Die Herausforderung der Bekehrung bei Frommen und Ungläubigen
Es ist oft leichter, dass ungläubige, gottlose Menschen sich bekehren, als dass fromme Leute sich bekehren. Dieses Thema findet sich vielfach in der Bibel. Bei Jesu Wirken war es eine große Not, dass gerade diejenigen, die die Bibel kannten, wie zugemauert gegenüber dem Evangelium waren.
Das sollte uns immer wach machen und aufschrecken.
Ich möchte heute von der Bekehrung des Saulus lesen, aus Apostelgeschichte 9, Seite 151. Dort heißt es: Saulus schnaubte noch vor Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen. Damit wollte er Anhänger des neuen Weges – so wurde der christliche Glauben damals genannt – festnehmen.
Es war ein neuer Weg, den man geht, kein bloßer Gedanke. Männer und Frauen, die er dort fand, sollten gefesselt nach Jerusalem gebracht werden.
Die Bekehrung Saulus: Begegnung mit dem Licht
Als er aber auf dem Weg war und sich Damaskus näherte, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“
Der Name Saul war ein stolzer Name, der erste König Israels trug ihn. Es muss eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein, dieser Saul, der erste Saul. Für seine Eltern war es sicher sehr wichtig, ihrem Kind diesen großen Namen zu geben. Später benutzte Saul gerne einen anderen Namen. Der Namenswechsel begann nicht mit seiner Bekehrung; auch nachher wurde er noch Saul genannt. Wissen Sie, wie er sich im Römischen Reich gerne nannte? Paulus. Paulus bedeutet „der Kleine“ – ein starker Gegensatz zum stolzen Namen Saul. Warum er sich später Paulus nannte, zeigt seine Demut.
Saul aber sprach: „Herr, wer bist du?“ Die Stimme antwortete: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“
Die Männer, die mit Saul unterwegs waren, standen sprachlos da. Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden. Saul richtete sich von der Erde auf, doch als er seine Augen öffnete, sah er nichts. Man nahm ihn bei der Hand und führte ihn nach Damaskus. Dort konnte er drei Tage lang nichts sehen, aß nicht und trank nicht.
Schwierigkeiten und Herausforderungen der Mission heute
Warum ist Mission in den Kirchen eigentlich so schwierig? Ich habe noch nie jemanden getroffen, der gegen Mission war. In der Kirche sagen alle: „Wir wollen das auch.“ Es gab kürzlich eine große Synode der evangelischen Kirche in Deutschland, bei der es um Mission und Evangelisation ging. In unserer Landeskirche läuft gerade eine große und teure Werbekampagne. Ich schreibe gerade einen Artikel darüber. Darin steht, dass man sich vom „selbstgestrickten Pullover“-Image verabschieden will. Nun soll den ungläubigen Menschen draußen in der Welt endlich gesagt werden, worum es eigentlich geht.
Aber worum geht es eigentlich? Wenn man die Menschen anschaut, wird oft viel von den Kirchenorganisationen gesprochen. Manchmal wird auch etwas übertrieben dargestellt, als hätten Christen keine Probleme oder würden manches leichter tun als andere Menschen.
Es wird viel ausprobiert: Bildungswerke werden ausgeweitet, Papiere gedruckt, Plakate aufgehängt, neue Methoden entwickelt. Immer wieder versucht man, das Kirchliche und Christliche den ungläubigen Menschen unserer Zeit bekannt zu machen.
Für alle, die draußen stehen und mit vielen ungläubigen Menschen zu tun haben, ist die Reaktion oft dieselbe: Die Leute rüsten sich sofort ab und wollen gar nichts hören. Diese Erfahrung macht man auch auf dem Missionsfeld. Menschen sagen: „Wir kennen das Kirchliche doch schon, wir haben es erlebt.“ Dann werden alte Geschichten aus der Konfirmandenzeit oder dem Religionsunterricht ausgegraben und alles wird weggeschoben.
