Der Glaubensweg Abrams, der uns beschrieben wird, umfasst die Kapitel zwölf bis fünfundzwanzig im ersten Buch Mose, auch Genesis genannt.
Eines ist mir bei dieser Predigtserie ganz wichtig: Wir dürfen nicht meinen, dass wir Abram in allen Dingen auf seinem Weg nachfolgen sollen. Abram ist nicht in allen Belangen das Vorbild, dem wir bedingungslos folgen müssen.
Vor zwei Wochen haben wir in der zweiten Hälfte von Kapitel zwölf gesehen, dass dies verheerend wäre. Abraham hat das gelobte Land verlassen, er hat über seine Frau gelogen und dadurch großes Unheil angerichtet. Nur aufgrund der Gnade Gottes konnte sein Weg überhaupt weitergehen.
Wir werden immer wieder feststellen, dass Abram nach Phasen, in denen er Gott treu nachfolgt und durchaus vorbildlich handelt, auch Zeiten durchlebt, in denen er ganz sicher kein Vorbild ist.
Daher sollte uns klar sein, dass es um mehr und etwas anderes gehen muss, als nur darum, einige gute moralische Lektionen von Abram zu lernen.
Der Blick auf Christus im Glaubensweg Abrams
In der Tat geht es in diesen Kapiteln nicht vor allem um Abraham oder auch Abraham, sondern um jemanden ganz anderen. Es geht um den, über den wir gerade gesungen haben.
Lass uns die Herrlichkeit des Christus sehen, wenn ein Wort verkündigt wird. Meine Hoffnung für uns heute Abend ist, dass wir etwas über Gott, über uns und darüber lernen, wie wir durch Jesus Christus mit Gott versöhnt leben können.
Jesus selbst hat das im Hinblick auf das Alte Testament gesagt. Zum Beispiel erklärte er in Johannes 5,39 den Juden, die die Schrift durchforschten: "Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt darin das ewige Leben." Dabei zog er sie auf das Alte Testament, das von ihm zeugt. Dies erklärt er immer wieder. Auch die Apostel verstanden das, griffen es auf und lernten es.
Ganz bekannt sind die Worte von Paulus an seinen jungen Mitstreiter Timotheus. Im zweiten Timotheusbrief Kapitel drei erklärt er über die Heiligen Schriften, also das Alte Testament, dass sie uns zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus unterweisen können.
So möchte ich für uns beten, passend zu dem, was wir gerade schon miteinander gesungen haben. Möge Gott uns wirklich helfen, ihn in der Schrift zu sehen, wenn wir gleich sein Wort studieren.
Himmlischer Vater, danke, dass wir uns deinem Wort zuwenden dürfen und wissen, dass es uns vor allem zeigt, wer du bist, wer wir sind und wie wir mit dir versöhnt leben können. Danke, dass wir auch aus dem Lebensbericht Abrams lernen dürfen über Jesus Christus und darüber, wie wir zur Seligkeit durch den Glauben an ihn kommen können.
Wir bitten dich, dass du dein Wort heute Abend gebrauchen willst, damit wir die Herrlichkeit des Christus in der Verkündigung deines Wortes sehen. Hilf mir, nur das zu sagen, was du zu uns sagen willst. Gib uns offene Ohren und Herzen, damit dein Wort auf fruchtbaren Boden fällt – zu deiner Ehre und zum Wohle aller, die dein Wort hören. Amen.
Einführung in den Predigttext: 1. Mose 14
In unserem Predigttext, 1. Mose 14, lernen wir zwei große Lektionen über Jesus. Zum einen sehen wir in diesem Text einen Retter, den Verlorene brauchen. Zum anderen begegnet uns ein barmherziger Versorger, der viel mehr zu bieten hat als diese Welt.
Schauen wir uns den Text genauer an: 1. Mose Kapitel 14. Ich möchte den Text in drei Abschnitte mit euch betrachten.
Falls ihr den Text zu Hause bereits zur Vorbereitung auf die Predigt gelesen habt, entschuldigt bitte meine Stimme. Sie lässt langsam nach, da ich etwas krank bin. Drei Predigten am Sonntag fordern ihren Tribut – ihr bekommt also das, was übrig bleibt. Sorry dafür.
Wenn ihr den Text schon gelesen habt, ist euch vielleicht aufgefallen, dass die ersten zwölf Verse schwer zu lesen sind. Sie können uns einen Knoten in Zunge oder Kopf verursachen. Ich möchte zeigen, dass diese zwölf Verse letztendlich als Kulisse dienen. Sie bilden den Hintergrund für die eigentliche Handlung.
Vor dieser Kulisse findet ein Schauspiel statt, das den größten Teil der Predigt ausmachen wird. Dieses Schauspiel besteht aus zwei Akten: Die Verse 13 bis 16 bilden den ersten Akt, in dem wir die Rettung eines Verlorenen sehen. Die Verse 17 bis 24 zeigen uns im zweiten Akt zwei Könige und das, was sie zu bieten haben.
Das ist die Struktur der Predigt.
Die Kulisse: Ein Krieg zwischen Königen (Verse 1-12)
Das heißt, wir kommen zur Kulisse, zu den ersten zwölf Versen. Hier tauchen gleich Namen auf und es werden Handlungen beschrieben, bei denen man sich vielleicht erst einmal am Kopf kratzt. Ich werde versuchen, das etwas zu veranschaulichen, indem ich kartenmäßig sage: Hier, dort sind die Leute, um die es ungefähr geht.
