wir hell und fröhlich singen, dass es für unsere Zeit neu gewonnen wird.
Auch die neuen Lieder von heute, die das große Wunder schildern, wie wir gestern sangen: „Jesu Name nie verklingen, ewiglich bleibt er bestehen.“
Diese Heils-Lieder sangen norwegische KZ-Insassen vor ihrer Erschießung.
„Das herrliche Heil, Christus für uns, der sein Leben gelassen hat.“
Der Hensler Verlag hat den zweiten Band dieser Lieder leider nicht mehr im Sortiment, aber wir singen sie dennoch fröhlich.
Es sind nur etwa fünfzig Lieder, ganz bekannte, wie Johann Jakob Schütz' „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut.“
Schütz war ein Mann, der in Frankfurt von der Kirche gemobbt wurde und mit 50 Jahren starb.
Er machte mit Philipp Jakob Spener die erste Erbauungsstunde.
Ein bedeutender Mann, der das herrliche Lied „Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden“ schrieb.
Johann Sebastian Bach komponierte dazu eine herrliche Liedkantate.
Diese Lieder wurden in großem Schmerz und großer Traurigkeit gesungen.
Unser Herr macht das erst möglich in Katastrophen und elenden Stunden.
Wir haben noch einige Exemplare des zweiten Bandes, falls jemand Interesse hat.
Auch das Büchlein mit Freudenernten haben wir noch, weil es oft ausverkauft ist.
Dort sieht man Beispiele, wie andere von uns in schweren Erfahrungen jubelten.
Nicht weil die Situation entsprechend war oder das Gefühl so war, sondern weil der Herr es gesagt hat.
Wenn wir einmal in der Ewigkeit sind, werden wir uns schämen, dass wir so wenig gelobt und gedankt haben.
Wir waren beschäftigt mit Sorgen und Ängsten.
Der Dank und das Lob sind hier schon erschallt, als sie am Rand der Wüste standen und die großen Bewährungsproben noch kamen.
Wenn Sie das Lied Moses lesen, ist es, als wären sie schon im Land Kanaan, obwohl sie erst am Anfang standen.
Das Schönste: In der Offenbarung steht, dass man in der Ewigkeit einmal das Lied Moses singen wird.
Es gibt zwei Lieder Moses.
Ich denke, wir werden beide singen.
Dann passt es: „Herr, du hast das getan.“
Wenn Sie es heute Abend in der Stille lesen, wissen Sie, dass es für uns gilt in Bedrängnissen und Nöten.
Wie herrlich ist es, wie der Herr uns führt.
Wir haben Grund, in dieses Lob einzustimmen.
Wenn wir zurückdenken, wie oft wir in den letzten Monaten meinten: „Jetzt ist alles aus.“
Es wurde nur ein Triumph Gottes.
War es ein Krankenhausaufenthalt, wo man auf Untersuchungsergebnisse wartete?
Plötzlich der Zusammenbruch, und der Herr führte alles wunderbar.
Warum? Damit wir ihn preisen und loben.
Auch wenn wir noch auf Antworten warten, können wir sicher sein, dass sein Wort sich an uns erfüllt.
Es ist herrlich, dass wir diese Zusagen haben.
Der Wüstenzug Israels mit all seinen Abschnitten, die wir nicht behandeln, soll Ihnen neu aufgeschlossen werden.
Gott sagt: „Ich habe euch getragen auf Adlersflügel.“
Ein wunderbares Bild über Abgründe hinweg, wo der Adler die Jungen auf seine Flügel nimmt und durchträgt.
Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden.
Er bleibt ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden.
Das dürfen Sie erfahren und erleben.
Wir wollen ihm danken: „Lieber Herr, Dank sei dir, wir wollen dich loben und preisen dafür, dass du das so wunderbar wahr machst an uns.“
Dass du keinen vergisst, auch nicht die Menge unserer Schuld, Versäumnis und Untreue.
Das kann dein Erbarmen nicht hindern und deine Zusagen nicht unwirksam machen.
Dafür wollen wir dir danken, dass deine Liebe so groß ist und jeder von uns eingehüllt ist.
Herr, wir wollen viele noch teilnehmen lassen.
Du gebrauchst uns, wo wir stehen, als deine Zeugen.
Wir danken dir, dass du mächtig wirken kannst.
Amen.
Die Realität des Kampfes und Gottes Führung
Es war für mich immer eindrucksvoll, wie Walter Glacht, der verstorbene Bibellehrer, es auch an dieser Stätte immer wieder gesagt hat: Die Chaosmächte sind nur zurückgedrängt, sie brechen aber immer wieder in diese Welt hinein. In der Schöpfung sind sie nur gebannt, doch sie haben immer wieder Raum und können diese Welt zerstören und vernichten.
Deshalb geht mitten in dieser Welt viel Angst um. Wirklich etwas ganz Besonderes, das wir haben: Wir wissen nicht, was die nach uns kommenden Generationen noch erleben werden. Wir wissen nicht, was noch vor uns stehen mag an Unfrieden und Angst.
Umso größer ist das, was in der Bibel erzählt wird: Wie die Gemeinde Gottes, wie Israel, durch diese Bedrohung in dieser Welt geht und die Herrlichkeit Gottes erlebt.
In meiner ersten Gemeinde im Schwarzwald hatten wir eine Kirchenrenovation. Es war so ein altes kleines Kirchlein in Schramberg-Sulden. Das alte Kirchlein war ein bisschen verkommen, also haben wir es frisch streichen lassen. Dabei haben wir gesagt, man müsste eigentlich so ein Wort an die Stirnseite hinschreiben.
Ich habe immer gedacht: Wenn man zuhört bei so einer Predigt, schweifen die Gedanken ja manchmal ab. Dann ist es gut, wenn man noch an einem Bibelwort hängenbleibt und darüber meditieren kann.
Wir haben also eine Ausschreibung gemacht und 15 Bibelworte ausgewählt. Es ist ja immer schwierig, das schönste Bibelwort zu bestimmen. Die Leute durften drei davon ankreuzen. Wir haben dann ausgezählt, welches am meisten gewählt wurde.
Mit großem Abstand war das meistgewählte Wort: „Wenn Jesus spricht: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Der Weg der Gemeinde durch Not und Ausweglosigkeit
Das ist für uns alle ein typisches Wort: Wir haben ja nicht den Frieden. Viele von Ihnen empfinden große Ängste, obwohl wir gut versorgt sind. Es ist ganz wichtig, dass uns der Herr mitten im Getümmel, in der Bedrohung unserer Welt, mitten in der Not dieser Welt Frieden schenkt.
Es gibt ja überhaupt keinen Menschen, der richtig gesund ist – außer Doktor Meier-Gerber. Der strahlt, wenn ich ihn sehe, das ist die Gesundheit persönlich. Aber wenn man so denkt: Schon die Kinder, die aufwachsen, mit ihren jungen Leuten, mit all ihren Bedrohungen, Ängsten und Nöten – so geht es ja weiter. Mit den Prüfungsängsten, mit den Berufsnöten, mit dem Arbeitsplatz, den man erkämpft. Und dann kommen die großen Weltprobleme noch dazu.
Die Mächte dieser Welt üben einen Terror aus. Der Teufel wütet in der Welt und triumphiert – und das steht in der Bibel drin. Deshalb noch einmal unser erster Punkt: Keiner kann Gottes Wege verstehen. Gott führt seine Gemeinde nicht drumherum, sondern mitten durch die Not hindurch.
So sind sie ausgezogen, und die Feuer- und Wolkensäule ist vorangegangen. Die große Kehre war da. Doch führt Gott sein Volk hin in die totale Katastrophe, in die Ausweglosigkeit. Der Weg der Gemeinde Jesu in den letzten zweitausend Jahren war ein Weg in unzählige Ausweglosigkeiten.
Wenn Sie das einmal verfolgen, wo man dachte: Jetzt ist aus, jetzt ist die Gemeinde verführt, jetzt ist sie in die Hände der Räuber gefallen – dann hat der Herr sie hindurchgeführt.
Vertrauen in Gottes souveräne Führung
Mose kannte den Sinai gut. Für ihn als Viehhirten war das sicher besonders schwer. Er vertraute sich der Führung Gottes an und wusste, dass sie in eine ausweglose Lage geraten würden. Wenn sie in das Tal bei Pihariot hineingetrieben werden, gibt es kein Entrinnen mehr: das Meer, die Berge – die Falle war perfekt. Jetzt gab es kein Entkommen mehr.
Und das wollte Gott so. Es war kein Versehen. Auch das Herz des Pharao hat Gott gewirkt, und es musste so kommen. Denn Gott hat alles in der Hand, keine Situation entgleitet dem Herrn. Er führt alles in seiner Regie, und er macht das wunderbar. Für Gott gibt es kein Unmögliches und keine Ausweglosigkeit, auch wenn es vor unseren Augen so erscheinen mag.
In solchen Situationen zerbricht bei vielen der Glaube. Das ist schlimm, denn unser Vertrauen zu Gott ist oft zu klein. Jesus hat seine Jünger schon getadelt, weil ihr Glaube so gering war. Warum hält er nicht, wenn Stürme toben? Weil unser Glaube noch zu sehr vom eigenen Ich bestimmt ist und kein totales Ausliefern an den Herrn darstellt.
Ich möchte heute dazu ermutigen, gerade in der Not, die Sie bedrängt, Gott viel mehr zuzutrauen. Viele von Ihnen sehen keinen Ausweg mehr und glauben, Gott habe die Kontrolle verloren. Doch wir müssen lernen, Gott über unsere Ängste hinaus zu vertrauen.
Mir hilft es oft, in den Glauben anderer hineinzuschlüpfen. Philipp Spitta sagt: „Ich stehe in meines Herren Hand und will drinstehen bleiben. Nicht Erdennot, nicht Erdentanz soll mich daraus vertreiben. Und wenn so fällt die ganze Welt, wer sich an ihm hält, wird wohlgehalten bleiben.“ Er ist ein Fels.
Das sollten Sie auch beim Krankenbesuch mitbringen. Wenn Sie am Telefon jemanden trösten, der weint, dürfen Sie ihm sagen: „Ich will dir jetzt ein Wort zusprechen. Es gilt und ist größer als alle deine Gefühle, die dich heute niederdrücken.“ Gott täuscht dich nicht, er führt dich nicht an der Nase herum. Sein Wort ist kein Trug und kein Traum, sondern verlässlich.
Wir werden erleben, wie die Meinung aller Bibelkritiker und aller Zweifler, die dieses Wort nicht ernst nehmen, vergeht. Morgen wird das keine Bedeutung mehr haben. Was der Herr zusagt, das erfüllt sich. Sein Wort ist wahr, es trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und im Leben.