Man hat ja genug mit den Christen erlebt, heißt es dann. Das ist ein unerschöpfliches Thema: Die Leute sagen, „Ja, die Christen, ich kann euch was erzählen. Die rennen sonntags in die Kirche und so weiter.“
Wege zu einer authentischen Missionsarbeit
Ja, wie macht man es dann besser? Wie macht man es besser?
Neuerdings stand in „Sonntag Aktuell“ ein Artikel des Rundfunkdirektors Elitz. Er fragte, warum die Rundfunkprediger eigentlich immer so Banales aus dem Leben predigen, so Alltägliches. Seiner Meinung nach müssten sie doch wieder mehr die Bibel predigen. Als Beispiel nannte er die Geschichte von Bathseba im Bad.
In der Bibel steht jedoch noch viel mehr als solche schlüpfrigen Geschichten, die ihn offenbar zum Erzählen verlockt haben. Auch andere Stellen der Bibel bieten eine Fährte, die ganz richtig ist. Aber wie macht man das?
Diese Frage hat Missionare immer wieder beschäftigt. Am Anfang unseres Jahrhunderts war ein amerikanischer Missionar in Indien, Stanley Jones, der darunter litt. Er fragte sich: Wie kommen wir besser an die Inder heran?
Wir können uns mehr an ihr Denken gewöhnen, wir können versuchen, ihre Sprache besser zu sprechen. Außerdem können wir vergleichen, was besonders an der christlichen Religion ist. Oder wir können auch über die Fehler des Christentums sprechen, etwa über den Kolonialismus, und dann den Menschen helfen, aus dieser ganzen Spur herauszukommen.
Stanley Jones schrieb ein Buch, das damals ein Bestseller war: „Christus auf der indischen Landstraße“. Darin erzählte er, wie er selbst in einer großen Lebenskrise war. Er war acht Jahre als Missionar tätig, völlig erschöpft. Auf der Rückfahrt nach Amerika wollte er dort einen Gottesdienst für die Teilnehmer der Schiffsreise halten. Doch auch dort brach er körperlich zusammen, war mit seiner Nervenkraft völlig am Ende und dachte schon daran, seine Missionsarbeit aufzugeben.
Solche Geschichten finden sich bei vielen Missionaren, die große Erschöpfung erlebt haben. Bekannt ist das zum Beispiel auch von Hudson Taylor, der sich bis an die Grenzen seiner Kraft durchgearbeitet hat. Dann kam eine Erkenntnis: In seiner Stille über der Bibel wurde Christus für ihn plötzlich groß. Er merkte, dass er von Christus bisher nur wenig entdeckt hatte, nur ein bisschen.
Dieser Stanley Jones kehrte nach Indien zurück und sagte: „Ich will gar nicht mehr über das Christentum reden. Ich rede nicht mehr über Lebensstil und was Christen anders machen. Ich will nur noch den Menschen erzählen, wie Christus wirklich ist.“ Das sei ein unerschöpfliches Thema: seine Liebe, sein Erbarmen, seine Vergebung und dass er am letzten Tag wiederkommt.
Von da an hatte er plötzlich überfüllte Versammlungen. Er bemerkte, dass Menschen auch ganz anderer Religionen sich nur für das eine im Christentum interessieren – nicht für das Christentum selbst. Auch nicht für den Lebensstil, an dem sie sich oft stoßen, weil vieles nicht vorbildlich ist. Sie haben Hunger und Sehnsucht nach Christus. Sie wollen Christus gern kennenlernen.
Die Bedeutung des Namens Jesus und die Reaktion der Menschen
Jetzt wäre es natürlich das Verkehrteste, wenn man meint, die Werbekampagne müsse so gestaltet sein, dass man überall nur den Namen Jesus draufdruckt. Zum Beispiel das Auto von oben mit dem Namen Jesus zu versehen – das hätte keinen Sinn.
Erzählen Sie den Menschen inhaltlich, was ihnen Jesus Christus bedeutet, und kommen Sie aus einem erfüllten, überwältigten Herzen. Das ist die beste Visionsarbeit, die Sie tun können.
