
Hauptsache ihr habt Spaß – diesen Satz sage ich jetzt nicht den Kindern im Kindergottesdienst. Es ist der Slogan, mit dem Mediamarkt vor einiger Zeit geworben hat: „Hauptsache ihr habt Spaß.“
Ich glaube, dieser Slogan sagt sehr viel über die Zeit aus, in der wir leben, über die Gesellschaft, in der wir leben, und darüber, was uns wichtig ist. Es ist uns heute sehr, sehr wichtig, Spaß zu haben bei dem, was wir tun. Wir wollen, dass sich das, was wir gerade machen, gut anfühlt.
Dieses gefühlsbetonte Erleben in allen Bereichen unseres Lebens kann manchmal sogar dazu führen, dass wir denken, eine Sache sei nicht ganz authentisch, wenn wir sie ohne ein positives Gefühl tun. Wenn wir in einer Zeit leben, in der Wohlbefinden sehr, sehr wichtig ist und der Spaß an erster Stelle steht, dann kann man mit Pflichtbewusstsein kaum punkten, oder?
Ich glaube, die Worte „Die Pflicht ruft“ werden die wenigsten Herzen erwärmen. Wer sagt schon: „Ach wunderbar, endlich wieder die Pflicht ruft.“?
Die Bibel spricht aber über Pflicht, über pflichtbewusstes Dienen. Genau das ist mein Thema heute Morgen – ein Thema, das vielleicht in dieser Klarheit den einen oder anderen überrascht.
Mein Predigtthema lautet: Pflichtbewusst dienen – eine Haltungsfrage. Der Predigttext, über den ich heute sprechen möchte, kommt aus dem Lukasevangelium, Kapitel 17, Verse 7 bis 10.
Pastor Daniel Siemens hat bereits darauf hingewiesen, dass wir eine vierwöchige Reihe einschieben. Das heißt, wir alle, die wir gerade in unseren eigenen Predigtreihen stecken, unterbrechen diese jetzt für vier Wochen, um wirklich intensiv über das Thema Dienst zu sprechen.
Wir werden verschiedene Aspekte des Dienstes betrachten. Heinrich wird nächste Woche über Jesus als Vorbild des Dieners sprechen. Danach wird Jonathan Goertzen über die verschiedenen Gaben und darüber sprechen, wie das Dienen in der Gemeinde funktioniert. Am Ende wird Daniel Siemens über den Lohn des Dienstes sprechen.
Ich spreche heute über die Haltung des Dieners, weil sie die Grundvoraussetzung für jeden Dienst ist. Und der Text sagt uns einiges darüber.
Lukas 17,7-10: Ich lese den Text einmal am Stück vor. Das ist etwas, was Jesus jetzt seinen Jüngern sagt.
Angenommen, einer von euch hat einen Knecht, der den Acker bestellt oder das Vieh hütet. Wenn dieser Knecht vom Feld heimkommt, wird dann sein Herr als Erstes zu ihm sagen: „Komm und setz dich zu Tisch“? Wird er nicht vielmehr sagen: „Mach mir das Abendessen, binde dir einen Schurz um und bediene mich“? Wenn ich mit Essen und Trinken fertig bin, kannst auch du essen und trinken.
Oder bedankt er sich hinterher bei dem Knecht dafür, dass dieser getan hat, was ihm aufgetragen war? Wenn ihr also alles getan habt, was euch aufgetragen war, dann sollt auch ihr sagen: „Wir sind Diener, weiter nichts. Wir haben nur unsere Pflicht getan.“
Ein ziemlich herausfordernder Text, ein Text, der uns vielleicht auch gar nicht so bekannt ist. Es ist einer der unbekannteren Texte in der Bibel. Es ist ja eigentlich ein Gleichnis, das Jesus hier erzählt. Ein relativ kurzes Gleichnis, das unser Selbstverständnis und unser Dienstverständnis einmal gründlich hinterfragen möchte und vielleicht sogar radikal auf den Kopf stellt.
Um die ganze Tragweite besser zu erfassen, ist es wichtig, zunächst den Zusammenhang zu betrachten. In welchem großen Zusammenhang steht der Bibeltext, den wir uns heute anschauen?
Ab Lukas 9 ist Jesus unterwegs nach Jerusalem. Ich habe euch dazu einige Verse mitgebracht: In Lukas 9,51 heißt es: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, straks nach Jerusalem zu wandern.“
Dann sehen wir in Lukas 13, dass Jesus immer noch unterwegs ist. Lehrend durchzog er nacheinander Städte und Dörfer und reiste nach Jerusalem. In Kapitel 18 nimmt er die Zwölf zu sich und spricht zu ihnen: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem.“
In Kapitel 19 fügt er noch ein Gleichnis hinzu, weil er nah bei Jerusalem war.
Ihr Lieben, was sollte in Jerusalem mit Jesus geschehen? Er sollte dort gekreuzigt werden. Das heißt, dies ist die letzte Reise Jesu. Das Lamm ist unterwegs zur Schlachtbank, könnte man sagen.
Der Arzt und Historiker Doktor Lukas schildert uns in seinem Evangelium diese letzte Reise Jesu in ganzen zehn Kapiteln. Das finden wir in keinem anderen der Evangelien. Nur Lukas nimmt sich diese Zeit, um zehn Kapitel lang Jesu letzte Reise nach Jerusalem zu beschreiben.
