Einleitung: Die Frage nach Gottes Macht
... und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.
Im Jahr 1956 wagten es fünf junge Missionare, die später berühmt wurden, zum ersten Mal in den Urwald von Ecuador vorzudringen. Dort lebte der Wesensstamm der Aukerindianer. Sie waren die ersten Weißen, die diesen Weg aus Liebe zu den Menschen dort beschritten, um ihnen das Evangelium zu bringen.
Mit ihrem Flugzeug landeten sie im Dschungel und hatten erste Kontakte zu den Indianern. Es schien ganz gut anzulaufen. Doch kurze Zeit später fand man sie ermordet an einem Fluss im Dschungel.
Dieses Beispiel, das in der jüngeren Missionsgeschichte berühmt geworden ist, wirft eine sehr ernste Frage auf. Sie beschäftigt wohl jeden von uns früher oder später: Warum zeigt Gott seine Macht nicht deutlicher? Warum lässt er es oft zu, dass wir uns so ohnmächtig fühlen, obwohl wir ihn anrufen, uns auf ihn berufen und um sein Eingreifen bitten? Obwohl wir an den allmächtigen Gott glauben, warum stellt er seine Macht nicht klarer zur Schau?
Warum duldet Gott, dass seine Leute verfolgt werden, zum Beispiel in weiten Teilen der Welt wie Vietnam, China oder in vielen Bereichen der islamischen Welt? Warum lässt Gott zu, dass Christen krank werden und oft über Jahre hinweg schwer leiden müssen? Warum geschieht es, dass seine Gebote in großen Teilen unserer Gesellschaft frech und dreist mit Füßen getreten werden?
Warum zeigt Gott seine Macht so oft nicht deutlicher? Und was wissen wir überhaupt über seine Macht?
Das ist eine der bedrückendsten Fragen, mit denen sich Christen auseinandersetzen müssen. Genau darauf zielt unser Predigttext ab, mit dem wir nun das erste Kapitel unseres Epheserbriefes abschließen.
Wir sind Schritt für Schritt durch dieses Kapitel des Apostels Paulus gegangen, und heute kommen wir zum Abschluss des Epheserbriefes. Dabei geht es um die Frage der Macht.
Die Notwendigkeit erleuchteter Augen
Paulus weiß genau, wie kompliziert diese Frage ist und wie schwer die Machtfrage in unserem Leben oft wiegt. Er zeigt selbst die Lösung auf. Sie liegt nicht einfach auf der Hand. Deshalb bittet er Gott um erleuchtete Augen.
Dieses Gebet beginnt ja in Vers 18, den wir vor 14 und 21 Tagen genauer betrachtet haben: „Er, Gott, gebe euch erleuchtete Augen eures Herzens, des Herzens, damit ihr erkennt.“ Wenn man das verstehen will, wenn man diesen Zusammenhang begreifen möchte, dann braucht es einen Eingriff Gottes. Er muss uns die Augen öffnen, damit wir erkennen und verstehen, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen.
Vers 18 richtet den Blick zunächst auf die Zukunft, damit wir verstehen, welche großartige Zukunft Christen haben. Paulus sagt: „damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“ Wir haben gesehen, wie gewiss diese Hoffnung ist, wie sicher, unzerstörbar und unverlierbar.
Dann fährt Paulus fort und beschreibt, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist. Mit den Heiligen sind alle Christen gemeint, alle, die zu Jesus Christus gehören. Paulus sagt: „Seht mal, das hat Gott in der Zukunft für euch bereit.“ Und er betet dafür, dass den Christen – also auch uns – dafür die Augen geöffnet werden.
Gottes Kraft in der Gegenwart erkennen
Paulus wendet sich in unserem heutigen Vers, Vers 19, der Frage nach der Macht zu. Er spricht von der Gegenwart und sagt: „Und er gebe euch erleuchtete Augen, damit ihr erkennt, wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke.“
Hier beschreibt Paulus, wie Gott in Christus wirksam geworden ist, indem er ihn von den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt eingesetzt hat. Christus steht hoch über jede Gewalt, Macht, Kraft, Herrschaft und jeden Namen – nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen.
Alles hat Gott unter Christi Füße gelegt und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. Diesen letzten Teil kann man gut so übersetzen: Die Gemeinde, die sein Leib ist, wird erfüllt von Christus, der alles in allem erfüllt.
Das ist ein gewaltiger Text, ein ganz gewaltiger Text. Paulus sagt: Gott öffne euch jetzt die Augen, damit ihr seine Kraft an uns erkennt.
Die eigene Situation von Paulus war sehr geeignet, die Machtfrage zu stellen. Während er diese Worte schreibt, sitzt Paulus im Gefängnis. Der lebendige Gott, dem der Apostel dient, stellt seine Macht nicht zur Schau. Er lässt seinen Apostel einige Zeit im Gefängnis sitzen – so wie auch heute Christen in Gefängnissen sitzen, während wir uns hier versammeln.
Paulus betet also. Er betet für sich selbst, aber auch für die Menschen in Ephesus. Und er betet genauso für uns heute Morgen in Hannover: Gott gebe euch erleuchtete Augen eures Herzens, damit ihr erkennt, wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben.
