Einführung in die prophetische Verheißung und Johannes den Täufer
Für hat es geheißen: Jungfrau, Sohn, wunderbar, Rat, Kraft und Held – all das hat sich treulich erfüllt. Man hätte ja noch viel mehr von dem aufnehmen können, was im Alten Testament bereits von den Propheten verheißen wurde: Sohn Davids, der Knecht Gottes, der die Sünde der Welt trägt, der von Mose angekündigte Prophet, einen Propheten wie mich, den der Herr erwecken wird. Überall finden sich Linien, die klar machen, dass das, was Gott vorgehabt hat, erfüllt und eingetroffen ist.
Aber jetzt wollen wir weiterhören beim Lobgesang des Zacharias, so wie es uns auf dem Gottesdienstprogramm ausgedruckt ist:
„Du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen, damit du seinen Weg bereitest und Erkenntnis des Heils gibst seinem Volk, nämlich in der Vergebung ihrer Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes. Durch diese Barmherzigkeit besuchen wir das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“
Wir sind im Kontrast zu den Adventsgestalten nach den Lukasberichten heute bei Johannes dem Täufer. Er ist weit mehr als ein Prophet. Der Vater Zacharias hatte die Augen geöffnet: „Du, Kindlein, wirst dem Herrn vorangehen.“ Nicht als eine Art Vorprogramm. Ein Vorprogramm kann man sich immer sparen, da versäumt man nicht viel.
Herr Pfarrer Wanner hat Wert darauf gelegt, dass schon das Orgelvorspiel kein Vorprogramm ist, sondern dass der Gottesdienst mit ihm beginnt und gehalten wird.
Die Bedeutung und Herausforderung des Wirkens Johannes des Täufers
Aber sonst war es ein Vorprogramm. Na ja, wir kommen nachher nicht zu spät. Johannes sollte vorangehen. Er war wie ein Vorzeichen. Bei Musikstücken wissen viele von uns, dass es Vorzeichen gibt – die Bees und die Kreuze.
Ich darf ja manchmal am Donnerstagabend in der Michael-Hahn-Stunde das Harmonium spielen. Am letzten Donnerstag hat Bruder Plattner gesagt: „Es hat aber vier Kreuze, können Sie das?“ Ich hätte gewusst, dass ich lieber auf den weißen als auf den schwarzen Tasten spiele.
So etwas war es auch bei Johannes. Viele lassen ihn weg, weil es zu viele schwarze Tasten, zu viele Kreuze sind. Damals schon gab es Leute, die das erste Kreuz waren, als sie sagten, er sei ein Spinner, ein Walzrad, so wie er herumläuft. Sein Kleid bestand aus abgeschabtem Kamelfell, und seine Kost war vegetarisch: Heuschrecken und wilder Honig.
Eine Zeit lang wollte er froh sein in seinem Licht. Er hatte Jesus einmal gesagt, als er hinausging: „Ihr habt ihn wie einen Clown betrachtet.“ Johannes wusste, wenn Jesus kommt, der Ritter der Welt, sind weder Essen noch Kleidung so furchtbar wichtig.
Es muss alles darauf konzentriert sein, dass ich ihn habe, ihn erkenne und begreife, was ich an ihm habe. Aber das war das erste Kreuz, das viele Leute gar nicht begriffen haben: dass er ein Prophet war.
Die vier Kreuze des Johannes und ihre Bedeutung
Das zweite Kreuz bestand darin, dass Johannes von Gott her ausrichten musste: Tut Buße, ändert euer Leben, kehrt um! So, wie es jetzt ist, könnt ihr nicht weitermachen. Und das haben Menschen nie gern gehört, auch heute nicht – Bußprediger sind unbeliebt. Die Haltung lautet oft: Ich selbst bin doch recht, die anderen sollen sich ändern.
