Ein Wort, das uns begleitet
Für unsere Predigt heute habe ich nur einen Satz ausgesucht, der uns begleiten soll. Damit wir ihn behalten können, steht er im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 1, Vers 10: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben sowie ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Das müssen Sie einmal miterleben, liebe Schwestern und Brüder, wenn wir am Mittwochabend unseren Jugendbibelkreis haben. Dort tauschen sich junge Leute frisch und lebendig darüber aus, was sie im Bibelwort entdecken. Es geht dabei immer fröhlich zu.
Gerade beschäftigen wir uns mit der Missionsreise des Paulus, wie er in das Gebiet der heutigen Türkei kam, nach Antiochien in Pisidien. Das hat uns sehr beeindruckt. Paulus verstand es, großen Wirbel zu machen. Die Leute strömten zusammen, fast die ganze Stadt war da.
Natürlich gab es auch Demonstranten und Protestierer. Ärgerliche Zwischenrufe blieben nicht aus. Doch es wird erzählt, dass unter den Heiden einige gläubig wurden.
Was uns in unserem Bibelkreis am letzten Mittwoch besonders berührt hat, war die Formulierung, die Lukas verwendet. Er sagt nicht einfach, die Leute wurden gläubig. Stattdessen berichtet er: Als die Heiden das Evangelium hörten, wurden sie froh, priesen das Wort Gottes und wurden gläubig.
Das Erste war also, bevor Lukas sagt, sie wurden gläubig, dass sie froh wurden. Das war für uns sehr eindrücklich. Das wollen junge Leute hören: dass vom Evangelium Freude ausgeht und dass es lebendig macht.
Das ist tatsächlich die erste Lebensäußerung im Glauben: Freude. An dieser Freude kann man erkennen, ob jemand Christ ist. Doch das wollen nicht nur junge Leute hören.
Dieses Wort könnte heute auch für Sie wichtig sein. Wenn Sie das Evangelium hören und gläubig werden, dann sollten Sie das an der Freude spüren – so wie damals in der Stadt Antiochien. Man spürt förmlich, wie die Menschen aufatmen, ganz erleichtert.
Lasten fallen von ihnen ab. Was sie bedrückt hat, ist plötzlich nicht mehr schwer und schlimm. Sie sind wirklich erleichtert und froh geworden durch das Evangelium.
Die Macht des Evangeliums gegen die Traurigkeit
Immer wenn ich in der Straßenbahn sitze, hat man ja Zeit, die Gesichter der Leute ein wenig zu beobachten. Schauen Sie sie sich mal an: Wie viele blicken traurig und ernst drein! Wahrscheinlich ist das das Kennzeichen so vieler Menschen um uns herum – sie sind bedrückt und belastet.
Das kann auch heute Morgen bei uns so sein, hier in diesem Gottesdienst oder wo immer wir diesen Gottesdienst mitfeiern, dass wir bedrückt und belastet sind. Es gibt viele traurige Menschen, die sagen: „Mein Leben ist zerstört, seitdem ein Mann gestorben ist. Ich bekomme keinen Boden mehr unter die Füße.“
Und dann soll heute bei uns Folgendes geschehen: Wenn Sie das Wort hören, werden Sie froh. Das soll heute passieren. Davon wollen wir jetzt sprechen.
Ich möchte Ihnen an diesem schönen Wort des Apostels Paulus drei Dinge wichtig machen. Zuerst: Keiner muss jetzt mehr den Kopf hängen lassen.
Die Motivation zur Mission
Keiner muss jetzt mehr den Kopf hängen lassen. Ja, das ist der Grund, warum wir so leidenschaftlich darauf bedacht sind, allen Menschen auf der Welt das Wort, das Evangelium, zu verkünden. Es treibt uns um, dass es keinen Ort auf dieser Welt geben darf, an dem das Evangelium nicht gepredigt wird.
Manchmal fragt jemand: „Warum seid ihr so eifrig beim Missionieren? Lasst doch die Buddhisten, Moslems oder auch die Freidenker in Ruhe. Zwingt ihnen doch nichts auf!“ Nun ja, aufzwingen wollen wir ihnen nichts. Aber wir wissen, dass es nichts gibt, was Menschen so froh macht wie das Evangelium.
Es gibt nichts, das der unheimlichen Terrorherrschaft des Todes entgegenwirken kann. Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen – niemand sonst. Das müssen die Menschen wissen, und wir müssen es allen weitersagen.