Sie können sich daran halten, egal wie dunkel die Stunden sind, ob Sie verzweifelt sind oder keinen Ausweg mehr sehen. Selbst Paulus verzagte am Leben, wie er in der Provinz Asien schilderte, als sie meinten, sie müssten sterben. Das geschah, weil sie ihr Vertrauen nicht auf sich selbst und den Herrn setzten, der seine Zusagen gibt.
Das Erste ist: Keiner kann Gottes Wege verstehen. Das sollten wir offen sagen. Bei Begräbnissen sollten wir nicht versuchen zu erklären, ob das vielleicht doch noch gut war. Es ist genug, dass Gott seinen Plan hat. Auch wenn wir ihn nicht verstehen – bei schwerem Sterben oder wenn eine Mutter von kleinen Kindern weggenommen wird – wollen wir einfach sagen: Der Herr hat es in seiner Hand.
Wir wollen ihn ehren und preisen. Wir brauchen nicht das Warum klären, weil der Herr es uns nicht enthüllt hat. Aber wir wissen: Er will uns besonders führen, auch durch schwere Geschehnisse.
Das Zweite ist: Du bist nie allein. Mit dem Volk Gottes kann man keinen Staat machen, auch keine Heldengeschichten schreiben. Schon bei den Osterberichten zweifelten die Jünger. Es ist makaber, dass heute manche moderne Irrlehrer in der Kirche behaupten, der auferstandene Jesus sei von den Jüngern erfunden worden.
Die Gemeinde hat immer zu wenig geglaubt an den auferstandenen Jesus. Sie hätte ihn nicht erfunden, denn der Auferstandene selbst ist es, der die Gemeinde überführen, aufwecken und überzeugen muss.
So war es zu allen Zeiten. Nicht nur bei den Jüngern waren die Gläubigen ungläubig, verzagt und mutlos. Doch der Herr erschien ihnen, machte Erweckungen, holte seine müde Gemeinde, führte einzelne zum Glauben und gebrauchte sie als Zeugen.
Hier sehen wir das wieder: Gleich nach dem Auszug sagt die große Masse der Gemeinde, es wäre besser gewesen, in der Knechtschaft Ägyptens zu bleiben. Ist das wirklich möglich? Haben sie nicht gewusst, dass es dort kein Leben gab? Lieber in der Gefangenschaft bleiben und die Verheißungen Gottes vergessen.
Das ist bis heute ein Spiegelbild unseres Unglaubens. Oft haben wir keinen Mut mehr, dem Herrn Großes zuzutrauen: dass er heute Erweckungen will, Aufbrüche schafft und durch unser Wort andere zur Erkenntnis der Wahrheit führt.
Ich möchte jeden bitten, Gott mehr zuzutrauen – viel mehr, was er noch tun will. Egal wie alt Sie sind, Gott kann Sie gebrauchen, heute einen jungen Menschen zu Jesus zu führen.
In Ulm sprach eine Frau, die ihre eigenen Nöte hatte, einen jungen Studenten an. Sie merkte, er war Ausländer, und fragte: „Kennst du Jesus?“ Er antwortete: „Nein, aber können Sie mich dorthin führen, wo ich ihn finden kann?“ Dieser Student wurde später Professor Dr. Tetschkos Wilinow, der größte Verbreiter des Evangeliums in Bulgarien, ein bedeutender Medizinprofessor, der Hunderttausende Kinderbibeln verbreitet und besten Zugang zur Regierung hat.
Die Frau Frasch, die heute noch lebt und die Bulgarienhilfe leitet, hatte einfach den Mut, auf der Straße oder in einer Buchhandlung jemanden anzusprechen und zu fragen: „Kennst du Jesus?“ Das ist kein System, sondern der Geist Gottes begabt und macht uns brauchbar.
Wir sollten mehr Glauben haben und wissen, dass wir nie allein sind. Dieser Kleinglaube und Unglaube ist tragisch. Ich könnte viele Beispiele erzählen, wie der Herr oft wunderbar wirkt und Menschen gebraucht.
Wir haben den Unglauben und das Nichtrechnen mit dem Herrn besprochen. Wir können das Meer nicht austrocknen oder einen Weg durchs Schilfmeer bahnen. Wir können nichts machen, nicht einmal ein Boot herzaubern. Selbst wenn wir die besten Evangelisten aus Amerika einfliegen lassen, klappt das nicht.
Der Herr kann es machen, durch seine schwachen Leute. Ehe wir es verstehen, ist er da, nahe bei denen, die zerbrochen, verzweifelt und angefochten sind, bei denen, die leere Hände haben, aber auf den Herrn blicken.
Sie hatten noch die Gebeine Josephs dabei. Hätten Sie daran denken sollen? Wir haben das reiche Erbe Josephs, der mit dem Herrn im Gefängnis war und am Ende seines Lebens zu seinen Brüdern sagte: „Ihr dachtet Böses mit mir zu machen.“ Aber Gott kann aus allem Gemeinen, Hinterhältigen und Bösen Segen stiften und Gutes machen.
Das ist die Art Gottes. Niemand setzt ihn matt. Wir haben nicht nur die Gebeine Josephs bei uns, sondern viele Glaubenszeugen. Es ist mir wichtig, dass wir in alten Biografien lesen.
Das ist toll, auch in der Bibliothek oben. Ich habe mir immer wieder alte Lebensbilder geholt, um zu lesen, wie es war. Viele von uns kennen das, zum Beispiel Paul Schneider im KZ Buchenwald, der bis zu seinem Tod rief: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Er konnte nicht schweigen.
Atheisten wurden durch dieses Wort getroffen, denn der Herr ist stark durch den Mund der Gebundenen und Ohnmächtigen hindurch. Denken wir auch an die Hugenotten, Am Bodelschwingh und Eva von Thiele-Winkler.
Wenn wir an die ganze Geschichte denken, die vor unserem Auge vorübergezogen ist: Der Herr hat uns immer gesagt: Du bist nie allein. Wer auf ihn vertraut, erlebt das. Es hängt nur an deinem Blick, ob du mit ihm rechnest.
Deshalb heißt es hier: „Still sein, ihr werdet still sein.“ Still sein, weil Gott uns gar nicht braucht. Er kann es mit seinen Engeln allein tun. Merkwürdig, er braucht uns nicht, er will nur, dass wir still sind und auf ihn blicken, mit ihm rechnen. Das ist das Einzige.
Und dann macht er es. Noch ein kleiner Hinweis: Der Stab Moses. Manche würden gern solche Stäbe nachmachen und sagen, es liegt doch am Stab. Es liegt nicht daran! Auch nicht an unserer Gebetshaltung.
Keiner kann sagen, es sind die gebeugten Knie, die ausgereckten Hände oder die gefalteten Hände. Gott braucht den Stab Moses nicht. Aber es ist seine Freundlichkeit, dass er sagt: Moses, heb den Stab hoch, und ich will es durch dich tun.
Durch den schwachen Mose, der auch seinen Glauben nicht immer durchhielt, will der Herr seine großen Siege machen. Still sein, still sein.
Ein lästerlicher Satz, der bei uns oft verbreitet ist, lautet: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Das ist Quatsch. Dieser Satz suggeriert, Glaube sei nur eine Beruhigungspille oder ein Placeboeffekt.
Doch der Herr will durch uns schwache Leute wirken. Deshalb gibt es kein anderes Rezept als, durch alle Jahrhunderte hindurch, mit Jesus zu rechnen und seine Verheißungen zu wiederholen.
Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch seinen Geist, durch eine Gemeinde, die dabei bleibt. Das ist mir besonders wichtig, wenn ich an das, was in China geschehen ist, denke.
Während der Kulturrevolution unter Mao Zedong wurde alles vernichtet, Bibeln verbrannt und Kirchen geschlossen. Doch heute wächst die Gemeinde dort ungeheuer.
Ich war in der Mandschurei, nahe Wladiwostok, mit chinesischen Mitarbeitern. Es ist erstaunlich, wie schnell die Gemeinde wächst. In einer Stadt gibt es etwa zehn wiedergeborene Christen, und der Herr baut seine Gemeinde durch schlichtes Zeugnis einfacher Christen.
Wir haben oft zu sehr die Orientierung auf große Namen. Die meisten Menschen werden durch mündliches Zeugnis zu Jesus geführt. Das müssen wir neu entdecken – durch Hausbesuche, den Dienst von Paten, Verwandten, das Vorbild der Eltern oder Jugendleiter.
Jesus war seinem Dienst treu, auch in schweren Zeiten. Wir müssen still sein, natürlich auch reden, aber mit dem Herrn rechnen und auf ihn blicken. Er macht es, denn er hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Er hat die Schlüssel zu den Herzen der Menschen.
Was die Ägypter wollen, kann den Herrn nie hindern. Die Völker sind ein Tropfen am Eimer, den man wegwischt (Jesaja).
In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land, gibt es viele Christen. Einige behaupten, 25 % der Bevölkerung seien Christen geworden. Das ist eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass viele diesen Weg nur im Martyrium gehen.
Wenn der Herr wirkt, befähigt er seine Gemeinde und kann sie wunderbar einsetzen. Alle Angriffe der Feinde des Kreuzes Christi können die Gemeinde nicht schädigen. Nur die Glaubenslosigkeit der Christen lähmt sie.
Das ist das Schlimme an einer ungläubigen Gemeinde: das Vergessen der Verheißungen und das Sich-selber-wichtig-nehmen. Das ist schlimm, wenn wir nicht mehr auf den Herrn vertrauen.
Mose, der die Stimme Gottes hört, ist nur ein Einzelner, doch unüberwindlich in dieser schrecklichen Not, als sie vor dem Meer stehen. Deshalb unser dritter Punkt: Nicht fürchten, sondern feststehen.
Mose sagt: „Nicht fürchten, sondern feststehen, der Herr wird für euch streiten.“ Steht mit beiden Füßen fest. Wir selbst wackeln oft und fragen: Wie geht es weiter? Wartet doch! Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.
Geduld ist eine Geistesgabe, die man lernen muss. Wenn die Stunde gekommen ist, bricht die Hilfe mit Macht herein. Um euer Krämen zu beschämen, wird es plötzlich geschehen. Wartet, wie das kommt.
Ich habe ein Buch mit vielen Beispielen, die ich für jeden Tag gesammelt habe, um sie zu gebrauchen. Das sind Bilder Gottes, die uns ermutigen.
In England war der große Prediger Martin Lloyd-Jones Arzt. Er war mit seinem Beruf nicht zufrieden und wurde Prediger in der Westminster Chapel. 1941, mitten im Gottesdienst, fiel eine deutsche V1-Rakete in der Nähe ein.