Gottes Kraft wirkt oft unsichtbar
Viele Epheser fühlten sich vermutlich nicht besonders stark. Der Glaube und die Nachfolge waren damals schwierig, sie wurden angefochten und bedrängt. Sie lebten in einem problematischen Umfeld.
Die Macht Gottes, die Paulus hier mit gewichtigen Worten beschreibt, wirkt offenbar nicht wie der Zaubertrank des Miraculix. In dem Comic Asterix und Obelix nimmt man ein bisschen von diesem Zaubertrank und fühlt sich sofort super stark. Man kann Bäume ausreißen und jeden Gegner in die Flucht schlagen. So eindeutig verhält es sich mit der Kraft Gottes nicht.
Es ist kein Wundermittel mit Sofortwirkung. Einmal beten, und die Probleme verschwinden von selbst – so funktioniert das nicht. Deshalb brauchen wir dieses Gebet, dass Gott uns die Augen erleuchtet, damit wir erkennen, wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist.
Damit ist eines von vornherein klar: Die Größe von Gottes Kraft in unserem Leben fällt nicht immer sofort ins Auge. Sie liegt nicht auf der Hand. Das entspricht nicht unserem normalen, natürlichen Lebensgefühl. Sonst müsste Paulus ja nicht dafür beten, dass Gott uns die Augen öffnet.
Es gibt bestimmte Gruppierungen in der Christenheit, die sagen: Wenn Gottes Kraft in deinem Leben wirkt, dann spürst du das sofort überwältigend. Dann reißt es dich zu Boden, und du kannst den ganzen Tag nur noch Halleluja singen. Diese Kraft entfaltet eine solche Macht, dass du möglicherweise sogar zu Boden fällst oder bestimmte Zwangserscheinungen hast, wie unaufhörliches Lachen oder Ähnliches.
Gottes Kraft wirkt also gewissermaßen mit Gewalt, so dass niemand unbemerkt durchs Leben geht und jeder es automatisch sofort merkt. Nein, offenkundig ist Gottes Kraft nicht so. Die Bibel sagt sehr deutlich: Gottes Kraft ist da, ja, aber sie ist oft unsichtbar. Man kann sie übersehen und unterschätzen, und dennoch ist sie da.
Paulus bittet nicht darum, dass Gott die Christen in Ephesus mit Kraft erfüllt. Er sagt nicht: „Ich bitte den Herrn darum, dass er euch einen neuen Schub Power gibt.“ Sondern er bittet darum, dass Gott ihnen die Augen öffnet, damit sie erkennen, welche Kraft an ihnen wirkt. Diese Kraft ist schon längst da, aber sie kann offenbar sehr verborgen und oft unserem Zugriff entzogen sein.
Die Kraft Gottes zeigt sich im Glauben
Viele Menschen denken bei der Bekehrung, sie erhalten von Gott eine Art Grundkraftausstattung. Diese wird in ihr Herz oder an einen anderen Ort gelegt, und dann können sie loslegen und arbeiten. Ab und zu müssen sie diese Kraft wieder auffüllen, indem sie zu einer Konferenz oder einer besonderen Tagung fahren. Dort tanken sie neue Kraft, um dann erneut loszumarschieren.
Der Christ ist jedoch nicht wie ein Auto in dieser Hinsicht, sondern eher wie eine Straßenbahn. Verstehen Sie, was eine Straßenbahn ist? Das muss uns hier in Hannover niemand erklären. Die Straßenbahn ist darauf angewiesen, ständig die Oberleitung zu haben, um mit einer Kraftquelle außerhalb ihrer selbst verbunden zu sein.
Ein Auto fährt zur Tankstelle, lädt auf und ist dann autonom. Wir Christen hingegen sind eher wie diese Straßenbahn. Wir brauchen die beständige Anbindung an Gott mit seiner Kraft, denn es ist seine Kraft.
Paulus sagt nicht, eure Kraft sei die, die ihr habt, sondern die überschwänglich große Größe seiner Kraft ist es, die wirkt. Es bleibt Gottes Kraft. Gott will uns an diese Kraftquelle gewissermaßen permanent, dauerhaft und kontinuierlich anschließen, damit wir in ständiger Verbindung und Abhängigkeit von ihm unser Leben führen.
Paulus sagt dazu: „Dafür öffne euch der lebendige Gott die Augen.“ Das ist das erste von zwei Dingen, die wir heute festhalten wollten.
Gottes Macht ist für dich da
Das erste, was Paulus sagt, ist: Gottes Macht ist für dich da. Gottes Macht ist für dich da. Nun fragen wir natürlich: Woran können wir das sehen? Wie können wir das wissen? An welchem Punkt können wir das festmachen?
Paulus gibt uns dazu eine ganz interessante Antwort. Er sagt: Du kannst erkennen, dass Gottes Kraft in deinem Leben ist, weil du überhaupt gläubig geworden bist. Verstehen Sie: Wenn Sie Christ geworden sind, dann nur deshalb, weil der lebendige Gott mit seiner mächtigen Kraft an Ihrem Herzen gewirkt hat. Sonst wäre das gar nicht möglich gewesen.
Man kann diesen Satz auch so übersetzen: Wie groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde. So kann man es auch ausdrücken: Gottes Kraft ist groß an uns, die wir glauben. Warum? Weil die Macht seiner Stärke an uns wirksam wurde. Deshalb glauben wir.