Ich lese mal die ersten vier Verse:
Es begab sich zu der Zeit des Königs Amraphel von Schinar, Ajochs, des Königs von Elasar, Kedorlaomers, des Königs von Elam, und Tidals, des Königs von Völkern, dass sie Krieg führten mit Bera, dem König von Sodom, Birscher, dem König von Gomorra, mit Shinab, dem König von Adma, mit Shemeba, dem König von Zeboim, und mit dem König von Bela, das ist Zoar. Diese kamen alle zusammen in das Tal Sidim, wo nun das Salzmeer ist.
Also, auf gut Deutsch: ein Krieg. Die vier ersten Könige, die uns beschrieben werden, sind hier oben. Sie sind gar nicht auf der Karte, aber sie kommen dort her, wo der rote Pfeil nach unten zeigt. Sie sind in dem Bereich, wo auch Abraham ein Zuhause hatte – Mesopotamien. Von dort ziehen sie vom Nordosten des Gelobten Landes herab.
Wir lesen über diese anderen fünf Könige, die sich hier in diesem Bereich befinden. Der Pointer funktioniert nicht mehr, aber ich habe noch einen anderen Zeiger. Also hier, so, da drüber seht ihr Sodom, Gomorra kann man vielleicht lesen, Bela, Adma, Zebojim. Diese kommen und kämpfen gegen die fünf Könige von oben.
Warum? Nun, Vers 4 sagt: „Denn sie waren zwölf Jahre dem König Kedorlaomer untertan gewesen, und im dreizehnten Jahr waren sie von ihm abgefallen.“ Also, diese Könige da unten haben zwölf Jahre lang, nachdem sie unterdrückt worden waren, diesen Königen, die von fern gekommen waren, Tribut gezahlt. Nach zwölf Jahren sagten sie: „Genug, das machen wir jetzt nicht mehr.“ Im dreizehnten Jahr sind sie abgefallen.
Vers 5: „Darum kamen Kedorlaomer und die Könige, die mit ihm waren, im vierzehnten Jahr.“ Sie kommen von dort oben – ab und zu sieht man, wie er von dort oben kommt. Was tun sie unterwegs? Es heißt weiter: „Und schlugen auf dem Weg dahin die Raffaiter zu Aschterot-Karnaim, die Susiter zu Ham, die Emiter in der Ebene Kirjat-Jearim und die Horiter auf dem Gebirge Seir bis El Paran, das an die Wüste stößt.“
Also, sie ziehen erst einmal bis hier unten. Sie bereiten sich vor, der Kampf findet dann hier statt. Aber das hat noch gar nicht begonnen. Sie sind erst einmal heruntergekommen und haben gedacht: „Ach, wenn wir jetzt kommen und die rebellischen Völker wieder unterwerfen, können wir auf dem Weg gleich noch ein paar neue Völker einsammeln, von denen wir auch Tribut bekommen.“
Dann ziehen sie von dort unten wieder hoch und gehen in die Ebene Siddim. Danach wenden sie sich um und kommen nach El Mischpat, das ist Kadesch, und schlagen das ganze Land der Amelikiter, dazu die Amoriter, die zu Hazezon Tamar wohnen.
Da zogen aus der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adma, der König von Zebojim und der König von Bela, das ist Zoar, und rüsteten sich zum Kampf im Tal Sidim.
Nur damit wir uns alle Namen merken können: Kedorlaomer, der König von Elam, Tidal, der König von Völkern, Amraphel, der König von Schinar, und Ajoch, der König von Elasar – vier Könige gegen fünf.
Dann folgt noch eine interessante Beschreibung: Das Tal Siddim hatte viele Erdharzgruben, also so etwas wie Pech und Schwefel. Die Könige von Sodom und Gomorra wurden in die Flucht geschlagen und fielen in diese Gruben. Was übrig blieb, floh auf das Gebirge.
Da nahmen die Sieger alle Habe von Sodom und Gomorra und alle Vorräte und zogen davon. Die fünf Aufständischen haben also eine Niederlage erlitten, die beiden Könige von Sodom und Gomorra sind gefallen. Die Sieger nehmen noch mit, was sie in Sodom greifen konnten, und gehen dann wieder nach Hause.
Wir hören das und sagen: Okay, das ist ja hochinteressant. Und ich darf heute darüber predigen.
Die persönliche Betroffenheit in biblischen Geschichten
Was hat es damit auf sich? Nun, im Endeffekt ist es so: Wenn wir solche Nachrichten hören, wirken sie zunächst oft wie viele andere Meldungen, die wir vielleicht irgendwo in den Nachrichten sehen. In der Tagesschau erfahren wir von einem Konflikt irgendwo auf der Welt, der eigentlich nichts mit uns zu tun hat. Wir hören es, es ist wichtig genug, um erwähnt zu werden, aber für uns persönlich scheint es keine große Bedeutung zu haben.
Man könnte das hier wahrscheinlich auch so sehen. Doch manchmal passiert es, dass wir eine Nachricht hören und sie plötzlich eine ganz besondere Relevanz für uns bekommt. Vielleicht habt ihr das auch schon erlebt: Ein Land, zu dem ihr einen besonderen Bezug habt, oder Menschen, mit denen ihr verbunden seid.
Mir ist so etwas vor vielen Jahren passiert. Im Jahr 2001, als ich auf Dienstreise war – ich lebte damals in den USA und war in Deutschland unterwegs – sah ich abends im Hotelzimmer die Tagesschau oder die Tagesthemen. Dort lief ein Bericht über verschleppte Hilfsarbeiter, die in der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan gearbeitet hatten und entführt worden waren. Plötzlich sah ich ein Bild von ihnen. Zuerst habe ich kaum hingeschaut, doch dann erkannte ich jemanden. Den kannte ich. Er war verschleppt worden, und auf einmal wurde die Nachricht für mich sehr persönlich.