Ich möchte heute in der Predigt dieses Wort auslegen und von hinten her darauf eingehen. Vielleicht fällt Ihnen dann erst auf, dass Paulus hinzufügt: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen durch das Evangelium. Was ist damit gemeint?
Die Kraft des Evangeliums gegen den Tod
In einer neueren Übersetzung der Bibel heißt es, und das ist richtig übersetzt: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen durch die Verkündigung der Heilsbotschaft. Die Schrecken des Todes werden überall dort durchbrochen, wo das Evangelium verkündigt wird. Da gibt es keine Trauer mehr, da werden Menschen froh.
Ich kann Ihnen das ganz praktisch erklären. Ich muss ja von Berufs wegen immer wieder auf den Friedhof. Vielleicht berührt mich das Grauen des Todes mehr als Sie, wenn ich im Krematorium an den Särgen vorbeigehe. Mich lässt das nie kalt, und ich will das auch nie berufsmäßig tun. Wenn ich dort stehen muss und predige, ist es doch furchtbar, dass Menschen sterben. Was soll man da sagen? Es gibt doch gar nichts. Am liebsten – Sie kennen das doch – sagen wir nur den stillen Händedruck, das Mitgefühl, das wir den Trauernden zeigen, als etwas Menschliches, Symbolisches.
Nein, es gibt etwas viel, viel Stärkeres: Wir verkünden das Evangelium. Bei den Trauerfeiern, die wir halten, beobachte ich immer wieder, dass das irgendwo unter die Haut geht. Wenn dann noch die Orgel anfängt, zieht das an den Gefühlen. Ich finde es auch noch so schlimm, dass man da sitzen muss und auf den Sarg starrt. Und dann öffnen wir den Mund und predigen das Evangelium.
Plötzlich sind die Schrecken des Todes durchbrochen durch das Evangelium. Dem Tod wird die Macht genommen durch das Evangelium. Wissen Sie, welche Kraft in dem Evangelium steckt? Im biblischen Evangelium vom Sieg Jesu über die Macht des Todes, von seiner Auferstehung und dem Trost, den er denen gibt, die an ihn glauben.
Persönliche Erfahrungen mit dem Trost des Evangeliums
Ich könnte Ihnen jetzt lange von Erlebnissen erzählen, die ich bei schweren Bestattungen vor vielen Jahren hatte. Da war zum Beispiel ein einziges Kind gestorben. Es war durch ein Medikament verkrüppelt geboren worden und starb dann. Es sollte eine Beerdigung gehalten werden.
Ich sagte zu den Eltern: „Das machen wir ganz einfach. Ich lese ein Lied, ich lese einen Abschnitt aus der Bibel. Ich kann nicht reden, das schaffe ich nicht. Menschlich stehe ich das nicht durch, da gehen mit mir auch die Gefühle durch.“
Die Eltern antworteten: „Wir wollen eine Ansprache haben, auch wenn wir nur im ganz kleinen Kreis sind.“ Ich hatte furchtbare Angst. Wenn man das so miterlebt, wissen Sie, das ist das Schwerste: Wenn eine Mutter sich über ihr Kind beugt und man es dann hergeben soll. Und dann soll man noch ein Wort sprechen, ein Zeugniswort. Da meint man, die Stimme versagt und es wird schwer.
Dann spricht man die ersten Worte: „Gelobt sei Gott, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit neugeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ Da stehen die Eltern, man kann ihnen in die Augen sehen und von der Freude, der Zuversicht und der Hoffnung der Christen am Grab sprechen.
Ich hoffe, dass Sie in Ihrem Leben dem Evangelium Raum geben. Dass Sie in den Trauerzeiten Ihres Lebens hinhören. Oder wenn Sie sich auf eine schwere Krankheit und Ihr eigenes Sterben vorbereiten, dann geben Sie dem Evangelium Raum. Es zerbricht die Macht des Todes.
Der Trost in schwierigen Lebenssituationen
Ich denke an eine andere Beerdigung, die mir sehr schwerfiel. Eine Frau hatte sich das Leben genommen, und das unter sehr schlimmen Umständen. Es herrschten ganz verworrene Familienverhältnisse.