Wie fühlt man sich, wenn man unterwegs zur Schlachtbank ist? Für die Jünger, die Jesus begleiten, ist es das letzte Semester in der dreijährigen Jüngerschaftsschule bei ihm.
Wenn ich diese zehn Kapitel lese, habe ich den Eindruck, dass Jesus in dieser Zeit nicht mehr so sehr auf Wunder setzt. Stattdessen legt er den Fokus auf die Lehre. Er möchte dieses letzte „Semester“ nutzen, um den Jüngern deutlich zu machen, worum es in der Nachfolge geht.
Was ist Jesus wichtig, wenn jemand ihm nachfolgen will? Was will er seinen Jüngern vor seinem Tod noch mitgeben?
In Lukas 10 spricht Jesus über die Priorität in der Nachfolge anhand der Geschichte von Martha und Maria, die einige von uns kennen. Hier geht es darum, welche Priorität Maria richtig erkannt hat.
In Kapitel 11 bringt Jesus seinen Jüngern das Beten bei. Sie sagen: „Herr, lehre uns beten.“ Er nimmt sich die Zeit, um ihnen das Beten beizubringen.
In Kapitel 14 spricht Jesus über die Kosten der Nachfolge: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge mir nach. Außerdem sagt er: Wenn du nicht deine liebsten Menschen weniger liebst als mich, kannst du nicht mein Jünger sein. Das sind ziemlich radikale Worte.
In Lukas 16 spricht Jesus über Treue im Kleinen.
Jetzt sind wir in Lukas 17. Hier spricht er über die Haltung eines Dieners. Welche Diensthaltung sollte ein Nachfolger Jesu mitbringen?
Das ist auch heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, noch sehr relevant. Welche Haltung sollten wir mitbringen, wenn wir Jesus dienen wollen? Wie sieht eine Diensthaltung aus, die Jesus gefällt?
Jesus beginnt den Text mit den Worten: „Angenommen, einer von euch hat einen Knecht.“ Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jünger in diesem Moment dachten, das sei eine gute Idee, einen Knecht zu haben.
Diejenigen von uns, die das Neue Testament oder gerade die Evangelien gelesen haben, werden festgestellt haben, dass die Jünger Jesu ein ausgeprägtes Streben nach Macht und Anerkennung hatten. Sie stritten sich untereinander, wer von ihnen der Größte sei. Das kam immer wieder vor, nicht nur einmal.
Diesen Jüngern sagt Jesus also: „Angenommen, einer von euch hat einen Knecht.“ Ich kann mir vorstellen, dass Petrus sich die Hände reibt und denkt: „Nicht mehr Fischen fahren, sondern fischen lassen, das hört sich gut an.“ Johannes denkt sich: „Nicht mehr Netze flicken, sondern flicken lassen.“ Jakobus, der Bruder, denkt: „Nicht mehr Boote säubern, sondern säubern lassen.“ Das wäre schon gut.
Ich möchte eine Frage stellen: Wäre es nicht schön, so jemanden zu haben, vielleicht bei dir im Haushalt, der alles tut, was du sagst? Nicht mehr selbst Essen kochen, sondern kochen lassen. Nicht mehr die Wohnung säubern, sondern säubern lassen. Du sagst nur etwas, und er tut es.
Als Teenager bin ich so mit meinem kleinen Bruder, Frank, umgegangen. Er ist jetzt nicht mehr so klein. Ich habe gesagt: „Frank, hol mir bitte das von unten.“ Und er musste laufen und hat es mir geholt. Dann irgendwann wollte ich ihn noch motivieren und habe ihm ein Zeitlimit gesetzt: „Frank, du hast dreißig Sekunden.“ Und er rannte durchs Haus und holte mir die Sachen.
Hier sagt Jesus also: „Angenommen, einer von euch hat einen Knecht.“ Jetzt müssen wir wissen: Im Griechischen steht hier der Begriff „Doulos“. Das bedeutet eigentlich „Sklave“. Jesus sagt also: „Angenommen, einer von euch hat einen Sklaven.“
Ich möchte klarstellen: Mit dieser Aussage befürwortet Jesus nicht die Sklaverei. Die Bibel – sowohl das Alte als auch das Neue Testament – macht immer wieder deutlich, dass Gott gegen Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen ist.
Jesus möchte hier, das müssen wir einfach wissen, keine Bewertung der Sklaverei abgeben. Das ist nicht sein Punkt. Er wendet einfach einen damaligen Sachverhalt, der in der Gesellschaft gang und gäbe war, auf seine Jünger an.
Zur Zeit des Neuen Testaments gab es sehr viele Sklaven. Ein Sklave zu haben war damals sogar ein Statussymbol. Ein Sklave hatte keine Persönlichkeitsrechte. Der Besitzer konnte frei über seinen Sklaven und dessen Arbeitskraft verfügen.
Die gesamte Landwirtschaft – das müssen wir wissen – wurde zur neutestamentlichen Zeit, vor allem im römischen Bereich, von Sklaven betrieben. Sklaven waren nicht nur auf dem Feld tätig, sondern auch teilweise als Verwalter. Einige Sklaven waren sogar hochgebildet. Im Römischen Reich gab es Sklaven, die Ärzte oder Finanzverwalter waren.