Der Mann stammte aus der Gemeinde, in der ich einige Jahre zuvor zum Glauben gekommen war. Ich rief gute Freunde aus der Gemeinde an und erzählte ihnen davon. Sie wussten natürlich schon Bescheid und hatten lange gebetet, bevor die Nachricht überhaupt in der Tagesschau erschien. Sie sagten mir: „Matthias, das Wichtigste ist jetzt, dass die Medien das Thema weiter aufgreifen. Es muss eine Schlagzeile bleiben, damit der Druck auf die Politiker erhalten bleibt.“ So funktioniert das in unserer Welt.
Ich war schon immer ein Mann der Tat. Praktischerweise war ich damals mit einer Journalistin verlobt – meiner heutigen Frau Sarah, die in Washington D.C. für eine große amerikanische Zeitung schrieb. Also rief ich sie an und erzählte ihr von dem Fall. Ich sagte: „Sarah, hier, ich habe das in der Tagesschau gesehen, das betrifft mich sehr persönlich, ich kenne die Leute.“ Ich bat sie, nach Informationen zu suchen und zu prüfen, ob sie die Geschichte vielleicht in ihrer Zeitung veröffentlichen kann.
Sarah begann, sich der Sache anzunehmen, und dann stockte ihr der Atem. Neben den deutschen Hilfsarbeitern waren auch einige Amerikaner verschleppt worden. So ist das manchmal in der Welt: Da ist ein Deutscher dabei, den ich kenne, und meine Verlobte sieht dasselbe Bild und sagt: „Die kenne ich, Heather Mercer, mit der hatte ich zusammen zu tun, die kenne ich noch aus College-Zeiten.“
Auf einmal war das eine Geschichte, die uns beide tief betroffen machte und lange Zeit bewegte. So ist das hier bis Vers elf – eine Nachricht, die einfach vorbeirauscht.
Die Bedeutung von Lot in der Geschichte
Vers 12: Sie nahmen auch Lot mit, Abrams Brudersohn, und seine Habe, denn er wohnte in Sodom, und zogen davon.
Aha, jetzt sind das nicht mehr nur irgendwelche Namen, die wir wahrscheinlich längst vergessen haben, obwohl ich sie dreimal vorgelesen habe. Jetzt sind auf einmal Lot und Abraham dabei. Diese sind wichtig, denn wir kennen sie – das sind alte Bekannte von uns.
Mit ihnen hatten wir in den letzten Wochen schon zu tun. Gerade letzte Woche haben wir erfahren, wie Lot sich in diese Region begeben hatte.
Abraham und sein Neffe Lot
Wir waren ja im gelobten Land, und sie waren oft zusammen unterwegs. Dabei merkten sie, dass Gott sie so gesegnet hatte, dass sie später zu viel Vieh hatten, um immer zusammen zu bleiben. Deshalb beschlossen sie, sich zu trennen.
Abram ließ Lot die freie Wahl. Lot entschied sich, das gelobte Land zu verlassen und in die Nähe von Sodom zu ziehen. Nun war er in Sodom, und es fand ein Krieg statt, an dem er wahrscheinlich nicht teilgenommen hatte. Dennoch war er zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde mit verschleppt.
So ist das manchmal: Man ist einfach am falschen Ort zur falschen Zeit. Interessanterweise war Lot aber gerade am falschen Ort – und das war eine bewusste Entscheidung von ihm.
Denn er hatte das gelobte Land verlassen. Sie waren im gelobten Land, und er hätte hingehen können, wo er wollte. Er hätte im gelobten Land bleiben sollen. Wahrscheinlich hatte Abraham auch erwartet, dass Lot das tun würde.
Aber Lot sah mit seinen eigenen Augen: „Da hinten sieht es richtig gut aus – Sodom, fruchtbares Land!“ Seine Augen sagten ihm, dort sollte er hingehen. Das, obwohl uns schon in Kapitel 13, Vers 13 berichtet wird, dass die Leute in Sodom böse und sehr sündig waren.
Das hat er einfach ignoriert. Deshalb war er jetzt am falschen Ort.
Ich denke, hier steckt vielleicht schon eine kleine Lektion für uns drin: Wer sich der Gottlosigkeit und Sünde so nähert, darf sich nicht wundern, wenn er dann auch in Mitleidenschaft gezogen wird – so wie Lot.
Bedenke das, wenn du überlegst, wo du dich aufhältst und mit wem du Zeit verbringst. Wenn du den Großteil deiner Zeit mit Sündigen, mit gottlosen Menschen, mit bösen Menschen verbringst, dann sollte es dich nicht überraschen, wenn du irgendwann mit dabei bist, wenn sie zur Rechenschaft gezogen werden für ihre Gottlosigkeit.
Vielleicht gilt das auch für eine Gemeinde, in der viele junge Leute sind, die viel umziehen.
Darf ich die Frage stellen: Nach welchem Kriterium suchst du den Ort, an dem du lebst?
Ich habe jedes Jahr mitbekommen, dass hier in der Gemeinde viel Kommen und Gehen ist. Jeder, der schon länger als drei Wochen hier ist, weiß das.
Letztes Jahr haben wir 53 Leute in der Gemeinde aufgenommen, und ungefähr 30 sind wieder weggegangen. Die meisten von ihnen sind weggezogen – so wie das eben in München ist. Man zieht wieder weg, weil der Wohnraum außerhalb von München günstiger war oder der Job anderswo verlockender schien.