Das dritte Kreuz bei Johannes war, dass er selbst bei denen, die bereit waren, an den Jordan zu kommen, um sich von ihm taufen zu lassen und in den Jordan zu steigen als Zeichen ihrer Bußbereitschaft, noch einmal nachhaken musste. Er fragte: Stimmt das wirklich? Tut ihr ehrlich Buße? Seit Johannes Gilhoff das schöne Buch „Amerikafahrer“ geschrieben hat, wissen wir, dass Johannes die Menschen als „Otterngezücht“ oder „Schlangen“ bezeichnete. Das wurde fast lächerlich gemacht.
Als ein Ersatzprediger in Amerika meinte, er müsse Bußpredigt halten, hat er sich verhaspelt und den Spruch verunglimpft. Johannes hat erkannt, dass die Menschen wie Eva im Paradies sind: Sie benutzen religiöse Worte und Begriffe, tarnen sich aber und meinen es gar nicht ernst mit Gott. Er wusste als Prophet, dass die schlimmste Gefahr für religiöse Leute darin besteht, sich mit ihrer Religiosität und Frömmigkeit vor Gott abzuschirmen.
Johannes fragte: Wer hat euch denn zugesichert, dass ihr dem Zorn Gottes entkommen werdet? Ist euch wirklich klar, dass ihr in der Gnade Gottes steht, oder redet ihr nur davon? Johannes musste oft brüskieren und taktisch unklug handeln. Das war ein Kreuz für ihn. Ich kann mir vorstellen, dass er wie der Prophet Jeremia mit Gott gehadert hat: Warum muss ich denn mit allen anecken?
Das vierte Kreuz bei Johannes war, dass er vom Zorn Gottes reden musste. Gott ist zornig – ein heiliger Zorn über alles Böse, Unwahre und Ungute in der Welt. Gott ist nicht nur traurig, sondern auch zornig. Der moderne Philosoph Peter Sloterdijk hat ein Buch über den Zorn geschrieben und gesagt: Wenn es keinen Zorn mehr gibt, gibt es auch keine Gerechtigkeit.
Wir leben heute in einer sanften Stimmung und wissen oft gar nicht mehr, was Zorn ist. Wenn mein Vater zu Hause von uns sechs Kindern aufgestanden ist und sagte: „Ich habe die ganze Bagage satt“, dann wussten wir, jetzt ist Schluss. Er musste nicht mehr viel schimpfen. Dass Gott nicht schon längst von unserer Welt aufgestanden und weggegangen ist, ist ein Wunder.
Johannes musste verkündigen, wie man dem Zorn Gottes entkommen kann. Doch viele Menschen, auch weit hinein in die Christenheit, haben ein heidnisches Gottesbild und sagen: Wir haben doch den lieben, pflegeleichten Gott. Johannes musste das Kreuz des Zorns Gottes verkünden.
Johannes als mehr als ein Prophet und der Stärkere, der kommt
Wenn zu Hause in der Kinderkirche unserer Heimatgemeinde vom Johannes erzählt wurde, haben wir als Kinderkirchhelfer das Bild von ihm mit dem Kamelmantel, dem abgeschabten Kamelfell und seinem ungepflegten Bart ausgemalt.
Wenn unsere Großmutter vom Johannes dem Täufer erzählte, konnte sie mit blitzenden Augen sagen: Er war mehr als ein Prophet. Sie nahm dann das Wort des Herrn Jesus auf: „Ja, ich sage euch wahrlich, er war ein Prophet, er war sogar mehr als ein Prophet.“ So sagte sie zu Zacharias, wenn er es nachliest: „Du Kindlein wirst ein Prophet des Höchsten heißen.“
Wenn später Menschen zu Johannes kamen und fragten: „Bist du der Christ, der von Gott uns versprochen ist? Bist du der große Prophet?“ Dann antwortete Johannes: „Ich doch nicht, ich taufe mit Wasser, aber nach mir kommt der, der stärker ist als ich. Der wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“
Ich zucke immer zusammen, wenn ich an diese Stelle komme: „der Stärkere“. Was für ein wunderbarer Begriff für unseren Herrn Jesus, den Stärkeren! In Momenten der Ehrlichkeit kann ich traurig sein über vieles, was in meinem Leben falsch gelaufen ist. Aber nur der Stärkere kann mich herausreißen aus der Versuchung. Herausreißen – das bin ich gerade im Begriff, wenn es darum geht, Falsches zu tun. Er kann mich aus dem Elend herausreißen. Der Stärkere – ich brauche ihn.