Das ist das erste, worauf Paulus uns hinweist. Er sagt: Sieh her, dass du glauben kannst, ist der Beweis dafür, dass Gottes Macht in deinem Leben eingegriffen hat. Sonst ginge das gar nicht.
Überlegen Sie sich einmal, wie viele Hindernisse überwunden werden müssen, bis ein normaler Mensch Christ wird. Bis ein ganz normaler Zeitgenosse zum persönlichen, lebendigen Glauben an seinen Herrn Jesus Christus findet, müssen viele Hindernisse überwunden werden, die wir Menschen aus eigener Kraft gar nicht wegschaffen können.
Ein Hindernis ist unser verdunkelter Verstand. Die Bibel macht sehr deutlich, dass unser Verstand durch den Sündenfall so beeinträchtigt ist, dass er sich von Natur aus dagegen sträubt, Gottes Wahrheit anzuerkennen. Viele Dinge, die eigentlich viel unlogischer sind, nimmt der normale, natürliche Verstand oft viel lieber an als die Wahrheit Gottes. Das ist eine Folge des Sündenfalls.
Außerdem wird unser Verstand ständig mit Einflüssen gefüttert, die eher gegen Gott gerichtet sind. Wir leben ja nicht im Vakuum, im luftleeren geistigen Raum gewissermaßen. Bitte machen Sie sich das immer klar: Unser Denken ist nicht neutral.
Unser Gehirn denkt nicht von allein. Es ist gewissermaßen nur das Instrument, mit dem gedacht wird. Wenn Sie ein Klavier zu Hause haben, spielt es ja nicht von alleine. Da muss sich jemand daransetzen. Es kommt darauf an, mit welchem Geist dieses Klavier bedient wird und was dabei herauskommt. So ist es auch mit unserem Gehirn. Das Gehirn für sich denkt nicht, sondern die Frage ist: Welcher Geist, welche Einflüsse bedienen sich unseres Gehirns, um mit unserem Gehirn zu denken?
Das könnte Ihnen jetzt etwas komplizierter und wissenschaftlicher formuliert jeder Neurophysiologe gut erklären. Also: Der Verstand ist nicht neutral. Wenn unser verdunkelter Verstand offen werden soll für die Wahrheit Gottes, ist ein Kraftakt Gottes dazu nötig.
Ein weiteres Hindernis, das überwunden werden muss, wenn ein Mensch zum Glauben kommen soll, ist unser verdorbenes, widerständiges Herz. Dieses Herz will von Natur aus alles andere als Gott die Ehre geben und sich vor ihm beugen.
Da ist unser Stolz, der sich nicht vor Gott beugen will. Da ist unsere Verhärtung. Wir sind festgelegt auf einem falschen Weg, wie ein harter Ackerboden, in den nichts mehr reingeht, der dicht ist und abgeschlossen gegen jede lebendig machende Nahrung.
Da ist unsere Bösartigkeit, diese eigenartige Vorliebe für die Sünde, die in unserem Herzen verankert ist, seit dem Sündenfall. Im Johannes-Evangelium steht in Kapitel 3, Vers 19: Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Das ist die Realität des normalen Menschen. Wir lieben die Finsternis mehr als das Licht.
Dazu kommt die oft unbewusste Tendenz, Gott wirklich abzulehnen. Paulus sagt an anderer Stelle in Römer 8, Vers 7: „Das Trachten des Fleisches“ – damit meint er die Lebensrichtung des natürlichen Menschen, des normalen Zeitgenossen, des normalen Nichtchristen – „ist Feindschaft gegen Gott.“ Das ist die normale Situation.
Auch der liebste, freundlichste Heide ist kein unbeschriebenes Blatt. Herz und Verstand sind verdunkelt, von der Sünde total korrumpiert und deshalb auch anfällig für gottfeindliche Denksysteme.
Ich nehme nur noch einmal als Beispiel, wie gern die Masse etwa die Theorie annimmt, mit der man erklären will, dass Gott die Welt geschaffen hat, dass alles durch Zufall entstanden sein soll: alle Ordnung, alle Komplexität, alles Wunderbare, was wir uns gar nicht erklären können, was zum Teil auch die modernste Naturwissenschaft nur ansatzweise nachvollziehen kann.
All das soll durch Zufall entstanden sein. Ein Evolutionsbiologe hat einmal gesagt: Die Evolutionslehre ist unbewiesen und unbeweisbar. Wir glauben aber daran, weil die einzige Alternative ein Schöpfungsakt Gottes wäre. Und das ist undenkbar. Das soll von vornherein ausgeschlossen werden.
Wenn also ein Mensch, der total von der Sünde umklammert ist, zum Glauben kommen soll, dann muss Gott selbst mit seiner ganzen Macht in dieses Leben eingreifen.
Darum sagt Paulus: Wenn du Christ geworden bist, dann hat Gott massiv an dir gehandelt. Er hat sich durchgesetzt gegen deinen verfinsterten Verstand. Er hat sich durchgesetzt gegen dein verbiestertes, von ihm abgewandtes Herz. Er hat dich auf seine Seite gezogen. Er hat dich auferweckt, gewissermaßen zum neuen Leben.