Reden Sie doch nicht über die alten Themen! Dass man sich über Pfarrer zu Tode ärgern kann, dass die Kirchensteuer ein unerschöpfliches Thema ist, die Mischehe, die Konfession und die Spaltung der Christenheit. Reden Sie über Christus! Reden Sie über Christus! Das andere interessiert mich nicht mehr.
Es gibt einen Hunger der Welt nach Jesus. Ich habe ja über diese Predigt geschrieben: Wir wollten Jesus gerne sehen. Es war kurz vor der Hinrichtung Jesu, als die Jünger kamen und sagten: „Jesus, da sind Griechen, Hellenisten gekommen.“
Diese Hellenisten gehörten eigentlich nicht richtig zum jüdischen Volk, denn sie waren von der hellenistischen Kultur geprägt. Sie kamen meist aus anderen Ländern und sagten: „Könnt ihr uns helfen? Wir wollen Jesus besser kennenlernen.“
Das ist es, was Mission antreibt, das ist der Inhalt der Mission. Alles andere sollten wir wegschieben und zur Seite rücken.
Aber jetzt machen wir auf einmal die Erfahrung: Auch der Name Jesus wirkt auf viele allergisch.
Die allergische Reaktion auf den Namen Jesus
Ein erster Punkt: Der Name Jesus wirkt bei vielen Menschen wie ein Reizwort.
Wir wollten Jesus gerne sehen. Wundern Sie sich nicht, dass manche Menschen sehr gereizt darauf reagieren. Einige erzählen mir, was ihnen passiert, wenn sie irgendwo erwähnen, dass sie hier in Hofacker zum Gottesdienst gehen. Dann rücken manche auf die Seite, andere schauen mitleidig von oben herab. Sie denken: „Die sind ja anders, die haben den Schraubenschlüssel locker, die haben immer nur ein Thema.“
Wissen Sie, dass es beim Saulus genauso war? Er schnaubte vor Drohung und Mordlust. Was war denn das bei Saulus? Er schnaubte wie ein wütender Stier. Ein wild gewordener Stier tobte er los. Dabei war er sonst ein umgänglicher Mensch. Doch der Name Jesus ließ ihn ausrasten. Wenn er den Namen Jesus hörte, war er wie verrückt.
Dieses Phänomen können Sie auch in Ihrem eigenen Leben beobachten. Denn das, was oft als Spott von anderen an Ihr Ohr dringt, hat in Ihrem Herzen genauso getobt. Eine Feindschaft, ein Hass, ein Eifer: „Ich will das gar nicht hören!“, wie ein rasendes Tier. „Ich kann es nicht ertragen, wie die anderen immer nur von Jesus, Jesus, Jesus reden.“ Das kann doch gar nicht sein!
Und dann lehnt er sich dagegen auf. Er hat Freude am Morgen, als Stephanus getötet wird. Er strahlt und sagt: „Endlich hat man den ins Maul gestopft.“
Saulus’ religiöser Eifer und die innere Zerrissenheit
Nun war Saulus ein sehr religiöser Mensch. Er sagte von sich, dass er das Gesetz gehalten und nach den Geboten Moses gelebt habe. Er wollte Gott dienen.
Man kann Gott dienen und dennoch einen Hass auf Jesus haben. Dieses Spannungsverhältnis zieht sich durch die gesamte Geschichte der Christenheit hindurch. Immer wieder taucht die Angst auf, begleitet von heftigem Widerstand: „Red doch nicht mehr so!“
Warum reagierte Saulus so heftig? Es war, als wäre er mit einer Harpune getroffen worden. In seinem Gewissen war er tief verwundet. Die Menschen hatten Jesus erkannt. Besonders schwierig wird es, wenn Menschen, die selbst einen Hass auf Jesus haben, erzählen: „Wissen Sie, ich war früher auch religiös, ich habe auf den Knien gebetet und mich sogar bekehrt.“
In solchen Fällen ist Geduld gefragt. Seelsorger sollten nicht mit Worten streiten, sondern viel für diese Menschen beten. Paulus hat später im 2. Korinther 4 gesagt, dass das Gewissen das Hauptorgan ist, an das er sich in seiner Verkündigung wendet. Er wusste selbst, wie aufgewühlt sein eigenes Gewissen war. Gerade er, der so ein tadelloses und ordentliches Leben voller Frömmigkeit führte.