Es kamen sehr viele Menschen zur Bestattung. Die Trauerfeier fand nicht hier, sondern auswärts statt. Die Halle auf dem Friedhof war mit Menschen überfüllt.
In solchen Momenten bin ich immer froh, dass ich nicht über Menschen urteilen muss. Ich bin ja nicht der Oberschiedsrichter, der das Leben von Menschen beurteilt und darüber Prämierungen oder Noten verteilt – wer war gut, wer schlecht oder fromm. Gott richtet.
Ich darf das Evangelium verkünden für die, die kommen. Die Rede soll zum Leben ermutigen.
Als ich fertig war, kam der Vertreter vom Personalrat nach vorne, um einen Nachruf zu halten. Sie wissen ja, wie Nachrufe normalerweise aussehen. Doch er sagte: „Kollegen, wir wussten alle nicht, wie ein Mensch um uns herum am Leben zerbrach. Ich möchte euch nur bitten, bringt euer Leben mit Gott in Ordnung, solange ihr Zeit habt. Ich glaube auch an Jesus Christus.“ Dann setzte er sich wieder hin.
Dieses Bewegtsein in der Trauerfeier durch das Evangelium zeigte, dass etwas vom Trost sichtbar wurde.
Das Evangelium als wahrer Tröster
Freimütig will ich Ihnen sagen: Ich bin kein guter Tröster. Ich kann das nicht. Das Evangelium hingegen ist ein guter Tröster.
Sie müssen dem Evangelium Raum geben. Dann singen Sie in Ihrer Trauer die großen Trostlieder, den Schatz, den wir in unserem Gesangbuch haben. Lesen Sie ihm Worte Gottes vor und lassen Sie sich informieren über den Sieg Jesu, den er über den Tod errungen hat.
Wenn wir dann Kranke auf ihrem letzten Weg begleiten, möchte ich Ihnen Mut machen, die Mediziner ein wenig zurückzudrängen. Es ist schön und gut, was sie alles können. Aber es gibt Augenblicke, in denen wir wissen: Jetzt geht es zum Sterben.
Dann sagen wir: Herr Doktor, jetzt lassen Sie uns mal ganz allein. Wir wollen Zeit zum Beten haben. Und dann rufen Sie dem Sterbenden Gottesworte zu – Bibelworte, das Evangelium.
Was ist das Evangelium, wenn uns die ganze Kraft genommen wird und wir in dieses Todestal hineingeführt werden? Da möchte ich jemanden an meinem Bett sitzen haben, der mir Gottes Worte sagt – das Evangelium, das die Macht des Todes zerbricht.
Jesus Christus hat dem Tod durch das Evangelium die Macht genommen. Und wo es verkündigt wird, da hat der Tod keine Macht mehr.
Die Kraft der Bibelworte in schweren Stunden
Wie kann das aufrichten, trösten und erquicken, wenn wir nur die ganz bekannten Worte sagen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“? Haben Sie es schon einmal erlebt, wie Schwerkranke danken und ihre Hand drücken, obwohl sie nicht mehr sprechen können?
Und so heißt es: „Wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen.“ Lernen Sie Bibelworte auswendig, damit Sie sie parat haben in den Stunden, wenn es darauf ankommt!
Oh, da sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Um uns herum leben viele Menschen, die Angst vor dem Sterben haben. Sie sprechen nicht darüber – auch unsere Schwerkranken nicht. Doch sie wissen es als Erste: Wenn man so schwer krank wird, dann kann es jetzt zum Sterben gehen.
Und wie gut wäre es, wenn man ihnen dann das Evangelium sagt beim Krankenbesuch! Warum sind wir so feige? Warum genieren wir uns so? Sagen Sie doch: „Ich will Ihnen noch einen Vers vorlesen, hier aus meinem Neuen Testament. Den habe ich Ihnen mitgebracht, das ist mir das Wichtigste.“
Die Trostworte, die wir selbst sprechen und fabrizieren, sind oft kraftlos und schwach. Aber das Evangelium nimmt dem Tod die Macht. Sie haben die Möglichkeit, dem Tod die Macht wegzunehmen – dort, wo er zugeschlagen hat.
Gehen Sie in die Trauerhäuser hinein, schreiben Sie Briefe, mit denen Sie andere Menschen fröhlich und zuversichtlich machen können. Das ist unser Amt und unser Auftrag in der Verzweiflung und Traurigkeit der heutigen Welt – einer Welt, die keine Hoffnung hat.