Ich weiß nicht, ob Sie schon Angst gehabt haben, ob Ihr Glaube durchhält, wenn es hart auf hart kommt, wenn die Sinne in uns verzagen und wir so schwach sind, dass wir kein Gebet mehr formulieren wollen. Ach, ich bin froh, dass ich dem Stärkeren gehören darf. Wenn ich nicht mehr kann, ist er da, der mich hält, der mich vor dem Vater vertritt. Darauf kommt alles an: die Stärke.
Johannes war der Prophet, der den Stärkeren bekannt gemacht hat. Wir Menschen sind ja gefährdet, und auch wir Christen, uns schnell von Zeitströmungen mitreißen zu lassen. Wenn Sie sechzig, siebzig Jahre zurückdenken, wie viele Christen auch hier in Korntal sich von falschen Parolen haben mitreißen lassen. Wenn Sie die Kirchengeschichte entlanggehen, können Sie erschrecken, wie viele Christen auf jede Torheit hereingefallen sind – zu Hunderttausenden.
Frömmigkeit und stramme Haltung ersetzen nicht die Tatsache, dass wir uns nicht mitreißen lassen dürfen, wenn es nicht den Stärkeren gibt. Der Historiker Fehr hat uns erzählt, sein Vater habe das Lebensmotto gehabt: Petrus’ Wort „si omnes ego non“. Wenn auch alle falsche Wege gehen, ich nicht. „Si omnes ego non“ hat Petrus gesagt, wenn alle dich verleugnen, ich nicht – und dann hat er ihn selber verleugnet.
So stark können die Strömungen sein, wenn nicht der Stärkere da ist, der mich hält, mich Schwachen, der ich so oft mitgerissen werde. Großartig: „Du wirst ein Prophet des Höchsten heißen.“
Die prophetische Aufgabe und die Botschaft der Vergebung
In meiner Schulzeit habe ich im Chor des Erbewüstgymnasiums mitgesungen. Zu Weihnachten führten wir immer ein Weihnachtsoratorium auf, zumindest die ersten zwei Teile. Nicht so umfangreich wie hier in der Brüdergemeinde. Einen dritten Teil wagten wir uns nie zu singen.
Das war in der eiskalten, unbeheizten Markuskirche in Stuttgart. Es muss etwa 1947 gewesen sein. Damals war es noch nicht üblich, Beifall zu geben. Einige wenige klatschten dennoch. Unser Direktor Griesinger sagte daraufhin: „Singts uns noch mal, dass dieses schwache Knäbelein unser Trost und unsere Freude sein soll, ja selbst den Satan zwingen und endlich Frieden bringen. Singts noch mal, dieses schwache Knäbelein!“
An Weihnachten geht es nicht um Ayapopeia mit dem kleinen Knäbelein. So hat es auch Jeremia gesagt: „Der Herr ist bei mir als ein starker Held.“ Nur wenn wir das wissen, können wir das Christfest wirklich feiern.
Du wirst ein Prophet des Höchsten heißen. Jetzt lass es uns vorangehen, und du wirst Erkenntnis des Heils geben, Vers 77, in der Vergebung der Sünden. Wir müssen Propheten sein. Propheten sollen den Menschen ins Gewissen reden – das konnte auch Johannes.