Ein Sklave war in der damaligen Zeit also nichts Außergewöhnliches, und Jesus greift diesen Sachverhalt auf. Hier spricht Jesus von einem Sklaven, von einem Knecht.
In Jesu Beispiel geht es aber um einen Knecht, der in der Landwirtschaft tätig ist. Es heißt: „Angenommen, einer von euch hat einen Knecht, der ihm den Acker bestellt oder das Vieh hütet.“
Jetzt stellt Jesus die Frage: Schaut mal, wie läuft das eigentlich ab, wenn ein Sklave, ein Knecht, von der Arbeit nach Hause kommt? Jesus schildert hier zwei Szenarien.
Das erste Szenario ist ziemlich unwahrscheinlich, das zweite Szenario ist eigentlich das gängige.
Kommen wir zum Ersten. Jesus sagt: Wenn dieser Knecht vom Feld heimkommt, wird sein Herr etwa als Erstes zu ihm sagen: „Komm und setz dich zu Tisch.“ Das heißt, das Essen wäre demnach schon fertig. Die Antwort darauf ist eigentlich klar: Nein. Nein, das wird nicht passieren. Es ist völlig undenkbar, dass der Herr seinem Sklaven den Tisch deckt. Das wird nicht passieren.
Übrigens denke ich, dass das auch heute relativ unwahrscheinlich wäre. Die Queen von England wird doch nie irgendwann morgens ihren Butler wecken und sagen: „Ich habe das Frühstück für dich vorbereitet.“ Das läuft andersherum, deswegen hat sie ja den Butler. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der US-Präsident Donald Trump für seine Mitarbeiter im Weißen Haus schon mal das Abendessen macht. Dafür hat er sie – das sind seine Bediensteten, sie machen das Essen für ihn. Er muss nur mit dem Finger schnipsen, dann ist es da.
Ich glaube auch nicht, dass ein Geschäftsführer zu seiner Sekretärin kommt und fragt: „Wollen Sie lieber einen Kaffee oder einen Tee? Was kann ich Ihnen heute anbieten?“ Das läuft umgekehrt, und zwar viel krasser als heute – damals, als die Menschen noch Sklaven ohne Persönlichkeitsrechte waren.
Deshalb ist die Antwort hier klar: Nein, Jesus, das macht kein Herr.
Damit kommt Jesus dann in Vers 8 zu dem wahrscheinlicheren Szenario. Dort sagt er: „Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: ‚Mach mir das Abendessen, binde dir einen Schurz um und bediene mich. Wenn ich mit Essen und Trinken fertig bin, kannst auch du essen und trinken.‘“ Genau so läuft das. Wenn der Knecht von der Feldarbeit nach Hause kommt, steht erst einmal die Hausarbeit an.
Und die Hausarbeit – das müssen wir jetzt auch wissen – war damals eine große Aufgabe. Denn in Israel gab es immer am Abend die Hauptmahlzeit. Das ist auch heute bei einigen Familien noch so, aber damals war es allgemein üblich, dass die Hauptmahlzeit am Abend stattfand. Es gab keine Gefrierschränke, das heißt, der Knecht konnte nicht einfach eine Tiefkühlpizza seinem Herrn servieren. Er musste nach der Feldarbeit bei Null anfangen.
Gemüse musste gewaschen werden, Feuer musste angemacht werden. Wenn er Brot backen wollte, musste er erst Wasser aus dem Brunnen holen. Wenn der Herr Milch haben wollte, musste er zuerst Ziegen und Schafe melken. All das musste nach der Feldarbeit erledigt werden. Nach der Feldarbeit ist vor der Hausarbeit. Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Und nach der Arbeit kommt eben nicht das Essen, sondern das Essen machen.
Dann stellt Jesus in Vers 9 eine weitere Frage und sagt: „Und bedankt er sich hinterher bei dem Knecht dafür, dass dieser getan hat, was ihm aufgetragen war?“ Die implizierte Antwort ist eine rhetorische Frage, die Jesus stellt. Die Antwort lautet: Nein, das macht der Herr nicht. Es ist so offensichtlich, dass er es nicht tut, dass wir hier im Text nicht einmal eine Antwort finden.
Die erste Frage, die Jesus in Vers 7 stellt, beantwortet er im Prinzip in Vers 8. Aber hier in Vers 9 gibt es überhaupt keine Antwort, weil es so klar ist: Nein, ein Herr muss sich nicht bei seinem Knecht bedanken. Warum nicht? Weil der Knecht einfach nur seine Pflicht erledigt hat. Der Knecht ist immer in der Schuld zu dienen, der Herr ist niemals in der Schuld zu danken.
Bis hierhin ist eigentlich alles klar. Ich kann mir vorstellen, dass die zwölf Jünger während Jesu Gleichnis da sitzen oder stehen und nicken. Sie denken: „Genau, Jesus, so läuft das. Nach der Feldarbeit ist vor der Hausarbeit. Nach der Arbeit ist vor der Arbeit für einen Knecht. Das stimmt, Jesus. Und ja, Jesus, es gibt keinen Dank für das Befolgen von Befehlen. Genau so läuft das.“
Wahrscheinlich denken die Jünger in diesem Moment immer noch, dass es wirklich schön wäre, einen Knecht zu haben, einen Sklaven, der all die Arbeit für sie erledigt.