Wie groß ist diese Kraft! Paulus macht das auch daran deutlich, dass er hier ganz viele Wörter aneinanderreiht, die immer wieder dasselbe sagen: Schauen Sie, an uns ist wirksam geworden seine Kraft, gemäß der Wirksamkeit, der Macht seiner Stärke.
Das ist richtig massiv aufgehäuft, Wort um Wort. Bei „Wirksamkeit“ steht „Energeia“, daher kommt auch unser Wort „Energie“. Gott hat seine ganze Kraft, seine ganze Macht, seine ganze göttliche Wucht in die Waagschale geworfen. Das ist die Kraft, mit der er an dir wirkt, mit der er an deinem Herzen gewirkt hat, als er dich zum Glauben führte.
Gottes Macht wirkt auch in schwierigen Lebenslagen
Das ist unser erster Punkt: Gottes Macht ist für dich da, sagt Paulus. Dieser Punkt, den wir gerade dargestellt haben, zeigt, dass wir zum Glauben kommen durften. Paulus sagt, das ist ein Punkt, an dem du ableben kannst. Gottes Macht ist in deinem Leben gegenwärtig.
Wir wünschen uns oft, diese Macht auf eine andere Weise zu erleben und zu spüren. Wir würden gerne immer gesund sein, immer reich und wohlhabend. Natürlich wünschen wir uns, dass unser Staat christlich geprägt ist und alle Gottes Gebote einhalten. Und wenn jemand dagegen verstößt, dann sollte ihm gleich der Arm abfallen oder Ähnliches. Wir können uns viele Szenarien vorstellen, wie Gottes Macht noch deutlicher in unserer Gesellschaft erkennbar sein könnte.
Doch das ist nicht Gottes Weg. Interessanterweise spüren wir in manchen Situationen ganz außergewöhnlich, wie sich plötzlich eine Lage wendet, die sich nach menschlichen Maßstäben überhaupt nicht erklären lässt. Solche Erfahrungen gibt es. Aber sie sind nicht der Normalfall, weil Gott es anders für richtig hält.
Paulus sagt an einer anderen Stelle im 2. Korintherbrief, Kapitel 5, Vers 7: „Wir leben im Glauben und nicht im Schauen.“ Das bedeutet, Gott lehrt und erzieht uns, seiner Hand und seinem Wort zu vertrauen, selbst wenn wir vom Augenschein her oft nicht glauben können, was passiert. So lehrt Gott uns, ihm zu vertrauen, an seiner Hand zu gehen und Schritt für Schritt die Erfahrung zu machen, dass er uns nicht überfordert.
Er trägt uns durch Situationen hindurch, die wir nach menschlichem Ermessen kaum bestehen könnten. Gottes Macht ist für dich da, sagt Paulus. Dennoch gilt: Du merkst es oft nicht, aber weil Gottes Macht da ist, kannst du dich darauf verlassen, dass Gott jederzeit genau das in deinem Leben tun wird, was gut, richtig und zielführend für dich ist.
Am Ende kannst du im Rückblick sagen: Er hat alles gut gemacht. Das ist der eine Punkt: Gottes Macht ist in deinem Leben. Gottes Macht ist für dich da.
Gottes Macht ist viel stärker, als du denkst
Und dann setzt Paulus noch einen drauf. Damit schließt er das erste Kapitel des Epheserbriefes ab. Paulus weiß nämlich, wie leicht wir dazu neigen, Gottes Kraft zu unterschätzen. Gleichzeitig überschätzen wir oft die Widerstände und Schwierigkeiten.
Deshalb gibt Paulus uns noch einen zweiten, ganz wichtigen Hinweis. Wenn Sie diesen ebenfalls notieren möchten, dann schreiben Sie bitte: Zweitens, Gottes Macht ist viel stärker, als du denkst.
Gottes Macht ist viel stärker, als du denkst. Dazu muss ich noch etwas aus meiner Tasche holen, das wir gleich noch brauchen. Paulus sagt: Pass auf, ich zeige dir jetzt ein Beispiel, an dem du die ganze Wucht und Wirksamkeit von Gottes Macht noch deutlicher erkennen kannst.
Sieh, was Gott an Jesus getan hat.
Die Macht Gottes an Jesus Christus
Das ist ganz interessant. In Vers 20 kommt nun der Schwenk zu Jesus Christus. Es wird beschrieben, wie groß seine Kraft ist – die gleiche Kraft, mit der er in deinem Leben wirkt. Diese Kraft hat er auch in Christus wirksam werden lassen.
Er hat Christus aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt eingesetzt. Dort steht er hoch über jede Gewalt, Macht, Kraft und Herrschaft sowie über jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt wird. Alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihm als Haupt über alles die Gemeinde gegeben, die sein Leib ist. Sie ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Paulus sagt es genau: Gottes Macht ist viel stärker, als du denkst. Dieselbe Macht, mit der Gott in dir wirkt, hat er auch an Christus gewirkt. Es ist derselbe Gott, es ist dieselbe Macht.
Natürlich wirkt Gott an uns nicht in jeder Hinsicht auf die gleiche Weise wie an Christus. Er hat mit Jesus Christus ganz bestimmte Dinge getan, weil Jesus Christus eine ganz bestimmte Aufgabe hat. Aber Gott sagt: Sieh hin, es ist dieselbe Macht, es ist derselbe Gott.