Und wenn ich diese Leute dann ein Jahr später anrufe und sage: „Du bist ja immer noch Gemeindemitglied. Das freut uns sehr, dass du dich so verbunden mit uns fühlst. Wir ermutigen jeden, wirklich Gemeindemitglied zu sein. Aber wenn du weggehst, erwarten wir eigentlich, dass du dir eine neue Gemeinde suchst.“
Regelmäßig höre ich dann: „Ich würde das so gerne machen, aber es ist Brachland hier. Es ist so schwierig, eine vernünftige Gemeinde zu finden.“ Immer wieder höre ich das.
Dann frage ich mich: Nach welchen Kriterien hast du den Ort ausgesucht, an dem du lebst? Alles schien wichtig zu sein – nur die Frage nicht, ob du in der Nähe einer guten Gemeinde bist.
Versteht mich nicht falsch: Ich möchte nicht sagen, dass die FEG München Mitte die allein selig machende Gemeinde ist. Ganz sicher nicht.
Ich will auch nicht behaupten, dass es nicht gute Gründe geben kann, aus München wegzuziehen oder anderswo einen Job anzunehmen. Das ist alles ganz legitim.
Ich möchte nur sagen: Frag dich, wohin du gehst und nach welchen Kriterien du den Ort auswählst, an den du ziehst.
Der erste Akt: Die Rettung des Verlorenen (Verse 13-16)
Er hatte sich den Ort ausgesucht, weil seine Augen meinten, dass er gut aussah. Dabei hatte er völlig ignoriert, dass er sich unter Menschen begab, die böse und sehr sündig waren und sich auf törichte Kriege eingelassen hatten. Nun litt er die Konsequenzen seiner Entscheidung: Er wurde verschleppt. Das ist die Kulisse.
Ab Vers 13 beginnt der erste Akt, in dem wir sehen, wie der Verlorene gerettet wird. Ich lese uns die Verse 13 bis 16 vor: Da kam einer, der entronnen war, und berichtete es Abram, dem Hebräer, der im Hain Mamre des Amoriters wohnte, des Bruders von Eschkol und Aner. Diese waren mit Abram im Bund.
Als Abram hörte, dass sein Bruder Sohn gefangen war, wappnete er seine Knechte, 318 an der Zahl, die in seinem Haus geboren waren, und jagte ihnen nach. Er teilte seine Schar, fiel des Nachts über sie her mit seinen Knechten, schlug sie und verfolgte sie bis nach Hoba, das nördlich der Stadt Damaskus liegt. Er brachte alle Habe wieder zurück, dazu auch Lot, seines Bruders Sohn, mit seiner Habe sowie die Frauen und das Volk.
Das Erste, was wir hier über Abraham lesen, ist bemerkenswert: Gott hält in seiner Treue seine Verheißung gegenüber Abraham. Er segnet ihn immer mehr. Am Anfang von Kapitel 13 hatten wir schon gelesen, dass Abraham viel Vieh, Silber und Gold besaß. Nun erfahren wir, dass er nicht nur das hat, sondern auch 318 Knechte, die bei ihm im Haus geboren sind.
Das hebräische Wort bezeichnet hier nicht einfach Diener. In einigen deutschen und eigentlich allen englischen Übersetzungen steht hier „ausgebildete Kämpfer“. Abram besitzt also eine Art Hausarmee, eine Truppe zu Hause. Warum genau, ist unklar, aber es zeigt, dass Abram inzwischen fast wie ein kleiner König ist. Er hat viele Besitztümer und viele Leute, die ihm dienen – sogar eine eigene Armee. Gott segnet ihn.
Als er von Loths Gefangenschaft hört, stellt man sich vor, wie Abraham im gelobten Land sitzt. Sein Neffe Lot hatte den Hals nicht voll genug bekommen und war dorthin gegangen, wo es besonders gut aussah, aber das gelobte Land verlassen hatte. Nun hört Abraham, dass Lot von vier Königen mit ihren Truppen verschleppt wurde. Diese Könige hatten auf dem Weg hierher bereits vier Völker unterworfen und fünf weitere Könige besiegt.
Abraham könnte jetzt überlegen, ob er seine 318 Leute nehmen soll, um dem Neffen nachzujagen. Getreu eines seiner Vorfahren hätte er sagen können: „Bin ich meines Neffen Hüter?“ Aber Abraham denkt nicht so. Er weiß, dass Gott auf seiner Seite ist. Er wird denen zum Segen, die mit ihm verbunden sind, und so macht er sich auf den Weg, um seinen Neffen Lot zu retten.
Dabei handelt er sicher im Gottvertrauen, aber nicht ohne Sinn und Verstand. Manche meinen, man müsse entweder Gott vertrauen oder das Gehirn einschalten. Nein, Abraham tut beides, und das ist gut so. Das ist eine gute Richtschnur für uns: Gott vertrauen und dann Sinn und Verstand gebrauchen – aber in dieser Reihenfolge, nicht andersherum. Erst Gott vertrauen, dann vernünftig handeln.
Abram weiß, dass er mit 318 Mann eine wahrscheinlich viel größere Armee angreift. Wahrscheinlich hatte er noch ein paar Verbündete dabei, wie wir gelesen haben. Die 318 werden hier besonders erwähnt; sie scheinen die Hauptzahl seiner Leute zu sein. Er überlegt: Nachts ist gut, wenn ich wenig Leute habe und man mich nicht genau sehen kann. Wenn ich sie aufteile und nachts angreife, könnte ich Verwirrung stiften, sodass der Feind flieht. Das ist ein bewährtes Mittel.