Es gab ohrenbetäubenden Lärm, sechzig Tote, dreihundert Schwerverletzte. Staub erfüllte die Luft, das Licht fiel aus. Doch Martin Lloyd-Jones betete weiter, nur kurz unterbrochen, und führte den Gottesdienst fort, obwohl Decken herabgestürzt und Fenster zerstört waren.
Viele fragten ihn: „Wie machst du das?“ Er antwortete: „Ich bin genauso ängstlich wie ihr. Aber man muss lernen, dass Gott der souveräne Herr ist.“ Man brauche nicht nach Gefühlen zu suchen. Es sei ein großer Irrtum, ständig durch Veranstaltungen Gefühle zu erzeugen.
Man braucht Lehre. Man muss die Lehre in den Kopf aufnehmen: „Es kann mir nichts geschehen, als was er vorhergesehen hat und was mir nützlich ist.“ Er hat entdeckt, dass es keine Zufälle mehr gibt, sondern alles von Gott gelenkt ist.
Das muss man lernen. Gerade er als Arzt sagt, Ängste, Depressionen und Zweifel kann man nur mit mehr Bibellehre überwinden. Wir müssen immer besser erkennen, wer Jesus ist, dass er alles hat, was uns Schutz gibt, und dass das Bleiben in ihm und seinem Wort allein frei macht.
Natürlich haben wir das Problem, dass unsere Nerven verrückt spielen. Dr. Lechler hat ein schönes Büchlein geschrieben: „Der große Nervenarzt legt Nerven in Gottes Hand.“ Das ist schwierig, aber wunderbar, wenn ein Mensch bezeugt, dass Gott ihm Kraft schenkt.
Wir sollen immer Gottes Wort im Blick haben und sonst nichts. Wir müssen wissen, dass der Herr da ist, auch wenn uns manches erschreckt. Er hat es gelenkt und zugelassen. Wie er es führt, wissen wir nicht, aber wir müssen das Feld ihm überlassen.
Ich habe in meinem Leben oft Not durch böse Menschen erfahren, die mir das Leben schwer machten, auch in meiner Zeit in der Gemeinde. Zwei Jahre vor meinem Rücktritt lasen meine Frau und ich in der Zeitung, dass unsere Gesamtkirchengemeinde in Stuttgart unsere Gemeinde auflösen will.
Wir waren sprachlos und ratlos. Manche wollten schwarze Fahnen hissen, andere sagten, das habe keinen Wert. Die Bibelstunden waren voll, die Gottesdienste gut besucht, aber aus Ersparnisgründen sollte geschlossen werden.
Dann entdeckten wir, dass wir gehen mussten. Doch wenn wir jetzt gingen, wurde nach altem Gesetz die Pfarrstelle nicht eingespart, sondern besetzt. Bis heute läuft die Gemeindearbeit weiter.
Der Herr wies uns diesen Weg. Wir machten Eingaben im Oberkirchenrat und schlugen vor, eine Freiwilligkeitsgemeinde zu gründen. Drei Wochen später kam ein gläubiger Prälat zurück und sagte, der Oberkirchenrat werde das Schreiben nicht beantworten.
Alle Wege waren versperrt, doch der Herr führte einen Weg, sodass in Stuttgart das Evangelium weiter erklingen kann. Er braucht mich nicht, er hat andere berufen.
Das ist rätselhaft. Man kämpft und wird bitter, beginnt mit bösen Worten. Doch der Herr hat die Situation in der Hand. Jetzt wollen wir sehen, wie er es führt. Wir sind passiv, können nichts machen, aber er ist der Herr aller Herren und König aller Könige.
Wir singen: „Du wirst dein herrlich Werk vollenden. Wenn es dein Werk war, Herr, kannst du es nicht untergehen lassen.“ Der Herr muss auch mit unseren Feinden umgehen und meinen Tod besiegen. Er muss meine Angst wegnehmen, damit ich mehr auf ihn blicke.
Dann geh, geh, sag: „Jetzt gehe ich auf das Wasser zu.“ Interessant ist, dass später, als sie ins Land Kanaan einziehen und durch den Jordan gehen, die Träger der Bundeslade zuerst mit den Füßen ins Wasser treten müssen. Erst dann hören die Fluten auf.
Karl Hardenstein, ein großer Bibelausleger zur Offenbarung, sagt, wir seien zu sehr an Wundern interessiert. Er hält es für schwierig, zu erkennen, was Gottes Eingreifen ist.
Gottes Eingreifen geschieht auch in natürlichen Dingen. Wir denken oft nur an das, was rational nicht erklärbar ist. Dabei ist jedes nette Wort, das uns heute trifft, ein Geschenk Gottes. Jeder Sonnenstrahl kommt von ihm.
Wir glauben, dass Gott Naturgesetze aufheben kann, und haben das oft erlebt. Doch das größte Wunder geschieht in deinem Herzen: Wenn du wirklich mit Gott rechnest, wirst du Wunder erleben.
Das größte Wunder ist, von der Blockierung frei zu werden, an sichtbaren Dingen zu hängen.
„Fürchte dich nicht, blick auf Jesus, er hat dich lieb. Sieh ihn am Kreuz, wie er für dich das größte Opfer gebracht hat. Dann kann dir nichts mehr schaden, gar nichts. Dann kannst du die Welt überwinden.“
Darum brauchen wir nicht, wie am Anfang gesagt, einen Platz auf der Ofenbank, einen Friedensplatz, wo wir nichts vom Getümmel der Welt spüren. Wir stehen mittendrin, in schweren Geschehnissen, und dürfen Gottes Siege erleben.
Die Wasserströme können toben, aber der Herr führt meine Geschicke wunderbar. „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du ins Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass die Ströme dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versenken, denn ich bin bei dir.“
Das haben sie damals erlebt, wie der Herr sie durchs Meer führte. Für Israel war das bis zum Kommen Jesu die größte Machterweisung Gottes.
Eigentlich sollten wir schon aus der Schöpfung den großen Machterweis kennen. Doch der Herr führt seine Gemeinde oft mitten durch Gefahren hindurch.
Es ist oft geschehen, dass Naturgewalten Spalier standen, nur damit die Gemeinde Jesu hindurchziehen konnte. So wurde die Macht der Stalinisten unter kommunistischer Verfolgung und der Nazi-Schergen gebrochen, sodass sie es nicht verhindern konnten.
Wir haben viele Liederdichter. Ich möchte an Karl Bernhard Garwe erinnern, der bei den Herrnhutern war. Manche erleben das so: Er war begabt und geistreich, wurde Lehrer am Theologischen Seminar mit 34 Jahren.
Er tat seine Aufgabe sehr gern. Doch die verantwortlichen Leiter der Herrnhuter kritisierten ihn. Sie sagten, die schlimmen Zustände bei vielen Studenten mit wenig Interesse und Eignung seien seine Schuld. Man setzte ihn ab und machte ihn Bibliothekar. Für ihn war das das Allerschlimmste.
Er wollte mit jungen Menschen arbeiten und ihnen das Wort Gottes lieb machen, doch er ging durch schwere Anfechtungen und tiefes Leiden. Dieser Mann schenkte uns das Lied:
„Stark ist meine Sehschuhhand, und er wird mich ewig fassen, hat so viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen.“
Sie sind nicht die Ersten, die solche Anfechtungen durchleben. „Mein Erbarmer lässt mich nicht, dies meine Zuversicht. Es sieht mein Kleinmut auch Gefahr, fürchte ich auch zu unterliegen, Christus reicht die Hand mir da, Christus hilft der Ohnmacht siegen, dass mich Gottes Held verpflicht, das ist meine Zuversicht.“
Manchmal muss man das ganz allein tun, ohne Freunde, die stützen. Doch es wird Zeugnis und große Ermutigung für uns alle.
Wir sind beteiligt an den großen Siegen Gottes. Er will, dass wir das erleben und nimmt uns mit hinein.
Zum Schluss noch ein Wort zu diesem Lied. Man könnte viel darüber sagen, wie der Herr uns das erleben lässt und schenkt.
Bevor Bruder Straub morgen am Ende des 15. Kapitels weitermacht, möchte ich noch etwas zu diesem Lied sagen.
Wir singen viele Lieder. Heute ist es für Ältere oft schwierig, die jungen Lieder zu verstehen, die viele Refrains haben. Ich beobachte oft, dass viele nicht mitsingen können.
Das Wichtigste bei diesem Loblied ist, dass Mose gar nichts von seinen Gefühlen sagt. Das ist heute fast das Wichtigste geworden: Wie fühle ich mich?
Es ist interessant, wie unser Gefühl die Kurven macht – wie das Wetter im April: rauf und runter, Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt. Aber unser Glaube lebt vom Wort Gottes, das felsenfest steht und nicht wankt, egal wie unsere Gefühle sind.
Bei den geistlichen Gesetzen von Paul Weid gibt es ein Bild, dass vorne der Glaube ist und hinten das Gefühl folgt. Der Glaube geht voraus, das Gefühl kommt erst in der Erfahrung nach.
Bei diesem Lied ist herrlich, dass große Tatsachen einfach festgestellt werden. „Ich will dem Herrn singen.“ Natürlich kommt das Ich vor. Es gab eine Zeit, an die sich viele erinnern, in der Ich-Lieder beschimpft wurden.
„Wir dürfen nicht Ich singen.“ Warum nicht? Ich muss das Heil Gottes doch verinnerlichen und sagen können: Mein Gott, mein Erretter, mein Heiland. Ich will ihm singen, aber nicht von mir reden, wie ich mich fühle.
Er ist der Kriegsmann, Herr ist sein Name. Er hat die Taten getan und tut Wunder an uns.
Wir könnten das ganze Lied durchgehen. Es ist wie bei vielen Liedern, die wir haben. Ich ermuntere Sie, all diese Glaubenszeugnisse aufzunehmen und wieder zu singen.
Auch heute gibt es herrliche Glaubenslieder, die die großen Heilstatsachen Gottes zum Inhalt haben. Wir wollen mit einstimmen in diesen Jubel und uns nicht daran stören, sondern uns freuen, wenn junge Leute solche Lieder singen.
Wir schauen nur auf den Inhalt: Wird der Herr groß gemacht? Werden seine Wunder geschildert? Wird sein Heilshandeln an uns und der Welt deutlich? Das brauchen wir heute als große Lieder des Heils.
Beginnen wir mit Paul Gerhardt und Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“. Dann folgen Johann Heermann und viele andere, die in großer Not diese Lieder gedichtet haben.
Meiner Frau und mir war es wichtig, auch bei den Büchern „Kummer“ sich vom Herzen zu singen, diese Lieder noch einmal zu erleben, auch wenn wir sie anders singen als früher.
Letztes Jahr haben wir in unserer Gemeinde nur noch das Klavier benutzt, weil uns die Orgel störte. Manchmal braucht es das.