Die Ursache des Widerstands gegen das Evangelium
Und wodurch ist er erschüttert worden? Er, der so stolz war auf seine Herkunft und auf seine Beschneidung, er, der so stolz war auf seine Zugehörigkeit zum jüdischen Volk – warum tobt er da?
Er hat getobt, weil in dieses Evangelium die Botschaft kam, dass Jesus Gott sei, dass Jesus der einzige Weg zur Erlösung ist und dass es ohne Jesus keinen Weg gibt, außer verlorene Sünder. Die Ausschließlichkeit Jesu – warum tobt und stürmt er dagegen?
Da war ein Stachel in seinem Leben. Später wird gesagt, es werde ihm schwerfallen, diesen Stachel zu ziehen. Dass dies in den neueren Bibelausgaben der Apostelgeschichte 9 nicht mehr vorkommt, spielt keine Rolle. Paulus hat seine Bekehrungsgeschichte später als Gefangener nochmals erzählt. Am Ende der Apostelgeschichte steht, dass er den Stachel in sich hatte; dieser war von Anfang an da.
Es ist immer interessant: Der Anstoß am Evangelium ist kein Anstoß der Vernunft bei Saulus, überhaupt nicht der Vernunft. Unter Christen wird oft so getan, als sei der Anstoß an Jesus eine Frage des Denkens. Das geht aber nicht in unser Denken hinein, das macht es ja gar nicht. Damit versteckt man sich oft; das ist nur ein vorgeschobener Grund.
Der eigentliche Grund der Ablehnung Jesu liegt immer im Gewissen. Wir sind angeschossen und merken plötzlich, dass unser Leben nicht recht ist. Vor Jesus sind alle unsere Maßstäbe falsch. Das trifft einen edlen Menschen, der heute humanistisch lebt, genauso wie jemanden, der vielleicht freizügiger lebt. Jesus stellt alle meine Lebensmaßstäbe in Frage. Und vor Jesus wird deutlich, dass es keinen anderen Weg zum Heil gibt als über ihn.
Die zentrale Bedeutung der Auferstehung und der Glaube an Jesus
An den Weihnachtstagen kann man viele verschiedene Gedanken lesen oder Fernsehfilme sehen, in denen Jesus dargestellt wird. Diese Darstellungen unterscheiden sich oft von der biblischen Darstellung. In der Bibel steht jedoch sehr klar, was Jesus gesagt hat. Diese Aussagen lassen sich nicht einfach ausmerzen, ohne die ganze Bibel in Frage zu stellen.
Man sieht deutlich, dass Jesus gesagt hat, er sei der einzige Sohn Gottes. Er betont, dass kein anderer Weg an ihm vorbeiführt und dass es kein anderes Heil gibt.
Saul, der später Paulus wurde, hat zunächst heftig gegen diese Botschaft protestiert. Doch wie kam er schließlich zur Erkenntnis Jesu?
Der Weg zur Erkenntnis Jesu: Das Licht und die innere Umkehr
Der nächste Punkt: Wie kommt er jetzt zur Erkenntnis Jesu? Da erscheint ein Licht. Gott kann das auf merkwürdige Weise tun, zum Beispiel durch äußere Ereignisse. Aber überschätzen Sie diese äußeren Ereignisse nicht. Ich will nicht bestreiten, dass sie in unserem Leben eine gewisse Bedeutung haben.
Das Licht hatte nur eine Stoppfunktion. Es brachte Saulus vom Pferd. Er muss ein sehr schönes Pferd geritten haben, denn er war ein stolzer Mann. Und wie er da vom Pferd herunterfällt – das war nur der erste Schritt.