Damit du begreifst, wie groß diese Macht ist, mit der ich in deinem Leben wirke und für dich da bin, will ich dir das jetzt an Jesus Christus zeigen. So kannst du erkennen, wie groß diese Macht ist.
Die Macht über den Tod
Dieser Machtbeweis hat im Grunde genommen drei Aspekte. Zunächst zeigt er, wie groß diese Macht ist. Jesus hat Macht über den Tod. Er hat ihn durch seine Auferstehung überwunden. Dieselbe Macht, mit der Gott in euch wirkt, hat er gebraucht, als er Jesus von den Toten auferweckte.
Verstehen Sie, die größte spürbare Macht dieser Welt ist der Tod. Wer die Machtfrage lösen will, muss sich daran messen lassen, ob er der Macht des Todes etwas entgegensetzen kann. Wer vor dem Tod kapituliert, ist nicht wirklich mächtig. Der Tod stellt die allerletzte Machtfrage. Vor der Instanz des Todes werden selbst Riesen zu jämmerlichen Zwergen.
Es muss bewegend gewesen sein im Jahr 1715, als Ludwig XIV., der Vierzehnte von Frankreich, starb. Er, der sich selbst immer als den Großen, als den Mächtigen bezeichnet hatte, dessen Leute versuchten, selbst dieses Begräbnis noch als einen Ausweis seiner Macht und Erhabenheit zu feiern. Dann lag der Körper Ludwigs XIV. in einem goldenen Sarg. Um seine Größe selbst im Tod noch richtig hervorzuheben, wurde die Kathedrale, in der der König aufbewahrt war, nur von einer einzigen Kerze am Kopfende des Sarges erleuchtet – so berichten Leute.
Stellen Sie sich das vor: die riesige Kathedrale, nur eine einzige Kerze am Kopfende des Sarges von Ludwig XIV. Tausende sollen dort in ehrfürchtigem Schweigen gewartet haben. Dann trat ein Theologe vor und begann zu sprechen. Er ging zu dieser Kerze und machte dem ganzen Spuk ein Ende, indem er sie einfach ausblies und die Worte hinzufügte: „Nur Gott ist groß, nur Gott ist groß.“
Und das ist die Aussage des Paulus hier: Nur Gott ist groß, nur er ist wirklich mächtig, weil nur er die Macht über den Tod hat. Das hat er an Jesus Christus bewiesen. Damit wird zugleich deutlich: Gott setzt diese Macht nicht immer so ein, dass seinen Leuten damit alles Leid erspart wird. Sogar Jesus, sein eigener Sohn, musste nach Gottes Willen leiden und sterben.
Denken Sie doch daran: Obwohl in Jesus die ganze Fülle von Gottes Macht war – mehr als in jedem anderen, der jemals über diese Erde ging –, er, der Wunder tun konnte und Tote aus den Gräbern herausgeholt hat, musste er Leid und Not ertragen, nach dem Willen Gottes, für uns.
Aber er musste es nur so weit ertragen, wie Gott es zuließ und für richtig hielt. Am Ende hat Gottes Macht über alles Leid triumphiert. Genau diese Macht, sagt Paulus, genau diese Macht, die das Leid aus oft verborgenen Gründen zulässt, verliert nie die Kontrolle darüber. Sie sorgt schließlich dafür, dass Gott in der Auferstehung triumphiert.
Und mit dieser Macht, sagt Paulus, wirkt Gott an dir. Das ist dieselbe Kraft, mit der er in deinem Leben und für dich da ist – wie bei Jesus.
Die Macht über alle Mächte der Welt
Wie Gott an ihm diese perfekte Macht gezeigt hat, ist die Macht über den Tod. Diese Macht hat jedoch noch einen zweiten Aspekt: Es ist nicht nur die Macht über den Tod, sondern auch die Macht über alle Mächte der Welt.
Dann folgt eine gewaltige Formulierung: Er hat ihn zu seiner Rechten in der Himmelswelt eingesetzt, hoch über jede Gewalt, Macht, Kraft, Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen genannt werden wird. Und alles hat er seinen Füßen unterworfen.
Das ist eine beeindruckende Aussage. Jesus hat die Macht nicht nur über den Tod, sondern über alle Mächte der Welt. Was hier beschrieben wird, ist zunächst das Geschehen der Himmelfahrt – Gottes für uns noch unsichtbare, ewige Himmelswelt, die aller Begrenzung enthoben ist.
Dorthin ist Jesus zurückgegangen, nachdem er vierzig Tage nach der Auferstehung noch auf dieser Welt gewesen ist. Er hat gesagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Das bedeutet, er kann von dort aus jederzeit erreichbar sein, hören, sehen und in unser Leben eingreifen.
Gott hat ihn dort zu seiner Rechten gesetzt. Das heißt, Jesus hat den Ehrenplatz in unmittelbarer Nähe Gottes, des Vaters. Er hat alle Autorität und ist daran beteiligt, diese Welt zu regieren – zu Rechten Gottes.
Das hat nun starke Konsequenzen für Vers 21: Damit ist er absolut überlegen über jede Gewalt, Macht, Kraft und Herrschaft. Nun stellt sich die spannende Frage: Wer ist eigentlich mit diesen Mächten gemeint, die Paulus hier nennt? Mit dieser Macht, Kraft, Herrschaft und Gewalt?