Ich freue mich, wenn wir hell und fröhlich singen und diese Lieder für unsere Zeit neu gewinnen. Auch neue Lieder, die das große Wunder schildern, wie wir gestern sangen: „Jesu Name nie verklingen, ewiglich bleibt er bestehen.“
Diese Heils-Lieder sangen norwegische KZ-Insassen vor ihrer Erschießung, zum Beispiel „Das herrliche Heil, Christus für uns, der sein Leben gelassen hat.“
Leider hat der Hensler Verlag den zweiten Band dieser Lieder nicht mehr im Angebot, aber wir singen sie dennoch fröhlich.
Es sind nur fünfzig Lieder darin, bekannte wie „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ von Johann Jakob Schütz, einem Mann, der in Frankfurt von der Kirche gemobbt wurde und mit Philipp Jakob Spener die erste Erbauungsstunde machte.
Er war ein bedeutender Mann, der das herrliche Lied „Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden“ schrieb. Er bleibe ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden.
Johann Sebastian Bach komponierte dazu eine herrliche Kantate.
Diese Lieder wurden in großem Schmerz und großer Traurigkeit gesungen, denn unser Herr macht das erst möglich in Katastrophen und elenden Stunden.
Wir haben noch einige Exemplare des zweiten Bands, falls jemand interessiert ist. Leider gibt es sie nicht mehr im Buchhandel.
Auch zu dem Büchlein „Freudenernten“ haben wir noch einige, da sie in der Buchhandlung ausverkauft waren.
Dort sieht man Beispiele, wie andere in schweren Erfahrungen jubelten – nicht weil die Situation gut war oder das Gefühl stimmte, sondern weil der Herr es gesagt hat.
Wenn wir einmal in der Ewigkeit sind, werden wir uns schämen, dass wir so wenig gelobt und gedankt haben. Wir waren beschäftigt mit Sorgen und Ängsten.
Doch schon am Rand der Wüste, bevor die großen Bewährungsproben kamen, erschallte das Lob.
Wenn Sie das Lied Moses lesen, scheint es, als wären sie schon im Land Kanaan, obwohl sie erst am Anfang standen.
Das Schönste kommt noch: In der Offenbarung steht, dass man in der Ewigkeit das Lied Moses singen wird.
Es gibt zwei Lieder Moses. Ich denke, wir werden beide singen.
Dann passt es für uns: „Herr, du hast das getan.“
Wenn Sie es heute Abend in der Stille noch einmal lesen, wissen Sie, dass es für uns gilt – in Bedrängnissen und Nöten, wie herrlich der Herr uns führt.
Wir haben Grund, in dieses Lob einzustimmen. Wenn wir zurückdenken, wie oft wir in den letzten Monaten meinten: „Jetzt ist alles aus.“
Doch es wurde immer ein Triumph Gottes. Ob im Krankenhaus, wenn man auf Untersuchungsergebnisse wartet, oder bei plötzlichem Zusammenbruch – der Herr führt alles wunderbar.
Warum? Damit wir ihn preisen und loben. Auch wenn wir noch auf Antwort warten, können wir sicher sein, dass sein Wort sich erfüllt.
Es ist herrlich, diese Zusagen zu haben.
Der Wüstenzug Israels mit all seinen Abschnitten, die wir nicht behandelt haben, soll Ihnen neu aufgeschlossen werden, wenn Gott sagt: „Ich habe euch getragen auf Adlersflügeln.“
Das wunderbare Bild zeigt, wie der Adler die Jungen auf seinen Flügeln trägt und über Abgründe hinwegführt.
Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden. Er bleibt ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden.
Das dürfen Sie erfahren und erleben. Wir wollen ihm danken.
Lieber Herr, Dank sei dir, wir wollen dich loben und preisen dafür, dass du es so wunderbar an uns wahrmachst.
Dass du keinen vergisst, auch nicht die Menge unserer Schuld, Versäumlichkeit und Untreue, die dein Erbarmen nicht hindert und deine Zusagen nicht unwirksam macht.
Dafür wollen wir dir danken, dass deine Liebe so groß ist und dass jeder von uns eingehüllt ist.
Herr, wir wollen viele noch teilnehmen lassen und du gebrauchen uns als deine Zeugen.
Wir danken dir, dass du mächtig wirken kannst. Amen.
Gemeinschaft und Glauben in der Gemeinde
Das Zweite: Du bist nie allein. Mit dem Volk Gottes kann man keinen Staat machen. Auch mit den Gläubigen ist das nicht möglich. Die Gläubigen können keine Heldengeschichten schreiben.
Es beginnt schon bei den Osterberichten, in denen die Jünger zweifelten. Es ist fast ein makabrer Witz, dass es heute solche, wie soll ich sagen, modernen Irrlehrer in unserer Kirche gibt, die behaupten, der auferstandene Jesus sei von den Jüngern erfunden worden. Sie sagen, die Gemeinde habe ja immer viel zu wenig an den auferstandenen Jesus geglaubt, sodass es gar nicht möglich gewesen sei, dass sie die Auferstehung erfunden hätte. Die Kirche sei aus lauter Unglauben dazu nicht fähig gewesen.
Betzel sagt einmal: Wie ein dünner Rinnsaal, ein ganz kleiner Flusslauf, windet sich diese Quelle durch die Geschichte der Christenheit. Es ist immer trüb, dass die Christen Jesus nicht mehr bekannt haben. Der Auferstandene selbst ist doch der, der die Gemeinde überführen muss, der sie aufwecken und überzeugen muss.
So war es zu allen Zeiten, nicht nur bei den Jüngern, die ungläubig, verzagt und mutlos waren. Es war immer der Herr, der ihnen erschienen ist. Er hat Erweckungen bewirkt, seine müde Gemeinde geholt, einzelne zum Glauben geführt und sie als seine Zeugen gebraucht.
Hier sehen wir es wieder: Gleich nach dem Auszug sagt die große Masse der Gemeinde, es wäre besser gewesen, in der Knechtschaft in Ägypten zu bleiben. Ist das wirklich möglich? Haben sie nicht gewusst, dass es dort kein Leben gab? Lieber in der Gefangenschaft bleiben und die ganzen Verheißungen Gottes vergessen.
Das ist bis in unsere Tage ein Spiegelbild unseres Unglaubens. Oft haben wir keinen Mut mehr, dem Herrn Großes zuzutrauen. Wir glauben nicht, dass er heute Erweckungen will, Aufbrüche schafft und durch unser Wort andere zur Erkenntnis der Wahrheit führt.
Ich möchte jeden bitten, Gott mehr zuzutrauen – viel, viel mehr, was Gott noch machen will. Egal wie alt man ist, Gott kann jeden gebrauchen, heute einen unglaublichen jungen Mann zu Jesus zu führen.
In Ulm war zum Beispiel eine Frau, die ihre Nöte und Probleme hatte. Sie sprach einen jungen Studenten an, der ihr als Ausländer auffiel. Sie fragte ihn: „Kennst du Jesus?“ Er antwortete: „Nein, aber können Sie mich dorthin führen, wo ich ihn finden kann?“
Dieser junge Student war der heutige Professor Dr. Tetschkos Wilinow, der größte Verbreiter des Evangeliums in Bulgarien. Er ist ein großer Medizinprofessor, der die Bulgarienhilfe leitet, Hunderttausende von Kinderbibeln verbreitet und besten Zugang zur Regierung hat.
Die Frau Frasch, die heute noch lebt und mit 93 oder 94 Jahren die Bulgarienhilfe leitet, hatte einfach den Mut, diesen jungen Mann auf der Straße oder in einer Buchhandlung anzusprechen. Sie sagte schlicht: „Kennst du Jesus?“
Das ist kein System meiner Worte, das man auswendig lernen kann, sondern der Geist Gottes begabt und macht uns brauchbar. Wir sollten mehr Glauben haben und wissen: Wir sind nie allein.
Dieser Kleinglaube und Unglaube sind so tragisch und schlimm. Man könnte viele Beispiele erzählen, wie der Herr oft wunderbar wirkt und Menschen gebraucht.
Gottes Wirken trotz menschlicher Schwäche
Und jetzt stellt sich immer wieder die Frage: Wir haben den Unglauben besprochen und das Nichtrechnen mit dem Herrn.
Wir können es nicht aus eigener Kraft schaffen. Kein einziger Gläubiger kann das Meer austrocknen oder einen Weg durch das Schilfmeer bahnen. Wir können nichts tun, nicht einmal ein Boot herbeizaubern. Und selbst wenn wir die besten Evangelisten aus Amerika einfliegen lassen, funktioniert das nicht.
Wir können nicht einmal mit den Leuten etwas bewirken, doch der Herr kann es durch seine schwachen Menschen tun. Ehe wir es begreifen, ist er da. Er ist nahe bei denen, die zerbrochen, verzweifelt und angefochten sind; bei denen, die leere Hände haben, aber auf den Herrn blicken.
Sie hatten ja noch die Gebeine Josephs dabei. Hätten sie doch daran denken sollen! Wir haben doch das reiche Erbe von Joseph, das, was er mit dem Herrn erlebt hat: wie er im Gefängnis war und wie der Herr ihn erhöhen konnte. Bei Gott ist nichts unmöglich.
Wie hat Joseph am Ende seines Lebens zu seinen Brüdern gesagt? „Ihr dachtet Böses gegen mich zu tun.“ Aber Gott kann aus allem Gemeinen, Hinterhältigen und Bösen Segen stiften und Gutes hervorbringen. Das ist die Art Gottes. Den setzt keiner matt.
Und wir haben nicht nur die Gebeine Josephs bei uns, wir haben so viele Glaubenszeugen. Das ist mir immer so wichtig, dass wir in den alten Biografien lesen. Das ist ja toll, auch in der Bibliothek oben. Ich habe mir immer wieder für die Zeit dazwischen so alte Lebensbilder geholt, um zu lesen, wie es damals war.
Viele von uns haben das erlebt, wie Paul Schneider im KZ Buchenwald. Bis sie ihn totgeschlagen haben, rief er hinaus auf den Appellplatz, wie die Tausenden da standen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Und er sagte: „Ich kann doch nicht schweigen.“
Und wie es Atheisten waren, die von diesem Wort getroffen wurden, weil der Herr stark ist durch den Mund der Gebundenen und Ohnmächtigen hindurch. Denken wir an die Hugenotten, an Am Bodelschwingh und Eva von Thiele-Winkler.
Wenn wir an die ganze Geschichte denken, die schon vor unserem Auge vorübergezogen ist, hat uns der Herr doch immer gesagt: Du bist nie allein. Wer auf ihn vertraut, erlebt das.