Sogar seinem Landesherrn Herodes hat er gesagt: „Ehen macht man nicht kaputt, Ehen macht man nicht kaputt, das will Gott.“ Johannes konnte Maßstäbe setzen und Werte vermitteln. Zum Beispiel, wie man es mit Kleiderspenden halten soll: Wer zwei Röcke hat, gebe dem, der keinen hat. Nicht wie ein abgetragener Anzug, der zum Licht im Osten wird – nein, so war das nicht gemeint.
Er konnte sogar das Gewissen von Soldaten und Zolleinnehmern ansprechen und ihnen sagen, was vor Gott Recht ist. Das konnte Johannes.
Rechte Propheten wollen immer die Menge des Volkes erreichen. Zu Johannes kamen das ganze Jerusalem und ganz Judäa – also eine Volksbewegung, eine religiöse Erweckung, ein großer Kongress, von Tausenden besucht.
Und Johannes sagte: „Moment mal, das ist alles noch nicht das Ziel. Heil ist dort, wo Vergebung der Sünden ist. Alles andere ist religiöses Remedium.“ Heil ist dort, wo Vergebung der Sünden ist.
Er ist der Herr Christ, euer Gott. Er will euch führen aus aller Not. Er will euer Heiland selbst sein und euch von allen Sünden reinigen.
Die alten Chöre haben noch verstanden, was Johannes uns wichtig machen wollte: Erkenntnis des Heils in Vergebung der Sünden.
Jesus als das Lamm Gottes und Träger der Sünden
Gott möchte nicht, dass Menschen high werden. Deshalb hat Johannes, wie wir wissen, als er Jesus sah, die wenigen Jünger, die sich um ihn versammelt hatten, von sich weggewiesen. Er sagte: „Das ist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt.“
Mit dieser Aussage griff Johannes einen Begriff aus Jesaja 53 auf. In wenigen Versen dieses Gottesknechtsliedes aus Jesaja 53 heißt es immer wieder, dass er unsere Sünden getragen hat, unsere Sünden trägt und sich mit unseren Sünden abmüht.
Wie das genau funktioniert, konnte uns bisher kein großer Theologe erklären. Aber Gott hat gesagt, dass er es tut. Das, was in deinem Leben schiefgelaufen ist und dich schuldig gemacht hat, was Gott traurig gemacht hat, das trägt Jesus weg.
Das war Johannes besonders wichtig, dass er diese Botschaft weitergeben konnte: Du kannst Vergebung der Sünden geben, Jesus. Das verdient dann wirklich erst den Begriff Heil.
Die Freude der Vergebung und das Licht aus der Höhe
Wir singen jetzt in der Weihnachtszeit hoffentlich mehrfach: „Fröhlich soll mein Herz springen, dieser Zeit davor freut, alle Engel singen.“
Aber im großen Choral von Paul Gerhardt wurde im Neuen Gesangbuch einfach eine Strophe weggelassen. Ich weiß nicht, ob Paul Gerhardt damit einverstanden gewesen wäre.
Die Strophe lautet:
„Meine Schuld kann mich nicht drücken,
denn du hast all mein Last,
all auf deinem Rücken.
Kein Fehl ist an mir zu finden,
ich bin gar rein und klar
aller meiner Sünden.“
Wenn Ihnen das aufgegangen ist, dann können Sie singen: „Fröhlich soll mein Herz springen, meine Schuld kann mich nicht drücken.“
Das, was ich vielen Menschen mit meinen Worten angetan habe, bis hinein in die Kirchenpolitik – meine Schuld kann mich nicht drücken.
Auch in der Familie, in der es gerade an den Weihnachtstagen so viele Spannungen gibt, so viele falsche Worte, so viel Ungeduld – meine Schuld kann mich nicht drücken, denn du hast meine Last alle auf deinem Rücken.
Also: Prophet des Höchsten, du wirst Erkenntnis des Heils geben in Vergebung der Sünden.
Das Licht aus der Höhe als Hoffnung für die Verzweifelten
Was Jesus auch noch tun kann – das kann man gar nicht alles erklären. Das wurde Zacharias auf einmal ganz klar. Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns der Aufgang aus der Höhe besuchen. Das Licht wird aufgehen, damit es denen erscheint, die in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen. Und es richtet unsere Füße auf den Weg des Friedens!