Genau das tut er. Er teilt seine Schar, fällt nachts über sie her und jagt ihnen nach. Er nutzt das Momentum und vertreibt sie. Er führt den Krieg nicht nur kurz nachts und macht dann Pause, sondern nutzt den Überraschungseffekt. Wenn die Sonne aufgeht, schauen die Feinde sich um und sehen, dass nur 318 Leute zurückgeblieben sind. Da greift er mit Gebrüll an und jagt sie davon. Sie sind erst mal weg, dann kehrt er zurück.
Wir könnten jetzt sagen: „Boah, Abraham! An ihm will ich mir ein Beispiel nehmen.“ Das ist doch ein Vorbild voller Gottvertrauen, klug und mit großer Liebe für seinen Neffen, obwohl dieser ziemlich töricht war. Doch ich glaube, hier geht es nicht primär darum, dass wir Abraham als unser großes Vorbild sehen. Vielmehr möchte Gott, dass wir etwas ganz anderes erkennen.
Er möchte, dass wir sehen, dass Abraham hier wirklich das tut, was 2000 Jahre später sein großer Nachkomme tun würde. Denn Gott steckt dahinter. Gott hat Abraham gerufen, Gott stärkt und segnet ihn. Gott ist es, der den Feind besiegt. In Vers 20 wird das ganz deutlich: „Gelobt sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat.“ Gott hat das gemacht.
Wir sehen hier, dass Abraham als legitimer Vorfahre von Jesus agiert. Es ist erstaunlich, wie viel wir hier von dem sehen, was wir später in Jesus erkennen. Da ist einer, der Rettung braucht, weil er nach eigenem Denken gehandelt hat, anstatt auf das zu hören, was Gott gesagt hatte: „Hier ist das gelobte Land.“ Er ging woanders hin.
Das klingt vertraut, nicht? Die ersten Menschen haben das getan: Sie misstrauten Gott und taten, was ihnen selbst gut erschien. Adam und Eva folgten dem, was den Augen gut erschien. So gehen wir alle von Natur aus in die Irre. Wir alle sind von Gott weggegangen, haben unseren eigenen Weg gewählt und uns damit in Gefahr gebracht. Wir wurden Subjekte eines Fürsten dieser Welt. Wir alle waren verloren.
So wie Abraham das gelobte Land verlässt, um seinen Neffen zu retten, so macht sich Jesus Christus von der herrlichen Gegenwart seines Vaters auf. Er verlässt sein gelobtes Land und kommt in diese gefallene Welt, um Verlorene aus der Hand des Feindes zu retten und sie zurückzubringen in die Gegenwart Gottes.
Wir alle brauchen einen Retter, so wie Abram hier einer für Lot ist. Erst wenn wir diesen Retter erkannt und Rettung erfahren haben, können wir anfangen, uns an Abram ein Beispiel zu nehmen. Haben wir erlebt, dass Jesus Christus gekommen ist, um uns aus der Hand des Feindes zu retten und zu Gott zurückzubringen, dann können wir uns an Abraham ein Beispiel nehmen und uns von Gott gebrauchen lassen – so wie Gott Abraham im Leben von Lot gebraucht hat.
Auch wir sind berufen, mit Gottes Hilfe zu den Verlorenen zu gehen. Unsere Waffen bestehen nicht aus Armeen mit 318 Leuten. Unsere Waffe ist das Wort Gottes, das Evangelium vom stellvertretenden, für Sünder gestorbenen und siegreich über Tod und Teufel auferstandenen Herrn Jesus Christus. Darin dürfen wir uns an Abram ein Beispiel nehmen. Aber zuerst müssen wir erkennen, dass wir Rettung brauchen – und den Retter annehmen.
Abram ist der Retter des verlorenen Lot.
Der zweite Akt: Begegnung mit zwei Königen (Verse 17-24)
Nachdem Gott durch Abram Lot gerettet hat, kehrt Abram von der Schlacht zurück und trifft dabei auf zwei Könige. Das führt uns zum zweiten großen Akt im Schauspiel aus Mose 14. In den Versen 17 bis 24 lesen wir miteinander verwoben die Geschichte von zwei Königen, mit denen Abraham ins Gespräch gerät.
Wir sehen, dass diese beiden Könige sehr unterschiedlich handeln und sehr Unterschiedliches zu bieten haben. Es wird deutlich, dass wir den einen König brauchen und uns vom anderen König fernhalten sollten. Auch hier dürfen wir lernen.
Der König von Sodom ist der erste König, der uns begegnet. Diesen König kennen wir bereits. Wir hatten schon gelesen, wie der König von Sodom im Kampf verloren hatte, vertrieben wurde, fliehen musste und schließlich in eine sehr unangenehme Lage geraten war – in eine Erdharzgrube. Könnt ihr euch vorstellen, wie unangenehm das ist? Erdharz, Ter, Pech – bah!
In Vers 17 lesen wir: Als Abram nun von dem Sieg über Kedorlaomer und die Könige mit ihm zurückkam, ging ihm der König von Sodom entgegen, und zwar in das Tal Schave, das zum Königreich gehörte.
Bevor der König von Sodom etwas sagen kann, taucht plötzlich ein anderer König auf, den wir bisher noch gar nicht kennen. In Vers 18 heißt es: Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus. Er war zugleich Priester des Höchsten Gottes. Melchisedek segnete Abram und sprach: „Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Gelobt sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat.“
Abram gab ihm daraufhin den Zehnten von allem.
Melchisedek als Vorbild für Christus
Melchisedek ist eine ganz interessante Figur. Alle anderen Könige werden vorher schon erwähnt und tauchen drei- bis viermal auf. Melchisedek hingegen erscheint einfach plötzlich und verschwindet genauso schnell wieder. Er wird nur in drei Versen genannt – und das war's.