Und es hängt nur an deinem Blick, ob du mit ihm rechnest. Deshalb heißt es hier: „Ihr werdet still sein.“
Gottes Macht und unser Vertrauen
Still sein, weil Gott uns gar nicht braucht. Gott könnte es eigentlich allein mit seinen Engeln tun. Doch merkwürdig: Er braucht uns nicht, sondern will nur, dass wir still sind, auf ihn blicken und mit ihm rechnen – das ist das Einzige.
Und dann macht er es noch einmal.
Ein kleiner Hinweis: Der Stab Moses. Heute gibt es manche Leute, die am liebsten solche Stäbe nachmachen und sagen, es liege doch am Stab. Aber das stimmt nicht! Es liegt auch nicht an unserer Gebetshaltung. Deshalb kann niemand behaupten, dass es an den gebeugten Knien liegt oder an den ausgereckten oder gefalteten Händen.
Gott braucht nicht einmal den Stab Moses. Aber es ist seine Freundlichkeit, dass er sagt: Moses, heb den Stab hoch, und dann will ich es durch dich tun. Durch den schwachen Mose, von dem wir wissen, dass er später den Glauben nicht durchgehalten hat, trotz seines Mangels an Vertrauen.
Das ist eine Not bei uns. Und dennoch will der Herr durch uns schwache, ungläubige Menschen seine großen Siege vollbringen.
Still sein, still sein.
Irrtümer über Glauben und Gottes Hilfe
Einer der lästerlichsten Sätze, die bei uns im Volk so verbreitet sind, lautet: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Diesen Satz sagen oft Leute, die das Heil noch nie wirklich begriffen haben. Er bedeutet nichts anderes als „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“. Das ist ein Quatschsatz.
„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ klingt so, als sei der Glaube nur eine Beruhigungspille oder ein Placeboeffekt, den man nur zum Schein einnimmt. Doch das ist falsch. Der Herr will gerade durch uns, schwache Menschen, wirken. Deshalb gibt es kein anderes Rezept, als seit Jahrhunderten mit Jesus zu rechnen und seine Verheißungen immer wieder zu wiederholen.
Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, durch eine Gemeinde, die dabei bleibt. Das ist mir besonders groß bei dem, was in China geschehen ist, bewusst geworden. Während der chinesischen Kulturrevolution unter Mao Zedong wurde alles vernichtet: alle Bibeln verbrannt, alle Kirchen geschlossen, es gab nichts mehr.
Heute aber wächst die Gemeinde dort ungeheuer. Wir sind in der Mandschurei, nahe Wladiwostok, mit einem Teil unserer chinesischen Mitarbeiter. Das ist so beeindruckend. Als ich das erste Mal dort war, habe ich in einem Gebet für die Welt bei Patrick Johnson gelesen, dass es dort auch einige Hauskreise gibt.
Ein Einheimischer sagte mir, dass es in dieser Stadt zehn wiedergeborene Christen gibt. Die Gemeinde wächst so rapide, wie der Herr sie baut – durch das schlichte Zeugnis einfacher Christen. Oft haben wir die Orientierung zu sehr auf große Namen. Doch die meisten Menschen werden durch das mündliche Zeugnis zu Jesus geführt.
Das müssen wir wieder ganz neu lernen – durch Hausbesuche, durch den Dienst von Paten oder Verwandten, durch das Vorbild der Eltern, in der Familie oder Nachbarschaft. Dort waren Jugendleiter, die Jesus so treu geblieben sind und sich zu diesem Dienst bekannt haben, auch in schweren und bösen Zeiten. Sie blieben still, obwohl sie natürlich auch reden mussten.
Aber immer mit dem Blick auf den Herrn, der es macht, weil er alle Macht im Himmel und auf Erden hat. Er hat die Schlüssel zu den Herzen der Menschen. Was die Ägypter wollen, kann den Herrn niemals hindern. Die Völker sind ein Tropfen am Eimer, heißt es im Jesajabuch. Die Völker sind ein Tropfen am Eimer, den man wegwischt.
In Indonesien, dem volkreichsten muslimischen Land, scheint der Islam heute sehr bedrohlich. Doch es gibt viele Christen dort. Unsere lieben Mitarbeiter aus Christus-Dreherkreisen berichten, dass 25 Prozent der Bevölkerung Indonesiens Christen geworden sein sollen. Es gibt keine offiziellen Statistiken mehr von der Regierung. Das ist eine unglaubliche Zahl, wenn man bedenkt, dass dort fast alle Muslime im Martyrium den Weg mit Jesus gehen.
Wenn der Herr wirkt, dann kann er seine Gemeinde befähigen und gebrauchen. So kann sie wunderbar wachsen. Alle Angriffe der Feinde des Kreuzes Christi können der Gemeinde nichts anhaben. Nur die Glaubenslosigkeit der Christen lähmt die Gemeinde.
Das ist das Schlimme: die ungläubige Gemeinde, das Vergessen der Verheißungen und das Sich-selbst-so-wichtig-Nehmen. Das ist sehr schlimm, wenn wir nicht mehr auf den Herrn vertrauen.
Feststehen im Glauben trotz Angst
Und Mose, der die Stimme Gottes hört, ist nur ein Einzelner, und er ist unüberwindlich in dieser schrecklichen Not, wie sie vor dem Meer stehen. Deshalb unser dritter Punkt: Nicht fürchten, sondern feststehen. Das sagt Mose: Nicht fürchten, sondern feststehen. Der Herr wird für euch streiten. Mit beiden Füßen hinstehen. Da zappeln wir selber. Ja, wie geht es jetzt weiter? Wart doch, der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.
Also die Geduld – die habe ich auch nicht. Geduld ist eine Geistesgabe, dass man warten kann. Wenn die Stunde sich gefunden hat, bricht die Hilfe mit Macht herein. Um dein Krämen zu beschämen, wird es unversehens sein. Wart doch, wie das kommt.
Ich habe da draußen ein Buch „In der Spur Gottes bleiben“, wo ich lauter solche Beispiele wollte, weil ich immer denke, die Beispiele sind das Wichtigste. Da habe ich für jeden Tag so ein Beispiel, das man gebrauchen kann. Wie man meint, die Illustration – das ist so ein Bilderbuch Gottes, das wir so als Zeugen haben.
In England war der große Prediger Martin Lloyd Jones. Er war Arzt gewesen, aber vom Arztberuf nicht befriedigt und deshalb war es höchst, ja, wie unser Bruder Meyer Gerber, auch das Evangelium zu verkünden. Er war viele Jahre Prediger in der Westminster Chapel. Da ist passiert, ich glaube 1941 war es: Er war mitten in der Verkündigung oder im Abschlussgebet, als eine V1-Rakete der Deutschen gerade dort niederging, wo ihre Kapelle war.
Ein ohrenbetäubender Lärm, ganz in der Nähe waren sechzig Menschen tot und dreihundert schwer verletzt. Sie waren mitten im Gottesdienst, da fiel das Licht aus und Staub lag in der Luft. Sie wissen ja noch, wie das war. Martin Lloyd Jones hat nur kurz gestoppt und dann weitergebetet. Große Ruhe hat er bewahrt und den Gottesdienst ohne irgendeine Änderung fertiggemacht, obwohl ein Teil der Decke herabgestürzt war, Fenster zerstört und alles mit Staub erfüllt.
Viele haben ihn gefragt: Wie machst du das? Er sagte, ich bin so ängstlich wie ihr auch. Aber was man einüben muss, ist das Wissen, dass Gott der souveräne Herr ist. Er sagt: Wir wollen immer das Gefühl packen. Ihr braucht nicht nach Gefühlen zu suchen. Es ist ein großer Irrtum, dass wir dauernd durch gewisse Veranstaltungen das Gefühl bekommen wollen.
Er sagt: Du brauchst Lehre. Du musst die Lehre in deinen Kopf einmal reinnehmen: Es kann mir nichts geschehen, als was er ersehen hat und was mir nützlich ist. Ich habe entdeckt, es gibt keine Zufälle mehr in meinem Leben. Alles, was geschieht, ist von Gott gelenkt, und du musst immer mehr in dieses Wissen hineingehen.
Das ist eine Sache, die man lernen muss. Gerade er als Arzt sagt, die Ängste, die Depressionen, die Zweifel kann man nur mit mehr Bibellehre überwinden. Wir müssen das immer besser wissen, ein neues Erkennen, wer Jesus ist, dass er wirklich alles hat, was uns Schutz gibt, dass er uns birgt und dass das Bleiben in ihm und seinem Wort allein frei macht.
Jetzt haben wir natürlich das Problem: Wir haben es im Glauben, aber unsere Nerven spielen verrückt. Doktor Lechler hat ja das schöne Büchlein geschrieben: Der große Nervenarzt legt die Nerven in Gottes Hand. Ich weiß, das ist gerade so schwierig. Aber das Wunderbare ist, wenn so ein Mensch das wieder bezeugt und sagt, in einer schweren Situation schenkt Gott ihm die Kraft, dass er das machen kann.
Wir sollen immer sein Wort, Gottes Wort, im Blick haben und sonst nichts, dass wir, ich glaube, in allen Situationen wissen: Ja, der Herr ist da. Auch das, was mich jetzt erschreckt, ist von ihm gelenkt und zugelassen. Wie er das hinausführt, wissen wir nicht, natürlich nicht, aber wir müssen einfach das Feld ihm überlassen.
Ich habe auch in meinem Leben immer viel Not durch böse Menschen erlebt, die mir das Leben schwer machen. Und war ich bis zum Schluss auch in meiner Zeit in der Gemeinde so. Zwei Jahre, bevor ich aufgehört habe, in unserer schönen Ludwig-Hofacker-Kirche, haben meine Frau und ich in der Zeitung gelesen, dass unsere Gesamtkirchengemeinde in Stuttgart unsere Gemeinde auflöst. Unser Bruder Über mit seiner Frau, die gehörten ja dazu, waren sprachlos, und wir wurden informiert.
Wie springt man da mit uns um? Wir waren ratlos. Was soll man machen? Wir sagten, wir hängen schwarze Fahnen vom Turm raus. Manche sagten, das hat gar keinen Wert. Wir beschlossen es, weil dort so viele kommen, weil die Bibelstunde so voll ist, weil die Gottesdienste immer geschlossen werden aus Ersparnisgründen.
Dann haben wir entdeckt, wir müssen weg. Aber wenn wir noch jetzt weggehen – das war ein Wunder – dann wird nach dem alten Gesetz, da waren die neuen Gesetze noch nicht beschlossen, die Pfarrstelle nicht eingespart, sie wurde besetzt, und bis heute läuft die Gemeindearbeit weiter.
Auf einmal hat der Herr uns dahin durchgewiesen. Wir haben damals Eingaben im Oberkirchenrat gemacht und vorgeschlagen, eine Freiwilligkeitsgemeinde zu gründen. Freiwilligkeit war echt toll, Landeskirche Freiwilligkeitsgemeinde. Nach drei Wochen kam mein Freund, der gläubige Prälat, zurück und sagte, der Oberkirchenrat wird dieses Schreiben nicht beantworten.