Dann sitzt er tagelang in einer Wirtschaftsstube, irgendwo in einem Gasthaus in Damaskus, blind, tief verunsichert und fragend. Er findet noch nicht durch. Was hat Saulus denn so erschüttert? Es hat ihn erschüttert, dass er lebt. Dann lebt er also doch. Ist das wirklich wahr?
Wenn Sie mit Menschen über den Glauben reden, bitte ich Sie noch einmal: Reden Sie nicht über Konfessionen. Reden Sie nicht über äußere Dinge, Ärgernisse oder schlimme Begebenheiten, die sich zugetragen haben. Reden Sie mit dem Menschen darüber, dass er wirklich lebt.
Sprechen Sie über die Missionsaufgabe, Menschen zu sagen: „Ich habe in meinem Leben auch immer gedacht, das ist ein frommer Spruch, eine Erfindung der Pfaffen oder sonst etwas. Aber dann haben wir plötzlich gemerkt: In großer Not meines Lebens war Jesus der Herr!“
Ich bitte Sie, reden Sie mit den Leuten nicht über Gott. Der Teufel weiß auch, dass es Gott gibt. Und was stellen sich die Leute unter Gott vor? Reden Sie über Jesus, dass er der Herr ist! Der Herrscher, der alle Macht hat, der am Ende der Tage wiederkommt, der mein Lebensgeschick bestimmt, den ich erfahren kann, dessen Liebe ich kennen kann, der um mich herum ist und mich nicht allein lässt.
Das war für Saulus der entscheidende Schock. Das Licht war nur ein äußeres Stoppzeichen, das ihn zur Besinnung brachte.
Die Sehnsucht der Menschen nach Jesus trotz Ablehnung
Wir wollten Jesus gerne sehen. Ja, das ist ein Hunger der Menschen, auch wenn sie allergisch auf den Namen Jesus reagieren.
Aber Sie müssen dieses Zeugnis anderen sagen. Es kann ja bei den anderen Menschen, mit denen Sie zusammen sind, auch lange dauern, bis sie zum Aufwachen kommen und auf einmal merken: Ach so, es kann ja sein, sie sind schon gestorben.
Jetzt denke ich noch daran, was damals mein Kollege oder meine Mutter mir immer gesagt hat: Wenn Gott selbst das Stoppzeichen im Leben eines Menschen bringt, wenn man überwältigt wird von der Wirklichkeit Jesu Christi – und das ist die Auferstehung.
Unsere evangelische Kirche ist ja furchtbar gelähmt, da sie kein Jesuszeugnis mehr geben kann. Warum eigentlich? Wo doch die Auferstehung Jesu so eindeutig ist. Wo wir ihn kennen als den lebendigen Herrn.
Jetzt streiten sie nicht über theologische Ablehnungsgründe, sondern sie sagen den anderen Menschen, dass das ihr ganzer Glaube ist: Jesus ist da, er ist der Herr meines Lebens. Ich weiß, wenn ich sterbe, falle ich in seine Hände, und ich gehöre ihm.
Die Frage des Glaubens: „Herr, wer bist du?“
Deshalb hat Saulus gleich gefragt, als er dieses Licht sah und die Stimme hörte. Es bleibt geheimnisvoll. Wir wissen nicht einmal, ob er das Licht wirklich gesehen hat oder was seine Freunde gesehen haben. Die Bibel ist bei solchen äußeren Dingen sehr vorsichtig, damit wir nicht nach bestimmten Methoden suchen.
Die Kernfrage des Glaubens lautet: Herr, wer bist du? Ich höre dich, ich habe dich erfahren, aber wer bist du?
Ich habe hier auf der Kanzel oft gesagt, dass meine Erfahrung aus der Seelsorge, besonders im Gespräch mit ungläubigen Menschen, zeigt, dass ich oft den Eindruck habe, niemand hat noch nie eine ganz reale Erfahrung mit Christus gemacht – sogar die schlimmsten Spötter und Hasser nicht.
Doch niemand hat ihnen geholfen. Das Erlebnis kam vielleicht bei einem Unfall, im Bombenkrieg oder im Kriegsgefangenenlager. In solchen Momenten standen Menschen plötzlich in einer ganz neuen Wirklichkeit.