Noch einmal: Paul Gerhard hat das aufgegriffen. Er schrieb: „Die ihr schwebt in großem Leide, seht, hier ist die Tür zu der wahren Freude. Fasst sie wohl, sie wird euch führen an den Ort dahin, wo euch kein Kreuz mehr rührt.“
Das Licht aus der Höhe will besonders jene erreichen, die nicht mehr können, die keinen Ausweg mehr sehen. Wenn Sie einmal Johannes 3 lesen, das große Kapitel, in dem von der Botschaft des Johannes des Täufers die Rede ist – um ihn geht es ja als Adventsgestalt –, dann finden Sie dort Worte über Jesus. Johannes sagte, Jesus hat Worte des Lebens, der Vater hat ihm diese Worte gegeben.
Ich kann Ihnen sagen: Wenn Sie im Schatten des Todes sitzen, hilft es Ihnen nicht, wenn Leute lieb sagen: „Alles Gute, uns wird schon recht werden, du wirst das schon wieder packen.“ Aber in der Welt habt ihr Angst, seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Er hat Worte des Lebens – er!
Johannes sagt weiter: Der Vater hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wenn Sie denken, Sie sind von allen verlassen, sollen Sie wissen: Sie sind Jesus in die Hand gegeben. Und wenn Sie sich bekümmern, wie es mit unserer Welt weitergehen soll, mit unserer Kirche, dann tragen er alle Dinge. Es ist noch nicht die Stunde des Fallens, sondern die Stunde der Geduld Gottes.
Mir ist das wichtig: Der Vater hat alles in seine Hand gegeben, auf dass es denen erscheint, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes.
Die Zuversicht im Gericht Gottes und der Weg des Friedens
Jochen Klepper hat dies in seinem Adventslied aufgenommen: "Beglänzt von Gottes Lichte hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her. Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht!"
Kein Dichter, den ich kenne, hat so aufgenommen, was Johannes uns sagte: Er richtet unsere Füße auf den Weg des Friedens, damit man aus dem Gericht Gottes herauskommen kann. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.
Manche von Ihnen wissen, dass ich in letzter Zeit beunruhigt war – nicht wegen meiner Gesundheit, sondern weil ich mich fragte, wie es sein wird, wenn ich vor den Richterstuhl Gottes gestellt werde. Wenn all der Schmutz meines Lebens, all das Zerbrochene wie eine große, eklige Müllkippe vor mir liegt – unentschuldbar bis hin zum letzten vergessenen, unguten, zornigen, ungeduldigen Wort.
Bisher habe ich mir in meiner Privattheologie geholfen: Dann würde Herr Jesus sagen: "Herr Jesus, den kannst du nicht wegschicken, der gehört mir, für den bin ich gestorben." Als ob der Vater zornig wäre und der Sohn der Gnädige.
Da wurde mir plötzlich klar, es war wirklich ein Aufgang aus der Höhe: Der Vater wird Freude haben über mich und hoffentlich auch über diejenigen, bei denen Gottes Rettungsaktion zum Ziel gekommen ist. Wer zu Jesus gehört, der wollte doch in all seiner Schwachheit und Schuld Jesus angehören.
"Geh ein zu deines Gottes Freude!" Als mir das bewusst wurde, dass wer hier dem Sohn vertraute, dort aus dem Gericht kommt – aus dem ganzen Müll heraus, aus dem Falschen –, dachte ich, ich darf es auch hier weitergeben. Ich habe es erfahren, und Sie können es auch erfahren: Dass du Erkenntnis gibst in Vergebung der Sünden.
Es ist aufgegangen das Licht aus der Höhe, auf dass es erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Wo das geschieht, liebe Schwestern und Brüder, da kann aus dem germanischen Weihnachten ein Christfest werden! Amen!