Die Realität des Todes und die christliche Zuversicht
Aber nun ein zweites: Das erste war, dass keiner den Kopf hängen lassen muss. Das zweite ist, dass der Tod umfunktioniert ist. Ja, wir Christen wechseln manchmal so schnell, dass wir auf der einen Seite vom Grauen des Todes sprechen und dann plötzlich wieder von großer Zuversicht reden. Manche können da gar nicht so schnell umschalten.
Wir wollen uns nicht über die Schrecken des Todes hinwegmogeln. Gerade in unserer Zeit, in der so wenig über das Sterben gesprochen wird, wollen wir ganz offen und ehrlich sagen, dass das Sterben die schlimmste Bewährungsprobe des Lebens ist. Und da kann keiner von sich aus bestehen. Selbst wenn jemand stolz sagt: „Das schaffe ich, das meistere ich“, schafft er es nicht.
Vor zwei Jahren habe ich in unserem Gemeindeblatt einen Artikel geschrieben: „Die letzten Stunden vor der Hinrichtung“. Darin habe ich das Leben von Menschen beschrieben, die in der Todeszelle sitzen. Oh, das führte zu erregten Briefen! Ein Krankenhauspfarrer schrieb mir, er könne das Gemeindeblatt nicht mehr verteilen. Wenn die Leute das lesen, drehen sie durch.
Ich sehe das anders. Ich halte es für wichtig, dass wir Christen unseren Mitmenschen immer wieder sagen, was sie eigentlich wissen, aber nicht wahrhaben wollen: Wir leben in der Todeszelle. Und wenn immer wieder die Schlüsselränder klirren, weiß man nicht, wer als Nächster gerufen wird. Wer ist jetzt dran?
Die ganze Angst, die wir auch in diesen Tagen über die Gefahren wahrnehmen, die uns von der Umwelt drohen, ist letztlich Todesangst. Wann kommt das Ende? Durch was werde ich vergiftet? Wo kommt das Ende meines Lebens auf mich zu?
Gerade weil unsere Mitmenschen kaum noch vom Sterben her denken, reagieren sie oft merkwürdig, wenn plötzlich der Tod kommt – manchmal fast albern, dann wieder mit völliger Verzweiflung.
Deshalb wollen wir Christen immer wieder offen über den Ernst des Todes reden. Wir wollen sagen: Das Schlimmste am Sterben ist nicht einmal der biologische Tod – der Mediziner nennt ihn Exitus. Das Schlimmste ist, dass Gott dem Tod so viel Macht gegeben hat.
Viele haben das nie begriffen. Sie sagen dann: „Ist Gott der größte Killer? Dann müssen wir gegen Gott protestieren.“ Ja, Gott hat dem Tod Macht gegeben, weil der Tod uns ins Gericht Gottes holt. Und das ist so schlimm, wenn ich über mein schuldiges Leben im Licht Gottes Rechenschaft geben muss, dass wir uns vor dem Sterben fürchten. Das hat seinen Grund.
Und hier liegt das Wichtigste für uns Christen: Wir müssen uns vor dem Tod nicht mehr fürchten. Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen. Der Tod kommt bei Christen nicht mehr als Henker. Er holt uns nicht mehr ins Gericht.
Jetzt muss ich einfach fragen: Haben Sie Ihr Leben mit Gott in Ordnung gebracht? Das ist das Wichtigste. Leben Sie im Frieden mit Gott? Ist alle Schuld Ihres Lebens vergeben? Sind Sie jeden Tag bereit, dass Gott Sie rufen kann? Dann brauchen Sie den Tod nicht mehr zu fürchten.
Dann geschieht bei Christen das Wunderbare: Selbst das biologische Sterben wird zum Heimgang, zum Leben. Das ist eine ganz große Verwandlung. Da wollen wir an die Sterbebetten treten und rufen: „Tod, du hast doch keine Macht mehr über uns!“
Da ist doch einer, der Jesus gehört, und der singt auch im Sterben in die offenen Arme Jesu zum Leben!
Philipp Spitta hat den schönen Vers gedichtet in dem Lied „Bei dir, Jesu, will ich bleiben“:
„Bleib mir dann zur Seite stehen,
Kraut mir vor dem kalten Tod.