Ungefähr tausend Jahre später hat wahrscheinlich David irgendwann eine stille Zeit gemacht, Mose 14 gelesen und darüber meditiert. Dabei sagte er: „Ein wie Melchisedek – den brauchen wir, einen solchen Herrn.“ Inspiriert von Gott schrieb er dann Psalm 110. Danach hören wir wieder lange nichts über Melchisedek – bis weit über tausend Jahre später, im Hebräerbrief, plötzlich wieder von ihm die Rede ist. Der Schreiber des Hebräerbriefs betont, dass Melchisedek etwas mit Jesus zu tun hat, dass er ihm gleichkommt oder ihm ganz ähnlich ist.
Ich habe hier Hebräer 7,1-3 vorliegen. Eigentlich greifen die Kapitel 6 bis 9 den Melchisedek-Bezug auf, aber hier fasst der Autor erst einmal zusammen: „Dieser Melchisedek war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten. Er ging Abraham entgegen, als dieser vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn. Abraham gab ihm auch den Zehnten von allem.“
Nun erklärt der Autor, dass bei Melchisedek alles Bedeutung hat. Erstens heißt sein Name übersetzt „König der Gerechtigkeit“. Melchi kommt von Melech, was König bedeutet, und Sedeck heißt Gerechtigkeit. Zweitens war er König von Salem. Das ist selbst für diejenigen, die kein Hebräisch sprechen, erkennbar, denn Salem ist verwandt mit dem Wort „Shalom“, was Frieden bedeutet – „Friede sei mit dir“. Salem ist also das gleiche Wort. Somit ist Melchisedek auch König des Friedens.
Diese beiden Dinge – König der Gerechtigkeit und König des Friedens – deuten darauf hin, dass Melchisedek mit Jesus zu tun hat.
Weiter heißt es, Melchisedek sei ohne Vater und Mutter, ohne Stammbaum und habe weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. Auch das erinnert an Jesus. Natürlich muss uns klar sein, dass Melchisedek sehr wahrscheinlich einen Vater und eine Mutter hatte, geboren wurde und irgendwann gestorben ist. Aber aus unserer Wahrnehmung taucht er plötzlich auf und verschwindet wieder – kein Anfang, kein Ende.
Das ist ähnlich wie manche Menschen, die in eine Gemeinde kommen: Sie sind kurz da und dann wieder weg. Heute Morgen sprach ich nach dem Morgengottesdienst mit jemandem, der sagte: „Ich war schon mal hier, vor einiger Zeit, und jetzt bin ich wieder da.“ Ich antwortete scherzhaft: „So ein bisschen wie Melchisedek, nicht?“ Er war nie Mitglied, ich habe ihn nicht wirklich kennengelernt. Er war einfach mal da, eine Zeit lang, dann wieder weg – kein Anfang, kein Ende, Vater und Mutter sind unbekannt.
Bei euch, die ihr Mitglieder seid, ist das anders. Ihr habt einen Anfang und ein Ende aus meiner Wahrnehmung. So war es bei Melchisedek: Er taucht einfach auf und verschwindet wieder. Damit gleicht er einem, der wirklich keinen Anfang und kein Ende hat: Jesus Christus, der ewig lebt. Er war da vor aller Zeit, lebt heute noch und wird für alle Ewigkeit leben.
Der Autor des Hebräerbriefs sagt, Melchisedek gleicht Jesus auch in einer weiteren Sache: Er ist nicht nur König der Gerechtigkeit und König des Friedens und hat keinen Anfang und kein Ende, sondern er ist auch König und Priester zugleich. Darum geht es im weiteren Verlauf von Kapitel 7.
Das war sonst nicht üblich. Zur Zeit Abrahams gab es noch gar kein Volk Israel und auch keine Priester. Der Urenkel von Abraham war Levi, und einige Generationen später erhielt Mose den Auftrag, eine Priesterordnung und ein Priestergeschlecht zu berufen. Diese Priester sollten aus dem Stamm Levi stammen, also Nachkommen Levis sein.
Die Könige hingegen kamen immer aus einem anderen Stamm – aus Juda. Könige waren immer aus dem Stamm Juda, außer diejenigen, die nicht legitim waren. Priester waren immer aus dem Stamm Levi, außer denen, die nicht legitim waren.
Mit einer Ausnahme: Melchisedek. Er war Priester und König zugleich – das gab es sonst nicht.
Und mit einer zweiten Ausnahme: Jesus Christus. Er war zwar aus dem Stamm Juda und damit ein König, also Teil des Königsgeschlechts. Er war König nicht nur aufgrund seiner Abstammung, sondern weil er Gottes Sohn ist, der Herrscher über alles. Gleichzeitig ist er Priester, weil Gott ihn als Priester einer anderen Ordnung eingesetzt hat.
Das heißt, was uns der Hebräerbrief sagt: Wenn du Melchisedek hörst, dann denke an Jesus.
Melchisedeks Versorgung und Segen für Abraham
Jetzt schauen wir uns an, was Melchisedek tat. Er geht Abram entgegen, nachdem dieser eine Schlacht geschlagen hat. Wir hatten gerade gesehen, dass der Weg nach der langen Schlacht weit war. Abraham kehrt zurück, und was tut Melchisedek? Was tut Gott durch diesen Diener, den er dorthin sendet?
Melchisedek kommt einfach aus Salem, das Jerusalem sein kann oder ein anderes Salem, taucht auf, kommt zu Abraham und sagt: "Hier, ich habe etwas zu essen für dich." Er deckt den Tisch, bringt Brot und Wein heraus.
Und nicht nur das: Gott sorgt durch Melchisedek für den Ermüdeten nach der langen, harten Schlacht und dem langen Marsch. Abraham ist erschöpft, und Gott sorgt dafür, dass er zu essen bekommt und der Tisch gedeckt wird. Das ist typisch für Gott: In seiner Großzügigkeit versorgt er die Seinen.