Sie sagen: Herr, wer bist du? Sagt es den Menschen: Das ist der König aller Könige, der Herr aller Herren, der sich ans Kreuz nageln lässt, um meine Schuld wegzunehmen. Er hört meine Gebete und gibt mir die Zusage, dass er mich in den Nöten meines Lebens nicht allein lässt.
Die Erkenntnis der Sünde und die Gnade Gottes
Und Saul erkennt plötzlich, was Sünde wirklich bedeutet. Sünde ist nicht nur die Übertretung dieses oder jenes Gebots. Sünde ist, Jesus aus meinem Leben ausgesperrt zu haben, Jesus nicht gedient zu haben. Das ist die schlimmste Sünde.
Darum sagt er, dass er noch einmal begnadigt wurde und ihm die Gnade widerfahren ist, obwohl er der Schlimmste war. Er war doch gegen den Namen Jesu vorgegangen, mit Morden und Drohungen. In Österreich gab es damals den katholischen Pfarrer Martin Boos. Um den Bischof Seiler herum bildete sich eine ganze Gruppe katholischer Pastoren, die Ähnliches erlebt hatten.
Der Pastor Henhöfer im Badischen und Martin Boos gehörten dazu. Martin Boos kam einmal zu einer Frau, um sie als Seelsorger auf ihrem Sterbebett zu begleiten. Er wollte ihr Mut machen und sagte: „Eine so liebe Frau wie Sie muss doch leicht sterben können, denn Sie haben ja immer treu Gott gedient, keinen Gottesdienst ausgelassen und immer wieder geholfen und die Kirche unterstützt.“
Daraufhin schaute die Frau ihren katholischen Pfarrer an und sagte: „Herr Pfarrer, mit all dem werde ich verdammt, wenn nicht mein Trost wäre, dass Jesus für meine Sünde gestorben ist.“ Plötzlich wurde Martin Boos klar, was es bedeutet, Christ zu sein. Er wurde ein großer Erwägungsprediger.
Die Kraft des einfachen Glaubens und Gebets
Ich erzähle das immer gerne anhand eines Assistenten, der bei einem der bedeutenden kritischen Theologen unseres Jahrhunderts, genauer gesagt des vorigen Jahrhunderts, an der Universität war – Otto Rothenberg. Er gehörte zu den kritischen, bibelkritischen Theologen.
Otto Rothenberg wurde Vikar in einer Gemeinde. Für ihn war das, was im Neuen Testament steht, nur eine Art persisch-iranischer Mythos. Es war eine Mischung aus Griechentum, Teilen des Judentums und religionsgeschichtlichen Elementen.
Eines Tages ging er in einer persönlichen Notlage zu einem alten Gemeindeglied. Er wollte ihn ganz menschlich um Rat fragen. Darauf antwortete der alte Mann: „Jetzt sagen wir alles Jesus.“ Das fiel ihm wie Schuppen von den Augen.
Plötzlich lebte er doch, Jesus war da. Das ist das Wunderbarste, was uns der Heilige Geist zeigen kann: die Herrlichkeit Jesu.
Saulus als Werkzeug der Mission
Noch ein letztes Mal: So wurde ein brauchbares Werkzeug zubereitet. Saulus wird vom Herrn als auserwähltes Werkzeug für die Mission bereitgestellt. Natürlich hat er den besten Kurs erhalten, die beste Ausbildung, wie Mission geschieht – an seinem eigenen Leben durchexerziert.
Als Ananias dann in die Stube des Gasthauses in Damaskus an der geraden Straße geschickt wird, gibt Gott ihm ein Kennzeichen, an dem man Saulus erkennen kann. Und woran erkennt man ihn? Siehe, er betet.