Als dem kühlen, scharfen Wehen
Vor dem Himmelsmorgenrot
Wird mein Auge dunkler, trüber,
Dann erleuchte meinen Geist,
Dass ich fröhlich ziehe hinüber,
Wie man nach der Heimat reist.“
Ach, ich möchte heute meinen Dank aussprechen: Herr Jesus, danke, dass du dem Tod bei mir die Macht genommen hast. Ich weiß nicht, wann meine Todesstunde kommt, und es interessiert mich auch nicht. Ich will jeden Tag bereit sein und dann zu dir eintreten in dein ewiges Reich.
Die christliche Haltung zum Tod
Darum finden sich im Neuen Testament nur wenige Sterbegeschichten. Christen sind nie rückwärts orientiert. Sie müssen nicht ständig darüber sprechen, wie schön es früher war, als der Mann noch lebte oder der Vater unter uns war. Sie pflegen nicht dauernd Erinnerungen und sagen: „Das waren noch seine letzten Worte“, oder „So sah er aus“ und „Da ist das Grab, wo wir ihn hingelegt haben.“
Christen sind doch nicht im Grab. Jesus hat gesagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ – zu dem, der neben ihm hing. Oder er sagt an anderer Stelle: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.“
In unserer Todesstunde werden wir, wenn wir im Glauben mit Jesus verbunden sind, zum Leben eingehen. Es steht nichts von einer gemütlichen Ruhepartie, die auf uns wartet, sondern vom Heimgang zum Herrn und dem Dienen bei ihm in Ewigkeit.
„Tod, wo ist dein Stachel?“ Bei denen, denen Jesus die Schuld vergeben hat, kann der Tod mit seinem Stachel nichts mehr ausrichten. Er kann nicht mehr verwunden, nicht mehr treffen und keine Angst mehr machen.
Nun muss ich fragen: Ist Ihnen die Macht des Todes genommen? Können Sie fröhlich warten, bis Jesus uns ruft, heim zu sich? Klären Sie doch einmal die Fragen Ihrer Todesstunde. Das muss die Nummer eins sein: dass Sie wissen, wohin Sie gehen. Sie sollten sagen können: „Ich bin meines Weges ganz gewiss.“
Sie müssen wissen und sagen können: „Ja, ich weiß, dass Jesus mich aufnimmt. Ich habe alles geklärt.“ Nicht, weil Sie besser sind als andere, sondern weil er Ihnen vergeben hat und Sie erlöst hat.
Das Leben, das Jesus bringt
Jetzt haben wir also darüber gesprochen: Keiner muss den Kopf hängen lassen, denn der Tod ist umfunktioniert. Ich möchte jetzt noch darüber sprechen, dass uns jetzt nur noch das Leben interessiert.
In unserer Welt wird viel, viel über den Tod gesprochen – oft erst plötzlich und nicht ganz offen. Dann reden alle darüber, wie schlimm das Sterben ist. In unserem Jahrhundert gibt es viele Erlebnisse, die uns schockieren, von millionenfachem Tod. Was ist das für eine grausame Welt, in der wir leben?
Bei uns Christen ist es dagegen merkwürdig: Selbst an einem solchen Tag reden wir nicht vom Tod, auch wenn alle anderen vom Tod sprechen. Wir reden vom Leben. Das Thema der Christen, auch am Sarg, ist nicht der Tod. Wir lassen uns nicht vom Tod das Thema vorschreiben. Wir reden vom Leben.
Ein Christ denkt auch gar nicht immer an seine Sterbestunde. Es ist uns doch so unwichtig, ob sie morgen kommt oder ob ich noch zehn Jahre habe. Es ist ja auch gar nicht so wichtig, wie viele Jahresringe ich noch zusetzen kann. Es geht eigentlich um etwas ganz anderes: Es geht darum, ob ich das Leben ergreife.
Da steht: Jesus Christus hat Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Jetzt muss ich Sie kurz mit der biblischen Redeweise vertraut machen. Die Worte werden dort nämlich anders gebraucht, als wir sonst denken.
Mit Leben ist etwas anderes gemeint. Die Bibel sagt, dass das, was man so abspult – die 70, 80 Jahre seines Lebens –, selbst wenn man ein geehrter und geachteter Mensch ist mit viel Erfolg, tot sein können, weil der Tod alles wegnimmt. Wenn Sie es einmal mit den Augen Jesu ansehen, dann ist das Sterben über so vieles gebreitet, was uns wichtig ist. Sie werden nichts mitnehmen.