Doch Melchisedek tut noch etwas, was wirklich nur Gott tut. Bisher war der einzige, der gesegnet hat, Gott selbst. Melchisedek ist ein Vertreter Gottes, ein Priester. Er spricht zu Abraham: "Gesegnet seist du, Abraham, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat." In einer anderen Übersetzung heißt es: "Dem Himmel und Erde gehören." Er sagt weiter: "Gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat."
Was tut Gott hier durch Melchisedek? Er erinnert Abram an seine Segenszusagen. Gott hat ihm schon mehrfach seinen Segen zugesprochen, und hier sagt Melchisedek wieder: "Gesegnet seist du, Abram." Dabei erinnert er ihn daran, von wem der Segen kommt: von Gott, dem Höchsten, dem Himmel und Erde gehören oder der Himmel und Erde geschaffen hat.
Nicht nur das: Melchisedek erklärt auch, warum Abram überhaupt in der Lage war, mit seiner kleinen Truppe die bis dahin unbesiegten Könige zu besiegen und zu vertreiben. Gott, der Höchste, dem Himmel und Erde gehören, hatte die Feinde in Abrams Hand gegeben.
Das ist eine Erinnerung, die Abram in diesem Moment vielleicht braucht. Und es ist eine Erinnerung, die wir wahrscheinlich immer wieder brauchen. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber wenn du dich auf ein Wagnis einlässt oder eine Schwierigkeit bevorsteht – zum Beispiel, wenn du mal mit 318 Mann einem König nachjagst, na gut, das tust du vielleicht nicht – aber du hast sicherlich Herausforderungen im Leben.
Was tust du, wenn du vor besonderen Herausforderungen stehst? Weißt du, jetzt kommt etwas auf mich zu. Vielleicht hast du morgen eine Prüfung oder ähnliches. Typischerweise schwitzt man, wird zittrig, nervös. Und dann denkt man: "Ach, beten kann ich auch noch." Und dann geht man mit zittrigen Knien in die Prüfung. Und wenn die Ergebnisse kommen, sagt man: "Sehr gut! Boah, habe ich das gut gemacht." Klingt das für dich fremd?
Ich weiß genau, wovon ich rede. Bei mir ist es das Predigtschreiben über so skurrile Kapitel mit lauter Königen, deren Namen man sich nicht merken kann. Dann sitzt man da, betet und sagt: "Hilf mir, was soll ich am Sonntag sagen?" Und wenn die Predigt dann gut war und die Leute sagen: "Ja, super Predigt heute", denke ich: "Ja, gut, also, naja, ich bin natürlich viel heiliger." Naja, lügen soll ich ja nicht, also sage ich lieber nicht, dass es nie vorkommt.
Ich glaube, wir kennen das. Ich kann mir vorstellen, dass Abraham auch in dieser Versuchung war. Gott sendet ihm in seiner Weisheit Melchisedek, der einfach auftaucht als Repräsentant Gottes, als König und Priester. Er versorgt Abraham in Großzügigkeit und zeigt damit, wie Gott ist. Dann erinnert er Abraham an Gott, an den Höchsten, und sagt: "Übrigens, diesen Gott sollten wir loben." Das ist das, was er hier erklärt.
Wie lauten seine Worte? "Gelobt sei Gott der Höchste." Abram versteht das. Was tut Abram? Er stimmt ins Gotteslob ein. Wie nimmt er diese Aussage Melchisedeks auf? Er gibt ihm den zehnten Teil von allem. Das ist sein Gottesdienst, sein Lob an Gott. Er gibt dem Priester Gottes seinen Zehnten.
So hat Melchisedek hier als Werkzeug Gottes eine Rolle gespielt, um Abraham neu daran zu erinnern, wer wirklich für ihn sorgt und wer ihn segnet. Es ist Gott der Höchste, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Die Begegnung mit dem König von Sodom
Und jetzt ist Abram bereit. Er ist bereit für die Begegnung mit dem anderen König. Nun kommt der König von Sodom zu Wort. Hört mal, wie ganz anders der König von Sodom redet! Während er in die Szene kommt, hat er nichts mit der ganzen Geschichte zu tun. Er serviert zum ersten Mal Brot und Wein und spricht dann den Segen aus.