In der Bibel ist es immer wieder schön, dass die entscheidenden Dinge ganz anschaulich und klar werden. Das erste Zeichen des neuen Lebens ist das Beten. Hat Saulus früher eigentlich nicht gebetet? Er war doch ein frommer Mann im Judentum. Aber wie hat er gebetet? Vielleicht wie der Pharisäer im Tempel: „Lieber Gott, ich danke dir, dass ich so groß bin und nicht so bin wie die verkommenen Leute.“ Doch solche Gebete gelten bei Gott nichts.
Gott achtet auf ein schlichtes Beten eines zerbrochenen, sündigen Menschen. Gott blickt dorthin. Nehmen Sie es als Trost für sich: Gott sieht mich, auch wenn ich noch gar nicht die Vergebung empfangen habe. Gott sieht den verlorenen Menschen, der nach Rettung und Heilung schreit.
Es tut mir immer leid, wenn manche in der Gebetsgemeinschaft nicht mitbeten, weil sie denken, sie könnten keine geschraubten Worte machen, als ob Gott das wollte. Gott will den Schrei beim Beten, das Echte aus dem Innersten.
Es ist ganz schlimm, wenn man beim Beten predigt – das ist nicht der Sinn des Betens. Beten ist das Anzeichen: „Herr, sei mir Sünder gnädig!“ Und der Seelsorger Ananias muss merken: Da ist ein Mensch, der das will.
Und wie hat dann Ananias Jesus dem Saulus verkündigt? Hat er ihm eine theologische Vorlesung gehalten? Hat er mit ihm einen Bibelkurs gemacht? Hat er ihm die Hände aufgelegt und die Vergebung zugesprochen – im Namen Jesu?
Die zentrale Botschaft der Mission: Christus allein
Wir wollten Jesus gerne sehen. Es ist ein Hunger, eine Sehnsucht in der Welt, Jesus zu entdecken und diese Erfahrung zu machen. Dieser Saulus wird von Gott zubereitet, ähnlich wie Eisen, das zum Glühen gebracht und geschmiedet wird, um ein Werkzeug zu werden. Das geschieht, wenn Menschen in einer Klarheit und Ausschließlichkeit erkennen, worum es wirklich geht.
Es geht darum, dass die Menschen in der Welt Sehnsucht nach Jesus haben, Hunger auf ihn verspüren, auch wenn sie allergisch darauf reagieren. Ohne Jesus gehen sie zugrunde. Deshalb sollten wir immer wieder sagen: Stößt euch nicht an unserem Lebensstil. Es geht nicht um christliche Werte oder den christlichen Abendlass, sondern allein um Christus. Ich darf ihn dir zusprechen und dir bringen.
Es ist so schön, dass die Gemeinde Jesu bis heute von diesem Christuszeugnis lebt. Alles andere in der Mission stirbt früher oder später ab. In der Mission geht es nicht um Organisationsfragen, und auch nicht um irgendwelche anderen ideologischen Fragen. Es geht in der Mission immer um das eine: das Weitersagen von der Herrlichkeit Jesu.
Zeugnis in schwerer Zeit: Paul Schneider im KZ
Paul Schneider schaffte es noch im KZ Buchenwald, in dieser schrecklichen Zelle, in der er geprügelt und gefoltert wurde, eine bemerkenswerte Tat. Während seine Freunde beim Appell angetreten waren, gelang es ihm, sich an den Gitterstäben hochzuziehen und hinauszurufen: „Christus spricht, ich bin die Auferstehung und das Leben.“
Es ging nicht um einen ideologischen Kampf mit dem Dritten Reich, sondern um den lebendigen Christus. Daraufhin stürmten die Wärter in die Zelle und schlugen ihn halb tot, weil der Streit um Jesus ging.
Man wird Widerspruch erfahren. Es kann sogar sein, dass man Schläge und Spott erleidet. Doch das schulden wir der Welt. Das ist die herrlichste und wichtigste Botschaft, die alle Menschen kennen müssen.
Jetzt bleibt die Frage, wem sie diese Botschaft heute weitergeben können – mit ihren eigenen Worten, nicht mit einer Kassette. Wie sie anderen erzählen, was Jesus ihnen bedeutet und was sie an Jesus entdeckt haben.
Amen.