Doch jetzt dreht Jesus den Spieß um – in Vers 10. Das ist der entscheidende Moment in diesem Gleichnis. Nun wendet Jesus das Gleichnis auf die Jünger an. Aber jetzt sind sie nicht mehr die Herren mit einem Knecht, sondern sie selbst sind die Knechte.
Schaut mal in Vers 10: „Wenn ihr also…“ Jesus macht das ganz geschickt. Er sagt erst einmal: Angenommen, einer von euch hat einen Knecht. Die Jünger denken, es sei schön, einen Knecht zu haben. Am Ende sagt Jesus: „Ihr seid die Knechte.“
„Wenn ihr also alles getan habt, was euch aufgetragen war, dann sollt auch ihr sagen: ‚Wir sind Diener‘“ – das ist dasselbe Wort wie Sklave – „‚weiter nichts, wir haben nur unsere Pflicht getan.‘“
Jesus dreht den Spieß um und sagt: Es geht nicht darum, einen Diener zu haben, es geht darum, ein Diener zu sein.
Aus diesem Text ergeben sich drei Anwendungen für uns. Zuerst bin ich heute einmal den Text durchgegangen, die Anwendungen kommen jetzt!
Ich möchte diese Anwendungen als Fragen formulieren, die zur Selbstreflexion anregen. Wie ist das bei dir? Diese Fragen können wir heute nicht gemeinsam beantworten; jede Person muss sie für sich persönlich beantworten.
Die erste Frage lautet: Verstehst du dich selbst als Diener?
Verstehst du dich selbst als Diener? Ich lese noch einmal Vers 10: Jesus sagt, wenn ihr also alles getan habt, was euch aufgetragen war, dann sollt auch ihr sagen: „Wir sind Diener, weiter nichts.“
Ihr Lieben, das ist das Fazit dieses Gleichnisses, und das ist etwas, was wir – was du und ich – vor Augen haben müssen: Wir sind Diener.
Schaut mal, es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Dienst zu tun und der Haltung, Diener zu sein. Das ist ein riesiger Unterschied. Du kannst theoretisch in der Gemeinde einen Dienst haben, dann hast du etwas auf deiner Liste, das du abhaken kannst. Aber das heißt noch lange nicht, dass du von deinem ganzen Wesen her, von deiner ganzen Haltung her Diener bist. Einen Dienst zu tun heißt noch nicht, ein Diener zu sein. Aber wenn man ein Diener ist, wird man immer auch einen Dienst tun. Niemand ist nur theoretisch Diener.
Die Frage, die sich uns heute stellen muss, die Jesus uns stellen möchte, die Jesus dir persönlich stellen möchte, lautet: Bist du von deinem ganzen Herzen Diener? Von deiner ganzen Haltung her Diener? Bist du ein Knecht?
Ihr Lieben, das ist etwas, was mir immer wichtiger wird. Wir gehören nicht zu Jesus, wir gehören Jesus. Wenn er der Herr ist, dann sind wir seine Knechte, und wenn er der Herr ist, dann dienen wir.
Am kommenden Sonntag, wie gesagt, predigt Heinrich über Jesus, das Vorbild des Dienstes. Deswegen möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel vorwegnehmen. Aber Jesus war ein Diener durch und durch, und er ist es immer noch, weil er sich immer noch für uns im Himmel einsetzt. An keinem anderen sehen wir deutlicher, was es bedeutet, Diener von ganzem Herzen zu sein.
Wenn wir jetzt sagen, wir sind Nachfolger Jesu, bedeutet das ja auch, Nachahmer Jesu zu sein. Und wenn wir nicht Diener sind, dann ist das ein Widerspruch.
Schaut mal: Wenn wir zu Jesus kommen, gibt er uns keine Krone. Als wir uns bekehrt haben und ihm gesagt haben: „Herr, komm du in mein Leben, vergib mir meine Sünden, ich habe erkannt, was du für mich am Kreuz getan hast, komm in mein Leben, rette mich, sei du jetzt mein Herr“, in diesem Moment gibt uns Jesus keine Krone. Er gibt uns einen Lappen, bildlich gesprochen.
„Du willst mir folgen, ich gebe dir einen Lappen. Du bist jetzt mein Diener und mein Herr, diene bis an dein Lebensende.“
Der Lappen, den Jesus uns gibt, ist am Anfang noch ganz weiß. Aber ich wünsche mir für dich und für mich, dass wir am Ende einen ganz gebrauchten Lappen Jesus zurückgeben.
Wir können sagen: „Herr, du hast mir Gaben gegeben, du hast mir Möglichkeiten gegeben, du hast mich in deinen Dienst berufen, und ich will treu sein bis zum Ende.“ Dann gebe ich dir einen benutzten Lappen zurück.
Wir sind Diener, ihr Lieben, weiter nichts.