Jesus hat in der Kürze seiner Wirksamkeit – es waren ja nur wenige Jahre – das Leben ans Licht gebracht, was wirklich Leben ist. Es ist etwas ganz anderes als das, was in der Tagesordnung der Welt als Leben gilt: Leben aus Gott!
Da muss ein völlig neuer Anfang her: Nicht bloß unser natürliches Leben, so wie wir es haben, von unserer Geburt an, sondern ein Leben aus Gott!
Ich muss Ihnen sagen: Das Wichtigste ist, dass Sie überhaupt einmal mit dem Leben aus Gott beginnen, dass Jesus in Ihrem Leben einen Einschnitt machen kann und Sie sagen: So, ich will nicht bloß das leben, was heute gerade alle Menschen leben. Ich will aus Gott leben, aus der Fülle.
Mein Leben soll etwas für Gott darstellen, für die Ewigkeit. Ich will in meinen ganz irdischen Aufgaben, in denen ich stehe, etwas für Gott wirken.
Leben ist ins Licht getreten, unvergängliches Wesen. Man kann jetzt auf dieser Erde ein qualitativ völlig anderes Leben haben – ein neues Leben mit Jesus. Und das wird überall in der Bibel erzählt: Da haben Leute angefangen, nicht mehr auf ihre Todesstunde hinzuleben, sondern auf die Ewigkeit.
Die Bibel nennt das ewiges Leben, das man heute schon hat – ein Leben ohne Grenze, das nicht in der Todesstunde abbricht, sondern das heute von der Nähe Jesu geprägt ist.
Die Ermutigung des Paulus an Timotheus
Unser Textwort steht im zweiten Timotheusbrief, wo der alte Kämpfer Paulus seinen jungen Mitstreiter Timotheus ermahnt. Es ist der letzte Brief, den wir aus der Feder des Paulus haben. Er wurde in der Gefangenschaft in Rom geschrieben. Man spürt, wie der alte Apostel sich auf sein eigenes Sterben vorbereitet.
Doch Paulus klagt nicht über seine Beschwerden oder die Schwere des täglichen Ablaufs seiner Leiden. Stattdessen ist er erfüllt von der Hoffnung, dass die Jungen das schaffen. Er sagt: „Timotheus, greife doch nach dem Leben! Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Zucht.“ Jetzt soll Timotheus in eine Welt des Todes hineingehen.
Damals war es die römische Welt, wo die großen Triumphbögen standen und die Menschen sich an Lebensfreude und Sinnenlust berauschten. Paulus fordert: „Du musst die Botschaft vom Leben in Rom verkündigen.“ Denn das Leben, das sie führen, ist kein echtes Leben. Selbst wenn sie alle Orgien feiern, kommt wahres Leben nur aus der Nähe Jesu. Paulus fordert, dass man das den Menschen sagt und sich nicht am Evangelium schämt. Wir haben doch die Botschaft, die Frohmacht.
Wie glücklich war Paulus am Evangelium! Und genau das wünsche ich mir auch für Sie heute: Dass die Trauer Sie nicht hinunterzieht. Viele Trauernde kreisen nur noch um den Schmerz, der sie verwundet. Doch stattdessen sollen sie aufstehen und anderen das Evangelium verkünden – gerade weil sie selbst aus der Trauer kommen.
Dann sagen sie allen Menschen in dieser Welt: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen. Und sie verkünden, dass man heute schon das neue, erfüllte und große Leben ergreifen kann.
Ein großer Missionstheologe, Gustav Warneck, hat vor vielen Jahrzehnten ein Buch geschrieben über das Evangelium in der Heidenvölkerwelt. Das Thema des Buches war „Lebenskräfte des Evangeliums“. Ich wünsche mir, dass in Ihren Familien und Häusern, bei Ihnen selbst und an den Krankenbetten der Alten im Pflegeheim die Lebenskräfte des Evangeliums sichtbar und erfahrbar werden. Dort, wo Menschen froh werden, das Evangelium preisen, glücklich sind und sagen: „Ach, wie bin ich reich! Was muss ich tun?“ Die Antwort ist einfach: Lass Jesus Herr sein über dein Leben.
Paulus hat Timotheus zugerufen: „Ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist!“ Amen.
Lebenskräfte des Evangeliums
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