Wir haben gemerkt, wie alle Wege versperrt waren. Doch der Herr hat auch einen Weg geführt, sodass in Stuttgart das Evangelium weiter erklingen kann. Er braucht mich nicht dazu, er hat andere dazu genommen. Mir ist das immer wieder rätselhaft. Man kämpft dafür, und da wird man so gern bitter. Da fängt man mit bösen Worten an, aber der Herr hat diese Situation in seinem Griff.
Jetzt wollen wir sehen, wie er es hinausbringt. Wir sind passiv, wir können es nicht machen, aber er ist der Herr aller Herren und der König aller Könige. Was wir dann im Lied singen: Du wirst dein herrlich Werk vollenden. Wenn es dein Werk war, Herr, kannst du es nicht untergehen lassen.
Der Herr muss auch mit unseren Feinden umgehen können. Er muss meinen Tod besiegen und meine Angst wegnehmen. Mehr auf ihn blicken, und dann geh, dann geh, sag mal, jetzt geh auf dieses Wasser zu.
Es ist ja immer interessant gewesen, auch später, als sie ins Land Kanaan einzogen und durch den Jordan gingen. Da müssen die Träger der Bundeslade noch mit den Füßen ins Wasser gehen, und erst dann fängt es an, dass die Fluten stoppen.
Karl Hardenstein, der große Bibelausleger zur Offenbarung, sagt: Wir seien immer so arg an Wundern interessiert. Er hält es für schwierig, weil es so schwierig ist zu verstehen, was das Eingreifen Gottes ist. Das Eingreifen Gottes ist ja auch in den natürlichen Dingen da.
Wir denken dann immer nur, da, wo vielleicht die rationalen Abläufe durchbrochen sind, ist Gott am Handeln. Dabei ist so viel, was wir empfangen, jedes nette Wort, das uns heute trifft, ein Geschenk Gottes. Jeder Sonnenstrahl ist auch von ihm.
Nicht, dass wir es nicht glauben wollten, dass Gott das machen kann – das haben wir tausendfach erlebt –, dass Gott alle Naturgesetze aufheben kann. Das wissen wir. Aber das größte Wunder, sagt Karl Hardenstein, passiert dennoch in deinem Herzen, wenn du wirklich mit Gott rechnen kannst. Dann wirst du die Wunder erleben.
Das größte Wunder ist, dass du von deiner Blockierung frei wirst, an den sichtbaren Dingen zu hängen.
„Fürchte dich nicht, blick auf Jesus, er hat dich lieb, und sieh ihn am Kreuz, wie er für dich das größte Opfer gemacht hat. Dann kann dir nichts mehr schaden, gar nichts mehr. Dann kannst du die Welt überwinden.“
Darum ist es gar nicht so, wie ich am Anfang sagte: Wir brauchen diesen, ich nenne es mal so, den Platz auf der Ofenbank, den Friedensplatz, wo wir nichts mehr vom Getümmel der Welt erleben. Sondern da stehen wir mittendrin, in schweren Geschehnissen, und dürfen Siege Gottes erleben in großer Macht.
Die Wasserströme können toben, aber der Herr führt meine Geschicke auf ganz wunderbare Weise.
„Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Und so du ins Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass sich die Ströme nicht sollen ersäufen. Und so du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versenken, denn ich bin bei dir.“
Das haben sie damals erlebt, erfahren, wie der Herr wegmachte durchs Meer. Für Israel war das bis zum Kommen Jesu der größte erlebte Machterweis Gottes.
Eigentlich sollten wir schon aus der Schöpfung den großen Machterweis haben, aber in der Tat führt der Herr seine Gemeinde mitten durch die Gefahren hindurch. Es ist oft geschehen, dass die Naturgewalten Spalier standen, nur damit die Gemeinde Jesu durchziehen kann.
Da war die Macht auch der Stalinisten unter kommunistischer Verfolgung, unter Nazi-Schergen gebrochen – an diesem Punkt, dass sie es nicht tun konnten.
Weil wir so mit den Liederdichtern verbunden sind, möchte ich noch an Karl Bernhard Garve erinnern, der bei den Herrnhutern war.
Es ist merkwürdig, wie manche Leute das erleben. Er war begabt und geistreich, wurde Lehrer am Theologischen Seminar mit 34 Jahren. Er hat seine Aufgabe wahnsinnig gern getan. Aber die verantwortlichen Leiter der Herrnhuter kritisierten ihn und sagten, die schlimmen Zustände bei vielen Studenten, die so wenig Interesse mitbringen und so wenig geeignet sind für den späteren Dienst, seien eine Schuld von Karl Bernhard Garve.
Man hat ihn dann abgesetzt und als Bibliothekar eingesetzt. Für ihn war das das Allerschlimmste. Er wollte mit jungen Menschen umgehen und ihnen das Wort Gottes lieb machen. Das hat ihn durch ganz schwere Anfechtungen und tiefes Leiden geführt.
Dieser Mann hat uns dann das Lied geschenkt: „Stark ist meine Sehschuhhand, und er wird mich ewig fassen, hat so viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen.“
Und: „Sie sind nicht der Erste, der diese Anfechtung durchleidet. Mein Erbarmer lässt mich nicht, dies meine Zuversicht. Es sieht mein Kleinmut auch Gefahr, fürchte ich auch zu unterliegen. Christus reicht die Hand mir da, Christus hilft der Ohnmacht siegen, dass mich Gottes Held verpflichtet – das ist meine Zuversicht.“
Das muss man manchmal ganz allein tun, auch ohne Freunde, die einen stützen. Und doch ist es für uns alle wieder zum Zeugnis und zur großen Ermutigung.
Wir sind also beteiligt an diesen großen Siegen Gottes. Gott will uns das erleben lassen und nimmt uns mit in diese Siege hinein.
Ich möchte jetzt nur noch ein Wort zu diesem Lied sagen. Da könnte man noch viel sagen, wie der Herr uns das erleben lässt und wie er uns diese großen Siege schenkt.
Aber das mit diesem Lied ist doch noch wunderbar. Bevor Bruder Straub morgen weitermacht beim Ende des 15. Kapitels, möchte ich noch ein paar Worte zu diesem Lied sagen.
Wir singen ja viele Lieder, und heute ist es immer wieder schwierig für uns Ältere, die Jungen zu verstehen, die nur noch ihre Plastiklieder kennen und ihre Lieder mit ihren oft vielfachen Refrains.
Wir sitzen oft da. Ich beobachte das immer wieder, und mein Herz ist oft beschwert, wenn ich sehe, dass so viele nicht mitsingen können.
Vielleicht ist das Wichtigste bei dem Loblied ja hier, dass gesungen wird, dass Mose gar nichts wäre von seinen Gefühlen. Ich komme immer wieder auf diesen Punkt, weil das heute fast das Wichtigste geworden ist: Wie fühle ich mich?
Es ist hochinteressant, wie ich mich fühle. Es ist interessant. Unser Gefühl macht ja die ganzen Kurven, so wie jetzt das Wetter im April: rauf und runter, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Aber unser Glaube lebt von dem Wort Gottes, und das steht felsenfest und wankt nicht – egal wie unsere Gefühle sind.
Da gibt es ja so ein Häfchen bei den geistlichen Gesetzen von Paul Weid – wo war das? Ja, „Geist in Gesetzen“ – wo so ein Züglein ist, und da heißt es vorne ist der Glaube, und hinten nach kommt das Gefühl.
Ganz richtig: Der Glaube geht, und das Gefühl kommt erst in der Erfahrung nach.
Bei diesem Lied ist es so herrlich, dass die großen Tatbestände einfach festgestellt werden: Ich will dem Herrn singen. Natürlich kommt das Ich vor. Es gab ja so eine Zeit – die erinnern sich auch noch –, wo man die Ich-Lieder so beschimpft hat.
Wir dürfen nicht Ich singen? Warum nicht? Ich muss das Heilige Gottes doch verinnerlichen. Ich muss sagen können: Mein Gott, mein Erretter, mein Heil, ich will ihm singen.
Aber jetzt nicht von mir reden, wie ich mich fühle, sondern er ist der Kriegsmann. Herr ist sein Name, er hat die Taten getan, er tut Wunder an uns.
Jetzt müssten wir das ganze Lied eigentlich durchgehen. Das ist so wie bei vielen Liedern, die wir haben. Ich kann nur ermuntern, all diese Glaubenszeugnisse aufzunehmen und wieder zu singen.
Auch in unserer Zeit gibt es herrliche Glaubenslieder, die zum Inhalt haben die großen Heilstatsachen Gottes.
Da wollen wir mit einstimmen in diesen Jubel. Da wollen wir uns auch nicht daran stören, sondern uns freuen, wenn junge Leute solche Lieder haben. Wir gucken nur auf den Inhalt: Wird der Herr groß gemacht? Werden seine Wunder geschildert? Wird sein Heilshandeln an uns und an der Welt deutlich?
Das brauchen wir auch in unseren Tagen: die großen Lieder des Heils.
Jetzt können wir sie mal aufzählen und dann daran denken, dass das anfing mit Paul Gerhardt und mit der „Festen Burg“ von Martin Luther.
Dann gehen wir weiter mit Johann Heermann und all den herrlichen Liedern, die große Krankheitsnot gedichtet hat.
Es war meiner Frau und mir einfach wichtig, auch bei den Büchern „Kummer sich vom Herzen singen“ das noch einmal so zu erleben, dass diese Lieder auch dort ihre Bedeutung haben.
Wie man sie dann singt, ist so egal. Wir hatten in unserer Gemeinde im letzten Jahr nur noch das Klavier genommen, weil uns der Bleifuss, die Orgel, gestört hat.
Manchmal braucht es das auch. Ich freue mich, wenn wir so hell und fröhlich singen, dass es für unsere Zeit wieder neu gewonnen wird. Aber auch die neuen Lieder von heute, wo das große Wunder geschildert wird, wie wir gestern gesungen haben: „Jesu Name nie verklingen, ewiglich bleibt er bestehen.“
Diese Heils-Lieder, die diese norwegischen KZ-Insassen vor ihrer Erschießung noch gesungen haben: „Das herrliche Heil, Christus für uns, der sein Leben gelassen hat.“
Es ist ja schade: Der Hensler-Verlag hat den zweiten Band von diesen Liedern leider nicht mehr lieferbar, aber diesen dennoch fröhlich singen.
Es sind nur fünfzig drin, und zwar ganz bekannte Lieder, wie „Johann Jakob Schütz: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut.“ Ein Mann, der so gemobbt wurde von der Kirche in Frankfurt, der mit 50 Jahren schon starb und der mit Philipp Jakob Spener die erste Erbauungsstunde machte – ein ganz bedeutender Mann.