Aber kann es sein, dass wir manchmal in die Gemeinde kommen und so gerne wollen, dass Menschen uns dienen? Dass wir sogar darauf achten: „Ach, der hat mich nicht begrüßt. Guck mal, ich bin hier im Raum, und die nehmen mich nicht mal wahr.“ Wir haben so schnell einen Fokus auf uns.
Manchmal kommen wir vielleicht sogar hierher und fühlen uns ein bisschen überlegen, vielleicht weil wir gewisse Dienste tun oder weil man uns öfter auf der Bühne sieht. Wir sehen die anderen und entwickeln Stolz.
Man kann paradoxerweise sogar stolz auf seine Dienste sein, aber das kann leider passieren, weil unser Herz so trügerisch ist.
Ich möchte uns heute wirklich diese Frage mitgeben, die Jesus uns stellt, die Jesus dir stellt: Verstehst du dich selbst vor allen Dingen als Diener?
Der Text stellt uns noch weitere Fragen. Die zweite Frage, die wir uns anschauen, lautet: Dienst du zu Jesu Bedingungen?
Jesus beschreibt das Leben eines Knechtes. Ich lese nochmal die Verse 7 und 8: Wenn dieser Knecht vom Feld heimkommt, wird sein Herr etwa als Erstes zu ihm sagen: „Komm, setz dich zu Tisch“? Oder wird er nicht vielmehr sagen: „Mach mir das Abendessen, binde dir einen Schurz um und bediene mich. Wenn ich mit Essen und Trinken fertig bin, dann kannst auch du essen und trinken“?
Ich denke, Jesus macht hier in diesen Versen einen Punkt ganz deutlich: Nicht der Knecht legt die Bedingungen fest, sondern der Herr. Nicht der Knecht entscheidet, wann er Pause macht, wann die Arbeit vorbei ist oder wann er was macht, wo er was macht und mit wem er was macht. Das entscheidet einzig und allein der Herr.
Ich glaube, wir müssen wieder ein neues Verständnis dafür bekommen, was es bedeutet, dass Jesus der Herr ist. Er ist der Herr. Und was bedeutet das in Bezug auf unseren Dienst?
Wenn wir Diener sind und er der Herr, dann stellen wir keine Bedingungen. Was bedeutet das praktisch? Vielleicht möchtest du es etwas greifbarer haben. Mehrere Aspekte:
Erstens: Wir legen nicht die Art des Dienstes fest. Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Herr, du bist der Diener“, dann sage ich nicht: „Jesus, das und das bin ich bereit für dich zu tun, aber das und das nicht.“ Wenn er der Herr ist, entscheidet er auch, was wir machen – welche Art des Dienstes wir tun.
In meinem Leben gab es immer eine Liste. Ich bin hier in der Gemeinde aufgewachsen und durfte mich vor etwa zwanzig Jahren hier taufen lassen. Am Anfang hatte ich den Wunsch, Gott zu dienen. Aber ich hatte eine Liste, welche Dinge ich auf keinen Fall machen wollte. Ich sagte: „Gott, ich will dienen, aber ich will nicht predigen.“ Ich hatte sogar Angst davor.
Ich begann dann in der Technik oder in der evangelistischen Kinderstunde, so ganz am Anfang. Ich wollte dem Herrn dienen, aber ich wollte entscheiden, wo ich diene und wo nicht. Dann nahmen mich unser damaliger Teenagerleiter Andreas Behmerth und andere mit ans Bibelseminar Bonn. Dort lief die Abendschule Predigtlehre mit Heinrich Derksen. Ich saß da und dachte: „Ich will alles, nur nicht predigen.“ Und Heinrich sagte einen Satz: „Wenn Gott dich begabt hat zu predigen, dann musst du.“ In dem Moment dachte ich nur: „Hoffentlich hat Gott mich nicht begabt, hoffentlich nicht.“
Ich will die Geschichte kurz machen und nicht weiter auf die Berufung eingehen, aber Jesus hat mich berufen. Ich musste erkennen: Er entscheidet, wo ich diene und wo nicht. Bei mir war es so, dass ich nicht ins Rampenlicht wollte, nicht hinter die Kanzel. Ich wollte lieber im Hintergrund sein. Doch Jesus sagt: „Ich entscheide, nicht du. Ich will dich hinter der Kanzel haben.“
Vielleicht ist es bei dir andersherum. Vielleicht machst du irgendwas im Hintergrund und möchtest so gerne Leiter sein oder einen Dienst tun, bei dem man dich sieht. Manche Dinge sind dir dann vielleicht nicht wichtig genug, weil sie so sehr im Hintergrund sind. Du strebst vielleicht sogar nach Anerkennung von Menschen. Jesus sagt: „Ich entscheide, wo du dienst und wo nicht.“ Wenn du ihm folgst, bist du immer an der richtigen Stelle, weil er dich genau dorthin führt, wo er dich haben will.
Die Frage, die wir uns heute stellen müssen, ist: Gibt es in unserem Kopf eine Liste, auf der steht, was wir bereit sind für Jesus zu tun – und was nicht? Dann entscheiden wir selbst, was wir machen und was nicht.
Wie zeigt sich das noch, dass Jesus die Bedingungen festlegt und nicht wir?