Hier erscheint der König von Sodom, eben geflohen und ins Dreckloch gefallen. Er sieht, wie Abram seine Leute befreit hat und sein Hab und Gut zurückbringt. Und was sagt er? „Gib mir, gib mir, gib mir die Leute!“ Hallo, König von Sodom, was ist mit dir los? „Gib mir!“ Du hast hier nichts zu fordern! Du bist der Verlierer. Du kannst froh sein, wenn du nicht gleich von den 318 Mann noch mal eine auf die Mütze kriegst und Abram Sodom übernimmt. „Gib mir die Leute, die Güter kannst du aber behalten.“
Was macht Abram? Er lässt sich gar nicht darauf ein. Er will mit diesem Typen nichts zu tun haben. Er sagt: „Seinen Ruf kenne ich, der ist böse. Er sündigt viel gegen den Herrn. Und ich weiß, wem ich gehöre und wer für mich sorgt.“
Was macht Abram also? Abram sieht diesen lächerlichen König von Sodom. Dann heißt es hier: Er sprach zum König von Sodom: „Ich hebe meine Hand auf zu dem Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat.“ Er braucht genau die Worte, die Melchisedek ihm gerade gesagt hat. Er greift genau diese Worte auf. Er hat seine Lektion gelernt: „Ich gehöre zu Gott, auf den verlasse ich mich.“
Und er sagt: „Nur deinen Dreck kannst du behalten. Von allem, was dein ist, will ich nicht einmal einen Pfad oder einen Schuhriemen nehmen, damit du nicht sagen kannst, du hättest Abraham reich gemacht – ausgenommen das, was die Knechte verzehrt haben.“
Doch lasst die Männer Anna, Eschkol und Mamre, die mit mir gezogen sind, ihren Anteil nehmen. Das heißt, er versorgt seine Leute. Er gibt seinen Zehnten an Melchisedek. Und er sagt: „Da kommt König von Sodom, nimm alles andere. Mit dir mache ich keine Deals. Von dir will ich gar nichts haben. Du wirst nie sagen können, dass du mir irgendetwas Gutes getan hast. Von dir brauche ich nichts.“
Denn Abraham weiß, wo seine Versorgung herkommt. Er gibt dem König, was des Königs ist, und Gott das, was Gott gebührt. Er ehrt Gott und lobt ihn: „Ich hebe meine Hand auf zu dem Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, dem Gott, der mich segnet, dem Gott, der für mich sorgt.“
Die Bedeutung für unser Leben heute
Das ist die Geschichte, das ist der zweite Akt. Und nun stellt sich die große Frage: Was hat das mit dir zu tun?
Ich glaube, dass auch du, dass wir alle in diesem Spannungsverhältnis zwischen zwei Königen stehen. Der eine ist der größere und bessere Melchisedek, der wahrhafte König der Gerechtigkeit. Er ist derjenige, der wirklich vollkommen gerecht war, der nie etwas Böses getan hat, der kein Unrecht begangen hat in seinem ganzen Leben.
Dieser König hätte allein aufgrund seiner Taten und seines Lebens vor Gott, dem Vater, bestehen können. Doch er war bereit, unsere Ungerechtigkeit auf sich zu nehmen und am Kreuz von Golgatha für Menschen wie dich und mich zu sterben.
Er ist der König der Gerechtigkeit, durch den wir gerecht sein können, und er ist der König des Friedens, durch den wir Frieden mit Gott haben können. Denn er bringt Frieden – und nur er.
Er ist der ewige Herr, kein König, der große Dinge verspricht und dann stirbt und nicht mehr gesehen wird. Er ist der ewige Herr vom Anfang bis zum Ende, für alle Ewigkeit. Und er ist der Priester, der Mittler zwischen Gott und Mensch.
Er ist der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks, der uns sündige Menschen mit dem heiligen Gott in Verbindung bringen kann durch das eine Opfer, das für alle Zeiten gilt – nämlich sein eigenes Leben.
Er opferte sich selbst als Hoherpriester nach einer anderen Ordnung und kaufte so sündige Menschen frei aus der Hand des Teufels, damit wir mit Gott versöhnt leben können.
Er ist der, der die Seinen versorgt, so wie Melchisedek, der uns den Tisch deckt und uns alles gibt, was wir haben. Du hast nichts, was er dir nicht gegeben hat. Du wirst nie etwas haben, was er dir nicht gibt.
Er weiß, was du brauchst – für dieses Leben und für die Ewigkeit. Jesus ist der größere und bessere Melchisedek.
Aber bis zum heutigen Tage hat er einen Nebenbuhler. Der König von Sodom lebt bis in diese Zeit. Er nennt sich immer mal wieder anders, doch hinter ihm steht immer derselbe: der Fürst dieser Welt.
Und er kommt und bietet uns Deals an. „Komm zu mir, gib mir ein bisschen was, und du bekommst von mir.“ Er will ein bisschen Loyalität, er will irgendetwas von dir.
Manchmal kommt vielleicht ein ganz anderes Angebot, und dann sagt er: „Weißt du was? Melchisedek will deinen Zehnten, der will dir ans Portemonnaie.“ So kann der FG München mit, dann wird eine Kollekte gesammelt. Und wenn man Mitglied wird, dann reden sie über den Zehnten und so.
„Komm zu mir, da gibt’s mehr!“ Was hat er zu bieten? Was hat er zu bieten? Er hat nur leere Versprechungen, aber es sieht so gut aus.
Lot ist da hingelaufen. Lot wollte das sein, denn es sah gut aus. „Lass uns mal in Sodom unsere Zelte aufschlagen.“
Ich denke, wir alle wissen, dass wir in diesem Spannungsfeld stehen – du und ich. Jeden Tag!
Wenn ich eine Hoffnung verbinde mit dieser Predigt, dann ist es die, dass du die Maske des Königs von Sodom ein Stück herunterreißt und die hässliche Fratze des Teufels dahinter siehst. Und dass du erkennst, dass es diesen anderen König gibt.
Dass du wieder neu lernst, ihm zu vertrauen, ihn zu loben – mit deinem Zehnten und überhaupt mit allem, was du bist und hast.
Schlussgebet
Dafür möchte ich beten.
Himmlischer Vater, danke für dein Wort, in dem du uns alles gibst, was wir brauchen, um uns selbst richtig zu erkennen und um dich zu erkennen. Danke, dass die Heilige Schrift uns alles lehrt, was wir wissen müssen, um mit dir versöhnt zu sein.
Danke, dass du alles getan hast, was nötig war. Danke, dass du in Jesus Christus die Herrlichkeit verlassen hast und in die Verlorenheit gekommen bist, um Verlorene wie uns zu retten.
Und danke, dass du für uns sorgst. Danke, dass du uns immer wieder zeigst, wer du bist: Gott der Höchste, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Herr, lass uns die Herrlichkeit Christi sehen, auf der wir für ihn leben und nur für ihn.
Amen.