Er hat das herrliche Lied „Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden. Er bleibet ihre Zuversicht, der Segen, Heil und Frieden.“
Johann Sebastian Bach hat daraus eine herrliche Kantate gemacht, nach diesem ganzen Liedgedicht nur eine Liedkantate.
So wunderbar sind diese Lieder, die in großem Schmerz, in großer Traurigkeit gesungen wurden, weil unser Herr das erst möglich macht in diesen Katastrophen, in diesen elenden Stunden.
Wir haben noch ein paar von diesem zweiten Band da, falls sich jemand dafür interessiert, die es leider im Buchhandel nicht mehr gibt.
Auch dieses – da waren uns vorher noch ein paar angesprochen wegen dieses Büchleins mit Freudenernten. Wir haben auch noch ein paar da, weil sie hier ausgegangen waren in der Buchhandlung, aber immer da waren.
Man sieht, da haben es andere von uns in schweren Erfahrungen erlebt und sie haben gejubelt – nicht weil die Situation dementsprechend war, nicht weil ihr Gefühl so war, sondern weil der Herr es gesagt hat.
Wenn wir einmal in der Ewigkeit sind, dann werden wir uns alle schämen, dass wir so wenig gelobt und gedankt haben.
Wir waren alle beschäftigt mit unseren Sorgen und Ängsten, und der Dank und das Lob ist ja hier schon erschallt, wo sie erst am Rand der Wüste standen und die großen Bewährungsproben erst noch kamen.
Wenn sie das Lied Moses lesen, dann war es doch so, als wenn sie schon durch wären im Land Kanaan, und sie standen erst am Anfang.
Und jetzt kommt das Schönste: In der Offenbarung steht, dass man in der Ewigkeit einmal das Lied Moses singen wird.
Jetzt gibt es zwei Lieder Moses. Ich denke, wir werden beide singen.
Da passt es dann: Für uns, Herr, du hast das getan.
Wenn Sie es heute Abend in der Stille noch einmal lesen, dann wissen Sie, dass das für uns gilt – in unseren Bedrängnissen, in unseren Nöten, wie herrlich der Herr uns führt.
Wir haben Grund, in dieses Lob einzustimmen, wenn wir zurückdenken, wie oft wir in den letzten Monaten schon meinten: Jetzt ist alles aus.
Es wurde nur ein Triumph Gottes. Sei es ein Krankenaufenthalt im Krankenhaus, wo man auf das Ergebnis der Untersuchung wartete, plötzlich der Zusammenbruch, und der Herr hat wieder alles wunderbar geführt.
Warum? Damit wir ihn preisen, ihn loben.
Auch da, wo wir noch auf die Antwort warten, können wir sicher sein, dass sein Wort sich erfüllt an uns.
Es ist herrlich, dass wir diese Zusagen haben.
Dieser Wüstenzug Israels, auch mit all den Abschnitten, die wir jetzt nicht behandeln und die auch in diesen Tagen nicht behandelt werden, soll Ihnen ganz neu aufgeschlossen werden, wenn Gott sagt: Ich habe euch getragen auf Adlersflügel.
Das wunderbare Bild über den Abgründen hinweg, wo der Adler die Jungen auf seine Flügel nimmt und durchträgt.
Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden. Er bleibet ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden.
Das dürfen Sie erfahren und erleben, und wir wollen ihm danken.
Lieber Herr, Dank sei dir, wir wollen dich loben und preisen dafür, dass du das so wunderbar wahrmachst an uns und dass du keinen vergisst.
Auch die Menge unserer Schuld, Versäumlichkeit und Untreue kann dein Erbarmen nicht hindern und deine Zusagen nicht unwirksam machen.
Dafür wollen wir dir danken, dass deine Liebe so groß ist und dass jeder von uns eingehüllt ist.
Herr, wir wollen da viele noch teilnehmen lassen, und du gebrauchst uns auch da, wo wir stehen, als deine Zeugen.
Wir danken dir, dass du mächtig wirken kannst.
Amen.
Umgang mit Angst und Not im Glauben
Jetzt haben wir natürlich das Problem: Wir glauben, aber unsere Nerven spielen verrückt. Doktor Lechler hat ja das schöne Büchlein geschrieben, „Der große Nervenarzt legt eine Nerven in Gottes Hand“. Ich weiß, das ist gerade so schwierig. Aber das Wunderbare ist, wenn so ein Mensch es wieder bezeugt und sagt, dass Gott ihm in einer schweren Situation die Kraft schenkt, damit er das durchstehen kann.
Wir sollen immer sein Wort, Gottes Wort, im Blick haben und sonst nichts. Ich glaube, dass wir in allen Situationen wissen können: Ja, der Herr ist da. Und auch das, was mich jetzt erschreckt, ist von ihm gelenkt und zugelassen. Wie er das hinausführt, wissen wir nicht, natürlich nicht. Aber wir müssen einfach das Feld ihm überlassen.
Ich habe auch in meinem Leben immer viel Not durch böse Menschen erlebt, die mir das Leben schwer machen. So war ich bis zum Schluss auch in meiner Zeit in der Gemeinde. Ich habe ja zwei Jahre, bevor ich aufgehört habe, in unserer schönen Ludwig-Hofacker-Kirche Gottesdienst gehalten. Da haben wir mit meiner Frau in der Zeitung gelesen, dass meine Gesamtkirchengemeinde in Stuttgart unsere Gemeinde auflöst. Unser Bruder Über mit seiner Frau, die gehörten ja dazu, waren sprachlos. Wir wurden informiert, und wie geht man da mit uns um? Wir waren so ratlos. Was soll man machen? Wir sagten, wir hängen schwarze Fahnen vom Turm raus. Manche sagten, das hat gar keinen Wert.
Das wurde beschlossen, weil dort so viele kommen, weil die Bibelstunde so voll ist und die Gottesdienste immer gut besucht sind. Trotzdem wurde die Gemeinde aus Ersparnisgründen geschlossen. Dann haben wir entdeckt: Wir müssen weg. Aber wenn wir jetzt noch weggehen – das war ein Wunder –, dann wird nach dem alten Gesetz, denn die neuen Gesetze waren noch nicht beschlossen, die Pfarrstelle nicht eingespart. Sie wurde besetzt, und bis heute läuft die Gemeindearbeit weiter.
Auf einmal hat der Herr uns dahin geführt. Wir haben damals Eingaben beim Oberkirchenrat gemacht und vorgeschlagen, eine Freiwilligkeitsgemeinde zu gründen. Freiwilligkeit war echt toll: Landeskirche und Freiwilligkeitsgemeinde. Nach drei Wochen kam mein Freund, der gläubige Prälat, zurück und sagte, der Oberkirchenrat werde dieses Schreiben nicht beantworten.
Wir haben gemerkt, wie alle Wege versperrt waren. Aber der Herr hat auch einen Weg geführt, sodass in Stuttgart das Evangelium weiter erklingen kann. Er braucht mich nicht dazu, er hat andere dazu genommen. Mir ist das immer wieder rätselhaft. Ich sage: Man kämpft dafür, und dann wird man so gern bitter. Da fängt man mit bösen Worten an, obwohl der Herr diese Situation in seiner Hand hat.
Jetzt wollen wir sehen, wie er es hinausbringt. Wir sind passiv, wir können es nicht machen. Aber er ist der Herr aller Herren und der König aller Könige. Und was wir dann im Lied singen: „Du wirst dein herrlich Werk vollenden. Wenn es dein Werk war, Herr, kannst du es nicht untergehen lassen.“
Der Herr muss auch mit unseren Feinden umgehen können. Er muss meinen Tod besiegen und meine Angst wegnehmen. Mehr auf ihn blicken. Und dann geh, dann geh! Sag mal: Jetzt geh auf dieses Wasser zu!
Gottes Wunder und das Vertrauen auf ihn
Es ist immer wieder interessant, auch später, als sie ins Land Kanaan einziehen und durch den Jordan gehen. Dabei müssen die Träger der Bundeslade noch mit den Füßen ins Wasser treten, und erst dann hören die Fluten auf zu fließen.
Karl Hardenstein, der große Bibelausleger der Offenbarung, sagt, wir seien oft sehr an Wundern interessiert. Er meint, es sei schwierig zu verstehen, was das Eingreifen Gottes wirklich bedeutet. Das Eingreifen Gottes zeigt sich auch in den natürlichen Dingen. Wir denken dabei oft nur an Situationen, in denen die rationalen Abläufe durchbrochen werden. Doch so viel von dem, was wir empfangen – jedes nette Wort, das uns heute trifft – ist ein Geschenk Gottes. Auch jeder Sonnenstrahl kommt von ihm.
Nicht, dass wir nicht glauben wollten, dass Gott all das tun kann. Das haben wir tausendfach erlebt: Gott kann alle Naturgesetze aufheben. Das wissen wir. Aber das größte Wunder, sagt Karl Hardenstein, passiert dennoch in deinem Herzen. Wenn du wirklich mit Gott rechnen kannst, wirst du Wunder erleben.
Das größte Wunder jedoch ist, dass du frei wirst von der Blockierung, an den sichtbaren Dingen zu hängen. „Fürchte dich nicht, blick auf Jesus. Er hat dich lieb. Sieh ihn am Kreuz, wie er für dich das größte Opfer gebracht hat. Dann kann dir nichts mehr schaden, gar nichts. Dann kannst du die Welt überwinden.“
Darum ist es nicht so, wie ich am Anfang sagte, dass wir einen Platz auf der „Ofenbank“ brauchen – ich nenne es den Friedensplatz –, wo wir nichts mehr vom Getümmel der Welt erleben. Stattdessen stehen wir mittendrin, auch in schweren Geschehnissen. Und wir dürfen die Siege Gottes in großer Macht erleben.
Die Wasserströme können toben, aber der Herr führt meine Geschicke auf ganz wunderbare Weise. „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, damit die Ströme dich nicht ertränken. Und wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen, denn ich bin bei dir.“
Das haben sie damals erlebt und erfahren, wie der Herr sie durchs Meer geführt hat. Für Israel war das bis zum Kommen Jesu der größte erlebte Machtnachweis Gottes. Eigentlich sollten wir schon aus der Schöpfung den großen Machtnachweis haben. Aber in der Tat führt der Herr seine Gemeinde mitten durch die Gefahren hindurch.
Oft ist es geschehen, dass die Naturgewalten Spalier standen, nur damit die Gemeinde Jesu hindurchziehen konnte. Auch die Macht der Stalinisten unter kommunistischer Verfolgung und der Nazi-Schergen wurde an diesem Punkt gebrochen, sodass sie die Gemeinde nicht vernichten konnten.