Wir legen nicht die Intensität und die Dauer unseres Dienstes fest. „Herr, ich diene dir, aber ich lege mich nur für drei Monate fest. Ich diene dir nur zwei Stunden die Woche, denn ich brauche auch eine Work-Life-Dienst-Balance.“ Zwei Stunden in der Woche – da kann die Gemeinde dankbar sein, dass ich ehrenamtlich zwei Stunden meines Lebens pro Woche investiere. Rechne das mal aufs Jahr hoch.
Aber meine Hobbys brauchen auch ihren Platz, dafür brauche ich genug Zeit. So entscheide ich, wie viel ich bereit bin zu dienen und wie viel nicht.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich denke, es kann eine Unausgewogenheit geben. Zwanzig Dienste in der Gemeinde zu übernehmen und dabei die eigene Familie völlig zu vernachlässigen, so etwas kann es geben. Davon rede ich jetzt nicht. Aber ich rede von Opferbereitschaft.
Bin ich grundsätzlich bereit zu sagen: Herr, auch wenn es mal weh tut, auch wenn es wirklich ein Opfer ist, ich diene dir?
Wenn ich mir das Leben von Paulus anschaue, gab es keine Work-Life-Dienst-Balance. Apostelgeschichte 20,24 sagt Paulus: „Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich vom Herrn Jesus empfangen habe, das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen.“
Paulus sagt hier: Es geht nicht um mein Wohlergehen. Es geht nicht darum, Hauptsache, ich finde noch ein bisschen Zeit für mich. Es geht darum, dass ich mich reinhänge. Mir geht es nicht um meine Gesundheit, nicht mehr. Ich achte mein ganzes Leben nicht der Rede wert. Ich will nur den Dienst vollenden, den Gott mir gegeben hat.
Er hat verstanden, dass Jesus der Herr ist. Wenn Jesus die Bedingungen festlegt, dann lege ich sie nicht fest: „Zwei Stunden bin ich dir bereit zu geben.“ Herr, was ist, wenn du mich massiver gebrauchen möchtest?
Auch in Bezug auf Intensität und Dauer: Nicht wir legen den Ort des Dienstes fest. „Ja, in Ostheim bin ich bereit zu dienen, aber nicht in Frechen oder Leverkusen. Das ist mir alles zu klein, in Ostheim ist die große Bühne.“
Nicht wir legen fest, mit welchen Mitarbeitern wir zusammenarbeiten und mit welchen nicht. „Der passt mir nicht, mit dem diene ich nicht.“
Wenn Jesus der Herr ist, gelten seine Bedingungen. Nicht wir legen die Rahmenbedingungen fest.
Es gibt Rahmenbedingungen im Dienst, die sind wunderbar. Und in solchen Zeiten können wir Gott dankbar sein, dass wir viel Ermutigung bekommen, dass wir mit Leuten zusammen dienen, bei denen die Chemie stimmt, dass die Rahmenbedingungen wunderbar sind – das ist schön.
Aber bin ich auch bereit, unter nicht so optimalen Rahmenbedingungen zu dienen?
Ich habe hier 2012 in der Gemeinde angefangen, damals noch nicht als Pastor. Ich kam aus dem Studium in Amerika und wurde hier eingestellt. Ich kam an und es gab kein Büro für mich. Es war kein Büro frei. Ich musste mir immer einen Platz suchen, wo ich arbeiten konnte, auch mal unter dem Dach hinten.
Das hat mich gewurmt. Ich komme aus dem kaufmännischen Bereich, da war immer alles schön organisiert, das Büro perfekt. Jetzt komme ich hier in die Gemeinde, und damals – ich muss sagen, heute habe ich ein tolles Büro und bin total dankbar – damals gab es kein Büro für mich, und das hat mich gewurmt.
Damals hat Gott durch eine Predigt sehr deutlich zu mir gesprochen und gesagt: „Andre, reg dich nicht darüber auf. Ich will dir eine Lektion beibringen: Du dienst mir unter meinen Bedingungen. Egal, was die Rahmenbedingungen sind. Anderen geht es viel schlechter. Guck mal, was du hier alles hast.“
Das war für mich eine wichtige Lektion: Zu lernen, dass ich zu Jesu Bedingungen dienen will, nicht zu meinen.
Nach einer Predigt steht der Pastor an der Tür und verabschiedet sich von den Gottesdienstbesuchern. Das ist heute noch in vielen Landeskirchen üblich.
Hier geht es um eine Gemeinde in Amerika. Der Pastor steht an der Tür und verabschiedet alle Gottesdienstbesucher. Ein Mann aus der Gemeinde kommt zu ihm und sagt: „Pastor, vielen Dank für die Predigt.“ Die Antwort des Pastors ist: „Ja, was ist die Frage?“ Der Pastor schaut verwirrt, weil er nicht weiß, was der Mann meint.
Nächsten Sonntag dasselbe: Der Pastor predigt, steht an der Tür und verabschiedet sich. Wieder kommt derselbe Mann und sagt: „Pastor, vielen Dank für Ihre Predigt.“ Die Antwort des Pastors: „Ja, was ist Ihre Frage?“ Der Mann bedankt sich verlegen, konnte das nicht einordnen.