Diese Bezeichnungen sind in der Bibel oft für Engelwesen verwendet. Hier sind vor allem Engelwesen und Geistwesen gemeint. Die Bibel informiert uns darüber, dass es in der jenseitigen, für uns noch unsichtbaren Welt sowohl Diener Gottes als auch Diener Satans gibt – Engel und Dämonen.
Paulus selbst hat das einmal in Epheser 6,12 formuliert. Dort sagt er: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit mächtigen und gewaltigen – ganz ähnliche Wörter wie hier – mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.
Diese bösen Geister sind hier ebenfalls gemeint, wenn es um die Mächte und Herrscher in dieser Welt geht.
Die Leute von Ephesus wussten, was Okkultismus bedeutet. Heute beklagen wir oft, dass Totenbeschwörungen auf Friedhöfen stattfinden und Satansmessen in Zirkeln in Großstädten abgehalten werden. Das gab es schon damals.
Ephesus hatte eine lange okkulte Tradition, wie Sie in Apostelgeschichte 19 nachlesen können. Als Leute dort zum Glauben kamen, verbrannten viele zuerst ihre alten Zauberbücher. Das war ein Teil des geistigen Nährbodens in Ephesus.
Paulus macht den Leuten deutlich: Das ist eure Vergangenheit. Christus ist stärker. Er ist der absolute Herr, der die absolute Macht hat.
Diese Macht zeigt sich nicht nur darin, dass er den Tod besiegt und von den Toten auferstanden ist, sondern auch darin, dass er der Herr über alle Mächte ist – auch über die Mächte und Gewalten der Finsternis, über den Teufel und seine Diener.
Später wird Paulus in Kolosser 2,15 sagen: Christus hat die Gewalten und Mächte völlig entwaffnet. Er hat einen Triumphzug aus ihnen gemacht und sie völlig unterworfen.
Diese Macht über die bösen Mächte wurde schon zu Jesu Zeit auf der Erde deutlich. Deshalb hat Bruder Wienekamp den Abschnitt aus Markus 1,21-28 gelesen, wo Jesus sich machtvoll als der erweist, der auch die Dämonen souverän beherrscht und zurückweisen kann.
Jesus hat alle Macht über alle Mächte der Welt. Darum konnte der Apostel Johannes in seinem ersten Brief 4,4 schreiben: Der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.
Ist das nicht eine großartige Nachricht? Der in uns ist – Christus –, der uns behütet, der mit seiner Macht für uns da ist und unser Leben bestimmt, ist größer als der, der in der Welt ist und noch so viel Unheil anrichten kann.
Paulus fügt hinzu, als wollte er jede Ausnahme ausschließen: „Und was sonst noch Namen hat.“ Das schließt auch gute Engel und alle menschlichen Machthaber mit ein – alles, was sonst noch existiert.
Er sagt außerdem: „Nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen.“ Egal, was irgendwo und irgendwann Machtansprüche erhebt, alles steht unter Jesus Christus. Er ist der Herr.
Mit dieser Macht, mit der Gott seinen Sohn Jesus Christus in diese Machtstellung eingesetzt hat, ist er für dich da und wirkt in deinem Leben. Das ist die Argumentation von Paulus in diesen geheimnisvollen Sätzen.
Wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die hat er in Christus wirken lassen – dann wird das alles aufgezählt.
Auch hier gilt: Die Macht Jesu ist nicht jederzeit greifbar und sichtbar. Das liegt nicht immer auf der Hand. Der Teufel hat noch relative Bewegungsfreiheit in dieser Welt.
Es gibt noch Plagansmessen, okkulte Belastungen von Menschen, die sich der Wirkung des Teufels ausliefern. Es gibt Menschen, die vom Zwang getrieben werden, hellsehen zu müssen, obwohl sie diese Fähigkeit lieber verlieren würden. Sie merken, dass sie in den Händen einer finsteren Macht sind.
Das ist nicht selten, das gibt es.
Auch die Schöpfung, die von Gott gut gemacht ist, leidet unter den Folgen des Sündenfalls. Die Macht Gottes ist nicht immer erkennbar.
Es gibt den Hurrikan Rita und seinen noch schlimmeren Vorgänger. Es gibt Katastrophen – das ist wahr. Aber Gott wird das einmal auf ewig beseitigen.
Manchmal wird schon hier auf der Erde sichtbar, wie Gottes Wege ausgehen und seine Pläne aufgehen.
Da bekommt jemand plötzlich eine schwere Krankheit und kann später sagen: „Ich dachte immer, ich wäre Christ, aber in dieser schweren Zeit habe ich erst gemerkt, wie oberflächlich mein Glaube war. Durch diese Krankheit habe ich erst wirklich zu Jesus gefunden.“
So gehen die Dinge auf, aber oft erst im Rückblick.
Das will Paulus hier sagen: Verzweifelt nicht! Trotz aller noch geduldeten Restmacht des Bösen ist Jesus der Herr, hoch über jede Gewalt, Macht, Kraft, Herrschaft und jeden Namen.
Das bedeutet auf Deutsch: Es gibt kein Ringen mit ungewissem Ausgang mehr. Die Würfel sind gefallen. Das ist die Macht Jesu.