Ermutigung durch Glaubenslieder und Zeugnisse
Weil wir gerade bei den Liederdichtern sind, möchte ich noch an Karl Bernhard Garwe erinnern, der bei den Herrnhutern war. Es ist merkwürdig, wie manche Menschen solche Erfahrungen machen. Er war begabt und geistreich und wurde Lehrer dort, am Theologischen Seminar, mit 34 Jahren.
Er hat seine Aufgabe sehr gern getan. Doch die verantwortlichen Leiter der Herrnhuter kritisierten ihn. Sie sagten, dass die schlimmen Zustände bei vielen Studenten – die wenig Interesse zeigten und für den späteren Dienst wenig geeignet waren – auch eine Schuld von Karl Bernhard Garwe seien. Daraufhin wurde er abgesetzt und als Bibliothekar eingesetzt. Für ihn war das das Allerschlimmste.
Er wollte mit jungen Menschen umgehen und ihnen das Wort Gottes lieb machen. Diese Situation führte bei ihm zu schweren Anfechtungen und tiefem Leiden. Trotzdem schenkte uns dieser Mann das Lied „Stark ist meine Sehschuhhand, und er wird mich ewig fassen, hat so viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen.“
Er ist nicht der Erste, der solche Anfechtungen durchlebt. „Mein Erbarmer lässt mich nicht“ – das ist seine Zuversicht. Auch wenn sein Kleinmut Gefahr sieht und er fürchtet zu unterliegen, reicht Christus ihm die Hand. Christus hilft, die Ohnmacht zu besiegen, und Gottes Held verpflichtet ihn. Das ist seine Zuversicht.
Manchmal muss man solche Prüfungen ganz allein durchstehen, auch ohne Freunde, die einen stützen. Doch gerade daraus entsteht für uns alle ein Zeugnis und eine große Ermutigung. Wir sind beteiligt an den großen Siegen Gottes. Gott will, dass wir das erleben, und er nimmt uns mit hinein in diese Siege.
Bedeutung des Lobgesangs und Glaubenszeugnisse
Ich möchte jetzt nur noch ein Wort zu diesem Lied sagen. Man könnte noch viel darüber berichten, wie der Herr uns das erleben lässt und wie er uns diese großen Siege schenkt. Aber gerade an diesem Lied ist doch etwas Wunderbares.
Bevor Bruder Straub morgen mit dem Ende des 15. Kapitels weitermacht, möchte ich noch ein paar Worte zu diesem Lied sagen. Wir singen ja viele Lieder, und heute ist es für uns Ältere oft schwierig, die Jungen zu verstehen, die nur noch ihre Plastiklieder kennen – Lieder mit vielfachen Refrains. Ich beobachte das immer wieder, und mein Herz ist oft beschwert, wenn ich sehe, wie viele nicht mitsingen können.
Vielleicht ist das Wichtigste an diesem Loblied, dass es gesungen wird, obwohl Mose von seinen Gefühlen gar nichts sagt. Ich komme immer wieder auf diesen Punkt zurück, weil das heute fast das Wichtigste geworden ist: Wie fühle ich mich? Es ist hochinteressant, wie ich mich fühle. Unsere Gefühle machen ja die ganze Kurve, so wie jetzt das Wetter im April – rauf und runter, Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Aber unser Glaube lebt vom Wort Gottes, und das steht felsenfest und wankt nicht, egal wie unsere Gefühle sind. Es gibt ja so ein Bild bei den geistlichen Gesetzen von Paul Weid – wo war das noch? Ja, bei den geistlichen Gesetzen. Da gibt es so ein Züglein, und vorne ist der Glaube, hinten kommt das Gefühl. Ganz richtig: Der Glaube geht voran, und das Gefühl kommt erst in der Erfahrung nach.
Bei diesem Lied ist es so herrlich, dass die großen Tatbestände einfach festgestellt werden. „Ich will dem Herrn singen“ – natürlich kommt das „Ich“ vor. Es gab ja so eine Zeit, an die sich auch noch manche erinnern, in der man die „Ich-Lieder“ so beschimpft hat. „Wir dürfen nicht ‚Ich‘ singen.“ Warum nicht? Ich muss das Heil Gottes doch verinnerlichen, ich muss sagen können: Mein Gott, mein Erretter, mein Heilender, ich will ihm singen. Aber nicht von mir reden, wie ich mich fühle, sondern dass er der Kriegsmann ist, Herr ist sein Name, er hat die Taten getan, er tut Wunderbares an uns.
Jetzt müssten wir das ganze Lied eigentlich durchgehen. Das ist so wie bei vielen Liedern, die wir haben. Ich kann nur ermuntern, all diese Glaubenszeugnisse aufzunehmen und wieder zu singen. Auch in unserer Zeit gibt es herrliche Glaubenslieder, die die großen Heilstatsachen Gottes zum Inhalt haben.
Da wollen wir mit einstimmen in diesen Jubel. Wir wollen uns nicht daran stören, sondern uns freuen, wenn junge Leute solche Lieder singen. Wir schauen nur auf den Inhalt: Wird der Herr groß gemacht? Werden seine Wunder geschildert? Wird sein Heilshandeln an uns und an der Welt deutlich? Das sind die großen Lieder des Heils, die wir auch in unseren Tagen brauchen.
Jetzt können wir sie mal aufzählen und daran denken: Es fängt an mit Paul Gerhardt und der „Festen Burg“ von Martin Luther. Dann gehen wir weiter mit Johann Heermann und all den herrlichen Liedern, die aus großer Krankheitsnot entstanden sind. Es war meiner Frau und mir einfach wichtig, auch bei Buchen Kummer sich vom Herzen singen zu lassen, um noch einmal so zu erleben, dass diese Lieder auch dort ihre Bedeutung haben.
Wie man sie dann singt, ist so egal. In unserer Gemeinde haben wir im letzten Jahr oft nur noch das Klavier genommen, weil uns der Bleifuss, die Orgel, gestört hat. Manchmal braucht es das eben. Ich freue mich auch, wenn wir so hell und fröhlich singen, dass es für unsere Zeit wieder neu gewonnen wird – aber auch die neuen Lieder von heute, in denen das große Wunder geschildert wird.
Wie wir gestern gesungen haben: „Jesu Name nie verklingen, ewiglich bleibt er bestehen.“ Diese Heilslieder, die norwegische KZ-Insassen vor ihrer Erschießung noch sangen – das herrliche Heil, Christus für uns, der sein Leben gelassen hat. Es ist schade, dass der Hensler Verlag den zweiten Band dieser Lieder leider nicht mehr auflegt, aber wir können sie dennoch fröhlich singen.
Es sind nur fünfzig Lieder darin, und zwar ganz bekannte: Johann Jakob Schütz „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“. Ein Mann, der so gemobbt wurde von der Kirche in Frankfurt, der mit 50 Jahren schon starb und mit Philipp Jakob Spener die erste Erbauungsstunde machte. Ein ganz bedeutender Mann, der dieses herrliche Lied schrieb: „Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden. Er bleibe ihre Zuversicht, der Segen, Heil und Frieden.“
Johann Sebastian Bach hat daraus seine herrliche Kantate gemacht – nach diesem ganzen Liedgedicht nur eine Liedkantate. So wunderbar sind diese Lieder, die in großem Schmerz, in großer Traurigkeit gesungen wurden. Unser Herr macht das erst möglich, in diesen Katastrophen, in diesen elenden Stunden.
Wir haben noch ein paar Lieder aus dem zweiten Band da, falls sich jemand dafür interessiert. Leider gibt es sie im Buchhandel nicht mehr. Auch dieses Büchlein mit „Freudenernten“ haben wir noch, weil es in der Buchhandlung ausgegangen war. Man sieht daran, wie andere von uns in schweren Erfahrungen erlebt haben und gejubelt haben – nicht, weil die Situation so war, nicht, weil ihr Gefühl so war, sondern weil der Herr es gesagt hat.
Wenn wir einmal in der Ewigkeit sind, werden wir uns alle schämen, dass wir so wenig gelobt und gedankt haben. Wir waren alle beschäftigt mit unseren Sorgen und Ängsten. Der Dank und das Lob sind ja hier schon erschallt, als sie erst am Rand der Wüste standen und die großen Bewährungsproben erst noch kamen.
Wenn Sie das Lied Moses lesen, dann ist es, als wären sie schon durch im Land Kanaan – und sie standen doch erst am Anfang. Und jetzt kommt das Schönste: In der Offenbarung steht, dass man in der Ewigkeit einmal das Lied Moses singen wird.
Es gibt zwei Lieder Moses. Ich denke, wir werden beide singen. Und das passt dann: Für uns, Herr, du hast das getan. Wenn Sie es heute Abend in der Stille noch einmal lesen, dann wissen Sie, dass das für uns gilt – in unseren Bedrängnissen, in unseren Nöten. Wie herrlich ist es, wie der Herr uns führt!
Wir haben Grund, in dieses Lob einzustimmen. Wenn wir zurückdenken, wie oft wir in den letzten Monaten schon meinten: „Jetzt ist alles aus.“ Es wurde nur ein Triumph Gottes. War es ein Krankenaufenthalt im Krankenhaus, wo man auf das Ergebnis der Untersuchung wartete? Plötzlich der Zusammenbruch – und der Herr hat wieder alles wunderbar geführt.
Warum? Damit wir ihn preisen, ihn loben. Auch da, wo wir noch auf die Antwort warten, können wir sicher sein, dass sein Wort sich an uns erfüllt. Es ist herrlich, diese Zusagen zu haben.
Dieser Wüstenzug Israels, auch mit all den Abschnitten, die wir jetzt nicht behandeln und die in diesen Tagen nicht behandelt werden, soll Ihnen ganz neu aufgeschlossen werden, wenn Gott sagt: „Ich habe euch getragen auf Adlersflügel.“ Das wunderbare Bild über den Abgründen hinweg, wo der Adler die Jungen auf seine Flügel nimmt und durchträgt.
Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volke geschieden. Er bleibt ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden. Das dürfen Sie erfahren und erleben – und wir wollen ihm danken.
Lieber Herr, Dank sei dir! Wir wollen dich loben und preisen dafür, dass du das so wunderbar an uns wahrmachst und dass du keinen vergisst. Auch die Menge unserer Schuld, Versäumlichkeit und Untreue kann dein Erbarmen nicht hindern und deine Zusagen nicht unwirksam machen.
Dafür wollen wir dir danken, dass deine Liebe so groß ist und dass jeder von uns eingehüllt ist. Herr, wir wollen viele noch daran teilhaben lassen und du gebrauchst uns auch da, wo wir stehen, als deine Zeugen.
Wir danken dir, dass du mächtig wirken kannst. Amen.