Am dritten Sonntag dasselbe: Der Mann kommt wieder auf den Pastor zu und sagt: „Pastor, danke auch für diese Predigt.“ Wieder antwortet der Pastor: „Ja, was ist Ihre Frage?“
Der Mann sagt: „Komm, lass uns mal in der Woche auf einen Kaffee treffen, damit ich dir erklären kann, was das mit Ihrer Frage und Ihrer Antwort zu tun hat.“
Sie treffen sich am Mittwoch. Der Pastor fragt: „Warum sagen Sie das immer: ‚Meine Antwort ist ja, was ist die Frage?‘“
Der Mann sagt: „Wissen Sie, Pastor, ich war drogensüchtig, mein Leben war völlig kaputt. Ich habe viel gesündigt, ich habe meine Frau betrogen. Dann kam ich hier in die Gemeinde und hörte das Evangelium durch Ihre Predigt. Ich hörte davon, dass es Rettung gibt, dass Jesus meine Sünden komplett vergeben möchte. Und ich habe das an jenem Sonntag angenommen. Jesus hat mir vergeben, er hat aus mir einen neuen Menschen gemacht. Sie können meine Frau fragen: Er hat mich freigemacht. Und jetzt will ich ihm mit meinem ganzen Leben dienen. Deswegen komme ich jeden Sonntag zu Ihnen und sage schon mal vorweg: Meine Antwort ist ja. Was ist Ihre Frage? Brauchen Sie mich um zwei Uhr nachts für ein Seelsorgegespräch? Ich bin dabei. Kann ich hier die Toiletten putzen? Meine Antwort ist ja.“
Darum geht es doch.
Wenn wir erkennen, was Jesus für uns getan hat, wenn wir das Evangelium verstehen, dass er der Herr ist und wir Knechte sind, dann gelten seine Bedingungen. Dann sagen wir ihm: „Herr, meine Antwort ist ja, denn du hast mir alles gegeben. Du hast mir das Leben gegeben, du hast mir meine Sünden vergeben. Ich bin gerne dein Knecht. Meine Antwort ist ja. Was ist deine Frage, Herr?“
Genau zu dieser Haltung möchte ich heute einladen: Hinterfrage dich selbst. Bist du bereit, zu deinen eigenen Bedingungen zu dienen? Oder sagst du: „Herr, meine Antwort ist ja. Was ist deine Frage? Wo willst du mich haben?“
Wie Jesaja sagt: „Hier bin ich, sende mich!“ Egal, wo du mich haben willst, egal wie viel Zeit damit verbunden ist, egal mit wem ich diene, egal unter welchen Umständen ich diene – meine Antwort ist ja.
Ich bin gerne dein Diener.
Wir kommen zur dritten und letzten Frage: Erwartest du ein Dankeschön?
Ich lese noch einmal die Verse neun und zehn: „Und bedankt er sich hinterher bei dem Knecht dafür, dass dieser getan hat, was ihm aufgetragen war?“ Wenn ihr also alles getan habt, was euch aufgetragen war, dann sollt auch ihr sagen: Wir sind Diener, weiter nichts. Wir haben nur unsere Pflicht getan.
Der Punkt, den Jesus hier machen will, ist folgender: Der Herr muss sich nicht bedanken, weil der Knecht nur seine Pflicht erledigt hat. Vielleicht kennt ihr das auch. Ich bedanke mich schon mal bei gewissen Personen, auch bei gewissen Berufsgruppen. Bei manchen kommt dann die Antwort: „Das ist mein Job.“ Vielleicht habt ihr auch schon ähnliche Begegnungen gehabt.
Was die Menschen damit sagen, ist: „Ich mache es so oder so, weil es meine Pflicht ist. Deswegen mache ich es.“ Du musst im Prinzip nicht Danke sagen, auch wenn es nett ist. So möchte dieser Text uns vor Augen führen, dass auch wir eine Pflicht haben und dafür nicht unbedingt ein Dankeschön erwarten müssen.
Ich spreche gleich noch einmal über die andere Seite. Daniel predigt ja auch über den Lohn, den ein Diener bekommt. Die andere Seite gibt es auch. Aber Paulus war sich seiner Pflicht so bewusst. Schaut man in 1. Korinther 9, Verse 16 und 17: „Mein Ruhm besteht ja nicht darin, dass ich das Evangelium verkünde, denn das ist schließlich eine Verpflichtung, der ich nicht ausweichen kann. Wehe mir, wenn ich es nicht erfülle! Hätte ich diese Aufgabe aus eigenem Antrieb übernommen, könnte ich einen Lohn dafür erwarten. Ich habe sie aber nicht auserwählt, sie ist mir übertragen worden. Gott hat mir die Aufgabe anvertraut, seine Botschaft zu verkünden.“
Wer sich seiner eigenen Verpflichtung so bewusst war, der schreibt auch den Thessalonichern beispielsweise: „Ihr habt euch bekehrt, um Gott zu dienen.“ Das ist eine Verpflichtung, die wir haben. Der Dienst für Gott – ja, er ist ein Privileg, aber er ist immer Privileg und Verpflichtung zugleich.
Wir tun es aus Dankbarkeit, wir tun es aus Liebe zu ihm, aber auch aus Pflichtbewusstsein. Schaut mal: Wenn der Dienst unsere Pflicht ist, dann ist uns eigentlich niemand Dank schuldig.