Es heißt auch: Es gibt nichts Unkontrollierbares mehr. Alles, was uns trifft, muss, weil Gott es zulässt, erst an Gott vorbei.
Und alles wird in seinen guten Plan eingebaut, damit es für die gläubigen Menschen zum Guten dient.
Die Macht Jesu in der Gemeinde
Ich muss an einen lieben älteren Amtsbruder denken, der bis vor wenigen Jahren in einer Gemeinde in Bochum tätig war. Meine Frau und ich kennen ihn und seine Frau ein wenig. Bei einer Tagung erzählten sie uns davon, wie schwer ihr Sohn an Krebs erkrankt sei. Die Situation war ganz ungewiss, doch er würde an Jesus Christus glauben. Das tröste ihn, und sie merkten immer wieder, dass Gott ihnen hilft, auch jetzt mit dieser schwierigen Lage fertig zu werden.
Dann sagte der Vater: Es musste an ihm vorbei. Es musste an Christus vorbei. Das heißt, es ist nicht unkontrolliert, es ist kein unverfügbares Schicksal, das über ihre Familie hereinbricht und sie zermalmt. Sondern es musste an ihm, an Christus, vorbei. Darum wissen sie: Es wird gut, es wird am Ende gut. Das ist die Macht Jesu.
Das will Paulus uns sehr deutlich machen: Gottes Macht ist viel stärker, als wir denken. Sie zeigt sich an Jesus, an seiner Macht, wie er den Tod besiegt hat, wie er der Herr über alle Mächte ist. Und das ist ein letzter Hinweis auf seine Macht, den wir nur ganz kurz noch beleuchten, weil das Thema Gemeinde in späteren Kapiteln des Epheserbriefes ausführlicher behandelt wird.
Zu seiner Macht gehört eben auch, dass ihm alle Macht in der Gemeinde gegeben ist. Alles hat er seinen Füßen unterworfen, und er ist das Haupt über alles, der Gemeinde gegeben. Jesus hat alle Macht in der Gemeinde. Nur dort, wo man sich der Macht Jesu unterstellt, da ist auch wirklich Gemeinde.
Er hat das Sagen, er ist der Herr, der seine Gemeinde baut bis ans Ende der Zeiten. Das ist auch der Grund, warum die Gemeinde Jesu Christi nichts untergehen kann, bis Jesus wiederkommt. Trotz aller Verfolgung, trotz aller Bekämpfung, trotz aller Minderheitenprobleme, weil Jesus Christus das Haupt ist und weil seine Macht sich auch in seiner Gemeinde durchsetzt und seine Gemeinde bis zum Ziel durchbringt.
Zusammenfassung und Ausblick
Paulus sagt: Wenn du Gottes Macht verstehen willst, wenn du eine Ahnung davon bekommen möchtest, wie umfassend Gottes Macht wirkt, greift und sich durchsetzt, dann musst du auf Jesus schauen. Sieh dir seine Macht über den Tod an. Sieh seine Macht über alle Mächte der Welt und seine Macht über seine Gemeinde. Dann verstehst du ein wenig, was es bedeutet: Gottes Macht ist stärker, als du denkst.
Zieh bitte die Verbindung von Vers 20 bis zu Vers 19. Mit genau dieser Macht wirkt Gott auch an dir. Mit genau dieser Macht wacht er über dein Leben. Die Kraft, die an uns wirkt, die wir glauben, ist überschwänglich groß – gemäss der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. Dann darfst du wissen: Gottes Macht ist für dich da. Gottes Macht ist für dich da.
Darum betet Paulus in Vers 18: Dafür gebe Gott dir erleuchtete Augen. Denn wenn du diese Macht kennst, bist du so unendlich getröstet, wie du durch nichts anderes getröstet sein kannst.
Schau, wie schnell werden wir mutlos und verzagt, weil wir die Machtverhältnisse falsch einschätzen. Wir haben berufliche Schwierigkeiten, gesundheitliche Probleme, persönliche Nöte mit anderen Menschen, unauflösbare Zukunftsprojekte, die wie Berge vor uns stehen, und wir wissen nicht, wie wir darüber hinwegkommen sollen. Vielleicht denken wir, dass diese Dinge, die uns groß und gefährlich erscheinen, auch wirklich groß und gefährlich sind.
Mir wurde das vor einigen Jahren klar, als unsere Tabea noch sehr, sehr klein war und ganz entsetzt wegen einer Hausaufgabe. Damals, in der Grundschule, hatte sie aus Versehen ein Arbeitsblatt zu viel ausgefüllt. Sie machte sich große Sorgen, was der Lehrer wohl dazu sagen würde. Wir haben sie beruhigt und gesagt: „Ist doch alles nicht so schlimm. Besser zu viel als zu wenig.“ Aber in ihrer kleinen Kinderwelt war das ein riesiges Problem. Sie musste dieses eine Arbeitsblatt mehr ausfüllen. Es war ihr so peinlich, und es war ganz, ganz schlimm.
Da musste ich denken: Wir Erwachsenen sind oft gar nicht viel anders. Wir sorgen uns wegen Dingen, die aus unserer Perspektive so groß erscheinen, die in Gottes Augen aber doch eine Kleinigkeit sind. Wie sich Tabea von uns kaum trösten lassen wollte, so lassen wir uns von Gott kaum trösten, weil wir in unserer kleinen Kinderwelt bleiben und Gottes Macht letztlich nichts zutrauen.
Darum betet der Apostel Paulus um erleuchtete Augen für Gottes wirkliche Macht. Denn nur darin steckt realistischer Trost und echte Stärkung.
Schluss: Der Triumph Gottes über das Böse
Ich komme zum Schluss: Menschlich gesehen waren die Aukar-Missionare in Ecuador gescheitert. Aber aus der Perspektive von Gottes Macht sah das ganz anders aus. Selbst durch ihren Tod konnte die Macht Jesu wirken.
Es war der erste Schritt. Wenige Zeit später gingen die Frauen der ermordeten Missionare wieder zu diesem Stamm. Schließlich glaubten die Aukar ihnen und sagten: Wenn eure Liebe zu uns so groß ist und euer Herr so stark, dass ihr, obwohl wir eure Männer ermordet haben, den Weg zu uns noch einmal geht, um uns seine Botschaft zu bringen, dann muss dieser Gott der wahre Gott sein.
So wurden sechs Jahre nach dem Märtyrertod die ersten Aukar-Christen. Gottes Macht liegt darin, dass sie sich durchsetzt.
Wilhelm Busch, der Evangelist, hat dies einmal sehr beeindruckend beschrieben. Er sagte: Überlegen Sie einmal, wenn wir jetzt in die Ewigkeit gehen könnten, den Schritt in die unsichtbare Welt, und mit diesen Missionaren sprechen könnten. Wenn ihnen jemand erzählt, mit dem Tod sei alles aus, dann würden sie an diesem Irrtum nicht glauben. Gott ist ein Gott der Lebenden – sie leben dort.
Wenn wir nun diesen Schritt tun könnten und diese Missionare fragen würden: „Seid ihr zu Schaden gekommen? Ihr habt doch auf Jesus gesehen. Seid ihr gescheitert?“ – Für uns sah das so aus. Dann würden sie antworten: „Wohl hat der Herr durch unsere Pläne oft einen dicken Strich gemacht. Das darf er ja auch, denn wir hatten uns ihm auf Leben und Tod ausgeliefert. Da durfte er einen Strich durch die Rechnung machen. Aber zu Schaden gekommen sind wir nicht.“
Sie würden sagen: „Nein, das sind wir niemals. Weißt du, dass sechs Jahre später die ersten Christen unter den Aukar getauft worden sind? Wir waren ein Samenkorn, das in die Erde gelegt wurde, und später kam die Frucht. Nein, zu Schaden gekommen sind wir nicht.“
Und sie würden hinzufügen: „Wenn wir zu klein waren für seine großen Wege, dann hat er uns sein Kreuz vor Augen gestellt. Da wussten wir, wir sind erkauft und erlöst, und wir gehören ihm. Damit ist alles gut.“
„Als es ernst wurde und ans Sterben ging, da wurden wir auch nicht zu Schaden. Da nahm er uns an der Hand und führte uns nach Hause. Menschen sterben, Menschen gehen zur Hölle, aber nicht Gottes Kinder. Er nahm uns an der Hand und führte uns nach Hause.“
„Nein, wir sind nicht zu Schaden gekommen. Und auch wenn das große Gericht kommt, werden wir nicht zu Schaden kommen, weil wir dem gehören, der all unsere Sünden in die Tiefe des Meeres geworfen hat. Ihm gehören wir.“
„Wir werden im Gericht Gottes nicht zu Schaden kommen, denn sein Wort ist wahr, seine Macht gilt.“
Darum endet dieses erste Kapitel des Epheserbriefs auf einem Ton des Triumphs. Das Gesamtthema dieses ersten Kapitels lautet: Der Reichtum der Christen. In den letzten Versen macht Paulus deutlich, was der eigentliche Reichtum der Christen ist – der größte Reichtum, den wir haben.
Dieser Reichtum ist eine Person: Jesus Christus selbst. Er hat die Machtfrage beantwortet. Wenn wir zu ihm gehören, nimmt er uns gewissermaßen in den Sog dieses Sieges mit hinein und bringt uns ans Ziel.
Wenn wir nun gleich das Abendmahl miteinander feiern, wollen wir es bewusst als ein Mahl des Sieges feiern. Nicht mit einem vordergründigen Triumphalismus, als ob wir alle Probleme dieser Welt nur weil wir Christen sind schon längst hinter uns gelassen hätten. Nein, als ein Mahl des Sieges, weil der Herr, den wir dort feiern und anbeten, derjenige ist, der den Sieg errungen hat, der alle Macht besitzt.
Er sagt: „Ich habe euch dieses Mahl auch gegeben als eine Vorschau darauf, dass ich es einmal in der Ewigkeit mit euch feiern werde.“ Dann, wenn alles Leid endgültig beseitigt ist, wenn die Macht Jesu für jeden unübersehbar klar sein wird, werden wir sichtbar mit ihm gemeinsam dieses Mahl feiern.
Heute lädt er alle ein, die zu ihm gehören, die ihm glauben, an diesem Siegesmahl schon jetzt teilzuhaben. Denn er liebt uns und hat alles für uns gegeben. Ihm sei die Ehre dafür. Amen.