Ich möchte euch heute zwei Briefe vorlesen, die ich nie bekommen habe. Der erste Brief ist von der Polizei. Ich lese ihn einmal vor:
„Sehr geehrter Herr Toews, mit diesem Schreiben möchten wir Sie darüber informieren, dass wir eine Meldung aus Flensburg erhalten haben. Demnach sind Sie seit Ihrem Motorradunfall im Jahr 2002 immer über Grün gefahren. Dieses einwandfreie Verkehrsverhalten wissen wir zu honorieren. Wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihr vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr. In tiefer Verbundenheit, Ihre Polizei, Ihr Freund und Helfer.“
Diesen Brief habe ich nie bekommen. Warum nicht?
Es gibt noch einen Brief, den ich euch mal vorlesen möchte. Er kommt von der Bundeskanzlerin, von oberster Stelle:
„Liebes Ehepaar Carolin und André Toews, mit diesem Schreiben möchte ich mich als Ihre Bundeskanzlerin ausdrücklich für Ihr hingegebenes Engagement als Eltern Ihrer vier Kinder bedanken. Ich bedanke mich bei Ihnen, Frau Toews, dass Sie die Kinder erziehen und mütterlich für sie sorgen. Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Toews, dass Sie das notwendige Geld verdienen, um Ihre Familie über die Runden zu bringen. Berlin weiß Ihre Hingabe als Eltern zu schätzen. Hochachtungsvoll, Ihre Bundeskanzlerin (in Klammern: die Mutti).“
Dieses Schreiben habe ich nie erhalten. Dabei hängen wir uns rein, würde ich mal sagen, in die Erziehung. Aber ich glaube, wir werden dieses Schreiben auch nie bekommen.
Warum nicht? Warum wird sich die Polizei nie bei uns bedanken, dass wir immer über Grün fahren? Warum wird sich die Regierung nie bei uns bedanken, dass wir unsere Kinder erziehen?
Der Punkt ist doch: Es ist unsere Pflicht. Es ist unsere Pflicht, und für das, was Verpflichtung ist, muss man sich nicht bedanken.
Kann es sein, dass du manchmal deinen Dienst vom Dank der anderen abhängig machst? Vielleicht bist du sogar momentan richtig frustriert, weil nie jemand deinen Dienst sieht, und es nagt an dir.
Weißt du, ich möchte dir weiterhelfen, indem du von dir selbst wegschaust. Lebe nicht in dieser Erwartungshaltung. Es gibt den Ausblick – und das hören wir in der vierten Predigt unserer Reihe: Gott wird uns belohnen. Aber eigentlich ist selbst er uns kein Dank schuldig. Es ist Gnade, dass er uns belohnt.
Jetzt sagst du vielleicht: „Okay, aber André, wie ist das genau zu verstehen?“
Am letzten Sonntag, als Willy Risto hier war, unser Gastmusiker, hast du am Ende der Predigt beziehungsweise am Ende des Gottesdienstes dich bei ihm bedankt.
Gut, dass du die Frage stellst. Darauf will ich auch eingehen. Ich denke, dass wir uns immer bei anderen bedanken sollten für das, was sie tun. Und ich wünsche mir, dass wir hier auch in der Gemeinde eine Kultur haben, in der wir nach dem Gottesdienst auf die Musiker zugehen und sagen: „Danke, dass ihr das heute gemacht habt.“
Aber nicht nur auf die Musiker, sondern auch auf die Techniker, Ordner und all die, die im Hintergrund arbeiten. Dass wir mal auf unsere Putzfrau Irina Schneider zugehen und sagen: „Danke, dass du das hier Woche für Woche so treu machst.“
Das ist wichtig. Das macht auch Paulus in Römer 16. Da bedankt er sich bei all den Mitarbeitern.
Hier geht es um mich, um meine Haltung. Ich sollte meinen Dienst tun und nicht Dank erwarten. Aber wiederum sollte ich mich gerne bei anderen bedanken für das, was sie tun. Darum geht es.
Ihr Lieben, ich möchte uns heute noch einmal wirklich einladen, uns ganz in das Werk des Herrn zu werfen. Wenn wir erkennen, was er für uns getan hat, dann sollte unsere Antwort sein: Herr, ich nehme diesen Lappen an und will dir dienen, weil du mir alles bedeutest.
Ich möchte dich einladen, wenn du erkannt hast, dass du momentan nur für dich lebst und nur auf dich schaust – darauf, was du bekommst oder was du scheinbar verdienst und nicht bekommst – dann lade ich dich heute ein, neu zum Kreuz zu gehen und zu sagen: Herr, hier bin ich. Ich nehme den Lappen wieder in die Hand und diene dir, egal unter welchen Umständen. Ich liebe dich, und das tue ich für dich.
Vielleicht sitzt du heute hier und hast dein Leben noch nie Jesus übergeben. Vielleicht hast du im Laufe der Predigt festgestellt, dass du nur für dich lebst, für deine Wünsche, und deine eigene Lebensausrichtung zählt. Wenn du heute dein Leben Jesus übergeben möchtest, weil du erkannt hast, was er eigentlich für dich getan hat, dann lade ich dich ein, gerne nach dem Gottesdienst zurückzubleiben und mit uns das Gespräch zu führen.
Amen.